Zweites Buch: Die geschichtliche Zeit beginnt

6. Kapitel: Die Ära Lugalzagisi

Iluschuma hatte als Puzur-Assur1 aus dem Felsennest Assur, wo seit der Flut kaum etwas gestanden hatte, eine blühende Stadt gemacht. Mit dem Namen Puzur-Assur sind schon die ersten Befestigungen, Tempel und Paläste verbunden, auf deren Grundmauern später immer wieder ähnliche Gebäude errichtet wurden. Es ist sehr wahrscheinlich, dass der Name der Stadt von Assur, dem mutmaßlichen Sohn des Thiras und späteren hiesigen Stadtkönigs Puzur-Assur übernommen worden ist. Nachdem Puzur-Assur zum Gottkönig Iluschuma aufgestiegen war, blieb der Name Assur immer noch mit der Stadt verbunden. Auf diese Weise wäre die göttliche Verehrung, die die Assyrer ihrem Gott Assur entgegenbrachten, noch verständlicher, als wenn Puzur-Assur lediglich der "Gottesvater" des Iluschuma gewesen wäre.

Irad-Jared ist sowohl der Gutäerkönig Erridu-Pizir, der zunächst Statthalter (Pizir = Puzur) von Assur war, als auch der auf Iluschuma (von Assur) als Großkönig folgende Sohn Irischum (von Assur), der Halbbruder des Seth-Enos- Kenan. Um die Ursachen für den unter ihm einsetzenden Verfall des Reiches herausfinden zu können, müssen wir uns mit den politischen Gegebenheiten seiner Zeit vertraut machen. Er wurde um 365 ndFl geboren, sein Sohn Prometheus, der "Sohn des Japetos" (so bezeichnet ihn Aischylos), um 400 ndFl. Jared-Japetos kann zu den sieben Erzengeln bzw. Fürsten am Hofe des Lugalzagisi gehört haben, obwohl der ihm das Reich abgenommen hatte.

Es ist jedoch auch denkbar, dass Jared-Abel (I) von seinem Halbbruder Kain, der mit Sicherheit zum Gefolge des Lugal- Zagisi gehörte, ermordet wurde. Dagegen spricht nur eines: Prometheus wurde der Schwiegersohn des Kain-Hephaistos. Es ist nicht leicht einzusehen, wieso der um seine Thronfolge Betrogene die Tochter des Mörders seines Vaters heiraten konnte. Diese Überlegung ist aber vielleicht doch etwas zu spießbürgerlich!

Wir sind immer wieder versucht, unsere bürgerliche, von der europäischen Tradition geprägte Denkweise auf frühere wie auf andere Kulturen der heutigen Welt anzuwenden. Wie wenig sinnvoll dies ist, zeigt ein Blick auf die Politik unserer Zeit. Dort findet man genügend Parallelen zu den opportunistischen Verhaltensweisen, wie sie Irischum oder Prometheus unterstellt werden könnten. Dem einen, wenn er bei seinem Thronräuber den Fürsten gespielt hätte, und bei dem anderen, wenn er die Tochter des Mannes geheiratet hätte, der seinen Vater Abel-Irischum ermordet hatte.

Möglicherweise führte eine schlimme Seuche zur Zeit der Regierung Irischums zu einer Dezimierung der Bevölkerung und damit zu einer Lähmung der Wirtschaft. Es ist nicht auszuschließen, dass bei der Geburt des "Geschöpfes des Hephaistos", seiner Tochter Pandora (* ca. 410 ndFl), die "Büchse der Pandora" geöffnet wurde, aus der die verschiedensten Krankheiten und sonstigen Übel über die Menschheit gekommen sein sollen, wie die Sage berichtet. Es könnte sich um die Poliomyelitis (Kinderlähmung) oder eine ähnliche, verwandte Art dieser Krankheit gehandelt haben, die unter anderen auch den Schmied Hephaistos gelähmt hätte. Nicht umsonst gilt auch der eindeutig mit Seth-Enos-Kenan zu identifizierende Nusku = Nergal als Seuchengott. Die Seuche kann aber auch erst später, nämlich um 444 ndFl, ausgebrochen sein. Auf die hierfür sprechenden Argumente komme ich weiter unten zurück.

Von Wirtschaftskrisen geschüttelt zerfiel das Reich, in dem Schwarzmarkt und Willkürherrschaft die Ordnung ersetzten. In erschreckenden Einzelheiten liegen uns Berichte vor, die jedem Anstand Hohn sprechen. Wucher, Ausnutzung von Notlagen, Ausbeutung Schwacher, Erpressung und Mord waren alltäglich geworden. Keine starke Hand wehrte den sich despotisch aufführenden Priesterfürsten und Stadtkönigen. Irischum wurde dieser Entwicklung offenbar nicht Herr, möglicherweise war auch er der Seuche, falls sie in dieser Zeit stattgefunden haben sollte, zum Opfer gefallen - wenn er nicht doch von seinem (Halb-)Bruder Kain ermordet worden war. Das Chaos aber gehört mit Sicherheit in diese Zeit.

Einer, dem die Zustände im zerfallenden Reich immer unerträglicher wurden, war der Sohn des von Iluschuma-Semael abgesetzten "Herrn", des Sohnes von Enuk-Duanna. Dieser Urukagina, der sich im Jahre 420 ndFl entschloss, durchzugreifen, wäre normalerweise selbst Gottkönig geworden, wenn nicht sein Vater den Thron an die Gutäer verloren gehabt hätte. Er stürzte vermutlich zunächst seinen Onkel in Umma, der ein echter Sabäer geblieben war im Gegensatz zu der Familie Henochs (I) in Uruk, die sich zum sumerischen Gottkönigtum orientiert hatte.

Der Onkel mit einem semitischen Namen war Ekstasepriester der Göttin Nisaba, der obersten Gottheit für die "semitischen" Sabäer. In Lagasch setzte Urukagina den Priesterfürsten Lugal-Anda ab, und in Adab machte er dasselbe mit dessen Partner in Schwarzmarktgeschäften und Schiebungen großen Stils, mit Lugal-Anne-Mundu. Diese Einbindung höchster Kreise in die kriminellen Machenschaften lässt auf die mafiose Struktur dieser "Gesellschaftsform" schließen. Es ist sogar denkbar, dass sich diese beiden "Lugals" (eines solchen Titels konnte sich ein einfacher Stadtkönig nicht bedienen) schon zu Gottkönigen gemacht hatten. Nähere Einzelheiten dürften hierzu schwer zu erlangen sein.

Die Sozialreform, die Urukagina mit seiner Säuberung verband, hatte vieles gemeinsam mit den Reformen Solons von Athen, die dieser etwa 250 Jahre später durchführte. Dessen so genannte Seisachtheia, also der allgemeine Schuldenerlass, war in Ägypten auch schon vor der Zeit Solons praktiziert worden. Das jüdische Halljahr, das ist der Zeitraum von sieben Jahrwochen entsprechend sieben mal sieben Jahren, kann ebenfalls als eine Variante der Reformen des Urukagina angesehen werden; denn nach einem Halljahr wurden alle Schulden erlassen.

Sozialreformen gehen immer zu Lasten der Besserverdienenden. Folglich machte sich Urukagina beim Establishment unbeliebt. Die großen Herren sannen deshalb auf den Sturz dieses unbequemen "Sozis". Sie wählten Urukaginas Vetter, den Sohn des Ekstasepriesters von Umma, zum Anführer ihrer Koalition. Dieser skrupellose und ebenso machtgierige wie fähige Mann, dem es innerhalb kurzer Zeit gelang, wieder ein Reich vom Oberen bis zum Unteren Meer auf die Beine zu stellen, hieß Lugalzagisi.

Lugalzagisi nahm Urukagina gefangen und setzte dessen Reformen außer Kraft. Stattdessen schuf er eine neue Ordnung nach Art der alten, die im Großreich der Gottkönige üblich gewesen war, indem er sich selbst zum Gottkönig machte und die Stadtfürsten wieder an die kurze Leine nahm. Als Enkel des Henoch I war er dazu zwar nicht direkt legitimiert, da der von ihm abgesetzte Vetter immerhin der Sohn eines bereits gekrönt gewesenen legitimen Herrschers war, doch mit der Billigung der "Erzengel" konnte er sich getrost als der neue "Herr" auffassen.

Im Jahre 426 ndFl trat er seine 25jährige Herrschaft an. Historisch relevantes Material zu Lugalzagisi ist dünn gesät2. Er dürfte mit Irischum, wenn der noch gelebt haben sollte, in ähnlicher Weise verfahren sein wie dessen Vater Iluschuma mit dem Vater des Urukagina. Wie ich oben schon andeutete, ist es wahrscheinlicher, dass Abel-Irischum von seinem Bruder Kain-Pitchanas von Kussara, der ein Gefolgsmann des Lugalzagisi war, umgebracht wurde.

Der historisch nachgewiesene Pitchanas von Kussara, den ich für den Vater des ebenfalls historisch echten Anittas von Kussara halte, könnte (Ja-)Put-Chiun = Kain-Hephaistos sein, der Halbbruder des Japetos-Irad = Abel-Irischum. Die Residenz Kains wäre demnach das in Ostanatolien gelegene Kussara gewesen, von dem sich die Hethiterkönige ebenso herleiteten wie von Chaldi, also von Nabu-Abel-Irad, dem Vater des Pro-Methusael. Letzterer war der Schwiegersohn des Kain-Hephaistos und der Vater des Lamech = Zeus-Adam, in welchem letzteren ich auch den hethitischen Schwertgott Scharumma sehe. Scharumma war in der realen Geschichte der Hethiterkönig Pusar-Ummas bzw. Pu-S(ch)arummas, der mit Lamech-Zeus-Adam (II) identisch ist, wie ich zeigen werde.

Die Hethiter waren folglich sowohl die Kussarer, Kossäer, Kassiten, Kasdim (hebr. Mehrz. von chesed = Chaldäer) als auch die Chalder, Chaldäer.

Kain-Schiuini, der Bruder des Abel-Chaldi, war mit der "Throngöttin" Halmaschtu verheiratet, die von Anittas von Kussara mit dieser Titulatur erwähnt wird. Es liegt daher nahe, in ihr die Mutter des Anittas zu sehen und dementsprechend in seinem mutmaßlichen Vater Pit-Chanas den Gott Schiuini bzw. Kain. Mit dem Hethiterkönig Pitchanas war vermutlich auch der König (von) Purrusch-Chanda identisch, den Sargon, der Sohn des Prometheus, besiegte. Besagter Herrscher wird eindeutig als nach Anatolien gehörend beschrieben. Wäre er mit Pitchanas von Kussara tatsächlich identisch, und wäre dieser der Vater des Anittas von Kussara gewesen, wie ich annehme, so ließe sich Licht in eine frühe Phase der Hethiter-Geschichte bringen:

Die Zerstörung von Hattusas, die besagter Anittas von Kussara rühmend sich selbst zuschreibt, steht nämlich etwas im luftleeren Raum. Wie ich an anderer Stelle schon sagte, halte ich Prometheus auch für seinen vermeintlichen Bruder Epimetheus, in dem ich nämlich Hiob-Metheus sehe, also den schwergeprüften Hiob aus dem gleichnamigen Buch des AT. Dessen Wohnort im Lande Uz dürfte meines Erachtens Chatti- S-UZ-A bzw. das kissische Susa (Herodots "Susa im kissischen Land", nämlich im Land der Kissarer bzw. Kussarer) sein, das auch Hattusas hieß.

Mit dem Lande UZ kann aber ebenso gut auch der Herrschaftsbereich des Herrschers von Purrusch-Chanda, nämlich des Puzur-Chanda, das Land PURR-UZ gemeint sein. Es kommt das viehreiche Pamphylien in Anatolien in Betracht, wo auch die Viehherden des zweiten Abel, des Hermes, später standen. Die Rinderherden nebst Eselinnen des Hiob wurden von den Sabäern geraubt, die auch die Knechte erschlugen, die die Äcker pflügten. Die Chaldäer raubten die Kamele Hiobs und erschlugen die Kameltreiber. Was geschah damals?

Kain-Pitchanas wohnte in Kussara und eroberte das benachbarte Susa, eine Stadt der Proto-Hattier, die die eigentlichen Hethiter waren, während die, die wir heute als die "Hethiter" bezeichnen, von ihren Zeitgenossen einfach nur "Perser", "Meder" oder "Lyder" genannt wurden. Dann übergab Kain-Pitchanas die Stadt an seinen Schwiegersohn Hiob- Methusael. Der wohnte hier bis zu seinem missglückten Aufstand gegen Lugalzagisi und der daran anschließenden Verbannung. In diese Zeit gehören sowohl die Überlegungen, wie die neue Religion beschaffen sein solle, als auch die schwere Seuche, die der Büchse der Pandora entstiegen sein soll - falls nicht doch die Seuche schon in die Zeit des Verfalls des Reiches unter Abel-Irischum gehören sollte.

Krankheit und Verbannung waren die beiden Plagen des Hiob, dazu kamen noch die gegen ihn gerichteten Angriffe der Sabäer, die als die mütterlichen Vorfahren des Pro-Methuel anzusehen sind, und der Chaldäer, worunter die im Lande ansässigen Protohattier verstanden werden können, und der Verlust einiger Familienmitglieder, was womöglich ebenfalls der Seuche zugeschrieben werden kann. Es wird im Buch Hiob noch von einem "Feuer Gottes" gesprochen, womit der Seuchengott Nergal-Nusku = Hephaistos gemeint sein kann, also Seth-Enos-Elkana, und von einem "Wüstenwind", der ebenfalls zu dem fiebrig-heißen Seuchen- und Feuergott gehört, dessen Tochter ("Geschöpf") Pandora bekanntlich durch das Öffnen ihrer Büchse das ganze Unheil verschuldet hatte. Hier sind eindeutige Aussagen nicht mehr zu machen.

Nachdem Prometheus verbannt worden war, bezog Pitchanas die Stadt Hattusas, während sein Sohn Anittas (* ca. 410 -420 ndFl) seine Residenz in Kussara aufschlug. Nach der Niederlage des Lugalzagisi ruhte Sargon, der vormalige Pusar-Ikunum und älteste Sohn des Pro-methus-ael, nicht eher, bis er alle Anhänger dieses verhassten Königs zur Rechenschaft gezogen hatte. So besiegte er auch den Herrscher von Purrusch-Chanda, also Puzur-Kain oder El-Chana = Vul-kan. Seinen befreiten Vater setzte er wieder in Susa ein. Es ist nicht auszuschließen, dass Anittas von Kussara gegen die Chatti des Prometheus zu Felde zog, Hattusas völlig zerstörte und Unkraut auf die Trümmer säte, wie in seiner Inschrift verlautet. Alle diese Vorgänge sind nicht leicht zu rekonstruieren. Feststeht aber, dass sowohl von Prometheus als auch von Anittas nichts mehr zu hören ist und dass Zeus-Pusar-Ummas, der jüngere Bruder des Pusar- Ikunum = Sargon (I), wieder in Hattusas residierte.

Der Aufstand des Prometheus, des Sohnes des Japetos = Irad oder Erridu-Pizir = Irischum, war ein legitimer Versuch, die Nachfolge seines Vaters anzutreten. Die Seuche, durch die Hiob vermutlich seine Frau Pandora verlor, und seine Hochzeit mit der Tochter des Henoch, mit Selene-Mahujael, müssen noch vor dem Putsch gegen den "Herrn" Lugalzagisi gelegen haben, so dass die Anwesenheit der Selene in der Höhle Endymions, dem Verbannungsort des Prometheus, aus einer legitimen ehelichen Verbindung zu erklären ist. Sie gebar in der Höhle den Sohn Zeus-Lamech. Der mutmaßliche Zeitpunkt des Putsches war das Jahr 444 ndFl, entsprechend 436 v.Chr., wie sich einerseits aus der Geschichte des Zeus und andererseits aus den Betrachtungen zum Buch Hiob ergibt.

Henoch, der unter dem Namen Matatron achter und oberster "Erzengel" am Hofe des "Herrn" Lugalzagisi war, herrschte über Medien; denn er war auch Channig-Madai = Ganymed, wie an anderer Stelle schon hergeleitet worden ist. Seine von seinem Vater Kain gebaute Stadt war Channig-alu-mitan, Channigalbat, Waschukanni (= Uausch-channig), das spätere Ekbatana. Der von den übrigen sieben Erzengeln argwöhnisch und neidisch betrachtete Henoch war vordem offenbar Mundschenk bzw. - was im Altertum dasselbe gewesen sein dürfte - Kämmerer des Lugal-Zagisi gewesen, bis dieser "Herr" ("lu-gal" bedeutet soviel wie "gottköniglicher Herr") den hochintelligenten "Knaben" auf die zweithöchste Ebene im Staate nach dem Gottkönig "entrückte". Henoch-Ganymed wird als "Knabe" bezeichnet, weil er - wie er selbst darlegte - verglichen mit den übrigen "Erzengeln" noch sehr jung war. Trotzdem verschaffte er sich den nötigen Respekt, zumal der "Herr" selbst die Anweisung erließ, dass Henoch in allen Fragen das letzte Wort habe, so als habe der König selbst gesprochen.

In die Regierungszeit des Lugalzagisi gehört auch das Heranwachsen der übrigen Söhne und Töchter des Kain-Doros- Hephaistos. Erwähnt hatte ich bereits Isaak, der bei den Griechen Tektamus (bibl. Tochu-Etam, Tachtim-Hodschi) und in Mari Idi-Ilum bzw. Jaggid-Lim (bibl. Haggedolim) hieß. Ihm und seinen Nachkommen werde ich ein ganzes Kapitel widmen. Hinweisen möchte ich hier jedoch schon auf seine Bedeutung im Buch Hiob und im Buch Richter, wo er wichtige Rollen spielt, ohne dass in diesen Büchern ausdrücklich von Isaak gesprochen wird. Er ist eine der "meistbenamten" Personen im AT, das heißt, dass er unter sehr vielen Namen im Alten Testament (AT) vorkommt. Seine Anbindung an seinen Ururenkel Abraham gehört zu den grandiosesten Schachzügen, mit denen die Zeitüberdehnung der biblischen, das heißt der jüdischen Geschichte im AT bewerkstelligt wurde.

In Mari saßen zur Zeit Lugalzagisis die Larsaiten. Genauer gesagt waren hier die larsaitischen Kronprinzen Statthalter, bis sie nach dem Tode ihres Vaters, des Königs von Larsa, auf dessen Thron folgten. Natürlich waren auch die Könige von Larsa Vasallen des Lugalzagisi, und sehr wahrscheinlich gehörten sie auch zu den "Erzengeln". Unter Iluschuma war zunächst noch der von Enuk-Duanna abgesetzte Iblul-Il Statthalter in Mari (ca. 360-386 ndFl). Auf ihn folgte Niwar-Mer (* ca 355 ndFl; ca. 386-405 ndFl), der anschließend als Nur-Adad in Larsa auf den Thron stieg (ca. 405-426 ndFl). Ebenfalls noch zur Zeit des Iluschuma wurde Apil-Kin bzw. Abischbilgi (* ca. 380 ndFl) Statthalter in Mari (ca. 405-426 ndFl) und stieg unter dem Namen Abisare auf den Thron von Larsa (ca. 426-451 ndFl). Nach ihm residierte Laasgaan (* ca. 405 ndFl) in Mari (ca. 426- 451 ndFl) und nach dem Tode seines Vorgängers unter dem Namen Gungunum in Larsa (ca. 451-460 ndFl).

Der Nachfolger Laasgaans war in Mari Idi-Ilum, also der "Isakku" (= Statthalter) Isaak. Idi-Ilum ist die Kurzform des Namens Jaggid(i)-(I)lim, der eigentlich Ja-Djid- oder Ja-Seth-Lim gelautet haben dürfte; denn Parrot benutzte sehr wahrscheinlich die französische Schreibweise für die Namensformen Djed bzw. Djid, die den Namen Seth oder Zet entsprechen. Andererseits ist die biblische Form Haggedolim des Namens Jaggidlim eher ein Hinweis auf die harte Aussprache des Namens.

Abisare und Laasgaan müssen den Wechsel zu Lugalzagisis Herrschaft gut überstanden haben. Überhaupt waren die Larsaiten immer auf der richtigen Seite; denn auch unter den Akkadern, die auf Lugalzagisi folgten, waren sie in Larsa Könige. So folgte auf Gungunum vermutlich sein Sohn Zabaya (* ca. 430 ndFl; ca. 460-486 ndFl), dessen mutmaßlicher Sohn Rim-Sin (* 466 ndFl) uns noch ausgiebig beschäftigen wird, obgleich er niemals König in Larsa war. Er war aber einer der größten Könige Mesopotamiens.

André Parrot hat in seinem Buch Rückkehr in die Vergangenheit (Hoffmann und Campe Verlag) seine Ausgrabungen in Mari und Larsa detailliert beschrieben. Ich habe diesem Buch auch die Namen entnommen. Allerdings hat er die Ähnlichkeit der Namen der "Isakkus" bzw. der "Schakkanaks" von Mari in der Larsa-Zeit und der Könige von Larsa nicht bemerkt, oder aber er wollte die Identität der Statthalter von Mari mit den namensähnlichen Königen von Larsa nicht definitiv bestätigen. Ich sehe allein schon wegen der auffälligen Ähnlichkeit bei drei aufeinander folgenden Namenspaaren keinen Grund, diese Identität zu bezweifeln.

Das Sabäische Reich Sumerischer Tradition des Lugalzagisi hatte den Putsch des Luzifer-Prometheus überstanden. Entweder hatte man diesen Hiob-Methusael (= Epimetheus ?) ins Höhlengefängnis geworfen, oder er war dorthin geflohen. In der Araratregion und nicht im Kaukasus, an den er der Sage nach geschmiedet worden sein soll, lag diese Höhle. Seine Frau, die Mondgöttin Mahujael-Selene, war bei ihm geblieben. In der Höhle gebar sie den Knaben, der mehr als vierzig Jahre später seinen Bruder töten sollte und weitere zwanzig Jahre später nach dem Sieg über die Titanen seines Schwagers Poseidon einer der mächtigsten Könige des Altertums werden sollte: Zeus-Adam-Lamech. Er ist der nach der späteren griechischen Tradition in einer Erdhöhle geborene Zeus-Erechthonios bzw. der in der jüdischen Überlieferung "aus Erde gemachte" Adam(ah). Sein Name als Gottkönig wird hier noch nicht verraten. Die Namensformen Ada-mah und La- mech können möglicherweise als Bestätigung dafür angesehen werden, dass Adam II = Lamech von Mahu-jael abstammte.

Das Jahr des Aufstandes des Widersachers Satanas (hierin scheint mir der Name Seth ebenfalls verborgen zu sein, obwohl Prometheus nur der Schwiegersohn des Seth I = Tubal- Kain-Hephaistos war) dürfte 444 ndFl gewesen sein, so dass die Geburt des Zeus-Lamech etwa ins Jahr 445 ndFl datiert werden kann. Erst im Jahre 451 ndFl konnte Prometheus frühestens von seinem ältesten Sohn befreit werden, der ihn wieder in Hattusas = Chatti-Susa im Lande Uz einsetzte, wo Hiob auch schon vor seinem Putschversuch gewohnt hatte. In dieser Stadt wurde später auch Zeus-Pusarummas "Hethiter"- König, während sein Halbbruder Sargon-Pusarikunum Großkönig war und in Akkad residierte. Vor 465 ndFl kann Zeus II kaum politisch in Erscheinung treten. Da dies erst nach dem Ende des Lugalzagisi wäre, so gehört seine Besprechung nicht mehr in dieses Kapitel.

Im Jahre 451 ndFl besiegte das mit modernen Stahlwaffen und Streitwagen ausgerüstete Heer des jungen Pusar-Ikunum, des Sohnes von Prometheus und Pandora, das schwerfällige Heer des alternden Lugalzagisi bei dessen Hauptstadt Uruk. Ikunum stellte den besiegten Gottkönig nackt in einem hölzernen Käfig vor dem Enlil-Tempel in Nippur zur Schau und trat die Nachfolge an. Insofern ist von einem gut vorbereiteten Staatsstreich auszugehen; denn Ikunum musste sich der Gefolgschaft der "Fürsten" sicher sein. Ob er sich auf den König von Larsa verlassen konnte, auf Laas-gun-gunum, ist eher zweifelhaft; denn es scheint, als habe sich dessen mutmaßlicher Sohn in Larsa auf den Thron setzen können, der auf den jungen Umstürzler gesetzt hatte. Zweifellos war der Statthalter von Mari, der "Isakku" Jaggid-Lim, ein loyaler Anhänger Ikunums. Dieser aber konnte nun seinen Vater befreien (wenn er es nicht schon vorher getan hatte), der vor wenigen Jahren mit seinem Umsturzversuch noch gescheitert war.

Jetzt war die gutäische Dynastie wieder auf dem Thron, den sie unter Puzur-Irad (Erridu-Pizir) bzw. Irischum 25 Jahre zuvor verloren hatte. Ikunum, der sich in der gutäischen Sprachform als Statthalter schon Puzur-Ikunum genannt hatte, was in der "moderneren" Form Pusar-Ikunum zu lesen wäre, machte aus dieser Bezeichnung die bekannte Legitimation: sar-ukenum = rechtmäßiger König, die zu seinem neuen und bekannteren Namen Scharrukenu oder Sargon wurde. Er baute seine neue Hauptstadt Akkad in Mesopotamien, weshalb seine Dynastie auch die Akkader genannt wird. Mit dieser Epoche befasst sich das nächste Buch. An dieser Stelle will ich aber schon auf ein Missverständnis in der konventionellen Geschichte aufmerksam machen:

Pusar-Ikunum ist nicht (Pu-)Zariku(-num) von Assur. Dieser Name gehört zu einem zweiten Sargon, der allem Anschein nach dafür gesorgt hat, dass er mit dem ersten identisch erscheint. Möglicherweise war es aber hauptsächlich der dritte Sargon, der Sohn dieses zweiten, der die Identität aller drei Sargons zu suggerieren versuchte. Er redigierte die Biografien des ersten und des zweiten Sargon in der Weise, dass seine eigene Lebensbeschreibung dabei herauskam. Immerhin wird er konventionell als Sargon II (Scharukin) bezeichnet. Seine Verdienste entsprachen aber in keiner Weise diesem anspruchsvollen Namen, wohingegen sich sein Vater Zariku, der tatsächliche Sargon II, durchaus mit dem ersten vergleichen konnte.

Zariku-Sargon II lebte zwei Jahrhunderte nach dem ersten Sargon. Er ist unter dem Namen Assurbanipal historisch greifbarer als unter seinem biblischen Namen Nimrud, der sich von dem Namen des sumerischen Kriegsgottes Ninurta herleitet. Die Namen Tukulti-Ninurta, Tiglath-Pileser und Sanherib gehören ebenso zu ihm wie die Namen Arioch bzw. Arik-den-ilu, aus denen sich der Name Zariku ableitet. Die Historiker wurden diesmal in anderer Weise irregeführt als bei ihnen sonst üblich. Während es ihnen gewöhnlich nicht darauf ankommt, aus einer einzigen Person ein halbes oder ein ganzes Dutzend zu machen, so sind sie bei Sargon dazu verleitet worden, aus zwei oder sogar drei Personen eine einzige zu bilden. Betrachtet man aber Sargon II für sich allein, so existieren von ihm mehr als ein Dutzend "Ausgaben" in der konventionellen Geschichte, die jedoch alle nicht mit "Sargon" bezeichnet werden.

Letzter Stand: 7. Juli 2012

 


 

1 Ich gehe davon aus, dass diese Identifizierung richtig ist, da sich der "Puzur" (= Statthalter) wohl kaum in dieser Eigenschaft schon "Ilu" (= Gott) nennen konnte. Es ist aber denkbar, dass sich der Vater des Iluschuma auch schon als "Puzur-Assur" (= Statthalter von Assur) bezeichnet hatte. Andere Ausdrücke für Statthalter: Pusar, Patesi.
2 Helmut Uhlig, Die Sumerer, Goldmann Sachbuch 11301: Eine sumerische Inschrift auf den Bruchstücken einer Kultvase ist die einzige, die Lugalzagisi, "Herr der Länder", hinterlassen hat. Darin dankt er Enlil, dem König der Länder, dass er ihm "die Wege vom Unteren Meer über Tigris und Euphrat bis zum Oberen Meer geebnet" hat.

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