Fünftes Buch: Die Plagen des Pharao

6. Kapitel:

Die Katastrophe Typhon 4
Die wissenschaftliche Betrachtung (Teil 2)

Die geodätischen Folgen der Katastrophe

Eine auffällige Beziehung zum Sternbild Argo, dem Schiff, stellte der während und nach der Katastrophe in Nubien weilende Ex-Pharao Chus-Sesostris her. Sein Name Chus war das Synonym für das von ihm unterworfene Nubien. Ich nehme seine Aktivitäten nach Typhon im Hinblick auf diese Beziehung daher jetzt schon teilweise vorweg:

Kurz vor seiner Rückkehr nach Unterägypten im Jahre 19 KNB bzw. 628 ndFl stellte Chus unter dem Namen Sesostris (konventionell Sesostris III Cha-kau-Re) auf der Nilinsel Argo seine Kolossalstatue auf und markierte so die Südgrenze Ägyptens einschließlich der von ihm beanspruchten Teile Nubiens. Da das geodätische Fünfeck dritter Ordnung nach Typhon 4 genau auf das pharaonische Ägypten passte, also auf Ober- und auf Unterägypten zusammen, liegt es nahe, dass Chus, der Geodät, mit der Errichtung seiner Statue auf Argo die Spitze dieses Fünfecks festlegte:

   tg ν(ny)  = 1/2 [Nabel!];  ν  = 26° 33' 54"
   tg η(eta) = 2/φ(phi)6;     η  =  6° 21' 35"
--------------------------------------------
          α" = ν minus η         = 20° 12' 19".

Der Meridian durch Argo war selbstverständlich der Null-Meridian. 0°-Meridiane können willkürlich festgelegt werden. Die Frage taucht jetzt auf, wo denn der Basisbreitengrad in Ägypten verlief, also der Breitengrad, auf dem die im Argo- = Null-Meridian verlaufende Höhe des auf Ägypten liegenden Fünfecks dritter Ordnung senkrecht stand.

Die Basis oder die Fünfeckseite, die der Spitze auf der Insel Argo gegenüberlag, bildete nach heutiger Vorstellung keinen Breitenkreis, da alle Projektionen der Dodekaëderkanten, also der Fünfeckseiten, vom Erdmittelpunkt auf die Oberfläche der Erde Teile von Großkreisen darstellen. Von allen Breitenkreisen ist aber einzig der Äquator ein Großkreis, also ein Kreis, dessen Mittelpunkt mit dem der Erdkugel zusammenfällt. Die übrigen Breitenkreise haben ihre Mittelpunkte auf der Erdachse und werden folglich zu den Polen hin immer kleiner, bis der 90°-Breitenkreis zum Punkt geschrumpft ist, dem Pol.

Folglich ist nur der Fußpunkt der Fünfeckshöhe auf der Basis, und zwar logischerweise in deren Mittelpunkt, mit heutigen Breitengradwerten zu vergleichen. In der Projektion entspricht das einem Äquatorabstand bzw. einer geografischen Breite von:

tg ε" = 1/φ; ε" = 31° 43' 03".

Auf dieser Breite und auf dem Argo-Meridian müsste ein markantes und heiliges Objekt zu finden sein. Meines Erachtens war das Heiligtum des heutigen Sammanud, das damals Sebennytos hieß, dieses "Fußpunkt"-Heiligtum. Von Sebennytos, dessen Priester Herodot über die Geschichte Ägyptens (in ihrem Sinne) aufklärten, war vor Typhon 4 nichts zu hören. Nachdem Luxor zum Nabel der Welt geworden war und der Luxor-Null-Meridian nicht mehr durch Sebennytos verlief, verlor dieses Heiligtum bald wieder an Bedeutung.

In den Jahren nach der Rückeroberung Ägyptens durch die Pharaonen (ab 628 ndFl) setzte eine bemerkenswerte Blüte des Amun-Kultes ein, und man begann in der Gegend Thebens mit dem Bau des großen Amun-Tempels von Luxor. Für die Wahl dieses Platzes gab es einen ganz besonderen Grund:

Der Nabelbreitengrad (26° 33' 54") war durch
die von Typhon ausgelöste Polverlagerung auf
Theben-Luxor gefallen.

Allerdings lag dieses Heiligtum nicht auf dem Null-Meridian von Argo nach Sebennytos. Da der Nabel auf diesem Meridian aber in die westliche Wüste fiel, verlegte man kurze Zeit nach Chus und Ramses IV das Nabelheiligtum nach Luxor und machte den durch diesen Tempel gehenden Meridian zum neuen 0°-Meridian. Der Schnittpunkt von Null-Meridian und Nabel-Breitengrad ist heute noch in Luxor zu erkennen. Er wurde durch den hier noch zu sehenden Omphalos oder Nabelstein, der sich im Tempel befindet, markiert.

Die Unterstellung, die Werte für die Insel Argo, Luxor und Sebennytos wären gleichzeitig unmittelbar nach Typhon 4 gültig gewesen, ergibt für den Nordpol dieser Zeit folgende Koordinaten nach heutigem Schema:

ca. 99,5° Ost und ca. 87,75° Nord.

Auf diesen Koordinaten blieb der Pol jedoch nicht lange liegen. Die Einpendelung auf die heutige Position (90° N) ist auf dem Wege der

Polwanderung

erfolgt, die durch die noch nicht zur Ruhe gekommenen Gleitbewegungen des Erdmantels auf dem Erdkern verursacht wurde. Bei diesen Überlegungen muss streng unterschieden werden zwischen Erd- und Himmelspolverlagerungen.

Die Pole auf der Erdoberfläche sind - wie ich weiter oben schon klargestellt habe - diejenigen Punkte, an denen die gedachte Erdachse aus dem Erdinnern gewissermaßen "heraustritt", die Himmelspole sind die Stellen am Himmel, wohin die gedachte Erdachse zielt. Verschiebt sich der Erdmantel oder auch nur die Erdkruste gegenüber dem Erdkern, wie das bei der Mantelverlagerung im Zuge der Typhon-Katastrophen stets der Fall war, dann verlagern sich auch die Pole auf der Erdoberfläche. Die Himmelspole bleiben indes bestehen, wenn nicht gleichzeitig auch eine Verstellung der Erdachse (als "Kreiselachse" des Erdkerns) im Raum eintritt. Diese Veränderung würde auf der Stelle dazu führen, dass sich die Himmelspole verlagern, weil die Erdachse nun auf andere Himmelspunkte zielt.

Für die geografischen Koordinaten (Länge und Breite) der Orte auf der Erdoberfläche ist es absolut belanglos, auf welchen Punkt am Himmel die Erdachse zielt. Für sie sind lediglich diejenigen Stellen von Belang, an denen die Erdachse aus dem Erdinnern "heraustritt", also die geografische Lage der Pole. Das Gradnetz der Erde und die exakten Himmelsrichtungen verändern sich in dem Maße mit, in dem sich die Erdpole verlagern; denn für jede neue Pollage ergibt sich automatisch ein neues Gradnetz von Längen- und Breitenkreisen.

Sammanud liegt heute auf 31° 14' Ost und hat die Breite 30° 57' N, also etwa 46' weniger als dem Fußpunkt zukommt (siehe oben: 31° 43' 03"). Damals lag es am sebennytischen Arm des Nils, der westlich des heutigen ins Meer mündete. Das Nildelta hat sich seit jener Zeit gewaltig verändert. Es war früher breiter als heute, und die Nil-Mündungsarme waren verzweigter als jetzt. Die beiden derzeitigen Hauptmündungsarme waren damals weder in ihrer Gestalt noch in ihrem Verlauf erkennbar.

Die Insel Argo liegt heute auf etwa 30° 20' Ost zwischen den Breiten 19° 18' und 19° 30' N. Die Abweichung des heutigen Wertes von 20° 12' 19" macht ebenfalls etwa 46' aus, wenn ein Wert für den Argobreitengrad von 19° 26' unterstellt wird, was zwischen den beiden oben genannten Werten liegt. Um diesen Betrag muss sich die geografische Breite der Insel Argo seit Typhon 4 verringert haben.

Luxor hat heute die geografische Breite 25° 41' Nord. Das bedeutet, dass auch hier eine Verkleinerung stattgefunden haben muss, und zwar von etwa 52', was dem bei der Insel Argo und bei Sammanud gefundenen Wert in etwa entspricht. Die Ungenauigkeit kann mehrere Gründe haben, einer davon ist gewiss die Tatsache, dass die Orte nicht alle auf demselben Meridian liegen. Prinzipiell ist dies unerheblich wegen des verhältnismäßig geringen Abstandes von Luxor von dem Meridian durch Argo und Sammanud.

Wegen der Polwanderung und der später noch eingetretenen Achsverlagerungen musste die Tempelachse von Luxor mehrfach künstlich "gedreht" werden, wie heute noch zu sehen ist: An- oder Vorbauten, die nach den neuen Himmelsrichtungen bzw. Sternörtern ausgerichtet waren, die sich nach den jeweiligen Erd- bzw. Himmelspolveränderungen ergaben.

Möglicherweise verlief der Argo-Meridian einige Zeit später durch den Ort Canopus an der Mündung des canopischen Nilarmes. Der Meridian von Rosetta (Canopus) stimmt heute weitgehend mit dem der Insel Argo überein. Unmittelbar nach Typhon 4 kann die Insel Argo nicht auf dem heutigen, dem canopischen Meridian gelegen haben. Dies wurde erst durch die Polwanderung (nach dem Tode des Chus) bewirkt.

Chus hat demnach erwartungsgemäß nichts mit der mythologischen Beziehung zu Argo, dem Schiff, und zu Canopus (= Ka-Anubis?), dem Steuermann zu tun; diese Bezeichnungen und Beziehungen könnten mit Anubis-Phrix, dem Argonauten und Kolchisfahrer, zusammenhängen. Es liegt nahe, darin das Wirken eines Anubis-Sohnes (Ramses IV?) zu sehen, der nach der Regierung des Chus die Ortsbezeichnungen Canopus und Argo eingeführt haben könnte.

Da der Nordpol nach Typhon 4 auf einem Meridian lag, der mit dem ägyptischen einen Winkel von etwa 70 Längengraden bildet, kann man sich vorstellen, dass die Korrektur der Breitengrade durch die Polwanderung in Ägypten geringer ausfiel als die Wanderung des Nordpols auf "seinem" Meridian, die etwa 2,25° ausmachte, bis er seine heutige Position "erwandert" hatte: knapp 1° in Ägypten. Ich nehme die Gelegenheit wahr, die Pollagen nach den einzelnen Änderungen noch einmal alle aufzuführen:

Die Änderungen der Pollagen
1. Erde (Eretz) vor Typhon: ca. 73° N/S; ca. 102°W/78°O;
2. " (Adamah) nach Typhon 1: ca. 60°   N; ca.  10°  O;
3. " (Arka) "    "      2: "   86°   N; "   150° O;
4. " (Harabah) "    "      3: "   77°   N; "   165° O;
5. " (Jabbashah) "    "      4: "   87,75°N; "    99,5° O;
6. " (Tevel) "    676 ndFl: Polwanderung hält an bis:
7. " (Heled) "    728 "   :     90° Nord.


Aus der neuen Pollage nach Typhon 4 wird ersichtlich, dass in Mitteleuropa die zweite nacheiszeitliche Warmperiode zu Ende ging und der Übergang zum heutigen gemäßigten Klima einsetzte. Die im Norden Sibiriens und auf den Nordsibirischen Inseln eingefrorenen Mammuts blieben in der Dauerfrostzone. Ägypten war ebenfalls vom Äquator weg verlagert worden, und zwar um etwa 10°, was zu einer geringfügigen Abkühlung führte, die durch die Nordwanderung des Äquators im Zuge der Polwanderung auch nur zu einem kleinen Teil wieder ausgeglichen werden konnte. Eine wesentliche Klimaveränderung kann es durch die verhältnismäßig klein ausgefallene Polwanderung in der Zeit nach Typhon 4 nicht gegeben haben.

Die Geodäsie war nach Typhon 4 ebensowenig wie die Astronomie eine reine Freude, solange diese Polwanderung anhielt, die bis heute noch nicht ganz abgeschlossen ist. Die Pollage änderte sich unmittelbar nach der Katastrophe zunächst über eine gewisse Zeit hinweg merkbar. Sie nahm in den folgenden Jahren rapide ab, bis sie einen einigermaßen stabilen Wert behielt, und heute ist sie fast ohne Bedeutung. Wir können die Phasen der Wanderung sehr gut verfolgen. Zuvor müssen wir aber noch eine weitere Bewegung erörtern, die in Verbindung mit der Polwanderung gewirkt hat. Anders als die Wanderungen des Pols auf der Erdoberfläche trugen

Die nachtyphonischen Achsbewegungen

auch zu Veränderungen am Himmel bei. Obwohl die Bahnstörungen der Jahre 676 und 728 ndFl zeitlich noch nicht anstehen, muss ich sie dennoch in diesem Kapitel schon heranziehen; denn nur so lässt sich Klarheit schaffen über das, was sich zwischen Typhon 4 und heute getan hat, bis sich die derzeitige Himmelskarte ergab.

Die Darstellung der Himmelshemisphäre im Senmut-Grab, die unserem heutigen Nordhimmel entspricht, weicht, wie ich schon sagte, in einem entscheidenden Punkt von diesem ab. Der Himmelspol lag unmittelbar nach Typhon 4 im Sternbild des Großen Bären. Von hier kann er nur durch eine oder mehrere Achskippungen in seine heutige Position gelangt sein, da die Himmelspole von der Wanderung der Erdpole auf der Erdoberfläche prinzipiell unberührt bleiben.

In den Jahren seit Typhon 4 bis heute (etwas mehr als 2000 Jahre) kann durch die Äquinoktial-Präzession lediglich ein Wert von (360 x 2000 : 25786 = 27,92) ungefähr 28° herausgekommen sein. Der Weg vom Großen Bären zum Polarstern ist aber weiter. Unterstellen wir, dass seit der Xerxesnacht im Jahre 728 ndFl keine gravierenden Verstellungskräfte mehr auf die Erdachse eingewirkt haben, dann betrug die Wanderstrecke des Himmelspols infolge der Äquinoktial-Präzession sogar nur ca. 26,5° (siehe auch weiter oben in diesem Kapitel!). Somit muss man davon ausgehen, dass 676 und/oder 728 ndFl noch eine Kraft von außen auf die Erdachse eingewirkt und sie im Raum verstellt hat.

Auch dem römischen Philosophen Seneca zufolge (in seiner Schrift Thyestis) lag einst der Himmelspol im Sternbild des Großen Bären, wurde aber nach einer kosmischen Umwälzung im Kleinen Bären wiedergefunden. Es ist bezeichnend, dass Seneca, der vor mehr als 1700 Jahren (in der berichtigten Chronologie) lebte, nicht beim Polarstern sondern im Kleinen Bären sagte. Zu seiner Zeit war der Himmelspol demnach noch nicht bis zum Polarstern vorgerückt. Natürlich war das abrupte Verlagern des Himmelspols ohnehin nicht bis an die Wagendeichsel erfolgt, so dass Seneca ganz richtig von einem Wiederfinden im Kleinen Wagen (= Kleinen Bären) spricht. Und zwar muss der Himmelspol nahe dem hinteren Ende des Kleinen Wagens wiedergefunden worden sein, also genau 26,5° vom vorderen Ende der Deichsel entfernt, an dem heute der Polarstern zu finden ist.

Die mit den argivischen Tyrannen Atreus und Thyestes (vgl. Senecas "Thyestis"!) verbundene "Nacht der argivischen Tyrannen", die am hellen Mittag eintrat, gehört wie die Tyrannen selbst in die Zeit der Katastrophe Typhon 4. In der Dichtung gelten die Brüder als Söhne des Pelops, der jedoch Herodot zufolge ein Knecht des Darius war. Ich sehe in ihm die Person Philipp I von Makedonien mit all ihren Namen (Pelopidas, Polyphron, Polyperchon usw.). Als dessen Söhne wären die argivischen Tyrannen Zeitgenossen einer anderen Nacht gewesen, der Xerxesnacht, die Herodot ebenfalls beschreibt, die aber am frühen Morgen eintrat (und es wurde Nacht statt Tag). Wie ich weiter oben schon sagte, waren die argivischen Tyrannen aber weder Brüder, noch waren sie Söhne des Pelops. Es ist hier jedoch nicht der geeignete Platz, auf die wahren Familienverhältnisse einzugehen.

Man darf annehmen, dass die drei Himmelsänderungen innerhalb von nur 104 Jahren (624, 676 und 728 ndFl) späteren Dichtern als zu einer einzigen Katastrophe gehörend vorkamen bzw. dass sie die mit den einzelnen Ereignissen verbundenen Veränderungen nicht mehr exakt zu unterscheiden vermochten.

Zeitweise ging der Große Bär, der ja erst nach Typhon 4 auf der Nordhalbkugel sichtbar wurde, von Ägypten aus gesehen "nie unter". Er lag also innerhalb eines Zirkumpolarkreises für Ägypten. Darunter versteht man den Kreis um den Himmelspol, innerhalb dessen sich die Sterne befinden, die für einen bestimmten Ort ganzjährig sichtbar sind, die also sowohl in Sommer- als auch in Winternächten über dem Horizont stehen. Heute liegt der Große Bär für Ägypten nicht mehr innerhalb des Zirkumpolarkreises und ist daher in Ägypten nicht mehr das ganze Jahr hindurch sichtbar.

Es versteht sich, dass die Zeit, in der der Große Wagen/Bär für Ägypten nie unterging, auch die Zeit war, in der der Himmelspol in diesem Sternbild lag, das in Altägypten die Lende des Ochsen hieß. Auch danach, als der Himmelspol im Kleinen Wagen/Bären lag, kann es möglich gewesen sein, dass der Große Bär zunächst noch nicht unterging; aber ab einem bestimmten Zeitpunkt war diese Periode zu Ende.

Ob die Verlagerung des Himmelspols vom Großen zum Kleinen Bären in einem Zuge erfolgte, oder ob es 676 ndFl zunächst zu einer Teilverlagerung kam, oder ob schon 676 ndFl die vollständige Verlagerung stattfand und 728 ndFl gar keine, lässt sich anhand von Bilddokumenten oder schriftlichen Zeugnissen nicht zweifelsfrei beantworten. Vielleicht gibt es aber dennoch eine Möglichkeit, Rückschlüsse zu ziehen:

In alten Schriften ist von einem Himmelspol im Sternbild Drache die Rede, in dem sich heute der Ekliptikpol befindet, und zwar, wie die Ägypter es nannten, auf der Brust des Nilpferdes. Wenn nun nicht der Ekliptikpol, sondern der Himmelspol mit den alten Angaben gemeint sein sollte, dann müsste es zwei Etappen der Himmelspolverlagerung gegeben haben, was der Angabe Senecas widerspräche, wonach der Himmelspol ohne Zwischenstation vom Großen zum Kleinen Bären gesprungen sei. Eine Verlagerung in der Reihenfolge Drache - Großer Bär - Kleiner Bär kann nicht akzeptiert werden, wenn die Lage des Himmelspols im Deckengemälde des Senmut-Grabes eindeutig "auf der Lende des Ochsen", also im Großen Bären, lokalisiert worden sein sollte. Vor der Entstehung dieses Gemäldes kann es keine andere Lage nach Typhon 4 gegeben haben als die, die aus dem Gemälde selbst hervorgeht.

Auch indische Quellen (die Jaiminiya Upanishaden) bestätigen, dass der Drehpunkt des Himmels, also der Himmelspol, zunächst im Großen Bären gelegen habe; danach sei die Erde "von ihrem gewohnten Platz um 100 Yoyanas zurückgewichen".

Ein Yoyana entspricht auf der Erde einer Entfernung von 8 bis 14 km, was aus den Längengradentfernungen auf den verschiedenen Breitenkreisen des indischen Subkontinents hergeleitet sein dürfte. Wie anders sollte sonst eine Angabe "8 bis 14 km" zu verstehen sein? Wenn also Yoyanas Bogengrade sind, dann lässt sich mit dieser Angabe berechnen, dass das größte Yoyana, wenn es am Äquator gelegen hätte, einem Achtelgrad (1° entspr. 111 km; 14 km = <14:111>° = 0,126°) gleichkäme. Demnach wären 100 Yoyanas am Himmel etwa 12 bis 13°, was der Entfernung vom Stern Dubhe im Sternbild Großer Bär bis zum Sternbild Drache sehr genau entspricht. Folglich kann hier an die erste Etappe der Polverlagerung gedacht werden. Seneca, der die "kosmische Umwälzung" nur sehr allgemein ausdrückte, wusste vermutlich nicht genau, wie das "Herabbiegen" des Himmelspols im einzelnen vonstatten gegangen war. Die endgültige Verlagerung vom Sternbild Drache in den Kleinen Bären müsste der Himmelspol dann im Jahre 728 ndFl erfahren haben.

Die Erdachse erfuhr im Jahre 676 ndFl eine nicht unerhebliche Drehung, durch die der Himmelspol vom Großen Bären ins Sternbild Drache verlagert wurde. Das bedeutet, dass sich der Stand der Jahreszeit um 12 bis 13° (= 100 Yoyanas), also fast um einen halben Monat (1 Monat = 360° : 12 = 30°), veränderte. Josia-Joas-Josua, einer der Nachfolger von Hiskia-Amazja, nahm daher in seinem 18. Jahr (seit seiner Erstinthronisation im Jahre 661 ndFl) = 678 ndFl eine Passah-Reform vor.

Der im Louvre in Paris aufbewahrte, von Napoleon aus der Decke im Hathor-Tempel von Dendera herausgesprengte Stein (Durchmesser 2,40 m) stellt einen Tierkreis dar, der mit dem Zustand des Himmels, wie ich ihn für die Zeit unmittelbar nach 728 ndFl (= 152 v.Chr.) beschrieben habe, sehr gut übereinstimmt. Der Himmelsnordpol hat auf diesem Stein gegenüber seiner heutigen Position eine um 25° abweichende Stellung. Konventionell wird die Entstehung dieses Steines von Dendera in die Ptolemäerzeit gelegt. Ich sehe hierin die Bestätigung für meine Aussage, dass nach 728 ndFl der Himmelspol nur noch der Äquinoktial-Präzession unterworfen war, die ihn bis heute um diese Strecke an die Deichsel des Kleinen Wagens befördert hat.

Den ersten Hathor-Tempel in Dendera, der als der älteste Steinbau in Ägypten überhaupt angesehen wird, baute - nach ptolemäischer Tradition, wie Breasted sagt10 - Cheops. Dies ist nicht verwunderlich; denn Hathor, die mit Snofru verheiratete Tochter des Amun-Menes, des Begründers des so genannten dynastischen Ägyptens, war seine Mutter. Diese Vorgänge liegen in der Tat in der frühesten Phase Ägyptens, und zwar um 500 ndFl11 bzw. 380 v.Chr. Da Hathor auch die Mutter des Pharaos Achmose war, des Epaphos-Ap(oph)is-Ptah (sein Vater war Hermes-Thot aus Pamphylien, der Sohn des Scharkalischarri-Zeus II), so war sie auch die Stammmutter aller Ptah-Ra-messu oder Ptolemäer. Auf diese Weise sind deren Bemühungen um den Hathor-Tempel und um Dendera verständlich.

Die Frage ist nun, ob durch die Bahnstörungen der Jahre 676 und 728 ndFl nur eine Drehung der Erdachse vorgenommen wurde, oder ob auch die Bahnebene im Raum verlagert und dadurch zusätzlich noch die Neigung der Erdachse gegen die Ekliptik verändert wurde. Sowohl durch eine Drehung bei gleichbleibender Neigung als auch durch eine Neigung ohne gleichzeitige Drehung kann die Erdachse auf einen anderen Punkt am Himmel ausgerichtet werden. Ein Zusammentreffen beider Lageveränderungen muss auch eine Verlagerung des Ekliptikpols mit sich bringen. Der Ekliptikpol verändert seine Position nicht, wenn es nur zu einer Drehung der Erdachse bei Einhaltung der Bahnebene kommt.

Die angesprochene Frage lässt sich nur im Zusammenhang mit den über Ägypten hinweggehenden

Wanderungen der Breitenkreise und des Wendekreises

beantworten. Es steht fest, dass die Erdachse durch die Nahbegegnung mit Typhon eine Kippung erfahren haben muss, da die Schiefe der Ekliptik zwischen Typhon 3 und Typhon 4 nur ca. 18,75° betrug, was der geografischen Breite von Achet-Aton entspricht, dem "Aton-Heiligtum auf dem Wendekreis". Danach aber durchlief die Schiefe der Ekliptik unterschiedliche Werte, bis sie sich auf den heutigen Wert von 23° 26' 54" eingespielt hat. Durch die Begegnung mit Typhon kam es sowohl zu einer Verlagerung der Ekliptik im Raum, als auch zu einer Kippung der Erdachse, so dass eine Gesamtneigung der Erdachse gegen die Ekliptikachse bzw. der Äquatorebene gegen die Ekliptik von vermutlich mehr als 24° resultierte. Dieser Wert verminderte sich anfangs schneller als in den zweitausend Jahren danach bis heute.

In seiner Schrift CHEOPS12, in der er sich eingehend mit der Cheops-Pyramide und ganz allgemein mit altägyptischer Geodäsie befasst, zitiert Peter Tompkins Stecchini, einen Professor an der Harvard Universität, der mit einer Arbeit über die klassische Metrologie promovierte. Dieser habe endgültig nachgewiesen, dass die alten Ägypter nicht nur über eine hochentwickelte Astronomie und Mathematik verfügten, sondern auch auf dem Gebiet der geografie und Geodäsie Bedeutendes leisteten.

Bedauerlicherweise ist auch Tompkins in der überdehnten Chronologie gefangen, so dass seine Aussagen in dieser Hinsicht nicht befriedigen. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass die Beobachtungen auch der darüber hinaus noch von ihm zitierten Gelehrten, die in dieselbe Richtung weisen wie Stecchini, überwiegend ernst zu nehmen sind. Leider sah die Fachwissenschaft dazu keine Veranlassung, wie aus folgender Passage in Tompkins Schrift hervorgeht:

Der wichtigste ägyptische Text, der von Stecchini entziffert wurde, bestand aus drei identischen Hieroglyphen auf der Rückseite von genormten ägyptischen Messstäben, die im Tempel des Amun zu Theben, dem Zentrum der ägyptischen Landvermessung seit dem Mittleren Reich, gefunden wurden. Nach Stecchini geben uns diese Stäbe einen Hinweis auf die räumliche Ausdehnung des alten Ägyptens.

Ludwig Borchardt, einer der hervorragendsten deutschen Ägyptologen, der im Jahre 1921 als erster die betreffenden Texte in der Wiener Zeitschrift "Janus" veröffentlichte, nahm von den Zahlenangaben auf den Messstäben von vornherein an, dass sie sich nicht auf tatsächliche und astronomisch berechnete Breiten beziehen konnten, und machte sich so nicht einmal die Mühe, sie zu überprüfen. Er bemerkte apodiktisch: "Man muss ein für allemal die Möglichkeit ausschließen, dass die Alten Entfernungen nach Bogengraden gemessen haben." Auch die Ägyptologen nach Borchardt versäumten es, die vorgefundenen Texte darauf zu prüfen, ob ihre Angaben der Wirklichkeit entsprechen. Stecchini jedoch tat es und fand heraus, dass sie die tatsächliche geografische Breite und Länge der bezeichneten Orte mit erstaunlicher Genauigkeit wiedergaben.

Diese Maßangaben können nicht aus einem Alten oder Mittleren Reich stammen, ganz abgesehen davon, dass von dieser Einteilung der Geschichte Ägyptens nicht so viel zu halten ist, wie man annimmt. Die von Stecchini ermittelten Längen- und Breitengrade gehören in ein Ägypten zu der Zeit des Herodot, als viele Maße an Himmel und Erde neu genommen werden mussten; und Tompkins sagt auch, dass Stecchini die Angaben Herodots, die dieser über Ägypten gemacht hat und die von der Schulwissenschaft verlacht und als märchenhafte Erfindungen abgetan worden sind, bestätigen konnte. Auch das spricht dafür, dass diese Angaben in die Zeit Herodots, also in die Anfangszeit der Gültigkeit der heute noch feststellbaren Werte, gehört. Stecchini konnte darüber hinaus noch weitere, eigene Feststellungen treffen:

Er (so fährt Tompkins fort) fand an dem Thron fast aller Pharaonen seit der 4. Dynastie eine Glyphe, die geodätische und daher auch astronomische Angaben von außerordentlicher Genauigkeit enthielt. Daraus konnte er ermitteln, dass die Ägypter für den Wendekreis des Krebses drei Ziffern verwendeten, eine gröbere von 24°, eine exakte von 23° 51' und eine dritte von 24° 06' - Ziffern, die zur Beobachtung des Sonnenschattens bei der Sommersonnenwende benötigt wurden.

Hier erkennt man eine gewisse Hilflosigkeit gegenüber den drei Werten, die nur zu erklären ist durch den Glauben der Wissenschaft und auch solcher Gelehrter, die mit der konservativen Haltung der Schulwissenschaft nicht einverstanden sind, an die Unverrückbarkeit der Erdbahn, mithin der konstanten Jahreslänge, der unveränderlichen Pollagen und der Kontinuität der Präzession und der Achsaufrichtung.

Tompkins weiter: Der hohe Wissensstand der alten Ägypter äußert sich auch darin, dass sie ihr Observatorium in der Nähe von Syene auf der Insel Elephantine errichteten. Dieser Ort befindet sich 15' - der halbe Durchmesser der Sonne - nördlich vom tatsächlichen Wendekreis des Krebses. Sie wussten, dass nicht die Mitte, sondern der Rand der Sonne beobachtet werden musste.

Es wird gesagt, die Ägypter hätten drei verschiedene Wendekreise gekannt. Es seien ihnen die Werte 23° 51', 24° und 24° 06' geläufig gewesen. Da es aber zu einer bestimmten Zeit immer nur einen einzigen Wert für den Wendekreis geben kann, muss diese Dreiteilung einen anderen Sinn gehabt haben. Es wird weiter gesagt, es habe in Syene, dem heutigen Assuan, einen Brunnen gegeben, in den einmal im Jahr die Sonne bis auf den Grund hineingeschienen habe. Dies ist aber das unverkennbare typische Merkmal für den Wendekreis.

Da nun Assuan heute auf 24° 06' Nord liegt, also 15 Bogenminuten nördlicher als 23° 51', so dürfte Assuan zur damaligen Zeit schon diese Breite gehabt haben, die somit dem Wendekreis von 24° 06' entspricht. Korrekt gesehen handelt es sich hierbei natürlich nicht um den Wendekreis, wie wir ihn heute verstehen; denn wenn der Sonnenrand, um den es sich bei einem einmaligen Hineinscheinen der Sonne in den Brunnen nur handeln kann, unter 24° 06' kulminiert, dann bedeutet das für den Sonnenmittelpunkt, dessen Höchststand für den Wendekreis bestimmend ist, eine Kulmination unter 23° 51' Nord, entsprechend 15' weiter südlich, nämlich genau soviel, wie der scheinbare Sonnenradius ausmacht.

Damit wären zwei Angaben zu den Wendekreisen der Ägypter zu einer einzigen geworden. Diese (23° 51') weicht jedoch noch um ein Geringes von der heutigen ab (23° 27'). Wenn der Brunnen aber, in den die Sonne damals einmal im Jahr (mit ihrem Rand) bis auf den Grund hineinschien, in Assuan lag, also 15' nördlich des Wendekreises, dann hätte der Wendekreis kaum noch "bei" Assuan verlaufen können, da auf der Erde 15' bei einem Gradabstand auf dem Meridian von ca. 111 km eine Entfernung von etwa 28 km ausmachen. So weit hätte der Wendekreis südlich von Assuan bzw. des besagten Brunnens gelegen. Daran wollen wir festhalten.

Assuan lag nicht noch liegt es heute auf dem Wendekreis; aber seine geografische Breite hat sich seit der Brunnenzeit nicht wesentlich geändert. Es muss aber nach Typhon 4, wie alle anderen Orte in Ägypten auch, zunächst auf einer um etwa 1° höheren Breite gelegen haben, nämlich bei etwa 25° Nord. Eine Verlagerung der Wendekreise (bisher wurde nur von dem nördlichen, dem des Krebses, gesprochen) kann aber nicht mehr durch eine Polwanderung erklärt werden, sobald Assuan dieselbe geografische Breite erreicht hatte, die es heute hat, und wenn der Wendekreis noch 24' nördlicher verlief als heute (23° 51' gegenüber 23° 27'; dieser Wert war damals natürlich noch nicht bekannt).

Die unterschiedlichen Winkelangaben (24° einerseits, andererseits 24° 06'/23° 51') lassen erkennen, dass die Neigung der Erdachse damals auffallend veränderlich war. Wenn sich aber, nachdem sich die geografische Breite Assuans bereits gefestigt hatte, die Breite des Wendekreises noch änderte, dann kann das nur bedeuten, dass sich die Neigung der Erdachse gegen die Ekliptik danach noch geändert haben muss. In der Tat weist die Erdachse auch heute noch eine Aufrichtungstendenz auf. Dieser Wert ist derzeit sehr gering. In jenen Tagen muss er jedoch im Vergleich zu heute beträchtlich gewesen sein.

Es gilt demnach zwei verschiedene Korrekturbewegungen nach Typhon 4 - wie überhaupt nach jeder Erdbahnstörung - auseinanderzuhalten:

Erstens die Polwanderung nach einer Polverlagerung in eine stabile Pollage. Aufgrund des Coriolis-Effekts verläuft die Polwanderung spiralförmig auf die endgültige Lage zu. Dass sich mit dem Südpol jeweils dasselbe abspielt wie mit dem Nordpol, bedarf kaum besonderer Erwähnung. Es betrifft auch alles, was zum nördlichen Wendekreis des Krebses gesagt wird, den südlichen Wendekreis des Steinbocks.

Zweitens die sich während der Präzession ebenfalls spiralförmig vollziehende Aufrichtung der Erdachse, die theoretisch erst zum Stillstand kommen dürfte, wenn deren Senkrechtstellung auf der Ekliptik erreicht ist. Ob es jemals dazu kommen wird, dass sich dieser Zustand einstellt, ist ebenso ungewiss wie das Eintreten einer stabilen Pollage.

Zu beachten ist auch, dass die für die Orte Ägyptens heute gültigen Breitengrade in der Zeit nach 676 ndFl noch einen höheren Wert hatten. Die Ursachen für die Veränderungen der Breitengrade und für die Verlagerung des Wendekreises sind zwar verschieden; aber beide Ursachen wirken gemeinsam, wenn es um die Wanderung des Wendekreises geht: einmal "wandern die Orte nach Süden", indem sich ihre Breiten durch die Polwanderung vermindern, und zum anderen wandert der Wendekreis nach Süden, da durch die Aufrichtung der Erdachse eine Annäherung der Wendekreise an den Äquator erfolgt.

Beide Südbewegungen gilt es sowohl auseinanderzuhalten, als auch miteinander in Einklang zu bringen.

Die Lage der Breitengrade unmittelbar nach Typhon 4 haben wir schon erkannt. Wo aber lag der (nördliche) Wendekreis, nachdem Typhon wieder verschwunden war? Es ist davon auszugehen, dass sich die Erdachse wie jede Kreiselachse anfangs (das heißt in diesem Falle: in den ersten Jahrzehnten nach Typhon 4) schneller aufrichtete als in späterer Zeit. Das Entscheidende bei unserer Betrachtung ist, dass im weiteren Verlauf der Drehung die Aufrichtungstendenz immer geringer wird.

So dürfte der Wendekreis unmittelbar nach Typhon 4 den Nil weiter nördlich als heute gekreuzt haben und auch nördlicher als zu jener Zeit, in der sich seine Lage bei 23° 51' eingependelt hatte. Wir wollen diese letztere Zeit die "Zeit Herodots" nennen (um 728 ndFl).

Seit 728 ndFl liegt der Ekliptikpol auf der Brust des Nilpferdes, nämlich ziemlich genau in der Mitte zwischen dem Polarstern und gamma Draconis (= Ettanin, der hellste und Hauptstern im Bild Drache; auf oder in der Nähe dieser Position müsste in älterer Zeit der Himmelspol gelegen haben, wie ich weiter oben schon sagte). Wir können davon ausgehen, dass sich die Erdachse nach Typhon 4 zunächst sehr schnell aufgerichtet hat. Ihre Aufrichtungstendenz war bis 676 ndFl aber schon auf einen im Verhältnis zu den zurückliegenden Bewegungen geringeren Wert abgesunken. Die Achse erfuhr durch die Ereignisse des Jahres 676 ndFl nur noch eine geringfügige zusätzliche Aufrichtung, wenn überhaupt.

In Ägypten scheinen mir die Tempelanlagen von Edfu und Kom Ombo, die von den zur 19./20. Dynastie gerechneten Ramessiden errichtet wurden, den Weg zu weisen. Diese beiden Heiligtümer liegen nördlich von Assuan-Syene, und zwar auf den Breiten 24° 59' (Edfu) und 24° 28' (Kom Ombo). Sie könnten Stationen der Wendekreisdurchgänge gewesen sein, also gewissermaßen jüngere Achet-Atons. Die Anlagen wurden in ptolemäischer Zeit "erneuert", wie man sagt; doch das besagt gar nichts, da die Ptolemäer die ersten Ramessiden nach Typhon 4 waren: Ptolemaios = Ptah-Ra-messe, mithin Nachfahre des Ptah-Re = Neb-pechti-Re = Achmose. In diesem Fall könnte "erneuert" auch "erbaut" heißen.

Bleiben wir erst einmal im nördlicheren Edfu, das damals analog zu den übrigen Orten Ägyptens auf einem etwa um 1° höheren Breitengrad gelegen haben muss, nämlich auf 26° N. Wenn dies einem Wendekreis entsprochen haben sollte, dann war die Kippung der Erdachse um etwa 7° ausgefallen; denn Achet-Aton, wo der Wendekreis vor Typhon hindurchgegangen war, lag vor der Katastrophe auf ca. 18° 43' N. Es muss jedoch berücksichtigt werden, dass Achskippung und Bahnkippung zusammen diesen neuen Wert erzeugten, also mit der Kippung um 7° nicht nur die effektive Verstellung der Erdachse im Raum gemeint sein kann. Diese kann sowohl kleiner als auch größer gewesen sein, je nachdem, ob sie aus einer Addition oder Subtraktion der Winkel resultiert, um die Bahn und Achse gekippt wurden.

Infolge der Aufrichtungstendenz der Erdachse wanderte der Wendekreis von Edfu recht schnell nach Kom Ombo, das anfangs auf etwa 25° 30' N gelegen hatte, das aber dem allgemeinen Trend folgend seine Breite schon vermindert hatte, als der Wendekreis hier eintraf. Ich meine, wenn man berücksichtigt, dass zu Herodots Zeit schon die heutigen Breitengrade erreicht waren, dass Edfu trotz seiner Südwanderung bei etwa 25° von dem jetzt, nach der Verlangsamung der Polwanderung, schneller nach Süden wandernden Wendekreis eingeholt und bald darauf schon überholt wurde; denn als sich Kom Ombo bei seinem heutigen Wert 24° 28' eingefunden hatte, war der Wendekreis schon vorgedrungen bis Assuan-Syene.

Während Edfu unter Pharao Ramses IV (kurz nach 630 ndFl) errichtet worden sein muss, kann Kom Ombo von diesem Herrscher, der nur wenige Jahre regierte, nicht mehr gebaut worden sein. Es entstand vermutlich unter der Regierung des Sethos-Amenophis II A-cheperu-Re, der bis 652 ndFl regierte, oder sogar erst unter Ramses VI = Amenophis III Neb-maat-Re, dessen Zeit im Jahre 669 ndFl endete.

Ich halte die Angabe Stecchinis, die Ägypter hätten drei Wendekreiswerte gekannt, auf die Situation kurz vor und sogleich nach der Bahnstörung des Jahres 728 ndFl für anwendbar, bis zu der sich der Wendekreis bis auf 24° N an den Äquator herangearbeitet hatte, nachdem er 676 ndFl - möglicherweise durch die noch zu besprechende "Maus" - von einem unbekannten Wert (nahe Kom Ombo) aus (wieder?) in Bewegung versetzt worden war. Schließlich muss dann durch die Bahnstörung in der Xerxesnacht im Jahre 728 ndFl die Verlagerung des Wendekreises auf 23° 51'/24° 06' erfolgt sein, von wo aus er sich bis heute allein infolge der nur noch sehr langsamen Aufrichtungsbewegung der Erdachse auf 23° 27' vorgeschoben hat.

Wir können davon ausgehen, dass der von Stecchini für den Wendekreis angegebene Wert von 24° schon kurze Zeit vor 728 ndFl (= 152 v.Chr.) erreicht war, so dass die Gesamtaufrichtung seit Typhon 4 insgesamt 2° ausgemacht hat.

Im Laufe von hundert Jahren hatte sich also die Erdachse um 2° aufgerichtet, und diese Tendenz war noch nicht zum Stillstand gekommen, während sich die Polwanderung schon stark verlangsamt hatte, was in einer gewissen Stabilität der Breitengrade seit 728 ndFl zum Ausdruck kommt.

In diesen hundert Jahren seit Typhon 4 bis zum Aufenthalt des Herodot in Ägypten (kurz nach 728 ndFl) hatten sich schon die heutigen Breitengrade eingestellt.

In den zurückliegenden hundert Jahren mussten jedoch das geodätische und das astronomische System der Ägypter ständig den beiden Wanderbewegungen nachgeführt werden. Darauf gibt es nicht nur Hinweise in Ägypten, sondern auch von anderen Ausgrabungsorten, zum Beispiel aus Babylon:

Babylon wurde erst nach 630 ndFl von Nabu-kudur-ussur (= Nebukadrezzur, fälschlich für Nebukadnezar gehalten) quasi auf der grünen Wiese völlig neu errichtet, und zwar an der Brust der Unterwelt, wie er selbst sagt, was soviel heißen soll wie "auf dem felsigen Untergrung des mesopotamischen Schwemmlandes". Ältere Dokumente aus der Zeit zwischen der Sintflut und Nebukadrezzur dürften hier daher gar nicht zu finden sein.

Es ist deshalb anzunehmen, dass eine in Babylon ausgegrabene astronomische Tafel, die der Schulwissenschaft ein ansehnliches Rätsel aufgibt, da sie nämlich gar nicht nach Babylon zu gehören scheint, in die Gründungszeit Babylons gehört. Sie gibt die astronomischen Daten unmittelbar nach Typhon 4 wieder. Auf dem Sperrmüll der Astronomie landete sie vermutlich schon vor der Zeit, als Babylon endgültig im Schutt versank.

Auf jeden Fall kann sie heute nicht mehr gültig sein; denn sie gibt eine Dauer für den längsten Tag des Jahres für Babylon an, die zu einem Ort gehört, der unter dem heutigen Wendekreiswert auf einer geografischen Breite gelegen haben müsste, die etwa 2,5° nördlich von Babylon zu suchen ist. Da sich der Wendekreis damals sehr zügig verlagerte, muss die Tafel ebenso schnell wieder unbrauchbar geworden sein. Die Ruinen von Babylon liegen heute auf 32° 20' N, besagte Tafel gehört aber zu einem Ort auf 34° 57' N, wenn man den heutigen Wendekreiswert zugrunde legt. Die angegebene Länge des längsten Tages von 14 Stunden 24 Minuten oder (bezogen auf die Sonnenmitte) von 14 Stunden 21 Minuten lässt keinen anderen Schluss zu. Zwar fehlt das genaue Datum für die Gültigkeit dieser Tafel; aber sie gehört zweifelsfrei in die Zeit nach Typhon 4, weil in den 600 Jahren davor kein Babylon existierte.

Die Dauer des längsten Tages ist abhängig von der geografischen Breite des Wendekreises und des Ortes, für den sie gültig sein soll. Im Falle Babylons lässt sich also lediglich qualitativ sagen, dass es hier nach Typhon 4 Veränderungen gegeben hat, doch quantitativ bestimmen lässt sich aus den Tafeln nichts, da die Geltungszeit der hierin festgehaltenen Werte nicht bekannt ist und auch weder der Wert für den Wendekreis noch für die der Tafel zugrunde liegende Breite Babylons angegeben ist. Kein Zweifel kann jedoch daran bestehen, dass diese Tafel nach Babylon und nicht in einen Ort 250 km nördlich davon gehört, wo sie ja auch gar nicht gefunden wurde.

Xenophon und die "Abendlichen"

In die Zeit Herodots gehört der Historiograph und Reiseschriftsteller Xenophon, was die Schulwissenschaft jedoch energisch bestreiten wird; denn für sie lebte dieser erst etwa hundert Jahre später. Die klassische Aufteilung der griechischen Geschichte: Herodot - Thukydides - Xenophon, die nacheinander gelebt und mit ihren Geschichtswerken "nahtlos" die Zeit von den Anfängen der Geschichte Griechenlands bis ins konventionelle Jahr 362 v.Chr. abgedeckt haben sollen, ist reine Fiktion. Alle drei lebten gleichzeitig in der ersten Hälfte des achten nachsintflutlichen Jahrhunderts. Darauf kann hier natürlich noch nicht eingegangen werden. Der Grund, weshalb ich dennoch jetzt schon auf Xenophon zu sprechen komme, ist folgender:

Xenophon, der hauptsächlich durch seine Beschreibung des Feldzuges des jüngeren Kyros gegen dessen Bruder Artaxerxes berühmt geworden ist, an dem er selbst teilgenommen hatte, erwähnt unter den zahlreichen Völkerschaften, die er damals in den Regionen im Osten Kleinasiens antraf, auch die Hesperiten. Ihr Name bedeutet die Abendlichen. Xenophon geht auf die Merkwürdigkeit nicht weiter ein, dass nämlich ein Volk, das von Hellas aus gesehen seinen Wohnsitz im Osten hat, also in der Gegend des Sonnenaufgangs, seinem Namen nach von Hellas aus gesehen eigentlich im Westen wohnen müsste; Xenophon übergeht allerdings diesen Tatbestand und gibt keine Erklärung dazu, obwohl zu seiner Zeit die Sonne schon im Westen unterging.

Offensichtlich war den Menschen dieser späteren Zeit schon nicht mehr bewusst, dass vor noch nicht allzu langer Zeit (noch bis genau hundert Jahre vor Xenophons Anabasis!) die Sonne im Osten untergegangen war. Daher verlegte man auch die Geschichte mit den Äpfeln der Hesperiden (eigentlich Hesperiten) nach Westen, wo dann der Riese Atlas die Rolle des Riesen Antaios (= Ararat) übernahm. Beide sind in der Herakles-Sage vertreten, ebenso die besagten Äpfel, die sich in Marokko jedoch weniger gut unterbringen lassen als in der fruchtbaren Araxes-Ebene, wo diese Paradies-Früchte offenbar ihren Ursprung haben.

Interessant ist auch, dass der Landeplatz des Phrix in der Argonautensage, das Sonnenland Aia, einmal im Osten und ein andermal im Westen gesehen wird, obwohl der Hinweis auf den Hellespont eindeutig nach Osten zeigt. Man hat versucht, dies damit zu erklären, dass das Lichtland Aia sowohl des Land des Sonnenauf- als auch des Sonnenunterganges sein müsse, und dass man deswegen die Möglichkeit einer Flucht des Argonauten Phrix nach Westen offenlassen müsse. In Wirklichkeit ist dies jedoch das Eingeständnis, keine vernünftige Erklärung dafür zu haben. Der Leser wird wie ich darin den Beweis für die Vertauschung der Sonnenauf- und -untergangsrichtungen sehen, die nach der Flucht des Phrix (538 ndFl) erst stattfand, nämlich durch die Katastrophe Typhon 4 im Jahre 624 ndFl.

Abschlussbetrachtung

Die Drehung der Erdachse im Raum führt nicht nur zu einer Verlagerung des Himmelspols, sondern sie bewirkt auch, wie schon angedeutet wurde, eine Verschiebung der Jahreszeiten durch den Kalender. Jeder Monat macht 30° der Umlaufbahn der Erde um die Sonne aus. Eine Drehung der Erdachse um diesen Wert bedeutet - je nach Drehrichtung - eine jahreszeitliche Veränderung um einen Monat vor oder zurück.

In welcher Richtung die Jahreszeiten durch die Achsdrehungen in den Jahren 676 und 728 ndFl verschoben wurden, lässt sich herausfinden.

Zunächst muss festgehalten werden, dass sich die Schiefe der Ekliptik in der Zeit nach 676 ndFl nicht wesentlich veränderte. Auch bei der Bahnstörung des Jahres 728 ndFl machte die Drehung der Erdachse in Richtung auf den Kleinen Bären mehr aus als die Veränderung ihres Neigungswinkels zur Ekliptikachse von 24° auf 23° 51'. Insgesamt hat die Veränderung der Ekliptikschiefe seit Typhon 4 im Jahre 624 ndFl bis heute ca. 2,5° ausgemacht: bis 728 ndFl 2°; danach 33'.

Die Lage des Ekliptikpols vor 728 ndFl ist nicht exakt zu bestimmen. Wegen der großen Bedeutung, die der Tierkreis (Zodiakus) in der Zeit nach Typhon 4 für die Astronomie und die Astrologie - besonders in Babylon - bekam, kann man aber davon ausgehen, dass die Ekliptik auch in jenen Tagen durch diese Sternbilder verlief und der Ekliptikpol keine nennenswerte Positionsverlagerung erfahren haben dürfte. Folglich musste sich die Drehung der Erdachse auf etwa demselben Kreis vollziehen, auf dem die Äquinoktial-Präzession (der Tag-Nachtgleichen) abläuft.

Der Himmelspol wurde, wie wir gesehen haben, in derselben Richtung verlagert, in der auch die Tag-Nachtgleichen voranschreiten. Wie aber geht deren Bewegung vor sich und wie wirkt sie sich aus?

Die Punkte der Tag-Nachtgleichen, der Frühlings- und der Herbstpunkt, sind - wie weiter oben schon erklärt wurde - diejenigen Punkte am Himmel, wo sich der Himmelsäquator, der eine Projektion des irdischen an den Himmel darstellt, und die scheinbare Bahn der Sonne im Laufe eines Jahres am Himmel, also die Projektion der Erdbahnebene oder Ekliptik an den Himmel, schneiden. Beide Punkte liegen sich exakt 180° gegenüber. Durch den Frühlingspunkt ist der Nullmeridian des Himmels gelegt worden, und durch den Herbstpunkt verläuft infolgedessen der 180°-Meridian. Anders als bei den Erdmeridianen wird am Himmel von 0° bis 360° (= 0°) durchgezählt.

Steht nun die Sonne im Frühlingspunkt, dann entspricht das dem Frühlingsanfang auf der Nordhalbkugel der Erde. Es ist (wie auch im Herbstpunkt) für alle Orte auf der Erde der Tagbogen gleich dem Nachtbogen. Dies ist der Beginn des tropischen Jahres. Der Nullmeridian des Himmels und damit der Frühlingspunkt liegen derzeit im Sternbild Fische. Bei Verlagerungen der Ekliptik- oder der Erdachse sowie beider gleichzeitig muss sich auch der Frühlingspunkt verlagern. Er tat dies 676 und 728 ndFl in derselben Weise wie durch die Äquinoktial-Präzession, jedoch innerhalb einer nur nach Stunden rechnenden Zeitspanne.

Seit 728 ndFl ist der Frühlingspunkt - wie ebenfalls schon an anderer Stelle gesagt wurde - um 26,5° vorgeschritten. Er muss demzufolge 728 ndFl im Sternbild Widder gelegen haben, wie ein Blick auf die Himmelskarte zeigt. Nun verstehen wir, weshalb astrologisch der Frühlingsbeginn im Sternzeichen Widder liegt, obwohl der Nullmeridian des Himmels in unserer Zeit das Sternbild Fische schneidet. Die Astrologie entstand damals und behielt ihre alten Vorstellungen bis heute bei.

In einem Zeitraum von 2150 Jahren durchschreitet aufgrund der Äquinoktial-Präzession der mit dem Frühlingspunkt und dem Beginn des tropischen Jahres fest verbundene Himmels-Nullmeridian jeweils ein Sternbild (30° am Himmel). Etwa im Jahre 2200 n.Chr. wird er in das Sternbild Wassermann eintreten. Die Jahreszeiten bleiben im Kalender trotzdem in denselben Monaten liegen, in denen sie sich heute befinden, da unser Kalenderjahr "tropisch" gemessen wird (von tropon = Wendekreis), nämlich von Frühlingspunkt zu Frühlingspunkt.

In der Länge des tropischen Jahres ist der Wanderungseffekt der Äquinoktial-Präzession bereits enthalten.

Dadurch wird verhindert, dass die Jahreszeiten "durch den Kalender wandern". Die Sternzeichen der Monate schreiten dabei auch weiterhin durch das Jahr, bis sie nach knapp 26000 Jahren wieder den heutigen Monaten entsprechen.

Wird also die Erdachse durch eine "kosmische Umwälzung" in derselben Richtung gedreht, in der auch der Frühlingspunkt infolge der Präzession fortschreitet, oder wird - was auf dasselbe hinausläuft - der Himmelspol in derselben Richtung verlagert, in der er infolge der Präzession um den Ekliptikpol wandert, dann verschiebt sich der Frühlingspunkt "nach vorn", das heißt, er befindet sich danach in einer Position, die von der Erde schon zu einem früheren Zeitpunkt als bisher erreicht wird. Somit wird der Weg dorthin kürzer, und zwar um genauso viele Tage, wie die Verschiebung ausmachte. Dabei entspricht ein Tag in etwa einem Winkelgrad. Die herrschende Jahreszeit kann als "gealtert" angesehen werden, da es nun ein paar Tage weniger dauert, bis sie von der nächsten abgelöst wird.

Beispiel: Im Februar steht die Sonne im Wassermann. Dorthin wandert auch der Frühlingspunkt auf seiner Präzession. Wird nun die Erdachse in der Weise gedreht, dass der Frühlingspunkt von den Fischen mehr oder weniger ruckartig in den Wassermann verlagert wird, also in derselben Richtung, in der auch die Präzession vonstatten geht, dann ist schon im Februar Frühlingsbeginn und nicht erst im März, und die klimatischen Gegebenheiten entsprechen ebenfalls dem März vor der Verlagerung.

Wenn die Verlagerung des Himmelspols aus der Gegend des Sterns Dubhe im Großen Bären zum Sternbild Drache 12 bis 13° ausmachte, dann entspricht das jahreszeitlich einer Vorverlegung um knapp einen halben Monat. Das heißt, dass sich die Erde nach wenigen Stunden schon in einer Jahreszeit befand, in der sie auf normalem Wege erst in etwa einem halben Monat gewesen wäre. Entsprechend machte die Verlagerung des Himmelsnordpols vom Sternbild Drache bis zum Kleinen Bären ebenfalls etwa einen halben Monat aus, so dass 728 ndFl der Beginn des bürgerlichen Jahres der Juden am Anfang des Monats September lag; denn den bürgerlichen Kalender hatte man durchlaufend das Jahr zu zwölf Monaten gezählt und deren Bezeichnungen in der angestammten Reihenfolge beibehalten. Bereinigt worden war nur der sakrale oder Festkalender.

Da wir nicht wissen, um wieviele Tage oder Monate Josia, der König von Juda zu Jerusalem, das Passahfest verlegte, können wir auch nicht mit Bestimmtheit sagen, ob es schon vor dieser Reform am Frühlingsanfang lag; denn die Typhon- Katastrophe hatte - wie ich schon an anderer Stelle angedeutet habe - nicht am Beginn des Frühlings bzw. Herbstes stattgefunden. Passah war aber mit Typhon verbunden.

Nach der Xerxesnacht im Jahre 728 ndFl lag der Frühlingspunkt bereits ziemlich am Ende des Sternbildes Widder und trat wenige Jahre oder Jahrzehnte später in das Sternbild Fische ein. Daraus geht hervor, dass schon nach Typhon 4 der Frühlingspunkt im Zeichen Widder gelegen haben muss, als die neue Astrologie begann. Das Zeitalter des Widders war also nur wenig mehr als hundert Jahre lang. Ein zweitausendjähriges Zeitalter des Widders hat es ebensowenig gegeben wie davor ein gleichlanges Zeitalter des Stieres. Alle hierauf basierenden Spekulationen sind nutzlos.

Nachwort

Verbunden mit einer von Grund auf revidierten Geschichte des Altertums beantworten die in diesem Kapitel durchgeführten Berechnungen und die gezogenen logischen Folgerungen, die teilweise auf für die konventionelle Wissenschaft "rätselhaften" Fakten bzw. Überlieferungen basieren, eine große Zahl von Fragen. Wenn auch viele Fragen und Aspekte ausgeklammert werden mussten, weil ihre Behandlung den Rahmen dieses Kapitels gesprengt hätte, so deuten sich doch die Möglichkeiten, diese ebenfalls befriedigend zu beantworten oder zu erhellen, in der rekonstruierten tatsächlichen Geschichte schon an. Die mehrfach gedrehten Achsen der Tempel in Mesopotamien, die gewiss ebensowenig willkürlich festgelegt worden waren wie die Ost-West-Achsen der christlichen Dome, konnten im Rahmen dieses Kapitels nicht abgehandelt werden. Auch auf den "Stern der Sothis", den Sirius, konnte hier nicht eingegangen werden; es ist aber sicher, dass nicht nur in Mesopotamien, sondern auch in Ägypten Tempelachsen auf diesen Stern ausgerichtet waren.

Wenn der Leser am Ende dieses Kapitels fragt, welchen Sinn die Behandlung all der astronomischen Aspekte gehabt habe, dann kann ich darauf nur antworten, dass die Chronologie der nachtyphonischen Ereignisse in einem hohen Maß davon abhängt, dass die Fixierung der astronomischen Veränderungen, die im Jahre 624 ndFl und danach stattfanden, richtig vorgenommen worden ist. Das von der Schulwissenschaft zum Teil "unter den Teppich gekehrte" Material erwies sich dabei als wichtige Stütze für meine Chronologie. Was die Wissenschaft als "lästig" empfindet, weil es nicht in ihr falsches Geschichtsbild passen will, stellte sich bei den vorangegangenen Überlegungen als Möglichkeit heraus, aus astronomischer und geodätischer Sicht die neue Chronologie zu untermauern und die Geschichte richtigzustellen. Keine von mir gezogene Konsequenz steht einer anderen im Wege, weder naturwissenschaftlich-mathematisch noch historisch, keine Aussage steht im Raum, ohne mit einer anderen sinnvoll zusammenzuhängen. Und allein das Aufgehen eines solchen Puzzles ist ja der "Beweis" für die Richtigkeit meiner Geschichtsdarstellung. Astronomische Chronologie hat selbstverständlich ihre Berechtigung - sie muss allerdings von den richtigen Voraussetzungen ausgehen. Und gerade darin liegt das Versäumnis der konventionellen astronomischen Chronologie.

Letzter Stand: 2. August 2014

 


 

10 J.H. Breasted, Geschichte Ägyptens, Parkland Verlag, Stuttgart, Seite 87
11 Die Erklärungen für diese Jahreszahl und besonders für die Verwandtschaften sind an anderen Stellen bereits geliefert worden.
12 Peter Tompkins, CHEOPS (Originaltitel Secrets of the Great Pyramid), Droemer-Knaur, Taschenbuch 3591, Seite 178/9.
13 Hans Georg Asmussen, Sonne, stehe still ...! Selbstverlag, Heide 1980. Er bezieht sich dabei "in bezug auf die mit den Plagen zusammenhängenden naturwissenschaftlichen Fragen" auf einen Aufsatz von Greta Hort in der Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft (ZAW 69/1957 und 70/1958, The Plagues of Egypt).
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