Drittes Buch: Die Akkader-Zeit

4. Kapitel: Das dynastische Ägypten wird gegründet

Das von Menes gegründete Ägypten, also das, welches sich in den Dynastien des ägyptischen Priesters und Historiografen Manetho darstellt, bezeichnet man allgemein als das dynastische Ägypten, während man die Herrschaft der so genannten Horusdiener, die vor Menes in Unterägypten regierten, das prädynastische Ägypten nennt.

Von der Vorgeschichte des dynastischen Ägyptens gibt es nur wenige und lückenhafte Zeugnisse bis zu dem Zeitpunkt, als sich ein gewisser Narmer entschloss, nach Unterägypten zu marschieren und den Dienern des Sonnengottes Ra-Hara und des Erdgottes Chnum die Herrschaft zu entreißen. Narmer, ein Äthiopier, der aus der Gegend um Theben in Oberägypten kam, brachte den Horusdienern nach langen Kämpfen eine empfindliche Niederlage bei, nach der sich diese - wenn auch nicht gänzlich - aus der Geschichte verabschiedeten.

Horus Narmer, wie er sich zunächst nannte, arrangierte sich mit dem letzten König der prädynastischen Unterägypter dahingehend, dass sich beide die Herrschaft teilten. Das war sehr wahrscheinlich noch im Jahre des Auszugs des Isaak aus Ägypten (456 ndFl = 424 v.Chr.).

Isaak = Seth-Ef-Re = Baal-Zephon hatte noch mit den prädynastischen Magan-Königen, also den Horusdienern, zu tun gehabt; als jedoch sein Sohn Ja-ach-ib = Jakob (= vormals Jachdun-Lim von Mari) in dieses Land kam, hatte hier bereits eine neue Ära begonnen. Vermutlich war Isaak vor den aufkommenden Kämpfen mit den aus dem Süden vorrückenden Äthiopiern geflohen, oder diese hatten ihn als Verbündeten der Horusdiener vertrieben. Die Verbindung der Vertreibung Seth-Isaaks mit dem Aufkommen der Äthiopier ist insofern plausibel, da die 46jährige Regierungszeit, die man Horus Narmer = Menes, dem Gründer und ersten Herrscher des dynastischen Ägyptens, beimisst, im Jahre 457 ndFl begonnen haben müsste. Menes regierte bis 503 ndFl.

Der letzte Horusdiener Unterägyptens, mit dem sich Horus Narmer die Herrschaft teilte, war entweder der Vater des Snofru gewesen oder schon Snofru selbst, der etwa genauso alt war wie Narmer. Dieser Mit- oder Vizekönig des Horus Narmer wohnte mit ihm im selben Palast, dem so genannten Doppeltorpalast, der in der Hauptstadt von Men(es+S)nofru, in Men-nofre (ägypt. für weiße Mauer) stand, die die Griechen Memphis und die Juden Noph nannten. Hier, in dem vormaligen (Na-)Pthah, der Wohnung des Ptah, hatte Isaak den Vulkan-Tempel gebaut, der aber vermutlich ursprünglich ein Jahwe-Tempel war, der später umgedeutet wurde. Hier hatten sich auch die Naphthuchim = Naphthali dem Zug des Isaak angeschlossen. Horus Narmer wandelte seinen Namen um in Amun-Re, was der Kombination aus dem Namen des äthiopisch-oberägyptischen Sonnengottes Amun, Mni, Min bzw. Mentu (griech. Month) mit dem des libysch-unterägyptischen Sonnengottes Re-(Horus) entspricht. Im Griechischen (bei Manetho z.B.) lautet der Name des Amun(-Re) - wie oben schon erwähnt - Menes. Die Hieroglyphen für die Namen Min, Mni, Amun und Menes sind absolut gleich. Auf italienisch lautet der Name Amun-(Menes-) Re (in der Oper Aïda) Amonasro.

Mentu bzw. Month (vgl. den Stadtnamen Her-month-is für das spätere Theben, das im AT This-be heißt) kommt als Namensbestandteil (z.B. in dem Namen Mentuhotep) vor, wurde aber bald darauf durch Amun ersetzt (vgl. Amenhotep bzw. Amenophis). Die hieroglyphische Schreibweise des Namens Men-tu weicht von der des Namens Amun (I-mn-n) erheblich ab. Es hat meines Erachtens nach der Vereinigung der beiden Reiche auch eine Vereinigung der Sprache und der Schriftzeichen beider Kulturen gegeben. Hierauf kann aber hier nicht näher eingegangen werden.

Ham = Amun-Menes, der Gründer Ägyptens, wurde um etwa 435 ndFl geboren. Er war demnach nur etwas älter als Zeus (II) und Poseidon. Seine Heimat war This in Oberägypten in der Nähe der späteren Stadt Theben. Möglicherweise ist This auch Hermon-this, das als die Vorstufe Thebens gilt. Hierbei handelt es sich natürlich um das ägyptische Theben, das etwa 800 km südlich der Mündung am Nil liegt. In diese Gegend waren die Hamiten, Angehörige negroider, also dunkelhäutiger Stämme, aus dem Süden eingewandert; denn in ihrer alten Heimat (Äthiopien) verlief nach der Katastrophe Typhon 3 (Sintflut) der Äquator, während in ihrer neuen Heimat das aus alten Tagen gewohnte Klima herrschte. Theben lag ja nach Typhon 3 in der Gegend des 16. Breitengrades, wie ich schon in einem früheren Kapitel aufzeigte.

Amun-Menes gründete in Theben den ersten Amun-Tempel des neuen Ägyptens und bestellte eine Priesterschaft, die den Auftrag erhielt, auf die Einhaltung der Thronfolge zu achten. Der älteste Sohn sollte stets die Nachfolge seines Vaters als Sonnengott1 antreten. Die Priesterschaft setzte sich natürlich aus Verwandten des Königs zusammen. Ihr oblag mithin zwangsläufig die Krönung des jeweiligen neuen Pharaos, gewissermaßen als Ausdruck der Rechtmäßigkeit seiner Wahl, wodurch die Göttlichkeit des Thronfolgers zusätzlich untermauert wurde.

Dass sich die Absicht des Dynastiegründers nicht immer verwirklichen ließ, lag hauptsächlich daran, dass bisweilen kein direkter männlicher Nachkomme vorhanden war. Zu welchen Grotesken sich die Probleme auswachsen konnten, die sich hieraus ergaben, zeigen viele Beispiele in der ägyptischen Königsgeschichte. Auf diese kann hier aber ebenfalls noch nicht eingegangen werden.

Eine fast dreitausend Jahre währende Geschichte Ägyptens, wenn hierunter das dynastische bis zu seinem Aufgehen im Römischen Reich verstanden werden soll, hat es nicht gegeben. Konventionell wird aber von dieser Fiktion ausgegangen. Die dreißig Dynastien Manethos sind entweder reine Spiegelfechterei von diesem selbst, oder sie sind dadurch entstanden, dass man die Erwähnungen und Rückbezüge auf die Angaben Manethos, die nicht mehr original sondern nur noch in Zitaten bei späteren Historiografen überliefert sind, bereitwillig in eine überdehnte Chronologie hineinbaute.

Da nun diese dreißig Dynastien gewissermaßen als Rechtfertigung für die konventionelle Länge der Altertumsgeschichte herangezogen werden, muss ich hingegen zeigen, dass es sich dabei um ein Missverständnis handelt, dass diese dreißig Dynastien nämlich entweder Wiederholungen bereits aufgeführter Dynastien sind, oder dass sie weitgehend nebeneinander statt hintereinander liegen.

Unter Berücksichtigung dieser Sachverhalte wird die altägyptische Geschichte natürlich in Wirklichkeit wesentlich kürzer. Ihren Beginn sehe ich rund zweieinhalb Jahrtausende später als ihn die konventionelle Wissenschaft datiert:

Statt um 2900 v.Chr. beginnt die ägyptische Geschichte erst im Jahre 423 v.Chr. = 457 ndFl.

Diese Vorstellung ist gewiss nicht leicht zu vermitteln, da im Bewusstsein der Gegenwartsmenschen eine durchaus plausibel erscheinende Länge der ägyptischen Geschichte, wie sie in unseren Schulbüchern angegeben wird, verankert ist. Wer meinen Ausführungen jedoch bis hierher gefolgt ist, der hat sich schon daran gewöhnt, Vorurteile abzubauen. Und um nichts anderes als um ein Vorurteil handelt es sich auch bei der langen Geschichte Alt-Ägyptens.

Die Schaffung des dynastischen Ägypten lag etwa 20 Jahre vor der Ankunft des Jakob in diesem Land. Die Annahme, es sei unter dessen Mitwirkung entstanden, hat wenig oder besser: gar nichts für sich. Jakob war im Jahre 475 ndFl auf seinen Vater Isaak gefolgt, der als "isakku" Jaggid- Lim bzw. Idi-Ilum in Mari residiert hatte.

Jakob bzw. Jachdun-Lim von Mari war zu diesem Zeitpunkt 20 Jahre alt. Es ist an eine militärische Mission zu denken, die im Jahre 478/479 ndFl von dem Richter Othniel herbeigerufen wurde, da sich die vereinten Ägypter für das ganze Gebiet Edom-Kanaan-Palästina zu interessieren begannen. Es hat den Anschein, als hätten sie tatsächlich die östlich des Jordan gelegenen Gebiete erobert, und zwar mindestens das spätere Schemesch-Edom, das auch durch das Eingreifen des akkadischen Heeres unter Naram-Sin und Jakob nicht zurückgeholt werden konnte. Das ostjordanische Edom (Esau!) blieb noch lange Zeit eine ägyptische Provinz.

Es ist sogar wahrscheinlich, dass schon die Unruhen im Jahre 465 ndFl, bei denen Esau-Seir und die Richterin Debora umgekommen sein können, von Ägypten aus nach Palästina hineingetragen worden waren. Das Hauptverdienst des "Engels" Othniel, des Nachfolgers Deboras im Richteramt, hätte dann darin bestanden, den ägyptischen Einfluss auf Palästina in Grenzen zu halten.

Von Jachdun-Lim existiert ein langer historischer Text, der in Mari von André Parrot ausgegraben wurde. Darin ist von einem Sieg über sieben Könige die Rede, woraus gefolgert werden kann, dass sich Jakob schon vor seinem Maganzug unter Naram-Sin als Feldherr hervorgetan hatte. Es fällt nicht viel Licht in diese Zeit unter Sargon von Akkad. Die große Wende, das heißt neue Helligkeit, bringt erst das Jahr 486 ndFl.

Schon im Jahre 485 ndFl beschloss die Zeus-Poseidon-Gruppe den Sturz des rechtmäßigen Königs (Scharrukenu) Sargon I. Es hat den Anschein, als hätten die Kämpfe gegen die Akkader ihren Anfang in Medien genommen; denn das Heer der Umman-Manda, also des Pusar-Ummas, war hier eingefallen und verwüstete das Guti-Land, worunter Gutium oder Medien zu verstehen ist. Auf diese Ereignisse werde ich weiter unten natürlich ausführlich eingehen.

Naram-Sin war inzwischen nach Mesopotamien zurückgekehrt, während Jakob-Her in Ägypten geblieben war. In dem Namen Jakob-Her, der konventionell mit einem Hyksosfürsten verbunden wird, bedeutet das ägyptische cher Syrer bzw. ganz allgemein Ausländer. Er ist - soweit mir bekannt ist - der einzige archäologisch überlieferte Name eines Patriarchen, der exakt mit der biblischen Form übereinstimmt.

In Ägypten wurde Jakob sehr bald heimisch. Die alttestamentarische Darstellung weist hinsichtlich der Lebensbeschreibungen von Jakob und seinem angeblichen Sohn Joseph wieder erhebliche Diskrepanzen mit der Wirklichkeit auf. Dies alles wird aber erst in späteren Kapiteln zu erörtern sein.

Letzter Stand: 14. April 2014

 


 

1 Pharao; ägypt. per-aa = das große Haus oder pa-Ra = der (Gott) Re. Nach dem hebräischen pera = Fürst leitet Flavius Josephus (Arch.VIII, 6, 2) die Übersetzung König ab (Abraham Meister).


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