Viertes Buch: Das Sechste Saeculum

6. Kapitel: Ägypten nach der Flut des Ogyges

Kennern der griechischen Mythologie fällt immer wieder die Unentschlossenheit der modernen Interpreten auf, sich für eine bestimmte Reihenfolge zweier Fluten zu entscheiden, die in der griechischen Überlieferung eine Rolle spielen, nämlich der ogygischen und der deukalischen Flut. Das liegt zu einem großen Teil aber auch daran, dass schon im Altertum nicht mehr exakt zwischen der einen und der anderen Flut unterschieden werden konnte. Erst recht ist man heute nicht in der Lage, diese beiden Flutkatastrophen zu datieren. Ich meine nun, dass kein Zweifel daran bestehen kann, dass beide Fluten nicht nur historisch echt sind, sondern dass sie auch datierbar sind, dass sie

erstens nach kretisch-minoischen Herrschern benannt wurden und
zweitens in der bekannten Reihenfolge dieser Herrscher stattfanden.

Es handelt sich bei Ogyges um den Sohn Androgeus des Minos mit der Amun-Menes-Tochter Pasiphaë, nach dem Kreta den Namen "Insel des Ogyges" führte, und bei Deukalion um den angeblichen Sohn des Minos, der aber in Wirklichkeit der Sohn des Minotauros-Katreus war. Die "Flut des Deukalion" ist als eine Folge der Exodus-Katastrophe Typhon 4 aufzufassen, die 86 Jahre nach der "Flut des Ogyges" stattfand, die ihrerseits eine Folge der Thera-Katastrophe war.

Während der geschichtlichen Umwälzungen des Jahres 537/538 ndFl regierte demnach auf Kreta Androgeus-Ogyges, dessen Palast in Knossos durch die im vorigen Kapitel bereits beschriebenen unterschiedlichen Erscheinungsformen der Thera-Katastrophe in Mitleidenschaft gezogen wurde. Androgeus war erst wenige Jahre vorher (530/1 ndFl) auf seinen in Sizilien umgekommenen Vater Minos-Kretheus (= Minyas-Echion, Menoikeos) gefolgt. Wir werden ihn aber noch im Jahre 560/1 ndFl antreffen, in dem er von Aigeus, dem Sohn des Pandion(ysos), ermordet werden wird.

Die Ursachen der Fluten waren zwar verschieden, aber das hinderte sie nicht daran, dass sie verwechselt wurden. Eine dieser Verwechslungen kennen wir aus dem Alten Testament, wo der Pharao bei der Verfolgung der Israeliten im Roten Meer ertrunken sein soll (2. Mose 14, 28). Nach meiner berichtigten Chronologie geschah dies 90 Jahre früher und meiner richtiggestellten biblischen Geschichte zufolge bei einer anderen Gelegenheit und an einer anderen Stelle. Jener Pharao aber, der Aaron-Moschäch aus dem Lande jagte, brauchte das Risiko einer Durchquerung des Roten Meeres ohnehin nicht einzugehen, da er die "Chabiru" (= Fremdarbeiter, "Hebräer") nicht zurückzuholen gedachte.

Der Leser ahnt schon, dass der Pharao, der mit seinem Heer ertrank, Seth-Schu-Thum gewesen sein müsse, und dass diese Katastrophe gewiss mit der "Flut des Ogyges" zusammenhing. Es war in der Tat so; aber woher nehme ich die Gewissheit, solches zu behaupten?

Im Museum von Ismailia in Ägypten wird ein Schrein aufbewahrt, der schon eine unrühmliche Vergangenheit als Viehtrog hinter sich hat. Er ist mit einer Inschrift bedeckt, die bei ihrer ersten Übersetzung Kopfschütteln hervorrief. Die darin erzählten Begebenheiten werden als "mythisch" abgetan, was aus dem Munde der Schulwissenschaft soviel bedeutet wie "Unsinn"; denn der Inhalt dieses Textes ließ sich nirgendwo in der damals schon entstellten Geschichte Ägyptens unterbringen. Es ist darin von Katastrophen die Rede, die es ja bekanntlich ohnehin nicht gegeben haben durfte, weil so etwas nicht ins viktorianische Bild der Erd- und Altertums-Geschichte passte. Da werden aber auch Namen aufgeführt, die das Dynastienkarussel Manethos nicht ausweist, was sie wiederum verdächtig macht, nicht zu den historisch anerkannten Königen gehört zu haben. Aber sowenig wie die Geschichte, die auf dem Naos von el-Arish (so wird dieser Schrein bezeichnet) erzählt wird, sind auch die Könige "mythisch".

Velikovsky1 hat den Versuch gemacht, diese Inschrift mit dem Exodus (= Auszug der Juden aus Ägypten) in Verbindung zu bringen, was angesichts der Vernichtung des ägyptischen Heeres durch eine Meeresflut, wie dies in der besagten Inschrift geschildert wird, auch plausibel erscheint. Die Namen der inschriftlich erwähnten Personen gehören jedoch in eine frühere Zeit, nämlich zu der Flut des Ogyges und nicht zu der des Deukalion, was für Velikovsky noch nicht ersichtlich war.

Die Naos-Inschrift selbst stammt aus ptolemäischer, also hellenistischer Zeit. Sie ist demnach nicht zeitgenössisch. Daher kann auch hier mit Verwechslungen der Thera- mit der Exodus-Katastrophe Typhon 4 gerechnet werden, für die es aber in der berichtigten Sicht der Geschichte einwandfreie Unterscheidungsmerkmale gibt. Die Frage ist nur, weshalb rund zweihundert Jahre nach der Thera-Katastrophe bzw. nach der ogygischen Flut noch eine Kultstätte eingerichtet wurde, die an das Flutereignis sehr detailliert erinnern sollte. Ich glaube, die Antwort geben zu können:

Die Naos-Inschrift wurde von einem offensichtlichen Gegner des Anubis II verfasst, eines Sohnes des Seth = Sethos I. Dieser A-nub-is war Ramses Necht-A-neb-chepesch Sa-ti-Re, der auch Nektanebos und Ptolemaios-Soter(-Lathyre) war, der Sohn des Ptolemaios-Euergetes(-Physkos). Dies alles gehört natürlich erst in ein viel späteres Kapitel. Ich sagte aber bereits, dass die Ptolemäer bzw. Ptah-Ra-messu die Nachfahren des Ptah-Ap(oph)is-Achmose waren, der in der Zeit der Thera-Katastrophe die Sethariden zunächst erst einmal absetzte. Folglich waren die Ptolemäer Sethos-Euergetes-(Physkos) und Anubis-Soter(-Lathyre) gar keine echten Sethariden in väterlicher Abstammung, sondern sie hatten sich die Namen aus einer weiblichen Nebenlinie angeeignet, was wiederum für einen "echten" Sethariden eine Provokation dargestellt haben muss.

Es gab zur Zeit des Ptolemaios Nektanebos-Soter offenbar noch einen direkten männlichen Nachfahren der Setharidenlinie, der den Ptolemäern den Thron streitig machte und dem es auch gelungen sein muss, für einige Zeit den Palast "Ramses' III" im Delta zu bewohnen, wo er dann die Naos-Inschrift verfasste. Die Abqualifizierung der "Begleiter des Apophis", die nicht beim Namen genannt werden, spricht nicht für die Abfassung der Inschrift durch einen Ptolemäer. Vielmehr steht deren Verfasser eindeutig auf der Seite des entrechteten Geb-Anubis, also des Anubis I, der tatsächlich noch im Alter von 94 Jahren Pharao wurde. Zu diesem Zeitpunkt war er - wie in einem früheren Kapitel schon besprochen wurde - bereits seit fast 90 Jahren gekrönt. Seine Nachfahren wurden bis in die Enkelgeneration Pharaonen.

Der Erbfolgestreit, der am Beginn der Pharaonenschaft des Anubis I gestanden und zur Absetzung des Chus-Thutmoses I geführt hatte, des Sohnes von Apophis-Achmose, setzte sich durch die folgenden zweihundert Jahre fort. Dies alles ist jedoch erst in späteren Kapiteln zu besprechen. Zunächst verfolgen wir das in der Inschrift überlieferte Geschehen von Anfang an:

Seth IV und Anubis I sind die Hauptpersonen auf der ägyptischen Seite, während Hermes-Thot und Apophis-Epaphos = Ptah-Apis (ein weiterer Name für ihn ist Hapi), sodann die Amoriter Sabu-Saul-Salatis und Perseus die Hauptdarsteller der Gegenseite sind. Die Verbündeten werden inschriftlich als die Kinder (Begleiter) des Apophis bezeichnet. Seth IV erscheint in der Naos-Inschrift als König Thum, er wird aber auch Seine Majestät Schu genannt. Es herrschte damals eine große Finsternis, deren Ursache bei der Abfassung der Inschrift offenbar nicht mehr bekannt war. Jedenfalls lässt sie darüber nichts verlauten.

Die Inschrift berichtet, dass Schu-Thum mit seinen Soldaten den Eindringlingen entgegengezogen sei und sie offenbar im Osten des Deltas erwartet habe. Er habe den Befehl gegeben, in die helle Gegend von Bahdit auszuweichen, also in Richtung auf das östlich des Deltas gelegene Bechdet oder Baal-Zephon an der damaligen Nordspitze Ägyptens, um dort unseren Vater Re-Harachte wiederzufinden, also die Sonne. Das sind lauter Beziehungen zu den Vorfahren des Seth-Schu-Thum:

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|  Baal-Zephon = Baal-Djed, Bahdit, Bechdet   = Seth II  |
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|  Re-Harachte = Re-Hara Acha-Tetej, Poseidon = Seth III |
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|  Schu-Thum   = Se-chem-ib (A)Tlas, Aton     = Seth IV  |
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Die Naos-Inschrift erzählt weiter, dass die Eindringlinge im Schutze der Finsternis ins Land gekommen seien, woraus zu schließen ist, dass die Thera-Explosion bereits geschehen ist und auch noch nicht lange zurückliegen kann. Das wiederum lässt den Schluss zu, dass - wie von uns auch angenommen - die Evakuierung der Kaph-Theraïter der Explosion voraufgegangen sein muss, da die Kaphthoriter im Gefolge der Begleiter des Ap(oph)is zu vermuten sind. Der Caldera-Einsturz steht jedoch noch bevor.

Hauptursächlich für die Finsternis ist natürlich die bis in die Stratosphäre reichende hohe Partikelbelastung der Atmosphäre als Folge des enormen Tephra-Auswurfs. Durch sie wird die Einstrahlung der Sonne stark reduziert, was natürlich in Bechdet nicht anders gewesen sein dürfte als sonstwo in der Deltaregion.

"Seine Majestät von Schu begann, gegen die Begleiter des Apophis zu kämpfen", so fährt die Naos-Inschrift fort, die von Griffith übersetzt und in seiner Schrift The Antiquities of Tell el-Yahudijeh veröffentlicht wurde. Das entbehrt nicht einer gewissen Pikanterie; denn der Hügel von Tell el-Yahudijeh barg den Palast Ramses' III, der aber niemand anderer ist als der oben erwähnte Necht-Aneb Sati-Re bzw. Nektanebos-Soter (= Anubis II sowie ein Ptolemäer, dem irrtümlich die laufende Nummer I gegeben wurde, der aber unter der Nummer IX als Ptolemaios Soter-Lathyre wieder erscheint). Anubis I wird in der Naos-Inschrift Geb genannt, was sich von Anez-jeb ableiten lässt, einem Namen der 1. Dynastie, wo an derselben Stelle auch der Name Miëbis erscheint, der wiederum direkt auf den Namen Anu-bis hindeutet.

Aus dem Kampf, den die Inschrift erwähnt, wurde keine große Schlacht. Griffith übersetzt: "Als nun Seine Majestät von Re-Harmachis (Eig.Anm.: dieser Name gilt allgemein als unverständlich) in diesem Gewässer, dem Orte des Strudels, gegen die Übeltäter kämpfte, konnten sie nicht über Seine Majestät den Sieg davontragen. Seine Majestät sprang in den so genannten Ort des Strudels." Der Pharao wurde, so berichtet die Inschrift weiter, durch eine große Kraft himmelwärts geworfen. Dann wird lakonisch festgestellt, dass "Seine Majestät nicht mehr am Leben war".

Wenn bei dieser Übersetzung schon die richtige Vorstellung von dem Geschehen vorgeherrscht hätte, dann würde sie mit Sicherheit in anderen Worten gehalten sein. Für Griffith war diese Horrorszene ein absolut unhistorischer oder zumindest ein nicht unterzubringender Vorfall. Für den Verfasser der Inschrift, der seinen Sitz zweifellos in jenem Teil des Deltas hatte, der heute Tell el-Yahudijeh genannt wird, lagen diese Ereignisse mehr als zweihundert Jahre zurück. Später wurde der Naos verschleppt und landete am Ende als Viehtrog in der Gegend von el-Arisch, dem alten Auaris am Bach Ägyptens, dem Grenzfluss nach Alt-Israel. Zeitweise wurde er als Sarkophag Alexanders des Großen angesehen2.

Unter den "Begleitern des Apophis" befand sich natürlich auch Perseus von Karkemisch, der sich als Herr dieser Gorgonenstadt mit der Chimäre, dem Gorgonen-Haupt, auf seinem Schild schmücken konnte, bei dessen Anblick seine Gegner vor Schrecken versteinert worden sein sollen. Er war der Sage nach herbeigerufen worden, um der Andromeda zu Hilfe zu kommen, der Tochter des Königs Kepheus von Äthiopien, die an einen Felsen im Meer angekettet war und darauf wartete, von einem von Poseidon gesandten Meeresungeheuer mit Namen Cetus (griech. Ketos) "abgeholt" zu werden. Die Verbindung von Äthiopien hin zum Meer ist etwas umständlich, so dass man schon vermutet hat, es sei mit Äthiopien die Insel Rhodos gemeint.

Für unsere Betrachtung ergeben sich hier keine Probleme, da wir die historischen Verhältnisse besser kennen und wissen, dass Cet-us nicht ein Meeresungeheuer, sondern der Sohn Zet = Seth oder sogar der Enkel Zetes-Phrix-Anubis des Athotis-Poseidon ist. Ob nun der Vater Zet dem Sohn Zetes den Spaß an seiner Braut verdarb, indem er sie erst einmal selbst verführte, also mit seiner eigenen Enkelin Andromeda die "Ehe" vollzog, oder was auch immer der Grund für den Hilferuf nach Amurru war, ist nicht mit Sicherheit zu sagen. Vermutlich hatten Cheops-Kepheus auch noch ganz andere Gründe dazu bewogen, die Amoriter herbeizurufen, die sich gerade in Udjaru befanden, wo Samla von Masrech sich zum König von Edom hatte ausrufen lassen: Samuel = Jaschmach-Adad von Ma(s)ri(ch).

Der Inschrift zufolge machte sich Seine Majestät Geb, ein Sohn des Pharao, hinter dem sich ganz deutlich der bereits gekrönte Ramses-Anubis I verbirgt, auf den Weg, um Erkundigungen über den Tod seines Vaters einzuziehen. Mitleid mit dem jungen Mann kommt auf. Er zieht sich Brandwunden zu. Augenzeugen geben ihm Auskunft über alles, was Re in Yat Nebes zustieß, in den Kämpfen des Königs Thum. Von Yat Nebes kamen auch die Kinder des Apophis, die Rebellen, die in Udjaru und in der Wüste sind. Das ist nicht der Bericht eines Ptolemäers, eines Sohnes des Ptah-Apophis. Ein Nachfahre des Seth wirbt hier um Gunst. Zur Geographie ließe sich sagen, dass die Wüste Udjaru wohl die zeitgenössische Bezeichnung für das ehemalige Edom-West bzw. Juda war, wo sich später die Wüste Juda befand. Yat-Nebes könnte das Nildelta sein.

Der Prinz, so berichtet die Inschrift weiter, zog sich vor den Angreifern zurück, aber er ging nicht nach On (= Iono, ägyptischer Name für Heliopolis, die Residenzstadt des Seth-Schu-Thum = Tem, des großen Gottes von Heliopolis und ersten Gottmenschen auf Erden). Die Räuber des Szepters nahmen ihm sein Erbe ab. Auch hier ist bei der Übersetzung gar keine oder eine falsche Vorstellung von dem Geschehen vorhanden gewesen. Ganz besonders deutlich wird das, wenn es weiter heißt, der Prinz (in Wirklichkeit war er ja mit dem Tode seines Vaters schlagartig Seine Majestät, nämlich gekrönter Pharao) habe sich in seiner ländlichen Residenz Ty-Taui im Lande der Henu-Pflanzen eingeschlossen, von wo aus er einen erfolglosen Versuch unternommen habe, sich mit den Fremden und den Amu (!) in Verbindung zu setzen, um sie zu veranlassen, aus dem Lande wieder abzuziehen.

In der Unterscheidung zwischen "Fremden" und "Amu"(rru = Amoriter) liegt zum einen ein Hinweis auf die gemischte Zusammensetzung der Gruppe und zum anderen der direkte Beweis dafür, dass es sich bei der einen Gruppe um Amoriter handelt, wovon wir ja auch ausgegangen waren. Die als die Fremden bezeichnete Gruppe müssten demnach die Kaphthoriter sein, die direkten Untertanen des Seth-Atlas, die sich nun im Gefolge des Apophis befanden, der sich mehr und besser um sie gekümmert hatte als ihr Landesvater.

Mit den Worten "Was mit dem unglücklichen Prinzen geschah, ist unbekannt; sein Ende war sicher beklagenswert" verabschiedet sich Velikovsky von Geb. Dieser Geb wird uns noch bis ins Jahr 624 ndFl beschäftigen; denn er ist niemand anderer als pa-Inez-Geb bzw. Peinozem-Echnamun-Ramses III/ VIII, der langregierende Pharao Phiops-Anubis-Ramses VIII und Phrix, der Sohn des Athamas-Thum-Tem-Timaios und der Nephele-Nephthys.

Manetho hat den Pharao, in dessen Zeit der Sturm der himmlischen Ungnade noch vor (!) der Hyksos-Invasion losbrach, Tutimaios genannt. Hyksos bedeutet auch hier wieder Fremdherrscher; es sind diesmal jedoch nicht nur Amu, sondern auch Apophes darunter. Aber wiederum ist Salatis-Saul der Anführer der Amu(rriter) - wie vor 34 Jahren, als derselbe Apophis-Achmose, auf dessen Seite er jetzt kämpft, als General des Osiris sein Gegner war.

Ich nehme es gleich vorweg: Die ländliche Residenz Ty-Taui oder Tuat im Lande der "Henu"- oder "Hen.t"-Pflanzen ist die spätere ägyptische "Apotheke" Kolchis, welches als Verbannungsort des Phrix aus der griechischen Mythologie hervorgeht. Da ich an dieser Stelle nicht auf die zahlreichen wortspielerischen Verbindungen eingehen kann, die mit hent, dem Krokodil des Seth, worunter auch ein Drache verstanden werden kann, und mit hennti, dem Pflüger verknüpft sind, bringe ich lediglich als Kurzfassung in Erinnerung:

Jason pflügte im Hain des Ares, also des Stammvaters Seth-Doros-Kain aller Seths, am Araxes-Fluss in Kolchis und säte die Zähne, die er dem von ihm getöteten Drachen ausgezogen hatte, der das Goldene Vlies bewacht hatte, das von Phrix nach Kolchis gebracht worden war. Der Drache war der Sohn des Ares. Wir kennen ihn auch als Python, der von Kadmos im griechischen Theben erschlagen wurde. Von Kadmos wird ebenfalls gesagt, er habe Drachenzähne ausgesät, aus denen die Sparten auf dieselbe Weise entstanden seien wie die Krieger, die Jason in Kolchis besiegen musste.

Zu der henu-Pflanze ist noch zu sagen, dass es sich dabei sehr wahrscheinlich um die Herbstzeitlose handelt, deren botanischer Name Colchicum autumnale auf Kolchis hinweist, das im Altertum die "Apotheke" Ägyptens war und wo diese für das europäische Grasland typische Pflanze ein Hauptvorkommen hatte. Sie gehört zu den Liliengewächsen und ähnelt in vieler Hinsicht dem Krokus. Ihre Samen und Knollen sind reich an dem sehr giftigen Alkaloid Kolchizin, das als schmerzstillendes Mittel gegen Gicht verwendet wird. Es kann aber auch der zu den Schwertliliengewächsen (Iridaceae) gehörende Krokus (griech. krókos = Safran) mit der henu-Pflanze gemeint sein, die ihre Herkunft ebenfalls von der Schwarzmeerküste ableitet und die von Temple mit der "Safran"-Farbe des Goldenen Vlieses in Beziehung gesetzt wird.3 Allerdings liefert nur der hellviolett blühende Crocus sativus (Wilder Safran, Zeitlose) das Safran-Gewürz.

Der Versuch des in Zurückgezogenheit lebenden Geb-Phrix, mit den Amu über den Abzug der Fremdherrscher (= "Hyksos") zu verhandeln, kann durchaus von Kolchis aus unternommen worden sein. Es ist sogar möglich, dass diese Verhandlungen letztlich Erfolg hatten; denn zum einen müssen die Amu zum Zeitpunkt dieser Gespräche nicht mehr die Fremdherrscher in Ägypten gewesen sein, und zum anderen steht fest, dass Anubis-Lykos = Geb-Phrix-Phiops nach einiger Zeit in seine Heimat zurückkehrte und tatsächlich - wenn auch erst im hohen Alter - Pharao wurde. Die priesterlichen Weihen zu diesem Amt hatte er ja bereits als Kind bekommen.

Das würde bedeuten, dass ihm die Amu(rriter) oder Truppen aus Kolchis dabei geholfen haben, die von ihm als "Fremdherrscher" aufgefassten "Apophes" zu besiegen. Ohne die Unterstützung durch Truppen, die in diesem Falle aber nur Ausländer gewesen sein können, wäre es ihm nicht möglich gewesen, in Ägypten wieder Fuß zu fassen. Wir werden jenen von mir als den libyschen Krieg bezeichneten Feldzug noch kennenlernen, durch den der Heimkehrer die Truppen des Apophis-Achmose (Se-chetep-ib-Re) überwand. Seine Helfer könnten die Phönizier (= Tjeker, Tager, Kar-Thager) gewesen sein.

Nicht auszuschließen ist, dass Phrix' erster, verfrühter Versuch, sich die Amu zu Verbündeten zu machen, in der Tat fehlgeschlagen ist, wie die Naos-Inschrift erkennen lässt. Dieses Bündnis könnte er Hammurabi (ab dem Jahre 546 ndFl) vorgeschlagen haben oder - was noch wahrscheinlicher ist - seinem ehemaligen Gegner Perseus, der zwar ein "Begleiter des Apophis" gewesen war, dessen Gefolgsmann Phrix-Anubis aber geworden war, nachdem Perseus-Sandon sich von Hellas nach Kleinasien abgesetzt hatte (ebenfalls ab 546 ndFl). Darauf komme ich zu gegebener Zeit wieder zurück. Der erfolgreiche Libyen-Feldzug des Phrix-Anubis fand erst im Jahre 567 ndFl statt, also 30 Jahre nach der Exilierung des Geb. Es scheint tatsächlich so, als habe Perseus, der damals in Kleinasien den Namen Amun-Nesch bzw. Ammunas angenommen haben dürfte, seine Hand dabei im Spiele gehabt.

Die "Rebellen", also die Apophes und die Amu, die im Jahre 537/538 ndFl aus der "Wüste Udja-ru" (Juda) kamen, raubten dem jungen Pharao Geb-Anubis das Szepter nicht mit Gewalt. Eines jener typischen ägyptischen "Märchen", in denen doch mehr Wahrheit steckt als die Bezeichnung "Märchen" vermuten lässt, unterrichtet uns darüber, dass ein Gerichtshof unter Leitung des Thot zusammentrat, der darüber befinden sollte, ob die Geburt des Horus, des Sohnes von Osiris und Isis, legitim gewesen sei oder nicht. Von Seth sei diese Legitimität bestritten worden.

Selbst bei oberflächlichem Hinsehen erkennt man, dass es hier darum geht, die Legitimität der Thronbesteigung des Seth und der vorzeitigen Krönung des Anubis der Thronfolgeberechtigung des Horus gegenüber aufzuwiegen. Hermes-Thot musste den Anhängern des Seth und des Anubis klarmachen, dass die voreilige Krönung des Geb-Anubis mindestens ebenso anfechtbar war wie die Machtergreifung des Zet-Seth durch die Ermordung des Zer-Osiris, mit dem er in einem Vertragsverhältnis gestanden hatte.

Die Partei des Seth-Schu-Thum und des Anubis-Phiops wurde von Cheops, dem Schwiegersohn des Seth, angeführt, und zwar allein aus der Furcht heraus, er könne seinen Posten als Vizekönig Kepheus von Äthiopien verlieren, da Hermes- Thot-Ebana (= Nabu-Merkur, Nebajoth) wieder auf diesen Posten reflektiert haben dürfte, den Ebana vom Elkabgau schon unter Amun-Menes eingenommen zu haben scheint. Wenn man bedenkt, dass es Kepheus-Cheops gewesen sein könnte, der die Amu zu Hilfe rief gegen Seth, dann ist seine Enttäuschung darüber, dass die Amu nicht allein, sondern mit seinen Konkurrenten Hermes-Thot und Ap(oph)is-Ptah auf der Bildfläche erschienen, umso verständlicher. Das Gericht kam schließlich zu folgendem Urteil:

A) Die Geburt des Horus war legitim, folglich war er auch der rechtmäßige Nachfolger des Osiris, der seinerseits

B) rehabilitiert wurde als rechtmäßiger Pharao vor der widerrechtlichen Inbesitznahme Ägyptens durch Seth, der vertragsbrüchig geworden war. Seth war sowenig wie sein Vater Poseidon nie Pharao rechtens gewesen, sondern nur König von Unterägypten gemäß seinem Vertrag mit Osiris.

C) Die Krönung des Ramses-Geb-Anubis zum Pharao-Nachfolger eines Nicht-Pharao kann daher nur null und nichtig gewesen sein.

Aufgrund dieses Rechtstitels ergingen folgende Beschlüsse:

1. Neuer Pharao wird Horus Cha-se-chem-ui-ef-Re, der Sohn des Osiris. Er erscheint in der 2. Dynastie unter dem Namen Chasechem(ui) und als Horus Cha-ef-Re (Chephren) in der 4. Dynastie. Chephren wird stets mit dem Horus-Falken im Nacken dargestellt. Seine Standbilder tragen ausschließlich den Namen Cha-ef-Re, woraus zu schließen ist, dass die Standbilder mit dem Namenszug Cha-se-chem bzw. Cha-se-chem-ui der Zeit vor seiner Inthronisation als Pharao zuzuschreiben sind.

2. Phrix-Anubis-Geb wird des Landes verwiesen. Hermes-Thot stellt ihm einen goldenen Widder, worunter das schnelle Staatsschiff des Seth-Thum-Aton mit dem goldenen Segel, dem Symbol der Sonne, und dem Widder, dem Aton-Emblem, zu verstehen ist. Man beachte die große Übereinstimmung mit der griechischen Sage von Phrix und Helle! Letztere dürfte als die Tochter Nefert des Athamas-Seth und der Nephele-Nephthys ebenfalls landesverwiesen worden sein. Sie war bis dahin die Gemahlin des Sebek-em-saf gewesen, des wichtigsten Sohnes (Levi) von Jakob.

3. Cheops wird, obwohl ursprünglich ein Anhänger des Seth, weil er aber maßgeblich an dessen Absetzung beteiligt war, Vizekönig von Unterägypten in Memphis. Sein Sohn Ameni (* ca. 535 ndFl), der spätere Amen-em-het-kau-Hor (A-kau-hor, Men-kau-hor bzw. Men-kau-Re = Mykerinos), der vermutlich nicht von der Seth-Tochter Kassiopeia stammte wie Andromeda, bekam später den Antilopengau, den zuvor sein Vater Chnemhotep (= Chnem-Chefu, Cheops, Kepheus) verwaltet hatte. Falls er von einer älteren Gemahlin des Cheops abstammen sollte und etwa zwischen 510 und 515 ndFl geboren wurde, so war er alt genug und konnte diesen Posten schon sogleich übernehmen. Seine Residenz dürfte der Geburtsort Menat-Chufu seines Vaters gewesen sein, das heutige Beni-Hasan, wo sich das bereits erwähnte Grab des Chnemhotep mit der Abbildung des Abscha, Herrschers des Berglandes befindet, hinter dem sich bekanntlich Jakobs Sohn Sebek-em-saf (= Levi) verbirgt.

4. Thot-Hermes verzichtet wahrscheinlich auf Güterbesitz und zieht sich wieder nach Schmun zurück, das die Griechen Hermopolis nannten. Dafür übernimmt sein Sohn Apophis-Achmose den Thron des Vizekönigs von Oberägypten (Äthiopien), dessen Residenz vermutlich Elkab-Nechen wird, die Horus- bzw. "Falken-Stadt" (griech. = Hierakonpolis), in der schon sein Vater Ebana vom Elkabgau residiert hatte. Es ist nicht auszuschließen, dass er von hier aus Theben zu seiner Hauptstadt ausbaute, da die Stadt Hermonthis von einem der Mentu-hoteps zur Hauptstadt gemacht wurde und diese Stadt als Keimzelle von Theben gilt. Der Reichsgründer Se-chetep-ib-Re bzw. Achmose Neb-pechti-Re war auch Mentuhotep Neb-chepet-Re und womöglich eben jener Förderer Thebens.

5. Sebek-em-saf, der Sohn des Jakob mit einer Tochter des Amun-Menes, wird Gaufürst von This, der alten Thiniten-Stadt, in der der Gott Min (= Imn, Amun), Month oder Mentu verehrt wurde. Die beiden Mentuhoteps Antef I und Antef II hatten vorher hier nacheinander als Gaufürsten residiert. Auch sie waren Nachfahren Jakobs über dessen Tochter Dina, Daphne bzw. Tef-Nut, die mit "Si-chem" Amun-Menes verheiratet war. Antef I kam bereits in dem Kampf gegen Osiris, dem er zur Zeit der Belagerung der Hyksos in den Rücken gefallen war, ums Leben (ca. 510 ndFl). Antef II scheint sich mit Seth IV arrangiert zu haben und fiel vermutlich an dessen Seite. Genaues ist hierüber nicht in Erfahrung zu bringen.

Der Name Mentu oder Month steckt vermutlich auch in dem Namen der Stadt Her-month-is, die womöglich mit This identisch ist. Dann wäre Theben auf dem Boden von This gebaut worden, was konventionell nicht so gesehen wird. Auf jeden Fall bekam Apophis-Achmose später mit den Gaufürsten von This dieselben Probleme, die er auch mit den Gaufürsten von Theben hatte. Hierauf werde ich weiter unten noch ausführlich zu sprechen kommen. Auf all die etymologischen Querverbindungen, die mit dem Namen Hermonthis anzustellen sind, kann ich hier ebenfalls nicht weiter eingehen.

In der griechischen Mythologie spielt sich die Geschichte mit Phrix und Helle zunächst auf dem griechischen Festland ab, und zwar in dem am Fuße des Laphystion-Gebirges gelegenen minyischen Orchomenos. Hier sollen die beiden Kinder des Königs Athamas mit der Nephele auf Veranlassung Inos, der zweiten Frau des Athamas, zur Behebung der Unfruchtbarkeit des Landes dem laphystischen Zeus geopfert werden. Nephele (griech. für Wolke) entführt ihre Kinder jedoch durch die Luft auf einem von Hermes (beachte Thot'scher Gerichtshof!) geschenkten Widder mit einem goldenem Fell (= Vlies). Helle stürzt dabei in den nach ihr benannten Hellespont (= Dardanellen). Athamas steht auch zu dem athamantischen Gefilde bei Halos in der thessalischen Phthiotis in Beziehung, woraus ich schließe, dass dieser Name von hier auf den ähnlich klingenden Namen Radamanthos übertragen wurde, der sich von Radames = Ra-Djed-ef bzw. Re-Seth ableitet. Eine geographische Beziehung des Seth-(A)Thum(as) sehe ich weder zu besagten Gefilden noch zu Hellas überhaupt.

Die Übertragung ägyptischer Begebenheiten auf griechische Schauplätze war in der Antike gang und gäbe. Interessant ist an der Sage ganz besonders, dass der Landeplatz des Phrix, das Sonnenland Aia, einmal im Osten und ein andermal im Westen gesehen wird, obwohl der Hinweis auf den Hellespont eindeutig nach Osten zeigt. Man hat versucht, dies damit zu erklären, dass das Lichtland Aia sowohl des Land des Sonnenauf- als auch das des Sonnenunterganges sein müsse, und dass man deswegen die Möglichkeit einer Flucht nach Westen offenlassen müsse. In Wirklichkeit ist dies jedoch das Eingeständnis, keine vernünftige Erklärung dafür zu haben. Der Leser wird wie auch ich darin einen weiteren Beweis für die Vertauschung der Sonnenauf- und -untergangsrichtungen sehen, die allerdings erst lange nach jener "Flucht" vorgenommen wurde, nämlich erst im Jahre 624 ndFl.

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|                Die Argonauten der Sage                 |
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Aiolos = Poseidon-Aristaios = Seth III
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Kretheus = Minos        Athamas = Radamanthos, Radames,
|                       |         Seth IV = Schu-Thum-Aton
|                       |
Aison = Aision,         Phrix   = Phiops-Anubis-Geb oo  
Jasion, Ixion                     Chalkiope, die Tochter
|                                 des (Perseus und nicht
|                                 des) Aietes;
|
Jason (gehört in Wirklichkeit nicht in diese Familie)
      oo Medea, die Tochter des Aietes.
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Phrix landete in Aia in Kolchis, das unmissverständlich als jenseits des Hellespontes liegend beschrieben wird, wo in späterer Zeit noch die Abendlichen (= Hesperiten) wohnten. Diese wurden deshalb so bezeichnet, weil sich hier in der damaligen Zeit vom - Mittelmeerraum aus gesehen - der Ort des Sonnenunterganges befand. Die Hesperiten behielten ihren Namen selbst dann noch, als die Sonne bereits längst ihren Aufgangsort im Osten hatte; deshalb werden auch die Hesperiten - analog zu der Unsicherheit hinsichtlich der Fluchtrichtung des Phrix - einmal im Osten und ein andermal im Westen des Mittelmeeres angesiedelt.

Phrix opferte nach seiner Landung in Aia den Widder dem Zeus Laphystios und hängte das Goldene Vlies des Widders im Haine des Ares auf, wo es von dem Drachen Python, dem Sohn des Ares, bewacht wurde, bis dieser eine Generation später von Jason getötet wurde, der das Vlies entwendete. Diese Geschehnisse gehören zu der Argonautensage, die aber - wie schon gesehen - durch die griechische Geschichte verstreut ist; das heißt, sie ist ein aus mehreren Begebenheiten zusammengesetzter und nicht voll der Wirklichkeit entsprechender Vorgang.

In Wirklichkeit kam Geb-Phrix-Anubis mit einem von Hermes-Thot unterzeichneten Empfehlungsschreiben nach Orchomenos, und zwar zu Ixion-Jasion-Aision und dessen Gemahlin Thea- Dia, der späteren Perse-phone. Von hier segelte er mit den Argonauten unter Perseus nach Kleinasien; denn kurze Zeit nach der Vertreibung des Phrix-Anubis musste Perseus ebenfalls Ägypten verlassen und begab sich nach Hellas (540 ndFl), zuletzt nach Orchomenos, von wo er dann sechs Jahre später nach Kleinasien aufbrach.

Über Perseus wird erst im folgenden Kapitel ausführlicher abgehandelt; dennoch muss hier auf ihn vorweg schon eingegangen werden. Er gilt in Kleinasien als ein Aspekt des Sonnengottes Helios unter dem Namen Sandon, der die Stadt Sard-es in Lydien (Kleinasien) gegründet haben soll. Daher halte ich ihn für identisch mit Sard-uri, dem frühesten König von Urartu, dem "Land am Ararat". Eine weitere Station des Perseus-Sandon-Sarduri auf asiatischem Boden war Aia in Kolchis, das auch als ein Teil von Urartu aufgefasst werden kann. Als Sohn des Helios mit der Perse, in welchen beiden ich Perseus und Persephone erblicke, gilt der König Aietes von Kolchis. Dessen Tochter Chalkiope soll nun von Phrix geheiratet worden sein, während seine Tochter Medea eine Generation später Jason heiratete, den die Sage als Sohn des Aison, des Sohnes von Kretheus (Minos!), ausgibt.

Da Kretheus, der Großvater des Jason, und Athamas, der Vater des Phrix, die Söhne des Aiolos (= Poseidon) waren, müsste Jason nicht nur der Schwager, sondern auch der Neffe zweiten Grades des Phrix gewesen sein. Was sich jedoch in Wirklichkeit hier abgespielt hat, werde ich in einem späteren Kapitel beschreiben. Ich erinnere hier lediglich an meinen Hinweis im vorigen Hellas-Kapitel, dass Aision der Sohn des Minos-Kretheus war, nämlich Jasion-Ixion, der in Orchomenos als "Lapithenkönig" regierte.

Jason war mehr als hundert Jahre jünger als ein denkbarer Sohn des Aison-Ixion. Folglich kann Jason nicht der Schwager des Phrix gewesen sein. Tatsächlich war aber Medea die Tochter des Aietes, des Sohnes von Perseus; aber Chalkiope kann nur eine Tochter des letzteren gewesen sein, mithin eine (Halb-)Schwester und nicht eine Tochter des Aietes. Eine Ehe des Phrix-Anubis mit Chalkiope, der um 543 ndFl geborenen Tochter der Elektra-Chalkomedusa, ist nicht auszuschließen. Sie war älter als Aietes. Die Mutter der Medea (auch Medeia geschrieben) soll Ideia geheißen haben. Ob die Gemahlin des Aietes wirklich so hieß, sei dahingestellt.

Die Herakles-Sage, auf die ich bald zu sprechen komme, ist ebenfalls nach Hellas verlagerte Geschichte. Bezeichnend ist jedoch, dass sowohl in dieser als auch in der Sage von Phrix und Helle dieselbe Frau vorkommt, jedoch jeweils unter verschiedenen Namen. Die "böse Stiefmutter" Ino, die die Kinder der Nephele opfern will, ist auch die Mutter Alkmene des Herakles. Und der Gipfel ist, dass beide auch mit Andromeda zu identifizieren sind. Damit ist jedoch das Namensregister dieser für Ägypten so wichtigen Frau noch keineswegs erschöpft. Wir werden uns daher zunächst einmal ihren Werdegang bis zu dem Zeitpunkt ansehen, an dem sie die erste Frau im Staate wurde, und zwar in dem neuen Staate, den Mentuhotep-Achmose schuf, also Ptah-Ap(oph)is. Den Aufbau dieses Mittleren = Neuen Reiches selbst werde ich erst im 8. Kapitel - Apophis und das neue Ägypten - schildern.

Aus dem Namen Phrix, der sich seinerseits aus dem Namen Phiops (= Pepi) entwickelt haben mag, wurde in Verbindung mit dem Namen Typhon (der Titanensohn!) ein weiterer Name des Anubis-Geb, nämlich Phritiphantes, der uns in einigen Jahrzehnten wieder begegnen wird. Den Namen Typhon soll der zur Zeit der Typhon-Katastrophe (Nr. 4) regierende Pharao getragen und auf den Zerstörer übertragen haben. In der Tat war Phrix-Typhon-Anubis-Geb zur Zeit der vierten Typhon-Katastrophe Pharao Ramses III/VIII in Ägypten. Da nun das heilige Tier des Anubis der Schakal war, den es in Hellas damals so wenig wie heute gab, hieß Anubis bei den Griechen auch Lykos, (= Wolf), was nicht zu Verwechslungen mit Apollon führen darf, der wegen seiner Herkunft aus Lykien ebenfalls den Beinamen Lykos führte. Das Auftreten des Phrix-Anubis-Phiops in Ägypten im Jahre 567 ndFl ist mit seinem Namen Lykos verbunden. Das kann mit seiner langen Abwesenheit, mit seinem Aufenthalt im kleinasiatisch-hellenischen Raum zusammenhängen.

Nach dem Tode der Nephele-Nephthys, der Mutter des Phrix-Anubis, heiratete Athamas-Seth kurzerhand seine Enkelin, die Tochter seiner Tochter Kassiopeia mit Kepheus-Cheops, nämlich die bereits mehrfach erwähnte Andromeda. Es ist zwar der Sage zufolge von dieser Ehe auszugehen, da Andromeda mit der "bösen Stiefmutter" Ino identisch ist, wie ich zeigen werde, doch kann die Vaterschaft des Seth-Zet- Cetus an dem Sohn der Ino-Andromeda auch ohne offizielle Eheschließung vorausgesetzt werden. Die Mutter empfing ihren Sohn 538 ndFl, geboren wurde er 539 ndFl. Sein Name in der griechischen Mythologie lautet hauptsächlich Herakles, in der ägyptischen Geschichte ist er unter den Namen Cheti und Achthoës bekannt.

Alkmene, die Mutter des Herakles und Gemahlin des Amphitryon, der allerdings nicht selbst der Vater des Herakles war, sondern Zeus in der Gestalt Amphitryons, heiratete nach dessen Tod Radamanthos, den Sohn des Asterion. So will es die Sage. Alkmene, die folglich mit Ino-Andromeda identisch ist, hat Amphitryon niemals zu Gesicht bekommen, da er bei ihrer Geburt (ca. 525 ndFl) schon tot war, und zwar gefallen unter dem Namen Amphiaraos in der Schlacht um Theben im Jahre 519 ndFl. Die Sage hat nun zwei Vaterschaften, die nicht frei von Zweifeln waren, miteinander verbunden, indem sie den zweifelhaften Vater Amphitryon des Oidipos mit der Mutter Alkmene des Herakles verheiratete, dessen Vater jedoch erst nach einiger Zeit frei von Zweifeln feststand. Ino-Alkmene-Andromeda war aber offensichtlich mit Athamas-Radamanthos verheiratet, bevor sie von Perseus "befreit" und womöglich auch geheiratet wurde.

In der griechischen Überlieferung hat Perseus mit Andromeda eine Menge Nachwuchs, der aber bei genauer Betrachtung von einer anderen Frau abstammen muss. Da Perseus spätestens im Jahre 541 ndFl, also zwei Jahre nach der Geburt des Herakles, nach Hellas fliehen musste, und da Alkaios, der angebliche Sohn des Perseus mit Andromeda, in Wirklichkeit Herakles selbst ist, kann die ganze Nachfolge, die von Alkaios ausgeht und zu der auch Amphitryon und Alkmene gehören sollen, historisch nicht echt sein. Hier ist eine "Torsion" eingebaut worden, das heißt, es wurden ältere Generationen an eine jüngere wieder angehängt. In der Sage sieht das folgendermaßen aus:

==========================================================
PERSEUS                      oo       ANDROMEDA
Sohn von Zeus und Danaë,              Tochter von Kepheus,
König von Mykenä                      König von Äthiopien
|                                     |
+-------------------------------------+
|                                     |
ALKAIOS       oo  LYSIDIKE            |
König von Tiryns  Tochter von Pelops  |
|                 |                   |
+-----------------+                   |
|                 |                   |
|                 ANAXO      oo       ELEKTRYON
|                 |                   König von Mykenä
|                 +-------------------+
|                 |
AMPHITRYON   oo   ALKMENE    oo       RADAMANTHOS
                  |                   Sohn von ASTERION
                  |                   und auch von ZEUS
                  HERAKLES
                  Sohn von ZEUS
==========================================================

Alkaios (griech. für der Starke) gilt zwar als der Sohn der Andromeda, deren Name, in dem das Wort andros = Mann enthalten ist, in Richtung auf Stärke weist; aber da er in Wirklichkeit mit seinem angeblichen Enkel Herakles identisch ist, ist er der Sohn der Alkmene (griech. für die Starke). Diese Manipulation diente lediglich zu dem Zweck, die Geburt des Herakles, eines Sohnes von Zeus, nach Hellas zu verlegen, obwohl jeder Grieche damals wusste, dass Herkales ein Ägypter war. Herodot sagt dazu (II, 43):

Von Herakles hat man mir gesagt (Eig.Anm.: in Ägypten), er gehöre in Ägypten zu dem Kreise der zwölf Götter. Dagegen habe ich von dem anderen Herakles, der in Hellas bekannt ist, in Ägypten nie etwas gehört. Dass übrigens die Ägypter den Namen Herakles nicht von den Hellenen entlehnt haben, sondern umgekehrt die Hellenen von den Ägyptern, wenigstens diejenigen Hellenen, bei denen Herakles der Sohn des Amphitryon ist, dafür habe ich viele Beweise. U.a. stammen beide Eltern dieses Herakles, Amphitryon (hier befindet sich Herodot im Irrtum) und Alkmene, aus Ägypten. Herakles ist ein uralter ägyptischer Gott.

Wie im Griechischen der Name Alkmene, so bedeutet im Ägyptischen der Name Necht ebenfalls die Starke. Vermutlich haben die Griechen den Namen Andromeda verschönernd aus dem ägyptischen Namen Ina.t entwickelt (die weibliche Endung .t wird nicht gesprochen). In-a ist natürlich auch die "böse Stiefmutter" Ino, die Phrix und Helle vertreibt und später als Gemahlin des Ptah-Hapi den Namen In-Hapi tragen wird. Das AT gibt die Form Nat dieses Namens wieder: As-Nat (gegeben der Nat = Necht) heißt die von Josef geheiratete Tochter des Potiphar und der Re-Necht. Wir werden noch weitere Namen dieser Frau kennenlernen. Aber wenn sie "die Starke" war, dann verwundert es niemanden, dass ihr Sohn "herkulische" Kräfte hatte, zumal sein Vater Tefibi-Radames bzw. Radamanthos-Seth kein Schwächling war.

Tefibi gilt in ägyptischen Inschriften als der Vater des Gaufürsten Cheti, dessen Residenz in Herakleopolis bzw. in Mer war. Deshalb ist Mer-ib-Re Cheti von Herakleopolis mit dem Merops der griechischen Überlieferung ebenso identisch wie mit Achthoës-Herakles = Re-Necht von Herakleopolis. An anderer Stelle hatte ich schon Tefibi-Radames = Djed-ef-ib Ra-djed-messe mit Seth-Radamanthos identifiziert. Herakles war vor und nach seinem Aufenthalt in Hellas-Kleinasien in Ägypten eine hochgestellte Persönlichkeit, zuletzt sogar Pharao. Darauf komme ich zu gegebener Zeit wieder zurück.

Herakles kann erst kurz vor dem Tode seines Vaters gezeugt worden sein, da es sonst keine "Amphitryonade" (= zweifelhafte Vaterschaft) gegeben haben könnte. Kompliziert wird die Sache aber auch noch durch den Umstand, dass Perseus, der nur kurze Zeit mit Andromeda-Alkmene verheiratet gewesen sein kann, das Land verlassen musste, und Necht-Alkmene einem anderen Mann in die Ehe gegeben wurde, nämlich dem Horus Chasechem(ui) = Chephren. Die Gründe für den Weggang des Perseus sind nicht eindeutig zu erkennen. Aber da er mit Danaos identisch ist, der als Schutzflehender auf der Flucht vor seinem angeblichen Zwillingsbruder Aigyptos an der argivischen Küste landete, kann man getrost davon ausgehen, dass er nicht seinen Großvater Akrisios-Arkeisios in Argos, sondern seinen Onkel Thot = Hermes-Argeiphontes- Akrisios-Arkeisios in Ägypten getötet hatte.

Der beste Auslöser, der mir für diese Bluttat einfällt, ist der, dass Thot-Hermes dem Perseus die (vorläufig nur versprochene?) Gemahlin Andromeda-Necht wieder wegnahm, um sie mit dem rechtmäßigen Thronfolger zu vermählen, nämlich mit Horus-Chephren bzw. Chasechemui. Horus kann jedoch als Vater des Herakles gar nicht mehr in Frage kommen, da dieser schon geboren war, als seine Mutter mit Horus vermählt wurde. Ägyptos, wie Horus-Chephren in Hellas genannt worden zu sein scheint, ließ den Mörder des Argeiphontes (= Argostöters) Akrisios-Hermes-Thot zwar noch verfolgen, doch einholen konnte er ihn nicht mehr. Kurz darauf wurde er selbst das Opfer eines Komplotts.

Dem Pharao Chasechemui werden die ersten Steinbauten in Ägypten zugeschrieben, was auch zutreffend sein dürfte. Der mit ihm identische Pharao Chephren hingegen hat die ihm zugeschriebene Pyramide in Gizeh auf gar keinen Fall gebaut, da sie vermutlich von demselben unbekannten Volk errichtet wurde, das auch die beiden anderen Pyramiden in Gizeh aufstellte. Die Annahme, Chephren sei der Sohn des Cheops und der Vater des Mykerinos gewesen, ist abwegig, da Mykerinos-Ameni als Sohn des Chnem-hotep ausgewiesen wird. Chephren hatte sowenig einen Sohn wie Chasechemui.

Historisch erwiesen ist, dass die Mutter von Pharao Djoser (erster Pharao der 3. Dynastie) mit Chasechemui (letzter Pharao der 2. Dynastie) verheiratet war. Es wird dagegen nicht davon gesprochen, Chasechemui sei der Vater Djosers gewesen, was er auch tatsächlich nicht war. Die Ehe des Horus mit Necht blieb offensichtlich kinderlos, was nach den Bemühungen um die Rehabilitierung des Osiris und seines Sohnes Horus geradezu tragisch erscheint; denn ein Sohn des Horus, der die Thronfolge hätte antreten können, ist auch in der Mythologie nicht bekannt. Die angeblichen Horussöhne Imsti, Hapi, Duamutef und Kebechsenuef können nicht als historisch angesehen werden, da Hapi-Apis, der Hathor- und Hermes-Thot-Sohn Epaphos-Achmose zum Beispiel, garantiert kein Sohn des Horus war.

Es ist indes denkbar, dass die genannten Horussöhne in die prädynastische Epoche gehören, in der viele Götternamen der dynastisch-ägyptischen Epoche schon einmal vertreten waren, so auch der des eventuellen Vaters Horus obiger Horussöhne. Dieser Horus war der altkarische Sonnengott Hor der Horiter bzw. Enakiter, der im Ägyptischen Hara bzw. Cha-Ra hieß (vgl.: Cha-sechem-ui-ef-Ra). Ob dieser Horus schon in prädynastischer Zeit als Sohn des Osiris galt, der seinerseits dem prädynastischen Is-Ir bzw. As-Ar entspricht, vermag ich nicht zu sagen. In der Spätzeit ließen sich die Altgötter kaum noch von ihren "Wiedergeburten" in den Neugöttern unterscheiden. Auf das Prinzip der "Wiederholung der Geburten" griff man später immer gerne zurück, wenn es galt, einen nicht thronberechtigten Prätendenten in ein opportunes göttliches Alterego zu verwandeln.

Die politischen Fähigkeiten des erst 20jährigen Horus Chaef-Re Se-chem-ui entsprachen vermutlich nicht annähernd dem Rang, den er später in der Mythologie einnahm. Nach nur kurzer Zeit auf dem Pharaonenthron starb Horus (540 ndFl oder nur wenig später), und Ägypten stand vor einer Thronfolgekrise. Ein Thronerbe war nur aus einer solchen männlichen Linie des Amun-Re = Menes vorhanden, die über die Jakob-Tochter Tefnut-Dina und die Halbhamiten Antef I und Antef II lief. Das war für Cheops und Achmose, die aus der weiblichen Amun-Linie über die Tochter Hathor stammten, ebenso unbefriedigend wie für die gesamte Amun-Priesterschaft.

Wenn es nur einen einzigen Hathor-Sohn gegeben hätte, nur Cheops oder nur Achmose, dann wäre einer von beiden mit Sicherheit sogleich zum Pharao gekrönt worden. So aber waren die gleichberechtigten Halbbrüder darauf bedacht, dass keiner über dem anderen stand. Sie blieben Vizekönige - der eine von Ober- und der andere von Unterägypten - und ließen es zu, dass ein Niemand Pharao über sie wurde, dessen Ableben von nun an beschlossene Sache war; denn das stand von Anfang an fest: sobald einer der Halbbrüder gestorben war, sollte der Überlebende Pharao werden. Das ging natürlich nur dann, wenn dieser "Kompromiss-Pharao" kinderlos blieb und möglichst unmittelbar nach dem Hathor- Sohn verschied. Dafür würde der andere dann schon sorgen.

Es ist nicht auszuschließen, dass die Hathor-Söhne sich des sohnlosen Horus-Chephren entledigten, um die Osiris-Linie auszuschalten. Das wiederum war nur nach dem Tode des Thot möglich, der als Hüter jener heiligen Beschlüsse für die Einhaltung der gesetzlichen Thronfolge verantwortlich gewesen sein dürfte. Sie hätten sich damit fast auf dieselbe Stufe gestellt wie Seth, der aber nicht nur die Linie des Osiris ausschalten wollte, sondern die ganze Amun-Linie. Vielleicht ist deshalb in späterer Zeit häufig zu beobachten, dass die Linie des Thot, des Vaters von Ptah-Achmose, in die Nähe der Linie des Seth gerückt wird: Djed-chu-ti, das eigentlich Seth (IV) bedeutet, wird vielfach auch für Thot gehalten.

Prinzipiell waren die Priester, in diesem Falle die des Amun, für die Einhaltung der gesetzmäßigen Thronfolge zuständig; denn einen anderen Sinn hatte eine wirtschaftlich unabhängige Priesterschaft wie zum Beispiel des Amun ohnehin nicht, als die Rechtmäßigkeit der Thronfolgeansprüche zu überprüfen und Prätendenten, die als legitime Anwärter auf den Thron anerkannt worden waren, dann auch zu krönen. Es war der Priesterschaft nicht immer möglich, die Erhaltung der Dynastie zu gewährleisten. Das Fehlen von männlichen Nachkommen eines verstorbenen Pharaos war ebenso ein Grund für "ungewöhnliche Maßnahmen" wie die Androhung von militärischer Gewalt, gegen die die Priesterschaft machtlos war. Eine Vater-Sohn-Folge (Filiation) über mehrere Generationen hinweg war nur selten aufrechtzuerhalten.

In jedem Falle, ob nun Horus-Chephren eines natürlichen oder eines gewaltsamen Todes gestorben war, hatten Cheops und Achmose gleichermaßen Anspruch auf den Thron, da ihre Mutter Hathor rein hamitischer Herkunft war. Da nun keiner der beiden Söhne über dem anderen stehen sollte, kann möglicherweise eine Abmachung mit den Amun-Priestern getroffen worden sein, wonach zunächst die halbhamitische Antef-Linie auf den Thron kommen sollte, was angesichts der Eheschließung Antefs II mit einer Tochter von Osiris und Isis auch vertretbar war.

Den aus dieser Verbindung hervorgegangenen Sohn, einen um 532 ndFl geborenen Knaben, verheirateten die Priester mit seiner Vollschwester, wodurch die Kinderlosigkeit dieser Scheinehe gewahrt blieb; denn Vollgeschwister durften im Gegensatz zu Halbgeschwistern auch in Ägypten nicht kopulieren. Wie aus Mumienfunden, die Kleinkindern aus dieser Ehe zugeordnet worden sind, hervorzugehen scheint, gab es aber dennoch Nachwuchs, der allem Anschein nach von den Priestern getötet wurde, um die Ordnung nicht zu stören. Hier sind aber nur Spekulationen möglich.

Cheops starb um 550 ndFl. Damit war das Schicksal des inzwischen 18jährigen Pharaos Tut-anch-Amun Neb-cheperu-Re, des Sohnes von Antef (II) Se-chem-Re Up-maat und seiner Gemahlin Isis II, besiegelt. Während der Regierung dieses Kindpharaos muss ein Feind besiegt worden sein, was konventionell nicht so recht einleuchten will. Um welchen Feind es sich handelte, dessen Niederringung er sich rühmt, kann ich ebensowenig sagen wie die Ägyptologen. Die konventionelle Ägyptologie bringt den Pharao Tutanchamun an einer ganz falschen Stelle unter. Er ist nicht der Schwiegersohn des ebenfalls falsch gesehenen und eingeordneten Echnaton in der 18. Dynastie, sondern er ist der bereits in der 17. Dynastie aufgeführte Mentu-hotep Neb-cheper-Re. Dabei ist zu beachten, dass die Dynastien-Aufteilung ohnehin Unsinn ist und mehr zur Entstellung als zur Erhellung der ägyptischen Geschichte beiträgt.

Nach dem Tode des Tutanchamun heiratete seine Schwestergemahlin Anch-Isis-en-Amun (= Isis III) den bereits mehrfach erwähnten Sebek-em-saf, dem sie u. a. die Tochter Isis IV schenkte, die die Mutter des Thutmoses III/IV Mencheperure wurde.

Es scheint, dass unter Tutanchamun mit dem Ausbau Thebens zur Hauptstadt fortgefahren wurde. Von nun an residieren zumindest die Vizekönige von Oberägypten in dieser Stadt. Bei späterer Gelegenheit werden wir sehen, dass die Gräber der Antefs und einiger ihrer Zeitgenossen in Theben angelegt waren, was zumindest hinsichtlich der Totenstadt von Theben darauf schließen lässt, dass hier keine unbebaute Fläche mehr war.

Dass Tutanchamun den Tod des Cheops nicht lange überlebt haben kann, geht aus einer Inschrift hervor, die schon den ägyptischen Kindesnamen Cheti des Herakles erwähnt, der im Jahre 550 ndFl höchstens 12 Jahre alt war. Dieser Cheti von Siut soll in der unterägyptischen Residenz des Horus Chasechem(ui), also seines Stiefvaters, aufgewachsen sein. Die Hauptstadt des Gaues von Siut, die später nach ihrem berühmtesten Stadtfürsten den Namen Herakleopolis erhielt, war die Nordresidenz Mer des Chasechem(ui) gewesen. Dessen Witwe Ino-Andromeda, die Mutter des Herakles-Cheti, wurde von Hapi-Achmose geheiratet und bekam den Namen In-Hapi.

Sie trug aber auch die hieraus unter Voranstellen des libyschen Artikels "ta" entwickelten Namen:

Ta-Necht-Hapi, woraus Tenthape, Antiope und Ventiu entstanden, bzw.
Ta-Hapi-Necht, woraus ihr Name Tachpan(ch)es (1.Könige 11, 19.20) hervorging.

In der Septuaginta, nicht aber in der rabbinischen Bibel, erscheint sie zudem noch unter den Namen Ano (vgl. Ino und In-Hapi) und (in Anlehnung an ihren griechischen Namen Alkmene) Thelkemina, woraus wiederum der Zweitname Thelika für Ventiu hervorging. Selbst in dieser umfangreichen Auflistung erschöpft sich ihr Namensregister keineswegs.

Cheti, der Sohn des Radames-Tefibi, soll als Knabe in die Residenz Memphis gekommen sein, nachdem der König, der Vater seiner Mutter, gestorben war. Breasted, der hunderte von ägyptischen Inschriften übersetzte und zu einem ersten umfassenden Geschichtswerk über Alt-Ägypten zusammentrug, der aber selbstverständlich in der überdehnten Chronologie gefangen war, ordnete die Cheti-Inschriften der 9. und 10. Dynastie Manethos zu, den so genannten Fürsten von Herakleopolis, die etwa zwischen 2450 und 2150 v.Chr. angesetzt werden. Die Identität des Cheti mit dem Namengeber seiner Stadt Herakleopolis entdeckte er nicht. Ich zitiere J. H. Breasted:

Diese Gaufürsten von Siut standen in nahen Beziehungen zum königlichen Hause in Herakleopolis. In einem Falle erfahren wir sogar, dass der König selbst dem Begräbnis des Familienältesten dieses vornehmen Hauses beiwohnt; und während die Tochter des verstorbenen Fürsten von Siut die Herrschaft übernahm, wurde ihr Sohn Cheti, damals noch ein Knabe, an den Hof gebracht, um mit den Kindern des königlichen Hauses erzogen zu werden. Als er alt genug geworden war, nahm er seiner Mutter die Regentschaft ab, ... und Cheti wurde zum Kommandeur von Mittelägypten ernannt.4

Das geht nur haarscharf an den tatsächlichen Verhältnissen vorbei. Dem Leser wird aber an diesem Beispiel klar, wieviel Sinnentstellung hätte vermieden werden können, wenn auch schon zu Breasteds Zeiten eine vernünftige Chronologie vorgelegen hätte. Die Wirklichkeit sah in obigem Falle folgendermaßen aus:

Chetis Mutter, die nach dem Tode des Horus-Chephren oder Cha-sechem-ui mit ihrem Sohn in Siut bzw. in Mer lebte, war schon längst mit dem neuen Pharao Achmose verheiratet, als ihr Vater Cheops, der in Memphis residiert hatte, verschied. Nach Memphis zog nun die Familie Ptah-Hapi-Apis = Achmose. Folglich wurde Cheti-Herakles in Memphis aufgezogen. Dass der König - in diesem Falle sollte es heißen "der Pharao" - an dem Begräbnis seines Halbbruders teilnahm, sollte niemanden wundern. Er war aber sowenig König von Herakleopolis wie Chetis Mutter Fürstin von Siut war. Das alles hat Breasted in bester Absicht aus den begleitenden Texten, auf die ich hier nicht weiter eingehen möchte, in die Geschichte hineininterpretiert. Von seinem damaligen Standpunkt aus war das nicht anders zu erwarten. Ich will die großen Verdienste Breasteds um die Geschichte Ägyptens beileibe nicht schmälern.

Zum Zeitpunkt der Beisetzung des Cheops war Tutanchamun, von dem in der besagten Inschrift gar keine Rede mehr ist, schon tot. Achmose dürfte bereits als gekrönter Pharao das Totenschiff seines Halbbruders neben der Großen Pyramide auf seine vermeintlich letzte Reise geschickt haben.

Die Antef-Familie fand sich mit der offenkundigen Ermordung des Tutanchamun nicht ab. In This bzw. in Theben, wo die Gaufürsten aus der Anch- bzw. Antef-Linie ihren Stammsitz hatten, gärte es nicht unerheblich. Anchisesenamun, die Witwe Tutanchamuns, bekam von ihrem zweiten Gemahl Sebek-em-saf von This den Sohn Se-anch-ke-ne-Re, der auch Semenchkare bzw. Sakere hieß und dessen wirkliche Mumie den Namen Sekenen-Re preisgibt. Die angebliche Mumie des Semenchkare, der als ein zweiter Schwiegersohn Echnatons neben Tutanchamun und als dessen Nachfolger auf dem Pharaonenthron angesehen wird, kann folglich gar nicht zu ihm gehören. Es gibt ohnehin Gelehrte, die das seit eh und je bestritten haben. Anlässlich der Besprechung der ägyptischen Königsmumien komme ich hierauf zurück. Auch auf die Kinder Sebekemsafs, die aus mindestens drei Ehen stammten, werde ich zum geeigneten Zeitpunkt eingehen.

Djoser wurde schon kurz nach dem Tode des Horus geboren. Chasechemui war also nicht mit einer Mutter Djosers verheiratet, die diesen Sohn schon zu seinen Lebzeiten hatte, sondern mit einer Frau, die erst nach seinem Tode die Mutter des Djoser wurde. Dessen Geburt muss im Jahre 545 ndFl spätestens erfolgt sein, da er im Todesjahr seines Vaters heerfähig, also mindestens 22 Jahre alt gewesen sein muss.

Um das Jahr 550 ndFl schenkte Necht-Alkmene Zwillingen das Leben, was in den boiotisch-sekyonischen Sagenkreis, in dem Ventiu-Tenthape den Namen Antiope führt, nach Hellas verlagert wurde. Somit kam Andromeda dreimal nach Hellas, und zwar als Alkmene (Mutter des Herakles), sodann als Ino (Stiefmutter von Phrix und Helle) und schließlich noch als Antiope (Mutter obiger Zwillingssöhne), obwohl sie niemals einen Fuß auf griechischen Boden gesetzt hat. Ein viertes Mal erscheint sie in Hellas als Gemahlin des Perseus und angebliche Mutter mit einer Nachkommenschaft, die in Wirklichkeit von einer anderen Frau herrührte. Dazu wird im folgenden Kapitel ausführlicher abgehandelt.

Der Sage nach war Zeus-Epopeus, bei dem es sich natürlich um Epaphos-Apophis (= Apis, Hapi, Ptah-Achmose) handelt, der Vater der Zwillinge Amphion und Zethos. Amphion wird als "Liedermacher" mit Harfe geschildert, während Zethos als Athlet beschrieben wird, der die Steine zum Bau von Theben in Griechenland herbeischleppt, die Amphion dann durch sein Saitenspiel zusammenfügt. Das Theben in Ägypten wurde ebenfalls von "Baumeisterzwillingen" errichtet, und zwar von Horus und Seth, die bedenkenlos mit den Söhnen des Epopeus-Epaphos identifiziert werden können.

Die Söhne Amphion-Horus und Zethos-Seth des Epaphos-Apis- Apophis errichteten in der Tat Bauwerke im ägyptischen und nicht etwa im griechischen Theben, und zwar im Auftrage des Pharaos Amenophis. Der historisch verbürgte Name des Amphion lautet Amenophis oder Amenhotep (wie der Pharao), Sohn des pa-Apis oder des Hapi. Er wird auch Imhotep (Imn = Amun) genannt, Sohn des Ptah = Hapi, Ap[oph]is, Epaphos, Achmose.

Amphion-Horus-Imhotep wurde ein bedeutender Gelehrter und der Berater seines älteren Bruders Amenophis (I) = Djoser- cheperu-Re, der auch Sesostris I Cheper-ka-Re war. Er wird uns wie sein Bruder Zethos noch unter vielen anderen Namen begegnen. Amphion (vgl. Amphi-tryon und Amphi-araos) wurde in Hellas bisweilen mit dem Saitenspieler Orpheus gleichgesetzt. Erfunden wurde die Harfe von Apollon-Jubal, von dem sind hergekommen die Geiger und Pfeifer (1.Mose 4,21).

Der historisch echte Name des Zwillingsbruders Zethos = Sethos des Amphion war Sesostris II/III Cha-cheper-kau-Re. Allerdings hieß dieser bis zu seiner Besteigung des Pharaonenthrons Kakai oder Chus (1.Mose 10) bzw. Ches-cha-nak, Ches-cheper-Re oder Scheschonk-Takelotis, worauf ich noch zurückkommen werde.

Mit der Thronbesteigung des Achmose begann in Ägypten das sogenannte Neue Reich. Manetho hat eine Einteilung der Geschichte Ägyptens in dieser Form nicht vorgenommen. Er kannte weder ein Altes noch ein Mittleres noch ein Neues Reich. Einige Gelehrte lehnen eine Dreiteilung der ägyptischen Dynastien ab, lassen aber ein Altes und ein Neues Reich bestehen. Das Alte Reich lassen einige Gelehrte mit der I. Dynastie beginnen, während andere den Anfang der Reichszeit erst am Beginn der III. Dynastie sehen. Sie betrachten die Thiniten der beiden ersten Dynastien noch nicht als "Reichs-Pharaonen".

Das Mittlere Reich wurde in konventioneller Sicht von dem vermeintlichen Usurpator Amen-em-het (I) Se-chetep-ib-Re gegründet, der am Beginn der 12. Dynastie angesiedelt wird und den wir längst mit Achmose Neb-pechti-Re identifiziert haben, der am Anfang der 18. Dynastie und als Gründer des Neuen Reiches seinen Platz gefunden hat. Außerdem hält man Mentuhotep (III) Neb-chepet-Re mitten in der 11. Dynastie auch noch für den Gründer des Mittleren Reiches, was nicht einleuchtet im Hinblick auf seine Position in der Mitte einer Dynastie, was aber insofern wiederum einleuchtet, als dieser mit den beiden anderen Reichsgründern ebenfalls identisch ist.

Wenn also überhaupt von einer zweiten Reichsgründung nach der von Amun-Menes durchgeführten ersten die Rede sein soll, dann wurde sie von Ptah-Achmose Neb-pechti-Re bzw. Mentuhotep Neb-chepet-Re oder Se-chetep-ib-Re vorgenommen. Die Namensbestandteile pechti, chepet und chetep sind absolut gleichbedeutend: Sie stehen für pu-tech = ptach oder Ptah. Alle drei Namen gehören zu demselben Träger, zu Ptah-Apis-Hapi-Epopeus-Epaphos-Apophis, der auch Achmose-Mentuhotep heißt. Dazu ist er auch noch der Put der Bibel (1.  Mose 10,6, wo auch der Name Chus erscheint). Den Namen Put interpretieren die Bibelexperten mit Libyen, das als Heimat der (pu)-techenu-Libyer gilt. Allerdings war Put sowenig wie Chus ein Sohn des Ham (= Amun = Menes), wie es im AT heißt. Vielmehr war letzterer der Großvater des Put, der seinerseits der Vater des Chus war.

Es sollte hier noch erwähnt werden, dass der "Gründer des Mittleren Reiches" vermutlich gar kein Amen-em-het, sondern nur ein Se-chetep-ib-Re war; denn irrtümlich wird die Revolte des Ameni = Amen-em-het = (A)Men-kau-Hor = Mykerinos für die des Se-chetep-ib-Re gehalten. So wurde Amenis Name Amenemhet auf den Reichsgründer Se-chetepib-Re übertragen. Ameni-Mykerinos selbst war kein Reichsgründer; er führte lediglich den reinen Kult des Re wieder ein (Große Heliopolis-Reform).

Zwischen der Gründung des Mittleren (um 2000 v.Chr.) und des Neuen Reiches (um 1600 v.Chr.) liegen 400 Jahre, die es natürlich nie gegeben hat, da die jeweiligen Gründer dieser Reiche miteinander identisch sind. Ptah-Achmose ist als Reinkarnation des Alt-Gottes Ptah aus der prädynastischen Ära aufzufassen, der vermutlich in Memphis verehrt wurde, der Geburtsstadt des Hathor-Sohnes Epaphos. Memphis blieb daher auch in dynastischer Zeit die Stadt des Ptah-Apophis, und so verwundert es nicht, dass dieser nach dem Tode des Cheops hier einzog.

Se-chetep bzw. Si-Ptah, verheiratet mit Tausret-Thoëris, also mit einer Frau, die Achmose heiraten wird, taucht am Ende der 19. Dynastie auf. Mehr als tausend Jahre, die nie existiert haben, liegen zwischen den beiden identischen Pharaonen.

Bevor wir das von Achmose geschaffene Neue Reich besprechen, werfen wir wieder einen Blick hinüber nach Hellas, wo Perseus mittlerweile eingetroffen ist, der vermutlich seinen Beschützer und Förderer (Hermes-)Akrisios getötet hat, den die griechischen Dichter für seinen Großvater gehalten haben. Hermes, der ältere Halbbruder der Artemis, war jedoch der Onkel des Perseus.

Letzter Stand: 29. August 2013


1 Immanuel Velikovsky, Vom Exodus zu König Echnaton aus der Buchreihe Zeitalter im Chaos, Umschau-Verlag, Frankfurt/Main
2 Dies ist keinesfalls völlig abwegig; doch kann hierüber an dieser Stelle noch nicht weiter abgehandelt werden.
3 Wer über diese Zusammenhänge mehr erfahren möchte, der sollte Robert K. G. Temples Buch Das Sirius-Rätsel (Umschau-Verlag) lesen. Dabei sind die etymologischen Vergleiche das Entscheidende, nicht die Konsequenzen, die Temple daraus zieht.
4 James H. Breasted, Ancient Records of Egypt, Band I, 410; in seiner Geschichte Ägyptens, Parkland Verlag Stuttgart.
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