Zehntes Buch: Darius und Xerxes

2. Kapitel:

Hellas im Peloponnesischen Krieg
Teil II: Philipp I in neuer Sicht

Bengtson1 widmet der Person Philipp in seiner Griechischen Geschichte ein umfangreiches Kapitel (Seiten 277-304). Das meiste darin gehört jedoch zu Philipp I und nicht, wie er annimmt, zu Philipp II. Außerdem sind die dreiundzwanzig Jahre (359-336 v.Chr.), die Philipp regiert haben soll, so nicht zu akzeptieren; denn sie sind überdehnt. Tatsächlich hat Philipp I nur wenige Monate als König von Makedonien regiert, die meiste Zeit nämlich als thessalischer Tagos.

Die Zeit zwischen seiner Ankunft aus Argos (um 656 ndFl) und der Thronbesteigung als Tetrarch von Thessalien (689 ndFl) in seinem 59. Lebensjahr liegt - jedenfalls, was die frühen Jahre angeht - weitgehend im dunkel. Sein Auftritt ist mit dem Feldzug gegen Illyrien verbunden, den er mit seinem Zwillingsbruder Perdikkas und dessen etwa dreißigjährigem Sohn Alexander, dem Großen Nr. 1, von 687 bis 688 ndFl gemeinsam unternimmt, und mit der Ermordung seines Stiefvaters und Halbbruders Jason durch seinen Halbbruder Polydoros im Jahre 689 ndFl. Sein Tod gehört in das Jahr 704 ndFl, also nur siebzehn Jahre nach seinem ersten großen Auftritt. Konventionell liegt dies alles weit auseinander und teilweise in der falschen Reihenfolge und vor allem nicht nur einer, sondern zwei Personen mit dem Namen Philipp zugeordnet.

Wie ich im vorangegangenen Kapitel schon gesagt habe, sind die Makedonen keine "Barbaren", sondern Hellenen, als welche sie sich selbst auch immer nur gesehen haben. Wen wundert es, dass - wie Bengtson sagt - von der makedonischen Sprache kein einziger Satz erhalten blieb. In letzter Konsequenz haben wir das zu bedenken, wenn wir die Aktivitäten Philipps beurteilen und ins rechte Licht rücken. Alle Beteiligten sind auch in irgendeiner Weise immer miteinander verwandt, und wenn die Makedonen durch Illyrien und Thrakien ziehen, dann treffen sie dort ebenfalls auf Verwandte oder Verschwägerte. Wer könnte denn noch die Grenze zwischen Sutu-Skythen und Thrako-Phrygern ziehen? Herodot berichtet Abenteuerliches über Thrakien; aber er meint die Urbevölkerung, die dort schon vor dem Vormarsch des Doros-Lakedaimon-Illyrios lebte. In der in Rede stehenden Zeit hatten die meisten Thraker-Herrscher (und Völker?) indoarische Vorfahren wie die Makedonen und Griechen.

Bengtson (Seite 280): In dem machtvoll um sich greifenden Chalkidischen Städtebund erstand Makedonien ein gefährlicher Rivale an seiner Ostfront, während im Westen die Illyrer immer aktiver wurden und durch ihre Einfälle Makedonien mehrfach in schwere Bedrängnis brachten.

Bengtson sieht nun ein Eingreifen Spartas im Norden (konv. 382-379 v.Chr.); das aber betrifft erst den Sohn Amyntas des Philipp I und gehört nicht an den Anfang der thessalischen bzw. makedonischen Geschichte. Dort hat Perdikkas, der Zwillingsbruder des Philipp I, seinen Platz, und so ziehen beide Brüder in einen Krieg gegen die Illyrer, dessen Ursache nicht vordergründig ersichtlich ist: (konv.) 359/358 v.Chr., entsprechend 687/688 ndFl. Ob ihr Auftraggeber ihr Stiefvater Jason von Pherai war, kann ich nicht beantworten.

Dass Perdikkas konventionell in diesem Krieg zu Tode kommt und das Reich ohne einen erwachsenen Erben lässt, hatte ich schon mehrfach abgestritten. Perdikkas wird nämlich erst im Jahre 703 ndFl auf dem Ägypten-Feldzug ermordet werden, und dann ist er zweiundsiebzig Jahre alt. Die vermeintlichen Thronstreitigkeiten, die sich nach dem Tode des "jungen Königs Perdikkas" (Seite 282) ergeben haben sollen, betreffen eine andere, spätere Thronfolge. So wird auch Philipp (II) nicht Prinzregent "seines jungen Neffen Amyntas, des Sohnes des Perdikkas III". Philipp wird nach dem tatsächlichen Tode des Perdikkas dessen Nachfolger als König von Makedonien und nimmt dabei das Reich nicht etwa seinem eigenen Sohn Amyntas weg, sondern seinem Neffen, dem nicht mehr ganz jungen und altverdienten Indien-Eroberer Alexander, dem Sohn des Perdikkas, der seinen Onkel wenig später ermordet und auf den Thron des Makedonenkönigs steigt: Archelaos I = Alexander I, der Große Nr. 1 = Alexander II von Makedonien = Alexander von Pherai.

Noch befinden wir uns am Anfang der großen Erfolgskarriere des Philipp, der mit seinem Bruder Perdikkas die Illyrer besiegt und ihnen Gebiete am Ochridasee abnimmt. Hiermit beginnt die eigentliche Geschichte Makedoniens, das nun zu einem mächtigen Einheitsstaat mehrerer Fürstentümer heranwächst. In Athen beobachtet man aufmerksam die zunehmende Gefahr, die von diesem neuen Machtgebilde ausgeht. Zwar sind die Peisistratiden, die in Verbundenheit zu Philipp stehen, zur Zeit des Illyrer-Feldzuges noch in Eretria auf Euböa im Exil; doch die Grenze zwischen Gegnern und Anhängern Philipps läuft jetzt bereits quer durch Athen.

Besonders die Zentralisten, die den Monarchien und Machtstaaten im Norden und Osten eine gebündelte hellenische Macht der Poleis entgegensetzen wollen, sehen ihre Chance; aber auch sie sind untereinander uneins über die Art dieses Staatsgebildes. So zielen die Reformvorschläge, die der Athener Isokrates in seinem Areiopagitikos macht, der in das Jahr (konv.) 357 v.Chr. gelegt wird, was dem Jahre 689 ndFl entspricht, auf eine Festigung (nicht Restauration, wie Bengtson meint) der oligarchisch-konservativen Ordnung und Stärkung des Areiopags, der obersten Behörde in Athen. Ich möchte Isokrates mit dem athenischen Philosophen Sokrates identifizieren, von dem es keine schriftlichen Zeugnisse geben soll. Diese könnten jedoch in den Schriften des Isokrates vorliegen, eines Anhängers sowohl der Peisistratiden als auch des Philipp. Sokrates' Todesjahr wird (konv.) mit 399 v.Chr. angegeben, was etwa dem Jahr 725 ndFl entspricht. Das würde zu Isokrates passen.

Der wichtigste Vertreter der anderen Richtung, der Gegner der Tyrannis wie des Philipp, war der athenische Redner und Feldherr Demosthenes. Sein Name ist über ein ganzes Jahrhundert durch die Geschichte versprengt. Es ist aber immer derselbe große Redner gemeint. Sein Förderer war Eubolos, der seit (konv.) 354 v.Chr. Vorsteher der Kasse des Theorikons war, der Theatergelder also, um nicht zu sagen der Staatskasse. Im Jahre (konv.) 349 v.Chr. hielt der ehemalige Stotterer Demothenes, der - wie gesagt wird - Kieselsteine in den Mund nahm und solange dem Meer predigte, bis er frei sprechen gelernt hatte, seine erste Rede gegen Philipp, seine erste Philippika. Seine dritte und vierte werden im Jahre (konv.) 341 v.Chr. gesehen; sie gehören jedoch vermutlich ebenfalls in die Jahre 689-691 ndFl wie die erste. In diese Zeit, in die Abwesenheit des Peisistratos, gehören auch die Bestrebungen, einen Hellenischen Bund zu schaffen, der jetzt von Demosthenes in die Wege geleitet wird.

Wie falsch die Geschichte gesehen wird, erweist sich bei Demosthenes extrem deutlich:

Bengtson, Seite 289: Wie wenig zutreffend der athenische Rhetor noch i. J. 352 das allgemeine Kräfteverhältnis in Hellas beurteilte, zeigt sein Eintreten für das peloponnesische Megalopolis. Durch eine Intervention auf der Peloponnes hoffte Demosthenes die von den Böotern im Stich gelassenen Bundesgenossen, insbesondere Argos, Messene und Sikyon (auch Sekyon geschrieben), an Athen zu binden. Die politische Utopie wurde von Eubulos sogleich als eine solche erkannt, die Meinungsverschiedenheit hatte einen offenen Bruch zwischen den beiden Politikern zur Folge.

Wie auch immer der Dissens Eubulos/Demosthenes bezüglich der Messene-Frage ausgegangen sein sollte - am Ende hat sich der Athener doch in die Ereignisse auf der Peloponnes hineinbegeben. Im Jahre (konv.) 425 v.Chr., also im siebten Kriegsjahr, landete Demosthenes im messenischen Pylos: 699 ndFl. In dieses Jahr gehört auch die Gründung eines von Sparta unabhängigen messenischen Staates (konv. 369 v.Chr.) mit der Hauptstadt Messene am Ithomeberg. Sein "Eintreten für die peloponnesische Megalopolis" führte im Frühjahr (konv.) 369 v.Chr. durch den Zusammenschluss von 39 arkadischen Gemeinden zur Schaffung einer riesig-dimensionierten Hauptstadt Megalopolis. Ich kann nicht umhin, als Kernstadt dieser Megalopolis Mantineia anzusehen; denn schon angeblich im Jahr zuvor (konv. 370 v.Chr.) soll sich unter der Führung des arkadischen Mantineia der Arkadische Bund gebildet haben. Auch dieser Staatenbund war gegen Sparta gerichtet und soll wie die messenische Staatsgründung und die Bildung der Megalopolis von Epaminondas angestiftet worden sein.

Die allgemeine Verwirrung in Hellas, auf welches Pferd man setzen solle, erinnert an den "Eiertanz" der syrisch-palästinensischen Stadtfürsten in der erst wenige Jahrzehnte zurückliegenden Amarnazeit. Jetzt sind es die Makedonen bzw. die Perser auf der einen oder der Hellenenbund auf der anderen Seite. Demosthenes entscheidet sich für den Bund der hellenischen Poliswelt. Denselben Demosthenes treffen wir aber auch in der Diadochenzeit nach dem Tode Alexanders des Großen an (konv. um 323 v.Chr.). Bei diesem handelt sich realiter um den ersten, den Indien-Eroberer, und folglich gehört dieser Demosthenes ebenfalls in die in Rede stehende Zeit.

In der konventionellen Geschichtsdarstellung resultiert aus den permanenten falschen Zuordnungen der Ereignisse dieser Zeit ein chronologisches Chaos, in dem Stränge, die zu Philipp I gehören, mit solchen die zu Philipp II gehören, und zwar besonders am Anfang und am Ende der Philipp-Zeit, vermischt werden. Außerdem wird eine Zeitdehnung erforderlich, durch die gleichzeitige Ereignisse zu auf einander folgenden gemacht wurden. Den konventionellen Jahreszahlen brauchen wir nicht zu trauen. Im Philipp- wie im Alexander-Strang liegen die Jahre nicht in der richtigen Reihenfolge. Diese Zeitspanne ist wesentlich kürzer, folglich muss die ganze Phase konventionell überdehnt worden sein.

In den Jahren (konv.) 357-355 v.Chr. fand der Athenische Bundesgenossenkrieg statt, der mit dem "Heiligen" oder amphiktyonischen Krieg parallel verlief: 689-691 ndFl. Im Jahr (konv.) 356 v.Chr. soll die Klage gegen die Phoker in Delphi eingebracht worden sein, und im Spätherbst des Jahres (konv.) 339 v.Chr. wurde Philipp II mit der Führung des amphiktyonischen Krieges beauftragt. Da die Phokerklage meines Erachtens aber der Anlass zum amphiktyonischen Krieg war, so gehört auch diese Begebenheit in dasselbe Jahr, in welchem der "Heilige" oder amphiktyonische Krieg begann; aber der Feldherr ist nicht Philipp II, sondern Philipp I.

Die Amphiktyonie ist gewissermaßen sowohl die Trägerschaft als auch die Schutzmacht eines Tempels bzw. Orakels. Die älteste Amphiktyonie war vermutlich die Ionische. Der Mittelpunkt des Ionischen Bundes (unter einem Wahlherzog oder Basileús; Bengtson S. 33) war das Heiligtum des Poseidon Helikonios auf dem Vorgebirge Mykale in der Mündungsebene des Mäander. Vorläufer der delphischen Amphiktyonie war die von Anthela an den Thermopylen, einem Bund der umliegenden Staaten um das uralte Demeter-Heiligtum. Durch die Gründung des delphischen Apollo-Heiligtums schwand die Bedeutung von Anthela, und zwar nach konventioneller Ansicht im 7. Jhdt. v.Chr.; doch schon gegen 600 v.Chr. sollen alle Staaten Mittelgriechenlands in der delphischen Amphiktyonie zusammengeschlossen gewesen sein (Bengtson, S.63).

In der berichtigten Chronologie ist die Ablösung des eleusischen Dionysos-Demeter-Kultes durch den delphischen Kult des Apollon eine Angelegenheit des sechsten nachsintflutlichen Jahrhunderts. Darüber ist in vorangegangenen Kapiteln abgehandelt worden.

Der amphiktyonische oder "Heilige" Krieg basierte auf den gegensätzlichen Auffassungen der Phoker, auf deren Gebiet sich das Heiligtum von Delphi befand, und der Böoter und Thessaler, der unmittelbaren Nachbarn der Phoker. Alle zwölf Mitgliedsstaaten der Amphiktyonie hatten je zwei Stimmen, unabhängig von ihrer Größe und Bevölkerungszahl. Die großen Staaten waren damit nicht länger einverstanden, allen voran Theben, wo Epaminondas derzeit ein starkes Regiment führte (konv. ca. 371-362 v.Chr.). Als dessen Bundesgenosse gilt Pelopidas, ein vermeintlicher Böoter, der jedoch in Wirklichkeit - wie an anderer Stelle schon hergeleitet wurde - Philipp I von Thessalien (noch nicht von Makedonien!) ist.

Konventionell heißt es, das delphische Heiligtum sei bis zum 2. Heiligen Krieg die Domäne der Phoker gewesen. Das ist natürlich anders zu sehen: der 2. Heilige Krieg (konv. um 448 v.Chr.) und der 3. (konv. 357-346 v.Chr.) sind auch der amphiktyonische Krieg, um den es hier geht. Die konventionelle Chronologie befindet sich gerade im vierten vorchristlichen Jahrhundert in einer eklatanten Unordnung, und das fünfte ist durch die "Pentekontaëtie" entstellt.

Bengtson, Seite 285: Auf der Frühjahrspylaia 356 v.Chr. klagten die Böoter eine Reihe von führenden Phokern wegen angeblichen Religionsfrevels in Delphi an; ihre Verurteilung war die Folge. Die Phoker parierten den Schlag dadurch, dass sie Delphi, den Ort und den heiligen Bezirk, besetzten (Sommer 356), nachdem sie sich vorher in einem Bündnis mit Sparta eine Rückendeckung geschaffen hatten. Unter der Führung des Philomelos, der als bevollmächtigter Stratege an die Spitze des Staatswesens trat, wurden die Lokrer von Amphissa, die die Phoker (ihre Nachbarn) hindern wollten, Delphi zu besetzen, geschlagen.

Delphi lag zwar geografisch auf dem Gebiet von Phokis, war aber eine Art "District of Columbia" und insofern tabu für militärische Übergriffe anderer griechischer Staaten. Als die Amphiktyonen den Bau des neuen Tempels in Delphi um dreihundert Talente in Auftrag gaben (Herodot II, 180), - der alte war durch einen Brand zugrunde gegangen -, hatte die Bevölkerung von Delphi den vierten Teil dieser Summe aufzubringen. Die Delpher fuhren von Stadt zu Stadt, um Beiträge zu sammeln, und brachten einen großen Teil des Betrages in Ägypten zusammen. Amasis schenkte ihnen 1000 Talente Alaunsalz, und die in Ägypten wohnenden Hellenen schenkten zwanzig Minen Silbers. Das kann noch nicht lange zurückgelegen haben; denn Amasis war Gaukönig in Athribis im Delta, wo ihn die Assyrer im Jahre 677 ndFl eingesetzt hatten. Im Jahre 699 ndFl führte ihn Kambyses gefangen mit sich nach Persien.

Im "Polemos" (I, 112) wird an einer unpassenden Stelle gesagt, die Lakedaimonier hätten den Heiligen Krieg geführt, indem sie sich des delphischen Tempels bemächtigt und ihn an die Delpher zurückgegeben hätten; nach ihrem Abzug seien aber die Athener gekommen, und hätten den Tempel wieder an die Phoker gegeben. Die darauf im "Polemos" folgenden Verse sind in hohem Maße anachronistisch! Sie gehören auf keinen Fall - wie suggeriert werden soll - in die Zeit nach dem Perserkrieg. Tatsächlich waren aber die Athener Verbündete der gesetzestreuen Phoker wie der Lokrer, wie sich zeigen wird, und zwar in der in Rede stehenden Zeit.

Nach der Besetzung Delphis hatten die Aufrührer unter den Phokern und ihre Bundesgenossen, die Spartaner, für eine Zeitlang das Sagen in Delphi. Phokis wurde die stärkste Militärmacht ganz Griechenlands, weil ihr treuloser Anführer Philomelos die Tempelschätze für seine Kriegskasse hielt. Selbst nachdem Philomelos im Kampf gegen die Böoter (gemeint ist Pelopidas-Philipp, also die Thessaler) bei Neon (konv. Herbst 354 v.Chr.) gefallen war, gaben die Phoker nicht klein bei. Onomarchos trat als Landeshauptmann an die Stelle des Philomelos.

Bengtson, Seite 286: Mit seinem Übergreifen auf Thessalien zog der Heilige Krieg weitere Kreise. Während die Tyrannen von Pherai (Eig.Anm.: dazu gehört der Halbbruder Polydoros des Polyphron-Philipp-Pelopidas) Onomarchos begünstigten, richteten die Aleuaden (Eig. Anm.: das sind die Thessaler von Larisa) einen Hilferuf an König Philipp (Eig.Anm.: es wird angenommen: von Makedonien). Doch blieb dem Herrscher des Nordens zunächst ein Erfolg versagt. Onomarchos schlug die Makedonen zweimal ... und behauptete seine Position in Thessalien (Sommer 353). Seine Erfolge waren umso bedeutungsvoller, als Böotien, der andere Widersacher, stark geschwächt war.

Hier wird die Verwirrung deutlich, in die die konventionelle Chronologie und Geschichte geraten ist: Perdikkas ist der König von Makedonien, und sein Bruder Philipp ist Tagos von Thessalien und muss deshalb nicht von den Thessalern zu Hilfe gerufen werden. Er wird außerdem noch als der Böoter Pelopidas geführt, und sein politischer Freund in Theben, Epaminondas, wird bei seinem neuerlichen Auftauchen (konv. 353 v.Chr.) nach seinem Tod (konv. 362 v.Chr.) Pammenes genannt, ohne dass sich die Schulwissenschaft dessen bewusst ist. Außerdem werden die Phoker hier unter Kollektivschuld gestellt; aber es sind nur die dem Tempel in Delphi feindlich gesonnenen Kräfte in Phokis, die sich mit Sparta verbündet haben. Die Gesetzestreuen sind mit Lokris und Athen verbündet.

Wenn die Athener nun Philipp den Krieg erklären (konv. 340 v.Chr. analog 689 ndFl), obwohl dieser auf der Seite der gesetzestreuen Phoker streitet, dann richtet sich diese Kriegserklärung gegen Philipp ganz allgemein und nicht nur wegen der Phoker. Die Athener verwahren sich gegen eine Einmischung der Thessaler und Makedonen in urhellenische Angelegenheiten. Solche Vorgehensweisen sind in Athen nur in der Abwesenheit der Peisistratiden vorstellbar. Es muss sich demnach um eine Phase der athenischen Geschichte handeln, in der die Makedonenfreunde oder besser: die Freunde des Makedonen Philipp, allen voran Peisistratos und seine Söhne, nicht das Sagen in Athen hatten. Die Zeit von 682 bis 692 ndFl ist dazu am geeignetsten, als die Peisistratien im Exil in Eretria auf der Insel Euböa waren.

Bengtson fährt fort (Seite 286): Die Entscheidung in Griechenland ist im Frühjahr 352, und zwar auf thessalischem Boden, gefallen. Auf dem Krokosfelde (wohl in der Ebene am Golf von Pagasai) trug Philipp den Sieg über Onomarchos davon. Der phokische Tyrann blieb auf dem Schlachtfeld, nicht weniger als 3000 Gefangene ließ der Makedonenkönig als Tempelräuber ins Meer stürzen - ein furchtbares Strafgericht, das seine Wirkung auf die Griechen nicht verfehlte. Auch nach dem Sieg blieb Philipp erwählter Bundesfeldherr des thessalischen Heerbannes. In Pagasai wurden makedonische Schiffe stationiert, eine Reihe thessalischer Gemeinden erhielten Besatzungen von Makedonen, aus thessalischen Zöllen flossen Philipp größere Einkünfte zu. So war die unbedingte makedonische Vorherrschaft über das wichtige Thessalien aufgerichtet.

Selbstverständlich blieb Philipp "erwählter Bundesfeldherr des thessalischen Heerbannes"; denn er war ein Thessaler. Natürlich fließen Philipp Einkünfte aus Thessalien zu, und mit der Übernahme seines Viertels an der thessalischen Tetrarchie (689 ndFl; als Tagos von Larisa?) bekamen einige Orte in Thessalien makedonische "Besatzungen".

Philipp I hat den amphiktyonischen oder Heiligen Krieg siegreich beendet. Sein Versuch, auch noch durch die Thermopylen in das phokische Gebiet einzudringen, scheitert an der Gegenwehr der "gesetzestreuen" Phoker und ihrer 5000 verbündeten athenischen Hopliten. Damit endet das Jahr (konv.) 352 v.Chr. analog 691 ndFl, in dem Athen noch ganz eindeutig auf der Gegenseite des Philipp steht.

Wie wir sehen werden, sind die Athener im Jahre 692 ndFl wieder mit Philipp verbündet, so dass sich die Feindseligkeiten schon vorher erledigt haben müssen. Ich halte das Jahr 689 ndFl, in dem Jason von Pherai von seinem Halbbruder Polydoros ermordet und die thessalische Tetrarchie gegründet wird, für das Jahr, in dem der athenische Bundesgenossenkrieg (konv. 357-355 v.Chr.), der mit dem "Heiligen", amphiktyonischen Krieg zeitgleich ist, begann, und der dann im Jahre 691 ndFl schon zu Ende war.

Wenn sich die Athener schon bald darauf mit Philipp wieder verbündeten, und zwar zum Ärger seines Bruders Perdikkas, dann hatte das auch noch andere Gründe, nämlich besagte Niederlage der Athener bei Chaironeia und der danach vertragene Friede des Philokrates. Konventionell werden diese beiden Ereignisse nicht nur getrennt gesehen, sondern im bezug auf den Frieden sogar schon lange vor dem Krieg! Wie wir aber gesehen haben, liegen die Taten Philipps I konventionell auf zwei parallelen Chronologie-Strängen, was in Wirklichkeit so nicht der Fall ist. Konventionell kommt es nicht nur erst im Jahre 346 v.Chr. zum Frieden (des Philokrates), sondern auch schon im Jahre 355 v.Chr. zeitgleich mit dem Abschluss des Athenischen Bundesgenossenkrieges, auf den dann (in konventioneller Sicht) fünfzehn Jahre später die Kriegserklärung der Athener an Philipp erfolgt, die zum Chaironeia-Debakel im Jahre 338 v.Chr. führt. Dieses Jahreszahlenchaos ist nur der falschen Chronologie zu verdanken.

In die in Rede stehende Zeit gehört auch das Thema "die Hegemonie Thebens", dessen Einzelheiten in den Hellenika des Xenophon besprochen werden, wo sie aber auch durch mindestens zwei Bücher versprengt sind (III und VI). Auch hier spielen die Phoker und Lokrer wieder eine Rolle. Wenn auch diese Ereignisse wieder mit Anachronismen durchsetzt sind, so betreffen sie doch die Zeit des amphiktyonischen Krieges und davor und danach. Da in den Hellenika aber die Ereignisse nicht mit Philipp verbunden sind, so werde ich an dieser Stelle noch nicht auf sie eingehen.

Betrachten wir zunächst die Aktivitäten des Philipp in der frühen konventionellen Phase weiter. Bengtson schreibt (S. 283): Er stürzte sich zuerst auf Amphipolis (makedonische Hafenstadt östlich der Chalkidike), wobei er den Athenern vorspiegelte, die Stadt für sie erobern zu wollen. Dies kann durchaus zunächst so geplant gewesen sein, wurde aber nach dem Eintritt der Athener in den Heiligen Bundesgenossenkrieg, wodurch sich die Athener von Philipp abgewandt hatten, zu dessen eigener Angelegenheit.

Amphipolis wurde im Sturm genommen (357), als wichtiger Schlüsselpunkt am unteren Strymon war es von nun an ein integrierender Bestandteil der makedonischen Monarchie... Um in den Besitz von Amphipolis zu gelangen, sollte Athen Pydna (makedonische Hafenstadt westlich der Chalkidike) den Makedonen ausliefern. Da Athen hierzu außerstande war, bemächtigte sich Philipp kurzerhand auch dieser Stadt (Winter 357/6).

Dass es zwei Kriegserklärungen Athens an Philipp gegeben habe, bestreite ich, wenn es auch bei Bengtson weiter heißt (S. 284): Athens Kriegserklärung parierte der schlagfertige Herrscher durch ein Bündnis mit den Chalkidiern, der bedeutendsten Macht des Nordens neben Makedonien. Dabei überließ er dem Chalkidischen Städtebund außer dem Gebiet von Anthemus auch das Territorium des i. J. 356 v.Chr. von ihm eroberten und zerstörten Poteidaia, dessen attische Kleruchen er kurzerhand in die Heimat zurücksandte.

Durch die anachronistische Chronologie kann es Probleme geben mit der Interpretation und Zuordnung von Fakten, die sich in der berichtigten Chronologie ganz anders darstellen können. So ist auch hier die Einnahme von Poteidaia in einen falschen Zusammenhang geraten. Im Jahre 356 v.Chr. (analog 692 und auch 695 ndFl) beginnt konventionell die Belagerung Poteidaias, und im selben Jahr erfolgen noch die Eroberung und Zerstörung der Stadt. Da es sich hierbei aber um dieselben Ereignisse handelt, die auch für die Jahre (konv.) 432 (Schlacht bei Poteidaia, 692 ndFl) und 429 (Poteidaia kapituliert, 695 ndFl) vermeldet werden, so muss bei dem angeblich späteren Strang eine Korrektur vorgenommen werden: Wenn Philipp die von ihm eroberte und zerstörte Stadt Poteidaia an die Chalkidier innerhalb des Krieges von 357-355 v.Chr. (analog 689-691 ndFl) ausliefert, dann ist das ein Anachronismus; denn er kann das nicht vor dem Jahr 695 ndFl getan haben, wenn überhaupt.

Es wird konventionell - und nicht nur in diesem Falle - so getan, als seien die in Wirklichkeit gleichzeitigen Ereignisse in mehr oder weniger großen zeitlichen Abständen abgelaufen, als läge die Zeit dieses Philipp Jahrzehnte nach dem Peloponnesischen Krieg. Tatsächlich liegen sie aber zu einem großen Teil noch davor!

Der angeblich frühere Krieg Athens mit Philipp (konv. 357-355 v.Chr.) ist mit dem angeblich späteren (konv. 340-338 v.Chr.) identisch, und der Friede des Philokrates im Jahre (konv.) 346 v.Chr. gehört ebenso in das Jahr 691 ndFl wie die Endjahre der "beiden" Kriege. Bevor es zu dem Frieden des Jahres (konv.) 355 v.Chr. kam, soll der karische Dynast Maussolos eine eigene Konföderation mit Chios, Rhodos und Byzanz, später auch noch mit Kos, begründet haben, mit ehemaligen Verbündeten, die sich von Athen losgesagt haben sollen, wie Bengtson schreibt (S. 283):

Als sich Athen i. J. 355 zum Frieden bequemte, da war der einst so stolze 2. Seebund nur noch ein Schatten seiner einstigen Größe: die Mitgliederzahl war auf ein Drittel abgesunken, der Bund selbst aber war auf die Kykladen, Euböa, auf die Inseln im Norden der Ägäis und auf einige thrakische Küstenstädte beschränkt.

Der hier gemeinte 2. Seebund, der Delisch-attische, ist in Wirklichkeit der erste und wurde 692 ndFl geschlossen, und zwar zu Beginn des Peloponnesischen Krieges. Der Attische Seebund ohne Delos, der zwischen dem Peloponnesischen und dem Perserkrieg geschlossen wurde, ist demnach der zweite. Beide Bünde sind miteinander verwechselt worden. Auch hier hat die teuflisch-falsche Chronologie zu fatalen Fehlinterpretationen geführt. Pydna wurde nicht mehr im Krieg 689-691 ndFl erobert, sondern erst im Jahr 692 ndFl; Pydnas Nachbarstadt Methone, die Philipp im Jahre (konv.) 354 v.Chr. erobert haben soll, fiel vermutlich erst im Jahre 693 ndFl, also im ersten Kriegsjahr. An diesen konventionellen Jahreszahlen erweist sich das ganze chronologische Chaos nochmals überdeutlich.

Parmenion, Philipps bedeutendster Helfer (so Bengtson, S. 284), war der eigentliche Sieger über die Illyrer. Da er bereits im Jahre 693 ndFl in den Perserkrieg ziehen wird (konv. 336 v.Chr., also vermeintliche zwanzig Jahre nach dem Illyrer-Feldzug), muss die Akte Illyrien bereits vorher geschlossen worden sein. Es wird sich aber auch herausstellen, dass der zweite Illyrien-Feldzug des Philipp (konv. 344 v.Chr.) gegen Pleuratos mit dem ersten identifiziert werden kann.

Die Zeit zwischen den "beiden" Kriegen ist erwartungsgemäß eine "Phantomzeit"; denn alles, was in dieser Zwischenzeit geschieht, muss völlig neu bewertet und die Geschehnisse dieser Zeit müssen neu eingeordnet werden, falls sie überhaupt hierher gehören. Der Tod Platons (konv.) 347 v.Chr. gehört ebensowenig in diese Zeit wie die Probleme Philipps mit Olynth, einer Stadt im Chalkidischen Bund, die erst in einigen Jahren akut werden (konv. 349/8 v.Chr., analog 700 ndFl).

Auf die thrakischen Verbindungen mit Philipp, die in diese Zeit und damit auch in den Peloponnesischen Krieg gehören, komme ich bei der Besprechung dieses Krieges zurück. Hier möchte ich nur kurz auf die Bemühungen der Athener hinweisen, die schon in einem vorangegangenen Kapitel besprochen worden sind, nämlich die um die thrakische Chersonesos. Im 3. Kapitel des IX. Buches habe ich für die Zeit der Peisistratiden und des Miltiades folgendes festgestellt:

Der thrakische Stamm der Dolonker war damals im Besitz der thrakischen Chersonesos, jener Halbinsel im Westen des Hellesponts, für welche die Apsinthier oder Absinthier, ein anderer thrakischer Stamm, zu dieser Zeit ebenfalls Interesse zeigten. Die Dolonker baten Miltiades (den Älteren) um Hilfe, die dieser ihnen gern gewährte; denn seine Familie stand mit den Peisistratiden nicht auf gutem Fuß, und so bot sich ihm eine willkommene Gelegenheit, Athen zu verlassen. Miltiades nahm die Chersonesos in Besitz, und die Dolonker machten ihn zu ihrem König.

Nachdem er die Chersonesos an ihrer schmalsten Stelle, nämlich zwischen Kardia und Paktya, durch eine Mauer gegen Apsinthier und andere thrakische Stämme gesichert hatte, zog Miltiades gegen die Stadt Lampsakos auf der gegenüberliegenden asiatischen Seite des Hellesponts, zu Felde. Die Lampsakener stellten Militiades einen Hinterhalt und nahmen ihn gefangen. Wegen des hohen Ansehens, in dem Miltiades bei Kroisos von Lydien stand, drohte dieser den Lampsakenern mit Vernichtung, wenn sie den Athener nicht wieder freiließen. Einige Zeit nach seiner Freilassung ist Miltiades jedoch verstorben, ohne Söhne zu hinterlassen. Herrschaft und Besitz vererbte er seinem Neffen Stesagoras, einem Sohn seines Halbbruders Kimon. Stesagoras, der ebenfalls sohnlos war, wurde einige Zeit nach dem Tode des Peisistratos von einem Lampsakener erschlagen. So unterrichtet uns Herodot.

Stammtafel der Ajakiden
             Ajax der Ältere
Kypselos     = Aias = Aiakos   Oloros, König von Thrakien
* ca. 598    * ca. 585 ndFl    * ca. 585 ndFl
|            |                 |
Tochter  oo  Philaios    oo    Hegesipyle  oo   1. Ehemann
* ca. 620    * ca. 608 ndFl    * ca. 615        * ca. 600
      ndFl   |                       ndFl       |     ndFl
             |                                  |
+------------+-----------------+                |
Miltiades d.Ä. (oo Hegesipyle  Kimon d.Ält.     Melesias?
* ca. 633 ndFl  nach Tod des   * ca. 635        * ca. 630
+ ca. 695 "     Vaters?)       * 696 ndFl       |     ndFl
kinderlos gem.                 |                |
Herodot VI, 38                 |                |
                               |                |
               +---------------+                |
               Miltiades d.J.  Stesagoras       Thukydides
               * ca. 663 ndFl  * ca. 660 ndFl   * ca. 662
               Feldherr bei    + kinderlos gem. + nach 720
               Marathon        Herodot VI, 38         ndFl
               |
               |
               Kimon der Jüngere


Die Peisistratiden sollen Miltiades nach der Chersonesos gesandt haben, um diese in Besitz zu nehmen. Er soll dort die Tochter Hegesipyle des Thrakerkönigs Oloros geheiratet haben, die jedoch nicht die Mutter seines ältesten Sohnes Metiochos geworden sein soll. An dieser Stelle hatte ich in besagtem vorangegangenen Kapitel schon gesagt, dass es Miltiades der Ältere gewesen sein müsse, der Hegesipyle heiratete; denn sie soll die Mutter des Feldherrn Kimon, und zwar des Älteren, und die Großmutter des Thukydides geworden sein, des Verfassers der Annalen des Peloponnesischen Krieges.

Da der ältere Miltiades nicht der Vater seines Halbbruders Kimon gewesen sein kann, muss er die Hegesipyle, wenn sie überhaupt seine Ehefrau gewesen sein sollte, von seinem Vater als Witwe und Stiefmutter übernommen und geheiratet haben. Sie war schon von seinem Vater Philaios die Mutter Kimons und in ihrer ersten Ehe mit dem Großvater des Thukydides die Mutter des Vaters oder der Mutter des Thukydides geworden. Auf diese Weise bleibt der ältere Miltiades sohn- bzw. kinderlos, und dessen Beziehung zur Chersonesos wird noch plausibler: Schon sein Vater müsste diesen Landstrich als Mitgift bekommen haben. Die Begebenheit mit Kroisos kann zur Zeit einer späteren Expedition nicht mehr stattgefunden haben, da Kroisos schon 687 ndFl von Kyros abgesetzt worden war.

Soweit meine korrigierten Angaben aus dem 3. Kapitel des IX. Buches.

Bengtson schreibt (S. 289/290): Obwohl Athen einen Bündnisvertrag mit dem thrakischen Teilfürsten Kersebleptes geschlossen hatte, begünstigte es dennoch offen seinen Rivalen Amadokos und die Hellenenstädte Perinthos und Byzanz, da ein gewisses Gleichgewicht der Kräfte im athenischen Interesse lag. Im Jahre 352 richtete Chares die attische Herrschaft in der thrakischen Chersonesos wieder auf, Sestos wurde im Sturm genommen und die Halbinsel mit attischen Kleruchen besiedelt. Da schuf (Ende 352?) Philipps thrakischer Feldzug, der ihn in kurzer Frist bis Heraion Teichos führte, eine vollständig neue Lage ... Der ältere Miltiades (= Chares) war es, der in Abwesenheit der Peisistratiden im Jahre 688 ndFl auf die Chersonesos zog und sie wieder für Athen - und nicht, wie ich glaube, für sich selbst - in Besitz nahm, nachdem Philipp diese Gegend auf seinem Zug nach Thrakien konfisziert hatte. Hier in Thrakien nannte sich Philipp als "Teilfürst" Cherso-Pelops = Kersobleptes (auch Kersebleptes). 

Ein weiterer schwerer Schlag für Athen war Philipps Wendung gegen den Chalkidischen Städtebund. Schon im Jahre 350 ist Stageira erobert und zerstört worden. ...

Als sich die Olynthier Philipps Forderung, seine in diese Stadt geflüchteten Halbbrüder Arrhidaios und Menelaos auszuliefern, widersetzten, da hatte der König endlich den lange gesuchten Vorwand gefunden, den er brauchte, um über die Chalkidier herzufallen: er marschierte in ihr Gebiet ein und unterwarf eine Stadt nach der anderen.

Athen soll jetzt ein "förmliches Bündnis" mit den Chalkidiern geschlossen und Hilfstruppen gesandt haben. Diese standen unter der Führung von Chares und Charidemos. Ich halte diese für die Brüder Miltiades und Kimon, die ebenfalls in diese Zeit gehören.

Vermutlich sind diese Vorgänge schon von Herodot und ebenso von den modernen Althistorikern falsch gesehen und interpretiert worden; denn es liegt doch in der berichtigten Geschichte auf der Hand, was hier tatsächlich geschah:

Einige Jahre vor dem Überfall auf Olynth wegen besagter Halbbrüder des Philipp, der erst in das Jahr 700 ndFl gehört, fanden die chalkidischen und thrakischen Abenteuer der Athener und des Philipp statt. Chares ist vermutlich mit Miltiades und Charidemos mit Kimon identisch. Ich halte nun das Frühjahr 692 ndFl (bevor die Peisistratiden wieder zurück in Athen waren), in welchem auch die Niederlage der Athener bei Drabeskos stattfand, für das Jahr, in welchem Chares und Charidemos zur Chersonesos zogen und in welchem Philipp den Athenern das erst 688/689 ndFl gegründete Amphipolis abnahm. Nach der Rückkehr der Peisistratiden im Spätjahr 692 ndFl wandelte sich das Verhältnis zu Philipp: Athen begünstigte jetzt nicht mehr den Thrakerfürsten Amadokos (= Medokos?), sondern es schloss einen Vertrag mit dem Thrakerfürsten Kersebleptes, nämlich mit Cherso-Pelops, also mit Philipp! 692 ndFl ist auch das Jahr, in dem die Belagerung von Poteidaia beginnt, und zwar im Bunde mit Philipp. Das bedeutet aber auch, dass es sich um eine gemeinsame Aktion Philipps und der Athener unter Peisistratos gehandelt hat. Das Bündnis zwischen diesen beiden Parteien kann erst nach dem Frieden des Jahres 691 ndFl geschlossen worden sein, da der noch in der Abwesenheit der Peisistratiden zustande kam.

Diesen einzigen Frieden muss es - wie wir schon festgestellt haben - konventionell zweimal gegeben haben, und zwar einmal nach dem Bundesgenossenkrieg 357-355 v.Chr. und ein weiteres Mal nach dem "Heiligen" amphiktyonischen Krieg 357-346 v.Chr. Zu den Umständen, unter denen der erste Frieden geschlossen wurde, schweigt die Wissenschaft sich aus. Es handelt sich um den Frieden zu Delphi (konv.) 368 v.Chr., der in das Jahr 691 ndFl gehört. Die Umstände des zweiten Friedensschlusses lassen sofort erkennen, dass er in eine Zeit gehört, in der die Peisistratiden nicht in Athen anwesend sind; denn einer der Teilnehmer an der Friedensverhandlung ist Demosthenes, der erbitterste Gegner der Peisistratiden wie des Philipp. Demnach gehört dieser einzige Friede, der Friede des Philokrates, ins Jahr 691 ndFl. Bevor wir uns aber mit diesem Frieden näher beschäftigen, müssen wir uns noch die Vorgänge ansehen, die zu diesem Frieden hinführten; denn es kann doch nur durch eine entscheidende Schlacht die eine oder andere Seite dazu veranlasst worden sein, nach Frieden zu verlangen.

Durch die katastrophale Verwirrung in der Chronologie und die tragische Vermischung zweier Philipps ist es zu einer absolut unlogischen Abfolge von Ereignissen in der konventionellen Geschichte gekommen, die mit der Wirklichkeit in keiner Beziehung mehr übereinstimmt, wenn es um die großen Zusammenhänge geht. Die Einzelfakten wurden mit mehr oder weniger einleuchtenden Argumenten zur Lebensgeschichte des Philipp II zusammengebastelt, der mit den meisten dieser Fakten nicht das Geringste zu tun hatte. So verwundert es nicht, dass in die Kriegsführung Philipps am Ende seiner Regierungszeit wieder die delphische Amphiktyonie einbezogen wird, die schon am Anfang, das heißt vor zwanzig Jahren, eine entscheidende Rolle spielte. Merkwürdigerweise - für uns aber schon nicht mehr überraschend - spielen sich diese Dinge in langen Jahren nach dem Friedensschluss von Pella (des Philokrates) ab, was nur als totale Verwirrung gelten kann; denn selbstverständlich führen die Ereignisse aus dem zweiten Chronologie-Strang zum Friedensschluss hin und sind schon einmal (im ersten) vorgekommen! Bengtson widmet dieser Zeit zwischen dem Frieden und dem Tod des Philipp (konv. 346-336 v.Chr.) ein eigenes Unterkapitel. Darin kommen natürlich auch Ereignisse aus dem Leben des zweiten Philipp vor. Die wichtigsten Fakten dieser Jahre, die zu dem älteren Philipp gehören, fasse ich zusammen:

Philipp besiegt die Illyrer unter Pleuratos (344 v.Chr.); er wird durch einen Lanzenstich verwundet. Nach dem illyrischen Feldzug wird die thessalische Tetrarchie (nach einer als unzweckmäßig befundenen Dekadarchie = "Zehnerherrschaft") eingerichtet: Philipp Archon von Thessalien.

Demosthenes setzt auf Persien, doch eine Gesandtschaft der Perser muss zum Großkönig ("Artaxerxes III") unverrichteter Dinge zurückkehren (344/3 v.Chr.). Gleichzeitig mit der persischen Gesandtschaft war in Athen aber auch eine makedonische erschienen unter der Führung des Byzantiers Python. Bengtson (Seite 295): Die Verhandlungen zwischen Athen und Philipp schleppten sich bis zum Sommer 342 hin, ein Abschluss wurde nicht erreicht.

Zunächst bis hier. Der Sieg über den Illyrer Pleuratos, offensichtlich von Parmenion für den Makedonen erfochten, also von Epaminondas für Pelopidas, gehört in dasselbe Jahr wie der Sieg Philipps über die Illyrer des (konv.) Jahres 358 v.Chr., also in 688 ndFl. Das ist übrigens das Jahr, in dem Kyros und Nabopolassar Babylon erobern - zur Erinnerung: Konventionell liegen dazwischen (613 minus 358 =) 255 Jahre! Stammte von dem Lanzenstich die Verwundung, die zu der Elfeinbeinschulter des Pelops führte oder der Verlust eines Auges des Monophthalmos?

Nach der Ermordung des Jason von Pherai (konv.) 370 v.Chr. analog 689 ndFl war Philipp einer der vier Tetrarchen und Tagos bzw. Archon von Thessalien (in Larisa?). Die Perser können nicht von Artaxerxes III gesandt worden sein; dieser gehört - wie die ganze Gesandtschaft auch? - in die Zeit des Philipp II. Dahin scheint mir auch der Anführer Python zu gehören; denn warum kam Philipp nicht selbst nach Athen? Die Verhandlungen werden dann wieder Philipp zugeschrieben, und die können durchaus hierher gehören; sie führen schließlich zum Frieden und enden nicht ohne Abschluss; ob in Athen oder in Pella in Makedonien, muss offen bleiben; Philipp war nicht König der Makedonen!

Fortsetzung der Ereignisse zwischen 346 und 338 v.Chr. in konventioneller Sicht:

Inzwischen soll Philipp (im Sommer 343 v.Chr.) mit Persien einen Freundschafts- und Nichtangriffspakt abgeschlossen haben. Der gehört allerdings erst in das Jahr 698 ndFl; er ergibt in diesen frühen Jahren (um 691 ndFl) noch keinen Sinn. Es sei denn, es wäre schon zwischen Kyros und den Phrygo-Makedonen zu einem solchen Vertrag gekommen, der gut in das zum konventionellen Jahr 343 v.Chr. passende Jahr 688 ndFl einzuordnen ginge.

Ganz eindeutig zu Philipp II gehört dann wieder folgende Passage bei Bengtson (Seite 295): Durch sein Eingreifen in die epeirotischen Thronwirren zugunsten des jungen Alexander, des Molossers, erreichte Philipp überdies eine erwünschte Sicherung der Westflanke (Winter 343/2); ...

Alexander der Molosser ist auch Alexander Philhellen, der Sohn des Amyntas und (Halb-)Bruder Philipps II. Da es für Makedonien nur einen einzigen König geben sollte, musste für den Bruder ein neuer Posten beschafft werden, der sich offenbar in Epirus angeboten hatte: Tod des Pyrrhos? Diese Inthronisation gehört ins Jahr 738 ndFl. Zu Philipp I gehört dieser Vorgang auf jeden Fall nicht.

In Winter dieses Jahres (konv.) 343/2 v.Chr. soll auch der Perserkönig Artaxerxes III Ochos als Sieger über Ägypten in die alte Krönungsstadt Memphis eingezogen sein, wie Bengtson schreibt. Das gehört jedoch ebenfalls erst in ein späteres Jahr, wenn auch zu Philipp I und zu "Artaxerxes" Kambyses, aber erst ins Jahr 699 ndFl.

Und schon wieder taucht ein Friede auf, obwohl noch keine entscheidende Schlacht stattgefunden hat; Bengtson (Seite 295/6): Die veränderte Weltlage... machte Philipp zunächst zum Nachgeben gegenüber Athen bereit: er schlug vor, den Frieden des Philokrates (Eig.Anm.: d. J. 346 v.Chr.) zu einem allgemeinen Frieden auszugestalten (Frühjahr 342). Die Athener standen aber zu dieser Zeit schon unter dem Eindruck der Kriegspsychose... und lehnten das Angebot ab. Wenn sich Philipp nun nach Thrakien wandte (Juni 342), so konnte dies über die herannahende Entscheidung im Kampfe um die Hegemonie in Hellas nicht hinwegtäuschen.

"Wann kommt sie denn endlich, die entscheidende Schlacht?" So möchte man schon längst fragen. Das sind doch alles nur Streckungen und Dehnungen im Sinne der Geschichte Philipps II; für Philipp I brauchen wir nicht so viel Füllmaterial. Und jetzt geht es erst einmal wieder nach Thrakien? Oder gehören diese Aktivitäten zu dem gemeinsamen Skythenzug des Darius und des Philipp in den Jahren 513/12 bzw. 339/8 v.Chr. analog 698/699 ndFl? Man beachte die konventionelle Differenz von 174 Jahren! Zur Zeit des Skythenzuges ist die erwartete entscheidende Schlacht schon seit sieben Jahren geschlagen.

In Thrakien, auf das ich noch ausführlich zu sprechen komme, regieren zu dieser Zeit die Teilfürsten Kersebleptes, also Philipp, und der Odryse Teres (* ca. 630 ndFl), der Vater des Sitalkes (* ca. 653 ndFl) und des schon erwähnten Amadokos-Medokos (*ca. 657 ndFl), dessen späterer Gefolgsmann Seuthes (* ca. 674 ndFl) ein Enkel des Teres ist. Im "Polemos" treffen wir bereits auf Sitalkes. Sie werden uns alle noch beschäftigen.

In Athen tut sich inzwischen etwas Aufregendes: Es gelingt Demosthenes, einen Hellenischen Bund unter Athens Führung zu organisieren, dem die bedeutendste Landmacht Griechenlands, Böotien, jedoch fernbleibt (Bengtson). Boiotien und sein Führer Epaminondas  stehen auf der Seite Philipps, und in Athen kann Demosthenes die Abwesenheit der Peisistratiden nutzen.

An dieser Stelle der konventionellen Darstellung erweist sich die Zweizügigkeit der Person Philipp ganz besonders deutlich: Während sich Demosthenes als Zeitgenosse Philipps I redlich abmüht, Verbündete gegen diese Gefahr einzusammeln, übt sich Philipp II = Demetrios Poliorketes (= der Belagerer) in neuen Belagerungstechniken (Poliorketik) gegen die Stadt Perinth am Nordufer des Marmarameeres unweit von Byzanz. Diese Stadt und der Satrap Arsites der gegenüberliegenden Provinz standen Perinth jedoch zur Seite. Zu der Zeit des ersten Philipp gab es noch keine Satrapen auf der anderen Seite der Propontis (Marmarameer). Folglich kann sich die Stadt Perinth noch gut vierzig Jahre auf Philipp, den Belagerer, vorbereiten!

Wenn wir der konventionellen Darstellung folgen wollen, dann begann der Krieg Athens mit Philipp tatsächlich erst nach dem Frieden des Philokrates; Bengtson schreibt (Seite 297): Erst als der König (Philipp) den Konflikt dadurch auf die Spitze getrieben hatte, dass er eine große athenische Getreideflotte am Bosporus kaperte, wurde in Athen die Stele mit dem Vertrag des Philokratëischen Friedens umgestürzt; der Krieg, den Demosthenes gewollt hatte, hatte begonnen (Herbst 340).

Ob das mit der umgestürzten Stele wörtlich zu nehmen ist, weiß ich nicht; aber der Krieg fing auf gar keinen Fall erst nach dem Frieden an. Ob das mit den gekaperten Getreideschiffen zu diesem oder zum zweiten Philipp gehört, kann ich ebenfalls nicht entscheiden; aber der Beginn dieses Krieges gehört ins Jahr 689 ndFl, entsprechend dem Echtjahr [880 minus 689 =] 191 v.Chr.!

Bengtson fährt fort (Seite 297): Die große Überlegenheit seiner Gegner zur See machte Philipp zu schaffen. Seine eigene Flotte sah sich in das Schwarze Meer gedrängt und aus den Operationen ausgeschaltet. Athenische Schiffe unter dem Kommando des Chares sperrten den Südeingang zum Bosporus.

Es ist ganz gut, dass die Flotte Philipps aus den Operationen ausgeschaltet wurde; denn er hatte gar keine! Diese makedonische Flotte gehört nicht zu einem Thessaler, sondern zu dem Makedonenkönig Philipp II. So konnte Chares - wer von den Brüdern Miltiades und Kimon auch immer gemeint ist - den Bosporus gefahrlos absperren. Dann aber unternimmt Philipp etwas, das uns die Sprache verschlagen muss: Anstatt seine geballte Heereskraft gegen die Athener auf dem Land zu werfen, unternimmt er einen Ausflug ins Land der Skythen, um das Selbstvertrauen seines Heeres wiederherzustellen (339). Mit dieser an moderne psychotherapeutische Maßnahmen erinnernden Aktion kann uns nur eine total verkorkste konventionelle Altertumsgeschichte überraschen. Der Skythenzug, den Philipp gemeinsam mit seinem neuen Freund Darius-Telepinus aus Chatti-Susa unternehmen wird, gehört erst in die Jahre 698/699 ndFl, als letzterer noch nicht der Großkönig Darius I war.

Als Sieger sei Philipp aus dem Skythenland zurückgekehrt, beim Kampf gegen die Triballer habe er sich aber erneut eine schwere Verletzung zugezogen. Wenn nicht die erste gemeint sein soll, was auch nicht auszuschließen ist, dann kann diese zweite Verwundung das Gegenstück zu der ersten gewesen sein: Schulter oder Auge? In den in Rede stehenden Krieg mit Athen gehört der Skythen-Ausflug nicht.

Jetzt kommen wir der entscheidenden Schlacht immer näher. Bengtson schreibt (Seite 297/298): Um zwischen Athen und Böotien einen Keil zu treiben, bediente sich Philipp der delphischen Amphiktyonie, und zwar im besonderen der Lokrer von Amphissa. Diese beabsichtigten, in der Amphiktyonie eine Klage einzubringen, die Athen beschuldigte, während des 3. Heiligen Krieges in dem noch nicht wieder geweihten Tempel zwei goldene Schilde aufgehängt zu haben. Der diplomatischen Gewandtheit des Demosthenes gelang es jedoch, die Absicht des Königs zu durchkreuzen. Athen, das der Klage mit einer Gegenklage gegen Amphissa zuvorkam, weigerte sich standhaft, an der nunmehr beschlossenen Bundesexekution gegen die Lokrer teilzunehmen.

Das kommt uns doch bekannt vor: Sollte der Heilige Krieg mit der Phokerklage (konv. 356 v.Chr.) schon sechzehn Jahre zurückliegen? Wir befinden uns doch noch immer in der Zeit kurz vor dem Peloponnesischen Krieg. Wie war das denn "damals" gewesen? Hier nochmal zur Erinnerung:

Bengtson, Seite 285: Auf der Frühjahrspylaia 356 v.Chr. klagten die Böoter eine Reihe von führenden Phokern wegen angeblichen Religionsfrevels in Delphi an; ihre Verurteilung war die Folge. Die Phoker parierten den Schlag dadurch, dass sie Delphi, den Ort und den heiligen Bezirk, besetzten (Sommer 356), nachdem sie sich vorher in einem Bündnis mit Sparta eine Rückendeckung geschaffen hatten. Unter der Führung des Philomelos, der als bevollmächtigter Stratege an die Spitze des Staatswesens trat, wurden die Lokrer von Amphissa, die die Phoker hindern wollten, Delphi zu besetzen, geschlagen.

Und jetzt? Wenn die Lokrer, die doch eigentlich die Guten in diesem Konflikt sind, die Athener anklagen wollen, und wenn diese sich durch eine Gegenklage zu wehren gedenken, dann ist es doch unlogisch, wenn die Athener sich weigern, an der Bestrafung der Lokrer (wofür eigentlich?) teilzunehmen. Um ehrlich zu sein - ich begreife das alles nicht. Jedenfalls muss Philipp den Athenern ihre Teilnahme an der Blockade bei den Thermopylen verübelt haben, und die Hetze des Demosthenes tat ein übriges.

Bengtson schreibt (Seite 298): Die Verkündung des Heiligen Krieges gegen Amphissa gab Philipp endlich die erwünschte Gelegenheit, in Mittelgriechenland einzugreifen. Auf den regulären Herbstpythien (Oktober/November 339) beauftragten die Amphiktyonen den Makedonenkönig mit der Führung des Krieges. ... Über Herakleia Trachinia (Eig.Anm.: auch Herakleia Trachis, am Nordausgang der Thermopylen gelegen) drang er in das Kephisotal ein und besetzte nach Umgehung der von den Böotern gehaltenen Sperrfeste Nikaia (an den Thermopylen) den Ort Elateia.

Da ist er wieder, der Philipp an den Thermopylen, wo wir ihm schon einmal begegnet sind:

Bengtson schreibt (Seite 286): Philipps Versuch, in Mittelgriechenland einzugreifen, schlug indessen fehl. Der König fand die Thermopylenstellung durch ein großes Aufgebot von Bundesgenossen der Phoker - unter ihnen waren nicht weniger als 5000 athenische Hopliten - verriegelt und kehrte klugerweise sofort wieder um (Sommer 352).

Da es sich hierbei um denselben Vorgang wie dreizehn Jahre später handelt, sind wir gespannt, wie es denn diesmal weitergeht. Konventionell wird neben den schon bekannten Konfrontationen jetzt auch eine zwischen Philipp und Böotien gesehen, also mit dem Thebaner Epaminondas-Pammenes-Parmenion, der doch ein Freund und Kampfgenosse Philipps gewesen sein soll. Bengtson fährt fort (Seite 298):

... die Wirkung der Kunde (Eig.Anm.: von der Besetzung der Thermopylen durch Philipp auf die Athener) hat Demosthenes in eindrucksvoller Weise in seiner Kranzrede (De corona §§ 169ff.) geschildert. Doch nicht Athen, sondern Theben war zunächst am schwersten bedroht. Wenn sich auch die Makedonen immer noch Hoffnungen machten, die Böoter auf ihre Seite herüberzuziehen, so hatten diese die Entscheidung durch die Besetzung Nikaias bereits vorweggenommen. Erst jetzt, als es fast zu spät war, wurde ein förmliches Bündnis zwischen Athen und Böotien geschlossen. Die Böoter erhielten den Oberbefehl zu Lande, das Kommando zur See sollte zwischen beiden wechseln, von den Kriegskosten verpflichtete sich Athen, zwei Drittel zu tragen.

Wann auch immer dieses Bündnis zwischen Athen und Böotien geschlossen worden ist - am Beginn des Peloponnesischen Krieges, an dem wir uns jetzt befinden, hat es keinen Sinn noch Platz. Was jedoch die Diplomatie angeht, die nun einsetzt, so können wir der konventionellen Darstellung schon eher trauen. Bengtson fährt fort (Seite 298/299):

Während Philipps Versprechungen bei den östlichen Lokrern und bei den Phokern auf fruchtbaren Boden fielen, brachte Demosthenes auf der Grundlage des hellenischen Bundes eine große Koalition zustande, die sich über ganz Mittelgriechenland, über Teile der Peloponnes (Megara, Achaia) und zahlreiche Inseln erstreckte. Der goldene Kranz war die wohlverdiente Anerkennung für den großen Patrioten.

Der "Heilige", amphiktyonische Krieg sollte vorbei sein, wenn Philipp an den Thermopylen erscheint; was jetzt noch ausgefochten wird, dürfte eigentlich nur noch der athenische Bundesgenossenkrieg sein. Doch in der Zweitauflage dieser Ereignisse geht der andere Krieg auch noch weiter:

Bengtson (Seite 299): Der erste Schlag des makedonischen Löwen traf die Söldner unter Chares und Proxenos bei Amphissa. Sie wurden überraschend angegriffen und vernichtend geschlagen. Die Verbündeten sahen sich allmählich aus Phokis herausgedrängt. Delphi und sogar das wichtige Naupaktos fielen in makedonische Hand. Um nicht umgangen zu werden, zogen sich die Griechen nach Chaironeia zurück...

So ist die Schlacht, die über das Schicksal von Hellas entschied, in der Kephisosebene bei Chaironeia geschlagen worden (2. August 338).

Da ist sie nun, die entscheidende Schlacht, auf die alles hinausgelaufen ist. An den Thermopylen wurde sie geschlagen wie der große Sieg der Hellenen über die Perser nach weiteren siebenunddreißig Jahren. Aber gehört sie denn nun tatsächlich zu Philipp I oder zu Philipp II? Demosthenes, der in diesem Zusammenhang erwähnt wird, gehört eindeutig zu Philipp I; wer aber ist "dessen Sohn" Alexander? Einen Alexander, der ein Sohn eines Philipp war, gab es nur bei Philipp II; der Alexander, der mit Philipp I gleichzeitig lebte, ist entweder dessen zehnjähriger Enkel, der Sohn seines Sohnes Amyntas, oder Philipps Neffe Alexander I/II, der Sohn seines Bruders Perdikkas. Dieser dürfte gemeint sein.

Wenn Bengtson schreibt (Seite 299): Alexander, Philipps Sohn, durchbrach die böotische Phalanx, die Heilige Schar blieb Mann für Mann auf dem Schlachtfeld, ..., dann stellen sich uns sogleich mehrere Fragen auf einmal:

War es Alexander der Große Nr. 1 oder Nr. 2? Was hat es mit den Böotiern auf sich? Waren sie mit ihrem Anführer Epaminondas-Pammenes-Parmenion tatsächlich auf seiten der Gegner Philipps? War die Phalanx der Böotier etwa die viel gepriesene und erfolgreiche "schiefe Schlachtordnung" des Epaminondas? Wieso gab es bei den Böotiern eine "Heilige Schar", die doch eigentlich eine "barbarische" Einrichtung war, die ohne den von ihr geschützten "Gottkönig", den die Griechen gar nicht als Institution kannten, wenig Sinn ergibt?

Ohne genaue und zuverlässige Quellen lassen sich diese Fragen nur unzureichend beantworten. Gehen wir davon aus, dass es den Sieg Philipps I über Athen und seine Bundesgenossen im Jahre 691 ndFl gegeben hat, und dass danach der Friede des Philokrates geschlossen worden ist, dann haben wir die falsche Geschichte um ein ganzes Stück berichtigt, auch ohne alle Einzelheiten geklärt zu haben. Es ist viel in diese konventionelle Darstellung hineingeflossen, was eigentlich in andere Zusammenhänge gehört. Auch der Weg zum Frieden führt durch Fehlspekulationen und Missdeutungen. Es bedarf wieder eines scharfen Skalpells, um hier die wirkliche Geschichte herauszuoperieren.

Die Doppelzügigkeit der konventionellen Geschichte mit gleichzeitig zwei Philipps ist gerade in dieser Phase am Ende der Ära Philipp nicht zu verkennen. Ich bin geneigt, die Kontroverse Philipps mit Theben bzw. Böotien allein mit dem zweiten Philipp zu verbinden, da mir die Freundschaft des Philipp-Pelopidas mit Epaminondas-Pammenes-Parmenion seit dem Illyrer-Feldzug unverbrüchlich zu sein scheint. Dagegen liegen die Verhältnisse in Athen offen und gehören eindeutig zu Philipp I: Phokion und Demades, die Söhne Hipparch und Hippias des Peisistratos, ergriffen die von Philipp angebotene Hand zum Frieden, während Demosthenes Athen verließ. Allerdings wurde der Philokrates-Friede noch unter seiner Beteiligung geschlossen. Philipps Hand konnten die Peisistratiden erst im folgenden Jahr ergreifen. Die Doppelzügigkeit zieht sich durch den ganzen Rest des Kapitels bei Bengtson.

Wir gehen in der konventionellen Darstellung wieder in das Jahr 346 v.Chr. zurück, in welchem der jetzt erst fällige Friede geschlossen wird. Wie ich schon gezeigt habe, sind die Ereignisse der Jahre 349/348 v.Chr., die erst in die Jahre 700/701 ndFl gehören, irrtümlich vor den Frieden des Philokrates gelegt worden: die chalkidische Stadt Olynth sollte die Halbbrüder Arrhidaios und Menelaos des Philipp, die hierher geflohen waren, wieder herausgeben, was die Olynther jedoch verweigerten. Die Flucht der beiden Herren ergibt vorher überhaupt keinen Sinn; denn sie waren in die Thronfolge nach Kambyses verwickelt, die ins Jahr 699 ndFl gehört. Olynth wurde von Philipp belagert, erobert und - wie Bengtson vorsichtig andeutet - wie es scheint, von Grund aus zerstört. Möglicherweise hat Philipp aber von einer Zerstörung abgesehen, wie ich Grund zu der Annahme habe.

Erwartungsgemäß für uns wächst der Friedensschluss vollkommen vorbereitungslos und schlecht erklärbar aus den konventionell hier gesehenen Ereignissen heraus. Es klingt doch keinesfalls überzeugend für einen Weg zu einem so wichtigen Frieden, wie er jetzt bevorsteht, wenn Bengtson schreibt (Seite 291): Jetzt vertrat er (Demosthenes) die Auffassung, dass Athen vor allem der Ruhe bedürfe, um seine Kräfte für den Entscheidungskampf gegen König Philipp, den er voraussah, zu sammeln und zu regenerieren. So befand sich in der athenischen Gesandtschaft, die sich zu Beginn des Jahres 346 nach Pella an den Hof des Makedonenkönigs begab, neben Aischines und Philokrates auch Demosthenes.

Ob dieser Philipp seinen Wohnsitz in Pella hatte, wo später sein Enkel Alexander Philhellen residierte, ist nicht gesagt; Philipp II residierte später jedenfalls in Aigai, wo er bei der Hochzeitsfeier seiner Tochter Kleopatra mit dem Molosserkönig Alexander (Philhellen) ermordet wurde.

Der Makedonenfreund Aischines wird von Bengtson ebensowenig näher beschrieben wie der Namensgeber Philokrates dieses Friedens. Wenn ersterer mit dem von Herodot (VI, 100) erwähnten vornehmen Eretrier, dem Sohn des Nothon, identisch sein sollte, der im Jahre 718 ndFl auf der Seite der Athener stehen wird, dann können die Peisistratiden, die ja ebenfalls Makedonenfreunde waren, bei ihm von 682 bis 692 im Exil gelebt haben. Das entbehrt nicht einer gewissen Logik. Ein Aischines wird auch unter den Dreißig aufgeführt (Hell. II 3, 2), die im letzten Kriegsjahr die Herrschaft in Athen ausübten. Auch er kann 691 ndFl dabei gewesen sein. Ein Demokrat war er jedenfalls nicht.

Philokrates wird von Herodot nicht erwähnt, wohl aber im "Polemos" (V, 116). Dieser Athener, ein Sohn des Demeas, führte ein athenisches Heer im Kriegswinter (konv.) 416/5 v.Chr. (analog 708 ndFl) gegen die Melesier. Zeitlich ist eine Identität mit dem Friedensschließer nicht unmöglich. Er kann aber auch mit dem in den Hellenika (IV 8, 24) erwähnten athenischen Flottenbefehlshaber identisch sein, der allerdings als Sohn des Ephialtes bezeichnet wird, der ebenfalls zeitlich zu seinem Alterego passt. Der Vater Ephialtes war vermutlich derjenige, der im Jahre (konv.) 462 v.Chr. (konventionell vor dem Regierungsantritt des Perikles, in der berichtigten Geschichte mithin kurz nach dem Peloponnesischen Krieg, als es mehrere Versuche zur Einführung einer neuen Verfassung gab) eine Verfassungsreform in Athen versuchte und im Jahr darauf schon starb.

Bengtson schreibt weiter (Seite 291): Philipp bestand auf dem Abschluss eines Friedens auf Grund des gegenwärtigen Besitzstandes, und zwar sollten in den Frieden Makedonien und seine Bundesgenossen einerseits, Athen und seine Verbündeten anderseits, jedoch mit Ausnahme von Phokis und Halos (Thessalien) eingeschlossen sein. Nach dem Erscheinen einer makedonischen Gegengesandtschaft mit Antipater und Parmenion in Athen stimmte die Ekklesie nach erregten Debatten den Bedingungen zwar grundsätzlich zu, verlangte aber, dass die für Athen unrühmliche Klausel bezüglich Phokis und Halos gestrichen werden sollte. Ehe es zur Ratifizierung der Bedingungen durch Philipp kommen konnte, hatte der wendige Politiker einen Blitzfeldzug nach Thrakien unternommen und Kersebleptes als neuen makedonischen Vasallenfürsten zum Anschluss an Makedonien gezwungen. Danach beschwor Philipp den Frieden in Pella in der Form, in der es die athenische Volksversammlung verlangt hatte.

Wenn Philipp den Friedensvorschlag der unterlegenen Athener akzeptierte, dann fragt man sich doch, was dann sein Ausflug nach Thrakien bewirken sollte. Dieser "Blitzfeldzug" gehört doch wohl kaum hierhin; auf keinen Fall ergibt er an dieser Stelle eine zwingende Notwendigkeit oder gar Logik. Außerdem war er selbst der Thrakerkönig Kersebleptes. Bei der total verkorksten chronologischen Reihenfolge der Ereignisse aus diesen wenigen Jahren gehört das eine oder andere als moderne (Fehl-)Interpretation eliminiert oder bestenfalls an andere Stelle verschoben.

So ist die "makedonische" Gegengesandtschaft aus Antipater (= Artaphernes der Ältere), dem Halbbruder des Darius, und dem Böotier Parmenion (= Epaminondas von Theben) in Athen glaubhafter in einem anderen Zusammenhang, nämlich nach dem Lamischen Krieg, wie ich meine. Der Friedensschluss in der makedonischen Hauptstadt Pella muss ebenfalls nicht unbedingt zu dem Frieden des Philokrates gehören; denn der Makedonenkönig ist derzeit Perdikkas, nicht Philipp. Das wird konventionell zu wenig berücksichtigt!

Auch nach dem Friedensschluss gehen die Wiederholungen in der konventionellen Sicht weiter; Bengtson schreibt (Seite 292): Während Athens Aufforderung an die Phoker, Delphi zu räumen, erfolglos blieb, besetzte Philipp in entschlossenem Zugriff die Thermopylen. Da die Tempelschätze auf die Neige gingen, erwies sich weiterer Widerstand für die Phoker als sinnlos. Nach Abschluss eines Kapitulationsvertrages, der den Söldnern freien Abzug gestattete, zogen makedonische Besatzungen in die festen Plätze der Landschaft ein: Philipp hatte damit im Herzen Griechenlands festen Fuß gefasst (Juli 346). Im Amphiktyonenrat wurden Philipp für seine Person die beiden Stimmen der phokischen Tempelräuber übertragen... Die Neuordnung der delphischen Amphiktyonie wurde durch einen allgemeinen Frieden gekrönt...

Dieser Friedensschluss von Delphi (konv. 368 v.Chr.) wird konventionell etwas später gesehen, er gehört aber genau an diese Stelle. Er betrifft das Ende des amphiktyonischen oder "Heiligen" Krieges. Es ist nun schon das dritte Mal, dass Philipp an den Thermopylen erscheint - oder nicht? Es ist immer noch das erste Mal! Für typisch halte ich die Formulierung "für seine Person"; damit ist gemeint, dass der thessalische Archon, Tagos oder Tetrarch Philipp persönlich Mitglied der Amphiktyonie wird. Mit den königlichen Makedonen hat das nichts zu tun.

Für die Zeit nach dem Frieden des Philokrates hat die konventionelle Geschichtswissenschaft keinerlei Orientierung; denn sie geht ja davon aus, dass es Philipp II war, der Makedonenkönig, der jetzt mit den übrigen Hellenen an einem Tisch saß. Sie weiß auch nicht, dass es die Peisistratiden waren, die schon im Jahr nach dem Friedensschluss in Athen (wieder) das Regiment führten, und dass demzufolge die Gegner Philipps Probleme bekamen, während die Freunde dieses Potentaten auf Rosen gebettet wurden.

Bengtson schildert die Verhältnisse so (S. 292): Philipps Erfolge ließen die Makedonenfeinde in Athen, an ihrer Spitze Demosthenes, nicht schlafen. Auf die Initiative des großen Redners hin weigerte sich Athen, die delphischen Pythien durch eine Festgesandtschaft zu beschicken - ein Entschluss, der einer Brüskierung Philipps gleichkam. Auf eine Anfrage des Makedonenkönigs in Athen lenkte Demosthenes mit seiner "Friedensrede" wieder ein... Aischines und die anderen Makedonenfreunde hatten gegenüber den aufgewühlten Leidenschaften der Menge keinen leichten Stand. Doch besaßen sie in dem greisen (?) Rhetor und Publizisten Isokrates einen glänzenden Bundesgenossen. Eben hatte Isokrates sein Sendschreiben "Philippos" in alle Welt hinausgehen lassen: Philipp möge als Wohltäter der Hellenen der griechischen Zwietracht ein Ende machen und die Kraft der Griechen im Nationalkrieg gegen Persien einsetzen.

Die delphischen Pythien können schon in das Jahr 690 ndFl gehören, als der amphiktyonische Krieg noch in vollem Gang war. In diesem Jahr hielt auch Isokrates seinen berühmten "Panathenaikos", jene Festrede aus Anlass der alle vier Jahre (im Zweijahresabstand zwischen den Olympischen Spielen) stattfindenden Großen Panathenäen in Athen, in dem Philipp von ihm aufgefordert wurde, die Hegemonie über Hellas zu übernehmen. Er nahm auf die griechische Frühgeschichte bezug, auf die panhellenische Führerstellung des Agamemnon und auf die Gefahren, denen die Athener zu der Zeit des Kekrops wie des Orest oder des Skytheneinfalles standgehalten hatten. Bezeichnend ist daran, dass die Gefahren der Perserkriege ausgelassen wurden, die deshalb noch gar nicht stattgefunden haben können (angeblich konventionell 339 v.Chr. gehalten, also hundertvierzig Jahre nach den Perserkriegen).

Die Friedensrede des Demosthenes gehört wie sein Epitaph (die "Preisrede auf die Gefallenen") ins folgende Jahr 691 ndFl, und erst nach der Rückkehr der Peisistratiden im Jahre 692 ndFl lenkte er ein. Diese Rückkehr gab der anderen Gruppe um Aischines und Isokrates neuen Rückhalt und Auftrieb; aber zur Ruhe gekommen war das Pendel damit noch nicht. Kurz vor seinem Tod wurde Peisistratos noch einmal für kurze Zeit suspendiert (695 ndFl).

Ein besonders verführerisches Element in der Problematik der Verwechslungen des ersten mit dem zweiten Philipp ist der bei beiden Herrschern anstehende Perserkrieg. Dadurch war die Möglichkeit, aus beiden Herrschern und aus zwei Perserkriegen jeweils nur einen einzigen zu machen, unermesslich vereinfacht worden. Hinzu kommt noch die doppelte Schaffung eines Hellenischen Bundes durch Demosthenes wie durch Philipp II, und einer davon soll schon von Perikles (oder von Peisistratos?) geplant worden sein. Sind das für meine Geschichtsdarstellung tödliche Pfeile? Beweisen diese Doppelzügigkeiten, dass es sich doch nur in allen Fällen um Philipp II, um einen Perserkrieg und um einen Hellenenbund handelt? Nein! Denn die Fälle sind ebenso unterschiedlich wie sie ähnlich oder identisch zu sein scheinen.

Mit dem Bündnis der Athener mit Philipp im Jahre 692 ndFl begann die Belagerung Poteidaias, die im dritten Jahr des Peloponnesischen Krieges (695 ndFl; konv. 429 v.Chr.) mit der Kapitulation (und Zerstörung?) von Poteidaia endete. In diesem Jahr starb Peisistratos, nachdem er kurze Zeit suspendiert aber schon wieder rehabilitiert war. Auch die Söhne, die auf Peisistratos folgten, Demades-Hippias und Phokion-Hipparch, waren Freunde des Philipp.

Ein halbes Jahr nach der Schlacht bei Poteidaia und dem Beginn dessen Belagerung begann dann der Peloponnesische Krieg, dem wir uns jetzt endlich zuwenden.

Letzter Stand: 26. November 2013 


 

 

1 Hermann Bengtson, Griechische Geschichte von den Anfängen bis in die römische Kaiserzeit, Verlag C.H.Beck, München.
Die Geschichte des Altertums in neuer Sicht Band 1 bis 3 der Geschichte des Altertums in neuer Sicht
gibt es inzwischen auch gedruckt.

Sie können sie hier beim Lulu-Marktplatz bestellen:
 Band 1
 Band 2
 Band 3 (einschließlich 6. Buch)

Oder bei Amazon:
 Band 1
 Band 2
 Band 3 (einschließlich 6. Buch)



Zurück zum Inhaltsverzeichnis   Weiter