Achtes Buch: 656 bis 676 ndFl

3. Kapitel:

Die Chronik der Könige
Teil III: Von David II bis zum Tode Hiskias (1. Teil)

Am Ende des vorigen Königs-Chronik-Kapitels hatte ich auf die Tatsache schon hingewiesen, dass die Jahre zwischen 656 und 659 ndFl für Israel recht unspektakulär waren. Das bestätigt auch das AT in 1. Könige 22, 1:

Und es vergingen drei Jahre, dass kein Krieg war zwischen den Syrern und Israel.

Es handelt sich um die Jahre:

657  34. Jahr Usias; 9. Feldherrnjahr Salmanassars (850);
17. Feldherrnjahr Tiglath-Pilesers (729 v.Chr.);
Beginn des "Zeitalters Nabonassars" (747 v.Chr.);
658  35. Jahr Usias; 10. Feldherrnjahr Salmanassars (849);
18. Feldherrnjahr Tiglath-Pilesers (728 v.Chr.);

In 1. Könige 22 heißt es dann weiter: (2) Im dritten Jahr aber zog Josaphat, der König Juda's, hinab zum König Israels. (3) Und der König Israels sprach zu seinen Knechten: Wisset ihr nicht, dass Ramoth in Gilead unser ist; und wir sitzen still und nehmen es nicht von der Hand des Königs von Syrien? Das dritte Jahr ist demnach das Jahr

659  36. Jahr Usias; 11. Feldherrnjahr Salmanassars (848);
19. und letztes Feldherrnjahr Tiglath-Pilesers (727), der in diesem Jahr (705) als Sanherib auf den Thron des Königs von Assyrien steigen wird.

Der Großkönig sitzt in Babylon: Nabonassar = Nabu-nassir = Adad-schum-nassir.

Über den Regierungswechsel in Assyrien braucht hier nicht abgehandelt zu werden. Ob aber von dieser Unruhe in Assyrien auch Veränderungen in Amurru-Kanaan ausgingen, ist nicht einwandfrei zu erkennen; jedenfalls gab es Bewegung in Syrien und Israel, ob mit oder ohne Einfluss Assyriens.

Zunächst ist zu erklären, weshalb das AT plötzlich im Kapitel 22 nicht mehr von Ahab spricht, sondern fast ausschließlich vom "König Israels"; denn eigentlich gehört doch Ahab hier hin, nämlich in das dritte Jahr nach der Ruhezeit. Den Grund werden wir schon bald erkennen; denn im Verlauf der Handlung ändert sich die Identität dieses "Königs Israels", und vorübergehend wird der Nachfolger des Ahab, sein angeblicher Sohn Ahasja, der "König Israels". Aber worum geht es überhaupt? Was ist mit Ramoth in Gilead?

Wenn wir dem AT-Text folgen, dann hat der König von Syrien seine Hand nach dieser Stadt ausgestreckt, und der derzeitige König von Syrien ist seit 653 ndFl Benhadad. Demnach müsste Benhadad Ba-Asa von Ammon(-Gilead), den Erbauer von Rama = Ramoth in Gilead, besiegt und dessen Stadt erobert haben. Beziehen wir in diese Betrachtungen aber das Kapitel 1. Könige 15 ein, dann ergibt sich eine ganz andere Perspektive:

1. Könige 15: (16) Und es war Streit zwischen Asa und Baesa, dem König Israels, ihr Leben lang.

Asa kann wohl kaum mit sich selbst im Streit liegen; denn er ist ja Ba'asa = Baesa selbst. Hier hat das AT einen der beliebten Tricks angewandt, um konventionell unmögliche Synchronizitäten zu vermeiden: Ahab kann zu dieser Zeit im AT noch nicht König von Israel sein, also muss ein anderer dafür herhalten.

(17) Baesa aber, der König Israels, zog herauf wider Juda und baute Rama, dass niemand sollte aus und ein ziehen auf Asas Seite, des Königs Juda's.

Baesa baute also eine befestigte Stadt, um sich selbst daran zu hindern, "nach Juda ein und aus zu ziehen", wo zu dieser Zeit sein Sohn Josaphat Kanzler bei David und Salomo war. Für das AT wäre dies zu bekennen eine Horrorvorstellung gewesen. Deshalb wurde der Spieß umgedreht, und der König von Juda musste zum Bedroher werden für - ja für wen denn? Für den König Israels oder für den König von Ammon-Gilead, der im AT überhaupt nicht gefragt wird, obwohl doch Rama-Ramoth in Ammon-Gilead liegt? Was hat ein König von Israel wie Baesa mit einer Stadt in Ammon zu schaffen?

Asa, der angebliche König von Juda, der aber in Wirklichkeit der König Asa-Ba'asa-Baesa von Ammon ist, fühlt sich bedroht, und zwar nicht durch sich selbst, sondern durch den König von Israel, der zur Zeit jedoch Ahab und nicht Baesa heißt. Er wendet sich daher an seinen Nachbarn und Bundesgenossen aus der Schlacht bei Karkar (654 ndFl), an Benhadad von Syrien in Damaskus:

1. Könige 15: (18) Da nahm Asa alles Silber und Gold, das übrig war im Schatz des Hauses des Herrn und im Schatz des Hauses des Königs, und gab's in seiner Knechte Hände und sandte sie zu Benhadad, dem Sohn Tabrimmons, des Sohnes Hesjons, dem König von Syrien, der zu Damaskus wohnte, und ließ ihm sagen:

(19) Es ist ein Bund zwischen mir und dir und zwischen meinem Vater und deinem Vater; darum schicke ich dir ein Geschenk, Silber und Gold, dass du fahren lassest den Bund, den du mit Baesa, dem König Israels, hast, dass er von mir abziehe.

Dass es sowohl einen Bund zwischen Ba'asa von Ammon und Ahab in Seira = Jesreel einerseits und Benhadad von Scha-Imerischu = Syrien andererseits gab, wissen wir seit eben jener Karkar-Schlacht, in der alle drei gemeinsam gegen Salmanassar auftraten. Was aber hat es mit einem Bund zwischen den Vätern von Asa und Benhadad auf sich?

In einem früheren Kapitel hatte ich bereits die Abstammung des Benhadad von dem Vater Tab-Rimmon = Tab-Eljada, Ildaja von Chazi-Jahaz-Thirza des Arzawija von Ruchizzi = Reson-Rezin hergeleitet:

Mögliche Verwandtschaft des Benhadad
(AC)HIRAM     DAVID I = KUZUNA oo GULATE = ABIGAIL
von Tyrus     HESJON
* ca. 550     | * 521 ndFl
|     ndFl    +------------------+
|             |                  |
Tochter  oo  (TABE-)ELJADA       JETHREAM   oo    Amme des
* ca. 605     TAB-RIMMON (?)     JETHRO           Benhadad
      ndFl    BAAL-JADA          JOAS (Abiesriter)   * ca.
              ILDAJA von Chazi   ABDI-ASCHIRTA         590
              * 580 ndFl         * ca. 585 ndFl       ndFl
              |                  |
+-------------+                  +----------+
|             |                  |          |
BENHADAD      RESON/REZIN        HASAEL     ZIPPORA
ADAD-IDRI     RACHIANU           CHAZAILU   * ca. 610 ndFl
ADRA-ASTARTI  MAJARZANA          AZIRU      oo ELEASAR
* ca. 623     =  ARZA(WIJA)      * ca. 608     ELIAS, den
      ndFl    * ca. 620 ndFl           ndFl    Propheten

Die Namen kursiv erscheinen in den Amarnabriefen.


Hat es zwischen diesem Vater und Asas Vater Rehabeam einen Bund gegeben? Das AT weiß davon nichts. Es lassen sich jedoch Querverbindungen erkennen zwischen den Namen Rehabeam = Ruchubi (Kurch-Stele: Ba'asa, Sohn des Ruchubi), Rechab, Sohn von Rimmon (2. Sam. 4, 2.5) und Rechob, Vater des Hadadeser (2. Sam. 8, 3.12), sowie von letzterem aus wieder zu Hadad-Rimmon, der dem Targum zufolge Ahab tötete1. Einige Mitglieder dieser Hadad-Familie wurden im Jahre 653 ndFl von Tiglath-Pileser nach Kir weggeführt, so wie Panammu, der schon 642 ndFl nach Samal gehen musste und sich dort in seiner "Hadad-Inschrift" als "König von Juda" ausgab, weshalb ich ihn für Jotham halte. Sein Sohn hieß Bar-Rekub bzw. Barrakab, was wiederum an Rechab-Ruchubi bzw. Rechob anklingt. Hierzu weise ich auf die Tabelle am Ende des 1. Kapitels im VII. Buch dieses vierten Bandes hin. Einen Bund zwischen den Vätern von Asa und Benhadad, die auf jeden Fall miteinander verwandt waren, kann ich nicht feststellen.

Wenn sich Asa an seinen Bundesgenossen Benhadad wendet, der ihm gegen den König von Israel beistehen soll, dann ist erstens dieser König von Israel nicht Baesa, sondern Ahab, und zweitens muss Ahab Ammon angegriffen haben. Das geht aus 1. Könige 22 klarer hervor als aus 1. Könige 15.

Das letztere Kapitel fährt fort mit dem Amka-Überfall und geht weiter mit einer unbefriedigenden Beschreibung zum Verhalten des Baesa. Hier ist etwas konstruiert worden. Im Gegensatz dazu sagt das Kapitel 22 ganz deutlich, dass der König Israels seine Vasallen zusammenruft, mit denen er den Vorstoß gegen Rama = Ramoth in Gilead und damit gegen Asa von Ammon zu unternehmen gedenkt (siehe oben, 1. Könige 22):

(2) Im dritten Jahr aber zog Josaphat, der König Juda's, hinab zum König Israels, (3) Und der König Israels sprach zu seinen Knechten: Wisset ihr nicht, dass Ramoth in Gilead unser ist; und wir sitzen still und nehmen es nicht von der Hand des Königs von Syrien?

Hier wird deutlich gesagt, dass der Chef dieses Unternehmens der König von Israel ist, also Ahab, der seine Vasallen herbeiruft, darunter auch den König von Juda, der aber eigentlich David II heißt, was das AT jedoch nicht sagen darf und deshalb den Kanzler Josaphat als Heerführer der Judäer vorschiebt.

Zunächst fragen die kriegsbereiten Herren die Propheten, ob ihr Vorhaben denn auch gut ausgehen werde. Vierhundert Propheten raten zu, doch einer ist noch da, der nicht gefragt wurde: Micha von Moreseth, der Sohn Jemlas (1. Kön. 22, 8; 2. Chron. 18, 7.8; Buch Micha); er ist der Mija von Araschni aus dem Brief Nr. 75 des Rib-Addi an den König in Achet-Aton, der die Stadt Ardata erobert hat. Araschni ist auch Areseth, das mit Moreseth identisch ist. Ihm traut der König Israels nicht, da er ihm bisher nur Schlechtes weissagte. So auch diesmal; aber etwas von dem, was er sagt, gehört an eine andere Stelle:

1. Könige 22, 25: Siehe, du wirst es sehen an dem Tage, wenn du von einer Kammer in die andere gehen wirst, dass du dich verkriechest.

Das Gehen "von einer Kammer in die andere" gehört in das Jahr 641 ndFl, als Benhadad in Aphek vom Siddim-Einsturz überrascht wurde. An hiesiger Stelle wird mit diesem Ausspruch der Übergang von dem einen "König Israels" zu dem anderen vorbereitet:

1. Könige 22: (26) Der König Israels sprach: Nimm Micha und lass ihn bleiben bei Amon, dem Obersten der Stadt, und bei Joas, dem Sohn des Königs, (27) und sprich: So spricht der König: Diesen setzet ein in den Kerker ...

Joas ist der Sohn des Jo-Ahas-ja, des Nachfolgers - jedoch nicht des Sohnes - von Ahab auf dem Thron von Israel. Es sind also zwei unterschiedliche Könige Israels im Spiel, was darauf schließen lässt, dass es sich auch um zwei verschiedene Feldzüge handelt. Möglicherweise hat der Prophet Micha gar nicht zu Ahab, sondern zu Ahasja gesprochen, als dieser gegen Hasaël zu Felde zog. Das wird aber erst im Jahre 661 ndFl geschehen. Zunächst ziehen Ahab und seine Gefolgsleute gegen Ramoth in Gilead:

1. Könige 22, 29ff: Der König Israels hat eine teuflische Idee: er will verkleidet in den Kampf ziehen, Josaphat soll dagegen seine eigene Kleidung anbehalten. Der König von Syrien wiederum, also Benhadad, befiehlt seinen Wagenlenkern, nur gegen den König Israels und nicht gegen dessen Leute vorzugehen. So kommt es, dass die Obersten der Streitwagen auf Josaphat losstürmen, weil sie diesen für den König Israels halten. Josaphat kann sich aber laut schreiend als König von Juda offenbaren, so dass die Wagen von ihm ablassen. Eigenartigerweise erkennt nun einer der Bogenschützen sofort, wer der echte König Israels ist, und schießt Ahab einen Pfeil zwischen Panzer und Wehrgehänge. Kurz darauf stirbt Ahab. Was aber aus dem Streit mit den Syrern wurde, bleibt völlig offen. Von einer Tötung Ahabs durch einen König mit Namen Hadad-Rimmon oder von einem Sturz (Pek-)Achabs kann hiernach keine Rede sein. Ob daraus zu schließen ist, dass die hier geschilderte Version von Ahabs Tod falsch ist, muss zunächst offen bleiben.

Ahasja wird König an Ahabs Statt (1. Könige 22, 40); er ist der Sohn Jahasia-Joahas-Sallum von Tikwa und Hulda.

Was aber sagten die Assyrer dazu? Hierüber gibt uns eine Inschrift Tiglath-Pilesers aus seinem 19. und letzten Jahr als Feldherr (727 v.Chr.) Auskunft2. Alfred Jepsen ist der Ansicht, diese Inschrift sei die Fortsetzung derjenigen Inschrift, in welcher ich bisher die Ereignisse aus dem 12. Jahr Tiglath-Pilesers gesehen habe, in dem der Amka-Überfall stattfand: 652 ndFl. Hierin heißt es aber: ... Einen Höfling setzte ich als Statthalter über sie ein.

Da nun der Assyrer 652 ndFl Reson-Rezin und im folgenden Jahr Benhadad in Damaskus eingesetzt hat, die beide keine Höflinge waren, so kann mit "Höfling" eigentlich nur Jo-Ahas gemeint sein. Ich teile daher mit Jepsen die Auffassung, dass die beiden Texte Teile ein und derselben Liste sind, die jedoch weder ins 14. Jahr Tiglath-Pilesers (732 v.Chr., wie Jepsen meint) noch ins 12. Jahr (734 v.Chr., wie ich bisher geglaubt habe), sondern ins 19. Jahr (727 v.Chr.) = 659 ndFl gehört:

Bit-Chumria ... alle seine Bewohner mit ihrer Habe führte ich nach dem Lande Assur. Pakacha stürzten sie, und Ausi'a (= Ahasja, konv. Hosea gelesen) setzte ich als König über sie ein.

Jo-Ahas-ja = Ausia = Hosea wurde also von Tiglath-Pileser eingesetzt, der zu seinem letzten Feldzug nach hier aufgebrochen war und wieder einmal eine Deportation von Leuten aus Bit-Chumria = Israel vornahm, diesmal nach dem Lande Assur. In dieses Jahr gehört auch eine weitere Liste aus Nimrud3:

Den Tribut des Kuschtaschpi (= Hystaspes) von Kommagene, Urik von Ku'e, Sibitti-bel von Byblos (= Ethbaal von Gubla bzw. Ittobaal von Sidon), Enil von Hamath, Panammu von Sam'al, Tarchulara von Gurgum, Sulumal von Melitene, Uassurme von Tabal (= Arsames-Urasi-Rusa), Tuchamme von Ischtunda, Matan-be'l von Arwad (der sitzt auch 676/677 ndFl noch hier!), ... Salamanu (= Mescha?) von Moab, Mitinti von Askalon (sitzt auch 676/7 noch hier), Muzri ..., Hanno (Cha-a-nu-ú-nu) von Gaza (Cha-za-at-ai) ... empfing ich. Es gehören noch folgende Tributzahler dazu, die ich herausgezogen habe, da ich sie separat besprechen möchte:

Sanipu von Bit-Ammon ist entweder noch Ba-Asa, der in diesem Jahr ebenfalls stirbt, oder sein Sohn Obed-Ela = Puduilu, falls nicht zwischen den beiden Sanipu regiert haben sollte, der von den Siegern nach der Tötung des Ba-Asa in Ammon kurzfristig eingesetzt wurde. So hätten wir eine Vorstellung von dem, was bei dem Krieg des Königs Israels gegen Ramoth-Gilead herausgekommen sein könnte. Immerhin wird in Kapitel 1. Könige 15, 22 gesagt, dass Asa, nachdem Baesa Rama aufgegeben habe, dieses abgerissen und das Holz und die Steine zum Bau von Geba-Benjamin und Mizpa verwendet habe. Zu diesen beiden Orten möchte ich hier nichts sagen; aber festzustehen scheint, dass Ba-Asa besiegt und Ramoth-Gilead von den Verbündeten zerstört wurde. Am Ende erschien dann noch der Assyrer und setzte den neuen König von Bit-Chumria (= "Haus Omris", Israel) ein.

Ebenfalls in obiger Nimrud-Liste erscheint

Ja-ú-cha-zi von Juda (Jepsen: Joahas = Ahas), dessen Identität mit A-u-si-'a (= Hosea lt. Jepsen) somit bestätigt ist: Ja-ú-cha-si-'a = Jahasia bzw. Jachseja (Esra 10, 15: Sohn von Tikwa). Diese Liste enthält den in diesem Jahr erst eingesetzten Ahasja bereits als Tributzahler. Dass er "von Juda" angegeben wird, obwohl hier David II sitzt, hat vermutlich folgenden Grund:

Die Prophetin Hulda war schon nicht mehr mit Tikwa-Thekoa-Takuwa von Nii verheiratet, als sie mit dessen Sohn Sallum = Jo-Ahas und ihrem neuen Gemahl Esra-Serubabel sowie mit dessen Sohn Hananja-Sadrach (der durchaus erst im Exil geboren sein kann) nach Babylon deportiert wurde. Es ist mit großer Wahrscheinlichkeit dieser aktiven Frau zu verdanken gewesen, dass Esra-Serubabel die Führungsrolle bei der Rückkehr der Exulanten übernehmen konnte. Arioch, der für die Geiseln zuständige "Vogt" in Babylon, kam mit dieser ungewöhnlichen Frau vermutlich schon sehr früh in Verbindung und kann so eine besondere Beziehung zu ihr und ihren Söhnen aufgebaut haben. Als Arioch später in seiner Eigenschaft als assyrischer Feldherr Tiglath-Pileser den Posten des Heerführers übernahm, setzte er diesen "Höfling" sogar als König von Israel und Juda ein. Die scharfe Trennung zwischen Israel und Juda, wie sie das AT vornimmt, bestand für die Assyrer offensichtlich nicht.

Hauptstadt des Jo-Ahas-ja war auf jeden Fall Samaria, wo sich auch Simri wieder niedergelassen hatte, der nun einen neuen Herrn bekam. Dass Simri mit Jehu-David im Bunde war, liegt nahe. Isebel, die Witwe Ahabs, blieb bis zu ihrem Tode in Jesreel wohnen.

Als letzter noch zu besprechender Tributzahler auf obiger Liste erscheint Ka'us-malaka von Edom, und bei ihm müsste es sich um den von Josaphat oder David in Edom eingesetzten "Landpfleger" handeln, wenn dieser "Landpfleger" (= Obed?) nicht sogar Josaphat = Obed-Edom selbst gewesen sein soll und Ka'us-(= Kamosch-?)Malaka ein Beauftragter des Josaphat, der seinerseits als Kanzler bei David II in Jerusalem lebt.

Asa-Baesa = Boas, Ba'asa von Ammon stirbt in diesem Jahr nach 41jähriger Regierungszeit, was ab 618 ndFl gerechnet werden muss, seit er unter seinem Vater Rehabeam König von Ammon wurde. Obed-Ela = (Sani-?)Pudu-ilu, sein Sohn und der mutmaßliche Zwillingsbruder des Josaphat = Obed-Edom, wird sein Nachfolger. Er ist als Ela, Sohn des Baesa, auch der neue König von Israel (1. Könige 16, 6), was jedoch zu bestreiten ist; denn der neue König von Israel ist Jo-Ahas = Sallum = Ahas-ja = Hosea. Ela soll im 26. Jahr Asas auf den Thron gekommen sein und zwei Jahre als König von Israel regiert haben (1. Kön. 16, 8). Wie soll das gerechnet werden?

Im dritten Jahr Asas tötet Baesa Nadab (1. Kön. 15, 28). Gemeint ist, dass Asa in seinem dritten Jahr als König von Israel (seit 628 ndFl), nämlich 630 ndFl, Ginath-Nebat = Genubath-Nadab-Naboth ermordet, ohne einen dauerhaften Vorteil davon zu haben; denn Jerobeam-Omri wird König von Groß-Edom und Thibni König von Israel. Die 24 Jahre, die Baesa über Israel regiert haben soll (1. Könige 15, 33), haben wir bereits in einem früheren Kapitel anders interpretiert. Der angeblich Tod des fiktiven Baesa muss demnach im (3. + 24 =) 27. Jahr Asas eintreten, wird aber schon für das 26. Jahr angegeben (1. Könige 16, 8). Diese Differenz ist kalendarisch vertretbar, aber auch irrelevant, da es diesen fiktiven Tod überhaupt nicht gegeben hat. Folglich ist die Angabe, Ela sei im 26. Jahr des Asa auf den Thron von Israel gestiegen, verzichtbar. Trotzdem ist es nicht ganz uninteressant, die weitere Asa-Rechnung zu verfolgen:

Der Logik zufolge ist zu erwarten, dass Ela im 28. Jahr Asas stirbt, nach zwei Jahren. Das wird jedoch schon für das 27. Jahr angegeben, und da Ela gar nicht davon betroffen sein muss, können wir dies auch anders interpretieren.

1. Könige 16: (9) Aber sein (Elas) Knecht Simri, der Oberste über die Hälfte der Wagen, machte einen Bund wider ihn. Er (Ela) war aber zu Thirza, trank und war trunken im Hause Arzas, des Vogts zu Thirza. (10) Und Simri kam hinein und schlug ihn tot im 27. Jahr Asas, des Königs Judas, und ward König an seiner Statt.

Anschließend gehorcht Simri dem Propheten Jehu und tilgt das ganze Haus Baesas aus (Vers 12). Da haben wir sie alle beisammen: Simri (= Schemer, Schum-Adda von Samaria), Arza (= Arzawija von Ruchizzi = Thirza, nämlich Reson-Rezin = Majarzana von Chazi) und schließlich den Anführer Jehu (= Teuwatti = David II); alle drei standen sie kurz zuvor mit Hadadeser noch in irgendeiner Verbindung. Und jetzt wird auch klar, was es mit dem 27. Jahr Asas auf sich hat: Es ist das Jahr 652 ndFl gemeint, 26 Jahre nach Asas Thronbesteigung in Juda nach der Deportation seines Neffen Usia-Asarja nach Kisch bzw. Babylon im Jahre 626 ndFl. Allerdings heißt der Getötete nicht Ela, sondern Namiawaza und ist der ägyptische Statthalter von Damaskus, wo jetzt für ungefähr ein Jahr Reson-Rezin auf den Thron steigt. Simri muss nicht der Mörder des Namiawaza gewesen sein; aber seine Gelegenheit zum Totschlag kommt auch noch.

Der Zahlenlogik wird gefolgt, wenn im 31. Jahr Asas, also vier Jahre nach der Machtübernahme Thibnis und Omris nach dem Tode Simris, Omri für zwölf Jahre Alleinherrscher über Israel wird; aber wenn Omri schon im 38. Jahr Asas stirbt, also nur sieben statt zwölf Jahre danach, aber elf Jahre nach dem 27. Jahr Asas, dann wird diese Zahlenlogik schon wieder verlassen. Und wenn dann auch noch gesagt wird, in diesem 38. Jahr Asas sei Ahab, der Sohn Omris, auf den Thron gekommen, was ins Jahr 639 ndFl gehört, dann können wir die "Jahre Asas" endgültig abhaken.

Außerdem kann Ela nicht nur zwei Jahre regiert haben, da seine Regierungszeit nicht schon 661 ndFl zu Ende gewesen sein kann. In diesem Jahr wird Simri zwar auf die Ermordung seines Herrn (Ela) angesprochen; aber gemeint ist in Wirklichkeit nicht Ela, sondern Jo-Ahas-ja. Ela = Pudu-ilu wird noch in einer Inschrift Asarhaddons aus dem Jahre 677 ndFl zusammen mit Manasse, dem König von Juda, erwähnt.

Hosea, der angebliche Sohn Elas, der im 20. Jahr Jothams (der aber nur 16 Jahre regiert haben soll!) Pekach in dessen 21. Jahr tötet und König Israels wird (2. Könige 15, 30), ist Ausia = Jo-Ahas-ja, der von Tiglath-Pileser als Nachfolger Pek-Achabbus eingesetzt wird. Diese Version vom Tode Ahabs entspräche somit eher der Wirklichkeit als die in 1. Könige 22. Als Sohn des Ela käme Hosea übrigens in der berichtigten Geschichte zu diesem Zeitpunkt glaubhafter auf den Thron als im AT, wo zwischen Hosea (konv. um 730 v.Chr.) und Ela (konv. gestorben 886 v.Chr.) nicht vertretbare 150 Jahre liegen! Hosea, das wird weiter unten noch deutlicher werden, ist ohnehin ab seinem dritten Jahr nur eine Ersatzfigur für David (II), dessen Auftreten in dieser Zeit nicht zugegeben werden kann.

Wir befinden uns in dem turbulenten Jahr 659 ndFl, in dem große Veränderungen vor sich gehen. Ob ich die richtige Reihenfolge der Ereignisse herausgefunden habe, wage ich nicht mit Bestimmtheit zu sagen. Es sieht aber so aus, als sei zuerst der Krieg gegen Asa beschlossen worden, der zum Sieg der Verbündeten geführt hat. Asa-Ba'Asa-Baesa starb sogar und seine Festung Rama = Ramoth in Gilead scheint zerstört worden zu sein; aber der Initiator des Krieges, Pek-Achabbu, musste ebenfalls sterben. Doch damit waren der Toten noch nicht genug.

Ein permanentes Ärgernis für Ahab war der Prophet Elia(s), was umgekehrt natürlich ebenfalls galt. Die Kapitel 1. Könige 17-19 sind voll von unerfreulichen Begegnungen Ahabs mit dem Propheten. In jene Zeit gehört nicht nur die Verehelichung Ahabs mit Isebel, der Tochter des Ethbaal, des Königs von Sidon (= Ittobaal, Sib-Itti-bel von Gubal = Byblos; 1. Könige 16, 31), die vermutlich schon im ersten Jahr Ahabs, also 639 ndFl stattfand, sondern auch der Einsturz des Siddimtales im Jahre 641 ndFl (1. Könige 19, 11. 12). Kurz danach findet die Begegnung Ahabs mit Benhadad statt, der in Aphek von einer Kammer in die andere fliehen muss, da die Mauern infolge des von Siddimeinsturz ausgelösten Erdbebens einstürzen (1. Könige 20, 30). Darüber wurde schon in früheren Kapiteln abgehandelt. Das Kapitel 1. Könige 21 enthält die ebenfalls schon längst zurückliegende Geschichte mit dem Weinberg Naboths, die mit dem Tod des Thibni im Jahre 639 ndFl zusammenhängt und somit auch an den Anfang von Ahabs Laufbahn gehört.

Ganz anders verhält es sich mit der zweiten Hälfte von Kapitel 1. Könige 19 (ab Vers 15): Gehe ... gen Damaskus und gehe hinein und salbe Hasaël zum König über Syrien, (16) und Jehu, den Sohn Nimsis, zum König über Israel, und Elisa, den Sohn Saphats von Abel-Mehola, zum Propheten an deiner Statt. (17) Und es soll geschehen, dass, wer dem Schwert Hasaëls entrinnt, den soll Jehu töten, und wer dem Schwert Jehus entrinnt, den soll Elisa töten.

Diese Anweisungen betreffen ganz eindeutig die in Rede stehende Zeit (659 ndFl). Die Vollendung dieser Taten erfolgt nämlich erst in Kapitel 2. Könige 8, und zwar durch Elisa und nicht mehr durch Elia(s):

(7) Und Elisa kam gen Damaskus. Da lag Benhadad, der König von Syrien, krank; ... (8) Da sprach der König zu Hasaël: ... geh dem Mann Gottes entgegen und frage den Herrn durch ihn und sprich, ob ich von dieser Krankheit möge genesen. (9) Hasaël ging ihm entgegen ... und sprach: Dein Sohn Benhadad, der König von Syrien, ... lässt dir sagen: Kann ich auch von dieser Krankheit genesen? (10) Elisa sprach zu ihm: Gehe hin und sage ihm: Du wirst genesen! Aber der Herr hat mir gezeigt, dass er des Todes sterben wird. (11) Und der Mann Gottes schaute ihn starr und lange an und weinte. (12) Da sprach Hasaël: Warum weint mein Herr? Er sprach: Ich weiß, was für Übel du den Kindern Israel tun wirst; du wirst ihre festen Städte mit Feuer verbrennen und ihre junge Mannschaft mit dem Schwert erwürgen und ihre jungen Kinder töten und ihre schwangeren Weiber zerhauen. (13) Hasaël sprach: Was ist dein Knecht, der Hund, dass er solch großes Ding tun sollte? Elisa sprach: Der Herr hat mir gezeigt, dass du König von Syrien sein wirst.

Am Tag darauf erstickt Hasaël seinen Herrn Benhadad mit einer in Wasser getauchten Decke und wird König von Syrien (2. Könige 8, 15). Hierüber informiert uns auch eine undatierte (?) Inschrift Salmanassars, die aus seinem 11. Jahr stammen müsste:

Adad-id-ri (= Benhadad4) starb eines unnatürlichen Todes. Cha-za-ilu (= Hasaël), der Sohn eines Niemand, nahm den Thron in Besitz.

Dieser "Niemand" war kein geringerer als Abdi-Aschirta, der Vater des Aziru, und für die Identität Hasaël = Aziru könnte der obige Hinweis Was ist dein Knecht, der Hund... sprechen. Als "Hund" (= kalub, kaleb) bezeichneten andere - und auch er sich selbst - Abdi-Aschirta.

Jetzt sind sie alle drei tot, die gegen Salmanassar bei Karkar gefochten hatten: Benhadad, Asa und Ahab, und die düsteren Prophezeiungen des Elisa werden sich auch noch erfüllen.

Was Elisa betrifft, so gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder ist er Elia(s) selbst, was allerdings mit der Angabe kollidiert, er sei der Sohn des Saphat von Abel-Mehola, oder er ist tatsächlich ein eigener Prophet, der jedoch schon seit dem Siddim-Einsturz im Lande wirkt. Ich neige dazu, letzteres anzunehmen und den Tod des um 585 ndFl geborenen Elia(s) mit diesem Ereignis in kausalen Zusammenhang zu bringen: Die feurige Himmelfahrt des etwa 60-jährigen Elias (2. Könige 2; evtl. schon angedeutet in Kap. 1 Verse 10ff.). Sein unmittelbarer Nachfolger wurde dann Elisa, den er angelernt hatte. Allerdings wäre für Elia(s) ein Alter von etwa 75 Jahren in der in Rede stehenden Zeit (659 ndFl) auch nichts Ungewöhnliches.

Wenn auch die Weisung, Hasaël zum König von Syrien zu machen, noch an Elia(s) erging, so ist der Zeitpunkt dieser Auftragserteilung doch deutlich früher anzusetzen als die Ausführung der Tat. Hier sollte jedoch nicht allzu kleinlich argumentiert werden; so ist die Frage, wieso Elia(s) zu einem so frühen Termin schon über das Schicksal Benhadads und Hasaëls verfügen konnte, nicht zu beantworten. Es kann davon ausgegangen werden, dass diese mit Ideologie und Prophetie beladenen Passagen mit sehr viel dichterischer Freiheit behandelt worden sind. Trotzdem lassen sich die geschilderten Begebenheiten in Geschichte zurückverwandeln.

Es steht noch die Krönung Jehus zum König von Israel aus, die Eli(s)a noch vorzunehmen hat. Das aber hat noch zwei Jahre Zeit. Es scheint auch, als sollte in diesem Jahr kein Malheur ausgelassen werden:

2. Könige 1, 1: Es fielen aber die Moabiter ab von Israel, da Ahab tot war. Eigenartigerweise begnügt sich das AT zunächst mit dieser Feststellung und fährt mit etwas ganz anderem fort: 2. Könige 1, 2: Und Ahasja fiel durch das Gitter in seinem Söller zu Samaria und ward krank; ...

Einen Sohn mit dem Namen Ahas-ja kann der Baals-Verehrer Ahab nicht gehabt haben; diese Angabe ist schlicht falsch:

1. Könige 22, 52: Ahasja, der Sohn Ahabs, ward König über Israel zu Samaria im 17. Jahr Josaphats, des Königs Judas, und regierte über Israel zwei Jahre.

Richtig dagegen sind die Zahlenangaben: Gerechnet ab 642 ndFl, in dem Josaphat als Abdi-Chiba in Jerusalem auf den Thron des ägyptischen Statthalters kam, ist 659 ndFl das 17. Jahr. Es stimmt auch, dass Ahas-ja nur noch zwei Jahre regiert. Von einer 16-jährigen Regierungszeit des Ahas, der auf seinen angeblichen Vater Jotham als König von Juda folgt, kann weder in Israel noch in Juda die Rede sein. Für Ahas wird keine Mutter angegeben; bei ihr handelt es sich um Hulda, die Mutter des Mesullam = Sallum = Joahas; Hulda war vor dem Exil mit Tikwa verheiratet, dem Vater des Jachseja = Jahasia5 = Joahas. Dieser Joahas ist nicht zu verwechseln mit dem Sohn Joahas des Jehu, der uns noch beschäftigen wird.

Ein weiterer Todesfall ist für dieses Jahr zu vermelden: Kamosch stirbt. Nach 30jähriger Regierung, wie uns die Diban-Stele verkündet, endet die Herrschaft dieses mit Ka-Mose identischen Herrschers von Moab über Israel. Diese 30 Jahre können als eine Übertreibung Meschas, des Verfassers des Diban-Textes, oder möglicherweise auch als Interpretationsfehler angesehen werden; gemeint ist vermutlich die Zeit von 629 bis 659 ndFl, also seit dem ersten Eintreffen des Kamose in Moab. Während dieser ganzen Zeit kann es keine Herrschaft Moabs über Israel gegeben haben, wie wir auch aus der Angabe, der "Hammelkönig" Mescha sei dem König Israels zinspflichtig gewesen, entnehmen können.

Bei der Rehistorifizierung des Buches Richter im 5. Kapitel des VII. Buches in diesem Band habe ich schon gesagt, dass der ägyptischstämmige Eglon (= der vom [goldenen] Kalb, stierartig) von Moab (Richt. 3, 12ss), den Ehud, der Sohn des Benjaminiters Gera, ermordet, mit Kamose = Kamosch identisch ist; im Richterbuch wird die Zeit, die die Kinder Israel dem Eglon von Moab dienten, mit 18 Jahren angegeben; das wäre seit 641 ndFl gewesen, von dem Jahr an, in dem Kamose aus dem Midian zurück nach Moab kam. Ehud steht vermutlich auch für Achichud, den um 630 ndFl (in Babylon im Exil) geborenen Sohn des Usa-Usia-Asarja.

Einen Abfall von Israel unmittelbar nach dem Ableben von Kamosch und Ahab vollzog Mescha noch nicht: Salamanu von Moab, der sehr wahrscheinlich mit Mescha identisch ist, zahlt noch Tribut an Sanherib. Hinter der Ermordung des Kamosch-Kamose stand vermutlich Hasaël = Aziru = Gideon III, der Sohn des Abiesriters Joas, des Abdi-Aschirta aus den Amarnabriefen. Ich sehe Hasaël zu diesem Zeitpunkt bei seinem Verwandten Benhadad in Damaskus, den er kurz danach töten wird. Der Mord an Kamosch kann als der Beginn des Krieges Juda-Israel gegen Ammon und Syrien gesehen werden.

Am Ende dieses ereignisreichen Jahres stehen Juda-Israel und seine Nachbarländer an einem Neubeginn. In Assyrien hat Tiglath-Pileser seinen Halbbruder Assur-Uballit abgesetzt und ist als Sanherib (= Assurbanipal) auf den Thron zunächst des Königs von Assyrien, später dann des Großkönigs gestiegen. In Syrien-Palästina sitzen überall neue Könige auf den Thronen. Ist das auch der Beginn einer friedlicheren Zeit? Es sieht nicht so aus.

660  37. Jahr Usias; 2. Jahr Sanheribs; 12. Feldherrnjahr Salmanassars (847 v.Chr);


Joram, der Sohn des Josaphat, müsste in diesem Jahr als Nachfolger seines Vaters in Juda auf dessen Thron kommen (1. Könige 22, 51), wenn Ahasja, der (angebliche) Sohn Ahabs, im folgenden Jahr, nämlich im zweiten Jahr Jorams von Juda (2. Kön. 1, 17), sterben soll; der Tod Josaphats nach 25-jähriger Regierung gehört jedoch erst in das Jahr 667 ndFl, so dass Joram, der in diesem Jahr tatsächlich auf den Thron kommt, nicht als dessen unmittelbarer Nachfolger in Jerusalem gelten kann. In Wirklichkeit kommt in diesem Jahr Joram-Aiarammu, der Sohn Josaphats, nicht auf den Thron von Juda, sondern von Edom.

Die Edomiter waren in diesem Jahr von Juda abgefallen, in der Darstellung des AT mithin von Josaphat (= Obed-Edom!), und machten einen König (Ka'us-malaka?) über sich, und obwohl Joram die Edomiter bei Zair besiegt hat, bleiben sie selbständig (2. Kön. 8, 20), nämlich unter dem neuen König Aiarammu-Joram (* 628 ndFl, seit 652 ndFl in der Umgebung Davids II). Übrigens fällt auch Libna ab (Verse 21.22; = Lapana, die Stadt Davids II?).

Verwirrend sind die Wechselspiele Joram von Israel und Joram von Juda, des Sohnes einmal von Ahab und einmal von Josaphat. Joram von Israel wird als der Sohn des Ahab aufgefasst, als Bruder Ahasjas mithin, auf den er im zweiten Jahr Jorams, des Sohnes Josaphats von Juda, als König von Israel folgt; denn (dies)er hatte keinen Sohn (2. Kön. 1, 17); doch einen Sohn Joram des Ahab als König von Israel hat es ebensowenig gegeben wie einen Sohn Ahasja. Trotzdem erfolgt in 2. Könige 3 die Bestätigung, wenn auch merkwürdigerweise mit einer anderen Synchronangabe (vgl. die mit ** markierten Angaben in nachstehender Tabelle):

(1) Joram, der Sohn Ahabs, ward König über Israel zu Samaria im 18. Jahr Josaphats, des Königs Juda's, und regierte 12 Jahre.

 Juda               | Israel            | Stelle
--------------------+-------------------+---------------
  38. Jahr Asa      |   1. Jahr Ahab    | 1. Kön. 16, 29
                    |      für 22 Jahre |
--------------------+-------------------+---------------
+  3                |+  3               |
--------------------+-------------------+---------------
  41. Jahr Asa      |                   |
   1. Jahr Josaphat |   4. Jahr Ahab    | 1. Kön. 22, 41
      für 25 Jahre  |                   |
--------------------+-------------------+---------------
+ 16 (+ 19?)        |+ 19  (+ 16?)      |
--------------------+-------------------+---------------
  17. Jahr Josaphat |  23. Jahr Ahab*   |
 (20. Jahr Josaphat)| (20. Jahr Ahab)   |
                    |   1. Jahr Ahasja  | 1. Kön. 22, 52
                    |      für 2 Jahre  |
--------------------+-------------------+---------------
+  1                |+  1               |
--------------------+-------------------+---------------
                    |   2. Jahr Ahasja  |
  18. Jahr Josaphat |   1. Jahr Joram** | 2. Kön. 3, 1
                    |      für 12 Jahre |
--------------------+-------------------+---------------
+  4                |+  4               |
--------------------+-------------------+---------------
 (25. Jahr Josaphat)|                   | 1. Kön. 22, 51
  22. Jahr Josaphat |                   |
   1. Jahr Joram    |   5. Jahr Joram   | 2. Kön. 8, 16
      für 8 Jahre   |                   |
--------------------+-------------------+---------------
+  1                |+  1               |
--------------------+-------------------+---------------
                    |   3. Jahr Ahasja  |
   2. Jahr Joram    |   1. Jahr Joram** | 2. Kön. 1, 17
                    |  (6. Jahr Joram)  |
--------------------+-------------------+---------------
+  6                |+  6               |
--------------------+-------------------+---------------
   8. Jahr Joram    |                   |
   1. Jahr Ahasja   |  12. Jahr Joram   | 2. Kön. 8, 25
     (für 1 Jahr    |  11. Jahr Joram   | 2. Kön. 9, 29)
--------------------+-------------------+---------------
+  1                |+  1               |
--------------------+-------------------+---------------
   2. Jahr Ahasja   |  13. Jahr Joram   | 2. Kön.9,24.27
* = hier wurde offenbar mit nur 20 Jahren Ahabs (wie bei Pekach!) gerechnet;
** = hier wird deutlich, dass Joram von Israel nicht in die Geschichte gehört;

Die fettgedruckten Jahre Ahasjas entsprechen den Jahren 659, 660 und 661 ndFl.


Wenn auch die Synchronisierung mit Juda widersprüchlich zu sein scheint, so ist dennoch richtig, dass wir uns sowohl im Antrittsjahr des einzigen Joram = Hadoram = Aiarammu als König von Edom als auch im 18. Jahr Josaphats, seines Vaters, befinden, der 25 Jahre regierte, nämlich von 642 bis 667 ndFl. Wenn es also heißt, sein Sohn Joram sei erst nach des Vaters Tod im 5. Jahr Jorams, des Sohnes von Ahab (2. Könige 8, 16), auf den Thron gekommen, dann wäre das erst im Jahre 667 ndFl der Fall, fünf Jahre nach dem Tode Ahasjas (mit kleinen Differenzen); das ist alles nur halbrichtig; siehe dazu auch die obige Tabelle!

Zu beiden angeblichen Söhnen Ahabs heißt es, sie seien auf den Wegen ihres Vaters und ihrer Mutter gewandelt. Isebel, die Mutter, überlebte ihren Gemahl um zwei Jahre; aber die angeblichen Söhne Joram und Ahasja waren nicht ihre Söhne, sondern ihre Schwiegersöhne:

2. Könige 8: (16) Im 5. Jahr Jorams, des Sohnes Ahabs, des Königs Israels, ward Joram, der Sohn Josaphats, König in Juda. (Es muss bekanntlich heißen: Im 2. Jahr Ahasjas, des Königs von Israel, kam Joram, der Sohn Josaphats, auf den Thron von Edom: 660 ndFl.) (17) 32 Jahre alt war er, da er König ward. (Hiernach müsste er 628 ndFl geboren sein, was für seinen Vater ein Alter von 20 Jahren bei der Geburt seines Sohnes bedeuten würde.) Und regierte 8 Jahre zu Jerusalem (Diese Angabe trifft für Edom zu). (18) und wandelte auf dem Wege der Könige Israels, wie das Haus Ahab tat; denn Ahabs Tochter war sein Weib.

Diese Tochter kann 642 ndFl geboren und um 656 ndFl mit Joram vermählt worden sein. Die andere Tochter, die Ahasja heiratete, kann etwas später geboren sein (644 ndFl?). Die Angaben in folgenden Versen sind nur teilweise richtig:

2. Könige 8: (25) Im 12. Jahr Jorams, des Sohnes Ahabs, des Königs Israels, ward Ahasja, der Sohn Jorams, König in Juda. (Dieser Ahasja ist natürlich derselbe, der bereits seit dem Vorjahr König von Israel und damit auch über Juda ist; diese Synchronisation ist daher abwegig.) (26) Zweiundzwanzig Jahre alt war Ahasja, da er König ward, und regierte ein Jahr zu Jerusalem. (Geboren wurde er um 626 ndFl und wäre derzeit etwa 34 Jahre alt. Er hat keine vollen zwei Jahre regiert.) Seine Mutter hieß Athalja, eine Tochter Omris, des Königs Israels. (27) Und er wandelte auf dem Wege des Hauses Ahab ...; denn er war Schwager im Hause Ahab.

Als Tochter des Omri wäre Athalja eine Schwester des Ahab gewesen und vom Alter her passend zu Ahasja. "Schwager im Hause Ahabs" ist nicht dasselbe wie "Schwager Ahabs", was er als Gemahl einer Omri-Tochter gewesen wäre. Er war aber der Schwager der Söhne Ahabs, weil er Ahabs Tochter geheiratet hatte. Abraham Meister bezeichnet Athalja als Tochter des Ahab und der Isebel, was ebensowenig mit ihrem auf -ja endenden Namen zu vereinbaren ist wie als Tochter des Jerobeam-Omri. Abraham Meister hat vermutlich die Angabe zu Joram von Juda (2. Könige 8, 18)6: "denn Ahabs Tochter war sein Weib" dahingehend gedeutet, dass diese Frau auch die Mutter Ahasjas, also Athalja gewesen sei; doch Athalja war nicht die Mutter Ahasjas; aber wo gehört sie denn hin?

Die Tochter Ahabs und Gemahlin des Ahasja, die vom Namen her ohnehin nicht Athalja gewesen sein kann, war nicht die Mutter des Jo(n)as-Josia-Josua, des 654 ndFl geborenen Sohnes von Jo-Ahas-ja. Seine Mutter war Jedida, die Tochter des Adaja von Bozkath, der mit dem Adaja der Amarnabriefe und somit auch mit Adda-Dani = Iddo(-Daniel) identisch ist, dessen Identität mit Adaja auch von A. Meister gesehen wird, der den Vater Iddo des Leviten Serah (1.Chr. 6, 6.[21]) auch für den Vater Adaja7 desselben in Vers 26. [41] ansieht.

Adajas Tochter Jedida könnte um 640 ndFl im Exil geboren und um 653 ndFl mit Sallum = Jo-Ahas-ja verheiratet worden sein, so dass ihr gemeinsamer Sohn Joas-Josia im Jahre 654 ndFl geboren werden konnte. Bozkath ist eine Stadt in Juda in der Nähe von Lachis8, einer Stadt, die neben Jerusalem in den nächsten Jahren eine Rolle spielen wird. Jedida scheint nach dem Tode Ahasjas nicht mehr am Leben gewesen zu sein. Vermutlich war sie schon seit einiger Zeit tot, und Amon, der "Oberste der Stadt", wie er in 1. Könige 22, 26 bezeichnet wird, scheint der Ziehvater und Leibwächter des Joas gewesen zu sein.

Die Prophetin Hulda kann bei der Eheschließung Ahasjas mit Jedida ebenfalls ihre Hände im Spiel gehabt haben. Sie machte ihren Einfluss bei Adaja-Daniel geltend, dem ehemaligen Satrapen von Babylon und Umgebung, und sorgte dafür, dass ihr Gemahl Esra-Serubabel zum Mitanführer der Exilheimkehrer neben Iddo-Daniel = Adda-Dani wurde. Sie sorgte gewiss auch dafür, dass dessen Tochter Jedida mit ihrem Sohn Jo-Ahas-ja vermählt wurde.

Erst in 2. Könige 3 nimmt das AT wieder Bezug auf die Moabiter, auf deren Abfall von Israel nach dem Tode Ahabs in 2. Könige 1, 1 schon hingewiesen wurde. Jetzt heißt es:

(4) Mesa aber, der Moabiter König, ... zinste dem König Israels Wolle von 100 000 Lämmern und von 100 000 Widdern. (5) Da aber Ahab tot war, fiel der Moabiter König ab vom König Israels. (6) Da zog zur selben Zeit aus der König Joram von Samaria und ordnete das ganze Israel (7) und sandte hin zu Josaphat, dem König Juda's, und ließ ihm sagen: Der Moabiterkönig ist von mir abgefallen; komm mit mir, zu streiten wider die Moabiter! ... (9) Also zog hin der König Israels, der König Juda's und der (nicht mit dem Namen genannte!) König Edoms. Bei letzterem handelt es sich um Joram, während der König Israels Jo-Ahas-ja heißen müsste. Der König von Juda ist natürlich David-Jehu, doch Josaphat, sein Kanzler, kann das Heer angeführt haben.

Der ganze Feldzug (Vers 9 bis Ende Kapitel 3) ist überwiegend wieder einmal eine Kraftprobe der Propheten und endet mit einer doppelten Überraschung: einmal werden die drei Könige als "Israel" bezeichnet, was in dieser Form ungewöhnlich ist, was aber die wahren Verhältnisse deutlich macht: Juda und Edom sind dem König von Israel untertan! Zum anderen ziehen sich die drei Könige wieder zurück, da sie über Meschas Verhalten "in Zorn geraten": Er opferte seinen eigenen Sohn (2. Könige 3, 27). Wieso das ausgerechnet ein Grund sein soll, den Krieg abzubrechen, leuchtet nicht so leicht ein.

Mescha scheint auch noch den Namen Salman bzw. Sal(a)manu (von Moab) gehabt zu haben; denn er wird sowohl in der assyrischen Tributliste aus dem Vorjahr, als auch im AT unter diesem Namen erwähnt. Es ist wenig wahrscheinlich, dass eine dritte Person dieser Namensträger ist, da sich zwischen dem Tod des Kamosch, des Vaters von Mescha, und Mescha selbst kein Herrscher Moabs glaubhaft unterbringen lässt. Hierauf komme ich bei der Besprechung des Jahres 661 ndFl wieder zurück.

661  38. Jahr Usias; 3. Jahr Sanheribs; 13. Feldherrnjahr Salmanassars (846 v.Chr.);


(2. Könige 10, 32) Zur selben Zeit fing der Herr an, Israel zu mindern; denn Hasaël schlug sie in allen Grenzen Israels, (33) vom Jordan gegen der Sonne Aufgang, das ganze Land Gilead der Gaditer, Rubeniter und Manassiter, von Aroër an, das am Bach Arnon liegt so Gilead wie Basan.

Der Schwerpunkt der Aktivitäten des Hasaël liegt im AT in der Zeit von Joas von Juda, dem Sohn des Ahas-ja, und des Joahas von Israel, des Sohnes Jehus, und des Joas, des Sohnes von Joahas von Israel (2. Könige 12 und 13), sie beginnen jedoch schon unter Jehu und Joram:

2. Könige 9: (1) Elisa aber, der Prophet, rief ... einen und sprach zu ihm: ... nimm diesen Ölkrug ... und gehe hin gen Ramoth in Gilead. (2) Und ... wirst du daselbst sehen Jehu, den Sohn Josaphats, des Sohnes Nimsis. Und gehe hinein und heiße ihn aufstehen unter seinen Brüdern ... (3) und nimm den Ölkrug und schütte es auf sein Haupt und sprich: So sagt der Herr: "Ich habe dich zum König über Israel gesalbt ... (7) Und du sollst das Haus Ahabs, deines Herrn, schlagen ... (8) dass das ganze Haus Ahab umkomme. ... (14) Also machte Jehu, der Sohn Josaphats, des Sohnes Nimsis, einen Bund wider Joram. Joram aber hatte mit ganz Israel vor Ramoth in Gilead gelegen wider Hasaël, den König von Syrien.

Hier fallen reihenweise Ungereimtheiten auf:

Dass inzwischen Elisa der maßgebliche Prophet ist, obwohl der Befehl zur Salbung Jehus bereits an Elia(s) erging, sollte uns nicht verwundern; denn Elia(s) müsste längst tot sein. Dass aber Jehu als der Sohn Josaphats angegeben wird, dessen Vater Nimsi geheißen haben soll, stellt doch einiges auf den Kopf. Josaphats Sohn heißt Joram und sein Vater (Ba-)Asa. Selbstverständlich kann das AT gar nicht zugeben, dass Jehu auch David (II) ist, der Sohn des Isai-Jesaia. In 1. Könige 19, 15 wird übrigens Nimsi als Vater des Jehu angegeben, was schon eher zutreffen könnte, wenn wir "Schwiegervater" lesen wollen: Der Name Nimsi bedeutet "herausgezogen", und diesen Namen kennen wir von Moschäch-Aaron, dem "aus dem Wasser Gezogenen". Es ist mithin denkbar, dass gelesen werden soll: Jehu, der Schwiegersohn des Eleasar = Elias, des Sohnes von Aaron-Moschäch-Nimsi. Als Schwiegervater scheint mir Aaron aus Altersgründen nicht mehr für Jehu geeignet zu sein.

Alsdann kommt die Stadt Ramoth in Gilead wieder ins Spiel, die wir als Rama schon in Schutt und Asche sahen. Ich sehe darin kein Problem, da die Zerstörung Ramas durchaus erst im Anschluss an den Krieg gegen Hasaël erfolgt sein kann. Wichtiger ist die folgende Feststellung:

2. Könige 8: (28) Und er (Ahasja, der Sohn Jorams, König von Juda) zog mit Joram, dem Sohn Ahabs, in den Streit wider Hasaël, den König von Syrien, gen Ramoth in Gilead; aber die Syrer schlugen Joram. (29) Da kehrte Joram, der König, um, dass er sich heilen ließe zu Jesreel von den Wunden, die ihm die Syrer geschlagen hatten zu Rama, da er mit Hasaël, dem König von Syrien, stritt. Und Ahasja, der Sohn Jorams, der König Juda's, kam hinab, zu besuchen Joram, den Sohn Ahabs, zu Jesreel; denn er lag krank.

Der Krieg begann also schon zu einem Zeitpunkt, als Ahasja noch lebte, das heißt spätestens im Jahre 661 ndFl. Joram lebt zu dieser Zeit selbstverständlich auch noch; allerdings stimmen die Vaterangaben weder zu dem einen noch zu dem anderen. Ahas-ja stirbt in diesem Jahr tatsächlich, während der "echte" Joram noch weiterleben darf; denn es soll lediglich der "falsche" Joram, nachdem er seine Dienste als "Füllfigur" getan hat, in diesem Jahr eliminiert werden.

Übrigens wird in den beiden obigen Versen die Identität von Rama mit Ramoth in Gilead zweifelsfrei bestätigt. In dieser Stadt wird auch die Salbung Jehus zum König von Israel vorgenommen, und zwar nach der Niederlage der Israeliten gegen die Syrer.

Das Kapitel 9 beschreibt dann, wie es zum Tode des Joram kommt, der doch gar nicht der amtierende König Israels ist: Jehu schießt seinen Pfeil durch Jorams Herz, und zwar symbolhaft auf dem Acker Naboths, auf dem Ahab im Jahre 639 ndFl schon seinen Onkel Thibni (und nicht seinen Großvater Ge-Naboth) getötet hatte. Dadurch wird nicht nur eine Beziehung zu den Worten des Propheten hergestellt, sondern auch klar, weshalb Joram zum König Israels gemacht wurde, der hier sterben muss. In Wirklichkeit ist Ahasja der König Israels, der gemäß dem folgenden Vers auch nicht an den Verletzungen stirbt, die er sich beim Sturz auf seinem Söller zugezogen hat, sondern auf diese Weise:

2. Könige 9: (27) Da das Ahasja, der König Juda's, sah, floh er des Weges zum Hause des Gartens. Jehu aber jagte ihm nach und hieß ihn auch schlagen in dem Wagen auf der Höhe Gur, die bei Jibleam liegt. Und er floh gen Megiddo und starb daselbst.

Gemeint ist natürlich der König Ahasja von Israel (und Juda, das zu Israel gehört), der eigenartigerweise nicht bei Jesreel verwundet wird, wie Joram, der nach seiner Verwundung in der Schlacht erst wieder nach hier kommen musste, um symbolträchtig auf dem Acker Naboths zu sterben; Ahasja besucht ihn zwar hier, wird aber dennoch in einem Ort auf der Ostseite des Jordan verwundet, wo er soeben eine Schlacht gegen den Syrer verloren hat. Er geht zum Gesundwerden in eine israelitische Stadt, um hier zu sterben: wie Joram in Jesreel, so er angeblich in Megiddo. Der Rollentausch ist gut inszeniert; doch letztlich bleibt einzig der Tod des verwundeten Ahasja in Jesreel als historisch verifizierbarer Vorgang übrig.

Jehu tötete Ahasja nicht selbst, sondern "hieß ihn schlagen". Den Namen des eigentlichen Mörders an seinem Herrn erfahren wir aber auch (2. Könige 9: 30) Und da Jehu gen Jesreel kam und Isebel das erfuhr, schminkte sie ihr Angesicht und schmückte ihr Haupt und guckte zum Fenster hinaus. (31) Und da Jehu unter das Tor kam, sprach sie:

Ist's Simri wohl gegangen, der seinen Herrn erwürgte?

Dies ist eine der Stellen, an denen das AT die Möglichkeit gibt, den wahren Sachverhalt und dessen zeitliche Zugehörigkeit zu rekonstruieren. Was in aller Welt hätte Simri, der konventionell schon vor mehr als vierzig Jahren seinen Herrn Ela ermordet haben soll, an dieser Stelle verloren, wenn er nicht tatsächlich hierhin gehören würde?

Auf Jehus Befehl stürzen zwei oder drei Kämmerer Isebel aus dem Fenster, und die Hunde verzehren ihr Fleisch. Jehu soll in der Zwischenzeit im Palast gegessen und getrunken haben. War es so?

Man möchte annehmen, dass Simri und Jehu gemeinsam unter dem Tor standen, der Mörder seines Herrn und dessen Nachfolger auf dem Thron; aber ich denke, es war noch etwas anders: Der Mörder und Nachfolger seines Herrn stand unter dem Tor, Simri, der nun für sieben Tage König von Israel wurde, und nur ihn sprach Isebel an. Jehu war bis jetzt noch gar nicht im Spiel! Die Reihenfolge war etwas anders, als sie uns das AT glauben machen möchte.

Erinnern wir uns an die Stelle, an der Simri seinen Herrn Ela erschlagen haben soll, und ersetzen die dortigen Namen durch die aktuellen (1. Könige 16): (9) Aber sein (statt Elas: Ahasjas) Knecht Simri, der Oberste über die Hälfte der Wagen, machte einen Bund wider ihn ... (10) Und Simri kam hinein und schlug ihn (statt Ela: Ahasja) tot ... und ward König an seiner Statt. (11) Und da er König war und auf seinem Stuhl saß, schlug er das ganze Haus Ahab (statt Baesa) ...

Ahasja lag tatsächlich krank, entweder weil er durch das Gitter in seinem Söller in Samaria gefallen oder in der Schlacht gegen die Syrer verwundet worden war. Deshalb war er nach Jesreel gekommen, um hier gepflegt zu werden. Es ging um seine Verletzung, nicht um die des Joram, und im Lager befand er sich auch nicht, weil er dazu zu krank war. Also musste Simri aus seiner Stadt Samaria nach hier kommen, und die Gelegenheit, König von Israel zu werden, war günstig, weil ganz Israel in Ramoth war. Trotz seiner Verwundung hatte Ahasja möglicherweise noch seinen Wagen bestiegen und war Simri entgegengezogen; aber auch das ist nicht zwingend.

(15)... ward Simri König sieben Tage zu Jesreel (statt zu Thirza). Und das Volk lag vor Ramoth in Gilead (statt vor Gibbethon) der Syrer (statt der Philister). (16) Da aber das Volk im Lager hörte sagen, dass Simri einen Bund gemacht und auch den König erschlagen hätte, da machte ganz Israel desselben Tages Jehu (statt Omri), den Feldhauptmann, zum König über Israel im Lager.

Die Schilderung, wie das Lager Jehu zum König macht, steht im Kapitel 2. Könige 9. Hier wird auch gesagt, dass Jehu mit seinen Brüdern im Lager war (Vers 2). Damit sind aber bestenfalls Halbbrüder gemeint. Auch Ahasja, der Sohn der Hulda mit Tikwa, war ein Halbbruder, so dass es ohnehin zu Lebzeiten der gemeinsamen Mutter für Jehu-David II nicht leicht gewesen sein könnte, Ahasja zu töten. Einleuchtender ist da schon die Vorstellung, Jehu sei erst dadurch König von Israel geworden, dass er Simri nach den sieben Tagen wieder abgesetzt habe:

1. Könige 16: (17) Und Jehu (statt Omri) zog herauf und das ganze Israel mit ihm von Ramoth (statt Gibbethon) und belagerten Jesreel (statt Thirza). (18) Da aber Simri sah, dass die Stadt würde gewonnen werden, ging er in den Palast im Hause des Königs und verbrannte sich mit dem Hause des Königs und starb ...

Jetzt war Jehu-David II nicht nur König von Juda, sondern von ganz Israel. Er fuhr fort, das Haus Ahab auszurotten, womit Simri schon begonnen hatte. Zwar war Ahab nur der Schwiegervater von Ahasja; aber es gab noch andere Söhne Ahabs, die als Brüder Ahasjas bezeichnet werden (2. Könige 10, 13.14). Wer für deren Hinrichtung verantwortlich ist, Simri oder Jehu, muss nach den gemachten Erfahrungen mit der Wiedergabetreue im AT zweifelhaft bleiben. In Samaria, das seit dem Tode Simris wieder frei war, spielte sich kurz darauf folgendes ab:

2. Könige 15: (8) Im 38. Jahr Asarjas, des Königs Juda's, ward König Sacharja, der Sohn Jerobeams, über Israel zu Samaria sechs Monate. ... (10) Und Sallum, der Sohn des Jabes, machte einen Bund wider ihn und schlug ihn vor dem Volk und tötete ihn und ward König an seiner Statt. ... (13) Sallum aber der Sohn des Jabes, ward König im 39. Jahr Usias, des Königs in Juda, und regierte einen Monat zu Samaria. (14) Denn Menahem, der Sohn Gadis, ...

Mehr nehme ich noch nicht vorweg; denn - wie wir gerade gesehen haben - auch Sallum gehört schon in das folgende Jahr.

Es hat keinen Sohn Sacharja eines Baal- und Kalb-Verehrers wie Jerobeam gegeben, und auch sein Sohn Ahab hatte keinen Sohn mit einem auf Jahwe hinweisenden Namen. Außerdem soll in diesem Jahr schon der zweite Träger des Namens Jerobeam gestorben sein, den es ohnehin nicht gegeben hat. Wer war also besagter Sacharja?

Sacharja ist mit dem David-Sohn Aschchur-Schacharaim, dem Herrn von Akko = Zereth-Schachar identisch, dem Zurata = Scharatum der Amarnabriefe (* 591 ndFl). Dieser Stiefvater des Thekoa-Tikwa, Ex-Gemahl der Hulda und Vater von Abijah (oder auch nur Abi; vermutlich die Tochter der Husim), der Mutter des Hiskia, wollte vermutlich für seine Nachkommen den von den edomitischen (!) Baals-Anhängern beanspruchten Thron in die Familie des großen David I zurückholen. Dies ist ihm offenbar für sechs Monate gelungen, das heißt bis ins nächste Jahr hinein kann er sich in Samaria als König von Israel gefühlt haben, dessen Thron aber eigentlich schon Jehu-David eingenommen hatte. Während der "Säuberungen", die die Jahwe-Anhänger unter den Baals-Verehrern durchführten, kann allerdings ein gewisses Chaos im Lande geherrscht haben, in dem sich der eine oder andere als König aufspielen konnte. Dies führte sogar dazu, dass sich die Assyrer im folgenden Jahr wieder einmischen mussten.

Da Jabes von mir bereits an früherer Stelle mit David II identifiziert wurde, und Sallum auch ein anderer Name für Joahas ist (1, Chron. 3, 15), so halte ich obigen Sallum, der Sacharja im nächsten Jahr vom Thron stürzen wird, für den Sohn Joahas des Jehu = David II, der nach dessen Tod und 28-jähriger Regierung König von Israel wird (2. Könige 10, 35.36).

2. Könige 13: (1) Im 23. Jahr des Joas, des Sohnes Ahasjas, des Königs Juda's, ward Joahas, der Sohn Jehus, König über Israel zu Samaria 17 Jahre; ... (3) Und des Herrn Zorn ergrimmte über Israel und er gab sie unter die Hand Hasaëls, des Königs von Syrien, und Benhadads, des Sohnes Hasaëls, die ganze Zeit.

Die Anbindung an David-Jehu ist richtig, die Angaben 23. Jahr des Joas und 17 Jahre sind falsch. Unter der Hand des Hasaël stand Israel nicht politisch, sondern militärisch. Aziru-Hasaël war der Gegenspieler der Assyrer, also schon wieder ein Rebell gegen die herrschende Oberhoheit, so wie er es schon zu den Zeiten der Ägypter gewesen war. Auf den Sohn Benhadad des Hasaël, der natürlich nicht mit dem von seinem Vater getöteten Benhadad identisch sein kann, komme ich an anderer Stelle wieder zurück.

Dieser (Jo-)Ahas ist der Sohn des David, wie dies aus der bei Ahas, dem angeblichen Sohn des Jotham, zu findenden Angabe (2. Könige 16, 2) hervorgeht: wie sein Vater David. Diese Angabe finden wir auch bei Hiskia (2. Könige 18, 3), dem Sohn Davids II und nicht des Ahas.

Jehu-David könnte, sobald er fest im Sattel saß, Sacharja abgesetzt oder sogar getötet und seinen Sohn Joahas-Sallum auf den Thron in Samaria gesetzt haben. Mit letzter Genauigkeit lassen sich die Verhältnisse an Hand der Angaben im AT leider nicht mehr in Geschichte zurückführen. Auf jeden Fall hat sich Sallum-Joahas im 39. Jahr Usia-Asarjas, also 662 ndFl, für einen Monat auf den Thron in Samaria setzen können. Darauf komme ich "im nächsten Jahr" zurück.

Sollte es sich bei diesem Sallum, der auf gar keinen Fall der verstorbene Jo-Ahas-ja, der Sohn der Hulda, gewesen sein kann, tatsächlich um den Sohn des Jehu-Jabes-David II handeln, dann müsste er im Jahre 639 ndFl geboren sein, als David-Teuwatti-Jehu seine 28-jährige Regierungszeit (als Gefolgsmann des Achis von Gath?) in Lapana antrat; denn es heißt:

2. Könige 23: (31) 23 Jahre alt war Joahas, als er König ward, und regierte drei Monate zu Jerusalem. Seine Mutter hieß Hamutal, eine Tochter Jeremias von Libna.

Dieser Joahas wird als der Sohn des Josia zum Nachfolger seines Vaters; doch er ist in Wirklichkeit immer noch der Sohn des Jehu-David II, der nach dem Tode Josias König von Juda wird, wozu ihn das Volk im Lande gemacht hat (Vers 30). Sein Alter bezieht sich auf die erste Thronbesteigung im Jahre 662 ndFl. Josia kann zur Zeit seines Todes (er kam mit 7 Jahren auf den Thron und regierte 31 Jahre: 661 - 692 ndFl) noch keinen Sohn von 23 Jahren gehabt haben. Hierauf komme ich an späterer Stelle wieder zurück.

Seine Mutter Hamutal ist bezeichnenderweise eine Tochter des aus Libna stammenden Propheten Jeremia, und wenn Libna das Lapana des Teuwatti sein sollte, wie ich immer schon angenommen habe, dann besteht hier eine direkte Verbindung von Teuwatti-David-Jehu zu Libna und Jeremia.

An den "Säuberungen" in Israel war auch eine Frau beteiligt:

2. Könige 11: (1) Athalja aber, Ahasjas Mutter, da sie sah, dass ihr Sohn tot war, machte sich auf und brachte um alle aus dem königlichen Geschlecht. (2) Aber Joseba, die Tochter des Königs Joram, Ahasjas Schwester, nahm Joas, den Sohn Ahasjas, und stahl ihn aus des Königs Kindern, die getötet wurden, und tat ihn mit seiner Amme in die Bettkammer; und sie verbargen ihn vor Athalja, dass er nicht getötet ward.

Die angebliche Witwe Jorams von Juda und Mutter des Ahasja von Juda muss an anderer Stelle untergebracht werden; denn Joram von Juda bzw. Edom ist nicht der Vater von Ahasja, der ja König von Israel war, und dessen Mutter war Hulda. Warum sollte Ahasjas Mutter ihren eigenen Enkel Joas töten wollen? Die Mutter des Joas-Josia-Josua war, wie ich oben schon gesagt habe, die Tochter Jedida des Adaja-Daniel von Bozkath. Sie war vermutlich schon nicht mehr am Leben, da sich die Schwester Joseba des Ahasja, also eine (unverheiratete?) Tochter von Hulda und (möglicherweise) von Esra-Serubabel, um den jungen Joas = Jonas = Josia = Josua II bemühte.

Athalja hatte ein großes Interesse daran, die Familie des Ahasja auszulöschen, und zwar die des Ahasja von Juda. Nun haben wir aber gesehen, dass dieser Ahasja auch König von Israel war, wovon Juda als ein Teilgebiet aufgefasst werden kann. Wenn sie aber nicht die Mutter Ahasjas war und auch nicht unbedingt aus dem Ja(hwe)-feindlichen Hause des Omri-Jerobeam stammen muss, dann kann ihre wahre Identität und Herkunft nur über ihre Bestrebungen um den Thron von Juda hergeleitet werden; denn der Thron von Israel ging im Anschluss an die Austilgung des Hauses Jerobeam an David-Jehu. Und hier liegt vermutlich die Erklärung:

Athalja kann eine Tochter des Eleasar-Elias, des Thisbiters, des Propheten, gewesen sein. Sie könnte ihren Namen auf -ja aber auch erst bekommen haben, nachdem sie, die aus dem Hause der Baals-Verehrer hervorgegangen sein soll, von Jehu-David geheiratet worden war. Diese Einzelheiten bleiben spekulativ. An der Seite David-Jehus wird ihr großer Eifer gegen die Konkurrenz plausibel: Sie hilft ihrem Gemahl, den Thron von Israel für ihn und seine Nachkommen - und wohl auch für ihre eigenen - zu erhalten.

Die Schwester Ahasjas, Joseba, floh mit dem Erzieher und Leibwächter des Joas, dem "Obersten der Stadt" mit Namen Amon, in die ehemalige Stadt Davids II, nach Jerusalem, und unterstellte sich dem Schutz ihrer Mutter Hulda, die hier noch bis in die Königszeit des Joas-Josia-Josua leben wird. Dank des großen Einflusses der Hulda wird Joas mit sieben Jahren König von Juda, nachdem Athalja offensichtlich in Jerusalem vom Volk getötet worden ist (2. Könige 11):

(3) Und er (Joas) war mit Ihr (Joseba) versteckt im Hause des Herrn sechs Jahre. Athalja aber war Königin im Lande.

Der letzte Satz entspricht nur insofern den Tatsachen, als Athalja an der Seite ihres Gatten David-Jehu Königin von Israel war. Ich bin aber der Ansicht, dass sie dies nicht lange war, da die Krönung des Joas zum König nicht erst nach weiteren sechs Jahren, sondern sogleich nach dem Tode Athaljas noch im Jahre 661 ndFl vorgenommen wurde; denn in 2. Könige 12, 1 [11, 21] wird gesagt: Und Joas war sieben Jahre alt, da er König ward. Die Regierungsjahre des Josia werden später von 661 ndFl an gerechnet; sein Geburtsjahr war 654 ndfl. 2. Könige 11 fährt fort:

(4) Im siebenten Jahr aber sandte hin Jojada und nahm die Obersten über hundert von den Leibwächtern und den Trabanten und ließ sie zu sich ins Haus des Herrn kommen und machte einen Bund mit ihnen und nahm einen Eid von ihnen im Hause des Herrn und zeigte ihnen des Königs Sohn. Die Angabe "im siebenten Jahr" kann sich nur auf das Alter des Joas beziehen.

Der weise Priester Usia-Asarja-Salomo scheint im 38. Jahr des Usia-Asarja verstorben zu sein; denn es tauchen neue Namen von Priestern in Jerusalem auf, so wie hier Jojada, der einmal als Sohn und ein anderes Mal als Vater eines Benaja bezeichnet wird, eines Priesters, der sowohl unter David (1. Chron. 15, 18.24; 16, 5.6) als auch unter dessen Sohn Hiskia (2. Chron. 31, 13) wirkte, welcher letzterer im folgenden Jahr auf den Thron von Juda kommen wird.

Jojada rüstet seine Leute aus (2. Könige 11):

(10) Und der Priester (Jojada) gab den Hauptleuten Spieße und Schilde, die dem König David gehört hatten und in dem Hause des Herrn waren.

Deutlicher geht es nicht: David II = Jehu hat die Stadt verlassen, um König von Israel in einer anderen Stadt zu werden, die mit Sicherheit aber nicht Jesreel und auch nicht Samaria heißt. Es ist wenig wahrscheinlich, dass nach all den Irrungen und Wirrungen der letzten hundert Jahre, die konventionell wie in der neuen Sicht seit David (I) vergangen sind, noch Waffen dieses Königs im Tempel vorhanden sind. Es sind die Waffen, die David II in den Tempel gebracht hat. 2. Könige 11 fährt fort:

(12) Und er (Jojada) ließ des Königs Sohn hervorkommen und setzte ihm eine Krone auf ... sie machten ihn zum König und salbten ihn ... (20) Athalja aber töteten sie mit dem Schwert in des Königs Hause.

Joas wurde zunächst nur für ein Jahr König von Juda; im folgenden Jahr wird er nach Assyrien deportiert: Jonas kommt nach Ninive. Von dort wird er später wiederkommen als Rabsakeh, als assyrischer Feldherr, und als Josia wird er König von Juda bis zu seinem Tod werden. Am Beginn seiner Königszeit wird das unter Josua beschriebene Ereignis stehen, der scheinbare Sonnenstillstand.

2. Könige 12: (1) Und Joas war sieben Jahre alt, da er König ward. (2) Im siebenten Jahr Jehus (es ist schon dessen 10. Jahr als König von Juda) ward Joas König und regierte vierzig Jahre zu Jerusalem. Seine Mutter hieß Zibja von Beer-Seba. (3) Und Joas tat, was recht war und dem Herrn wohl gefiel, solange ihn der Priester Jojada lehrte, ... Eine vierzigjährige Regierungszeit kommt für Joas nicht zustande, selbst wenn man seine spätere Königszeit als Josia mitzählt: 31 Jahre (2. Könige 22, 1), von 661 bis 692 ndFl. Seine angebliche Mutter Zibja ist mit seiner Ziehmutter Joseba gemeint: Ja-Zib = Jo-seb, und der Name Beer-Seba ist auch nur eine Anspielung auf Jo-Seba9. Das meiste, was zu den Reformen des Joas von Juda gesagt wird (2. Könige 12), betrifft Josia.

An den Ausschreitungen gegen das Haus Jerobeam, besonders gegen die Familie des Ahab, war offensichtlich auch ein Mann beteiligt, den ich weiter oben schon erwähnt habe: Salman von Moab, in dem ich den "Hammelkönig" Mescha von Moab, den Sohn des Kamosch-Kamose, zu erkennen glaube. Ein Salman von Moab ist in dieser Phase der Geschichte sonst nicht unterzubringen. Der Prophet Hosea sagt von ihm (Hos. 10, 14): gleichwie Salman verstörte das Haus Arbeels zur Zeit des Streits, da die Mutter samt den Kindern zu Trümmern ging.

Dem Übersetzer dieser etwas holprigen Passage sollte man zugute halten, dass hier völlig unbekannte Namen zusammentreffen, die bisher noch nicht im AT vorgekommen sind. Für die Historiker wie für die Bibelexperten ist Salman von Moab ein nicht geringes Problem. Einige Wissenschaftler sehen in ihm sogar den (derzeitigen) assyrischen Feldherrn (und späteren König) Salmanassar, was nur schwer oder gar nicht plausibel zu machen ist. Ähnlich ergeht es den Wissenschaftlern mit dem "Haus" bzw. Beth-Arbeel, wofür auch A. Meister keine eindeutige Erklärung hat; die Septuaginta übersetzt Haus Jerobeams10. Damit kämen wir in die Gegend von Omri und Ahab, und könnten Arbeel mit Isebel zusammenstellen. Damit soll allerdings nicht gesagt werden, dass Salman-Mescha für den Tod Isebels und ihrer Kinder verantwortlich war; es ist lediglich gesagt, dass Salman den Ort bzw. das Haus Arbeel zu der Zeit zerstörte, als die Mutter und die Kinder getötet wurden.

Letzter Stand: 22. Juli 2013

 


 

1 Abraham Meister, Biblisches Namen-Lexikon, Verlag Mitternachtsruf Pfäffikon ZH/Schweiz, Nr. 1293.
2 Alfred Jepsen, Von Sinuhe bis Nebukadnezar, Calwer Verlag Stuttgart, Kösel-Verlag München, Seite 168;
3 Ebenda, Seite 169;
4 Alfred Jepsen, Von Sinuhe bis Nebukadnezar, Calwer Verlag Stuttgart, Kösel-Verlag München, Seite 155: und nicht Hadadeser, wie Jepsen meint!
5 Abraham Meister, Biblisches Namen-Lexikon, Verlag Mitternachtsruf Pfäffikon ZH/Schweiz, Nr. 3688: Sohn des Tikwa (Esr. 10, 15);
6 Abraham Meister, Biblisches Namen-Lexikon, Verlag Mitternachtsruf Pfäffikon ZH/Schweiz, Nr. 462;
7 Ebenda, Nr. 106,2;
8 Ebenda, Nr. 742;
9 Abraham Meister, Biblisches Namen-Lexikon, Verlag Mitternachtsruf Pfäffikon ZH/Schweiz, Nr. 580;
10 Ebenda, Nr. 636;
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