Viertes Buch: Das Sechste Saeculum

12. Kapitel: Die Nachfahren Davids

Da dieses Kapitel von den Nachfahren Davids I handelt, des Sohnes von Hur und Enkels von Kaleb, werde ich nicht bei jeder Erwähnung dieses älteren Davids ausdrücklich David I schreiben, sondern nur dann, wenn der ältere von dem jüngeren unterschieden werden soll, bzw. in den Fällen, in denen nur von dem jüngeren die Rede ist, David II besonders kennzeichnen. Zudem werden weder die Frauen noch die Söhne Davids II in diesem Kapitel erwähnt.

Ähnlich wie die beiden Werbungen, die mit Bath-Sua und mit Michal verbunden sind, vollzog sich nach der Überlieferung die Werbung Davids um eine dritte Frau. Es handelt sich um die Karmelitin Abigail, die mit Nabal verheiratet war, mit einem Mann aus dem Geschlecht des Kaleb, "dessen Wesen zu Karmel war". Die bemerkenswerte Übereinstimmung bei diesen drei Vorgängen liegt einmal darin, dass alle drei Frauen bereits verheiratet waren, und zum anderen darin, dass die Herkunft ihrer Ehemänner nach Kleinasien weist.

Wegen der Gleichzeitigkeit mit Kaleb, Davids Großvater, läge es nahe, die Werbung um Abigail an den Anfang der Zeit Davids zu legen. Das würde zeitlich jedoch eher zu der Werbung um Michal passen, deren Gemahl Phalti-Simson "sein Wesen (= Anwesen, Besitz) zu Karmel" gehabt haben kann, wenn er auch als Richter eher in Dan-Benjamin bzw. auf dem Gebirge Ephraim seinen Sitz gehabt haben dürfte.

In Wirklichkeit gehört die Eheschließung mit Abigail dagegen eindeutig in die Zeit des alternden David.

Nabal, dessen Name Nabu-El gelesen werden könnte, verstehe ich als Hinweis auf den Hethiter Uria, der mit dem Gallier oder Kelten = Galater Phalti identisch ist (siehe dazu die Ausführungen in den beiden vorigen Kapiteln); denn Nabu = Chaldi war eine hethitisch-chaldäische Gottheit. Demnach stehen die Verbindungen Nabal oo Abigail und Uria oo Bath-Sua für die Ehe Phalti oo Michal, während die Ehe David oo Abigail nach dem Schema David oo Abisag von Sunem zustande gekommen wäre. Die Namen dieser beiden Frauen weisen auf die Namen der David-Frauen Abia, Abital und Egla hin, wozu weiter unten mehr gesagt werden soll.

Da es sich bei Abigail um die letzte Frau Davids handelt und dazu noch um die am sichersten historisch zu belegende, so können wir alle übrigen Eheschließungs-Anekdoten um David beiseite lassen. Wenden wir uns lieber den Söhnen Davids zu.

Wie ich im vorigen Kapitel schon angedeutet habe, sollen David während seiner Regierungszeit in Hebron von sechs verschiedenen Frauen sechs (eigentlich sogar sieben) Söhne geboren worden sein:

  1. Amnon von der Jesreelitin Achinoam, die vermutlich gar nicht mit David verheiratet war;
  2. Chileab (2. Sam. 3,3), der in 1. Chron. 3,1 unter dem Namen Daniel an dieser zweiten Stelle erscheint, von der Karmelitin Abigail;
  3. Absalom von Maacha, der Tochter Thalmais von Gessur;
  4. Adonia, der Sohn der Haggith;
  5. Sephatja, der Sohn der Abital;
  6. Jethream, der Sohn von Davids Weib Egla.
Von Michal soll David überhaupt keine Söhne gehabt haben. Ich halte nicht nur diese Angabe für unzutreffend, sondern auch die meisten der in 2. Samuel und 1. Chronik gemachten Angaben hinsichtlich der Söhne und ihrer Mütter. Ebenfalls im vorigen Kapitel habe ich bereits darauf hingewiesen, dass Chileab und Daniel möglicherweise Zwillingssöhne der Abigail waren, die in Jerusalem gegen Ende der Regierungszeit Davids geboren wurden.

Von den angeblichen sechs Söhnen, die David zu Hebron (in der Zeit von 551 bis 558 ndFl) von sechs verschiedenen Frauen geboren sein sollen, sind höchstens drei hier geboren worden. Amnon war auch nicht der älteste Sohn. Auf ihn komme ich weiter unten wieder zurück. Der wirkliche älteste Sohn war:

(1) AB(I)SALOM, der angebliche Sohn der Maacha, der Tochter des Königs Thalmai von Gessur. In Wirklichkeit war er der Sohn der angeblich kinderlosen Michal und wurde 552 ndFl geboren, bevor Saul diese seine Tochter David wieder wegnahm. Die Möglichkeit, dass Michal aus freien Stücken David verließ um vielleicht wieder zu Phalti-Simson zu gehen, der inzwischen mit der Philisterin Delila verheiratet war, ist nicht ganz auszuschließen. Wie wir wissen, holte sich David Michal nach dem Tode Sauls (oder Phalti-Simsons?) wieder zurück. Einige Vorgänge, die historisch einwandfrei zu Ab(i)salom gehören, erinnern dabei stark an Salomo und seine angebliche Mutter Bath-Sua, die hier ganz offensichtlich für Michal = Malchi-Sua steht.

Maacha war die Tochter Abisaloms, eines mutmaßlichen Fürsten von Ammon, der seinerseits mit dem Davidsohn Absalom identisch ist. Maacha war nicht die Tochter des Gessuriters Thalmai, sondern dessen Enkelin, nämlich die Tochter des Ab(i)salom mit der Tochter Thalmais. Als Mutter Ab(i)saloms kann sie nicht in Frage kommen. Abisaloms Tochter Maacha heiratete Rehabeam, den angeblichen Sohn Salomos. Ihre Söhne waren Abia(m) und Asa, der fälschlicherweise zum Sohn Abia(m)s gemacht wurde. Maacha wird als Mutter des Abiam (1. Kön. 15, 1.2) als Tochter Abisaloms und als Mutter Abias (2. Chron. 13, 1.2) unter dem Namen Michaja als Tochter des Uriel von Gibea aufgeführt. Allein hieran ist zu erkennen, dass den historischen Angaben im AT mit größter Skepsis zu begegnen ist.

Die Tochter Maacha wurde dem ältesten Sohn Davids im Jahre 572 ndFl von einer Tochter (* ca. 560 ndFl) Thalmais von Gessur geschenkt, eines um 525 ndFl geborenen Bruders des David. Ammichud-Ammichur, der Vater des Thalmai, ist mit Hur, dem Vater Davids, identisch. Zu seinem Schwiegervater Thalmai floh Ab(i)salom im Jahre 586 ndFl, nachdem er seinen Halbbruder Amnon getötet hatte.

Der zweite David-Sohn war weder Daniel (1. Chronik 3,1) noch Chileab (2. Samuel 3,3), sondern

(2) AMNON. Er wurde 553/554 ndFl geboren, als Michal David bereits verlassen hatte; denn die Beziehung Davids zu der Mutter des Amnon kann der Grund dafür gewesen sein, warum Michal David verließ. Das alles ist jedoch völlig ungewiss.

(3) ADONIA wurde 555 ndFl von einer dritten Frau Davids geboren, von Haggith (1. Chron. 3, 2, wo er als vierter Sohn aufgeführt wird). Über die Abstammung dieser Frau werden wir nicht näher unterrichtet. Es ist zu vermuten, dass sie eine Nebenfrau Davids und somit nicht die offizielle Nachfolgerin der Michal war.

Adonia soll "nächst nach Absalom" geboren worden sein (1. Könige 1, 6). Da die Auflistung der Söhne gemäß dem obigen Schema weder ganz falsch noch ganz korrekt ist, so käme eine Geburt des Amnon (um ca. 551 ndFl) noch vor Abisalom durchaus in Frage. Wegen des frühen Todes des Amnon ist dies jedoch ohne Belang. Adonia war aber eindeutig jünger als Absalom, den David nach dem Tode des ältesten Sohnes Amnon als seinen Nachfolger bestimmt haben könnte. Eine solche Maßnahme ergibt jedoch nur Sinn, wenn die Mutter Adonias eine Hauptfrau und die Mutter des Abisalom eine Nebenfrau war. War Michal-Bathsua etwa nur eine Nebenfrau des David? Adonias Geburtsjahr dürfte kaum später als 555 ndFl gewesen sein. Weiter unten komme ich auf ihn und seinen Putsch zurück.

Wichtiger für die Geschichte Israels im siebten nachsintflutlichen Jahrhundert sind die Söhne der bereits erwähnten Abigail. Zu ihr sind die Angaben im AT ganz besonders widersprüchlich. Als Mutter der David-Söhne Chileab bzw. Daniel gilt sie als Exgemahlin des Nabal (2. Samuel 3, 3). An anderer Stelle wird sie als Schwester Davids und der Zeruja ausgegeben (1. Chronik 2, 16.17), und schließlich an dritter Stelle als Tochter des Nahas und Mutter des Amasa, der ein Sohn des Israeliters Jethra war (2. Samuel 17, 25). Zwar wird dieser, der übrigens an anderer Stelle (1. Chronik 2, 17) Jether heißt und als Ismaeliter ausgewiesen wird, nicht als Gemahl der Abigail bezeichnet, doch durch deren Anbindung als Schwester an die Mutter Zeruja des Joab (2. Samuel 17, 25) bleibt kein Zweifel, dass es sich an beiden Stellen (1. Chron. 2 und 2. Sam. 17) um ein und dieselbe Abigail handelt.

Wie ich an anderer Stelle schon gezeigt habe, waren weder Zeruja noch Abigail Schwestern Davids, sondern Abigail war seine Gemahlin und vermutlich noch nicht einmal die Mutter seiner Tochter Zeruja (was jedoch andererseits auch nicht ganz auszuschließen ist). Wie aber verhält es sich mit den übrigen Namen bzw. Personen in diesem Zusammenhang?

Nach 2. Samuel 17, 25 (wo übrigens nicht gesagt wird, dass David der Bruder Abigails und Zerujas war) war Nahas nicht nur der Vater Abigails, sondern auch der Vater Zerujas, der Mutter Joabs, was 1. Chronik 2 widerspricht, wo sich die Angabe "und ihre Schwestern waren" eindeutig auf David und seine Brüder bezieht, die hier keineswegs als Söhne eines Nahas erscheinen. Allerdings ist hier zu beachten, dass als Vater dieser Brüder (incl. Davids) Isai genannt wird, der bekanntlich der Vater des zweiten David war: Jesaja. Dafür ist aber als Vorvater Davids (Vers 11) Nachesson genannt, der nach Lage der Dinge mit David identisch ist (wie im vorigen Kapitel gezeigt wurde).

Nahas dürfte daher mit David-Nachesson identisch sein, der dadurch zum historisch echten Vater der Zeruja wird. Diese war die Mutter Jerobeams und nicht des Joab, wie ebenfalls schon im vorigen Kapitel dargelegt worden ist.

Abigail ist identisch mit Davids letzter Frau, mit Abisag von Sunem, und, da David mit Hezron identisch ist, auch mit der namentlich nicht genannten Tochter Machirs, des Vaters Gilead, die Hezron nahm, als er sechzig Jahre alt war (1. Chron. 2, 21). Hier aber liegt ein Interpretationsfehler vor: es ist Vater Gilead = Abi-Gilead = Abigail der Name der Tochter des Machir, des Enkels von Gilead-Goliath! Wenn es heißt, dass Hezron (= Hesjon-Nachesson-Nahas-David) als Sechzigjähriger mit der Tochter Machirs den Sohn Segub gezeugt habe, den Vater des Jair (1. Chron. 2, 21.22), der die bereits im vorigen Kapitel erwähnten 23 Städte im Lande Gilead besaß, dann wurde Segub 581 ndFl geboren (David-Hezron * 521 ndFl).

David starb (591 ndFl) in seiner Stadt Bethlehem, einer Gründung seiner Großeltern Kaleb und Ephrata, wie wir noch sehen werden. Nach dem Tode des Hezron in Kaleb-Ephrata gebar sein Weib Abia, deren Identität mit Abi(g)a(il), Abi(t)a(l) und mit Abi(s)a(g) kaum in Frage gestellt werden kann, den effektiv jüngsten Sohn Davids (1. Chron. 2, 24): Aschchur, den Vater Thekoas. Folglich wurde dieser 591 im Todesjahr seines Vaters oder spätestens 592 ndFl geboren.

Identisch mit Abigail sind die Mütter zweier angeblicher Hebronsöhne Davids, die jedoch nicht mehr in dieser Stadt, sondern in Jerusalem oder Bethlehem geboren wurden, nämlich Abital, die Mutter Sephatjas, und Egla, die Mutter des Jethream. Diese beiden, der angeblich fünfte und sechste Hebronsohn Davids, kennen wir bereits: Es sind Segub und jener Jether oder Jethra, der kaum mit seiner eigenen Mutter den Sohn Amasa gezeugt haben dürfte. Es ist nicht abwegig, in Jethra-Amasa nur eine einzige Person, nämlich Jethream, zu sehen, den Sohn der Abi-Egla = Abigail. Dies stößt sich nicht unbedingt mit der Angabe in 2. Samuel 17, wo es heißt, dass Absalom Amasa an Joabs Statt über das Heer gesetzt habe.

Als Mutter des Hezron-David-Sohnes Seg-ub, der in den EA-Briefen Addi-Ur-Sag heißt, bietet sich Abi-Sag, die Tochter Machirs, geradezu an, ohne dass dadurch deren Identität mit Abi-Gail verloren ginge.

Abigail war eine Tochter des Machir-Machbena-Maoch (der irrtümlich an einigen Stellen auch als Maacha bezeichnet wird), eines um 545 ndFl geborenen Sohnes von Madmanna(-hath) = Manasse II, der ein Sohn des Gilead-Goliath war. Ein Sohn des Maoch-Machir und folglich ein Bruder der Abigail war Achis von Gath. Er kam vermutlich als Knabe (* ca. 580 ndFl) mit seiner Schwester zu David. Es sieht nämlich so aus, als habe David-Hezron den Vater Maoch-Machir besiegt und an dessen Statt seinen eigenen Sohn Ab(i)salom (von Ammon ?) oder seinen Adoptivsohn Elimelech (von Moab) in Gilead eingesetzt.

Die Bezeichnungen Ammon und Moab gehören eigentlich erst in die Zeit nach dem Siddim-Einsturz (641 ndFl), also in die Tage des zweiten David. Offenbar wurden sie aber später nachträglich für zurückliegende Ereignisse benutzt. Ob die Ortsangabe Sunem auf die Niederlage Machirs hinweist, ist fraglich.

Achis von Gath residierte nicht in Ammon, dem Land seiner Väter, sondern in Gath-Rimmon. In den Amarnabriefen ist er unter dem Namen Akizzi von Katna zu finden, während seine Schwester Abigail hierin den Namen Gulate führt (vgl. Abi-Gilead und Guli-Addi, in welcher Form ihr Name in besagten Briefen interpretiert wird). Als Sohn der Gulate wird in diesen Briefen ein gewisser Beia bezeichnet, der meines Erachtens mit dem häufig erwähnten Labaja übereinstimmt, der mit dem Abigail-Sohn Chileab identisch ist.

Es ist hier noch nicht der Platz, auf die Abigail-Söhne ausführlich einzugehen, da deren Wirken erst in der sogenannten Amarnazeit (um 650 ndFl) zu besprechen sein wird, die ihren Namen nach den Amarna- bzw. EA-Briefen hat, die aus dieser Zeit besonders reichlich erhalten sind. Vorab sollen daher nur deren Identitäten aufgezeigt werden:

(4) SEGUB = SEPHATJA (?) = ADDI-UR.SAG, der älteste Sohn der Abisag-Abigail-Abital-Gulate, der Tochter Machirs, kann frühestens 581 ndFl geboren worden sein, da ihn sein Vater Hezron mit 60 Jahren zeugte (1. Chron. 2,21). Von diesem Addi-Ur.Sag stammen die EA-(= El-Amarna-)Briefe 249 und 250. Seine Residenz kann nicht sehr weit von Megiddo gelegen haben, in welchem Gebiet wir in der Amarnazeit viele David-Söhne antreffen.

Segub soll der Vater des Jair, des Gileaditers, gewesen sein, den ich mit Arachattu von Kumidi identifiziere, dem Verfasser des EA-Briefes Nr. 198. Da die Wurzel des Namens der Stadt Kamon in Gilead, in welcher Jair begraben wurde (Richt. 10, 5), mit qum angegeben wird, so liegt die Identifikation von Kamon mit Kumidi nahe. Außerdem kann das aramäische arach im Hebräischen durchaus jair gelesen werden. (Zu Jair siehe auch das vorangegangene Kapitel!)

Jair (* ca. 605 ndFl) kann einen Sohn (* ca. 635 ndFl) am ägyptischen Hof gehabt haben, der dort - wie viele andere Söhne ägyptischer Vasallen - erzogen wurde. Das jedenfalls geht aus dem Brief des Arachattu hervor. Es muss sich bei diesem Sohn nicht um Mardochai, den Sohn des Jair, gehandelt haben, der im Buch Esther (Kap. 2,5ss) als Exilant in Susa (= Hattusas) auftaucht, von wo er dann im Gefolge des Nehemia offenbar wieder zurückkehrte (Esra 2,2;  Neh. 7,7).

Sephatja, der Sohn der Abital, kann mit Segub, dem Sohn der Abi-Gilead, identisch sein: SEG-UB-ADJA = ADDI-UR.SAG = SEPH-ATJA? Von Sephatja, der an fünfter Stelle der in Hebron geborenen Söhne Davids aufgeführt wird, ist aus dem AT weiter nichts bekannt.

(5) DANIEL und (6) CHILEAB müssen wir - wie ich schon andeutete - als Zwillinge auffassen, die im Jahre 583 ndFl geboren wurden. Ersterer ist mit dem Schreiber der Briefe Nr. 292-295 mit Namen ADDA-DANI identisch. In den Briefen 292 und 294 erwähnt er einen gewissen BEIA, den Sohn der GULATE, mit welchem sein Zwillingsbruder gemeint ist, der in den Briefen sonst allgemein den Namen LABAJA führt und als einer der größten Unruhestifter dargestellt wird. Beide Brüder nehmen im AT einen weit größeren Raum ein, als aufgrund ihrer schlichten Aufzählung unter den Davidsöhnen zu vermuten ist:

Daniel ist jener Prophet, dem ein ganzes Buch im AT gewidmet ist. Hier ergeht es ihm wie seinem Zwillingsbruder, dessen anderer Name Josua ebenfalls über einem eigenen Buch steht: Sie werden beide in ihren Büchern mit anderen Personen "gekreuzt". Die Identität des Josua mit jenem Aufrührer Labaja aus den EA-Briefen, die konventionell völlig ausgeschlossen wäre, fiel auch anderen kritischen Schriftstellern schon auf1. Allerdings erkannte bisher niemand, dass es sich im AT sowohl bei Josua als auch bei Daniel jeweils um eine zusammengesetzte Person handelt. Ich halte es jedoch nicht für opportun, an dieser Stelle schon auf die "anderen" Personen einzugehen, mit denen sie "gekreuzt" wurden. Nur soviel sei hier vorweggenommen: der scheinbare Sonnenstillstand des Jahres 676 ndFl fand nicht unter CHI-LEA-BEIA, sondern erst unter dem "anderen Josua" statt.

Es sollte bei dieser Gelegenheit die "Verdopplung" von Personen angesprochen werden, die im AT ebenso perfekt gehandhabt worden ist wie die "Zerlegung" von Personen in eine zum Teil recht ansehnliche Zahl von Namensträgern. Es sollte mir nicht als Zwangshandlung angelastet werden, mit der ich die Geschichtskorrektur auf Biegen und Brechen durchführen möchte, wenn ich diese Vorgehensweisen der AT-Redakteure aufdecke. Vielmehr ist der chaotische Zustand sowohl der AT- als auch der gesamten Altertumsgeschichte als eine direkte Folge der Manipulationen im AT anzusehen.

Zwangsläufig müssen sich die Entflechtungen dieser doch wohl absichtlichen Verwirrungen als Folge der Berichtigung der Altertumsgeschichte wie von selbst ergeben. Daher sind die "Verdopplungen" nicht der Einstieg in die Geschichtskorrektur, sondern sie stellen sich als deren Ergebnis heraus. Ich habe nicht David, Esra (worauf ich noch zu sprechen komme), Daniel, Josua und sogar Mose verdoppelt, um die Geschichte in meinem Sinne zu berichtigen, sondern diese Manipulationen stellten sich in der berichtigten Geschichte überhaupt erst heraus; sie sind in der falschen Geschichte und Chronologie nicht zu entdecken, obwohl sie sie völlig entstellen. Ohne die berichtigte Altertumsgeschichte an der Hand zu haben, kann man die Angaben im AT lediglich entweder für richtig oder für falsch halten; aber man kann dann im Falle, dass man nicht bereit ist, ihnen Glauben zu schenken, nicht sagen, wie es wirklich war. Um hierüber etwas aussagen zu können, muss man zuvor die Chronologie berichtigt haben.

So wie Saul, der Zeitgenosse des jungen David I, und Achis von Gath, der Zeitgenosse des jungen David II, untereinander nicht Zeitgenossen gewesen sein können, so waren auch Daniel und sein "Doppelgänger" Jojachin keine Zeitgenossen mehr. Daniel wurde im Jahre 626 ndFl (also im Alter von über vierzig Jahren!) von Kedor-Laomor (dem späteren Nebukadrezzur, Nabu-kudur-ussur) nach Babylon deportiert. Etwa siebzig Jahre später erst wurde Jojachin von Nebukadrezzurs Urenkel Nebukadnezar (= Nabu-acha-idinna-zer, Nabuchodonoser) in frühen Jugendjahren nach Babylon gebracht.

Obwohl der Prophet Jeremia (49, 28) deutlich Nebukadrezzur und nicht Nebukadnezar sagt, hat man sich aufgrund der Vermischung beider Könige im Buch Daniel (worauf ich in einem späteren Kapitel noch näher eingehen werde) dazu verleiten lassen, diese so grundverschiedenen Herrscher, die jedoch beide ihre Residenz in Babylon hatten, als eine einzige Person anzusehen, was für die gesamte Altertumsgeschichte begreiflicherweise katastrophale Konsequenzen hatte. Es entbehrt dabei nicht einer gewissen Pikanterie, dass Nebukadnezar möglicherweise der Enkel des Daniel war; denn:

Daniel bekam von Nebukadrezzur in Babylon den Namen Belt- sazar, wie aus dem Buch Daniel hervorgeht. Nun ist dieser Name aber die Kurzform für (Marduk-)Balatsu, welcher Name wiederum vollständig Marduk-Balatsu-ussur-ikbi gelautet haben dürfte, woraus sich die Kurzformen Melischipak sowie einfach Baladan herausgebildet haben. Letzterer gilt im AT als der Vater des Merodach-Baladan, der dem babylonischen König Marduk-apal-(ussur)-idin oder Nabu-apal-ussur-idin entspricht. Nabopolassar (Nabu-apal-ussur) war der Vater des Nebukadnezar (Nabu-acha-idinna-zer), den man fälschlicherweise hartnäckig mit Nabu-kudur-ussur identifiziert, der sein Urgroßvater gewesen sein dürfte; denn Daniel = Beltsazar = Baladan war möglicherweise mit einer Tochter dieses großen Herrschers verheiratet.

Verglichen mit dem Usurpator und Neugründer Babylons, mit Nebukadrezzur, war Nebukadnezar nur ein kleiner Herrscher, der sich von Darius I ("dem Meder") zu lösen versuchte und dadurch alles an diesen verlor. Herodot bezeichnet ihn als jemanden, "der sich für eine Reinkarnation Nebukadnezars hielt" und von Darius besiegt wurde. Demnach müsste Herodot diese beiden Babylonier auch schon miteinander verwechselt haben, oder - was beinahe noch wahrscheinlicher ist - ein Kopist hat später eine eigenmächtige "Korrektur" im Sinne der ihm schon bekannten falschen Geschichte vorgenommen, nach welcher Darius I kein Zeitgenosse Nebukadnezars mehr gewesen sein kann.

ADDA-DANI scheint nach der Rückkehr aus dem ersten babylonischen Exil in Manahath (aramäisch alu manchate) eingesetzt worden zu sein. Als "Oberster von Halbmanasse" gilt auch der Exilrückkehrer (hebr: jaschub) IDDO, der mit "dem Schauer" gleichen Namens ebenso identisch ist wie mit dem "Obersten von Kasiphia", der sich zur Rückkehr Serubabel anschloss. Er ist Iddo-Dani-el, der "Betrachter", Beschreiber und Chronist, was mit "Schauer" gemeint sein soll.

Die Begleiter Daniels waren außer Chileab noch die berühmten "drei Männer im Feuerofen", auf die ich hier ebensowenig eingehen möchte wie auf Serubabel = Esra-Scheschak, der mit dem Sohn Schear-Jaschub = Seraja des Jesaja identisch ist und der die Geiseln nach der Befreiung durch die Ägypter oder deren Verbündete im Jahre 641/642 ndFl wieder in ihre palästinische Heimat zurückführte.

CHILEAB, der Zwillingsbruder des Daniel, der folglich auch im Jahre 583 ndFl geboren sein muss, ist mit den folgenden Personen identisch:

CHOL-HOSES (Neh. 3, 15; 11, 5; = GEHASI ?);
HOSEA (früherer Name des JOSUA in 4. Mose 13, 8.16; 5. Mose 32, 44);
JOSUA = JESUA, angeblicher Sohn des Jozadak, welcher seinerseits von Nebukadnezar weggeführt wurde
(1. Chronik 5, 41);
ELI-SUA = ELISCHUA, einer der jüngeren Söhne Davids, zu Jerusalem(!) geboren von einer nicht benannten Mutter;
aus dem Eli-Namen der Ära David I wurde der Ja-, Jo- oder Je-Name der Ära David II;
ELI-JASIB = JASCHUB (= "der Exilheimkehrer") = JOSCHUA;
LA-BAJA = BEIA, der Sohn der GULATE (EA-Briefe).

Die in den EA-Briefen erwähnten Söhne Labajas müssen zwischen 610 und 620 ndFl geboren sein, also noch vor der von (Nabu-)Kedor-Laomor(-ussur) durchgeführten Geiselnahme mit Fortführung nach Babylon. In der Amarnazeit waren sie alle erwachsen und ebenso gefürchtet wie ihr Vater, dessen Wirken nicht nur durch diese Briefe, sondern vor allem durch das Buch Josua auf uns überkommen ist. Er war der Anführer der mit Aaron-Moschäch aus Ägypten gekommenen Chabiru (was Fremdarbeiter bedeutet, die sie in Ägypten gewesen waren).

Das für viele Bibelkenner so verwirrende Bündnis zwischen "Fremdlingen" und "Einheimischen" (Josua Kap. 8) ist ein Bund zwischen Josua-Labaja und einer anderen Partisanengruppe, die mit Kamosch-Moudja aus Ägypten kam und in den EA-Briefen unter der Bezeichnung Sa.Gaz.Mesch übel beleumdet ist. Dieser Bundschluss geht aus dem Amarnabrief Nr. 67 deutlich hervor. Zum Anführer der Sa.Gaz.Mesch hat sich bei derselben Gelegenheit ein Sohn Abdi-aschirtas gemacht: Aziru. Zu Abdi-aschirta siehe Sohn Nr. (8) bzw. (9)!

Zu den Söhnen Abigails gehört meines Erachtens auch der in Jerusalem geborene David-Sohn

(7) ELPAAL = ELIPHELET (?), dessen Mutter nicht namentlich erwähnt wird. Bei ihm handelt es sich nicht - wie man vermuten könnte - um P(h)alti(el), den Exgemahl der Michal, sondern um jenen Elpaal, der an anderer Stelle als Benjaminiter aufgeführt wird. In dieser Familie ist er mit Bela identisch, und als Manassiter führt er den Namen Machir wie sein Großvater. Beide Namen ergeben dann zusammen den Namen BA'LU-MICHIR, der in den Amarnabriefen benutzt wird (hier auch Balumme und Paaluma gelesen).

Ba'lu-Michir ist auch der Benjaminiter Baal (und Becher). Baal ist daneben noch als Rubeniter aufgeführt, und zwar als der Vater jenes Beera, der von dem (späteren) Assyrerkönig Tiglath-Pileser fortgeführt wurde (1. Chronik 5, 6). Dieser Beera ist mit Bieri von Chaschabu (= Hesbon) identisch, der den EA-Brief Nr. 174 noch auf der Flucht vor Lupakku, dem Feldherrn des Chattikönigs Suppiluliumas, nach Ägypten geschrieben hat. Unschwer ist aus dem Namen des Generals der Name des späteren Assyrerkönigs herauszulesen: Tiglath-Pileser = Tukulti-apal-ekur = Lupakku.

Als Geburtsjahr Elpaals bietet sich 585 ndFl an. Balumme hat in den Briefen einen Sohn mit Namen Schum-Adda oder Schamu-Adda bzw. Schumuchada von Schamchuna, der mit Schemer von Samaria identisch ist; denn Samaria ist auch Schimron-Meron (Jos. 12, 20) und Schamschi-Muruna (assyrische Listen). Schema und Beria, die um 610/15 ndFl geborenen Söhne Elpaals, lebten in Ajalon und vertrieben "die zu Gath" (1. Chronik 8, 12.13). In Schum-Addas Brief Nr. 224 erfahren wir nicht nur den Namen seines Vaters, Balumme, sondern auch den seines Vorfahren Kuzuna (= Koz) = David.

Auf all diese Themen werde ich natürlich in der richtigen Zeit wieder zu sprechen kommen. An dieser Stelle ist einmal wichtig im Sinne der Chronologie die Übereinstimmung der Angaben einerseits im AT und andererseits in den EA-Briefen, und zum anderen soll gezeigt werden, dass dies alles in der Enkelgeneration nach David geschah.

(8) JETHREAM, der Sohn der (Abi-)Egla, ist - wie ich oben schon sagte - mit Jether, Jethra und Amasa identisch. Sein Name scheint sich aus den Teilen Jethra und Amasa geradezu von selbst zu bilden. Er ist der Gründer oder Stadtfürst von Kirjath-Jearim (= "Waldstadt"), einer Stadt in Juda. Er ist wohl mit dem Abdi-aschirta der Amarnabriefe identisch.

(9) (TABE-)ELJADA, der später in der Amarnazeit hier saß und der Kirjath-Jearim in Kirjath-Baal bzw. Baale-Juda (Baal-Jada) umbenannte, das an der Westgrenze zu Benjamin liegen soll. In den EA- bzw. Amranabriefen heißt diese Stadt Irkata, und ihr Herrscher ist der Abdi-Aschirta von Irkata der Amarnabriefe. Allerdings wird Irkata konventionell nicht in Juda gesehen. Dieser Ort wird mit dem nördlich von Tripolis gelegenen Tell'Arka identifiziert, dem antiken Arca Caesarea Libani (Arka am Libanon). Offenbar muss der geographische Begriff "Juda" größer gesehen werden als im AT vorgegeben.

Es ist nicht leicht zu entscheiden, ob der in den Amarna-Briefen so wichtige Abdi-Aschirta mit Tabe-Eljada oder mit Jethream oder sogar mit beiden identisch ist. Ich habe mich aber dazu entschlossen, Jethream mit Abdi-aschirta, dem Vater des Aziru-Hasael, und Tabe-Eljada mit dem Vater des Reson-Rezin = Arza-wija = Majarzana, zu identifizieren.

Benhadad  führt in den Inschriften Salmanassars den Namen Adad-idri bzw. Adad-adra und in den Amarnabriefen den Namen Adra-Astarti, was zu Verwechslungen mit Abdi-Aschirta geführt hat, den Velikovsky übrigens für Benhadad hielt2.

Ebenfalls in den Amarnabriefen erscheint der im AT vermutlich als Bered aufgeführte, wenngleich nicht direkt an David angebundene

(10) BIRIDIJA von MEGIDDO, den ich ebenfalls für einen Sohn der Abigail halte, der aber auch mit Mered, dem Sohn des Judäers Esra (= David), identisch sein kann, da die Buchstaben "b" und "m" in altorientalischen, besonders aber in den semitischen Sprachen oft verwechselt wurden. Mered war mit Bithja (1. Chronik 4, 17), der Tochter Pharaos, verheiratet, was ebenfalls gut in die Amarnazeit passt; denn von Biridija stammen die EA-Briefe Nr. 242-248. Er wurde etwa 589 ndFl geboren.

(11) ASCHCHUR = SCHACHARAIM = CHARMI (= JIBCHAR), der absolut jüngste Sohn David-Hezrons, der erst nach des Vaters Tod geboren wurde (591/592 ndFl), war Stadtfürst von Akko, das in alten Zeiten auch Schikkeron bzw. Zereth-Schachar hieß. In den EA-Briefen (Nr. 8, 85, 232 und 245) erscheint er unter den Namen ZURATA bzw. SCHARATUM von AKKA. Zurata wird von Biridija in dessen Briefen als "jüngerer Bruder" bezeichnet. Tatsächlich konnte Aschchur-Zurata nur ältere Brüder haben. Er war der Vater des Schutatna bzw. Zatatna von Akko (in den EA-Briefen), welcher mit seinem Vetter Schumadda, dem Sohn des Balumme, die Gegend von Akko und dem nahegelegenen Chinnatuni, dem biblischen Hannathon, unsicher machte. Sie plünderten unter anderem die ausländischen Karawanen.

Aschchur gilt als der Vater Thekoas, der in hethitischen Texten Takuwa von Nii heißt. Er scheint  ein Adoptivsohn des Aschchur gewesen zu sein (* ca. 615 ndFl). Der Bruder des Takuwa von Nii, Aki-Teschub, wird in EA-Brief 59 erwähnt. Er dürfte der Achitob des AT sein, obwohl er hier nicht in der Nachkommenschaft des Aschchur erscheint.

Jojada, der Sohn des (Aschchur-)Sacharja, ist der Hohepriester, der in den Tagen Davids II in Jerusalem eine Revolte anzettelte. Sacharja, der als Sohn Jerobeams ausgegeben wird, was aber wegen seines auf -ja ausgehenden Namens nicht überzeugen kann, stieg in Samaria selbst auf den Thron. Das gehört aber in ein viel späteres Kapitel.

Ein für die Chronologie wichtiger Sohn Charmis (= Ashurs) ist jener Achan, "der sich am Verbannten vergriff" (Josua 7, 18; 22, 20; 1. Chronik 2, 7). Hier ist viel gemutmaßt worden, was damit gemeint sein könnte. Favorisiert wird die Ansicht, es handele sich um einen Diebstahl von heiligen Gegenständen; tatsächlich wird dies auch in Josua 7 suggeriert. Doch in Wirklichkeit wird hier die Ermordung des mit Acht und Bann belegten Josua-Labaja geschickt umschrieben, da der Tod Josuas an dieser Stelle im AT noch nicht erwünscht ist. Labaja, der schon gefangen genommen und auf dem Wege nach Ägypten war, wo er vor Gericht gestellt werden sollte, wurde von den Leuten des Landes Gina ermordet, wie Addi-Ur.Sag mit EA-Brief 250 nach Ägypten meldet. Die Lage des Landes Gina ist umstritten, dürfte aber im Gebiet Akko-Megiddo zu suchen sein. Die Leute des Achan könnten die Leute dessen Landes Achan = Gina (Akina) sein.

Für den Leser, wenn er auch mit der Amarnakorrespondenz noch nicht vertraut ist, wird hier trotzdem schon klar ersichtlich, dass die konventionelle Datierung der Amarnazeit, die etwa dreihundert Jahre vor David angesetzt wird, nicht haltbar ist. David I lebte hundert Jahre vor dieser Zeit und David II mitten darin. Es kann kein Zufall sein, dass sich alle Nachfahren Davids in der Amarnazeit wieder einfinden. Diese Epoche fällt im AT in die "Dunkelzeit" zwischen Josef und Mose, was weder konventionell noch dem AT zufolge überzeugt, zumal in konventioneller Sicht die Amarnazeit als die lichtdurchflutetste Epoche Ägyptens schlechthin gilt. Wie falsch dies jedoch alles ist, wird sich noch zeigen. Es gibt überhaupt keine "Dunkelzeit" in der Altertumsgeschichte, und die Amarnazeit ist trotz der "Lichtdurchflutung", die man ihr zuschreibt, völlig falsch gesehen worden.

Noch vor den Kindern der Abigail, die nur Söhne gehabt zu haben scheint, muss Davids Tochter ZERUJA geboren sein (um etwa 580 ndFl), da ihr Sohn Omri-Jerobeam 598 ndFl geboren wurde, dessen älterer Bruder Tibni vermutlich sogar schon 593; denn offensichtlich gab Ab(i)salom seine Schwester Zeruja dem Genubath = Nebat = Ginath zur Frau, nachdem die Ägypter ihm auf den Thron von Israel und den Edomitern wieder zu ihrem Heimatland verholfen hatten. Allerdings war Edom bzw. Genebatiye-Nabatäa jetzt eine ägyptische Provinz und Genubath ihr Statthalter.

Eine Tochter Davids mit dem Namen Thamar (* ca. 570 ndFl) wurde von ihrem Halbbruder Amnon verführt (geschehen um 585 ndFl). Einige Zeit später soll Absalom seinen Halbbruder Amnon für diesen Frevel getötet haben (2. Sam. 13). Danach floh Absalom vor den Nachstellungen seines Vaters zu Thalmai von Gessur, seinem Schwiegervater, wo er sich drei Jahre verborgen hielt. Thalmai war - wie oben schon gesagt wurde - ein Bruder Davids. Absalom kehrte erst zwei Jahre vor dem Tode seines Vaters zurück, also etwa 588/589 ndFl.

Das Großreich Israels = Davids reichte vom Euphrat bis zum "Bach Ägyptens" an der Sinai-Grenze. Im Süden schloss es Medina im Midian (= Mittagsland) ein. David regierte sieben plus dreiunddreißig Jahre: die ersten sieben Jahre in Hebron, und zwar zunächst als Statthalter des Kaleb (551 ndFl) bzw. des Saul (bis 556 ndFl), dann als Statthalter dessen Sohnes Isboseth (556-558 ndFl), und die restliche Zeit (558-591 ndFl) als König David in Jerusalem, möglicherweise später auch in Kadesch am Orontes. Er baute die Stadt Jerusalem, die von seinem Urgroßvater Samuel-Jirah-Salma gegründet worden war, zur Hauptstadt aus. Neben seinem Palast errichtete er einen Tempel, der jedoch nicht für Jahwe, sondern für El-Elyon gebaut wurde. Dieser Teil Jerusalems hieß "David-Stadt".

Es ist auch an die Möglichkeit zu denken, dass David gar nicht oder nicht die ganze Zeit in Jerusalem regierte. Die wichtigere Stadt für die Ägypter war Kadesch am Orontes in der Libanongegend. Jerusalem war für die Ägypter nur ein Provinznest. Vermutlich regierte der zweite David in Jerusalem, wo auch er einen Tempel baute, der diesmal jedoch eindeutig für den Gott Jahwe errichtet wurde. Eine Hauptstadt Kadesch für David und sein Benjaminiter-Reich Israel wird in Kapitel 14 diskutiert.

Hezron-David starb weder in seinem Palast in Jerusalem noch in Kadesch, sondern in der anderen "Stadt Davids", in Bethlehem, das von seinen Großeltern Kaleb und Ephrata gegründet worden war. Davids Tod in Bethlehem lässt darauf schließen, dass er nicht in Ruhe starb, wie das AT meint, sondern dass der 70jährige König vermutlich auf der Flucht vor Adonia war, seinem putschenden Sohn (1. Könige 1 und 2), und tödlich verwundet worden war. Adonia standen die Herren Joab, der Bruder und Feldherr Davids, angeblicher Sohn der Zeruja, und Abjathar, der Priester, zur Seite. Dagegen waren der Priester Zadok, Benaja, der Sohn Jojadas, und Nathan, der Prophet, sowie noch einige andere Anhänger an Davids Seite geblieben.

Zadok ist sowohl Melchisedek von Salem, der Abraham in den Kult des El-Elyon einweisen wird, als auch Machlon, der Sohn des Elimelech, des Adoptivsohnes Davids. Seine Gegenwart überrascht ebensowenig wie die des Nathan (1. Chron. 3, 5), der David von Bath-Sua, der Tochter Ammiels, in Jerusalem geboren wurde. Irreführend ist dagegen die Anwesenheit eines noch nicht geborenen Großneffen des David, der zudem noch einen Namen auf -ja trägt, was ihn direkt in die Zeit des zweiten David verweist: Benaja kann nicht vor 640 ndFl geboren sein, wenn er wirklich ein Sohn des Jojada war; zur Zeit Davids II war er 20 Jahre alt.

Die in 2. Samuel 15 beschriebene Flucht Davids vor seinem Sohn Absalom ist eine Mischung von Ereignissen zu David I und David II; denn es ist die Rede davon, dass die Bundeslade mitgenommen wurde, die - wie ich zu gegebener Zeit zeigen werde - erst im Jahre 629 ndFl nach Palästina kam. Auch deutet die Erwähnung des Husai, der mit Hasaël identisch sein dürfte, in die Zeit Davids II. Da auch die folgenden Kapitel bis zum Ende des 2. Buches Samuel stark mit Ereignissen um David II durchsetzt sind, wenden wir uns wieder dem 1. Buch der Könige zu:

Das, was nun folgt (ab 1. Könige 1, 11), kann sehr wohl in der beschriebenen Weise geschehen sein; allerdings wendet sich Nathan nicht an Bath-Sua, die angebliche Mutter Salomos, sondern an Malchi-Sua = Michal, die Mutter des von David zu seinem Nachfolger bestimmten Abi-Salom; denn eine Revolte Abi-Saloms gegen David hat es meines Erachtens nicht gegeben, da diese Darstellung in 2. Samuel 15 uff. eine offensichtliche Irreführung zu dem Zwecke ist, Salomo an den einzigen König David anzubinden, was jedoch nicht den historischen Tatsachen entspricht.

Zum Thema Salomo wird weiter unten und in einem späteren Kapitel noch mehr gesagt werden. Ob Abi-Salom aber noch zu Lebzeiten seines Vaters von Zadok und Nathan (Benaja wird hier nicht erwähnt!) zum König gesalbt wurde, wage ich zu bezweifeln; denn offenbar machten die Ägypter Abi-Salomo erst zum König, nachdem sie gemeinsam mit ihm den amtierenden König Adonia, der sich dem ägyptischen Eroberer Sesostris in den Weg gestellt zu haben scheint, besiegt hatten. Das war 592 ndFl.

Das jeweilige Ende beider Davids mit den Unternehmungen der Priesterschaft sowohl bei dem einen als auch bei dem anderen, besonders in Verbindung mit der "gespaltenen" Person des Abi-Salomo, wird geschickt zu einem einzigen Vorgang verflochten; aber nicht geschickt genug, um nicht als Geschichtsentstellung entlarvt werden zu können! Die Manipulation an der historischen Wahrheit erzwingt natürlich eine Reihe von Ungereimtheiten, aus denen nur schwer der wahre Sachverhalt zu rekonstruieren ist. So sind die in 1. Könige 2 wiedergegebenen Ereignisse nach dem Tode Davids ganz offensichtlich auf seinen fiktiven Nachfolger Salomo zugeschnitten, von dem in 2. Samuel keine Rede ist. Dort wird der Tod Davids außerdem ganz anders geschildert.

Wir gehen daher nicht fehl in der Vorstellung, die Bestrafung des Adonia durch Salomo nach dem Tode Davids als die Unterwerfung des Adonia, der seinen Vater buchstäblich in den Tod getrieben hat, durch Abisalom aufzufassen.

Nicht ins AT aufgenommen wurde in dieser Reihe die Absetzung des Ägyptenfreundes Abisalom durch den Amoriterfreund Elimelech nach vierjähriger Regierung. Die hierzu gehörenden Ereignisse sind mit denjenigen verquickt worden, die zu dem eben auf den Thron gekommenen Abi-Salomo gehören.

Ab(i)salom scheint unter David Statthalter von Ammon gewesen zu sein. Das könnte seinen Aufenthalt in Gessur erklären. Als nämlich die Ägypter kurze Zeit nach der Thronbesteigung Djosers (im Jahre 592 ndFl) ihr Augenmerk auf das geschwächte Israel richteten, sah Abisalom die Gelegenheit gekommen, gegen seinen Bruder Adonia vorzugehen, der seit einem Jahr Nachfolger Davids und König von Groß-Israel war. Abisalom schloss sich mit dem Bruder des neuen Pharaos zusammen, mit Chus-Isesi-Sesostris, und im Jahre 592 ndFl war das Schicksal Adonias besiegelt. Vermutlich hatte er sich zuletzt in Geser verschanzt, das die Ägypter total zerstörten und anschließend dem (Abi)Salomo zusammen mit einer Tochter Pharaos als Mitgift überreichten. Im AT (1. Kön. 3,1; 9,16) ergeben diese Vorgänge mit Salomo, dem Herrscher über ein Großreich, wenig Sinn. Es lässt sich aber der Aufstand des Absalom (2. Samuel 15) durchaus mit diesen Geschehnissen vergleichen.

Ein Großreich Israel unter einem weisen König Salomo hat es in Wirklichkeit nie gegeben. Das heißt nicht, dass die Person des Hohenpriesters und weisen Richters Salomo keine Historizität besäße; denn ihn hat es tatsächlich gegeben. Nur handelt es sich bei diesem Mann nicht um einen Sohn Davids, weder des ersten noch des zweiten, sondern um den Sohn Usia-Asarja des Abiam, des Sohnes von Rehabeam, der folglich seinerseits nicht der Sohn Salomos gewesen sein kann. Er war der Sohn des Elimelech, jenes Adoptivsohnes Davids, den Michal von Phalti-Simson hatte. Elimelech war unter David Statthalter von Moab gewesen.

Nach seinen Eroberungen in Syrien-Palästina (das ganze ehemalige David-Reich war ägyptisch geworden) begab sich Chus-Sesostris auf Reisen. Er wähnte die Neuerwerbungen für seinen Bruder, den Pharao Djoser-Amenophis-Sesostris, gesichert und in guten Händen. Schließlich waren ihm Genubath von Edom und Abisalom von Israel wohl gesonnen und verpflichtet. Es sollte sich indes schon bald herausstellen, dass zumindest Israel ein unsicherer Faktor war; denn Elimelech nutzte eine Schwächephase Ägyptens (die sieben mageren Jahre), um seinen Halbbruder Abi-Salom zu stürzen. Mit diesem Vorgang kann die Niederschlagung des Aufstandes des Absalom gemeint sein (2. Samuel 18).

So wie sich Abi-Salomo der Unterstützung durch die Ägypter bedient hatte, als er Adonia stürzte, so zog Elimelech die Hilfe der Amoriter hinzu, um Abi-Salomo abzusetzen. Diese hatten schon lange auf eine Gelegenheit gewartet, sich die verhassten "Benjaminiten" botmäßig zu machen. Davids Reich hatte unangefochten von den schlafenden Riesen am Nil und am Euphrat die Isolationsphase überdauert. Solange es den Pufferstaat Israel zwischen beiden Blöcken gegeben hatte, war es nie zu einer direkten Konfrontation gekommen. Nun aber, da der eine Riese an den anderen grenzte, kam es zu einem jahrzehntelangen Krieg um Syrien-Palästina.

Schulgi-Dungi (Schilhak-Inschusinak, Samsuiluna, der Sohn des Hammurabi), der König von Amurru, der bereits eine lange Mauer gegen die Einfälle der Benjaminiten errichtet hatte, half Elimelech im Jahre 596 ndFl, seinen Bruder Abisalom zu stürzen. Elimelech kann als der Favorit des Samsuiluna angesehen werden. Nach dessen Tod wurde das Amoriterreich geteilt (599 ndFl): Schulgi-Samsuilunas Sohn Schu-Sin bekam den Süden mit der Residenz Ur, von wo sich Amar-Sin (Samsi-Adad, Amraphel von Sinear in 1. Mose 14) in die alte Hauptstadt Kisch des Nordreiches zurückzog, und mit ihm ging Abraham aus Ur in Chaldäa an seine neue Wirkungsstätte, in den Sin-Tempel zu Haran, wo er seinen Vater Salach = Sin-Muballit ablöste. Er war in Ur bereits Priester des Mondgottes gewesen, der dort Nammu oder - in sumerischer Tradition - Nannar hieß.

Der von den Mondverehrern in Ur enttäuschte Samsi-Adad bevorzugte nach seiner Ankunft im Nordreich Sinear einen anderen Gott, und zwar den auch im David-Reich verehrten El-Elyon (hebr. für Gott der Höchste), der dem altsumerischen Enlil bzw. Ellil entspricht, dem Sohn des Gottes Anu, der seinerseits als Ja-Anu bzw. Ja-hue zum Vorbild des Jahwe wurde. Um den Tempel des Enlil, den Ekur oder Escharra zu Nippur, machte sich Samsi-Adad hochverdient. Er wird sogar als "Priester des Gottes Adad" bezeichnet.

Der sumerische Enlil wurde mehr und mehr durch Adad oder Teschub ersetzt; für die beiden letztgenannten Gottheiten gab es im Aramäischen ein gemeinsames Keilschriftzeichen: Im. Eine Entsprechung hierfür sehe ich in der Namensform Im-dugurd-anzu aus der sumerischen Mythologie. Ein weiterer Hinweis darauf, dass die Götter Teschub-Adad und Enlil als wesensverwandt angesehen werden können, ist der Tempel des Anu und Adad in Assur. Hier dürften doch wohl Vater und Sohn gemeint sein, denen ein gemeinsamer Tempel gebaut wurde. Man wird an christliche Vorstellungen erinnert.

Samsi-Adad misstraute den Fürsten in Israel. Deshalb sandte er seinen Favoriten, den Mond-Priester Abra(ha)m in geheimer Mission nach dort, wo dieser sich als asylsuchender Viehhirte ausgab. Darüber wird im folgenden Kapitel mehr zu sagen sein.

Es sollte an dieser Stelle der Leser darauf hingewiesen werden, dass Isaak, Jakob und Abraham keineswegs Viehhirten waren, die frühmorgens schlaftrunken in grobem Gewand vor ihre Zelte traten, vergnügt in die Sonne blinzelten und voller Mitgefühl mit der Kreatur ausriefen: "Was haben wir doch wieder für einen schönen Tag; da werden sich unsere Schäfchen aber freuen!" Alle drei genannten Herren waren hochkarätige Staatsmänner im Kuschan, einem Gewand, das nur von Herrscherpersönlichkeiten getragen wurde, und sie ritten weder auf einem Kamel noch auf einem Esel, sondern sie kamen hoch zu Ross daher. Die patriarchalische Idylle, in der das AT diese Herren sieht, ist eine volksnahe Verniedlichung.



Persönliches Nachwort des Autors zu diesem Kapitel

Die in diesem Kapitel unternommenen Anstrengungen mögen dem Leser weit hergeholt erscheinen. Geschlechtsregister werden völlig umgekrempelt, auf den Kopf gestellt, Namen und Personen scheinbar willkürlich ausgetauscht, und am Ende wird nichts "bewiesen". Aber die Wege des redigierten Alten Testaments sind tatsächlich so verschlungen. Meine Bemühungen dienen einzig und allein dazu, die Texte, die von den AT-Redakteuren verschlüsselt worden sind, wieder zu entschlüsseln. "Beweise" im Sinne von mathematischen oder juristischen sind in der Geschichte überhaupt nicht möglich; denn um in die Zwangslage zu kommen, etwas beweisen zu müssen, muss erst etwas behauptet werden. Behauptungen sind in der Geschichte aber ebenso dumm wie mutig. Das einzige, was für die Rekonstruktion der Geschichte taugt, ist die Methode, mit der man ein Puzzle auslegt: Man muss Zusammenpassendes finden und zusammenfügen. Ein Beweis soll logisch-einleuchtend und überzeugend-glaubhaft sein, und nichts ist glaubhafter als ein Puzzle, das ausgelegt ein sinnvolles Bild ergibt, das sich in die reale Welt ohne Zwänge einfügt.

Dass diese Entschlüsselungen erforderlich sind, um einen historisch verifizierbaren Zusammenhang überhaupt erkennen zu können, wird ein geübter Leser des Alten Testaments nicht abstreiten können. Ich habe noch nie einen Bibelkenner getroffen, der die Geschlechtsregister begriffen oder die Synchronizitäten der Könige Juda's und Israels kritiklos hingenommen hat. Ich bin aber andererseits auch davon überzeugt, dass weder die Unkenntnis der wahren Sachverhalte noch ein unsauberes Arbeiten der Redakteure des AT dazu geführt haben, dass heutige wie frühere Leser die Angaben im AT nicht alle in einen logischen Zusammenhang bringen können bzw. konnten. Die Verschlüsselung war eine absichtliche. Die AT-Redakteure haben sich große Mühe gegeben, die Wahrheit zu verschlüsseln, und wir sollen den wahren Sachverhalt - wenn überhaupt - auch nur mit Mühe herausfinden können.

Dahinter steckt die Absicht, dem Leser nicht vordergründig die Möglichkeit zu geben, z.B. die Zusammenfassung der Personen David I und II oder den Aufbau Salomos zum großen König oder die anderen Zusammenfassungen zweier Personen in einer einzigen zu entdecken. Welchen Sinn sollten sonst Verwirrungen haben, die mit den Namen bzw. Personen angestellt werden? Es ist doch ganz offensichtlich, dass man verhindern wollte, dass sich in den Geschlechtsregistern eine klare, übersichtliche und verständliche Generationsfolge "auf den ersten Blick" ergab. Und trotzdem wurde durch die Querverbindungen und die Wortspielereien, besonders mit den Namen, gewollt nicht verhindert, dass durch Kombinieren und Dechiffrieren eine Lösung ermöglicht wird. Diese sieht dann natürlich anders aus als die von den AT-Redakteuren beabsichtigte allgemeine Vorstellung von der Geschichte Juda-Israels.

Für überzeugte Bibelfreunde, die jedes Wort im AT für unumstößliche Wahrheit halten möchten, müssen sich die in diesem Kapitel vorgenommenen Enthüllungen blasphemisch anhören. Es darf aber bei aller Bibelfreundlichkeit nicht übersehen werden, dass widersprüchliche und rechnerisch falsche Angaben, wie sie in großer Zahl im AT anzutreffen sind, nicht wahr sein können. Das Wort Gottes, der die Wahrheit ist, kann nicht mehrdeutig oder gar rechnerisch falsch sein. Es hat auch keinen Zweck, dem Chaos im AT einen tieferen Sinn zu verleihen; es ist Menschenwerk. Es entstand aus der Liebe zum Menschen, zum Frieden - und zu Gott.

Es wird mir oft aus Bibelkreisen entgegengehalten - meist verbunden mit einem überlegenen, süffisanten Lächeln über meine Einfalt -, das Alte Testament sei ja auch gar kein Geschichtsbuch, sondern ein Heilsbuch. Ich halte diese Argumentation für äußerst verhängnisvoll; denn wenn ein Geschichtsbuch - und als solches fasst sich die Bibel u. a. unmissverständlich auf - eben doch kein Geschichtsbuch sein soll, dann wird damit gesagt, es sei ein "Geschichtenbuch" mit unverbindlichen, historisch irrelevanten Erzählungen. Und genau das wollen die ernsten Bibelfreunde wiederum am wenigsten wahrhaben, und das mit Recht; denn ein Märchenbuch ist das AT beileibe nicht. Doch für niemanden führt der Weg daran vorbei, das Alte Testament als ein redigiertes Geschichtsbuch anzuerkennen. Das sollten nicht nur Bibelfreunde, sondern auch vorschnelle Bibelverurteiler beherzigen.

Nur eine betont nüchterne und vorurteilsfreie Betrachtung im Lichte einer berichtigten Rahmengeschichte und ebenso richtigen Chronologie kann als angemessene Annäherung an den geschichtlichen Teil des AT akzeptiert werden. Dass es im Alten Testament auch andere Bücher als die Geschichtsbücher gibt, die folglich eine andere Betrachtungsweise beanspruchen, steht außer Frage.

Zum Abschluss dieser Betrachtung möchte ich dem Leser zwei Artikel aus der Rheinischen Post vom Dezember 2004 zur Kenntnis geben, aus denen berechtigte Zweifel an der Existenz der Könige David und Salomo seitens der Historiker hervorgehen:

Historiker bezweifeln Existenz König Davids.

Die Existenz des biblischen Königs David wird von Archäologen und Historikern mehr und mehr in Frage gestellt. Trotz intensiver archäologischer Suche seien bisher so gut wie keine Spuren von David gefunden worden, berichtet National Geographic Deutschland. David soll etwa um 1000 vor Christus gelebt haben und vom Schafhirten zum Kriegshelden und König aufgestiegen sein, der die Stämme Israels einte. Etliche Historiker hingegen halten ihn für einen rücksichtslosen Machtmenschen. Andere sehen in ihm nur einen Anführer eines unbedeutenden Kleinstaats.

Der Leser mache sich selbst seine Gedanken dazu; aber im Hinblick auf meine Aussagen, die Hauptstadt Davids (I) sei gar nicht Jerusalem gewesen, wo folglich vergeblich nach Spuren dieses Königs gesucht würde, und David (II) sei der Anführer einer Rebellenorganisation gewesen, bevor er zum König eines von Großmächten abhängigen Kleinstaates Juda gekrönt wurde, ergeben sich beachtliche Parallelen!

In derselben Zeitung erschien am 28.12.2004 der folgende Artikel:

Zepter von König Salomon ist eine Fälschung.

Die angeblich einzige erhaltene Reliquie aus dem Tempel des Königs Salomon hat sich als Fälschung entpuppt. Dies bestätigt jetzt das Israelische Museum in Jerusalem. Der Elfenbeinknauf, der die Form eines Granatapfels hat und eine Inschrift von neun Buchstaben trägt, war rund zwei Jahrzehnte lang für das Kopfstück eines Zepters gehalten worden, wie sie die Oberpriester im 586 vor Christus zerstörten Tempel getragen hatten. Experten fanden nun heraus, dass der Knauf viel älter ist. Die Inschrift sei nachträglich eingraviert worden.

Auch hierzu bedarf es keines weiteren Kommentars: Die konventionelle Wissenschaft ist sich keineswegs so sicher, dass sie als "gesichert" bezeichnet werden könnte.

Dass ich meine Sicht des AT und meine Rekonstruktion der AT-Geschichte schon fast zwanzig Jahre vor dem Erscheinen dieser Zeitungsartikel niedergelegt habe, brauche ich wohl nicht mehr zu betonen.

Letzter Stand: 27. März 2014


1 Hans Georg Asmussen, Sonne stehe still...!, Selbstverlag
2 Eine Identität Benhadad = Abdi-aschirta, wie sie von Velikovsky gesehen worden ist, halte ich für abwegig.
Die Geschichte des Altertums in neuer Sicht Band 1 bis 3 der Geschichte des Altertums in neuer Sicht
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