Zehntes Buch: Darius und Xerxes

1. Kapitel:

Das Perserreich nach dem Tod des Kambyses

Über die Ereignisse, die sich in Medo-Persien abspielten, während Kambyses seinen letzten Feldzug in Ägypten führte, unterrichtet uns Herodot ausführlich (III, 30ff.). Wie bei Herodot nicht anders zu erwarten, beginnt die "Tragödie" mit einem Traum des Kambyses: Ein Bote sei aus Persien mit der Nachricht gekommen, Smerdis, der Bruder des Kambyses, habe sich auf den königlichen Thron gesetzt. Diesen Bruder hatte Kambyses angeblich kurz zuvor aus Ägypten nach Hause zurückgeschickt, weil er den Bogen der Ichthyophagen, den diese Bewohner Äthiopiens dem Kambyses aus Angst vor dem persischen Heer zum Geschenk gemacht hatten, zwei Finger weit spannen konnte, wozu sonst kein anderer Perser fähig war. Das hatte Kambyses Angst gemacht. Was Herodot nicht wusste oder auch nicht wissen konnte, war die Tatsache, dass sich Smerdis zu dieser Zeit längst in Indien befand und seine Karriere als Gautama-Sidharta-Buddha begann.

Was Herodot ebenfalls verschweigt, ist die Tatsache, dass sich dieser Bruder im Gefolge Alexanders des Großen befunden hatte, und zwar des ersten dieser Bezeichnung, nämlich des Sohnes des Perdikkas, den Herodot in diesem Zusammenhang übrigens Prexaspes nennt, ohne auf die Expedition dessen Sohnes einzugehen.

Im Jahre 697 ndFl (konv. 327 v.Chr.) überquerte Alexander der Große Nr. 1 den Hindukusch. In Taxila, nahe dem heutigen Rawalpindi im Fünfstromland, soll er mit dem Herrscher (Raja) Taxiles dieser Region Verhandlungen aufgenommen haben. Taxila gilt als derjenige Ort, von dem aus Buddha seine Reise antrat, um seine Lehren zu verbreiten. Hier ließ Alexander seinen Schwager Gautama-Smerdis-Bardiya, den Sohn des Kyros und Bruder des Kambyses, zurück. Der persische Prinz nannte sich nun Gautama-Sidharta-Buddha und hatte in Taxila "Buddhas erstes Gesicht".

Für Herodot ist dieser Bruder Gautama-Smerdis-Bardiya des Kambyses also noch in Persien, und da gehört er natürlich nicht hin; denn mit einem in Persien noch lebenden Smerdis kann die Geschichte nicht so weitergehen, wie sie es getan hat. Smerdis muss weg, und das weiß auch Herodot; deshalb muss er den Tod des Smerdis inszenieren.

Aufgeschreckt durch den Traum sinnt Kambyses darauf, seinen Bruder zu beseitigen. Er schickt den Perser Prexaspes, seinen treuesten Mann, nach Persien, um jenen zu ermorden. Der zog heim nach Susa und ermordete Smerdis, einige sagen auf der Jagd, zu der er ihn verlockte, andere sagen, er lockte ihn ans Rote Meer und ertränkte ihn. Wenn Herodot hier schon keine eindeutige Angabe machen kann, dann sind die modernen Kommentatoren keinesfalls in einer besseren Situation:

(Kommentar III, 32 von H.W. Haussig) Auch hier steht der Bericht Herodots im Widerspruch zu den historischen Tatsachen. Nach der Inschrift von Behistun, die ja von Dareios, einem der an diesen Ereignissen Hauptbeteiligten, stammt, war Smerdis - er ist der Bardija der Inschrift - schon vor dem ägyptischen Feldzug von Kambyses getötet worden. Aber gerade die offizielle persische Darstellung zeigt durch den Punkt, wo sie mit Herodot übereinstimmt, dass sie auch nur eine Version wiedergibt. ...

Zunächst bis hier. Es herrscht keineswegs allgemeine Übereinstimmung in den Ansichten, was mit Smerdis geschehen sein könnte. Alexander hatte nach dem Tod des Kyros, der möglicherweise von seinem Sohn Kambyses getötet worden war, Krieg gegen diesen Bessos (Kambyses) geführt. Smerdis dürfte schon damals auf dessen Liste der zu beseitigenden Personen gestanden haben. Möglicherweise war allen Zeitgenossen entgangen, dass sich Smerdis-Bardiya im Gefolge des Alexander nach Indien absetzen konnte. Vermutlich wusste noch nicht einmal dessen Vater Prexaspes-Perdikkas davon. Ausgeschlossen ist die Mitwisserschaft dieses Fuchses, der sich schon bald auf die Seite des Kambyses stellte, allerdings nicht. Ob der Mundschenk des Kambyses, der ein Sohn des Prexaspes gewesen sein soll (Herodot III, 34), dieser Alexander war, ist mit Sicherheit nicht zu sagen, ist aber eher zweifelhaft.

Weiterhin ist bemerkenswert, dass sich Prexaspes nach Susa begibt, um Smerdis zu ermorden, der dort auf dem königlichen Thron saß. Wo war denn nun dieser Thron, in Susa oder in Ekbatana, wohin der verwundete Kambyses nach Hause ziehen wollte? Aber er kam nur bis ins "syrische Ekbatana", wo er starb. Ich habe dieses "syrische Ekbatana" schon mit dem Hazar-Susim in Palästina identifiziert, also mit einem "syrischen Susa". Die Hauptstadt des Kambyses war dasselbe Susa, in dem auch später der Großkönig Darius (= Dareios) residierte, nämlich das Chatti-Susa (= Hattusas) in Kleinasien, wo Herodot es eindeutig lokalisiert. Was aber das Rote Meer (im Altertum die Bezeichnung für den Persischen Golf, das Erythräische Meer) in diesem Zusammenhang für eine Rolle spielen sollte, ist völlig unklar. Eine mögliche Nähe dieses Gewässers zu der Hauptstadt Susa ist nur dann verständlich, wenn mit dem Susa, in dem Smerdis ermordet worden sein soll, das falsche Schuschan gemeint sein sollte, das in Ost-Elam-Persien lag und mit dem westelamitischen Chatti-Susa häufig verwechselt wird.

Selbst wenn hier wieder große Verwirrung herrschen sollte, weil es möglicherweise gleichzeitig zwei Hauptstädte gab, nämlich Ekbatana in Medien und Chatti-Susa in Kleinasien, so ist doch plausibel, dass sich das, was nun folgte, viel wahrscheinlicher in Chatti-Susa als in Ekbatana abspielte. Auch kommt Pasargadai als Hauptstadt Persiens in Frage, wo sich schon Kyros zuletzt aufgehalten hatte. Hier hatte er unter dem Namen Oxyartes (auch Zoroaster bzw. Zarathustra) seine Tochter Roxane mit Alexander vermählt, bevor dieser nach Indien aufbrach. Es ist aber auch denkbar, dass der Makedone diese Frau erst heiratete, nachdem er aus Indien zurückgekehrt war; denn Roxane heiratete offenbar zunächst ihren Bruder Kambyses:

(Herodot III, 31) Das war die erste Untat des rasenden Kambyses (gemeint ist die Ermordung des Smerdis). Weiter brachte er seine Schwester ums Leben. Sie war ihm nach Ägypten gefolgt, und er hatte sie zur Gattin genommen, obwohl sie von demselben Vater und derselben Mutter stammte wie er. Betont wird hier, dass Ehen unter Halbgeschwistern im Altertum üblich, Ehen unter Geschwistern, die von denselben Eltern abstammten, jedoch ungewöhnlich waren. Es musste daher von Kambyses gegen den bisherigen persischen Brauch und die persischen Gesetze diese Eheschließung erst durchgesetzt werden. Bei dieser Rechtsbeugung gaben die verängstigten persischen Richter schlechte Figuren ab.

(Herodot III, 31) ... Aber nicht lange darauf nahm er noch eine zweite Schwester zur Frau. Die jüngere dieser beiden Schwestern nahm er mit nach Ägypten, und sie war es, die er ums Leben brachte.

Haussig (Komm. III, 34) meint, dass es sich bei der ersten Schwester um Atossa gehandelt habe, die "spätere" Gemahlin des Darius. Mit dieser Frau muss Darius aber schon längst verheiratet sein, da deren Söhne schon in den Jahren 687 bis 690 ndFl geboren wurden. Die zweite Schwester, die von Kambyses dann in Ägypten ermordet worden sein soll, habe Roxane geheißen. Haussig kann hier nicht stutzig werden, wohl aber wir: Roxane war doch die Tochter des Oxyartes, des Königs in Baktrien, die Alexander der Große geheiratet hatte und die später samt ihrem Sohn Alexander IV ermordet wurde. So lautet es in den konventionellen Geschichtsbüchern und wird etwa 200 Jahre nach Kambyses datiert. Wir werden sehen, dass Roxane nicht der einzige Hinweis darauf ist, dass Alexander der Große (Nr. 1) und Kambyses Zeitgenossen waren.

Was geschah aber mit Roxane wirklich: Wurde sie von ihrem Bruder Kambyses oder von Kassandros getötet? Wenn wir weiter Herodot zuhören, dann möchten wir doch lieber glauben, dass Roxane erst nach dem Tode ihres Gemahls Alexander den Tod erlitt:

(Herodot III, 32) Über diesen Mord gibt es wie über den des Smerdis zwei verschiedene Berichte... Was sollen wir uns damit noch auseinandersetzen?

Kambyses hatte keinen Sohn, wie Herodot den Kroisos sagen lässt (III, 34), der sich seit seiner Niederlage im Jahre 687 ndFl gegen Kyros immer noch am persischen Hof aufhält. Diese Sohnlosigkeit wird sich schon bald als verhängnisvoll erweisen, da die Tage des Kambyses offenbar gezählt sind. In dieser Situation geschieht das, was an die angebliche Ermordung des Smerdis angehängt gehört. Der "Tragödie" zweiter Teil ist ohne die Abwesenheit des Smerdis - sei es durch Tod oder durch Exil - nicht vorstellbar:

(Herodot III, 61) Als Kambyses immer noch in Ägypten weilte und wahnsinnige Dinge verübte, machten zwei Brüder aus dem Stamme der Mager einen Aufstand. Diese Mager gelten als eine medische Priesterkaste. In Wirklichkeit sind sie die Makedonen (Mygdonen, biblisch Magog). Wegen ihrer aus dem medischen Geschlecht herrührenden Abstammung (siehe die Tabelle weiter unten!) können die Makedonen auch als Meder verstanden werden. Weiter heißt es bei Herodot:

Den einen hatte Kambyses als Verwalter seines Hauses in Persien zurückgelassen. Dieser hatte erfahren, dass Smerdis' Tod geheimgehalten würde, dass in Persien kaum einer davon wüsste und die meisten ihn noch am Leben glaubten.

Auch hier wird erkennbar, dass der Tod oder die Abwesenheit des Smerdis eine wenig beachtete Angelegenheit gewesen sein dürfte. Herodot fährt fort:

Hierauf gründete er seinen Plan, durch den er sich zum König aufschwingen wollte. Sein Bruder ... sah nämlich dem Smerdis, Kyros' Sohn, ... sehr ähnlich. Und er glich ihm nicht nur, sondern hatte auch denselben Namen Smerdis.

Ob diese Namensgleichheit erforderlich ist, um eine solche Operation in Gang zu setzen, wie sie der Mager plant, ist nicht zwingend. Eher möchte ich auch annehmen, dass der Name des Bruders des Magers Bardiya bzw. Arrhidaios lautete, was zu einer neuerlichen Querverbindung zu Alexander hinführt. Das wird weiter unten noch deutlicher werden.

Die medische Abstammung der Makedonen
Pitchanas (Kain)
* ca. 380 ndFl
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+----------------------+
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Jaggid-Lim (Isaak)     Henoch-Matatron
* ca. 410 ndFl         (Stammvater der Meder)
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Ischtup-Ilum (Sem-Juda)
* ca. 456 ndFl
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Perseus-Achaimenes
(Stammvater der Perser)
* 500 ndFl
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Dardanos
* ca. 545 ndFl
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Priamos
* ca. 567 ndFl
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Alexandros-Kyknos
* ca. 606 ndFl
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Perdikkas und Philipp I
(Stammväter der Makedonen)


Herodot gibt nun auch den Namen des anderen Magers preis (III, 61): ... Patizeithes also überredete diesen seinen Bruder Smerdis, sich ihm ganz zu überlassen, und setzte ihn auf den persischen Königsthron. Überallhin sandte er Herolde und ließ auch dem Heere in Ägypten durch einen Herold ansagen, man sei von jetzt ab nicht mehr Kambyses, sondern Smerdis, Kyros' Sohn, Gehorsam schuldig. (62) Das riefen alle Herolde aus, auch der nach Ägypten entsandte, der Kambyses mit dem Heere in Agbatana in Syrien (Hazar-Susim) antraf. Kambyses glaubte, die Nachricht sei wahr und Prexaspes habe ihn verraten und den Auftrag, Smerdis umzubringen, nicht ausgeführt.

Prexaspes, hierüber von Kambyses zur Rechenschaft gezogen, beschwört, dass Smerdis tot sei, und befragt den Herold, wer ihn geschickt habe. Der sagt (III, 63): "Kyros' Sohn Smerdis habe ich, seit König Kambyses nach Ägypten gezogen ist, nie mehr gesehen. Der Mager, den Kambyses zum Verwalter seiner Güter ernannt hat, gab mir den Auftrag und sagte, Smerdis, Kyros' Sohn, sei es, der euch diesen Befehl erteile."

Kambyses erkennt seinen Irrtum: Der Traum meinte den Mager Smerdis, der sich auf den Königsthron gesetzt hatte, nicht seinen eigenen Bruder, den er ohne Grund getötet zu haben glaubt. Er stirbt kinderlos nach einer Regierungszeit von sieben Jahren und fünf Monaten in Syrien. Der Mager blieb, wie Herodot (III, 67) meint, nur deshalb noch die sieben Monate auf dem Thron, die zu den acht Regierungsjahren des Kambyses fehlten, weil Prexaspes nicht zuzugeben wagte, dass er den echten Smerdis getötet hatte. So glaubten die Perser, der falsche Smerdis sei der echte.

Was Herodot im Anschluss hieran schildert, hat wieder einmal typisch phantasiebeladene Züge. Bevor ich daher auf seine Darstellung eingehe, stelle ich die weiter oben schon angedeutete Querverbindung zu Alexander dem Großen her. Hermann Bengtson1 schildert die Rückkehr Alexanders wie folgt (Seite 327):

Alexanders lange Abwesenheit im Osten hatte im Reiche zu wenig erfreulichen Zuständen geführt. ... In Pasargadai führte man den Meder Baryaxes als Gefangenen vor Alexander. Er hatte sich "König der Meder und Perser" nennen lassen und sich die Tiara senkrecht auf das Haupt gesetzt, wie es das Privileg des Perserkönigs war. Das Grab des großen Kyros fand Alexander zerstört und ausgeplündert vor.

Nun ist es natürlich sehr bedauerlich, dass auch Bengtson nicht zwischen dem ersten und dem zweiten großen Alexander zu unterscheiden vermag. Auch ich möchte an dieser Stelle noch nicht die subtile Trennung dessen vornehmen, was zu dem ersten gehört, und dessen, was den zweiten betrifft. Was aber den hier geschilderten Vorfall angeht, nämlich die Begegnung Alexanders mit dem Meder Bar(di)ya-xes, das gehört mit Sicherheit zu dem ersten Alexander dem Großen, dem Indien-Eroberer, der jetzt heimgekehrt ist und den Meder (Mager, Makedonen) Pseudo-Smerdis-Bardiya antrifft, der sich in der Zwischenzeit und nach dem Tod des Kambyses auf den Thron gesetzt bzw. hat setzen lassen.

Das Grab des großen Kyros, der erst seit knapp acht Jahren tot ist, ist schon verwüstet. Pasargadai wird als Ort der Begegnung mit Baryaxes genannt, also nicht Ekbatana noch Susa, wie es bei Herodot heißt. Überhaupt scheint Herodot die Stadt Pasargadai nicht zu kennen, wohl aber den Stamm der Pasargader, den er zu den vornehmen Achämeniden zählt. Trotz der unterschiedlichen Platzierung der Begebenheiten mit dem Pseudo-Smerdis-Bar(di)yaxes möchte ich daran festhalten, dass es sich bei beiden Usurpatoren um ein und dieselbe Person handelt und nicht um zwei verschiedene, die dazu noch 198 Jahre auseinanderliegen: konv. 522 und 324 v.Chr.

Darüber hinaus halte ich auch den Namen Arrhidaios für eine andere Form des Namens Bardiya bzw. Baryaxes, etwa in der Weise (B)Ary-(d)axes = Arrhi-daios. Sowohl von Pseudo-Smerdis als auch von Arrhidaios wird gesagt, sie seien schwachsinnig gewesen. Allerdings gilt in der konventionellen Altertumsgeschichte Arrhidaios einmal als Bruder Alexanders des Großen und an anderer Stelle als Halbbruder des Philipp, und zwar des zweiten, also des Vaters von Alexander dem Großen (Nr. 2). Sollte das hier herrschende Chaos noch viel größer sein, als es bisher zu vermuten war? Wer wäre in diesem Spiel Patizeithes, der Bruder des Pseudo-Smerdis?

Alexander führte Kämpfe im östlichen Iran gegen Bessos und Spitamenes (konv. 330-327 v.Chr.). Ersteren habe ich schon mit Kambyses identifiziert. PATI-zeithes = S-PITA-menes könnte sein Verbündeter gewesen sein, dem die Flucht vor Alexander gelang. Nach dessen Abzug stieg Kambyses auf den Thron und machte seinen Mitstreiter zum Verwalter seiner Güter. Das ist zumindest nicht ganz abwegig.

Unter Arrhidaios hat Bengtson zwei unterschiedliche Personen verstanden. Zu der anscheinend älteren, die er in die Zeit des Makedonenkönigs Philipp II verlegt, sagt er folgendes (Seite 290): Als sich die Olynthier Philipps Forderung, seine in diese Stadt geflüchteten Halbbrüder Arrhidaios und Menelaos auszuliefern, widersetzten, da hatte der König endlich den lange gesuchten Vorwand gefunden, den er brauchte, um über die Chalkidier herzufallen: er marschierte in ihr Gebiet ein und unterwarf eine Stadt nach der anderen. ... Im Jahre 348 (v.Chr.) fiel Olynth in Philipps Hand. Die Stadt ist, wie es scheint, von Grund aus zerstört worden, auf ihrem Gebiet siedelten sich makedonische Kleruchen an.

Auf die olynthischen Kriege (konv. 382 bis 379 und 349 bis 348 v.Chr.) gehe ich erst in einem der folgenden Kapitel ein.

Es sieht so aus, als sei der Halbbruder Mene-laos, den ich auch für Is-meni-as halte, mit Spita-mene-s und somit auch mit dem Patizeithes des Herodot identisch, dem Bruder des schwachsinnigen Smerdis-"Barydaios".

Diese beiden Brüder wären als Söhne der Leda, jedoch nicht von Alexandros, dem Schwanenhalsigen ("Kyknos"), sondern von Jason, Halbbrüder des Philipp I gewesen. Dieser ist es auch, der den Krieg mit Olynth führte, und nicht etwa  Philipp II, der Vater Alexanders des Großen, wie konventionell angenommen wird.

Desweiteren ist dieser Philipp I auch derjenige, der die Stadt Poteidaia (356 v.Chr.) zerstört, ein Ereignis, das sechs Monate vor Beginn des Peloponnesischen Krieges (433/432 v.Chr., entsprechend 692 ndFl) "bereits" stattgefunden hat. Sieben Jahre später (349 bzw. 426/425 v.Chr.), das hieße im Jahre 699 ndFl, in demselben Jahr, in dem Alexander aus Indien heimkehrte (konv. 323 v.Chr.; er war 330 v.Chr. aufgebrochen) und mit Baryaxes zusammentraf, flohen Bary-daios und Pati-zeithes = Spita-menes = Is-menias = Mene-laos in die Stadt Olynth, wo sie im Jahr darauf (348 v.Chr., entsprechend 700 ndFl) von Philipp I ergriffen und rechtzeitig zur Thronbesteigung des Darius I kaltgestellt wurden.

Ebenso verräterisch im Hinblick auf die Gleichzeitigkeit des Peloponnesischen Krieges mit dem ersten großen Alexander ist die Existenz des Politikers Demosthenes sowohl in den Jahren zwischen 350 und 340 v.Chr. als auch in der Zeit des besagten Krieges (um 425 v.Chr.). Er stirbt im Winter 322 v.Chr. Über ihn wird noch zu berichten sein.

Ein anderes Beispiel für die Gleichheit der Beteiligten an diesen Vorgängen sind die verfeindeten Brüder Perdikkas und Philipp, die am Beginn des Peloponnesischen Krieges (um 432 v.Chr.) stehen. Ersterer wird als Sohn des Alexandros bezeichnet, der andere als Vater des Amyntas. Konventionell ist die Vaterschaft eines Teilnehmers am Trojanischen Krieg an Perdikkas ein Unding, und ein längst verstorbener Amyntas aus der Zeit des Perserkrieges könnte nicht mehr der Sohn eines Zeitgenossen des Peloponnesischen Krieges gewesen sein. Es gab aber nur einen Amyntas und auch nur einen einzigen Perdikkas!

Hier liegen eindeutig Wiederholungen identischer Personen und Ereignisse vor. Die wahren Zusammenhänge wurden konventionell nicht annähernd erkannt und wiedergegeben.

Bengtson schildert die Ereignis nach dem Tode Alexanders des Großen wie folgt (Seite 338f.): Alexanders Tod in Babylon (10. Juni 323 v.Chr.) ließ das Reich ohne einen direkten Erben zurück. Eig.Anm.: Alexander der Große Nr. 1 ist nicht in Babylon gestorben! Bengtson fährt fort: Die Entscheidung über das Schicksal des Weltreiches fiel daher der makedonischen Heeresversammlung zu, d.h. jenen Makedonen, die sich in Babylon, der Reichshauptstadt, befanden. Eig.Anm.: Der Grund für den Aufenthalt des Heeres in Babylon war nicht der Tod Alexanders des Großen Nr. 1! Weiter bei Bengtson: Zwischen den Hetairen und dem Fußvolk der Phalanx kam es wegen der Nachfolgefrage zu einer erbitterten Auseinandersetzung, die aber schließlich durch die Vermittlung des klugen Griechen Eumenes, des ehemaligen "Kanzlers", beigelegt wurde. Die Lösung war ein Kompromiss: der von der Phalanx favorisierte schwachsinnige Halbbruder Alexanders, Arrhidaios, sollte unter dem Namen Philippos (III.) König sein, und zwar gemeinsam mit dem von der Baktrierin Roxane erwarteten Kinde Alexanders, falls es ein Knabe sei. Eine regelrechte "Reichsverweserschaft" wurde nicht beschlossen. Perdikkas erhielt als Chiliarch ("Großvezir") die Oberaufsicht über das asiatische Königreich, Antipater blieb Stratege von Europa, ...

Wieso ist Arrhidaios jetzt der Halbbruder Alexanders und nicht mehr der "dessen Vaters" Philipp? Sollte dies alles oder einiges davon gar nicht im Anschluss an den Tod Alexanders sondern an den des Kambyses oder zum Teil sogar an den Tod Philipps I gesehen werden?

Nach dem Tode Alexanders des Großen - in konventioneller Sicht - findet unter der Leitung des Perdikkas die Neuverteilung der Satrapien statt. Bengtson schreibt (S. 339): Dabei fiel Ägypten dem Ptolemaios, dem Sohn des Lagos, zu. Zunächst bis hier: Bei Ptolemaios handelt es sich nicht - wie konventionell angenommen wird - um Soter, der auch als Ptolemaios I bezeichnet wird. Er ist zwar der erste nach seinem Vater Nekos-Lagos (= Baïna-Lechem), der den Namen Ptolemaios trägt; aber er ist identisch mit dem konventionellen fünften, mit Ptolemaios Epiphanes (205-181 v.Chr.), also mit Phanes, dem Psammetich, der von Kambyses besiegt und gefangen mit nach Persien geführt wurde.

Psammetich = Ptolemaios = Ptah-Ramesse I Men-pechti-Re ist auch Amasis bzw. Ach-Hapi. Dieser wird nach der Absetzung des Apries-Hophra-Nepherites (Nefer-uach-ib-Re), den Kambyses offenbar noch als persischen Satrapen in Ägypten eingesetzt hatte, bis zu seinem Tode dieses Amt wahrnehmen. Pharao ist dieser Ramses I nie gewesen. Er war der Großvater des Ptolemaios I/IX Soter-Latyre = User-maat-Re Necht-A-Neb = Nektanebos = Ramses II, der ein Mitstreiter des zweiten großen Alexander war und ein Sohn des Sethos Men-maat-Re = Ptolemaios III/VIII Euergetes Physkos.

Bengtson fährt fort (Seite 339): ... dem Eumenes wurden Paphlagonien und Kappadokien, Gebiete, die erst noch zu erobern waren, (zugesprochen). Diese in Mittel- bzw. Ost-Anatolien liegenden Provinzen waren natürlich längst im Besitz der Perser, was für die konventionelle Sicht aus der Zeit eines zweihundert Jahre nach Kambyses erst lebenden Alexander nicht nachvollziehbar ist, zumal es sich bei dieser Satrapienaufteilung um einen Vorgang handelt, der nach dem Tode des Kambyses stattfand und nicht nach dem Tode Alexanders.

Bengtson (Seite 339): ... dem Antigonos Monophthalmos (dem "Einäugigen") Pamphylien, Lykien und Großphrygien, (zugesprochen). Bei dem Einäugigen handelt es sich - wie schon an früheren Stellen gesagt wurde - um Philipp I = Pelops, den (schulterverletzten) "Knecht des Darius" (Herodot VII, 11). Bevor wir zu dem Übergang der Herrschaft auf Darius kommen, betrachten wir die Zeitgenossen weiter, die von der neuen Satrapien-Einteilung profitieren (Bengtson, Seite 339):

... dem Leonnatos das hellespontische Phrygien zugesprochen. Auf europäischem Boden kam Lysimachos in den Besitz Thrakiens, nominell unter der Aufsicht des "Strategen von Europa" Antipater.

Von den drei letztgenannten Personen ist Lysimachos von besonderem Interesse, da sein Sohn Agathokles später auf Sizilien leben und dort den lateinischen Namen Attilius führen wird. Nachdem er sich den Königstitel "Basileus" zugelegt hatte, sich also auch Attilius Regulus (von lat. rex = König) nannte, begann auch schon sein politischer Abstieg. Er kämpfte für die Römer gegen die Karthager, die ihn gefangennahmen. Am Ende wurde er von seinem Vater, der kein Lösegeld für ihn an die Karthager zahlen wollte, dem Tode preisgegeben. Lysimachos war ein Verbündeter und ein Rivale des Pyrrhos, der seinerseits gegen die Römer Krieg führte und sie unter großen Verlusten besiegte: "Noch so ein Sieg, und ich bin verloren"! (Pyrrhus-Sieg).

Bezeichnend für das Chaos, in dem sich die konventionelle Altertumsgeschichte befindet, ist die Angabe, dass sich am Beginn des ersten Punischen Krieges (264-241 v.Chr.) Attilius Regulus der von Agathokles (gestorben 283 v.Chr.) auf Sizilien zurückgelassenen Mamertiner bediente, also einer Truppe, die seit neunzehn Jahren auf Sizilien ausgeharrt und darauf gewartet hatte - von wem auch immer versorgt -, dass sie endlich jemand brauche und sie nähme, obwohl sie alle nicht jünger geworden waren.

Der als "Stratege von Europa" bezeichnete Antipater ist der Sohn Pharnakes des Pharnaspes-Burnaburiasch, der auch Intaphernes und Artaphernes der Ältere genannt wird. Sein Sohn Kassandros wird uns in der Folgezeit ebenfalls unter verschiedenen Namen begegnen: Artaphernes der Jüngere und Pharnabazos.

Persische Verwandtschaften
Pharnaspes                               Ku- ndaschpu
|Burnaburiasch                           Kuschtaschpu
Arnuwandas    oo    Aschmunikal    oo  | Hystaspes
| * ca. 612 ndFl      * ca. 635 ndFl     | * ca. 628 ndFl
| + 653 ndFl                             |
|                                        DARIUS
+-----------------+                        * 654 ndFl
|                 |
|                 Tochter oo(?) OTANES = Nebukadnezar
|                 * ca. 653 ndFl         | * ca. 652 ndFl
|                                        |
| Die Kinder des Pharnaspes wachsen      Belsazar und
| bei Hystaspes auf.                     Awil-Marduk (?)
+-----------------+                        * ca. 674 ndFl
|                 |?
|                 Megaphernes
|                 MEGABYZOS DER ÄLTERE
|                 * ca. 649 ndFl; + 724 ndFl
|                 +---------------+
|                                 Zopyros * ca. 670 ndFl
|                                 |
+-----------------+               Megabyzos d.J. * ca. 692
|                 |                                   ndFl
|                 Kassandane  oo  Kyros
|                 * ca. 651 ndFl  | * 645 ndFl
|   Pharnakes                     |
Artaphernes d.Ä.  +---------------+
Intaphernes       |               |
ANTIPATROS   oo   Tochter         Kambyses und Smerdis-
| * ca. 650 ndFl  * ca. 666       = Bessos     Gautama-
|                       ndFl      * ca. 671    Bardiya
Artaphernes d.J.                        ndFl
    Pharnabazos
Arta------bazos   = (?)  Artabates (Herodot VII, 65)
KASSANDROS               |
  * ca. 680 ndFl         Pharnazathres * ca. 702 ndFl

Möglicherweise ist Tissaphernes (= Datis?) ebenfalls ein Sohn des älteren (oder sogar des jüngeren?) Artaphernes.

Ich neige allerdings eher dazu, ihn für Kassandros zu halten, einen Bruder des Artaphernes d.J.


Wegen des Ptolemaios-Amasis kann diese Satrapien-Aufteilung nicht vor dessen Niederlage gegen Kambyses stattgefunden haben und wegen des Perdikkas, der auf dem Feldzug in Ägypten ermordet werden wird, nicht später als vor der Absetzung des Apries-Hophra-Nepherites bzw. der Einsetzung des Amasis in Ägypten. Diese Aufteilung gehört vermutlich noch in das Jahr 699 ndFl, in dem Kambyses starb, ein Jahr, bevor Alexander aus Indien zurückkehrte. Konventionell wird das Jahr 323 v.Chr. mit den Beschlüssen von Babylon (Satrapien-Aufteilung unter der Leitung des Perdikkas) verbunden, das auch als Todesjahr Alexanders des Großen gilt.

Erst nach diesen Beschlüssen von Babylon fand die Thronbesteigung des Darius statt, der dann eine neue Satrapien-Aufteilung vornahm, die so genannten Beschlüsse von Triparadeisos (= Chatti-Susa, Hattusas, Pteria, konv. 321 v.Chr.). Über die Thronbesteigung des Darius unterrichtet uns sowohl die Inschrift von Behistun (aus dem 5. Jahre des Darius) als auch Herodot. Diese beiden Berichte stimmen weitgehend überein:

(Herodot III, 68:) ... Im achten Monat (Eig.Anm.: der Regierung des Pseudo-Smerdis) kam aber der Betrug an den Tag, und zwar auf folgende Weise. Otanes, Sohn des Pharnaspes, war durch seine Abkunft und seinen Reichtum einer der Vornehmsten in Persien. Zunächst bis hier. Haussig hat dazu folgendes angemerkt:

Otanes (altpersisch: Utana) war nach der griechischen Überlieferung ein Stiefbruder des Kyros und ein Onkel des Kambyses. Die Inschrift von Behistun nennt seinen Vater Tukra und bezeichnet ihn als Perser. Nichtsdestoweniger scheint er aber Angehöriger einer medischen Familie, vielleicht der gestürzten Dynastie des Astyages, gewesen zu sein. Er lebte auch noch später nach medischem Recht und trug medische Kleidung.

Otanes-Utana = Uschtannu = Hystanes ist niemand anderer als Nebukadnezar = Nabu-ach-idin-zer = Nabuchodonoser: Ach-idin = Usch-tannu. Herodot scheint zwei Herren mit dem Namen Otanes gekannt zu haben. Diesen hier bezeichnet er als den Sohn des Pharnaspes = Burnaburiasch, einen anderen Otanes als den Sohn des Sisamnes. Ich habe in einem vorangegangenen Kapitel bereits gesagt, dass Pharnaspes als Vater nicht in Frage kommt, sondern dass er bestenfalls der Schwiegervater des Otanes gewesen sein kann, und dass Sisamnes mit Nabopolassar identisch sein müsste, da es nur diesen einen Otanes = Nebukadnezar gegeben hat.

Behistun nennt als Vater noch einen anderen, nämlich Tukra (oder besser Thuchra). Tukra müsste demnach mit Nabopolassar = Merodachbaladan identisch sein: Marduk- oder Nabu-apal-idin-ussur, wobei die Namen (M)E-RO-DACH zu DUCH-RA, TUCH-RA bzw. (M)AR-DUK zu DUK-RA, TUK-RA verfälscht worden sein könnten.

Nebukadnezar ein Stiefbruder des Kyros und ein Onkel des Kambyses? Das wäre möglich, wenn Nabopolassar die Mutter des Rusa IV = Kyros geheiratet hätte, also die Witwe des Rusa I, der aber erst im Jahre 673 ndFl starb, so dass seine Witwe nicht die Mutter des Nebukadnezar geworden sein kann, der schon viel früher geboren sein muss (652 ndFl?). Die Begegnung des Nabopolassar-Gobryas (I) mit dem Sohn seiner (zweiten?) Gemahlin, die übrigens eine Schwester des Suppiluliumas wie des Kroisos war, fand im Jahre 688 ndFl vor Babylon statt: Umakischtar-Kyros lernt seinen "Stiefbruder" Nebukadnezar-Otanes kennen. Da Kyros, nachdem er im Jahre 663 ndFl König von Erme-Armenien geworden war, oder kurz danach die Tochter Kassandane des Pharnaspes-Arnuwandas-Burnaburiasch geheirat hatte, war er ebenfalls ein Schwiegersohn des Pharnaspes.

Die Chaldäer waren eher Meder als Perser. Darius bemüht sich aber in seiner Behistun-Inschrift, seine Mitstreiter alle als Perser zu bezeichnen.

Herodot berichtet nun, wie Otanes seine Tochter Phaidymia, die mit dem richtigen Smerdis verheiratet gewesen und nun von dem Pseudo-Smerdis mit den übrigen Frauen des Smerdis übernommen worden war, dazu anleitet, den falschen Smerdis zu entlarven. Im Gegensatz zu dem echten hatte der falsche keine Ohren, die ihm Kyros wegen eines Vergehens hatte abschneiden lassen. Ob diese drollige Geschichte den historischen Tatsachen entspricht, sei dahingestellt; aber die Entlarvung gelingt.

Herodot benutzt jetzt weitgehend auch die Namen aus der Behistun-Inschrift, in der sich Darius bei all denen, die ihm auf den Thron geholfen haben, bedankt: (Herodot III, 70:) Nun zog Otanes die vornehmen und ihm eng befreundeten Perser Aspathines und Gobryas ins Vertrauen ... Hierzu merkt Haussig (Anm. III, 60 und 61) folgendes an:

Aspathines ist wahrscheinlich mit dem als Bogenträger und erster Adjutant des Darius bekannten Aspaschana identisch. Gobryas (altpersisch: Gaubaruwa) ist offenbar der gleiche vornehme Perser, der später als Feldherr und Lanzenträger des Darius erwähnt wird.

Zu letzterem ist anzumerken, dass es sich bei ihm nicht mehr um den ersten dieses Namens, um Nabopolassar, handeln kann, der bereits seit 696 ndFl tot ist. Eine Vordatierung dieser Ereignisse in die Zeit, als Darius den Thron eines kleineren Königs bestieg (Lipit-Ischtar, Telepinus in Hattusas, wo ihn Kyros 687 ndFl eingesetzt haben dürfte), möchte ich nicht vornehmen. Vielmehr halte auch ich daran fest, dass es sich bei diesem Gobryas-Gaubaruwa, dem Sohn des Persers Mardonios-Mardunia, um den zweiten Träger dieses Namens handelt, dessen Geburtsjahr 678 ndFl gewesen sein dürfte. Bei Mardonios-Mardunia handelt es sich um einen weiteren Sohn des Nabopolassar, nämlich um den um 655 ndFl geborenen Marduk- bzw. Nabu-schar-idin, den das AT Nebuscharadan nennt (Jer. 39,9).

Konventionell wird ebenfalls keine Möglichkeit gesehen, den Gubaru aus den Jahren des Kyros und des Kambyses mit dem Gobryas aus der Zeit des Darius zu identifizieren; denn Olmstead weist darauf hin, dass in den Revolten (er meint die nach dem Tode des Kambyses) der Satrap Gobryas verschwunden war. Am 21. März 520 finden wir einen neuen Satrapen in Babylon: Hystanes, wie ihn die Griechen nannten; den Einheimischen war er bekannt als Uschtannu, als Statthalter von Babylon und von (dem Land) jenseits des Stromes (= Ebirnari). Auf Nabopolassar war - noch zu Lebzeiten des Kambyses - in Babylon sein Sohn Nebukadnezar gefolgt (696 ndFl).

Konventionell gehören Vater und Sohn in eine viel frühere Zeit (626-562 v.Chr.). Konventionell können Nabopolassar und Kyros keine Zeitgenossen gewesen sein, da man das Auftreten des letzteren erst nach den Nachfolgern Nebukadnezars sieht. Daher musste Umak-Ischtar, der Bundesgenosse des Nabopolassar, mit Kyaxares statt mit Kyros dem Älteren gleichgesetzt werden. Dazu kommt der Irrtum, dass die Eroberung von Babylon zur Zeit des Belsazar einem General des Kyros mit Namen Darius der Meder zugeschrieben wird und nicht dem Perserkönig Darius I selbst, der den Sohn Belsazar des Nebukadnezar (und nicht etwa des Nabonid, wie es konventionell heißt) noch zu Lebzeiten Nebukadnezars, aber lange nach dem Tode des älteren Kyros, besiegt (716 ndFl). Der biblische Kores, der die Juden in Babylon befreit, ist nicht - wie konventionell gesagt wird - Kyros der Ältere, der durch seinen Sieg über Belsazar die chaldäiasche Dynastie in Babylon beendet, sondern Kyros, der Jüngere, der seinen Bruder Artaxerxes Mnemon vorübergehend abgesetzt hat (724 ndFl). Selbst nach diesem Kyros kehrte Nebukadnezar noch einmal nach Babylon zurück (729 ndFl).

Die konventionell mit Darius I verbundenen Jahreszahlen beruhen auf der Angabe bei Herodot, dass Darius 36 Jahre regiert habe. Das trifft auch zu; aber sein Regierungsantritt nach dem Tode des Kambyses bzw. des Pseudo-Smerdis fand nach schon 16-jähriger Regierung auf anderen Thronen statt. Als persischer Großkönig regierte Darius I genauso lange wie sein Alterego Darius II, nämlich zwanzig Jahre:

Darius I konventionell: 522-486 v.Chr.

Darius II: 424-404 v.Chr.

Darius I/II in neuer Sicht: (684-700 und) 700-720 ndFl.

Dem Gobryas II werden wir später noch begegnen. So tritt zum Beispiel zur Zeit Kyros' des Jüngeren ein Gobryas (= Gubaru = Ugbaru?) als Feldherr des Artaxerxes Mnemon auf (Xen. Anab. I, 7, 12): 724 ndFl. Das würde noch bis in die Zeit reichen, in welcher Vater Mardonios und Sohn Gobryas II für Xerxes aktiv waren.

(Herodot III, 70:) ... Sie beschlossen, jeder solle einen weiteren Perser, zu dem er großes Vertrauen habe, ihrem Bunde zuführen. Otanes führte Intaphernes, Gobryas den Megabyzos und Aspathines den Hydarnes dem Verschwörerbunde zu. So waren es sechs Männer, und als Dareios, der Sohn des Hystaspes, aus Persien nach Susa kam - sein Vater war Statthalter in Persien -, beschlossen sie, auch Dareios ins Vertrauen zu ziehen.

Vermutlich war (Chatti-)Susa = Hattusas aber schon seit einiger Zeit die Residenz des "Hethiterkönigs" Darius-Telepinus. Dass ein Provinzstatthalter seine Amtsgeschäfte am Sitz des Großkönigs ausübte, war damals - zum Beispiel auch in Babylon - durchaus üblich.

Intaphernes (altpersisch: Wintafarna) ist Antipatros und Artaphernes der Ältere sowie Pharnakes, der Vater des Kassandros = Artaphernes der Jüngere = Pharnabazos (siehe das obige Schema "Persische Verwandtschaften"!).

Megabyzos (altpersisch: Bagabuchscha) ist der ältere Träger dieses Namens. Er müsste schon um 645 ndFl geboren sein, da sein Sohn Zopyros bei der Eroberung von Babylon durch Darius ("den Meder") im Jahre 716 ndFl ein gestandener Mann sein muss (geboren ca. 670 ndFl). Eine Tochter dieses Zopyros wurde während der Regierungszeit des Xerxes von einem gewissen Sataspes vergewaltigt (Herodot IV, 43); sie müsste um 710 ndFl geboren sein.

Ein Sohn des Zopyros, Megabyzos der Jüngere, müsste schon um 692 ndFl geboren sein, da er als Feldherr im Jahre 720 ndFl gegen die aufständischen Ägypter Inaros und Amyrtaios (= Teos, Psamtschek, Ptolemaios Euergetes) und im Jahre 728 ndFl mit Xerxes gegen Hellas zieht. Dass es sich hierbei um den jüngeren Megabyzos, den Sohn des Zopyros, handelt, bestätigt Herodot (III, 160; VII, 82). Es ist auch aus folgendem Grund unwahrscheinlich, dass es sich noch um den älteren Megabyzos handelt; denn der Kommentator (Her. III, Anm. 147) schreibt:

Der Vater Megabyzos hatte sich schon als Satrap von Syrien nach dem Frieden des Kallias (konv. 449 v.Chr., in Wirklichkeit jedoch 698 ndFl) gegen den Großkönig Artaxerxes Langhand (= Longimanus, Sohn des Xerxes, in Wirklichkeit jedoch gegen Artaxerxes Mnemon, einen Sohn des Darius, oder sogar gegen diesen selbst) empört, war dann aber wieder in Gnaden aufgenommen worden.

In der falschen Chronologie scheint die Begnadigung dieses vermeintlich jüngeren Megabyzos, des Vaters eines fiktiven Zopyros II, vorgekommen zu sein. Ich meine jedoch, dass es sich bei diesem immer noch um den älteren Megabyzos, desgleichen aber auch um jenen Perser Megaphernes handelt, einen königlichen Hofbeamten, der von Kyros dem Jüngeren im Jahre 724 ndFl in der Stadt Dana in Kappadokien zusammen mit einem Unterstatthalter wegen hinterlistigen Verrats hingerichtet wurde (Xen.Anab. I, 2, 20). Der Name Mega-phernes (vgl. Baga-buchscha) weist auf die Abstammung des Megabyzos hin: Er dürfte ein Sohn des Pharna-spes = Burna-buriasch gewesen sein (siehe die Tabelle "Persische Verwandtschaften"!) Die Ruinen von Dana, das in hethitischer Zeit Tuwanuwa hieß, sind bei Nigde (Kilisse Hissar) in Ostanatolien zu finden: Ruinen von Tyana. Diese Namen weisen auf Diana, Danae und deren Tochter Tawananna hin.

Die oben erwähnte Textstelle bei Herodot (VII 82) lautet: Über den genannten Führern und dem gesamten Fußvolk (im Heere des Xerxes) standen ... und Megabyzos, der Sohn des Zopyros. Das ist Megabyzos der Jüngere. Zopyros, der 716 ndFl die Einnahme Babylons ermöglichte, lebte in Babylon gleichzeitig mit dem Darius-Sohn Arsames, dem Satrapen von Babylon und Ebirnari, als dessen Unterstatthalter. Was aus ihm wurde, als Arsames Großkönig Artaxerxes Mnemon wurde, und was mit ihm geschah, als dessen Bruder Kyros der Jüngere siegreich in Babylon einzog, wird nicht überliefert. Es ist denkbar, dass er sich schon 724 ndFl nach der Hinrichtung seines Vaters nach Athen absetzte.

Herodot zufolge (III, 160) hatte Megabyzos, der Sohn des Zopyros, wieder einen Sohn mit Namen Zopyros, der aus Persien nach Athen überlief. Das kann nur von einem Kopisten oder Übersetzer in den Text hineingebracht worden sein; denn Herodot wusste, dass es die unsinnige Pentekontaëtie zwischen dem Perserkrieg und dem Peloponnesischen Krieg nie gegeben hat. Im Gegenteil: hier liegt die größte und fatalste Torsion der griechischen Geschichte vor; denn der Peloponnesische war schon acht Jahre zu Ende, als der Perserkrieg begann! Für die falsche Chronologie musste aber ein weiterer Zopyros "erfunden" werden, der die nicht existierenden vierzig Jahre bis zu den folgenden Ereignissen überbrücken konnte:

In dem oben zitierten Kommentar von Haussig (Herodot, III Anm. 147) heißt es weiter: Sein Sohn Zopyros kam 441 nach Athen. Er fiel um 440 v.Chr. an der Spitze athenischer Truppen bei den Kämpfen um die Hafenstadt Kaunos in Karien. Die Blockade des Konon in Kaunos wird für das Jahr 396 v.Chr. (konv.) angegeben, das heißt  717 ndFl und betrifft denselben Vorgang. Dazu bedarf es keines weiteren Zopyros'; es ist immer noch derselbe, dessen Sohn Megabyzos der Jüngere im Dienste der Perser steht.

Hydarnes (altpersisch: Widarna), von Aspathines dem Bund zugeführt, war später einer der Feldherren des Darius und des Xerxes:

(Herodot VI 132:) Nach der Schlacht bei Marathon war der Ruhm des Miltiades noch gewachsen ... 133: Nun fuhr Miltiades mit der Flotte gegen Paros. Als Kriegsgrund gab er an, dass die Parier als Teilnehmer an dem persischen Zug nach Marathon den Krieg begonnen hätten. ... in Wirklichkeit hatte er einen Groll auf Paros, weil Lysagoras, der Sohn des Teisias, der aus Paros stammte, ihn bei dem persischen Feldherrn Hydarnes verklagt hatte.

Der Zug des Miltiades gegen Paros gehört in das Jahr 720 ndFl, mithin in das Todesjahr des Darius.

(Herodot VII 66:) Die Arier (im Heere des Xerxes gegen die Griechen) waren mit medischen Bogen bewaffnet ... Führer der Arier war Sisamnes, Sohn des Hydarnes. Der Name Sisamnes ist uns schon als Name des Vaters von Otanes begegnet, was wir nicht hingenommen haben. An seine Stelle gehört der Name Gobryas-Nabopolassar. Als Sohn des Hydarnes ist er akzeptabel. Im Jahre 728 ndFl muss Sisamnes schon im besten Mannesalter gewesen sein, das heißt, er müsste spätestens 700 ndFl geboren sein.

Scheinbar hat Hydarnes selbst nicht mehr lange gelebt, da fortan nur noch von seinen Söhnen die Rede ist; aber ist es tatsächlich ein weiterer Sohn des Hydarnes, dessen Name wie der seines Vaters lautete?

Herodot VII, 83:) Das waren die Oberfeldherrn des gesamten Fußvolks, ausgenommen jener Zehntausend. Diese zehntausend auserlesenen Perser standen unter Führung des Hydarnes, Sohnes des Hydarnes. Man nannte sie die Unsterblichen, ...

In der berichtigten Chronologie kann der ältere Hydarnes, der um 670 ndFl geboren sein müsste, durchaus als Endfünfziger noch die Leibgarde des Großkönigs, jene "Schar der Zehntausend" oder "die Unsterblichen", die im AT das Vorbild für die "himmlischen Heerscharen" lieferten, angeführt haben. Der Zusatz "der Sohn des Hydarnes" ist also mit Vorbehalt zu lesen. In der konventionellen Chronologie müsste Hydarnes der Ältere um vierzig Jahre gealtert sein, in der berichtigten nur um dreißig. Von einem "Sohn des Hydarnes" ist im folgenden Text ebenfalls keine Rede:

(Herodot VII, 135:)... Denn auf ihrem Wege nach Susa kamen sie zu Hydarnes, einem Perser von Geburt, der das persische Heer an der kleinasiatischen Küste befehligte. ...

Es ist anzunehmen, dass dieser Hydarnes auch der Satrap der ersten Satrapie war, zu der das von den Griechen besiedelte Küstenland Ioniens gehörte. Bei ihm kehrten auf dem Weg nach Susa (gemeint ist Chatti-Susa, also Hattusas) jene Lakedaimonier ein, die bei Xerxes Sühne für einen Gesandtenmord leisten wollten. Es handelt sich hierbei noch um die Vorgeschichte des Xerxes-Zuges. Hydarnes der Jüngere wäre etwa im Jahre 695 ndFl geboren; aber auch hier kann es sich durchaus noch um "den Älteren" handeln. Die Frage, ob es den gleichnamigen Sohn denn überhaupt gegeben hat, scheint berechtigt zu sein. Es ist bei Herodot nicht zu erkennen, wessen Sohn Hydarnes der Ältere war, der "Perser von Geburt", und bei den anderen Historiografen ist er mir überhaupt nicht aufgefallen.

Im Zusammenhang mit dem Xerxes-Zug gegen Hellas erfahren wir auch einen weiteren Namen des Artaphernes-Pharnabazos (Herodot VII, 66:) Anführer der Parther und der Chorasmier war Artabazos, Sohn des Pharnakes. Er kann auch Artabates gewesen sein, der der Vater des Führers der Inder im Heere des Xerxes war, des Pharnazathres (Herodot VII, 65). Diese Namen passen sehr gut in diese Familie. Herodot erwähnt Artabates nur hier, während er Artaphernes, den Sohn des Artaphernes, und Artabazos mehrfach erwähnt. Den Namen Pharnabazos finden wir bei ihm nicht, sondern bei Xenophon in den Hellenika wie in der Anabasis, worin der Name des Artabazos nicht erscheint. Dieser wiederum kommt im "Polemos" vor (Thuk. I, 129), worin Artaphernes keinen Platz hat, wohl aber Pharnabazos (Sohn des Pharnakes, Thuk. VIII, 6).

Zwischen dem Bund der sieben Männer (522 v.Chr.) und dem Zug des Xerxes gegen Hellas (480 v.Chr.) liegen konventionell 42, in Wirklichkeit jedoch nur 28 Jahre (700 bis 728 ndFl). Es verwundert daher nicht, wenn wir am Beginn des Perserkrieges die Söhne bzw. Enkel jener sieben Männer antreffen, die Darius einst auf den Thron halfen.

(Herodot, VII 82:) Über den genannten Führern und dem gesamten Fußvolk standen Mardonios, Sohn des Gobryas, ferner Tritantaichmes, Sohn jenes Artabanos, der gegen den hellenischen Feldzug gesprochen hatte, Smerdomenes, der Sohn des Otanes (diese beiden waren Brüdersöhne des Dareios, Vettern des Xerxes), Masistes, Sohn des Dareios und der Atossa, Gergis, Sohn des Ariazos, und Megabyzos, Sohn des Zopyros.

Der hier erwähnte Mardonios ist noch der Sohn des Gobryas-Nabopolassar, also der Bruder des Otanes-Nebukadnezar, der sich seinerseits inzwischen mit Darius und seinen Nachfolgern überworfen hat (715 ndFl: Beginn der Belagerung Babylons). Artabanos war ein Sohn des Hystaspes und somit ein Bruder des Darius, und folglich war dessen Sohn ein Vetter des Xerxes. Otanes-Nebukadnezar war mit einer Halbschwester des Darius verheiratet, mit einer Tochter des Pharnaspes, die von Hystaspes adoptiert worden war und dieselbe Mutter hatte wie Darius (siehe die Tabelle "Persische Verwandtschaften"!). Insofern war Smerdomenes, der mit Evil- merodach = Awil-Marduk identisch sein kann, ebenfalls ein Vetter des Xerxes. Im Gegensatz zu seinem Bruder Belsazar hatte sich Awil-Marduk offenbar nicht mit seinem Vater gegen die Perser gestellt.

Von den sechs Seitenfiguren der Behistun-Inschrift, die die sechs übrigen (neben Darius) von den "sieben Männern" darstellen, sind nur zwei identifizierbar: Aspathines = Aspatschana und Gobryas = Gaubaruwa, bei dem es sich um den jüngeren handeln muss. Mardonios, der Sohn des älteren Gobryas, also des Nabopolassar, dürfte in Babylon gesessen haben, wo ihn Nebukadnezar-Otanes als seinen Vertreter zurückgelassen hatte, um selbst näher an dem eigentlichen Zentrum der Macht zu sein. Bezeichnend ist, dass Otanes sich sogleich seinem Neffen Gobryas anvertraut, nachdem er den Pseudo-Smerdis entlarvt hat.

Perdikkas scheint Nebukadnezar im Vorjahr als "König von Babylon" (im AT so bezeichnet) bestätigt zu haben. Das AT hält sich mit der Erwähnung der Perser in dieser Zeit auffallend zurück! Es kann aber kein Zweifel daran bestehen, dass seit den gemeinsamen Aktionen des Kyros und des Nabopolassar Babylonien ein Teil des Perserreiches war.

Hystaspes (altpersisch: Wischtaschpu; in den assyrischen Keilinschriften: Kundaschpi, Kuschtaschpi von Kummuch = Kommagene), der Vater des Darius, war "Satrap der Persis", worunter Parsumasch = Urartu-Armenien und Kommagene verstanden werden kann. Diese Persis-Perser besaßen als einzige die Steuerfreiheit, was Herodot zufolge auch für die Zeit nach Kyros noch galt.

Die sieben Perser, die hier als eine festumgrenzte Gruppe auftreten, entsprechen den sieben Fürsten der Meder und Perser, die das Angesicht des Königs sahen und saßen oben an im Königreich (Buch Esther im AT). Gemeint ist, dass sie die einzigen waren, die dem König ins Gesicht sehen durften, wenn sie mit ihm sprachen, dass sie nicht auf dem Bauch zu liegen hatten. Sie waren die Vorläufer der Ober-Satrapen = Karanoi oder Vizekönige, wie sie Darius in seinem Reich einsetzte: z.B. seinen Sohn Arsames 716/7 ndFl in Babylon (und Ebirnari), seinen Sohn Kyros den Jüngeren 716 ndFl in Sardes. Sie haben ihr Pendant in den sieben Erzengeln und gehen auf die Frühzeit zurück, auf die sieben Patesis, Puzurs, Schakkanaks oder Isakkus.

Entgegen der Ansicht des Kommentators Haussig zu obiger Herodot-Stelle (III, 70), an der die Zusammenkunft der "Sieben Männer" geschildert wird, spielten sich diese Vorgänge sehr wohl im "elamitischen Susa" ab, dem westelamitischen, dem kissischen (Chatti-)Susa = Hattusas; denn dies war (Zitat Haussig:) die Residenz des Bardija/Smerdis in Medien, also in Nordwest-Persien.

(Herodot III, 71:) Diese sieben Männer schlossen also einen Bund und hielten Beratungen ab.

Durch den Tod des Kambyses und die offensichtliche Flucht seines Bruders Smerdis nach Indien war das Perserreich ohne Großkönig. Das vordringlich zu lösende Problem war die Beseitigung des unrechtmäßigen "medischen" Königs, und erst danach stand die Neuschaffung einer persischen Dynastie zur Debatte. Konventionell gerät die Schilderung der Ereignisse nach dem Tode des Kambyses mit den sehr ähnlichen nach dem Tode des großen Alexander in Konflikt.

Herodot (III, 71ff.) schildert die Bemühungen der "Sieben Männer" um die Art der Beseitigung des Magers, um die neue Reichsverfassung und mithin auch um den neuen Großkönig sehr ausführlich, was wiederum verdächtig nach weitgehender Erfindung aussieht; denn Herodot war selbst nicht bei diesen Beratungen dabei, und seine Gewährsmänner waren gewiss auch keine Hochgeborenen, die daran teilgenommen hatten.

Doch auch die Gegenseite rüstete auf: Die beiden Mager brachten Prexaspes dazu, dass er unter Eid versprach, die Ermordung des Smerdis weiterhin geheimzuhalten und öffentlich zu bestätigen, dass der Mager der echte Smerdis sei. Er hielt sich jedoch nicht an den Eid, sondern klärte die Öffentlichkeit über den wahren Sachverhalt auf. Dass er sich danach von der Mauer des Palastes zu Tode gestürzt habe, geht auf die Phantasie Herodots zurück, der einen Abgang des Prexaspes von der politischen Bühne inszenieren wollte; denn schon kurze Zeit später wurde Prexaspes-Perdikkas in Ägypten ermordet, was Herodot entgangen zu sein scheint.

Die Sieben schritten nun, nachdem sie sich kurz beraten hatten, unverzüglich zur Tat. Zwar meint Herodot, sie hätten von der Rede des Prexaspes erst erfahren, als sie schon auf dem Weg zum Palast waren. Das ist aber alles sehr vage, da Perdikkas ja noch lebte. Die Rolle dieses auch in nächster Zukunft noch wichtigen Mannes kann bei Herodot demnach nicht deutlich zum Ausdruck kommen. Die Sieben konnten bis in den Männersaal zu den beiden Magern vordringen, wo es zum Kampf kam. Aspathines wurde von einer Lanze in den Schenkel getroffen, Intaphernes ins Auge. Er verlor das Auge zwar, aber starb nicht daran. Trotzdem kann er nicht Antigonos Monophthalmos, der Einäugige, sein - denn der ist eindeutig Philipp I, ein Mager (Makedone) wie sein Bruder Prexaspes-Perdikkas und seine Halbbrüder Patizeithes-Menelaos und (B)Arrhidaios = Pseudo-Smerdis.

Die beiden Mager wurden getötet, und die Sieben trugen deren Köpfe durch die Straßen. Dann beschreibt Herodot (III, 79) eine Situation, die an das Purim-Fest bei den Juden erinnert (Buch Esther), das aber erst in einige Jahre später gehört. Die persische Bevölkerung tötete alle Mager, die sie bis zum Einbruch der Nacht finden konnte, und beging fortan den Jahrestag dieses Magermordes als höchsten Festtag. Ob es tatsächlich so gewesen ist, bleibt offen. Die Ähnlichkeit mit Purim, worauf ich noch zurückkommen werde, ist zu offensichtlich; aber Herodot konnte den Anlass hierzu nicht mehr erlebt haben.

(B)Arrhidaios = Pseudo-Smerdis konnte in Wirklichkeit, wie aus anderen Quellen zu entnehmen ist, mit seinem Bruder Patizeithes = Spitamenes-Ismenias-Menelaos zunächst nach dem chalkidischen Olynth entkommen, wo sie von ihrem Halbbruder Philipp I wieder herausgeholt wurden. Haussig merkt an (Herodot III, Anm. 66): ...in der Residenz des Bardija-Smerdis in Medien, also in Nordwest-Persien ... wurde Bardija am 29. September 522 in der Festung Sikajawati ermordet. Das kann durchaus erst später stattgefunden haben.

Auf die Einzelheiten in den Reden, die in den anschließenden Beratungen gehalten werden, gehe ich nicht ausführlich ein. Für sie gilt das oben schon Gesagte, dass Herodot hierbei nicht anwesend war und es sich deshalb um freie Phantasie handeln dürfte. Herodot (III, 80) selbst ist der Meinung, dass diese Reden zwar einigen Hellenen unglaublich erscheinen, dass sie aber trotzdem wirklich gehalten wurden. Die unterschiedlichen Ansichten der Sieben zu der jetzt zu wählenden Staatsform lassen sich kurz zusammenfassen:

Otanes-Nebukadnezar rät verblüffenderweise zur Demokratie. Auf dieses Phänomen hatte ich an anderer Stelle schon hingewiesen: (Herodot VI, 43) ... Mardonios segelte an der Küste Asiens entlang nach Ionien und tat dort etwas, was jene Hellenen, die nicht glauben wollen, dass Otanes damals den persischen Sieben die Einführung der Demokratie in Persien vorgeschlagen und empfohlen hat, höchlich verwundern wird. Mardonios setze nämlich alle Tyrannen in den ionischen Städten ab und richtete Demokratien ein. Hier fehlt bei Herodot eigentlich nur noch der Hinweis darauf, dass Mardonios und Otanes Brüder waren. Das aber sagt er an keiner Stelle.

Megabyzos rät zur Oligarchie, also zur Herrschaft einer Adelskaste, zu der sie ja schließlich selber gehören. Von solchen Männern gingen doch die edelsten Entschlüsse aus. Es sieht so aus, als wolle Herodot seinem eigenen Unmut über die Demokratie einer "blinden Masse" Luft machen; am Ende will er aber auch nur beim Adel Beifall heischen.

Darius spricht sich für die Monarchie aus, und die übrigen vier stimmen ihm zu. Otanes verzichtet sogar auf den Thron und stellt dafür die Bedingung (III, 83), "dass ich keinem unter euch untertänig werde, ebenso auch nicht meine Nachkommen für alle Zeit." Das bewilligten ihm die sechs anderen, ... Noch heute ist sein Haus das einzig unabhängige Haus in Persien und ist dem König nur untertan, soweit es will, darf aber die Gesetze der Perser nicht übertreten. Hier meint Herodot gewiss den einzigen noch lebenden Herrscher aus dem Hause der Chaldäer, nämlich Awil-Marduk, der genau zu der Zeit regierte, als Herodot seine Bücher der Geschichte verfasste.

Herodot erwähnt die Namen Nebukadnezar, Belsazar und Awil-Marduk nicht. Er sagt auch nicht, in welchem Teil Persiens dieses Haus regiert. Es passt jedoch sehr gut zu dem "Haus des Otanes", was unter der Herrschaft der Perserkönige mit dem Haus des Chaldäers Nebukadnezar geschieht. Auf diese Vorgänge soll aber hier noch nicht eingegangen werden.

Die sechs anderen beschließen auch, (III, 84) falls die Wahl auf einen ihres Bundes fiele, solle er dem Otanes und seinen Nachkommen für alle Zeit jährlich ein feines medisches Gewand und alle anderen geschätztesten Ehrengaben, die in Persien Brauch sind, schenken... Außer dieser Gabe für Otanes wurde für alle sieben ausgemacht, ... dass der König seine Gattin nur aus dem Kreise der Verschworenen wählen dürfe.

Diese Vereinbarung bezüglich der Wahl der Ehefrau bzw. Ehefrauen des Großkönigs erinnert an die Massenhochzeit zu Susa, die konventionell am Ende der Regierung im Anschluss an die Rückkehr Alexanders des Großen aus Indien gesehen wird (324 v.Chr.). Sie gehört natürlich in die Zeit nach dem Regierungsantritt des Darius.

Die Beschreibung des Thronerwerbs durch Darius wird von Herodot (III, 85) in der gewohnten drolligen Weise wiedergegeben: Oibares, der Stallmeister des Darius, der zuversichtlich mit dem späteren gleichnamigen Satrapen von Daskyleion, einem Sohn des Megabazos, identisch ist, beeinflusst das Pferd des Darius, damit es als erstes wiehere, wenn die Sonne am nächsten Morgen aufgegangen war. Das war das verabredete Zeichen für die Sechs, die sich zuletzt noch um die Königswürde bewarben. So wurde Darius Großkönig von Persien - war es wirklich so? Zwar sagt Herodot - und Haussig scheint das zu bestätigen -, Darius habe ein Relief anfertigen lassen (III, 88 und Anm. 70:), das einen Mann zu Pferde darstellte und die Inschrift trug: Dareios, Sohn des Hystaspes, hat durch seines Pferdes (hier folgte der Name) und seines Stallmeisters (hier folgte übrigens kein Name) Verdienst den persischen Königsthron errungen.

Dieses Vorgehen erinnert an Ursa (= Uasi-Rusa III), der in Urartu ein ähnliches Lob anbringen lies: "Ich eroberte mit meinen beiden Pferden und mit dem meines Wagenlenkers das Königreich Urartu". Dieser Ursa-Arsames war der Großvater des Darius! In Anbetracht der Ähnlichkeit dieser beiden Vorgehensweisen und im Hinblick auf die Phantasie Herodots halte ich es für wahrscheinlicher, dass die Thronbesteigung des Darius auf völlig andere Weise vonstatten ging.

Herodot meint (III, 88): Mit Ausnahme der Araber gebot er (Darius) über sämtliche Völker Asiens, die Kyros unterworfen und Kambyses zum zweiten Male unterworfen hatte. Dazu merkt Haussig folgendes an (Her. III, Anm. 68):

Herodot übergeht hier jene langwierigen Kämpfe, die Darius unmittelbar nach seiner Thronbesteigung zu bestehen hatte. Nach der Behistun-Inschrift fielen sie in die Zeit zwischen dem 16. Oktober 522 und dem 27. November 521 (v.Chr. konv.). Zuerst erhob sich Elam mit der alten Hauptstadt Susa. Ihm folgte Babylon unter Nidintu-Bel, einem Sohn des letzten Königs. Unmittelbar darauf fielen fast sämtliche Provinzen von Darius ab. Die unterworfenen Völker versuchten, ihre Unabhängigkeit wiederzugewinnen. In Medien war ein Mitglied des alten medischen Königshauses Führer der Aufständischen, ihm hatte sich der gesamte Nordosten des Reiches angeschlosen. Ende 521 hatte Darius, der sich zeitweise nur auf die persischen Stämme stützen konnte, fast alle aufständischen Provinzen unterworfen. Nur Ägypten und Kleinasien waren noch nicht in seiner Hand. Ägypten wurde in den Jahren 519/18 unterworfen.

Das Problem für die Historiker besteht zu einem großen Teil darin, dass sie die Regierungszeit des Großkönigs Darius mit seiner Thronbesteigung am Beginn seiner 36jährigen Gesamtregierungszeit beginnen lassen, was Verwechslungen und Fehldatierungen zur Folge hatte. Abgesehen davon, dass die konventionellen Jahreszahlen ohnehin falsch sind, werden die Ereignisse am Beginn beider Regierungszeiten auch noch vermischt. Die Erhebung Elams mit der Hauptstadt Susa bezieht sich auf den frühen Regierungsantritt des jungen Darius im westelamitischen Chatti-Susa = Hattusas (687 ndFl).

Der Babylon-Aufstand im Jahr darauf ist der unter dem Assyrer Sin-schar-ischkun = Assur-bel-kala, eines Sohnes des letzten Königs Sanherib, der von Kyros im Bunde mit Nabopolassar und Darius niedergeschlagen wurde (688 ndFl). Es liegt aufgrund der Namensähnlichkeit nahe, dass es sich bei Nidintu-Bel um Nidnitibal, einen (21jährigen) Sohn des Nabu(m)ukinzer aus den Pohl-Texten handelt. Bei Nabu-ukin-zer, dem Chaldäer, handelt es sich um Mursilis II Eumenes, einen vorübergehenden König von Babylon, der im Jahre 688 ndFl durch seinen Sohn vertreten war. Dieser übergab die Stadt offenbar an Kyros, den Verbündeten seines Vaters. Später diente er dem Kyros in Babylon.

Ägypten war nach dem Tode des Kambyses, der Apries-Hophra-Nepherites (Nefer-uach-ib-Re) an Stelle des gefangen weggeführten Psammetich-Amasis hier eingesetzt hatte, wieder von Persien abgefallen. Daher musste umgehend ein Feldzug dorthin geführt werden, der - analog zu 519/18 v.Chr. - von 702 bis 703 ndFl dauerte und zur Wiedereinsetzung des Ptolemaios-(Epi-)Phanes = Achhapi-Amasis führte. Auf diesem Feldzug wurde Perdikkas ermordet.

Herodot fährt fort (III, 89:) Weiter teilte er (Darius) das Reich in zwanzig Provinzen ein, die bei den Persern Satrapien heißen. Jede Satrapie erhielt einen Statthalter und musste Steuern an ihn entrichten... Die nun folgende Aufstellung enthält bei Herodot auch die Höhe der Abgaben, die von den einzelnen Satrapien zu erbringen waren. Für uns sollte jedoch nur die geografische Einteilung selbst von Interesse sein (Herodot III, 90ff.).

1. Satrapie: Ioner, asiatische Magneter, Aioler, Karer, Lykier, Milyer und Pamphyler. Das ist die kleinasiatische Küstensatrapie mit den griechischsprechenden Ländern.

2. Satrapie: Myser, Lyder, Lasonier, Kabalier und Hytenner. Das ist das Hinterland der Küstensatrapie.

3. Satrapie: Bei den Hellespontbewohnern, von der Einfahrt zur Rechten: Phryger, asiatische Thraker, Paphlagoner, Mariandynen und Syrier. Das sind die ehemaligen Nordprovinzen des Lyderreiches vom Hellespont bis zur Mündung des Halys-Flusses ins Schwarze Meer.

4. Satrapie: Kiliker. Sie wohnen im Südosten Anatoliens an der "Kilikischen Pforte" nach Syrien und Mesopotamien hin.

5. Satrapie: (91) Das Land von der Stadt Posideion, die Amphilochos, Amphiaraos' Sohn, an der Grenze zwischen Kilikien und Syrien gegründet hat, bis hin nach Ägypten - ausgenommen jedoch der arabische Landesteil, der zinsfrei blieb - ..., Phoinikien, das palästinensische Syrien und die Insel Kypros.

Zur Erinnerung: Amphiaraos war kein geringerer als Orpheus bzw. Amphitryon, der im Gefolge des D-Ion-ysos von Kleinasien nach Europa gekommen und später in einer Erdspalte versunken bzw. beigesetzt worden war. Hierüber ist in dem entsprechenden Hellas-Kapitel ausführlich abgehandelt worden. Durch diesen Hinweis Herodots auf eine Stadtgründung durch den Sohn Amphilochos wird die sagenhafte Dreiergestalt seines Vaters historisch echt.

Diese fünfte Satrapie ist das vielfach zitierte Ebirnari, das "Land jenseits des Flusses (Euphrat)", das mit Babylon vielfach im Zusammenhang erwähnt wird.

6. Satrapie: Ägypten mit den libyschen Teilen Kyrene und Barka. Dazu gehört die Oase Chargha und das Küstenland bis zum heutigen Benghasi. Bezeichnend ist, dass die Insel Kypros (Zypern) zu der vorigen Satrapie gehört, obwohl es schon seit einiger Zeit ein Teil Ägyptens war.

7. Satrapie: Die Sattagyden, Gandarier, Dadiker, Aparyter. Das ist der Bezirk von Peschawar und der südliche Teil von Afghanistan mit dem Kabultal. Die beiden erstgenannten Völker sollten die Grenze nach Indien sichern (Haussig, Her. III, Anm. 71).

8. Satrapie: Susa und das übrige Kissien; damit ist nicht "das alte Elam mit der Hauptstadt Susa (die heutige Landschaft Chusistan)" gemeint, wie Haussig anmerkt (Her. III, Anm. 80), sondern das westelamitische (Chatti-) Susa im kissischen Land, wie Herodot es beschreibt (V, 49). Hier in Hattusas war die Residenz des Großkönigs Darius, der schon als Telipinus bzw. Lipit-Ischtar von 687 ndFl an hier residiert hatte.

9. Satrapie: Babylon und das übrige Assyrien.

10. Satrapie: Agbatana (= Ekbatana, Waschukanni, Uausch-Channigalbat, die Hauptstadt Mediens), das übrige Medien, die Parikanier und Orthokorybantier. Haussig (Her. III, Anm. 83): Nordwestpersien mit Teheran. Die Parikaner waren - ähnlich wie die heutigen Beludschis - Nomaden. Sie wanderten mit ihren Herden, wenn wir Herodot folgen, damals zwischen Nordwest- und Südpersien.

11. Satrapie: Kaspier, Pausiker, Pantimather und Dareiter. Das ist Aserbeidschan mit Gilan.

12. Satrapie: Die Völker von den Baktrianern bis zu den Aiglern. Das ist Nordafghanistan und das Tal des oberen Amu darja.

13. Satrapie: Die Völker von der Landschaft Paktyike und den Armeniern und deren Nachbarn bis zum Schwarzen Meer. Das sind die Gebirgsvölker zwischen Erzerum und Trapezunt (Trapson) in Nordostkleinasien. Damals waren sie Teile von Urartu.

14. Satrapie: Die Sagartier, Saranger, Thamanaier, Utier, Myker und die Bewohner der Inseln im Roten Meer, auf denen der König die so genannten verpflanzten Stämme ansiedelt. Das sind die Völker zwischen der Linie von Isfahan nach Hanum i Hilmend und der Küste des Persischen Golfes (früher Erythräisches = Rotes Meer) bis zur Straße von Hormuz (Ormus).

15. Satrapie: Saker und Kaspier; letztere wurden schon mit der 11. Satrapie aufgezählt. Es waren Nomadenstämme, die an der Süd- und Ostküste des Kaspischen Meeres bis zur Mündung des heute ausgetrockneten Usboi nomadisierten.

16. Satrapie: Parther, Chorasmier, Sogder und Areier. Das ist das Gebiet vom Unterlauf des Syr darja bis zum Tal des Heri-rud im heutigen Afghanistan.

17. Satrapie: Die Perikanier und die asiatischen Aithioper an der persischen Küste von der Straße von Hormuz bis etwa in die Gegend von Karatschi und das heutige Belutschistan. Haussig (Herodot III, Anm. 90): Es handelt sich bei den Aithiopern und Perikanern um Reste der von den Iraniern verdrängten drawidischen Urbevölkerung, die wegen ihrer dunklen Haut von den Griechen als Aithioper bezeichnet wurden. Das in den Gebirgen Belutschistans noch heute lebende Nomadenvolk der Brahui scheint zu dieser Volksgruppe zu gehören.

18. Satrapie: Die Matiener, Saspeirer und Alarodier. Hierbei handelt es sich um Völker in dem als Urartu bezeichneten Gebiet, aus dem letzlich die Dynastie der Perserkönige hervorgegangen war: Parsu-Masch.

19. Satrapie: Die Moscher, Tibarener, Makroner, Mossynoiker und Marder. Hier gilt dasselbe wie für die 18. Satrapie.

20. Satrapie: Die Inder, das weitaus größte Volk, das man kennt... Das heißt, dass Indien schon zum Perserreich des Darius I dazu gehörte - durch Alexander den Großen Nr. 1! Auch im AT-Buch Esther (1, 1) wird die Zugehörigkeit Indiens zum Perserreich schon lange vor dem Auftreten Alexanders gesehen: Zu den Zeiten des Ahasveros (der da König war von Indien bis an Mohrenland über 127 Länder) ... Ein ergänzender Text, der nur noch in den Apokryphen überliefert ist, benutzt übrigens statt Ahasveros (= Xerxes) den Namen Artaxerxes, was jeden Arta-Chschatrach = Großkönig betreffen kann. Gemeint ist im Buch Esther überwiegend Darius I.

Neben den zwanzig Satrapen, die den obigen Satrapien vorstanden, muss es noch Untersatrapen gegeben haben, die Teilsatrapien verwalteten (Daniel 6):

(1) Und Darius aus Medien nahm das Reich ein, da er 62 Jahre alt war. (2) Und Darius sah es für gut an, dass er über das ganze Königreich setzte 120 Landvögte. Zunächst waren es nur 120, später müssen demnach noch sieben dazugekommen sein (Buch Esther).

Da in Daniel 6 nicht die Übernahme der Großkönigschaft, sondern der Sieg über Belsazar und die Einnahme Babylons in Rede steht, so kann leicht das Geburtsjahr des Darius ermittelt werden: 716 minus 62 = 654 ndFl; das heißt: ein Jahr nach dem Tode des Pharnaspes-Arnuwandas-Burnaburiasch brachte dessen Witwe schon den gemeinsamen Sohn mit Hystaspes, der sie geheiratet hatte, zur Welt.

Herodot (III, 96:) Später kam dann noch die Steuer der hellenischen Inseln und der europäischen Völker bis nach Thessalien hinzu... (97) Persien selber habe ich deshalb nicht unter den zinspflichtigen Völkern aufgeführt, weil das persische Land abgabenfrei ist.

Diese Satrapien-Einteilung fand im Jahre 701 oder 702 ndFl statt und ist mit den Beschlüssen von Triparadeisos des Jahres 321 v.Chr. identisch. Sie fand in Hattusas, dem kissischen (Chatti-)Susa oder Pteria am Halys statt. Dieses "Schloss Susan im Lande Elam am Wasser Ulai" (Daniel 8, 2;16) ist auch das assyrische Assur-uter-asbat, das die Hethiter Pitru nennen, jenseits des Euphrat am Sagur-Fluss (Kurch-Stelen-Inschrift). Es sieht so aus aus, als habe man den Königssitz aus der schwer zugänglichen Bergfestung Hattusas hinunter an den Halys verlegt. Bengtson, befangen in der Vorstellung, es gehe um Ereignisse nach dem Tode Alexanders des Großen, schreibt (Seite 343):

Die Neuordnung der Reichsgewalt, die im Jahre 321 v.Chr. in dem nordsyrischen Triparadeisos vorgenommen wurde, brachte den greisen Antipatros als "Majordomus" der Könige an die Spitze des Gesamtreiches. Das unheilvolle Nebeneinander des asiatischen Königreiches und des makedonischen Königtums schien damit aus der Welt geschafft.

Dieses unheilvolle Nebeneinander kommt nur in der konventionellen Chronologie zustande. Antipatros ist Intaphernes = Artaphernes der Ältere, ein Stiefbruder des Darius und einer seiner Mitverschwörer. Sein Ende wird von Herodot anders geschildert als das Ende des Antipatros bei Bengtson. Während Intaphernes (Herodot III, 118) gleich nach jenem Ereignis (der Inthronisation des Darius) wegen eines Verbrechens hingerichtet wurde, stirbt Antipatros im Sommer des Jahres 319 v.Chr., zwei Jahre nach Triparadeisos und nachdem er "den alten Haudegen" Polyperchon zu seinem Nachfolger als Reichsverweser bestimmt hatte, offenbar ziemlich unspektakulär.

Die Frau des Intaphernes erweckt das Mitleid des Darius, der ihr freistellt, ihren Gatten oder einen der mitgefangenen Verwandten zu wählen, den er dann freilassen will. Sie bestimmt ihren Bruder, was Darius wiederum sehr verwundert. So lässt dieser den Bruder und dazu noch ihren ältesten Sohn frei. Das mag alles so gewesen sein oder auch nicht. Jedenfalls ist es wichtig, dass der älteste Sohn freigelassen wird; denn der wird noch gebraucht! Er ist Artaphernes der Jüngere = Pharnabazos oder Artabazos oder - wie er als Sohn des Antipatros heißt - Kassandros.

Von Kassandros sagt Bengtson, er habe sich aufs entschiedenste der Anordnung seines Vaters widersetzt. Außerdem hätten zu dieser Zeit in Ost und West die partikulären Kräfte ihr Haupt erhoben. Gegen Polyperchon, den Bengtson (Seite 343) als unzulänglichen Repräsentanten der Reichsgewalt bezeichnet, hätten sich Kassandros, Ptolemaios und Lysimachos zusammengetan, aber auch Antigonos. Sollte es sich bei letzterem um Antigonos Monophthalmos handeln, so würde dieser gegen sich selbst opponieren; denn er ist mit Polyperchon-Pelops-Philipp I identisch. Wenn es sich aber um Antigonos Doson handeln sollte, dann würde sich der Sohn Amyntas gegen seinen Vater Philipp wenden. Oder hat Bengtson etwa nur den Antigonos miterwähnt, weil er seiner Meinung nach "dazu gehörte"?

Polyperchon, so Bengtson, setzte seine Hoffnungen auf die Griechen des Mutterlandes; das trifft auch auf Philipp I zu, der sich unter anderem um die Athener, das heißt vor allem um die Söhne Phokion und Demades bzw. Hipparch und Hippias des Peisistratos, bemühte. Auf diese Zusammenhänge werde ich im folgenden Kapitel zu sprechen kommen.

Wir haben es in dieser Phase der Geschichte konventionell mit mindestens drei verschiedenen Epochen zu tun: Darius I als Nachfolger des Kambyses, Darius II als Perserkönig in der Zeit des Peloponnesischen Krieges und Darius III als Gegner Alexanders des Großen. Während Darius I und II miteinander identisch sind (Darius II ist nicht Nothos noch Ochos, wie konventionell gesagt wird), handelt es sich bei Darius III um den Gegner Alexanders des Großen Nr. 2, der konventionell allerdings nicht von Nr. 1 getrennt wird. So kommt es aber zu der teilweisen Verwechslung Darius' III mit Darius I, weil zu dem ersten Alexander ebenfalls ein Darius gehört, und zwar Darius I.

Bei der Konferenz zu Triparadeisos (Pteria, Chatti-Susa), die im Jahre 321 v.Chr. stattgefunden haben soll, kam es meines Erachtens auch zu der Massenhochzeit zu Susa, die im Jahre 324 v.Chr. bereits stattgefunden haben soll. Hier liegen die Jahresangaben aber im Argen, da Alexander, der konventionell als der Veranstalter gesehen wird, schon im Jahre 323 v.Chr. sterben muss und bei der Konferenz von Triparadeisos nicht mehr anwesend sein darf. Wenn wir als Veranstalter jedoch Darius I annehmen, dann finden beide Ereignisse gleichzeitig schon kurz nach seinem Regierungsantritt statt: 701 oder spätestens 702 ndFl. Konventionell ist diese Hochzeit erwartungsgemäß mit der unter Alexander dem Großen Nr. 2 vermischt worden. Bengtson (Seite 327f.):

Die makedonisch-persische Massenhochzeit zu Susa ist eines der bedeutendsten Symbole der völkischen Verschmelzungspläne Alexanders. Während sich er König selbst mit Stateira, einer Tochter des Dareios III., und mit Parysatis, der jüngsten Tochter des Artaxerxes III Ochos, nach persischem Ritus ehelich verband, nahmen nicht weniger als 80 seiner vornehmsten Mitkämpfer und Freunde, unter ihnen Hephaistion, Krateros, Seleukos, Eumenes, und außer ihnen 10.000 Angehörige des makedonischen Heeres Perserinnen zu Frauen.

Was die neuen Ehefrauen Alexanders betrifft, so ist eine Dame namens Parysatis bereits eine der Gattinen Darius' I. Inwieweit es sich hier um Frauen des zweiten großen Alexander handelt, bleibt offen. Die übrigen Heiratskandidaten sind allerdings Zeitgenossen des ersten großen Alexander und des Darius I, auf die ich noch zu sprechen komme.

Die Gattin Parysatis des Darius I war eine Tochter des  Gobryas-Nabopolassar, die auch Vasthi, Ischta-Pariya, Gaschulawija und Laodike hieß. Sie wurde von Darius verstoßen und heiratete den Hethiter (nicht Griechen, wie es konventionell heißt) Eumenes = Mursilis II = Nabu-ukin-zer = Schuzub, den Chaldäer und bekam von ihm im Jahr 703 ndFl den Sohn Nabu-nadin-ach = Nabonid = Hattusilis III/II, den späteren Antiochos (Hierax) I/III.

Der Name Eumenes leitet sich meines Erachtens von Uman bzw. Huban = Merkur, also von Nabu ab. Vermutlich ist er Eumenes I, der Vater von Eumenes II, der allerdings als Sohn des Attalos gilt. Eumenes II dürfte der Judenhasser, "der böse Haman, Sohn des Hamedatha", aus dem Buch Esther im AT sein. Er wäre jedoch nur der Adoptivsohn des Attalos-Armadatta = Hamedatha gewesen, der sich nach dem Tode des Mursilis II = Eumenes I dessen Gattin Laodike samt ihrem kleinen Söhnchen Eumenes II = Nabu-nadin-ach annahm, dem Sohn des Mursilis = Nabu-ukin-zer. Auf dem Karatepe fanden sie ein neues Zuhause.

Unter seinem Namen Itti-Marduk-balatsu, Marduk-bel-usati und  Asitawandas haben wir Attalos-Belesys schon in früheren Kapiteln kennengelernt. Das Schloss des Belesys, das von den Truppen des jüngeren Kyros eingeäschert wurde (Xenoph. Anab. I,2,10), stand auf dem Karatepe oberhalb des Çeyhan-Tales, wurde allerdings von Xenophon etwas zu weit östlich angesiedelt. Es ist das Schloss des Hethiters Asitawandas, eines Sohnes des Tudhaliyas.

Der Sohn Sin-Uas oder Warpalawas dieses Armad-atta heißt bei griechischen Schriftstellern Syennesis. Mit Vater und Sohn hatte Hattusilis III (in Wirklichkeit war er erst der zweite dieses Namens) zu schaffen. Sie schauten ihm tüchtig auf die Finger; denn er arbeitete sowohl gegen seinen Halbbruder Nergal-Muwatallis = Neriglissar als auch gegen dessen Sohn Urchi-Teschub = Labasch-Marduk = Kadaschman-Turgu, den späteren Darius-Kodomanus (Kodoman-Tarjuscha). Dem Armadatta-Belesys = Itti-Marduk-balatsu hatten "die Götter ein Altern über die Grenzen hinaus gestattet", wie Hattusilis es in seinen Annalen ausdrückt. Er wurde weit über hundert Jahre alt: geboren etwa 634, gestorben nach 738 ndFl. Er hatte bei seinem Tode keine direkten Erben mehr und vermachte daher seinen Reichtum und seine Stadt Pergamon den Römern. Sein Sohn Syennesis war zur Zeit des jüngeren Kyros noch Statthalter von Kilikien (724 ndFl; in diesem Jahr bestieg übrigens auch der 21jährige Hattusilis = Antiochos Hiërax den Thron in Hattusas).

Die Griechen waren zu Beginn der Regierungszeit des Großkönigs Darius I mit dem Peloponnesischen Krieg beschäftigt und hatten daher wenig Interesse an Persien. Ihr Augenmerk galt aber den Aktivitäten der Makedonen, die auf europäischem Boden auf Vorteile aus waren. In konventioneller Sicht arbeiten sie für ihre eigene Machterweiterung, in einer berichtigten Geschichte kommt aber deutlich zum Ausdruck, dass sie den Übergang der Perser auf den europäischen Kontinent vorbereiten. Makedonengegner unter den Hellenen sind also auch Gegner der Perser. Die Fronten verlaufen quer durch die Städte.

In Athen sind es Demades und Phokion, die Söhne des Peisistratos, die bei Herodot Hippias und Hipparch heißen, die mit den Makedonen kooperieren, und ihr entschiedenster Gegner ist Demosthenes, den Bengtson als den "Heros der attischen Demokratie" bezeichnet. Sein Sieg über Antipatros, den er im festen Lamia einschloss (daher Lamischer oder Hellenischer Krieg 323-322 v.Chr. entsprechend 700-701 ndFl), fand nur kurz nach seiner Landung im messenischen Pylos statt (425 v.Chr. entsprechend 699/700 ndFl). Konventionell könnte es sich nicht um denselben Demosthenes gehandelt haben. Die Niederlage der Athener in der Seeschlacht bei Amorgos im Sommer des Jahres 322 v.Chr. (701 ndFl) machte den Vorteil von Lamia wieder zunichte.

Konventionell im Jahre 343 v.Chr. wird ein Freundschafts- und Nichtangriffspakt zwischen Makedonen und Persern abgeschlossen. Das würde ich ins Jahr 698 ndFl verlegen. Diese Phase der Geschichte ist sehr ungenau, was die Datierungen angeht.

Wenn wir die Eroberung und Zerstörung von Poteidaia durch Philipp (I natürlich und nicht - wie konventionell gesagt wird - Philipp II) des Jahre 356 v.Chr. mit der des Jahres 432 v.Chr. gleichsetzen, das dem Jahr 692 ndFl entspricht, dann wird aus 349 v.Chr. 699 ndFl. Diese Rechnung kommt der Wirklichkeit näher. Ähnliche Probleme ergeben sich mit dem Skythenzug des Philipp und des Darius I, den Herodot schildert. Darauf und auf die Aktivitäten Philipps I in Hellas, die konventionell fast ausnahmslos Philipp II zugeschrieben worden sind, gehe ich erst im nachfolgenden Kapitel ein.

Die Hellenika des Xenophon enden - so wird konventionell gesagt - im Jahre 362/1 v.Chr. mit der Schlacht bei Mantineia und dem Allgemeinen Frieden in Hellas (ohne Sparta). In konventioneller Sicht schließt daran der Feldzug des Perdikkas gegen die Illyrer an. Perdikkas III fällt auf diesem Kriegszug im Jahre 359 ndFl, und Philipp II, sein Bruder, setzt den Krieg siegreich fort (358 v.Chr.). Da es nur einen einzigen Perdikkas gegeben hat, kann er entweder hier nicht gefallen oder nicht in Ägypten ermordet worden sein.

Auch im Jahre 418 v.Chr. wird bei Mantineia gekämpft: Agis von Sparta besiegt die Argiver und den peloponnesischen Sonderbund. Dieses Jahr innerhalb des Peloponnesischen Krieges entspricht dem Jahr 706 ndFl. Sieben Jahre zuvor landete Demosthenes in Messenien (425 v.Chr.). Sieben Jahre vor 362 v.Chr. ist 369 v.Chr.; in diesem Jahr wird ein unabhängiger messenischer Staat geschaffen. Die Schlachten bei Mantineia scheinen ein und dieselbe zu sein. Wir haben hier ein Beispiel für die Vervielfältigung der Geschichte, wie sie allenthalben betrieben worden ist. Mehr oder weniger lange oder kurze Stränge liegen parallel. Innerhalb der Stränge stimmen die Abstände der Ereignisse weitgehend überein, die Stränge selbst sind jedoch falsch an das Netz der Geschichtsdaten angebunden.

Wir betrachten uns jetzt einen Zeitgenossen des in Rede stehenden Geschehens, der uns Gewissheit darüber verschaffen kann, dass wir uns in der richtigen Chronologie befinden. Bengtson schreibt (Seite 328f.):

Während Alexander in Asien von Sieg zu Sieg eilte, war die Herrschaft der Makedonen in Hellas vorübergehend schweren Erschütterungen ausgesetzt gewesen. Der Spartanerkönig Agis III, der Sohn des Archidamos III, war in Verbindung mit den Persern getreten und hatte im Jahre 332/1 v.Chr. fast die ganze Peloponnes vom Bündnis mit den Makedonen abspenstig gemacht. Im Sommer oder Herbst 331 wurde Agis jedoch bei Megalopolis von Antipatros, dem "Strategen von Europa" und Stellvertreter des makedonischen Königs beim Hellenenbunde, aufs Haupt geschlagen. Sparta musste dem Korinthischen Bunde beitreten, eine Empörung gegen die makedonische Herrschaft haben die Griechen zu Lebzeiten Alexanders nicht mehr gewagt.

Während Alexander in Asien von Sieg zu Sieg eilte, saß in Persien Kambyses auf dem Thron. Das wird konventionell überhaupt nicht erkannt! Würde die Jahreszahl 332/1 v.Chr. im Alexander-Strang richtig sein (Rückkehr aus Asien 324 v.Chr. entspr. 699 ndFl), dann entspräche sie den Jahren 691/2 ndFl, also dem Jahr vor dem Beginn des Peloponnesischen Krieges (693 ndFl). Der erste Teil dieses Krieges heißt aber deshalb Archidamischer Krieg, weil Archidamos zu dieser Zeit noch König in Sparta war. Archidamos III fiel im Sommer 338 v.Chr. im italienischen Mandonion. Das gehört zu den griechischen Aktivitäten in Italien und auf Sizilien während des Peloponnesischen Krieges. Das Jahr 338 v.Chr. liegt in einem Chronologie-Strang, der im Jahre 343 v.Chr. mit der Rückeroberung Ägyptens durch Artaxerxes III Ochos beginnt. Wie ich noch zeigen werde, ist damit die Rückeroberung Ägyptens durch Darius im Jahre 703 ndFl gemeint, wodurch sich für 338 v.Chr. die Jahreszahl 708 errechnen lässt. Diesem Jahr entspricht wiederum das Jahr 416 v.Chr. im Peloponnesischen Krieg, in dem sich neue Aktivitäten der Athener in Sizilien anbahnen.

Schon in den ersten Jahren dieses Krieges unternahmen die Athener ihre erste Sizilien-Expedition: Laches landete mit einer Flotte in Sizilien. Wann auch immer Archidamos nach Italien ging, sein Sohn Agis kann nicht vor 693 ndFl König von Sparta geworden sein. Die Schlacht bei Megalopolis (auf der Peloponnes) kann nicht in der Zeit stattgefunden haben, als Alexander noch in Asien von Sieg zu Sieg eilte. Im Jahre 425 v.Chr. entsprechend 699 ndFl landete der Athener Demosthenes im messenischen Pylos, was ein Schlag gegen Sparta war. Allerdings war dieser Demosthenes ein ebensolcher Gegner der Makedonen wie Agis. Ein vermeintlich "anderer" Demosthenes verfasste im Jahre 341 v.Chr. (analog 691 ndFl) eine Hetzschrift gegen Philipp I, eine Philippika, und bewirkte damit die Kriegserklärung Athens an Philipp I = Pelops.

Es muss kein Zusammenhang zwischen Megalopolis und Pylos bestehen. Interessant ist für uns jedoch, dass die Ereignisse um Darius I, Alexander und Philipp wieder einmal gut zueinander passen.

Philipp I (und nicht Philipp II) folgte nicht auf seinen gefallenen Bruder Perdikkas, sondern auf seinen ermordeten Halbbruder Polydoros. Im Jahre 372 v.Chr. einigte Jason von Pherai Thessalien, zwei Jahre später wurde er von seinem Bruder Polydoros ermordet (Xen. Hell. VI 4, 31ff.). Diesen wiederum bringt sein Bruder Polyphron um (4, 33). Polyphron ist Pelops = Philipp I.

Sowohl 359 als auch 344 v.Chr. kämpft Philipp in Illyrien. 358 v.Chr. folgt er auf Perdikkas III, was nichts anderes bedeutet, als dass er in diesem Jahr die Herrschaft über Thessalien und Thrakien antritt (344, "vielleicht erst 342 v.Chr." lt. Bengtson). Ausgehend von Poteidaia (356 = 432 v.Chr. = 692 ndFl) hieße 359/358 v.Chr. 690 ndFl. Während dieser Jahre erfreut sich Bruder Perdikkas noch bester Gesundheit. Wenn es nun heißt, dass Polyphron von seinem Neffen Alexander ermordet wird, dann wissen wir auch, wer dieser Neffe ist: es ist Alexander der Große Nr. 1, der Sohn des Perdikkas und dessen Nachfolger auf dem makedonischen Königsthron, der Heeresreformer, der auch den Namen Archelaos bekam. Er wurde später ebenfalls ermordet.

Mit den Magnaten, die unter Darius wichtige Positionen im Reich innehatten, geht es schon bald zu Ende, und über ihren Abgang von der geschichtlichen Bühne sind die Historiografen des Altertums so wenig wie die modernen Historiker sich einig oder gar im Bilde.

Im Jahre 715 ndFl muss den hochprivilegierten Nebukadnezar in Babylon der Hafer gestochen haben; denn er machte einen Versuch der Loslösung vom persischen Großkönig. Darius I, der angebliche Meder des Buches Daniel, besiegte Hystanes-Otanes in offener Feldschlacht, und der floh in die Wüste, wo ihm die Haare und die Fingernägel wuchsen. Nach sieben Zeiten kehrte er von dort wieder zurück nach Babylon: nach sieben Doppeljahren des Epagomenen-Kalenders, nämlich im Jahre 729 ndFl. Nach zwanzigmonatiger Belagerung fiel das uneinnehmbare Babylon durch die List des Zopyros, und der Sohn Belsazar des Nebukadnezar wurde von seinen eigenen Leuten umgebracht: 716 ndFl.

Darius setzte in Babylon seinen Sohn Arsames-Ariobarzanes, den er von der Tochter Parysatis des Gobryas-Nabopolassar bekommen hatte, als Obersatrapen von Babylon und Ebirnari ein, der auch für Ägypten zuständig war. Zopyros wurde der Untersatrap der Region Babylon. Die Lederbriefe dieses Arsames an die jeweiligen Korrespondenten in Ägypten lassen ihre Reihenfolge erkennen: Zunächst gingen sie an den wiedereingesetzten Ptolemaios-Amasis = Men-pechti-Re oder Ach-Hapi (Pechti und Hapi stehen für Ptah), nach dessen Tod - vermutlich im Jahre 718 oder 719 ndFl - an seinen Sohn Psamtschek-Psammuthis-Psammis = Amyr-Teos Men-maat-Re Ptolemaios Euergetes.

Im Jahre 719 oder spätestens im Jahr darauf ermorderten Amyrtaios und sein Bruder Inaros den Erbprinzen Achaimenes = Aach-mes, den "Herrn des Nordens", was zu einem längeren Krieg der Perser gegen die Aufständischen führte. Inaros wurde getötet, Amyrtaois gelang die Flucht. Sein Nachfolger als Korrespondent des Lederbriefschreibers Arsames wurde Necht-Hor (Nechtichur, Hakoris). Er hatte schon auf dem Pharaonenthron gesessen, bevor er von Necho gestürzt worden war: Necht-cheperu-Re Hor-em-heb = Haremhab. Auch er fiel von Persien ab. Im Todesjahr des Darius, 720 ndFl, stieg Arsames-Ariobarzanes als Artaxerxes Mnemon auf den Thron des persischen Großkönigs. Er ist auch der Seleukos aus der Zeit nach Alexander dem Großen.

Darius hatte zu seinen Lebzeiten auch noch andere Söhne in hohe Positionen gesetzt. Xerxes wurde vermutlich im Jahre 716 ndFl in der Sogdiane eingesetzt; denn Herodot zufolge starb er nach zwanzigjähriger Regierung, und das müsste im Jahre 736 ndFl der Fall gewesen sein. Kyros der Jüngere wurde in demselben Jahre 716 ndFl als Vizekönig (Karanos) in Sardes eingesetzt.

Das Jahr 716 ndFl entspricht dem konventionellen Jahr 408 v.Chr., das in den Hellenika als "93. Olympiadenjahr" bezeichnet wird. Gerechnet ab 624 ndFl ergäbe das - vermehrt um 92 Jahre - 716 ndFl. Die konventionelle Umrechnung hat natürlich - basierend auf der Vierjahres-Olympiade - zu einem anderen Ergebnis geführt: 776 minus (4 mal 92 =) 368 = 408 v.Chr.

Im nachfolgenden Kapitel werden die Ereignisse des vorliegenden Kapitels aus einer anderen Perspektive betrachtet, nämlich aus der griechischen. Leider sind die Historiografien, auf die ich mich beziehen muss, in eklatanter Unordnung, so dass es nicht immer leicht ist, den genauen Sachverhalt zu ermitteln. Es werden sich Ungenauigkeiten und mit Sicherheit auch Fehlinterpretationen ergeben, die erst - davon gehe ich aus - in Zukunft aus der Welt geschafft werden können. Trotzdem bin ich zuversichtlich, dass sich die Geschichte Alt-Griechenlands jetzt schon wesentlich richtiger darstellen lässt als in konventioneller Sicht.

Letzter Stand: 24. Februar 2014


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