Schlusswort zum Band 1

Im vorliegenden ersten Band der Geschichte des Altertums in neuer Sicht wurde dem Leser vor Augen geführt, wie sich die 2000 Jahre in Luft auflösten, die überflüssigerweise in der konventionellen Geschichts-Rekonstruktion enthalten sind. Dafür wurde ein neuer Chronologierahmen erarbeitet und aufgestellt, und zwar der richtige, der von jetzt an für die Altertumskunde verbindlich ist; denn in ihn passt die Geschichte des Altertums problemlos und überzeugend hinein. Dieser Rahmen ergibt sich aus den vier Kataklysmen sowie aus dem Sintflut- oder Saekula-Kalender, dem Ussher- bzw. jüdischen Kalender "seit der Erschaffung der Welt" im Jahre 4004 v.Chr. und aus vielen Einzelaspekten, wozu auch biblische Angaben gehören. Dies alles ist vor dem Leser in anschaulicher Form ausgebreitet worden.

Entscheidend ist, dass sich die Altertumsgeschichte in diesem Chronologierahmen unterbringen lässt, ohne dass dies zu "Dunkelzeiten", zu "Zeitaltern der Wirrnisse" und sonstigen Ungereimtheiten oder gar Unverträglichkeiten führt. Es wird an keiner Stelle dieses Gesamtwerkes der Altertumsgeschichte Gewalt angetan, obwohl sie von 3000 Jahren Länge auf knapp 1000 Jahre "zusammengedrückt" werden musste. Eine derartige Reduzierung der Zeitlänge für dieselbe Geschichte, die fälschlich auf der überdehnten Zeitstrecke untergebracht wurde, ist überhaupt nur machbar, wenn diese Geschichte in Wirklichkeit nicht länger als die gekürzte Version gewesen ist. Es wäre niemals möglich, eine richtige Ereignisabfolge (= "Geschehenes", also "Geschichte") in der Wiedergabe auf ein Drittel ihrer Dauer zu verkürzen und dabei noch alle Phasen ihres Ablaufes bis in Einzelheiten präzise zu beschreiben.

Wenn auch im Band 1 lediglich eine etwas über fünfhundertjährige Teilgeschichte präsentiert wird, so kann doch an dieser Stelle schon dem Leser in Aussicht gestellt werden, dass auch die noch zu besprechende Geschichte dem Anspruch auf Vollständigkeit (in den wichtigsten Phasen), Kontinuität und Wiedergabetreue des wirklichen Geschehens genügt. Selbstverständlich wird auch im folgenden Band 2 die Verkürzung der Geschichte auf ihre richtige Länge weitergeführt. Wenn man bedenkt, dass der vorliegende Band 1 im Jahre 523 ndFl = 357 v.Chr. endet, welches Jahr konventionell in etwa mit der Geburt Alexanders des Großen verbunden wird, dann wird klar, in welchem Ausmaß die Überdehnung der Geschichte betrieben worden ist.

Ein wesentlicher Bestandteil der Geschichtsdarstellung im Band 1 war die Rehistorifizierung der Mythen und die Vorführung der alten "Götter" in der Gestalt von Dynasten aus Fleisch und Blut (Euhemerismus). Selbstverständlich kommen im Band 2 keine oder nur noch wenige ähnliche Vorgehensweisen vor, da wir es dort bereits mit einer hochgradig geschichtlichen Zeit zu tun haben. Sagen und Mythen gehören in die Frühgeschichte, während die Zeit der Dichter und Historiografen schon schärfere Umrisse zeigt und wesentlich mehr Einzelheiten erkennen lässt.

Wie ich schon im Vorwort sagte, darf die von den frühen Autoren und Geschichtsdichtern betriebene Historiografie nicht mit denselben Maßstäben gemessen werden, die wir an die moderne Geschichtswissenschaft anzulegen gewohnt sind. Begriffe wie Quellenforschung u.a. waren den Alten nicht nur fremd, sondern es fehlten zu solchen Methoden einfach die Möglichkeiten. Man verließ sich auf mehr oder weniger glaubwürdige Gewährsmänner, die zum Teil selbst nicht einmal aus eigener Anschauung berichten konnten, und auf kursierende mündliche Überlieferungen, in denen sich aber oft auch ernst zu nehmende "Kollektiverinnerungen" und Selbsterlebtes widerspiegelten.

Auch die aus eigenen Erlebnissen bezogenen Informationen waren zum großen Teil noch von mangelnder Übersicht hinsichtlich des weitergreifenden Zusammenhangs behaftet, so dass sie nicht hinreichten, den vollständigen und genauen Sachverhalt zu schildern. Ein Soldat, der einen Krieg vom ersten bis zum letzten Tag an vorderster Front mitgemacht hat, muss nicht unbedingt der geeignete Mann sein, ein Buch über Ursachen, Ablauf oder gar Hintergründe dieses Krieges zu verfassen.

Hierzu greife ich in der Zeit etwas vor, um dem Leser an einem Beispiel für einen besonders gravierenden Irrtum die Qualität solcher Historiografien deutlich zu machen:

Der griechische Geschichtsschreiber Xenophon hat in seinem Werk Anabasis den Krieg geschildert, den Kyros der Jüngere gegen seinen Bruder, den persischen Großkönig Artaxerxes Mnemon, geführt hat, und an dem er selbst teilgenommen hat (724 ndFl). Nach gewonnener Schlacht setzte Kyros seinem fliehenden Bruder nach, um ihn zum Zweikampf zu fordern. Während die zum größten Teil griechischstämmigen Söldner darauf warteten, dass Kyros nach seiner Rückkehr ihnen den ausgedungenen Sold auszahle, verkündete ihnen der Kämmerer des Kyros, Mithridates, dass - anders als vorgesehen - Artaxerxes seinen Bruder im Zweikampf getötet habe und daher weiter Großkönig sei, so dass es keinen Sold geben könne. Man solle sich schleunigst ausser Landes begeben.

Was den Söldnern verschwiegen wurde und was Xenophon daher nicht wissen konnte, war, dass Kyros zwar seines Bruders nicht habhaft geworden, aber unversehrt in Babylon eingetroffen war und als Sieger selbstverständlich den Thron des Großkönigs eingenommen hatte. Den Umstand, dass die Söldnertruppen nichts davon mitbekommen hatten, machten sich Mithridates und seine Spießgesellen, die alle namentlich bekannt sind, zunutze, indem sie den Sold für die Truppen, den Kyros zur Auszahlung bereitgelegt hatte, in die eigene Tasche steckten. Um ihre Schandtat gründlich zu vertuschen, lockten sie die Söldner noch in einen Hinterhalt und töteten alle ihre Anführer. Als neuen Anführer wählten die Truppen dann übrigens Xenophon.

So setzte Xenophon aus Unwissenheit eine Geschichtsentstellung in die Welt, die er nie korrigieren konnte. Heute gilt in konventionellen Geschichtsbüchern: Kyros der Jüngere hat nicht regiert. Was Xenophon ebenfalls nicht wissen konnte, was aber den Historikern hätte zu denken geben müssen, ist einmal die im AT (Esra, Kap. 1) überlieferte Anweisung des Kores, also des Kyros, an seinen Kämmerer Mithredat, also an Mithridates, den von Nebukadnezar seinerzeit geraubten Tempelschatz aus Jerusalem den Exiljuden in Babylon wieder zurückzugeben, und zum anderen die Angaben im Buch Daniel, die sich auf das erste und auf das dritte Jahr des Kores beziehen. Leider sind die Historiker fest davon überzeugt, dass es sich bei dem Kores im AT um Kyros den Älteren handelt, den Großvater von Kyros dem Jüngeren. Auf diese Weise entstanden neue Wirrnisse in der konventionellen Altertumsgeschichte, die ich zu gegebener Zeit natürlich entwirren werde.

Es wird dem Leser auch noch an weiteren Beispielen gezeigt werden, wie sehr sich selbst die anerkanntesten Historiografen des Altertums geirrt haben. Nur im Lichte einer berichtigten Chronologie lassen sich ihre Fehler erkennen, plausibel erklären und letztlich auch berichtigen. In den folgenden Bänden werden viele Schriften von solchen antiken Autoren für unsere Rekonstruktion der Altertumsgeschichte herangezogen werden müssen.

Auf den folgenden Seiten werde ich die Geschichtsdaten des ersten Bandes, die mir besonders wichtig erscheinen, chronologisch zusammenfassen. Am Ende dieser Übersicht greifen die Daten in den Band 2 hinüber. Ich habe die Datierung in unserer modernen Zeitrechnung und nicht in Jahren nach der Flut gewählt, damit sich der Leser, der ja vor der Lektüre dieses Buches nur mit der vor- bzw. nachchristlichen Zeitrechnung vertraut war, nochmals einen zusammenhängenden Eindruck von der richtigen, der verkürzten Geschichte verschaffen kann.
Die Geschichte des Altertums in neuer Sicht Band 1 bis 3 der Geschichte des Altertums in neuer Sicht
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