Fünftes Buch: Die Plagen des Pharao

7. Kapitel: Ägypten nach "Typhon 4" (Teil 2)

Der Thronfolge-Wirrwarr

Reich beladen mit Gold aus den nubischen Bergwerken kehrte Chus im Jahre 628 ndFl mit der ganzen Herrscherfamilie nach Ägypten zurück und bestieg den Thron, den er im Jahre 617 ndFl an Anubis-Phiops-Ramses III abgetreten hatte. Er war inzwischen 78 Jahre alt geworden. Mit dem nubischen Gold legte er den Grundstock für ein neues Ägypten. Dies meint der GPH mit dem dritten chronologisch bedeutsamen Hinweis:

3. User-chau-Re Necht-Seth gab dem Land die Ordnung wieder. ... Er reinigte den erhabenen Thron Ägyptens.

Einige nehmen an, dass es sich bei diesem ersten Pharao der 20. Dynastie, der nach einer 20jährigen Zeitlücke, mit der sich die 19. Dynastie verabschiedet hatte, auf den Thron kommt, um den Vater von Ramses III handelt, der nach ganz kurzer Zeit (zwei Jahre) sein Nachfolger wird. Die Bedenken anderer, Sethnacht bzw. Necht-Seth als den Vater von Ramses-Anub III zu sehen, sind durchaus berechtigt. Chus-Necht-Seth(-ka-Re) war sowohl der Vorgänger als auch der Nachfolger des Phiops-Anubis = Ramses III; eine direkte Verwandtschaft bestand zwischen beiden nicht.

Der GPH verherrlicht ganz besonders die Taten dieses Nachfolgers von Necht-Seth, der auffallend beteuert, rechtmäßiger Thronfolger zu sein: User-maat-Re. Bei ihm handelt es sich um Osorkon User-maat-Re bzw. Ramses IV, den Sohn des Anubis-Ramses (III). Er ist der Verfasser des GPH, den er seinem Vater ins Grab legte. Seine Beteuerungen haben zu Missverständnissen geführt, die ich an dieser Stelle aufklären möchte.

In der konventionellen Geschichtsdarstellung ist vieles unklar. So hat auch die Thronfolge nach dem Tode des Chus-"Thutmoses I" zu einem Wirrwarr geführt, zum sogenannten Thutmoses-Wirrwar in der 18. Dynastie. Diesem entspricht analog in den libyschen Dynastien 22 und 23 der schon im Typhon-Kapitel angesprochene Osorkon-Wirrwarr. Außerdem wiederholt er sich in der 20. Dynastie, wo die Thronfolgen nach Sethnacht Ungereimtheiten aufweisen, und er lässt sich ebenfalls in der 6. und in der 12. Dynastie erkennen (nach Phiops bzw. nach Sesostris II/III), und unglücklicherweise hießen sowohl Ramses III/VIII als auch sein Sohn Ramses IV User-maat-Re.

Die Thronfolge des User-maat-Re Anubis-Ramses auf Necht-Seth in der 20. Dynastie betrifft das Jahr 617 ndFl, in dem Necht-Seth noch lebte. Das wurde konventionell nicht bemerkt; besser gesagt: in der falschen Chronologie konnte es überhaupt nicht bemerkt werden. Nach dem Tode dieses Anubis-Ramses III kam, wie oben schon geschildert wurde, zunächst dessen Vorgänger wieder an die Regierung, wenn man von der Thronfolge nach Ramses III = VIII durch dessen zurückgekehrten Sohn Neferkare-Chaemuse-Kamose = Ramses IX absieht, einem umstrittenen Vorgang.

Mit der Thronbesteigung des im Jahre 617 abgesetzten Chus begann erneut der Streit, diesmal um die Nachfolge des verstorbenen Anubis-Ramses. Schließlich kam abermals ein User-maat-Re auf den Thron, diesmal aber der Sohn des vormaligen User-maat-Re, nämlich Osorkon-Ramses IV. Dies hat zu der konventionellen Verwirrung geführt: Chus-Necht-Seth regierte vor und zwischen den beiden User-maat-Res.

Die im GPH verherrlichten Taten sind nicht die des dritten Ramses, sondern die des vierten, die er selbst ins rechte Licht rückt. Sollte der Leser hier den zweiten Ramses vermissen, der zwischen Amenophis-Djoser = Ramses I und dem dritten Ramses = Anubis-Phiops regiert haben müsste, so verweise ich nochmals auf das bereits von mir an früheren Stellen Gesagte, dass Ramses II eine aus mehreren Trägern dieses Namens zusammengesetzte Person ist. Er ist sowohl in dem ersten als auch in dem dritten und vierten, aber auch in späteren Personen enthalten.

Chus ist "Thutmoses I" in der Rolle des Vaters von Seba-Hatschepsut (vgl. 1. Mose 10, 7: Aber die Kinder von Chus sind diese: Seba; ...) und Nofretete. Die letztere ist gewiss mit Bit-Nofru identisch, die als eine jung verstorbene Tochter des Thutmoses' I angesehen wird (wie ihre Brüder Amen-Mose und Uz-Mose, die aber vermutlich tatsächlich als Kinder den Tod fanden, und zwar womöglich durch Herakles). Obwohl Hatschepsut die jüngere Tochter war, kam sie sogleich nach "Thutmoses I", in konventioneller Sicht erst später, auf den Thron.

Die ältere Tochter, die schon mit Echnaton-Kamose verheiratet gewesen war und zu jener Zeit den Titel Herrin des Landes getragen hatte, muss demnach inzwischen verstorben oder ihrer Rechte verlustig gegangen sein: Nofretete. Denselben Titel "Herrin des Landes" führte Hatschepsut als die nächste in der Erbfolge. Durch den Titel sollte angedeutet werden, dass die Erbfolge nach Thutmoses I = Chus-Sesostris durch dessen Thronverzicht im Jahre 617 ndFl nicht aufgegeben worden war. So hatte Nofretete nicht zufällig den designierten Nachfolger des Ramses III geheiratet, nämlich Kamose, und dieser machte auch nicht zufällig den Putsch; denn für die Söhne des Ramses III war die getroffene Vereinbarung alles andere als vorteilhaft. Ganz ähnlich ging es nach Typhon 4 erneut zu.

Die erzwungene Abdankung des Thutmoses I zu Lebzeiten ist konventionell damit begründet worden, dass seine Gemahlin Achmes die Trägerin der Erbrechte gewesen sei, und da diese verstorben sei, hätte der Vater zugunsten der gemeinsamen Tochter Hatschepsut abdanken müssen. Der wahre Grund für die Abdankung kann dies nicht gewesen sein; denn schon vor der Inthronisation des Chus-Thutmoses war Achmes verstorben (durch Herakles?), und Hatschepsut war zum Zeitpunkt der Ablösung ihres Vaters gar nicht die Begünstigte, sondern Anubis-Ramses. Wenn es einen Grund für die Abdankung dieses Pharaos gab, dann kann der nur in der durch das Cheops-Märchen kaschierten gewaltsamen Thronbesteigung des Chus-Sesostris-Kakai (= Cha-kau-Re) gesehen werden, ebenso aber auch in der Kindkrönung des Anubis-Geb, wenn diese auch durch den Schiedsspruch des Thot-Hermes damals aufgehoben worden war.

Durch die misslungene Haremsverschwörung, die zum Ausschluss des Kamose (und natürlich auch seines männlichen Nachkommen Dedan-Didumes-Schabaka) aus der Thronfolge geführt hatte, war dessen jüngerer Bruder Osorkon-Ramses IV Usermaat-Re der Thronfolger seines Vater geworden. Die Beteuerungen Ramses IV im GPH, er sei der rechtmäßige Throninhaber, haben deshalb nichts mit der Tatsache zu tun, dass er nur der zweitälteste Sohn des Ramses III war.

Als Thronfolger eines unangefochtenen Pharaos bedurfte Osorkon-Ramses IV User-maat-Re nach der Vertreibung des Kamose-Echnaton nicht der Ehe mit einer Herrin des Landes. Erst durch die Rückkehr und die Thronbesteigung des Chus-Necht-Seth musste nach dessen Tod über diese Regelung, wie sie schon unter der ersten Herrschaft des Chus bestanden hatte, neu nachgedacht werden: über eine Ehe des Anubis-Nachfolgers mit einer erbtragenden Tochter des Chus.

Die Partei der sogenannten "Legitimisten", die zu Chus-Thutmoses und seiner Tochter Seba stand, setzte diese als den "weiblichen Horus" Hatschepsut Ka-maat-Re (= Makare) gleich nach dem Tode ihres Vaters auf den Thron: 629 ndFl. Eine zweite Abdankung des ersten Thutmoses hat es nicht gegeben. Sein Tod dürfte schon kurz nach seiner Rückkehr eingetreten sein, so dass er kaum für mehr als ein Jahr zum zweitenmal Pharao gewesen sein kann. Anführer der Partei der "Legitimisten" war offenbar der Onkel Sen(en)mut der Hatschepsut, in dessen Grab die beiden Himmel abgebildet wurden, der vor- und der nachtyphonische. Da sein Name "Bruder der Mutter" bedeutet, so nehme ich an, dass er ein Bruder der Achmes war und ein Sohn der Achmes-Nefertari. Ein selbst thronberechtigter Nachfahre eines Pharaos war er wohl nicht. Über seinen Vater ist nichts bekannt.

Der Thronanspruch des Osorkon-Ramses IV richtete sich also weder gegen einen vorrangigen Bruder noch gegen Chus-Sethnacht, sondern gegen dessen Tochter. So musste deren Partei auch schon bald klein beigeben; denn die unter der Führung des Herihor-Harchuf, des biblischen Josef, stehende Gegenpartei hatte wieder einmal die stärkeren Argumente. Ihr gelang es, den schon vor der Katastrophe zum Thronfolger auserwählten Osorkon User-maat-Re Ramses IV, den nunmehr ältesten noch in Frage kommenden Sohn des User-maat-Re A-nub-kau-Re Ramses III, auf den Thron zu setzen. Er war schon seit 622 ndFl mit der jetzigen "Herrin des Landes" vermählt, mit der Chus-Tochter Hatschepsut.

Damit hatte das Spiel "Bäumchen-wechsle-dich" aber gerade erst begonnen; denn Hatschepsut, die ja die eigentliche "Herrin des Landes" war, gab nicht auf. Wir können dieses Spiel an den permanenten Namensänderungen (Ausmeißelungen) auf den Wänden der Tempel und an den Obelisken in Theben noch gut verfolgen. Trotzdem bereitete es Breasted nicht unerhebliche Schwierigkeiten, und heute noch gelten seine Interpretationen im wesentlichen als richtig. Sie geben jedoch mehr Rätsel auf als sie lösen.

Es steht aber auch fest, dass Hatschepsut mit Thutmoses III Men-cheper-Re verheiratet war, einem weiteren Sohn des Anubis-Ramses III, der mit dem späteren Pharao Thutmoses IV Men-cheperu-Re identisch ist. Die erste Ehe mit Mencheperre bestand schon zu einer Zeit, als Hatschepsut noch nicht als Pharaonin in Theben war (610-622 ndFl). Nach dem Tode von Ramses IV, ihrem Gemahl seit 622 ndFl, führte sie die Ehe mit Men-cheper-Re fort, als sei nichts gewesen (seit Jahr 4 äg.Kal. = 631 ndFl).

Als der Nachfolger Ramses' IV gilt konventionell sein Sohn Ramses V Se-cheper-ne-maat, der nur weniger als zwei Jahre (631-633 ndFl) regierte. Über sein Schicksal könnte leicht verfrüht spekuliert werden. Es heißt, er sei an den Pocken gestorben, was die Untersuchung seiner Mumie erkennen ließe. Als Kind von etwa zehn Jahren hatte er keinen erwachsenen Nachfolger, was es seinen politischen Gegnern umso leichter hätte machen können, ihn zu beseitigen. Da er jedoch mit größter Wahrscheinlichkeit ein Sohn Hatschepsuts war, so dürfte ein politischer Mord kaum in Frage kommen; es scheint also seine Krankheit der Mutter auf den Thron geholfen zu haben.

Auf ihn folgte erneut Hatschepsut im Jahre 633 ndFl, und nicht Ramses VI Neb-maat-Re, wie konventionell angenommen wird. Er musste noch etwas warten. Hatschepsut und ihre politischen Freunde gaben nicht auf.

Der Name ihres Gemahls war zu dieser Zeit auch Scheschonk Se-sechem-cheper(-Men-chau-ib)-Re, woraus in der Septuaginta der Name Susakim und im AT der Name Sisak abgeleitet sind. Diese Namen hatte ich schon im Kapitel Die Wiederholung der Geburten erwähnt. In seinem ersten Annalenjahr hatte Sisak im 5. Jahr Rehabeams (= 610 ndFl) die goldenen Schilde aus dem Tempel zu Jerusalem als Tribut geholt, die Salomo hier aufgehängt haben soll. Seinen Feldzügen in der Zeit nach der Katastrophe habe ich ein eigenes Kapitel in dem folgenden Band gewidmet.

Die 21. oder Priester-Dynastie10

War dieser Se-sechem-men-chau-ib-Re11, der durchaus noch den Zusatznamen Djed-chu-ti-messe geführt haben kann, der Deltafürst

  S(e-sechem-)MEN(-chau-ib-re) D(jed-chu-ti-m)ES(se)
                 (-che - per)

= SMENDES aus der 21. (Priester-)Dynastie?

Die nachstehend aufgeführte Liste der 21. Dynastie gibt die Auffassung von Drioton und Vandier wieder. Die Zahlen weichen bei Breasted etwas ab (1090-945 v.Chr.), die Reihenfolge der Priester ist bei ihm aber dieselbe. In den Aufstellungen dieser Ägyptologen fehlen die Namen zweier Priester: des Pianchi, Sohnes des Herihor, und des Mencheperre, Sohnes des Painozem. Sie werden in verschiedenen Texten jedoch als Hohepriester mit ihren hochpriesterlichen Vätern erwähnt. Von einigen Wissenschaftlern wird auch der Priester Paionech als Sohn des Pianchi noch mitaufgeführt. Pianchi (Ianchamu) ist mit dem Priester Siamun (pa-Incha-Si-Amun) identisch; da dies aber konventionell nicht gesehen wird, so müsste Pianchi eigentlich in dieser Liste erscheinen.

Die 21. oder Priester-Dynastie
Smendes 1085-1054 v.Chr., gleichzeitig mit
Herihor 1085-1054 "
Psusennes I 1054-1009 "       "            "
Pinodjem (Painozem) 1054-1009 "
Amenemope (Amanappa) 1009-1000 "
Siamun 1000- 984 "
Psusennes II 984- 950 "


Wenn meine oben gestellte Frage zu bejahen sein sollte, dann müsste Mencheperre ebenfalls in dieser Liste enthalten sein, und zwar unter dem Namen Smendes. Von diesem ist kein Vater bekannt, und es existiert von ihm weder ein Grab noch eine Mumie.

Smendes wird konventionell irrtümlich mit Nesu-Aneb-Djed gleichgesetzt, der aber doch ganz eindeutig als Ramses-Anubis (Djed-chuti-messe; denn er war der Sohn des Seth = Djed-Schu-Tem) zu erkennen ist. Folglich sind auch die verwandtschaftlichen Beziehungen dieser beiden Namensträger vertauscht worden. Nach meiner Richtigstellung können nun einige Missverständnisse und Unklarheiten beseitigt werden.

Nesu-Aneb-Djed (auch Nesbanebded geschrieben) ist demnach auch Painozem, der in keiner Liste der 21. Dynastie fehlt. Painozem soll Psusennes (I) als seinen Vater bezeichnet haben. Einige Historiker möchten daraus wahlweise auch "Schwiegervater" lesen. Da sie aber den Namen Psusennes, den sie aus anderen Texten kennen, irrtümlich auch aus dem Namen Pesibkenno lesen, welcher jedoch eindeutig zu Chus = pe-Se-ib-ke-ne-Re bzw. Sebek-Hotep (vgl. Sabakos bei Herodot) gehört, so ist es auch bei diesen beiden Herren zu Verwechslungen der Personen und der Verwandtschaftsverhältnisse gekommen. Es ist nicht auszuschließen, dass Chus-Pesibkenno tatsächlich der Schwiegervater des Painozem = Anubis-Ramses III war; aber auf gar keinen Fall war Chus dessen Vater. Der Vater des Painozem-Anubis war Seth-Schu-Thum. Hatte dieser etwa - neben all seinen übrigen - auch noch den Namen Psusennes? Natürlich nicht.

Aus einer Widmungsinschrift, die sich auf einer Votivgabe befindet, geht folgendes Verwandtschaftsverhältnis hervor:

Pesibkenno (irrtümlich für Psusennes gehalten)
|
Makare oo Osorkon
|
Scheschonk-Meriamun (der später Hoherpriester wurde und diese Votivgabe, eine Statuette des Nilgottes, stiftete)12

Velikovsky schließt sich der konventionellen Ansicht an und hält Pesibkenno für Psusennes. Er vermerkt jedoch kritisch zu der konventionellen Wertung des obigen Verwandtschaftsverhältnisses13:

Man vermutete, hier ein Bindeglied zwischen den beiden Dynastien (der 21. und der 22.) gefunden zu haben, von denen die eine erlischt und die andere gerade die Macht übernimmt. Es wurde ferner angenommen, der Hohepriester Scheschonk habe später als König Scheschonk den Thron bestiegen, obwohl nach den Denkmalinschriften dieser Scheschonk ein Vorgänger und nicht ein Nachfolger von Osorkon gewesen ist.

Zu allem Überfluss wird auch noch ein zweiter Psusennes als Sohn eines zweiten Painozem gefordert, der als der Sohn des Pianchi gilt. Dieser Psusennes II gilt dann als der letzte Vertreter der 21. Dynastie und als der Vater des obigen Hohenpriesters Scheschonk (I; Erster der 22. Dynastie; bei Drioton-Vandier 950-929 v.Chr.; Scheschonk I ist in Wirklichkeit Chus, also jener Pesibkenno, der irrtümlich für Psusennes gehalten wird!). Diesem Spiel stehen einige Ägyptologen äußerst skeptisch gegenüber.

Es ist durchaus nicht mit Sicherheit bekannt, ob Peinuzem (II) einen Sohn namens Psusennes (II) hatte, und es gibt auch kein Beweismaterial dafür, dass, falls es einen solchen Nachkommen in der priesterlichen Dynastie gegeben haben sollte, er eine Tochter Makare hatte.

Aber eine Vermutung, dass ein Psusennes II einem Peinuzem II folgte, dass er eine Tochter Makare hatte und schließlich, dass diese Tochter Osorkon I heiratete und einen Sohn Scheschonk gebar, führte zu einer Verwirrung, in der die Nachkommen ihre Rollen und Regierungszeiten mit ihren Ahnen tauschten. Dies ist die Art, wie gedacht wird, um die Abfolge der Dynastien aufzustellen.14

Dem habe ich nichts hinzuzufügen, außer, dass Pesibkenno auch gar nicht Psusennes, sondern Chus = pa-Se-ib-ka-ne-Re = Sebekhotep-Sesostris = "Thutmoses I" ist, der Vater der Seba = Hatschepsut Ka-maat-Re = Hatschepsut-Makare.

Diese Hatschepsut Ka-maat-Re (Makare) wird konventionell unterschieden von Hatschepsut-Merire, einer vermeintlichen Nebenfrau des Thutmoses III und Mutter des Amenophis II. Bei der Fülle der Einzelbestandteile eines Pharaonennamens halte ich diese Erklärung für übervorsichtig; Hatschepsut-Merire ist selbstverständlich auch Hatschepsut-Makare, und als Nebenfrau wäre Hatschepsut-Merire wohl kaum die Mutter eines Pharaos geworden. Leca sagt zu dem "Psusennes-Wirrwarr":

Smendes vermachte seinem Sohn Psusennes I die legitime Macht über ganz Ägypten, zumindest dem Titel nach, in Wirklichkeit erbte dieser lediglich die Autorität über Unterägypten. Aus einer ersten Ehe mit Tentamon hatte Smendes eine Tochter, die Prinzessin Henattaui, und aus einer zweiten Ehe mit Mutnodjem den Sohn Psusennes. Dieser heiratete seine Halbschwester und hatte mit ihr eine Tochter: Makare. Pianchi, der Sohn des Herihor, hatte einen Sohn, Pinodjem, ... und die Kinder heirateten.

Dies war zumindest die bis vor kurzem anerkannte Version; aber die Geschichte dieser Periode ist so verwirrend, dass es fast unmöglich ist, Sicherheit zu erlangen...15

Die Feststellung einer Verwirrung kann hierbei wahrlich nicht ausbleiben. Das Unbehagen, das sich bei den modernen Schriftstellern einstellen muss, wenn sie diese verworrenen Rekonstruktionsversuche der Altertumswissenschaft bearbeiten, ist unüberhörbar und begreiflich. Doch in der konventionellen Chronologie gibt es keinen Ausweg aus diesem Dilemma; denn hierin ist es nicht möglich, Nesbanebded mit Anubis-Phiops und Pesibkenno mit Chus-Sebekhotep zu identifizieren, da die jeweiligen Alteregos Jahrhunderte vor der Priesterdynastie angesiedelt werden. In dem konventionellen System bleibt daher nichts anderes übrig, als Nesbanebded mit Smendes und Pesibkenno mit Psusennes zu identifizieren, obwohl es für diese "Identitäten" nicht den geringsten Beweis gibt.

+========================================================+
|    Versionen 1 (siehe weiter oben) und 2 kombiniert    |
+--------------------------------------------------------+
Smendes ("Nesbanebded")  
|
+-oo 1. Tentamon und--oo----2. Mutnodjem      Herihor
        |                      |              |
        Henattaui ----oo------ Psusennes      Pianchi
                               ("Pesibkenno") |
                               |              |
        Osorkon ------oo------ Makare ---oo---Pinodjem
        |
        Scheschonk-Meriamun, der spätere Hohepriester

Wer aber waren denn die Herren Smendes und Psusennes wirklich? Kann es sie überhaupt gegeben haben, wenn ihre Namen doch bei anderen Personen aus älteren Dynastien entlehnt worden sind? Was den ersteren anbelangt, so sind wir aus dem so genannten Wen-Amun-Bericht gut informiert16:

5. Jahr, 4. Sommermonat, 16. Tag

Der Tag, an dem Wen-Amun aufbrach, der "Älteste der Halle" des Tempels des Amun, des Herrn von Karnak, ... "An dem Tage, an dem ich (Wen-Amun) in Tanis ankam, wo Smendes und Ta'Amun (der Name soll auch Tentamun zu lesen sein) sich aufhielten, ..."

Dieser Smendes war also mit Ta'Amun = Tentamon verheiratet und hatte seine Residenz in Tanis im Nildelta. Die Tochter dieses Paares hieß - siehe weiter oben! - Henattaui und war die Gemahlin ihres Halbbruders Psusennes, dessen Mutter Mutnodjem hieß. Wenn wir nun diese Gemahlin und ihren Sohn von Smendes trennen, dann bleibt die von Wen-Amun mit dem Namen Smendes (und nicht Nesbanebded!) verbundene Ehe Smendes/Tentamon erhalten.

Ich halte Mutnodjem für jene Schwester Mutnedjemi.t der Nofretete, die Haremhab geheiratet haben soll, welches letztere aber auf einem Missverständnis beruht, was konventionell ja sehr häufig vorkommen soll. Eine weitere Schwester der Nofretete war Hatschepsut. Nach allem, was weiter unten noch besprochen werden soll, bin ich sicher, dass Mutnedjem nicht mit Merenmut-Naptera = Hatschepsut-Makare zu identifizieren ist. Es handelt sich mit Sicherheit um eine dritte Schwester.

Mutnodjem gehört mit ebenso großer Sicherheit als Gemahlin zu dem vermeintlichen General "Haremhab", mit dem jedoch in Wirklichkeit Amenemheb gemeint ist, der General des Men-cheper-Re (= Thutmoses III) und Priester Amenemope (= Amenophthis) aus der 21. Dynastie, der wiederum mit dem Amanappa der Amarnabriefe identisch ist. Haremhab lebte viel später. Ich komme weiter unten auf diesen "Haremhab-Wirrwarr" zurück. Die Ehe Mutnodjem/Amenemope schließt nicht aus, dass Mutnodjem vor oder nach der Ehe mit Amenemheb mit einem anderen verheiratet war, der aber weder Smendes noch Nesbanebded-Anubis-Phiops-Ramses geheißen haben muss. Woher nehme ich diese Überzeugung?

Psusennes stellte der Mutnedjemi eine separate Nische in seinem Grab zur Verfügung. Der Sarkophag der Mutnedjemi wurde von ihrem Gemahl Amanappa "usurpiert". Eine Mumie von ihr scheint nicht gefunden worden zu sein. Velikovsky bemerkt dazu17:

In der gleichen Grabungskampagne wurde auch die Grabkammer geöffnet, die neben der des Psusennes lag; auch sie enthielt einen Sarkophag; in ihm lag der >König Amenemope<; es wurde der Schluss gezogen, er sei ein Nachkomme - möglicherweise ein Großenkel - von Psusennes gewesen. ... Der Sarkophag hatte einstmals Mutnedjemi gehört, die entweder die Mutter oder die Frau des Psusennes gewesen war. In verschiedenen Teilen seines Buches über das Grab des Psusennes bezeichnet Montet (Eig.Anm.: Montet war der Entdecker und Ausgräber dieses Grabkomplexes, auf den ich weiter unten ausführlich zurückkommen werde) Mutnedjemi als Mutter des Psusennes, in anderen Fällen dagegen als seine Frau, ohne den Widerspruch zu erklären.

Wer findet sich da noch zurecht? Wenn Psusennes nur einmal existiert hätte, und zwar nicht als Sohn, sondern als Ehemann der Mutnodjemi und Sohn des "falschen" Smendes, nämlich des Nesbanebded-Anubis-Phiops-Ramses III, und wenn er - was weiter unten einleuchtender wird - mit dem Osorkon-Ramses IV identisch wäre, dem Sohn des Anubis-Ramses III, dann könnte die Diskrepanz Mutter/Gemahlin auf eine einfache Weise entzerrt werden:

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Schema 1
                   Anubis-"Nesbanebded"
                   |
+------------------+-----------------------+
|                                          |
|                  Chus-"Pesibkenno"       |
|                  |          |            |
|       Tentamon-Hatschepsut  Mutnodjem    |
|       oo (2.)               oo           |
Smendes-Mencheperre           Osorkon-Psusennes-Ramses
                              =
Hatschepsut-Makare -oo (1.)-- Osorkon User-maat-Re
                              |
                              Scheschonk-Meriamun, der
                              spätere Hohepriester
==========================================================

Außerdem kann die ganze 21. (Priester-)Dynastie völlig neu gesehen werden, wie aus dem nachfolgenden Schema 2 hervorgeht.

Nun wird aber auch gesagt, dass Psusennes der Schwiegersohn sowohl des Osorkon als auch des Herihor gewesen sei. Diese beiden Herren liegen eine ganze Generation auseinander. So käme als Schwiegersohn des Herihor-Harchuf-Josef lediglich Pesibkenno in Frage, der nach seiner Rückkehr aus Assyrien im Jahre 610 ndFl eine Tochter des Herihor geheiratet haben könnte, die um 590/5 ndFl geboren wurde.

Als Schwiegersohn des Osorkon-Ramses IV käme Psusennes in keinem Fall in Frage, da er mit ihm identisch ist. Sollte hier auch wieder Chus-Pesibkenno gemeint sein, so gälte dasselbe, was vorstehend zu Herihor gesagt wurde.

Wie der Leser an diesem Versuch einer Richtigstellung gesehen hat, ist es zwar leicht, das Chaos in der konventionellen Altertumsgeschichte zu erkennen, aber es ist nicht immer möglich, die richtige Geschichte lückenlos und einwandfrei zu rekonstruieren. Das liegt nicht nur daran, dass das Material nicht ausreicht, sondern es liegt zum großen Teil auch an der konventionellen Interpretation, in die viel Voreingenommenheit eingeflossen ist. Selbst die Ausgräber haben ihre eigenen Befunde bisweilen durch ihre Voreingenommenheit schon in eine bestimmte Richtung interpretiert, so dass es nicht immer leicht ist, die wirklichen Verhältnisse zu erkennen. - Die Frage, die sich uns jetzt stellt, lautet:

Ist die Pharaonin Hatschepsut Ka-maat-Re
Meri-Re identisch mit der obigen Makare?

+========================================================+
| Schema 2:   Die Priester-Dynastie in der neuen Sicht   |
+--------------------------------------------------------+
Die Ptah-Linie     Die Sethariden-Linie  Die Leviten-Linie

PESIBKENNO = CHUS  SETH-SCHU-THUM        JAKOB-CHER
"PSUSENNES"        |                     |
|                  NESBANEBDED           CHEVI   = LEVI
|                  "SMENDES"             |
|                  PAINOZEM = ANUBIS     HERIHOR = JOSEF
|                  |                     |
+--+--+            +-------------+       +----------+
|  |  RAGMA        |             |       |          |
|  |  oo           |             |       |          |
|  |  KAMOSE       |             |       |          |
|  |  |            |             |       PIANCHI    |
|  |  SABA ------- | ---- oo --- | --- =  IANCHAMU  |
|  |               |             |       SI-AMUN    |
|  MAKARE  (1) oo  OSORKON       |       |          |
|  :               |             |       |          |
|  :               MERIAMUN-     |       PAIONECH   |
|  :               SCHESCHONK    |     =     NECHO  |
|  :                             |                  |
|= HATSCHEPSUT oo  OSORKON       |                  |
|  :               = RAMSES IV   |                  |
|= HENATTAUI   oo  = PSUSENNES   |                  |
|  MAKARE  (2) = TENTAMUN oo SMENDES                |
|= HATSCHEPSUT            oo MENCHEPERRE            |
|                                                   |
MUTNEDJEMI (1) oo  PSUSENNES*                       |
MUTNEDJEMI (2) ---------- oo -------------- AMENEMOPE
                                          = AMANAPPA
                                          = AMENOPHTHIS
                                          = AMENEMHEB
                                          = pa-ATONEMHEB
                                               "HAREMHAB"
----------------------------------------------------------
"angebliche Identitäten" (in Anführungszeichen)
21. (Priester-)Dynastie (nach Breasted und Drioton/Vandier)
auch noch dazugehörende Priester
Eltern und Sohn
* vermutlich die Eltern von Ramses V
==========================================================

Wenn es sowohl von Hatschepsut als auch von Makare eine Mumie gibt, dann ist diese Frage zu verneinen. Bedenken sollten wir hierbei aber, dass die Mumie des "Thutmoses I" auch nicht diejenige war, die sie nach konventioneller Auffassung hätte sein müssen. Und ausgerechnet mit diesem "falschen Thutmoses", den man für ihren Vater hält, soll die Mumie der Hatschepsut Ähnlichkeit aufweisen! Leca sagt zu der Mumie der Hatschepsut:

Ihre Mumie ist offiziell noch nicht identifiziert, doch es ist sehr wahrscheinlich, dass es sich dabei um eine Mumie handelt, die zusammen mit den Überresten anderer Pharaonen im Grab Amenophis' II gefunden worden ist. Ihre linke Hand liegt, als ob sie noch das königliche Szepter trüge, auf ihrer Brust, und ihre Züge weisen, so Harris und Weeks, eine starke Ähnlichkeit mit Thutmoses I auf. Ursprünglich ist die Mumie als die einer alten Frau katalogisiert worden. Ihre langen, braunen Haare, ihre hohe Stirn und ihre schmale Nase verleihen ihr zweifellos eine gewisse königliche Würde.18

Das sind Ansichten aus dem vorvorigen Jahrhundert; müssen altägyptische Könige wie europäische ausgesehen haben? Wir halten erst einmal fest, dass es bei der Zuweisung dieser Mumie Schwierigkeiten gibt. Und folgendes sagt Leca zu der Mumie der Makare19:

Hinsichtlich der Mumie der Prinzessin Makare gab es lange Zeit Kontroversen wegen ihrer Geschichte. Anfangs war Makare für die Gemahlin von Pinodjem I (andere Lesart für Peinuzem oder Painozem), dem ersten Propheten, gehalten worden mit dem Titel »Gottesgemahlin« und »Anbeterin des Amun«. Bis zur 18. Dynastie war die Rolle der königlichen Gemahlin mit der einer Priesterin vereinbar, doch während der 21. Dynastie war dies schon nicht mehr möglich, da nur mehr Jungfrauen Priesterinnen werden durften. Auf Makares Sarg ist die Inschrift »Tochter des Königs, hohe Gemahlin des Königs«, was ihr einen Status verlieh, der mit der von einer Priesterin verlangten Jungfernschaft nicht zu vereinbaren war. Eine weitere Interpretation schlug Daressy vor: »Tochter des Königs und Tochter der hohen Gemahlin des Königs«, was ihr natürlich gestattet hätte, Priesterin zu werden, was allerdings nicht mit dem kleinen Bündel mit den Überresten eines Babys in ihrem Sarg in Einklang gebracht werden konnte. Es wurde sogar angenommen, Muthemat, einer der Namen auf dem Sarg, sei der Name des Babys; doch Muthemat war Makares erster Name.

Wie sich nachher (1968) bei einer Röntgenuntersuchung herausstellte, war das "Baby" ein Pavianbaby, und die Ehre der unbescholtenen Priesterin war gerettet. So fragt denn auch Leca: Ist diese Prinzessin wirklich die Frau von Peinuzem gewesen oder war sie zur Amun-Priesterin geweiht worden? Und mich erinnert der "erste Name" Muthemat doch sehr an den Namen Thermutis bzw. Meren-mut Naptera. Man könnte etwa an Mut-chemat, Mut-chem.t = "Mutter Ägyptens" denken; aber war Thermutis bzw. Meren-mut Naptera auch Hatschepsut?

Wenn ich sage, die 18. und die 21. Dynastie, die Priesterdynastie, müssen zeitgleich gesehen werden, dann fällt die obige Unterscheidung, in welcher dieser Dynastien Frauen bzw. nur Jungfrauen Priesterinnen werden durften, völlig weg. Hatschepsut war eine Amun-Priesterin. Sie wird von Wen-Amun in seinem Bericht (siehe weiter oben) Ta'-Amun genannt, was zweifellos als Anspielung auf ihren Priesterstand anzusehen ist.

Als Tochter des Psusennes (gemeint ist Pesibkenno = Chus) mit seiner Halbschwester soll Makare den Priester Pinodjem (= Peinuzem, Painozem, also Anubis-Phiops-Ramses III) geheiratet haben, den Sohn Pianchis. Das ist in der Tat sehr verwirrend. Am meisten verwirrt aber, dass Makare hier als Gemahlin des Peinuzem gilt, während doch die Inschrift des Hohenpriesters Meriamun-Scheschonk dessen Mutter Makare als die Gemahlin des Osorkon aussehen lässt. Handelt es sich etwa um zwei verschiedene Makares, so dass wir ohne Skrupel zwei Mumien für Makare akzeptieren können?

In der Tat scheint es durch die Verwechslungen von Smendes mit Nesbanebded-Ramses III und von Psusennes mit Pesibkenno = Chus-Sebekhotep-Sesostris, dem Vater der Hatschepsut, zu Vermischungen einer Makare mit einer anderen gekommen zu sein. Die Frage, ob es nur eine oder zwei Frauen mit dem Namen Makare gegeben hat, erweitert sich um die Frage, ob es nur eine Makare gab, die sowohl mit Osorkon als auch mit Pinodjem-Painozem verheiratet war. Dazu kommt die bereits gestellte Frage, ob es sich bei der einen (oder einzigen) Makare um Hatschepsut-Makare handeln kann, oder ob dies in keinem dieser Fälle zutrifft.

In Anbetracht der Tatsache, dass Hatschepsut-Makare nach allem, was bisher über sie in Erfahrung gebracht worden ist, niemals die Gemahlin des Painozem-Anubis-Ramses III gewesen ist, bleibt als Konsequenz, entweder zwei Makares zu fordern oder sich von derjenigen zu trennen, die mit Pinodjem-Painozem verheiratet gewesen sein soll, der ohnehin nicht der Sohn des Pianchi gewesen sein kann.

Makare gilt in beiden Fällen als Tochter des Psusennes, der aber in Wirklichkeit Pesibkenno-Chus-"Thutmoses" ist, und insofern kann sie wiederum Hatschepsut sein. War die Hatschepsut-Makare tatsächlich mit beiden (nacheinander) verheiratet, oder ist die Gemahlin des Pinodjem-Painozem eine andere Makare? Der Osorkon, mit dem die Hatschepsut-Makare verheiratet war, ist auf jeden Fall Ramses IV, der Sohn des Ramses III (= Nesu-Aneb-Djed) - falls nicht mit Osorkon der erste dieses Namens gemeint sein sollte, nämlich Osorkon I Sechem-cheper-Re = Smendes = Thutmoses III Men-cheper-Re, mit dem sie ja auch verheiratet war.

Kein Zweifel kann mehr daran bestehen, dass die Gemahlin Ta-Amun = Tentamun des richtigen Smendes mit Hatschepsut-Makare identisch ist, gleichgültig, welche Mumie sich auch immer als die der Hatschepsut-Makare herausstellen wird. Es müsste natürlich noch geklärt werden, ob es von Tentamun ebenfalls eine Mumie gibt. Soweit mir bekannt ist, ist das nicht der Fall.

Als Tochter der Tentamun und des Smendes wird Henattaui genannt, von der es ebenfalls eine Mumie gibt. Henattaui soll ihren "Halbbruder" Psusennes geheiratet haben, der natürlich in Wirklichkeit nicht ihr Halbbruder war. Wenn es heißt, dass Psusennes und Henattaui eine Tochter mit Namen Makare gehabt hätten, dann kann es sich nicht um Hatschepsut-Makare handeln, es sei denn, es müsste anstatt Psusennes wieder einmal Pesibkenno heißen, also Sebekhotep bzw. Chus-"Thutmoses I". Wieso dieser aber eine Tochter von Smendes-Mencheperre und seiner eigenen Tochter Makare-Tentamun = Hatschepsut geheiratet haben sollte, mit der er dann eine Tochter Makare gezeugt haben müsste, ist nicht einzusehen. Hier handelt es sich um eine Torsion.

Henattaui ist meines Erachtens mit Tiuhathor-Honttui identisch, da die Namen Henat-taui und Hont-tui durchaus übereinstimmen können. Ihre Bedeutung Chen.t-taui = Herrin des Landes verleitet desweiteren zu der Annahme, es könne sich bei ihr nicht etwa um die Tochter der Tentamun handeln, sondern um diese selbst, nämlich um Hatschepsut. Während von Henattaui eine Mumie existiert, gibt es von Tiuhathor-Honttui lediglich einen Sarkophag, aber keine Mumie.

Zu der Mumie der Henattaui sagt Leca20:

Eine neue Technik der Mumifizierung wurde am Leichnam von Henattaui ausprobiert, die ihr durch Einführen von Schlamm unter die Haut ein lebensnahes Aussehen verleihen sollte, in diesem Fall jedoch zur Katastrophe führte. Der Mund war mit Natrontampons vollgestopft, die, mit Fett verschmiert, maßlos angeschwollen waren. Darüber hinaus ist viel zuviel Schlamm in den Körper eingeführt worden, der das Gesicht fast zerrissen hat. Er brach durch die Mundwinkel, riss die Wange vom Auge bis zum Kinn auf, so dass man sie wie ein Stück aufgeblasener Pappmachémaske abziehen konnte. Der groteske Effekt wurde noch durch eine Perücke aus gedrehten, schwarzen Bändern vervollkommnet, die ihr vom Kopf gerutscht war und sich um den Hals gelegt hatte.

Sollte diese Scheußlichkeit tatsächlich die Mumie der Hatschepsut sein, dann erübrigen sich alle Fragen nach der Identität der Makare-Mumie mit der Mumie der Hatschepsut. Es ist hingegen nicht unwahrscheinlich, dass die Tochter des Paares Psusennes-Osorkon-Ramses und Henattaui-Makare-Hatschepsut ebenfalls Makare hieß und jene Mumie mit dem Pavianbaby hinterlassen hat. Es sieht so aus, als habe sie auch noch eine Halbschwester gehabt21:

Offensichtlich war Makare zusammen mit ihrem Lieblingstier begraben worden, wie auch ihre Halbschwester Esemcheb eine mumifizierte Gazelle mit in ihre Grabkammer genommen hatte. Das Grab von Tui enthielt weder einen Sarkophag noch eine Mumie. Dafür liefern Wandgemälde in diesem Grab einen Einblick in die Methoden der Mumifizierung jener Epoche3:

Während der Bandagierung wurden die Stoffstreifen ständig in Harz getränkt. Vier Szenen im Grab von Tui (19. Dynastie) in Theben zeigen die materiellen Einzelheiten dieser Praktik.

Tui ist angeblich die Gemahlin des Sethos I und die Mutter des Ramses II (19. Dynastie). Falls sie aber - was nicht auszuschließen ist - mit Tiuhathor-Honttui identisch sein sollte, also mit Hatschepsut-Henattaui, dann verwundert es, dass die oben beschriebene Praktik nicht bei der Mumie der Henattaui angewandt wurde.

Der Platz der Hatschepsut Ka-maat-Re (= Makare) = Tentamun = Tiuhathor-Chen.t-taui (= Herrin des Landes) war im Jahre des Wen-Amun-Aufbruchs (Jahr 5 = 632 ndFl) an der Seite ihres Gatten Smendes = Se-sechem Mencheperre in Saïs-Tanis im Delta, von wo aus dieser seine Heerzüge nach Palästina unternahm. Smendes-Sisak-Susakim-Scheschonk war der jüngste Bruder und Feldherr des Psusennes-Osorkon-Ramses IV, der seinerseits in diesem Jahr verstorben sein müsste; denn bis zu seinem Tod war er es, der mit der Herrin des Landes verheiratet war.

Die libyschen Dynastien

So wie die 21. oder Priester-Dynastie berichtigt wurde, so muss in derselben Weise auch mit den libyschen Dynastien verfahren werden. Wir betrachten zunächst die konventionellen Darstellungen, die - je nachdem, welcher Ägyptologe sie verfasste - etwas voneinander abweichen. Zur besseren Orientierung habe ich in den Tabellen die Namen, unter welchen uns die Herrscher bereits bekannt sind, kursiv hinzugefügt.

Eine Chronologie, wie aus den drei nachstehenden Tabellen hervorgeht, kann beim besten Willen nicht als "gesichert" angesehen werden. Daran glauben die Ägyptologen noch nicht einmal selbst. Die richtige Zeit für die 21. (Priester-), und die so genannten libyschen Dynastien 22, 23 und 24 ist auch die Zeit der "lichtdurchfluteten" 18. Dynastie, die natürlich ebenfalls völlig anders aussieht, als bisher angenommen wurde. Prinzipiell liegen alle Dynastien in der einen oder anderen Weise parallel, da sie sich in einem stark verkürzten Chronologierahmen wiederfinden.

Wie oben schon gesagt, war der Nachfolger des Ramses IV dessen Sohn Ramses V, der nicht unbedingt von Hatschepsut-Makare abstammen muss; seine Mutter kann auch Mutnedjemi gewesen sein, mit der Psusennes-Osorkon-Ramses IV vermutlich vor seiner Ehe mit Hatschepsut-Henattaui verheiratet war. Hier ist noch Spielraum für Vermutungen und Spekulationen. Sein Geburtsjahr lag entweder zwischen 610 und 622 ndFl oder kurz danach.

Es folgen die Tabellen 1 bis 3 der libyschen Dynastien:

+========================================================+
|  Tabelle 1:      22. libysche Dynastie, von Bubastis,  |
|  945-745 (Breasted); 950-730 v.Chr. (Drioton/Vandier)  |
+--------------------------------------------------------+
Schoschenk (= Scheschonk) I                 945-924 v.Chr.
Ches-cheper-Re     (= Chus)                (950-929 " "  )

Osorkon I Sechem-cheper-Re                  924-895 v.Chr.
(= Sisak-Susakim-Smendes )                 (929-893 " "  )

Takelotis I                                 895-874 v.Chr.
(= Chus-Scheschonk I)                      (893-870 " "  )

Osorkon II User-maat-Re setpen-Amun         874-853 v.Chr.
(in dessen 3. Jahr, 12. Tag, 5. Monat,     (870-847 " "  )
die "Flut" hereinbrach: = Ramses IV)

Scheschonk II Sechem-cheper-Re              874-853 v.Chr.
(in dessen Jahr 15 das "große Wüten"           (847 " "  )
begann; = Osorkon I)

Takelotis II Ches-cheper-Re                 853-834 v.Chr.
(= Chus-Scheschonk I)                      (847-828 " "  )

Scheschonk III, (Irrtümlich für den Vater   834-784 v.Chr.
von Osorkon III gehalten, dem Königssohn   (828-772 " "  )
und Hohenpriester, aus dessen Hand die das
"große Wüten" betreffende Inschrift stammt)

Pemu (= pe-Moschäch, Petubastis, Petosiris, 784-782 v.Chr.
Aaron-Moses)                               (772-767 " "  )

Scheschonk IV Sechem-cheper-Re              782-745 v.Chr.
(= Osorkon I = Scheschonk II = Sisak)      (767-730 " "  )
==========================================================

+========================================================+
Tabelle 2:       23. libysche Dynastie, von Tanis,     |
| 745-718 (Breasted); 817-730 v.Chr. (Drioton/Vandier)   |
+--------------------------------------------------------+
Petobastis (= Pemu aus der 22. Dynastie)    745-721 v.Chr.
(Pedubastis                                 817-763 " "  )

(Scheschonk IV; siehe 22. Dynastie!         763-757 v.Chr.
von Breasted hier nicht aufgeführt)

Osorkon III A-cheper-Re setpen-Amun         721-718 v.Chr.
(er ist der spätere Pharao Amenophis-      (757-748 " "  )
Sethos II Acheperure)

Takelotis III (der Pharao nach der Flut;    721-718 v.Chr.
Takelotis ist immer Chus!)                 (keine Angaben)

(Amunrud, bei Breasted nicht aufgeführt;    748-730 v.Chr.
sie ist Amenerdis, auf die in diesem Band
nicht mehr eingegangen werden kann, und
Osorkon IV, bei Breasted nicht aufgeführt  keine Angaben)
==========================================================
In der Tabelle 2 ergeben sich noch größere Abweichungen zwischen den Datierungen der verschiedenen Ägyptologen, und in der folgenden Dynastie führt Breasted den Deltafürsten Tefnachte überhaupt nicht auf, obwohl er sich in seinem Geschichtswerk eingehend mit ihm befasst22:

+========================================================+
Tabelle 3:         24. libysche Dynastie, von Saïs,    |
| 718-712 (Breasted) 730-715 v.Chr. (Drioton/Vandier)    |
+--------------------------------------------------------+
(Tefnachte, von Breasted nicht an dieser    730-720 v.Chr.
Stelle aufgeführt)

Bokchoris (= Chu-Sebek, Sebek-Chu, Sohn     718-712 v.Chr.
des Tefnachte)                             (720-715 " "  )
==========================================================

Die folgende Tafel gibt die richtigen Daten für die Zeit von Chus bis Smendes-Manachpiria (in Jahren ndFl) wieder.

========+=================================================
ndFl    |König im Delta/in Libyen (Saïs/Tanis; Bubastis)
--------+-------------------------------------------------
592-600a|Ches-cheper-Re   = Chus unter Djoser-Amenophis I
600-608 |Sechem-cheper-Re = Sisak, Men-cheper-Re unt. dto.
608-610 |unter Herakles kein König im Delta ?
610-617 |Sechem-cheper-Re = Sisak, Men-cheper-Re unt. Chus
617-622 |dto. unter Anubis-Phiops-Ramses III/VIII
622-624 |User-maat-Re     = (späterer) Ramses IV unt. dto.
        |Sechem-cheper-Re nur als Stadtfürst in Bubastis ?
622-628 |Tefnachte        "   "   "          in Saïs ?
624-628 |Pemu-Petubastis  = Aaron, Arsa cheru in Bubastis
628-629b|A-cheper-Re      = (spät.)Amenophis II unter Chus
628-629 |Tefnachte in Saïs (rehabilitiert) unter Chus
629     |die beiden letzteren unter Hatschepsut
629-631 |Tefnachte in Saïs unter Ramses IV
629-631 |A-cheper-Re unter Ramses IV
630-631c|Sechem-cheper-Re = Smendes in Saïs unt. Ramses IV
631-633 |die beiden letzten unter Ramses V
633-636 |die beiden letzten unter Hatschepsut
636-652 |Sechem-cheper-Re = Sechem-/Men-cheper-Re unter
        |                   Amenophis(-Sethos) II
--------+-------------------------------------------------
akursiv: circa.
b: A-cheper-Re immer in Bubastis.  
c: Sechem-cheper-Re in Saïs/Tanis.
==========================================================

10 Wenn auch die konventionelle Dynastien-Einteilung eine reine Farce ist, so benutze ich doch diese Bezeichnungen, um den Unterschied zwischen der konventionellen und der berichtigten Geschichts-Rekonstruktion deutlich zu machen.
11 Bei Drioton-Vandier lautet dieser Name (13./14. Dynastie) Menchaure Seschib; entnommen dem Band Ange-Pierre Leca, Die Mumien, Econ Verlag.
12 J. H. Breasted, Ancient Records, Bd. IV Abschn. 738-740
13,14 Immanuel Velikovsky, Die Seevölker, Umschau Verlag, Seite 199
15 Ange-Pierre Leca, Die Mumien, Econ Verlag, Seite 166
16 Alfred Jepsen, Von Sinuhe bis Nebukadnezar, Seite 112ff.
17 Immanuel Velikovsky, Die Seevölker, Seite 177
18 Ange-Pierre Lecca, Die Mumien, Seite 154;
19 Ebenda, Seite 174f.
20 Ange-Pierre Leca, Die Mumien, Seite 166
3,21 Ebenda, Seite 175, 103
22 J. H. Breasted, Geschichte Ägyptens, Seite 285ff.
 
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