Neuntes Buch: Kyros

5. Kapitel:

Ägyptische Mumien
Teil II: Die nach 624 ndFl Verstorbenen (2. Teil)

15. RAMSES III User-maat-Re meri-Amun Ramesse

Die ihm zugedachte Mumie wurde ebenfalls im In-Hapi-Grab gefunden ("Erster Fund von Deir-el-Bahari"). Die Arme der Mumie waren extra bandagiert und über der Brust gekreuzt, die Finger berührten die Schultern17:

Die Mumie von Ramses III ist die eines Mannes zwischen 60 und 65 Jahren und genau wie die seiner Vorfahren entmannt, die Genitalien sind separat einbalsamiert und wahrscheinlich in einer Holzdose in Gestalt von Osiris konserviert worden. Das Gesicht sah, als es von Bandagen und Schutzschichten aus Harz befreit war, aus wie eine Maske aus einem Alptraum. Bis auf einige wenige strähnige Locken im Nacken hatte er so gut wie keine Haare auf dem Kopf. Die Stirn ist niedrig, die Backenknochen sind flach. Seine Lider waren entfernt, seine Augenhöhlen mit Stoff ausgestopft worden, seine schmalen Lippen sind gefletscht und enthüllen einigermaßen vorstehende Zähne in einem großen Mund mit hängendem Kinn. Wenn man Maspéro Glauben schenken darf, erwecken die Gesichtszüge der Mumie den Eindruck, der König müsse im Leben einen »Ausdruck gehabt haben, der nicht gerade intelligent, vielleicht sogar etwas brutal genannt werden kann, gekoppelt mit Stolz, Sturheit und einem Hauch königlicher Majestät«.

Ramses III ist ermordet worden, obwohl dies aus einer Untersuchung seines Leichnams nicht deutlich hervorging, doch die Lektüre über den Prozess, der der »Verschwörung im Harem« folgte, lässt keinen Zweifel daran: »... denn ich stehe vor Amun-Re ...« Diese Worte können nur im Namen des verstorbenen Königs vor Gericht gesprochen worden sein.

Dem widerspricht zum einen die Ernennung von Richtern und Oberrichtern nach der Haremsverschwörung durch den König, und zum anderen die Tatsache, dass der Zerstörer Typhon seinen Namen nach dem zur Zeit seines Auftauchens regierenden Pharaos bekommen hat: Phrix-Typhon = Phritiphantes. Da die Haremsverschwörung zeitlich vor dieser Katastrophe lag, muss der Pharao Phrix-Phiops-Anubis-Ramses III sie überlebt haben, nicht unbedingt jedoch die Katastrophe selbst. Dagegen ist es nicht auszuschließen, dass der endgültige Prozess erst nach der Katastrophe stattfand, als der Pharao bereits "vor Amun-Re stand".

Es ist nicht verwunderlich, dass die angeblich zu Ramses III gehörende Mumie keine Wunden aufweist, da sie ohnehin nicht diejenige ist, die zu demjenigen Pharao gehört, auf den die Haremsverschwörung angesetzt wurde. Ramses III wurde älter als 65 Jahre. Derjenige Pharao, zu dem die Mumie vermutlich gehört, wurde dagegen ziemlich genau 65 Jahre alt. Sie könnte dem oben erwähnten Ptolemäer gehören. Die Tatsache, dass die Arme dieser Mumie über der Brust gekreuzt waren, widerspricht dieser Annahme nicht; denn ab Beginn der 21. Dynastie bis zur ptolemäischen Epoche wurden die Arme wieder ausgestreckt, mit einigen Ausnahmen. Eine Rückkehr zu den über der Brust gekreuzten Armen während der ptolemäischen Epoche war in der römischen Periode wieder von ausgestreckten Armen gefolgt.18

Es besteht noch die Möglichkeit, dass man sich im Sterbealter der Mumie des Ramses III geirrt hat; denn wie es mit den Mumienbeurteilungen ganz allgemein aussieht, haben wir schon feststellen können. Der Hinweis darauf, dass es sich bei dieser Mumie doch um Echnaton I = Ramses III/VIII handeln könnte, ist die Beschreibung des Gesichts der Mumie:

Ramses III/VIII ist jener Echnaton, dessen Darstellungen unbegreiflicherweise dem einzigen konventionell anerkannten Echn-Aton zugerechnet werden, obwohl die Merkmale des älteren (Painozem Echn-Amun = Ramses VIII Achan-Amun) sehr deutlich von denen des jüngeren (Nefer-ka-Re Cha-em-use = Ka-Mose) abweichen. So ist zum Beispiel die Physiognomie des älteren Echnaton durchaus mit dem Befund an der Mumie Ramses III zu vergleichen; doch wenn das Sterbealter richtig angegeben sein sollte, dann hat sie keine Chance, als Echnaton der Ältere = Anubis-Phiops-Ramses III gelebt zu haben.

Diese Mumie gehört mit ebenso großer Wahrscheinlichkeit zu dem Ptolemäer Soter-Nektanebos, der als Sohn von Sethos (I) Men-maat-Re = Ptolemaios Euergetes als ein Ramses II, und als Necht-A-Neb (Anubis!) als ein Ramses III gelten kann. Was Velikovsky nicht erkannte, war die Doppelgestalt des Ramses III: einmal Anubis-Phiops und dann - einige Generationen später - Soter-Nektanebos, als welcher er ebenso ein Aspekt von Ramses II war wie Phiops.

Das klingt alles sehr kompliziert, ist aber aus dem Chaos der konventionellen Altertumsgeschichte nicht anders zu erklären.

Es gäbe außer dem Ptolemäer noch einen anderen Anwärter auf den "Besitz" dieser Mumie: Ramses IV, den Sohn Ramses' III, der nur wenige Jahre nach seinem Vater gestorben ist. Auch er war etwa so alt, wie die Mumie auszusagen scheint.

Ramses IV soll seinem Vater Ramses III den Großen Papyrus Harris (GPH) mit ins Grab gegeben haben. Sollte der GPH im direkten räumlichen Kontakt mit der hier in Rede stehenden Mumie gefunden worden sein, so müsste diese zu Ramses III gehören, was wegen des Sterbealters problematisch wäre. Es kann aber der Papyrus dem mit ungefähr 60 Jahren gestorbenen Sohn Ramses IV des Ramses III ins Grab gelegt worden sein. Es muss demnach solange, bis die Verbindung dieser Mumie mit dem GPH geklärt ist, offen bleiben, ob die Mumie "Ramses III", die aus Altersgründen nicht die des Ramses III/VIII gewesen sein kann, die des Ramses IV oder die des Ptolemäers Nektanebos-Soter-Latyre ist. Da die Ptolemäer-Zeit noch nicht angebrochen ist, vertage ich die Besprechung dieses Herrn auf später.

Nach einer Mumie des von mir stets mit Ramses III identifizierten Ramses VIII User-maat-Re Achan-Amun brauchen wir natürlich nicht zu suchen. Sie wurde noch nicht gefunden, weil es sie gar nicht geben kann. Dagegen hat eine Mumie, die eindeutig zu Painuzem User-maat-Re Echn-Amun gehört, alle Chancen, die des Ramses III/VIII zu sein.

Die Pressemeldung, die Mitte Dezember 2012 darüber berichtete, dass an der Mumie Ramses' III festgestellt werden konnte, dass dem Pharao "bei einer Haremsverschwörung" die Kehle durchschnitten worden sei, kann sich nicht auf Anubis-Phiops-Ramses beziehen; denn der überlebte die Verschwörung. Bei Nektanebos-Soter ist diese Todesart nicht auszuschließen.

Die Auffindung einer Mumie, die angeblich zu Ramses III gehört, im Grab der In-Hapi, das (etwa) im Jahre 615 ndFl erstmals von dem Hohenpriester Painozem versiegelt wurde, spricht dagegen, dass es sich bei dieser Mumie um die des Anubis-Phiops-Ramses III/VIII Achan-Amun handelt, der doch selbst dieser Priester Paionozem Echn-Aton war. Die Frage taucht dann natürlich auf, ob die Mumien Ramses II und III überhaupt von Painozem in das In-Hapi-Versteck gebracht worden sein können, da es zu dessen Lebzeiten noch keinen toten Ramses gab außer Djoser.

Daraus ist erstens zu schließen, dass die Mumien Ramses II und III erst nach dem Tode des Painozem hier eingelagert wurden, und zweitens, dass dies zu einem Zeitpunkt geschehen sein muss, als die ersten Ptolemäer schon verstorben waren; denn es verdichtet sich immer mehr zur Gewissheit, dass die Mumie Ramses III (oder II?) zu Soter-Nektanebos gehört. Ursprünglich wurde die Mumie Ramses III vermutlich im Tal der Könige (Biban el-Muluk) im Grab Ramses III beigesetzt, falls dieses nicht dem "anderen Ramses III" gehören sollte, dem Ptolemäer Necht-A-neb-chepesch Sa-ti-Re = Nektanebos-Soter-Lathyre.

16. RAMSES IV (629-632 ndFl) User-maat-Re Setpen-Amun Ramesse (bzw. bei Breasted: User-maat-Re setpen-maat)

Die ihm konventionell zugedachte Mumie wurde im zweiten Versteck gefunden, also im Grab Amenophis' II. Erwartungsgemäß waren die extra bandagierten Arme über der Brust gekreuzt, so dass die Finger die Schultern berühren. Offenbar befand sich in dem Grab Ramses' IV, als es entdeckt wurde, keine Mumie mehr:

Champollion19 machte auf seiner Reise durch Ägypten (1828 bis 1829) im Tal der Könige Station und zögerte nicht, seine Zelte im Grab von Ramses IV aufzuschlagen. Doch er suchte keine Mumien, er wollte Texte dechiffrieren. Die Totengrüfte verdanken Champollion ihre richtige Benennung.

Da wollen wir nur hoffen, dass es bei dieser "Benennung der Totengrüfte" keine Verwechslungen gegeben hat! Erst recht kann es zu Fehlzuweisungen gekommen sein, da die Mumien aus ihren ursprünglichen Ruhestätten entfernt wurden. Weiter heißt es bei Leca:

Falls die Innereien in Kanopenvasen beigesetzt wurden, musste verhindert werden, dass Brust und Bauchdecke einsinken. Die Mumien von Siptah, Ramses IV sowie einem Mann aus der 21. Dynastie waren mit trockenen Flechten ausgestopft. Die Leiste von Ramses IV war, nachdem der Leib mit Flechten ausgestopft worden war, mit einem gedrehten Stoffstreifen grob zugenäht worden. Seine Zähne sind in gutem Zustand, und seine vorspringende Nase verrät die Verwandtschaft mit seinen Vorfahren. Ein etwas besserer Effekt hinsichtlich der Augen wurde bei Ramses IV erzielt, bei dem die Tampons durch realistisch bemalte Zwiebeln ersetzt worden sind. Die Zwiebeln dienten zwei Zwecken, erstens bewirkten sie ein lebensnaheres Aussehen, und zweitens hatten sie magische Funktionen.20

Die Tatsache, dass sich im Grab von Ramses IV keine Mumie mehr befand, lässt die Frage aufkommen, ob zu der jetzt in Rede stehenden Mumie tatsächlich Ramses IV gehört, und wer im Falle der Verneinung dieser Pharao denn sonst gewesen sein könnte. Wenn wir nämlich die Mumie "Ramses II", die zu keiner Identität Ramses II gehören kann, da es diese nicht gegeben hat, auch nicht mit dem langlebenden Phiops-Ramses III/VIII identifizieren können, dann muss es sich bei der Mumie "Ramses II" um die des Ramses IV handeln.

Das Reservoir an Ramessiden ist nicht annähernd so groß, wie es die Schulwissenschaft sieht. Außer Ramses I, dem Djoser-Amenophis-Sesostris I, dessen Mumie wir schon richtig eingeordnet haben, bleiben für die Zeit um die Typhon-Katastrophe nur noch Ramses III, IV und V, da alle übrigen Ramessiden entweder zusätzlich noch andere Namen tragen oder Ptolemäer oder Phantasiegebilde sind.

Es könnte in konventioneller Sicht die Frage auftauchen, warum sich die Mumie des Ramses III im In-Hapi-Grab, die Mumie des Ramses IV (und auch die des Ramses V) aber im Grab des Amenophis II befand. In der berichtigten Chronologie stirbt Amenophis II erst nach Ramses III, IV und V, wenn wir die richtigen Identitäten meinen. Die Frage heißt aber: Gehören die so bezeichneten Mumien zu diesen Identitäten? Für die richtige Chronologie gilt:

Da man wohl kaum bereits zu Lebzeiten des Amenophis II in seinem Grab ältere Mumien versteckte, so kann daraus der Schluss gezogen werden, dass man die Mumien von Ramses IV und V erst nach dem Tode des Amenophis II in dessen Grab gelegt hat. In konventioneller Sicht sind sie alle erst nach Amenophis II gestorben, mit Ausnahme der Hatschepsut - falls es ihre Mumie sein sollte, die sich in diesem Grab befand. Das bedeutet, dass in der richtigen Sicht die Verlegung der Mumien aller dieser schon vor Amenophis II Verstorbenen erst lange nach 652 ndFl in das Grab Amenophis' II vorgenommen worden sein kann. Zu diesem Zeitpunkt waren die Priester Herihor, Painuzem und Mencheperre längst tot.

Eine weitere Mumie, die ebenfalls mit Ramses IV in Verbindung gebracht werden kann, fand sich in Tanis: Das erste Grab gehörte Osorkon II aus der 22. Dynastie, dessen enormer Sarkophag, eingeschlossen in einer kolossalen Statue von Ramses II, noch eine Mumie enthielt.21

Ich frage mich, was Osorkon wohl mit einer solchen Statue anfangen wollte. Es ist nämlich ganz ungewöhnlich, dass ein ägyptischer Herrscher einen anderen, der zudem noch (konventionell) Jahrhunderte vor ihm lebte, auf diese Art und Weise ehrt. Einleuchtender wird das allerdings, wenn man

Osorkon II User-maat-Re setpen-        Amun mit
Ramses II  User-maat-Re setpen-Re meri-Amun und mit
Ramses IV  User-maat-Re setpen-        Amun identifiziert.

Dann wird aus diesen drei Personen eine einzige. Wer aber war die Mumie, die im Osorkon-Ramses-Grab lag? Wer es auch immer war - ein ehemaliger Pharao Ramses IV brauchte sich nicht in Tanis bestatten zu lassen. Das dortige "Ramses"-Osorkon-Grab wurde mit Sicherheit schon vor der Haremsverschwörung angelegt, als Ramses-Osorkon noch nicht Thronfolger war, und später für einen anderen benutzt, während sich Ramses IV ein Pharaonengrab im Tal der Könige baute.

Ich gestehe, dass ich mich derzeit außerstande sehe, die drei Usermare-Mumien Nr. 14, 15 und 16 richtig zuzuordnen. Eines ist jedoch sicher: keine der drei Mumien gehört zu einem Ramses II, der eine eindeutig zu identifizierende Person wäre, die keine andere Numerierung als "Ramses II" zuließe. Eine solche Person hat es nie gegeben.

Mumien können auch vertauscht worden sein. Die Annahme einer solchen Vertauschung liegt nahe, da Siamun im «Jahr 10» = 637 ndFl das In-Hapi-Versteck zum zweiten Mal versiegelte, nachdem er offenbar weitere Mumien hier eingelagert hatte. Der Grund für diese zweite Verbergungsaktion muss ein ähnlicher gewesen sein, wie er für die erste vorlag: Grabräubereien. Welche Mumien waren es aber? Doch wohl nur solche, die zu Pharaonen oder anderen Personen gehörten, die zwischen der Versiegelung durch Painozem (um 615 ndFl) und der späteren durch Siamun (= Pianchi) verstorben, mumifiziert und beigesetzt worden waren. Zu diesen gehörten Anubis-Phiops-Ramses III/VIII = Painuzem selbst sowie Chus-Sesostris, Ramses IV und V. Und wo finden wir diese Herrschaften?

Die Mumie des Chus-Sesostris ist die des Sethnacht oder Necht-Seth, des konventionellen Vorgängers von Ramses III in der 20. Dynastie. Diese Herrscherfolge gilt auch für die berichtigte Geschichte; denn Chus dankte zugunsten des Ramses III ab: 617 ndFl. Die Mumien von Sethnacht, Ramses IV und V wurden aber alle im zweiten Versteck gefunden, im Grab des Amenophis II, was hinsichtlich der Schließung des In-Hapi-Grabes durch Pianchi-Siamun neue Fragen aufwirft. Befriedigend für meine Sicht der Dinge ist die Tatsache, dass Siamun offenbar nicht die frisch gewickelten Mumien schon wieder aus ihren Gräbern nehmen und ins In-Hapi-Versteck umlagern musste; das wäre wenig plausibel gewesen. Was auch immer Siamun in diesem Grab gemacht hat, bevor er es neuerlich versiegelte: Mumien von Pharaonen hat er hier nicht versteckt.

Die Geschichte der Einquartierungen in dieses Grab ist mit der Versiegelung durch Siamun jedoch noch nicht zu Ende; sein Siegel kann nicht das letzte beziehungsweise nicht unaufgebrochen geblieben sein. Die Mumien von Thutmoses III (18. Dyn.), Ramses I, Sethos I, Ramses II (19. Dyn.), Ramses III und Ramses X (20. Dyn.) und Pinodjem (21. Dyn.; bei anderen Peinuzem II geschrieben) und schließlich des angeblichen Letztversieglers Siamun selbst mussten hier noch untergebracht werden.

Wann wurden diese Mumien hier eingelagert und durch wen? Wem gehören diese Mumien im einzelnen? Es sind eindeutig Ptolemäer unter ihnen. Wurden etwa die letzten Umbettungen in römischer Zeit erst vorgenommen?

Wenn aber Ramses III, der konventionelle unmittelbare Vorgänger von Ramses IV im Grab der In-Hapi ruht, dann sind wir verwundert, wenn hier nicht auch sein Sohn Ramses IV und sein Enkel Ramses V untergebracht worden sind. Meines Erachtens ist dies ein weiteres Argument dafür, dass die im In-Hapi-Grab gefundene Mumie des angeblichen Ramses III aus der 20. Dynastie nicht die des (hochbetagten!) Anubis-Phiops-Ramses III/VIII ist. Wenn wir somit davon ausgehen können, dass die Mumie von Anubis-Phiops-Ramses III wegen nicht genügend hohen Alters gar nicht unter den im Grab der In-Hapi versteckten sein kann, dann liegt es nahe, die hier in Rede stehende Mumie tatsächlich Ramses IV zuzuordnen und sie nicht unter den Mumien "Ramses II" und "Ramses III" zu suchen, wie ich weiter oben versucht habe.

17. RAMSES V (632-633 ndFl)

Drioton-Vandier: Usima-Re Sechepen-Re Ramses V
Breasted: Weserma'atrê-sechepernema'at

Auch seine Mumie wurde - wie die seines Vaters Ramses IV - im zweiten Versteck von Deir-el-Bahari gefunden, also im Grab des Amenophis II, und auch seine Arme sind - extra bandagiert - über der Brust gekreuzt, so dass die Finger die Schultern berühren. Von den Zwiebeln in den Augenhöhlen war man offenbar wieder abgekommen, sie sind bei dieser Mumie durch Stofftampons abgelöst. Gesicht, Bauch und Schenkel sind mit Pockennarben gezeichnet. Ein Leistenbruch hat sich in das Skrotum hinuntergezogen, dessen Umfang sich dadurch verdoppelt hat. - Hatte er deshalb keine Nachkommen? Jedenfalls sind keine bekannt. - Eine Änderung in der Behandlung dieser Mumie gegenüber der des Vaters zeigt sich auch darin, dass Sägespäne statt Flechten zum Ausstopfen der Körperhöhlungen benutzt wurden.

Wenn gesagt wird, dass sich Ramses VI das (unvollendete?) Grab Ramses' V angeeignet habe, dann müsste das Grab des Ramses VI, das sich in unmittelbarer Nähe des Tutanchamun-Grabes im Tal der Könige befindet, ursprünglich das Grab Ramses' V gewesen sein. Hierzu hatte ich aber bereits meine Ansicht dargelegt, dass das von Ramses VI usurpierte Grab vordem das Grab des Tutanchamun gewesen sein könnte, da dessen "Rumpelkammer" nahe dem Grab Ramses' VI kaum das Grab eines Pharaos gewesen sein kann.

Andererseits ist es für mich schwer verständlich, wieso junge und wenig bedeutende Pharaonen, dazu noch in schwieriger Zeit, sich ein derart monumentales Grab gebaut haben sollen, wie es das Grab Ramses' VI ist. Am Ende wurde das Grab von Amenophis III gebaut, und alle Angaben hinsichtlich des ursprünglichen Bauherrn und irgendeiner Usurption sind reine Spekulationen.

18. AMENOPHIS III = RAMSES VI

Drioton-Vandier: NEbma-Re Miamun Ramses VI
Breasted: Nebma'atrê-meriamon (Ramses VI)

Die Mumie von Ramses VI ist von Räubern so schwer beschädigt worden, dass die Priester der 20. Dynastie, die für das erneute Bandagieren verantwortlich waren, nur raten konnten, welche menschlichen Überreste ihm gehörten - u.a. gaben sie ihm die Hand einer Frau -, und setzen die Fragmente, so gut sie konnten, auf einem Stück Holz zu einer mumienähnlichen Figur zusammen. Sein Gesicht war von Messerschnitten bis zur Unkenntlichkeit zerschnitten, anhand der Zähne, die nur wenig abgenützt waren, konnte das Alter zwischen vierzig und fünfzig angesiedelt werden.22

Wenn meine Behauptung richtig sein sollte, es handele sich bei Ramses VI Neb-maat-Re um Amenophis III Neb-maat-Re, so dürfte es für den letzteren weder eine Mumie noch ein Grab geben. Hinsichtlich des Grabes müsste ich mich allerdings schon korrigieren:

Zur Zeit der Expedition Napoleons unter Leitung von Vivant Denon, Costaz und Fourier (von 1798 bis 1802) waren im Tal der Könige nur elf Grabeingänge bekannt, dazu etwas weiter westlich das Grab von Amenophis III. Jomard, ein Mitglied der Expedition, hat über seine Ausgrabungen in Theben einen »schauerlichen Bericht« geschrieben: Es waren Mumien in diesen Gräbern noch vorhanden, aber nach dem Bericht zu urteilen keine königlichen.23

Was die Mumie angeht, so stehe ich etwas besser da:

Weder die Mumie von Amenophis III noch die von Teje sind je gefunden worden, obwohl man nach der Entdeckung des Grabmals in Deir-el-Bahari glaubte, die Mumie Amenophis' (III) gefunden zu haben. Aber ein zweiter Name, der neben dem seinen geschrieben stand, ließ Zweifel an seiner Identität aufkommen. Diese Zweifel verschwanden zur Gänze, als man verstanden hatte, wie die Leiche einbalsamiert worden war. 24

Die Art der hier angewandten Mumifizierung war vor der 21. Dynastie unbekannt; das wäre natürlich kein Argument, da die Schulwissenschaft davon ausgeht, dass die Priester der 21. Dynastie erst nach den Pharaonen der 18. bis 20. Dynastie gelebt hätten. Teilweise lebten diese Priester jedoch mitten unter den Pharaonen dieser Dynastien. Wenn man aber bedenkt, dass Amenophis-Nimmuria erst im Jahre 669 ndFl verstarb, als die "Priester der 21. Dynastie" ebenfalls schon tot waren, dann bekommt die obige Stelle ein größeres Gewicht. Allerdings sind die Charakteristika der Einbalsamierung ohnehin mit den falschen Epochen verbunden worden, da ihnen ja das konventionelle und daher falsche Chronologiegerippe unterlegt worden ist.

Amenophis-Nimmuria wurde fast fünfzig Jahre alt. Es könnte sich daher bei der Mumie Ramses' VI um die des Amenophis III handeln. Wenn auch von Ramses VI gesagt wird, er sei der Sohn des zum Tode verurteilten Haremsverschwörers und somit ein Enkel von Ramses III gewesen, was für Amenophis-Nimmuria nur zum Teil zutrifft, so bleibt doch alles in der Familie: Er war zwar der Enkel Ramses' III, nicht aber der Sohn des Neferkare-Kamose, sondern der dessen Bruders Manachpiria und der Mutemudja-Hatschepsut.

Wenn wir schon bei Ramses VI, dem möglichen Amenophis III, eine ramponierte Mumie vor uns haben, dann können wir auch bei anderen Pharaonen mit solchen Überraschungen rechnen.

19. KAMOSE = RAMSES IX

Die Mumie von Ramses IX Neferkare-setpen-Re Cha-em-wese merer-Amun kann in Ägypten ebensowenig gefunden werden wie die des Uadj-cheper-Re Kamose oder die des Amenophis IV = Echnaton II Nefer-cheperu-Re Ua-ne-Re. Der Träger dieser Namen verstarb in Moab. Es ist in der Tat weder die Mumie von Amenophis-Echnaton noch die des Wesirs Chamuese25 gefunden worden. Die Mumie von Kamose, der möglicherweise identisch ist mit dem Wesir Ramose, dessen Grab in Theben von Sir Robert Mond freigelegt wurde, verschwand unter mysteriösen Umständen, die von den Archäologen bis heute nicht geklärt werden konnten, da seine Mumie zerfiel, sobald sie aus ihrem Versteck gebracht wurde. Sie war - wie Leca sich ausdrückt - womöglich noch unqualifizierter einbalsamiert worden als die seines (angeblichen) Vaters Sekenen-Re Ta'a!

Es kann sich nicht um die Mumie des Kamose-Mose-Kamosch gehandelt haben. Ich bin versucht, hieran einige Spekulationen zu knüpfen; doch ohne nähere Hinweise auf die "mysteriösen Umstände" zu haben, möchte ich davon absehen.

Mit Cha-em-use identisch dürfte Scha-em-Uas, der Sohn von Ramses II (es muss natürlich heißen: Phiops-Ramses III), sein, in dessen Grab Mariette einen hölzernen Sarg fand, dessen Deckel teilweise eingebrochen war und der eine Mumie in menschlicher Gestalt enthielt. Das Gesicht dieser Mumie war mit einer dicken Goldmaske verdeckt, sie trug eine schmale goldene Kette um den Hals mit zwei Amuletten auf den Namen Scha-em-Uas, dem Prinzen von Memphis. Auf den ersten Blick sah es so aus, als habe sich der Prinz, dem die Apis-Stiere anvertraut gewesen sein dürften, in demselben Grab begraben lassen, in dem auch die heiligen Stiere beigesetzt wurden. Ein goldener, mit Mosaik eingelegter Sperber lag auf seiner Brust, umringt von achtzehn Fayencestatuetten mit menschlichen Köpfen und mit der Inschrift »Apis-Osiris, großer Gott, Herr der Ewigkeit«.

Statt eines wohleinbalsamierten Körpers entdeckten Mond und Myers, dass die Tücher und Bandagen nichts als eine Masse Bitumen enthielten, mit winzigen Knochenfragmenten vermischt. Es ist anzunehmen, dass es sich hierbei um die Rückstände eines heiligen Stieres handelt, die so angeordnet waren, dass sie einem menschlichen Körper ähnelten.

Möglicherweise handelt es sich um eine geheime spätere Beisetzung des Mose in Ägypten oder um eine "Beleidigung" des Eglon-Kamosch-Kamose-Ramses IX, dessen Schmuck einem Haufen Stierknochen beigegeben und im Grab eines Stieres beigesetzt wurde. Die Übersetzung des Namens Eglon bedeutet - nach Abraham Meister - "vom Kalbe, stierartig"! Ich halte den Moabiterkönig Eglon (Richt. 3, 12ss) für Kamosch und Schamuas-Chaemuse und somit auch für Ramses IX.

Mit der Mumie von Ramses IX, die so stark verwest war, dass sie nicht ganz aufgewickelt konnte, geht die 20. Dynastie zu Ende26. Es ist vermutlich die Mumie von Ramses XI gemeint; sonst wäre die Passage unverständlich, da die 20. Dynastie konventionell erst mit Ramses XI bzw. bei Breasted mit Ramses XII zu Ende geht.

Es gibt aber auch noch eine ganz besondere Kategorie unter der Überschrift "Mumien": das sind die

KÖNIGE OHNE MUMIEN

Von den Ramessiden VII User-maat-Re Meriamun und VIII User-maat-Re Achan-Amun existieren weder Gräber noch Mumien. Ich hatte Ramses VII schon als eine "Erfindung" entlarvt, da er nur in der falschen Chronologie existieren kann. Er gehörte mit seinem User-maat-Re-Namen an eine Stelle, an der ein konventionell älterer Träger dieses Namens nicht mehr am Leben sein konnte, weshalb man ihm, der mit einem oder sogar mehreren anderen Ramssiden natürlich identisch ist, eine höhere Nummer zuteilen musste. Velikovsky hält die beiden Ramessiden VII und VIII lediglich für Thronprätendenten, die außer ihrem Anspruch auf den Thron keine Spuren in der Geschichte hinterließen. Keiner von beiden hat tatsächlich regiert ... Von ihnen beiden ist so gut wie fast keine Inschrift erhalten geblieben.27

Selbstverständlich handelt es sich bei Ramses VIII um Phiops-Anubis-Ramses III, also auch um Peinuzem (= Painozem, Pinodjem), und zwar nicht um den Cheperka-Re, der für Peinuzem (II ?) gehalten wird und der ebenfalls im In-Hapi-Grab gefunden wurde, sondern um

  PAINOZEM I  User-maat-Re Echn-Amon  (nach Breasted)
= RAMSES VIII User-maat-Re Achan-Amun (Drioton-Vandier)
= PHIOPS (I)               Meri-Re    (nach Breasted)
= RAMSES III  User-maat-Re Meri-Amun Setpen-Re.

Velikovsky meint weiter28: Es gab auch Ramses IX, Ramses X und Ramses XI; aber mit ihnen und ihren wirklichen Positionen in der Nachfolge der Ramessiden werden wir uns zu einem späteren Zeitpunkt befassen. Es besteht allerdings allgemein Übereinstimmung darin, dass zwischen den Herrschern von Ramses III bis zu Ramses VIII einerseits und denjenigen, die unter den Namen Ramses IX bis Ramses XI regierten, keine Verbindung besteht, und dass es daher keinen Beweis dafür gibt, dass sie tatsächlich die unmittelbaren Nachfolger von Ramses III bis Ramses VIII gewesen sind.

Die Mumie von Ramses X wurde im In-Hapi-Grab ("Erster Fund von Deir-el-Bahari") gefunden. Bei Leca (Die Mumien) ist keine weitere Information hierüber zu bekommen. Es gibt bedauerlicherweise auch keinen "späteren Zeitpunkt", zu dem sich Velikovsky mit Ramses X befasst (Drioton-Vandier: Cheper-ma-Re Setpenptah). Wenn diese Mumie von Ramses X einem Cheper-maat-Re Setpen-Ptah gehören sollte, dann kann dieser nicht mit Amenophis-Sethos II identisch sein, wie ich an anderen Stellen schon mehrfach behauptet habe, wenn Ramses X auch mit diesem Namen aus derselben Ptah-Dynastie stammen würde wie Amenophis-Sethos II.

Ich halte daher die angebliche Mumie von Ramses X nicht für die Überreste von Ramses X = Sethos-Amenophis II, kann aber derzeit außer der oben angedeuteten Spekulation, es könne dies die Mumie von Phiops-Anubis-Ramses III/VIII sein, keine eindeutige Identität für diese Mumie angeben.

Da sich Velikovsky aber darauf versteift hatte, Ramses III sei Nektanebos (I), ein König der 30. Dynastie (konv. 378-341 v.Chr.), womit er nur zum Teil recht hatte, so mussten ihm die wahren Zusammenhänge verborgen bleiben. Er hätte Ramses X vermutlich genauso falsch identifiziert wie Ramses IV-VI. Es entging ihm ja auch, dass Ramses III und Ramses VIII miteinander identisch sind, und er bemerkte nicht, dass Ramses IX der Haremsverschwörer war, geschweige denn, dass er diesen mit dem (Ka-)Mose aus dem AT in Verbindung gebracht hätte.

Auch bei Drioton und Vandier erscheinen keine präzisen Daten zu den Ramessiden der 20. Dynastie, außer bei Ramses III und VIII; und es fällt auf, dass es wieder diese beiden miteinander identischen sind, zwischen denen die obigen Gelehrten keinem anderen Ramses eine Chance zum selbständigen Regieren geben: Ramses III 1198-1166 v.Chr. und daran sofort anschließend Ramses VIII 1166-1085 v.Chr., was für den letzteren die ungewöhnlich lange Regierungszeit von 81 Jahren ergibt, für "beide" zusammen sogar 113 Jahre. Ich stelle fest, dass dies nicht nur sehr gut zu Phiops-Anubis-Ramses III passt, sondern dass für eine derart lange Regierungszeit bemerkenswert wenig über Ramses VIII bekannt ist, der nach Ansicht Velikovskys nur ein "Prätendent, der nie auf einem Thron gesessen hat", gewesen sein soll.

Es gehört zur Vervollständigung des oben zur 20. Dynastie Gesagten noch dazu, dass die übrigen Ramessiden bei Drioton und Vandier keine Datierungen bekommen haben und dass die 21. Dynastie mit dem Jahr 1085 v.Chr. beginnt, also unmittelbar an Ramses VIII anschließt. Breasted hat die Regierung für Ramses III ebenfalls auf 32 Jahre angesetzt, jedoch zwei Jahre gegen Drioton-Vandier versetzt, von 1200-1168 v.Chr. während er die Ramessiden IV bis XII (!) von 1168-1090 v.Chr. regieren lässt, also total 78 Jahre nach Ramses III bzw. mit diesem zusammen 110 Jahre.

Im Verlauf der 83 Jahre, die seinem Tod folgten, hat es (nach Ramses III) acht Pharaonen gegeben, die sich alle wenig originell mit dem Namen Ramses, vom IV. bis zum XI., zufriedengaben.29

Leca hat die vermeintliche "Phantasielosigkeit" der Pharaonen missdeutet; denn "Ramses" ist kein Name, sondern eine Legitimation, um überhaupt auf den Pharaonenthron kommen zu können: Ra-Messe, also ein "Sohn des Re", musste man sein, wenn man dorthin gelangen wollte. Außerdem hatten die Ramessiden sehr wohl auch noch andere Namen, zum Beispiel den so verwirrenden Namen User-maat-Re.

Die 78, 81 oder gar 83 Jahre geistern durch die Geschichte ohne eine erkennbare Spur zu hinterlassen. Sie gehören in das berühmte "dunkle Zeitalter Griechenlands und Kleinasiens", in welches auch der an die Ramessiden anschließende Wirrwarr der 21. Priesterdynastie und der libyschen Dynastien gehört, der "Osorkon-Wirrwarr".

20. MERENPTAH-SIPTAH = NECHO

Ramses XI (Velikovsky: Menmare-setpenptah Ramesse-chaem-wese-merer-nutehekaon; Drioton-Vandier: Menma-Re Setpen-ptah) dürfte nach allem, was wir bisher erfahren haben, ebenfalls keine Mumie hinterlassen haben; denn es hat ihn ja gar nicht gegeben. Leca meint dazu30:

Kurzfristig gelangte die Priesterschaft des Amun zu einer so unglaublichen Macht, dass Ramses XI den Hohenpriester schließlich seines Amtes entheben und nach einigen Monaten durch Herihor, einen Mann aus dem Militär, ersetzen musste.

Das passt sehr gut in die Zeit nach der Typhonkatastrophe. Gemeint sein kann in dem Falle jedoch nur Ramses IV. Vermutlich wurde dieser nicht nur als Ramses VII und Ramses XII bezeichnet, sondern auch mit Ramses IX und Ramses XI verwechselt, die auch miteinander verwechselt wurden, was aus der Namensgebung für Ramses XI (Velikovsky: Chaemwese, siehe oben!) und aus dem folgenden Satz hervorgeht: Mit der Mumie von Ramses IX, die so stark verwest war, dass sie nicht ganz aufgewickelt werden konnte, geht die 20. Dynastie zu Ende.31 Wie ich oben schon sagte, ist mit Cha-em-wese Ramses IX gemeint, mit dem jedoch die 20. Dynastie konventionell keineswegs schon zu Ende ging, sondern erst mit Ramses XI bzw. XII.

Der von Breasted gesehene Ramses XII User-maat-Re Setpen-Re hat niemals existiert; er gelangte durch die verzerrte Chronologie in die Geschichte hinein. Wie sich leicht rekonstruieren lässt, sah Breasted "hinter den Vorgängen" um die Reise des Wen-Amun in der Zeit des Herihor und des Smendes aus der 21. Dynastie, Ramses IV oder Ramses V User-maat-Re, die aber nach der falschen Chronologie in der Zeit dieser "Vorgänge" nicht mehr leben konnten. So nannte er den User-maat-Re hinter diesen "Vorgängen" kurzerhand Ramses XII.

Wenn es auch diesen zwölften Ramses gar nicht gegeben hat, so darf doch die Mumie des Ramses XI nicht übergangen werden. Sie kann durchaus zu einem Herrscher gehören. Ich denke dabei an Merenptah-Siptah (= Setpen-Ptah) Men-maat-Re, den ich mit Ramses XI identifizieren möchte. Er war ein Zeitgenosse des Sethos-Amenophis II, der von mir schon an anderen Stellen als Ramses X bezeichnet worden ist, der mithin keine eigene Mumie abgegeben haben kann. Die ihm zugewiesene ist meines Erachtens die des Phiops-Anubis-Ramses III/VIII.

Merenptah-Siptha kommt nur dann als Pharao der vorptolemäischen Zeit in Frage, wenn er mit einem Pharao zu identifizieren ist, der in der Abydos-Inschrift erscheint; denn mit dem Verfasser dieser Inschrift, mit Sethos-Euergetes, beginnt schon die Ptolemäerzeit. Bei Merenptah-Siptah kann es sich eigentlich nur noch um Nekau-chem-ib-Re Meren-Ptah Men-maat-Re Men-tem-chat Setpen-Ptah-Ramesse handeln. Der miserable Zustand der Mumie des Ramses XI = Necho stimmt mit der Angabe Herodots (III, 16) überein, wonach Kambyses die Mumie des Amasis aus dem Grab habe holen, geißeln und verbrennen lassen. Da sich Herodot aber mit den Generationen irrte und Amasis für den kürzlich verstorbenen Pharao ansah, so können wir an dessen Statt Necho setzen.

21. IMHOTEP

Wir sind schon daran gewöhnt, dass es in der Altertumsgeschichte Verwechslungen "übers Kreuz und in die Quere" gegeben hat. Wenn gesagt wird, der Priester Peinuzem II Cheperka-Re, der Mumien im Versteck von Deir-el-Bahari beigesetzt und das Grab verschlossen haben soll, sei ein Sohn des Thutmoses III Mencheperre, des Sohnes von Peinuzem I gewesen, der auch Anubis-Phiops-Ramses III/VIII war, so stimmt hieran nur die Filiation Mencheperre, Sohn des Painuzem. Einen Painuzem II hat es nicht gegeben, und ein 18-jähriger "Thutmoses I" A-Cheperka-Re kann noch kein Priester gewesen sein, dessen Mumie später in dieses Grab nachgelegt worden wäre. Wer aber dieser Cheperka-Re war, der das Grab verschloss, bleibt offen.

Wenn es jedoch eine Mumie gab, die einem anderen Cheperka-Re gehörte, der weder Peinuzem hieß noch "Thutmoses I" A-cheper-ka-Re war, und die ebenfalls im In-Hapi-Grab untergebracht war, dann könnte diese dem als vermisst geltenden Imhotep-Amenophis, Sohn des Hapi = Pa-Apis, gehören. Die drei Söhne der Frau des Priesters von Heliopolis hätten demnach sehr ähnliche Namen gehabt:

Djoser-Amenophis-Sesostris I: Se-user-cheper-ka-Re

Chus-Sesostris II/III:       Ches-cha-cheper-kau-Re
= Zethos-Isesi               Zed-(= Djed-)ka-Re

Amphion-Imhotep-Amenophis:   (Horus-?)cheper-ka-Re.

Imhotep, der wie sein Bruder Djoser-Busiris mit seinen Angehörigen von Herakles-Achthoës getötet wurde, wäre somit in demselben Grab versteckt worden, in dem auch sein älterer Bruder ruhte, nämlich im Grab seiner Mutter In-Hapi. Wo sein ursprüngliches Grab war, lässt sich nur vermuten: im Bezirk der Sakkara-Pyramide. Von dort kam er unter ähnlichen Umständen nach Theben wie sein Bruder Djoser-Amenophis. Das Sterbealter des Imhotep war ziemlich genau achtundfünfzig Jahre.

Bei dieser Gelegenheit kann auch die Frage gestellt werden, ob Imhoteps Gemahlin Niobe, die Tochter des Tantalos = Teti-Achthoës-Sahure-Herakles und somit die Schwester des Una = Wen-Amun, mit Sit-Amun oder Satkames identisch ist. Eine dieser Mumien war mit heißem, flüssigem Harz ausgegossen worden, was auf die in Sakkara geübte Praxis hinweist. Die Kinder der Niobe und des Amphion (= Imhotep) wurden von Herakles (und nicht von Leto, wie die Griechen sagten) getötet. Es ist wenig wahrscheinlich, dass er auch seine Tochter umbrachte. Daher kann nicht unbedingt gefolgert werden, dass die Bestattung der Niobe in Sakkara mit Djoser und Imhotep gleichzeitig stattfand.

22. THUTMOSES II A-cheper-ne-Re; Breasted: Achepernerê

Ange-Pierre Leca, der sich an der französischen Ägyptologie orientiert, sieht den Thutmoses-Wirrwarr etwas anders als der Brite J.P. Breasted. Er schreibt32: Dass Amenophis I nur Töchter hatte, war auch der Grund, warum ein unehelicher Sohn (des Amenophis I) unter dem Namen Thutmoses I sein Nachfolger wurde, indem er Amenophis' I legitime Tochter, seine Halbschwester Achmose, heiratete. Da auch er nur Töchter hinterließ, war es wieder ein Bastard, der unter dem Namen Thutmoses II (A-cheper-ne-Re), nachdem er seine Halbschwester Hatschepsut, eine legitime Tochter von Thutmoses I, geheiratet hatte, die Macht übernahm.

Trotz der Aufdeckung der konventionellen Irrtümer halte ich Thutmoses I dennoch für den Vater von Thutmoses II; besser gesagt: ich halte Thutmoses IV für den Vater des Thutmoses II; das mag den Leser nach allem Gesagten verwirren. Wie ich aber schon in früheren Kapiteln gezeigt habe, handelt es sich bei diesen beiden Thutmosiden um die Didumessiden Schabaka und seinen Sohn Schabataka, wobei der Name A-cheper-ka-Re, der an der angeblichen Mumie des Thutmoses I vermerkt ist, nicht zu Schabaka gehört, was bei seinem Sohn anders ist; Schabataka ist tatsächlich A-cheper-ne-Re.

Die Mumie des A-cheper-ne-Re wurde im zweiten Versteck von Deir-el-Bahari (Grab des Amenophis II) gefunden. Der Einschnitt für die Entnahme der Eingeweide wurde bis zu diesem Pharao vertikal auf der Seite von der untersten Rippe links bis hinunter zu den Schamhaaren geführt.33 Die Arme wurden extra bandagiert und über der Brust gekreuzt, die Finger berühren die Schultern.34 Seine Mumie enthüllt - wie bei seinem Vater (gemeint ist die Mumie des 18jährigen Jünglings A-cheper-ka-Re "Thutmoses I", die mit der Mumie des "echten" Thutmoses I verwechselt wurde!) -, dass er nicht beschnitten war, und seine abgezehrten Gesichtszüge verraten einen Mann, der nach langer Krankheit, jedoch in jungen Jahren (ungefähr 30 Jahre alt) gestorben sein muss. Auch war die Mumie von Räubern stark beschädigt worden (mit Messer und Kriegsbeilen).35

Es handelt sich bei diesem Toten um Didumes II (was soviel wie Thutmoses II bedeutet), um Schabataka, den um 618 ndFl geborenen Sohn des Didumes-Thutmoses I Djed-Nefer-ka-Re, der etwa 50 Jahre alt geworden ist. Alles andere, was konventionell zu diesem zweiten Thutmoses gesagt wird, ist - mit Verlaub - blanker Unsinn. Der größte davon ist die Anbindung des Thutmoses III als legitimen Sohn an Thutmoses II. Folgender zeitgenössischer Text beschreibt sein Ende und nennt seine Nachfolgerin:

Thutmoses II ist mit Triumph in den Himmel eingegangen und ein Gott geworden. Sein Sohn (gemeint ist Thutmoses III) übernahm seinen Platz als König der beiden Königreiche und wurde Herr des Thrones dessen, der ihn gezeugt hat. Seine Schwester (Anm. Leca: in Wirklichkeit seine Tante), die göttliche Gemahlin Hatschepsut, führte die Geschäfte des Landes nach seinem Willen.

Hier geht schon aus der Bezeichnung "Schwester" für die "göttliche Gemahlin" Hatschepsut hervor, dass da etwas nicht stimmen kann; denn Hatschepsut hatte keine Brüder mehr, nachdem Herakles ihre ganze Familie bis auf sie und ihre Schwester Nofretete ausgelöscht hatte. Aus demselben Grund hatte auch Chus-"Thutmoses I" keinen Sohn. Geschäfte des Landes führte Hatschepsut als die "Herrin des Landes" sowohl in ihrer Ehe mit dem Pharao Ramses IV als auch in der mit dem Deltakönig Scheschonk-Smendes-Mencheperre. Wer also mit dem obigen, Gott gewordenen Thutmoses II gemeint sein soll, bleibt offen. Schabataka auf jeden Fall nicht.

Nach Drioton und Vandier regierten Thutmoses II und Hatschepsut gleichzeitig von 1520 bis 1484 v.Chr., das heißt 36 Jahre lang gemeinsam. Wie kann ein mit dreißig Jahren gestorbener Herrscher 36 Jahre regiert haben? Wie kann seine Nachfolgerin Hatschepsut 22 Jahre bis zu ihrem Tode regiert haben, der sie in demselben Jahr ereilte wie ihren Vorgänger? Dem "Thutmoses-Wirrwarr" ist nichts mehr hinzuzufügen, und wie ich schon sagte, hat jeder namhafte Ägyptologe seinen eigenen "Thutmoses-Wirrwarr". Einig sind sie sich noch nicht einmal darüber, ob eine Mumie von Thutmoses II vorliegt oder nicht. Ph. Vandenberg schreibt36:

Das bringt uns auf die Frage: Besteht die Möglichkeit, dass auch heute noch ein Pharaonengrab entdeckt wird? Englische und französische Archäologen, denen ich an Ort und Stelle diese Frage stellte, möchten das nicht ausschließen, wenngleich - so betonen sie - es unwahrscheinlich ist, noch ein unberührtes Grab zu finden. Dabei haben Georg Steindorff und Walther Wolf noch einige Gräber auf ihrer Fehlliste stehen - z.B. die von Thutmoses II und Semenchkare.

Ganz anders stellt sich das bei Leca37 dar; er sagt zwar nicht, wo die Mumie von Thutmoses II gefunden wurde (er führt sie weder unter den Fundstücken im Grab der In-Hapi noch unter denen im Grab des Amenophis II auf, auch nennt er keine andere Fundstelle); aber er kann sie genau beschreiben, unter anderem, dass sie nicht beschnitten war. Dasselbe gilt übrigens auch für "den Ausländer" Achmose; wenn aus diesen Befunden auf die Abstammung aus der Ptah-Linie geschlossen werden soll, dann dürfte nicht nur der jugendlich verstorbene Thutmoses I A-cheper-ka-Re, sondern auch der Didumes-Thutmoses II Schabataka ein Nachfahre des Ptah-Achmose gewesen sein, dessen Name auch noch die folgende Floskel enthält: Ded-kau-Re Djed-chetep-Re.

Breasted hat (seine Angaben sind die ursprünglichen, da älter) eine abweichende Beschreibung dieser Vorgänge gegeben, wonach die Halbgeschwister Hatschepsut (Tochter von Achmes), Thutmoses II (Sohn von Prinzessin Mutnofret) und Thutmoses III (Sohn der "unbekannten Nebenfrau" Isis) alle die Kinder von Thutmoses I waren. Auch er hatte Schwierigkeiten mit den Regierungen; nur 52 Jahre billigte er den Pharaonen Amenophis I, Thutmoses I und Thutmoses II zu (1557-1505 v.Chr.), während er Hatschepsut und Thutmoses III 54 Jahre gemeinsam regieren lässt (1504-1450 v.Chr.).

Folgen wir Leca, der für Hatschepsut 22 Jahre angibt (1506-1484 v.Chr.), so liegen wir damit ziemlich richtig; denn sie regierte - wenn auch mit Unterbrechungen - von 629 bis um etwa 650 ndFl, zuletzt jedoch nicht mehr als Pharaonin.

Bei allen Ägyptologen liegt der Hauptfehler auf der Hand: Sie erkennen nicht, dass von Achmose die Ptah-Linie, und von Phiops-Anubis-Ramses III/VIII die Seth-Linie (Thutmosiden) ausgeht. Folglich kann ein Sohn von Achmose niemals "Thutmoses" heißen. In der Figur des Chus-"Thutmoses I" treffen diese beiden Linien so unglücklich aufeinander, dass der "Thutmoses-Wirrwarr" zunächst unauflösbar zu sein scheint. Erschwerend kommt noch hinzu, dass in konventioneller Sicht gar kein Anubis-Ramses auf der Bildfläche erscheint, von dem sich die Sethariden bzw. Thutmosiden herleiten könnten, und so bleibt für sie auch nur Achmose als Stammvater übrig. Gestellt wurde die Weiche jedoch schon bei dessen "Vater" Sekenen-Re, der auch der "Vater" des Kamose gewesen sein soll. Schuld an allem sind mal wieder die "Hyksos", die von vornherein völlig falsch interpretiert worden sind.

Ich stelle nun die falschen Ansichten der einzig richtigen gegenüber, aus der sich die Lösung für das Problem der Zuordnungen ergeben wird. Gleich zu Beginn serviere ich dem Leser den "Superinzest" über drei Generationen:

Schema 1
Tetischeri
|
Sekenen-Re  oo  Achhotep (seine Vollschwester ?)
+---------------+
|               |
Achmose     oo  Achmes-Nefertari    Achmose oder
+---------------+                Amenophis I mit Seniseneb
|               |                      |            |
|               |                      +------------+
|               |                      |
Amenophis I oo  Achmes(-merit-Amun) oo Thutmoses I  (1)
                |
                Achmes        oo       Thutmoses I  (2)

Schema 2
                Thutmoses I
                    |
+--mit Achmes-------+-------mit Mutnofret------mit Isis--+
|           |                   |                        |
Amenmose,   Hatschepsut     Thutmoses II     Thutmoses III
Uzmose
und Bitnofru

Letzter Stand: 20. Dezember 2012


17 Ange-Pierre Leca, op.cit., Seite 164
18 Ange-Pierre Leca, op.cit., Seite 96
19 Ange-Pierre Leca, op.cit., Seite 23;
20 Ebenda, Seite 89;
21 Ange-Pierre Leca, op.cit., Seite 30
22 Ange-Pierre Leca, op.cit., Seite 165;
23 Ebenda, Seite 20;
24 Ebenda, Seite 157
25 Papyri Abbot, Leopold und Amherst: Grabräuberprozeß in der Zeit Ramses' IX, konventionell um 1115 v.Chr., Gerichtsakte Peser/Pewero)
26 Ange-Pierre Leca, Die Mumien, Seite 165
27 Immanuel Velikovsky, Die Seevölker, Umschau Verlag Seiten 105, 110
28 Immanuel Velikovsky, Die Seevölker, Umschau Verlag
29 Ange-Pierre Leca, Die Mumien, Seite 165;
30 Ebenda
31 Ange-Pierre Leca, Die Mumien, Seite 165
32 Ange-Pierre Leca, Die Mumien, S. 153ff.
33 Ange-Pierre Leca, Die Mumien, Seite 80
34 Ebenda, Seite 96;
35 Ebenda, Seite 153
36 Philipp Vandenberg, Der Fluch der Pharaonen, 1973 Scherz Verlag Bern/München, S. 91
37 Ange-Pierre Leca, Die Mumien, Seite 153
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