Drittes Buch: Die Akkader-Zeit

6. Kapitel: Die Titanen in Ägypten

Die Titanen hatten sich von Aiolien aus schon zum Meer hin orientiert und die Küsten und Inseln der Ägäis unter ihre Kontrolle gebracht. Zwar gingen ihnen durch die Eroberungen der Mänaden (= Meder), der Verbündeten des Zeus, die Küstenstädte in Hellas weitgehend verloren, die Inseln blieben jedoch in ihrer Hand. Wenn wir Platon glauben wollen - und ich sehe keinen Grund, ihm hierin nicht zu folgen -, dann bezog das Titanenoberhaupt Poseidon seine Residenz auf Atlantis.

Das Atlantis Platons ist die Insel Thera, die im Altertum Kaphthera hieß, von wo die biblischen Kaphthoriter stammten, und die heute auch Santorin genannt wird. Allerdings muss man einschränkend sagen, dass heute nur noch der Rest des alten Thera-Atlantis so genannt werden kann, da ungefähr 90% der Insel bei der großen Katastrophe des Jahres 537 ndFl (= 343 v.Chr.) von der Landkarte verschwanden. Darauf komme ich zu gegebener Zeit wieder zurück.

Die Titanen mussten sich also gleich nach ihrer Niederlage gegen Zeus, durch die sie die kleinasiatischen Gebiete verloren hatten, nach neuem Festland umsehen und kamen dabei zwangsläufig auf die Idee, Ägypten zu erobern. Das Datum für diese Aktion ist leicht einzugrenzen; denn schon im Jahre 507 ndFl begann die Rückeroberung Ägyptens durch die Amun-Familie, und zwar aus den Händen der Amu-Hyksos! Es muss Poseidon also schon spätestens 505 ndFl wieder aus Ägypten vertrieben worden sein, und zwar von eben diesen Amu(rru)-Fremdherrschern (dies ist die Bedeutung des aus dem Ägyptischen hergeleiteten Wortes hykso). In einigen Texten aus dem Altertum werden wir über die Vorgänge, die in Ägypten und Palästina zu dieser Zeit abliefen, genau unterrichtet. Da ist zunächst der Stoff, den Verdi in seiner Oper AIDA verarbeitet hat:

Wenn wir davon ausgehen, dass die Niederlage der Titanen gegen Zeus-Pusarumma-Scharkalischarri in das Jahr 502 ndFl gehört, dann kann spätestens 503 ndFl die Eroberung Ägyptens durch die Titanen abgeschlossen gewesen sein, das heißt, dass Amun-Menes und seine Familie in diesem Jahr bereits in den Süden nach Äthiopien abgedrängt waren. Da es sich vermutlich um einen Überraschungsangriff der Titanen auf Ägypten handelte, der die auf friedliche Koexistenz eingestellten Hamiten unvorbereitet traf, so kann man davon ausgehen, dass diese zwar die Flucht ergriffen hatten, nicht aber in einer Schlacht besiegt worden waren. Ihre Kampfkraft war daher weitgehend ungebrochen, und sobald sie die Gelegenheit hatten, sich wieder zu sammeln, holten sie zum Gegenschlag aus.

Es kann im Jahre 504 ndFl gewesen sein, als der Opernkönig Amonasro, der niemand anderer ist als Amun-(Menes-)Re, den vergeblichen Versuch unternahm, Ägypten zurückzuerobern. Er büßte dafür mit seinem Leben. Ermutigt durch den Sieg der Titanen über die Äthiopier fiel Terah-Orion, der Sohn des Poseidon, im Jahre 505 ndFl mit einem riesigen Heer in Kanaan-Palästina ein, das damals noch Edom-Seirirot hieß. Er wollte diesen Teil Edoms mit Schemesch-Edom, das den Ägyptern schon gehört hatte und in die Hände der Titanen gefallen war, vereinigen zu Rabbath-Edom (= Groß-Edom). Darüber berichtet das als "phönizisch" bezeichnete so genannte Keret-Gedicht.

In den Kapiteln 4 und 5 des Richter-Buches (im AT) wird diese Schlacht ebenfalls beschrieben. Man kann sogar das Kapitel 5, das so genannte Debora-Lied, als leicht abgewandeltes Keret-Gedicht auffassen, da sich beide nicht nur inhaltlich sehr ähnlich sind, sondern auch denselben typischen Marschrhythmus aufweisen. Debora hat jedoch mit dieser Zeit nichts mehr zu schaffen, da sie seit 40 Jahren tot ist. Gemeint ist an ihrer Statt das Weib des Keniters Heber, nämlich Jael. Sie war bekanntlich die Tochter von Baal-Hanan und Basmath, dem Königspaar von Edom-Seirirot.

Der Keret des gleichnamigen Gedichts ist mit Heber im Buch Richter ebenso identisch wie mit Barak, dem Kampfgefährten angeblich der Debora im selben Buch. Dem Keret-Gedicht folgend müssen wir die Begegnung des phönizischen Prinzen Keret mit der Edom-Prinzessin am Beginn des Terah-Krieges sehen. Anlässlich einer weiteren Besprechnung des Richterbuches werde ich auf diese Vorgänge näher eingehen.

Terah-Orion wurde trotz seiner großen Heeresmacht besiegt, und die Amu-Hyksos (= Amoriter) verfolgten die Titanen bis nach Unterägypten. Es gelang ihnen sogar, sie völlig aus dem Lande zu jagen. Diese Ereignisse gehören ebenfalls in das Jahr 505 ndFl.

Zwei Jahre konnten sich die Amu-Hyksos unter ihrem militanten König Salatis unangefochten in Unterägypten halten, bis sie im Jahre 507 ndFl von den Äthiopiern Misphragmuthosis und Tetmose angegriffen und in den Grenzfestungen Zaru (= Scharuhen) und Auaris (= el-Arisch) eingeschlossen und vier Jahre lang belagert wurden. Auf diese Vorgänge komme ich weiter unten ebenfalls wieder zu sprechen.

Die Herrschaft der Hyksos soll 511 Jahre gedauert haben, was ich dahingehend interpretiere, dass die Amoriter bis zum Jahre 511 ndFl im Lande waren. Von einer Hyksos-Herrschaft kann natürlich in den vier letzten Jahren nicht mehr gesprochen werden, so dass ihre eigentliche Herrschaft über (Unter-)Ägypten nur ganze zwei Jahre gedauert hat.

Damit haben wir den Chronologie-Rahmen für diese Ereignisse abgesteckt und gesichert. Betrachten wir uns nun die Vorgänge im einzelnen.

Von dem Überfall des Seth-Poseidon = Sethenes-Pa'sendi aus der 2. Dynastie bzw. des Re-Hara-Acha-Tetej = Athotis und Re-Harachte bzw. Erechtheus aus der 1. Dynastie Manethos gibt es meines Wissens keine detaillierten Beschreibungen. So beginnen unsere Kenntnisse über diese Vorgänge erst mit jener Schlacht, in der Tefibi von Siut mit drei Angriffsspitzen aus dem Süden gleichzeitig fertig wird. Er besiegt sowohl die Landheere auf beiden Seiten des Nils, als auch die Flotte auf demselben.

Der inschriftlich erwähnte Herrscher von Siut, einer Stadt in Mittelägypten, mit Namen Tefibi ist Radamanthos, in dem wir schon einen Sohn des Asterion-Poseidon erkannt haben, und natürlich auch der Radames aus der Oper AIDA. Er ist Seth IV und der Sechem-ib-(A)Tlas aus der 2. Dynastie:

+-----------------------------+
|    DJET-EF-IB RA-DJET-MESSE |
| =     T-EF-IB RA-DA - MES,  |
+-----------------------------+

also Seth(-ef-ib A-Tlas), Sohn des Ra-Seth(enes). Aus dem Namen Radames wurde später Radamanthos, woraus weitere Namen dieses Seth abgeleitet werden können:

+----------------------------------------------------+
|          RA-DAMAN-THOS                             |
|    =      ATHAMAS, Sohn des Aiolos (= Poseidon),   |
|                                                    |
|    =       THUM,   der auch SCHU heißt, der wie    |
|                    ATLAS als "Himmelsträger" gilt, |
|                                                    |
|    =       TIMAIOS oder TEM, "großer Gott von Iono |
|                    (= Heliopolis) und erster Gott- |
|                    mensch auf Erden", Vater des    |
|                    Phiops-Anubis-Phrix-Typhon, und |
|                                                    |
|    =      AT-UM    = ATON, "dessen Name SCHU ist". |
+----------------------------------------------------+

Die früheste Erwähnung Seth-Tefibis in Ägypten ist die als Gaufürst von Siut in Mittelägypten, der Grenzfestung gegen die Äthiopier. Die Namen der von ihm besiegten Feldherren erfahren wir nicht aus seiner Inschrift; aber wir wissen, dass Snofru eine Nilflotte gebaut hat. Insofern ist es erlaubt, ihn als den unterlegenen Flottenchef und einen Sohn Amonasros, vermutlich Osiris, und Jakob als die Führer der Heeresteile links und rechts des Nils anzusehen.

Snofru, der letzte Gemahl der Hathor, scheint auf dem Nil umgekommen zu sein. Seine Pyramide konnte er nicht mehr vollenden. Sie kann aber als der erste Versuch im dynastischen Ägypten gewertet werden, eine Pyramide nachzubauen. Es ist andererseits aber auch nicht auszuschließen, dass Snofru in der prädynastischen Epoche diesen Bau bereits in Angriff genommen hatte, den er dann in dynastischer Zeit aus mancherlei Gründen nicht mehr zu Ende geführt hat.

Amun-Re zeugte noch mit seiner verwitweten Tochter Hathor die Tochter = Enkelin Isis (I), die 505 ndFl geboren wurde. Dann geriet der gealterte Pharao mit seiner Tochter Hathor, die er seinem jetzigen Erzfeind in friedlicheren Tagen (487 ndFl) schon einmal vermählt hatte, in Gefangenschaft. In einer ägyptischen Überlieferung heißt es, Amun- Re sei gegen Ende seines Erdenlebens von den Menschen geschmäht worden. Deshalb habe ihn seine Tochter Hathor, die "Himmelskuh", als Sonne an den Himmel entrückt. Ich lese daraus, dass die Tochter den Vater auf dessen Wunsch tötete. Die 46 Regierungsjahre des Amun-Menes endeten aber schon im Jahre seiner Vertreibung: 457 + 46 = 503 ndFl (= 377 v.Chr.).

Eine Tochter Aida, deren richtiger Name Aa-sech-ai.t (mit dem Zusatz Apophis; 16. Dynastie) gelautet haben könnte, kann Amun-Menes durchaus gehabt haben. Sie müsste um etwa 495 ndFl geboren sein und im Jahre 511 ndFl dem Epaphos = Achmose "Apophis" den Sohn Aa-sech-Re "Apophis" geboren haben, der bei den Griechen Asklepios (= A-sek-le-pios?) genannt wurde.

Poseidon zeugte mit Libya-Hathor noch einen Sohn, den spätestens 506 ndFl geborenen Agenor = Kenkenes, Kinachi oder Kanaan. Letzterer gilt im AT als Sohn des Ham, was jedoch "Enkel" heißen muss. Agenor war später ein König Phöniziens (vgl. den Namen "Kanaan" für das ganze Gebiet, das Isaak = Tachtim-Hodschi = Tachschi = Tektamus erobert hatte: Land Tachschi war der aramäische Name für Phönizien.).

Nach der Geburt des Agenor kann Poseidon an Hathor die in der Oper AIDA mit der gleichnamigen Tochter des äthiopischen Königs verbundene Strafe vollstreckt haben. Möglicherweise hatte sich eine der Opernhandlung vergleichbare Liebesbeziehung zwischen Radames und Hathor entwickelt. Das Schicksal der Aïda und des Radames in der Oper ist in historischer Sicht nicht haltbar, wenn auch das Einmauern der lebenden Liebenden auf der Bühne sehr wirkungsvoll in Szene gesetzt werden kann. Radames wird erst im Jahre 538 ndFl einen spektakulären Tod erleiden: Er ertrinkt in der Flut des Ogyges, über die zu gegebener Zeit detailliert abgehandelt werden wird.

Durch den Sieg seines Bruders Radames-Tefibi über Amun-Re ermutigt, führte Terah-Orion ein gewaltiges Heer, das drei Millionen Mann stark gewesen sein soll, nach Palästina, wo er auf die in aller Eile aufgebotenen Amoriter stieß. Ihr oberster Heerführer war vermutlich Samuel = Sumu-la-il, der Halbbruder des Sumu-abi = Sem-Juda, dessen Nachfolger er auf dem Thron von Amurru geworden war. Weitere Einzelheiten werde ich in einem zweiten Kapitel zur Rehistorifizierung des Richter-Buches preisgeben.

Die Titanen waren nach ihrer Vertreibung aus Ägypten neuerlich auf der Suche nach Festland. Der Sonnengott Helios von Heliopolis = Re-Harachte = Erechtheus erschien mit der "atlantischen" Flotte vor Athen, das damals noch eine unbedeutende Stadt war. Es hatte sich hier aber eine Frau zur Herrscherin aufgeschwungen, die wir von nun an zu beachten haben. Die Vorgeschichte ihres Erscheinens in dieser Gegend werde ich in dem Kapitel behandeln, das über das erste Auftreten der Zeusianer in Hellas berichtet.

Sie hatte sich den Namen der Uralt-Göttin der Pelasger und Stadtgöttin der Athener zugelegt: Athene. Poseidon unterlag der Athene im Wettstreit, wie die Sage zu berichten weiß, was aber eine Umschreibung dafür sein dürfte, dass sie ihn im Schlafzimmer ermordete. Diese Geschichte wurde mythologisch verschönert. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass der alternde Poseidon, der sich Hoffnungen gemacht hatte, mit Athene oder auch ohne sie von Athen aus die Meere beherrschen zu können, den Tod von der Hand einer Frau erlitt, mit der sich sein Sohn Orion-Aktaion dann wenige Jahre später aufmachte, Zeus zu töten und dessen Akkader-Reich auszulöschen.

Die Söhne Poseidons ruhten in der Tat nicht eher, bis dass sie Akkad und Ägypten ihrer Thalassokratie (= Meeresherrschaft) hinzugewonnen hatten. Plato(n) hat am Beispiel Atlantis, worunter der Staat der Poseidon-Söhne zu verstehen ist, zeigen wollen, wie "der ideale Staat" in seiner Sicht aussehen könnte. Ich bin nicht sicher, ob es diesen Atlanter-Staat in der von Plato beschriebenen Form gegeben hat. Meines Erachtens konzentrierte sich Kretheus-Minos auf die Ägäis, während sich Athamas-Atlas auf einen neuen Überfall auf Ägypten vorbereitete und Tirigan-Orion überlegte, wie er am leichtesten das Akkader-Reich des "Zeus"-Scharkalischarri erobern könne. Eine gemeinsame atlantische Strategie der drei Brüder muss darin nicht unbedingt gesehen werden.

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