Fünftes Buch: Die Plagen des Pharao

1. Kapitel: Die Wiederholung der Geburten

Der Begriff die Wiederholung der Geburten, der den Historikern nicht unerhebliche Kopfschmerzen bereitet, weil sie im Grunde genommen nichts Rechtes damit anfangen können, erscheint im Zusammenhang mit altägyptischen Datierungen. Folglich haben wir es mit einem Kalendersystem zu tun, von dem ich aber jetzt schon sagen kann, dass es nur für kurze Zeit in Gebrauch war. Auf die Frage, wessen Geburten hier wiederholt wurden, liegt nach allem, was wir im vorigen Ägypten-Kapitel (Kapitel 8 in Band 2: Apophis und das neue Ägypten) hergeleitet haben, die Antwort auf der Hand:

Wiedergeboren wurden die Götter in den drei Knaben, die von Gott Re selbst im Ei im Mutterleib gezeugt und von der Frau des Re-Priesters von Heliopolis geboren wurden:

Breasted schreibt dazu: Ein Märchen, von dem wir eine Abschrift besitzen, die etwa 1000 Jahre nach dem Ende der 4. Dynastie1 niedergeschrieben ist, erzählt, dass Cheops und seine Söhne sich einmal über die Wundertaten der großen Weisen der Vorzeit unterhalten hätten. Als darauf einer der Prinzen sagte, dass noch heute ein Zauberer lebe, der solche Wunder tun könne, sandte der König ihn aus, um diesen Weisen zu holen. Nachdem der ein paar Beispiele seiner Wunderkünste gegeben hatte, gab er auf Befragen des Königs (Eig.Anm.: Gemeint ist eine Frage hinsichtlich der Zukunft des Königshauses) zögernd zur Antwort: die Frau eines Priesters des Re werde bald drei Kinder gebären, die von Re selbst gezeugt seien, und sie alle sollten als Könige über Ägypten herrschen. Als er sah, wie der König über diese Nachricht traurig wurde, versicherte er ihm, er brauche sich nicht zu bekümmern, und fügte hinzu: "Dein Sohn, dessen Sohn, und dann erst einer von ihnen", d. h.: dein Sohn soll herrschen, dann dein Enkel und nach ihm eins von diesen drei Kindern. Der Schluss der Erzählung ist verlorengegangen; er hat aber sicher berichtet, wie die drei Kinder schließlich Könige wurden, denn das Märchen erzählt mit vielen Ausschmückungen und seltsamen Wunderdingen, dass die Kinder bei der Geburt alle Abzeichen des Königtums getragen hätten. Die Namen, welche diese Kinder von den verkleideten Gottheiten erhielten, die bei ihrer Geburt zugegen waren, sind:

Weserkaf, Sahure und Kakai,


die Namen der drei ersten Könige der 5. Dynastie. Wenn diese Volksüberlieferung auch nur zwei Könige der 4. Dynastie nach Cheops kannte und von Dedefre, Schepseskaf und anderen, die keine großen Pyramiden hinterlassen hatten, nichts wusste, so hat sie uns doch den Hauptanspruch der Re-Priester und im Kern gewiss den wirklichen Ursprung der 5. Dynastie aufbewahrt.

Es erübrigt sich, auf die Fehlinterpretationen Breasteds einzugehen; trotzdem möchte ich darauf hinweisen, dass der Name Dedefre (= Djed-ef-Re) bekanntlich zu Isaak gehört, und dass Schepseskaf sehr wohl im Märchen vorkommt: Er ist der Sohn des Mykerinos, des Sohnes von Cheops, und daher der letzte in dessen Nachfolge. Breasted konnte noch nicht wissen, dass Dedefre gar nicht als Nachfolger des Cheops gemeint war, sondern Mykerinos.

Alles, was Breasted als Erklärung umständlich anbietet, unterliegt dem tragischen Irrtum, der die gesamte Altertumsgeschichte entstellt hat: Sie wird zeitlich für zu lang gehalten.

Es sollte an dieser Stelle noch einmal verdeutlicht werden, dass die ägyptischen "Volksüberlieferungen" keine Märchen im Sinne von Phantastereien waren. Sie enthielten im Grunde genommen die historische Wahrheit, die aber zum Teil mit viel Phantasie ausgeschmückt war. So ist auch das Cheops-Märchen zu einer "phantastischen Geschichte" geworden, die aber genügend historische Wahrheit besitzt, um daraus ein wirkliches Geschehen herzuleiten.

Zunächst muss gesagt werden, dass dieses "wahre Märchen" erst später "erfunden" wurde, um zunächst nur einen, dann auch zwei weitere an sich nicht thronberechtigte Pharaonen zu legitimieren. Insofern ist es ein echtes historisches Zeugnis. Das erste Mal wurde es für Djoser benötigt, der sich immerhin auf seine Abstammung von Achmose berufen konnte, das zweite Mal für den ältesten Sohn der Frau des Priesters von Heliopolis, für Herakles, der sich auf seinen Großvater Seth III = Poseidon beziehen konnte, und schließlich für den jüngeren Bruder des Djoser, für Chus-Sesostris, der sich über die Thronansprüche des Wen-Amun, des Sohnes von Herakles, hinwegsetzte, welcher sich möglicherweise gleich nach dem Regierungsantritt des Chus in die Oase Siwa absetzte, wo er auf einer Tempelwand seinem Unmut über diese Ungerechtigkeit ein Denkmal setzte. In dieser Inschrift fasst er sich als den wahren Herrn der Länder auf.

Djoser fasste sich als die Wiedergeburt des Osiris auf, was aus seinen Namen User(-ka-Re Chen-)Zer und Busiris noch deutlicher hervorgeht. Das bedeutet aber auch, dass er seinen Vater Achmose weniger als Ptah, sondern mehr als Amun auffasste. Wir erinnern uns: Die Hathor-Söhne Achmose und Cheops warteten unter dem Marionettenpharao Tut-anch-Amun auf den Tod des jeweils anderen, um nach der Beseitigung des Kindkönigs aus der halbsemitischen Amun-Antef-Linie die Amun-Hathor-Linie auf den Thron zu bringen. Die Amun-Osiris-Horus-Linie war ja wegen fehlender (besonders männlicher) Nachkommen des Horus-Chephren-Chasechemui ausgestorben. Insofern war aus der Sicht Djosers sein Vater letztendlich doch Amun, der aber in Heliopolis zu Amun-Re, dem neuen Reichsgott, vereinigt worden war.

Es scheint einen Vertrag gegeben zu haben, nach welchem die Söhne bzw. Enkel der beiden Hathor-Söhne alternierend auf den Thron kommen sollten, mithin nach dem Tode des Erstüberlebenden nicht dessen Sohn, sondern der Sohn des Erstverstorbenen. Demnach hätte auf Achmose in jedem Falle Mykerinos, der Sohn des erstverstorbenen Cheops, folgen müssen. Das Eingreifen der Phönizier unter Anubis und die Wirren nach dem Tode der Sebeknefrure verhinderten sowohl die Thronbesteigung des Djoser-Cheperkare als auch die des Mykerinos, welcher letzterer durch eine Revolte gegen seinen Herrn Seanch, den Fesseler, bzw. Semenchkare-Sekenenre erst auf den Thron kam. Letzterer machte seinen Anspruch als Neffe des Tutanchamun geltend. Ausgelöst wurden diese Wirren allein durch die Sohnlosigkeit des Horus-Chephren.

Wenn sich die Anhänger des Mykerinos nach dessen Tod dafür eingesetzt hätten, an Stelle des im Sinne des angenommenen obigen Vertrages nun thronberechtigten Djoser den Sohn des Mykerinos, den noch jungen Schepseskaf, auf den Thron zu setzen, dann musste dies zwangsläufig zu der Rebellion der Frau des Priesters von Heliopolis führen, jener "starken" Necht-Alkmene (beide Namen bedeuten die Starke), der Mutter des Djoser. Sie scheint im Sinn gehabt zu haben, die männliche Linie des Cheops, ihres Vaters, zu eliminieren, um in Zukunft Thronstreitigkeiten zwischen der Cheops- und der Achmose-Linie nicht mehr aufkommen zu lassen, zumal die Cheops-Linie von ihr selbst und somit auch von ihrem Sohn vertreten wurde. Auf gar keinen Fall hatte sie im Sinn, ihre drei Söhne Djoser-Weserkaf, Sa-Hure-Herakles und Chus-Kakai nacheinander auf den Pharaonenthron steigen zu lassen.

Für Djoser reichte es, dass ein Sohn der Priesterfrau von Re selbst gezeugt war und auf den Enkel des Cheops folgte, wie es das Märchen vorsieht. Es zweifelte auch niemand daran, dass Djosers Nachkommen in Zukunft die Pharaonen stellen würden; denn er war ja Osiris (der Zweite), der Sohn des Amun(-Re) und der Vater eines (möglichen) zweiten Horus, der (hoffentlich) einen Sohn haben würde. Sinuhe bezeichnete Djoser-Amenophis selbst sogar als "den wahren Horus". Für die Brüder Djosers war in dieser Vorstellung kein Platz. Folglich muss das Cheops-Märchen später eine Abwandlung in der Weise erfahren haben, dass zunächst ein Bruder namens Sahu-Re und nach diesem dann ein weiterer Bruder, der den Namen Kakai trug, auf den Thron kamen. Auf diese Herren komme ich weiter unten wieder zurück.

Der Regierungsantritt des Userkaf-Djoser-Sesostris lag im Jahr 592 ndFl, wodurch dieses Jahr zum Jahr 1 der Wiederholung der Geburten (= WdG) wird, des ältesten bekannten ägyptischen Kalendersystems. Dieser WdG-Kalender war nur bis zum Jahr 19 entsprechend Jahr 1 eines neuen Kalenders in Gebrauch. Die danach noch amtierenden Magnaten zählten natürlich ihre Amtsjahre ab 610 ndFl, dem Jahr 1 des neuen Kalenders. Verwirrend ist, dass auch im Jahr 19 dieses von mir so bezeichneten Kalenders des Neubeginns (= KNB) wieder ein neuer Kalender eingeführt werden musste, nämlich im Jahre 628 ndFl. Dies war durch die Katastrophe Typhon 4 bedingt. Die Jahreszahlen des KNB-Kalenders und die des mit dem Jahr 628 ndFl beginnenden ägyptischen Kalenders (= äg.Kal) wurden über lange Strecken parallel benutzt. Das hat zu Verwirrungen geführt. Hinzukommt, dass bei anderen Völkern das "Jahr 15 KNB" (= 624 ndFl) als das Jahr 1 eines neuen Kalenders galt, was zu weiteren Missverständnissen geführt hat. Tatsächlich begannen die Ägypter ihren Kalender auch nicht mit dem Jahr der Typhon-Katastrophe, sondern erst mit dem Jahr der Wiedererrichtung der Pharaonenherrschaft über ihr Land, also mit dem Jahr 628 ndFl.

Es kann davon ausgegangen werden, dass auch Mykerinos, der Reformer des Re-Kultes von Heliopolis, mit seinem Regierungsantritt im Jahre 580 ndFl einen Kalender einführte. Darüber ist jedoch nichts bekannt. Die Einführung des WdG-Kalenders (anstatt des KNB-Kalenders) erst durch Chus ist ebenfalls denkbar. Wie wir noch sehen werden, wurde aber auf jeden Fall ein eigener Kalender von Djoser eingeführt. Hierin wäre das "Jahr 19 entsprechend Jahr 1" das Jahr 610 (592 + 18 = 610) ndFl und würde den Regierungsantritt des Chus betreffen. Ich halte daher daran fest, den Kalender "Die Wiederholung der Geburten" im Jahr 592 ndFl mit dem Regierungsantritt des Djoser beginnen zu lassen.

Ägypten hatte lange gebraucht, bis jene Dynastie wieder fest im Sattel saß, die Achmose als dritte neben der Amun- und der Sethariden-Dynastie gegründet hatte, nämlich die Dynastie der Ptolemäer oder Ptah-Ramessu: die Söhne des Ptah und des Re von Heliopolis. Die Initiatoren dieser Restauration waren der Priester von Heliopolis und jene Frau des Priesters von Heliopolis, die Mutter der drei Söhne, die dem Cheops-Märchen zufolge nun, da Cheops' Sohn und dessen Sohn tot waren, nacheinander auf den Thron kommen sollten. Dieses Märchen verrät außerdem, dass die neuen Könige von Gott Re selbst im Ei im Mutterleib gezeugt worden seien. Auf diese Konstruktion griffen die Priester in späteren Zeiten noch mehrmals zurück, wenn es nicht zu umgehen war, jemanden zum Pharao zu machen, der kein echter Sohn des Amun bzw. des Re war, der strenggenommen von seiner Abstammung her eigentlich nicht legitimiert war, auf den Thron des Pharaos zu steigen.

Nach dem Tode des Mykerinos, der durch seine Große Heliopolis-Reform dem Gott (Horus-)Re zu neuen Ehren verholfen hatte, wurde sein Sohn Scheps-es-ka-ef-Re für kurze Zeit Pharao. Dieser wurde von Rawoser (= Re-user), dem besagten Priester von Heliopolis, und Djoser, dem Sohn seiner Frau Re-djedit, der Ex-Gemahlin Ta-Hapi-Necht bzw. Alkmene oder Necht-Andromeda des Achmose, gestürzt und vermutlich getötet. Im Cheops-Märchen heißt Djoser Weserkef oder Userkaf. In den Dynastien, deren Aufstellung Manetho zugeschrieben wird, die aber ebenfalls erst später durch antike Schriftsteller, die bei Manetho abgeschrieben haben, sowie durch neuzeitliche Interpretationen zustande gekommen sein können, erscheint ein und derselbe Pharao Djoser mehr als zehnmal:

Die Namen des Djoser
3. Dynastie: Djoser, Zoser (= Se-user), Tosorthros, Sohn der Gemahlin des Chasechemui aus der 2. Dynastie; ca. 2780 v.Chr.; als sein Berater gilt Imhotep;
5. Dynastie: Userkaf = Weserkef, Nachfolger des Schepseskaf aus der 4. Dynastie, Sohn der Frau des Priesters von Heliopolis; ca. 2560 v.Chr.
5. Dynastie: Ne-user-Re, der den ältesten nachweisbaren Tempel von Heliopolis baute; ca. 2500 v.Chr.
6. Dynastie: Msir- oder User-ka-Re bzw. Weserkere; um etwa 2300 v.Chr.
12. Dynastie: Se-ne-user-Re = Sesostris I Cheper-ka-Re, Sohn des Se-chetep-ib-Re; 1970-1936 v.Chr.
12. Dynastie: Ne-maat-Re = Amenemhet III, Pramarres (von Che-per-maat-Re abgeleitet) bzw. Lamares; 1850-1800 v.Chr.
14. Dynastie: User-ka-Re Chen-zer (bzw. Chen-djer); sein Wesir ist En-chu-tef; ca. 1700 v.Chr.
14. Dynastie: Ni-chani-maat Chen-zer (bzw. Chen-djer); der Name kann auch Ne-chian-maat gelesen werden; ca. 1700 v.Chr.
15. Dynastie: Se-user-ne-Re (mögl. Lesart: Se-ne-user-Re, Senwosre, Sesostris) Chian; absurderweise "Hyksos-König" genannt; ca. 1730 v.Chr.
18. Dynastie: Zeser-ka-Re (bzw. Djeser- oder Djoser-ka-Re) Amenophis (Amenhotep) I, Sohn von Achmose = Neb-pechti-Re; 1557-1530 v.Chr.
18. Dynastie: Djeser-cheperu-Re, irrtümlich für Haremhab gehalten, der aber eindeutig Necht-cheperu-Re Hor-em-heb heißt; 1352-1320 v.Chr.
Sodann: diverse Ramessiden der 19. und 20. Dynastie, deren Namen mit User-maat-Re beginnen, was zu permanenten Verwechslungen geführt hat.

Ich habe an anderer Stelle bereits als Erklärung dafür, dass ein und derselbe Pharao unter mehreren Namen und somit auch in scheinbar unterschiedlichen Identitäten erscheinen kann, die Vielzahl der Namensbestandteile seiner Titulatur verantwortlich gemacht. Dies trifft bis zu einem gewissen Grade auch bei Djoser zu; der Hauptgrund liegt allerdings in der Zeitüberdehnung, die es leichter machte, ein und denselben Herrscher gewissermaßen "in Stücke zu schneiden" und ihn von einem Jahrhundert ins andere zu schleppen als immer wieder neue Identität, die durch die Namensvielfalt auch tatsächlich gegeben zu sein schien.

In der vorstehenden Aufstellung ist in allen Namen Djosers die Grundform Se-ne-user-Re Cheper-ka-maat-Re erkennbar.Der Stammname des Djoser war Chen oder Chian, so wie Chus oder Ches der Stammname seines jüngeren Bruders war. Dabei müssen wir uns eingestehen, dass wir keinerlei Regel für die Verwendung der Namen haben. Wir müssen schon froh sein, wenn wir die Namen richtig auf die Personen verteilen können.

Tragen wir alles zusammen, was wir über die Inhaber der obigen Königsnamen wissen, und zudem noch das, was uns einige antike Schriftsteller, auf die ich weiter unten im einzelnen eingehe, über einen Pharao Amenophis erzählen, der auch Ramses geheißen haben soll, dann bekommen wir ein sehr genaues Bild dieses Herrschers und seiner Zeit. Zwischen Djoser (konv. um 2780 v.Chr.) und meiner Einordnung dieses "zusammengefassten" Königs um das Jahr 600 ndFl (= 280 v.Chr.) liegen zweieinhalb Jahrtausende. Das ist etwa das Hundertfache seiner Regierungszeit. Im Jahre 592 ndFl kam "der wahre Horus" Cheper-ka-Re endlich auf den Pharaonenthron. Er war mit Neferu-Re verheiratet, seiner Halbschwester, mit der er - wie Sinuhe berichtet - mehrere Kinder hatte. Dass darunter zwar auch Söhne waren, aber keiner, der sein unmittelbarer Nachfolger wurde, habe ich schon an anderer Stelle erklärt. Das lag an Herakles.

Herakles und Sinuhe, die in Kleinasien zuletzt Nachbarn gewesen sein müssen, kehrten getrennt nach Ägypten zurück. Als erster traf Herakles hier ein, und zwar schon im Jahre 587 ndFl, da sein ältester Sohn von der Tochter Djosers, der jüngeren Nefer (= Nefer-renpet, Ese-nofre oder Eos), nämlich Wen-Amun, bereits spätestens im Jahr 588 ndFl zur Welt gekommen sein muss. Herakles zog in seiner angestammten Residenz ein, dem mittelägyptischen Mer (griechisch: Herakleopolis), und nannte sich Sahu-Re-Necht.

Vizekönig von Unterägypten wurde unter dem neuen Pharao Chus = Ches-cha-nak (Scheschonk-Takelotis) Ches-cheper-Re, der jüngere Bruder des Pharaos und Zwillingsbruder des Amphion-Amenophis-Imhotep. Chus nahm vom Nildelta aus die Eroberung Kanaans in Angriff.

Die Jahrzehnte, in denen zwischen Amurru einerseits und Ägypten andererseits keinerlei Kontakte nachzuweisen sind, kann man als Isolationszeit bezeichnen. Es ist dies hauptsächlich die Zeit, in der das David-Reich Israel bestand, das über mehr als drei Jahrzehnte einen Block zwischen Amurru und Ägypten gebildet hatte, wodurch die Beziehungen zwischen diesen Reichsgebieten auf dem Nullpunkt angelangt waren. Das David-Reich bot nach dem Tod seines Gründers im Jahre 591 ndFl einen erschreckenden Anblick, es drohte in Erbstreitigkeiten zu zerfallen. Eindeutiger Gewinner hieraus war Ägypten, da es Djoser und besonders sein Feldherr Chus verstanden, die Eifersüchteleien der David-Söhne zu ihrem Vorteil zu nutzen. Innerhalb nur eines Jahres hatte Chus-Scheschonk Kanaan (Palästina und Phönizien) für Ägypten erobert. Kadmos, der Sohn des Agenor-Kanaan, wurde von Chus aus Tyros oder aus der phönizischen Festlandmetropole Ugarit vertrieben. Darüber geben phönizische Inschriften Auskunft.

Nachdem Chus dieses Gebiet bis zum Euphrat, also bis an die Grenze zu Amurru, erobert hatte, begab er sich auf eine lange Reise, die ihn buchstäblich im Kreis herum wieder nach Ägypten führte.

In einem anderen mittelägyptischen Gau mit der Hauptstadt Iz-Taui, die deshalb für die "Hauptstadt des Mittleren Reiches" gehalten wird, war A-Nub-Kau-Re Amenemhet II = Anubis-Phiops Vizekönig. Zu seinem Gebiet gehörte das weiter unten noch zu besprechende Faiyum und die Gegend, in der die Echnaton-Stadt Achet-Aton gebaut werden sollte. Die Zugehörigkeit des Anubis-Phiops zu den Magnaten des Reiches unter einem Pharao Djoser wäre verwunderlich, da Anubis-Phiops den Thronerben Djoser-Sesostris Cheper-ka-Re 25 Jahre vor dessen endgültiger Krönung im Bunde mit seiner Ehefrau Sebek-Nefrure um den Thron gebracht hatte. Ich neige deshalb dazu, den Vizekönig Phiops-Anubis(-Lykos) in die Regierungszeit des Mykerinos und dessen Sohnes zu verlegen, und Theben als Residenz des Priesters Painozem Echn-Amun = Phiops-Anubis unter Djosers Pharaonenschaft anzusehen, wo er lediglich Priester war ohne Regierungsgewalt. So wäre die "Bestrafung" des Revoluzzers Lykos durch Djoser noch glimpflich ausgefallen.

Sinuhe kam erst im Jahre 592 ndFl zurück in seine Heimat, nachdem er erfahren hatte, dass nun der wahre Horus endlich auf den Pharaonenthron gekommen sei, der rechtmäßige Nachfolger seines letzten ägyptischen Dienstherrn, des Achmose Se-chetep-ib-Re. Bekanntlich war Sinuhe nach dem Tode des Achmose (567 ndFl) überstürzt aus dem Heerlager geflohen, nachdem sich Djoser Cheper-ka-Re in die Residenz abgesetzt hatte, wo er jedoch nicht verhindern konnte, dass Thoëris-Dirke = Sebek-Nefrure und Lykos = Anubis die Macht an sich rissen. Durch seine Flucht hatte Sinuhe sich auch an den ihm anvertrauten Zwillingen Horus-Amphion und Seth-Zethos, die er im Stich gelassen hatte, schuldig gemacht. Bevor er in die ägyptische Heimat zurückkehrte, musste die Amnestie ausgesprochen werden, die Schuldvergebung durch Djoser und dessen Brüder Imhotep-Horus-Amphion und Chus-Seth-Zethos.

Chus brachte eine Menge Kriegsgefangener aus Kanaan mit, die als Sklaven zum Bau der Fronstädte Pi-Raemses mit der Pyramide (Sakkara) und Pi-Thum (= Achet-Aton) sowie des Faiyum herangezogen wurden. Andere kamen in die Kupferbergwerke auf dem Sinai, wo sie Einritzungen in hebräischer Schrift hinterließen, die die Historiker vor ein nicht geringes Problem stellten. Zu so früher Zeit, wie die Kritzeleien nach konventioneller Auffassung entstanden sein müssten, kann es "Hebräisch" - nach ihrer Ansicht - als Sprache eigentlich noch gar nicht gegeben haben.

Andere Hebräer (ägypt.: chabiru = Fremdarbeiter) waren offenbar schon früher in Ägypten eingewandert und hatten hier nicht nur Asyl bekommen, sondern man hatte ihnen auch Grund und Boden zugewiesen. Da sie sich stark vermehrten, drängten auch sie arbeitsuchend in die Fronstädte. Erst als die billigeren Sklaven ins Land kamen, wurden ihre Löhne schlechter. Damit begann eine schlimme Zeit für die Kinder Israel.

Der von mir bereits mehrfach erwähnte Flavius Josephus, der die Geschichtsschreibung des Manetho erbarmungslos kritisierte, überliefert uns dessen Bericht, aus dem der Höhepunkt der Unterdrückung der Hebräer durch die Ägypter deutlich hervorgeht. Ein Vergleich mit anderen antiken Berichten, die auf dem Manetho-Bericht weniger kritisch aufbauen, lehrt uns das Fürchten, wenn wir bedenken, dass letztlich der größte Teil unserer Geschichtskenntnisse des Altertums auf solchen Überlieferungen basiert. Hans Georg Asmussen2 hat eine Gegenüberstellung mehrerer solcher Berichte vorgenommen, mit denen wir uns befassen sollten:

1. Flavius Josephus (Contra Apionem, I, 26 ff.) lässt einen gewissen Pharao Amenophis seinen weisen Berater Amenophis, den Sohn des Pa-apis, fragen, was er tun müsse, um wie sein Vorgänger Horus die Götter sehen zu können. Der Berater Amenophis rät dem Pharao Amenophis daraufhin, alle "Unreinen" aus dem Land zu jagen. Dann würde er die Götter sehen.

Eigene Anmerkung dazu: Djoser-cheper-ka-Re Amenophis hatte noch nicht einmal Horus(-Cha-sechem-ui-ef-Re = Chephren) gesehen, dessen Gemahlin seine Mutter vor seiner Geburt gewesen war, geschweige denn die älteren Götter Amun, Osiris, Isis, Seth (I) und so weiter. Horus hatte sie alle noch leibhaftig zu sehen bekommen, bis auf Amun-Menes, der dreizehn Jahre vor seiner Geburt schon gestorben war. Wie makaber der von dem Weisen gegebene Rat war, sollte sich bald herausstellen.

Eigenartigerweise steckt der Pharao besagte "Unreine" aber in Steinbrüche und lässt sie dort Frondienst leisten, statt sie aus dem Lande zu verjagen. Josephus gibt ihre Zahl mit 80 000 an. Erst recht wird das Verhalten des Pharaos merkwürdig, wenn er auch noch ihrer Bitte nachkommt, sie in der von den Hyksos verlassenen Stadt Auaris (oder Awaris) wohnen zu lassen. Das eröffnet ihnen die Gelegenheit, den ehemaligen Priester von Heliopolis, der Osarsiph geheißen haben soll und der sich später Moses nannte, zu ihrem Anführer zu machen. Dieser habe dann den Unreinen Gesetze gegeben und sie durch Eide zum Gehorsam verpflichtet sowie ihnen verboten, die ägyptischen Götter zu verehren, ja ihnen sogar befohlen, die heiligen Tiere der Ägypter zu töten. Sie durften sich auch nicht außerhalb des "Bundes" mit anderen verbünden. Trotzdem heißt es dann weiter, die Unreinen hätten sich mit den Hyksos in Jerusalem verbündet, Auaris befestigt, Ägypten erobert, Städte und Dörfer verbrannt, Priester misshandelt, heilige Tiere getötet und am Ende den Pharao nach Äthiopien vertrieben.

Erst nach dreizehn Jahren Exil konnte Amenophis mit seinem Sohn Sethos, der nach seinem Vater auch Ramses hieß - so Josephus - die vereinigten Hyksos und Unreinen vertreiben und bis nach Syrien verfolgen. Das über Ägypten hereingebrochene große Unglück war von dem weisen Seher Amenophis vorausgesagt worden und hatte sich genauso erfüllt.

Bevor wir den zweiten Bericht heranziehen, möchte ich darauf hinweisen, dass die Verwüstungen nicht in erster Linie durch die "Unreinen" verursacht wurden, sondern dass sie eine Folge der vierten Typhon-Katastrophe (die Plagen des Pharao) waren. Darauf werde ich im Typhon-Kapitel und im 7. Kapitel erst eingehen, in dem Ägypten nach der Typhon- Katastrophe beschrieben wird.

2. Chairemon von Naukratis (1. Jhdt. nach Chr.) nennt den Pharao ebenfalls Amenophis, der weise Berater ist bei ihm jedoch jemand anderer und heißt Phritiphantes.

Phri-Tiphantes ist Phrix-Typhon, derjenige König von Ägypten und Äthiopien, nach dem der Zerstörer Typhon seinen Namen bekam und der zur Zeit der Katastrophe auf dem Thron gesessen haben muss: Anubis-Phrix-Phiops-Painozem. Er war zur Zeit des Pharaos Djoser-Amenophis noch der Priester Painozem Echn-Amun in Theben, der hier Pläne machte, wie er dem Wunsche seines Vaters Thum-Aton entsprechen und Achet-Aton = Pi-Thum bauen könne. Dafür kamen ihm die "Unreinen" gerade recht. Also beriet er den Pharao in dieser Richtung, und Pi-Thum wurde eine weitere Fronstadt. Dass mit dem Bau dieser Stadt schon unter Amenophis I begonnen wurde, kann von der konventionellen Altertumskunde nicht akzeptiert werden. Deshalb verursachte eine in Tell el-Amarna gefundene Namensinschrift bei den Historikern ein nicht geringes Kopfzerbrechen3:

"Den Königsnamen Djeser-cheperu-Re auf einem Stein von El-Amarna (= Achet-Aton; Petrie, Tell-el-Amarna S.43 und Pl. XI,5) hält C. Niebuhr (bei Helmolt, Weltgeschichte 3, 646 oben) für den Namen eines Königs, 'der mit dem späteren Haremhab namensgleich, aber schwerlich identisch war', während Petrie ihn für den Thronnamen jenes Haremhab halten möchte."

Hier wird der Irrtum, Haremhab sei (auch) ein Djeser- bzw. Djoser-cheperu-Re gewesen, verhängnisvoll offenkundig. Das Problem löst sich sofort, wenn einmal Haremhab nicht zum Nachfolger Echnatons gemacht wird und zum anderen Echnaton und der Bau von Achet-Aton in die Zeit des Amenophis I = Djoser-cheperu-Re verlegt werden. Dazu kommt noch der Irrtum, der Adressat der an Napchuria gerichteten El-Amarna-Briefe sei Echnaton = Amenophis IV Nefer-cheperu-Re gewesen. Napchuria war jedoch, wie weiter unten noch eingehender erläutert werden wird, Taharka Neb-cheru-Re. Die ganze 18. Dynastie, und nicht nur ihr Ende, wird konventionell völlig falsch gesehen.

Unabhängig davon kann festgehalten werden, dass es offensichtlich bereits Manetho entgangen war, dass Amenophis seine vermeintliche Vertreibung gar nicht mehr mitgemacht haben konnte, da er schon sechzehn Jahre vorher getötet worden war. Solche Verwechslungen gehörten zum Alltag der antiken Geschichtsschreiber.

Bei Chairemon lässt der Pharao Amenophis 250 000 "Unreine" und Kranke austreiben, wobei "Unreine" ganz offensichtlich als "Aussätzige" missverstanden worden sind. Der Anlass dazu ist bei ihm nicht der Wunsch des Pharaos, die Götter zu sehen, sondern dessen Traum, in dem ihm die Göttin Isis erschien und ihm Vorwürfe machte, dass er die "Unreinen" noch im Lande dulde. Der Rat, den Phritiphantes dem Pharao gab, muss aber doch wohl ganz anders gewesen sein als der seines "Konkurrenten" Amenophis-Imhotep; denn Phritiphantes benötigte die Chabiru als Arbeiter für Achet-Aton.

Von Steinbrüchen schreibt Chairemon nichts, aber von einer Verbindung der "Unreinen" mit einer Gruppe von 380 000 Menschen, die nicht näher beschrieben wird. Deren Anführer heißt Tisithen, was auf den Mo-Udja-Mose hindeutet, wie ich noch zeigen werde. Der Priester Osarsiph, der auch Moses (= Moschäch) geheißen haben soll, wird von Chairemon mit dem Namen Peteseph belegt.

Eigene Anmerkung dazu: Als Priester von Heliopolis lässt sich Peteseph direkt mit dem biblischen Priester von Heliopolis (= bibl. On) namens Potiphera (= Potiphar) identifizieren. Mose und Moses, darauf soll hier schon hingewiesen werden, sind Namen für zwei unterschiedliche Personen.

Während bei Josephus der Pharao Amenophis mit seiner ganzen Familie nach Äthiopien flieht, lässt Chairemon nur den Pharao nach dort fliehen. Seine Familie muss sich in einer Höhle verbergen, in der der Sohn geboren wird, der später Ägypten befreien und den Vater wieder auf den Thron setzen wird. Bei Manetho bzw. Josephus ist der Sohn schon fünf Jahre alt, als die Familie fliehen muss. Bei Chairemon heißt er einmal Ramses, wie bei Manetho, und ein anderes Mal Messenes.

3. Lysimachos von Alexandria (ca. 70 v.Chr.) berichtet, die Aussätzigen seien im Meer ertränkt worden, die Unreinen aber habe man in die Wüste vertrieben.

Hier werden also ebenfalls zwei Gruppen erkennbar, wie sie auch in den anderen Berichten unterschieden werden. Zudem sind als eine dritte Gruppe die Hyksos im Gespräch. Es handelt sich tatsächlich um zwei Gruppen, nämlich einmal um die "Unreinen", die weder aussätzig noch krank sind, und um die "Hyksos", die aber in Wirklichkeit die auch im AT auftretenden Amalekiter sind. Sie kamen nicht aus Jerusalem, sondern sie waren die Gefolgschaft des Tisithen = Moudja, die dieser aus der Heimat seines Schwiegervaters Reguel mitgebracht hatte. Darauf komme ich noch zurück.

Die Lektüre dieser Berichte ist erst recht interessant und bisweilen sogar belustigend, wenn man den tatsächlichen Ablauf der Ereignisse kennt, also die wirkliche Geschichte des Altertums. Aber weder die antiken Historiographen noch die modernen Althistoriker waren bzw. sind über den Stand der Tatsachen im Bilde - es sei denn, die moderne Altertumskunde verschweigt uns ihre Erkenntnisse. Dies scheint nicht ganz abwegig zu sein, da es kaum vorstellbar ist, dass jenen nicht die Zusammenhänge bekannt geworden sind, die ich als Außenseiter herausgefunden habe. Andererseits kann ich mir Gründe genug vorstellen, die die Wissenschaft dazu veranlassen könnten, die Wahrheit unter "hermetischem Verschluss" zu halten.

Die antiken Berichte gehen bisweilen so haarscharf an der Wirklichkeit vorbei, dass man sich wie ein Zuschauer beim Blindekuhspiel vorkommt, wenn man sie analysiert. An dieser Stelle kann ich natürlich nur die für Amenophis relevanten Begebenheiten besprechen. Ich habe schon gezeigt, dass die andere Hälfte dieser Inhalte nicht zu ihm, sondern zur Typhon-Katastrophe unter Pharao Ramses III/VIII = Phrix-Typhon-Anubis-Phiops gehört.

Keiner der obigen Berichterstatter erwähnt, dass der Pharao Amenophis und sein gleichnamiger Berater von Herakles-Achthoës getötet wurden. Sie alle machen den zwar kurzen aber dennoch sinnentstellenden Sprung zur 4. Typhon-Katastrophe, die sie allerdings auch nicht bei diesem oder einem anderen Namen nennen. Interessant ist auf jeden Fall die Erwähnung des Sohnes Sethos-Ramses-Messenes, in dem wir den beim Tode des Amenophis-Djoser noch ungeborenen Sohn Amenophis II = Sethos II (= User-A-cheperu-Re, auch A-user-Re Apophis, Serach, der Äthiopier, und Ameni, Sohn einer Nubierin) vor uns haben, der durchaus in der Höhle von Abu Simbel geboren worden sein kann, nachdem seine Mutter vor dem Massaker des Herakles dorthin geflohen war. Seine Rückkehr aus Nubien im Zusammenhang mit der Befreiung Ägyptens gehört dann in den zweiten Vorgang, der erst nach der Katastrophe Typhon 4 handelt. Hierauf gehe ich weiter unten und in dem nachtyphonischen 7. Kapitel ein.

Die "Unreinen" sind - wie ich schon sagte - weder Aussätzige noch Ungewaschene. Es sind die Gefangenen des Chus oder die Einwanderer aus Palästina, die chabiru (= Fremdarbeiter), die - vermutlich erst nach dem Tode Davids I - aus ihrer Heimat in Scharen auf Asyl- und Arbeitsuche nach Ägypten gegangen und hier zu einer ansehnlichen Volksmasse angewachsen waren, die den Ägyptern bedrohlich erschien. Sie galten in vieler Hinsicht als "unrein"; denn ihre Lebensgewohnheiten und religiösen Sitten empfanden die peniblen Ägypter als abstoßend.

Dabei ist zu berücksichtigen, dass diese Hebräer bis jetzt noch keine Jahwe-Verehrer waren. Sie verehrten ihre Götter in Höhenheiligtümern, hinter denen der Ellil- = El-Elyon-Kult des Amoriters Samsi-Adad und des David I erkennbar wird (Ellils oder auch Enlils Tempel in Nippur, der E-kur oder E-Scharra, stand auf einer Anhöhe), und viele andere Götzen mehr. Auch darin stimmt der Josephus-Bericht mit den geschichtlichen Tatsachen überein, dass erst Osarsiph-Moses ihnen den neuen Glauben nahebrachte und den im AT erwähnten Bund zwischen ihnen und dem Gott Jahwe schloss.

Wenn Djoser schon nicht dem Rat seines Weisen folgte, die "Unreinen" aus dem Land zu jagen, sondern wenn er sie zu Arbeiten in den Steinbrüchen heranzog, warum sollte er ihnen dann auch noch Auaris, eine befestigte Stadt, zur Verfügung stellen? Dorthin zogen sich die Chabiru unter Führung des Potiphar-Osarsiph (= Pet-Osiris) erst zurück, nachdem der Pharao Djoser-Amenophis von Herakles getötet worden war. Es scheint, als habe Herakles diese Ansiedlung angeordnet.

Die angegebenen Gründe für die Verfolgung der Hebräer, die ja tatsächlich stattgefunden hat - wenn wir dem AT hierin folgen wollen - sind bei obigen Autoren nicht sonderlich überzeugend, womit nicht gesagt werden soll, dass sie es im AT sind. Doch die Doppelzügigkeit der Geschehnisse (die Unterdrückung einerseits und die Vertreibung des Pharaos und die Verwüstung Ägyptens durch Typhon andererseits) ist im AT wie bei den anderen Autoren verlorengegangen. In der Überlagerung der Ereignisse in den antiken Berichten führt dies zu einer völlig anderen Sequenz und damit zu einer Darstellung, die mit dem wahren Sachverhalt nur noch wenig gemein hat.

Die zu Amenophis-Djoser und Amenophis-Amphion-Imhotep, seinem Berater, gehörende Unterdrückung führt nicht hin zu der Bitte "Lass mein Volk ziehen!" Sie führt letztlich zur Ausrottung der Familien Djoser und Imhotep durch Herakles-Achthoës = Re-Necht von Herakleopolis. Die Ereignisse um den Auszug (Exodus), die in unmittelbarem Zusammenhang mit den "Plagen des Pharao" stehen, also mit der Katastrophe Typhon 4, finden auch schon nicht mehr unter dem Pharao Ramses III/VIII statt, dem ehemaligen Berater Phritiphantes = Phrix-Typhon-Anubis = Phiops-Painozem, der bei der Katastrophe vermutlich umkam. Zwischen Unterdrückung und Auszug liegt nicht nur die Spanne von mindestens 20 Jahren; sondern es regierten auch noch zwei Nachfolger des Djoser-Amenophis als Pharaonen zwischen ihm und dem Pharao Ramses III/VIII: Herakles und Chus-Sesostris (II/III).

Welche Gründe auch immer für die Unterdrückung und Verfolgung der Chabiru bzw. Hebräer angeführt werden, so bleiben doch die hohe Geburtenrate bei diesen Fremdarbeitern sowie der Bedarf an Arbeitskräften für die von Djoser in Angriff genommenen Kolossalbauten glaubhafte Motive. Von einer bei Chairemon nachzulesenden Radikallösung, einer mutwilligen Ertränkung der Chabiru im Meer, ist nichts zu halten. Die Begegnung der Hebräer mit dem Wasser war eine Auswirkung der Osorkonflut bzw. der Flut des Deukalion, mithin eine Auswirkung der Typhon-Katastrophe. Bei dieser Gelegenheit geriet auch Osarsiph-Moses in Gefahr; doch offenbar wurde er "aus dem Wasser gezogen" (hebr.: mo-schäch) und nannte sich entsprechend. In Wirklichkeit war er der biblische Aaron. Sein Gegenspieler (Nefer-Ka-)Mose = Mo-udja war ein Ägypter.

Außerdem brachten die antiken Schriftsteller noch eine weitere Angelegenheit mit diesem Komplex in Verbindung, die in die Zeit der Regierung des Chus-Sesostris gehört, dem sie politisch vorübergehend enorm schadete. Ich meine die dreizehn Exiljahre, von denen bei Manetho die Rede ist. Im AT wird diese Zeit schon in 1. Mose 14 erwähnt, also nicht erst im 2. Buch Mosis (= Exodus), in dem die Unterdrückung besprochen wird. Es handelt sich hierbei um die Eroberung der beiden Edom rechts und links des Jordan durch Kedor-Laomor, den König von Elam und Feldherrn des Amraphel von Sinear (= Samsi-Adad). Hierauf komme ich im 2. Kapitel (Der Neubeginn in Ägypten) zurück.

Nach der misslungenen Geburtenregelung, wonach dem AT zufolge den Hebammen zur Pflicht gemacht wurde, Neugeborene der Chabiru zu töten, hoffte man am Hofe des Pharao, dass die harte Arbeit in den Steinbrüchen und an der (Stufen-) Pyramide zu Sakkara (Fronstadt Pi-Raemses) und später auch an der neuen Tempelstadt Achet-Aton (Fronstadt Pi-Thum) die Hebräer dezimieren würde. Zunächst aber stiegen die Baukosten schneller als die Zahl der Chabiru. Durch den syrischen Feldzug des Chus gab es Sklaven en masse, so dass die Löhne für die Einheimischen drastisch reduziert werden konnten. Die allgemeine Unzufriedenheit unter den Fremdarbeitern, die bald ebenfalls nur noch Sklaven waren, wuchs mehr und mehr an, und die Ägypter selbst beklagten sich über die ständig steigenden Steuern.

Es ist übrigens nicht auszuschließen, dass die Priester von Sebennytos, von denen Herodot die Beschreibung des Baues der Cheops-Pyramide vernommen zu haben glaubte, diesem den Bau der Stufenpyramide von Sakkara = Pi-Raemses (= Stadt des Ra-messe, des Sohnes des Re) schilderten, der in etwa so abgelaufen sein dürfte, wie Herodot ihn zum Bau der Cheops-Pyramide überliefert. Wie deren Bau bewerkstelligt wurde, dürfte kaum zu rekonstruieren sein. Ob der Bau dieser Stufenpyramide von Sakkara zum Ziel geführt hätte, bleibt ebenfalls unklar, da er vermutlich durch den Tod des Djoser-Amenophis beendet wurde, wenn nicht gar schon vorher resigniert wurde. Am Ende ist es den dynastischen Ägyptern niemals gelungen, eine auch nur annähernd denen von Giseh adäquate Pyramide zu vollenden.

In der geschilderten Situation machte sich ein Mann dafür stark, den Missständen eine Wende zu geben. Er war jener schon mehrfach erwähnte Priester in Heliopolis, der Stiefvater des Pharao, ja mehr noch: er war Gottesvater; denn Re-User = Chem-U(se)r, U(se)r-Mai, Ur-mai war die Inkarnation des Gottes Re, der Djoser(= Zeser, Se-User)-Cheperka-Re bekanntlich "im Ei im Mutterleib" gezeugt hatte. Djoser hieß vor dieser hochpolitischen Transaktion - wie aus dem Sinuhe-Report zu entnehmen ist - lediglich Cheperka-Re. Durch die in ihm manifestierte Wiederholung der Geburt des Gottes Osiris erweiterte sich sein Name um den Bestandteil User (= Is-ir, Msir, Misir, Osiris).

Re-User hieß dieser Priester, als er noch im Dienste des Re stand. Er ist jener Ex-Priester, den wir unter seinem neuen, ähnlichen Namen User-siph (= Osar-siph) bzw. Peteseph schon kennengelernt haben. Er ist der Potiphar oder Potiphera, der Prister zu On (= Heliopolis) aus dem AT. Er ist auch der Jahwe-Verehrer Aaron (= Moses, Moschäch).

Schon während seiner Amtszeit muss sich Potiph-Re-User-Mai = Aaron für die Hebräer eingesetzt haben. Das mag letztenendes zu seiner Amtsenthebung geführt haben; denn Josephus bezeichnet ihn als ehemaligen Priester von Heliopolis. Es gilt hier zu bedenken, dass es nicht viele Priester in On = Heliopolis gegeben haben kann, da dieser Kultort erst kurz zuvor von Mykerinos wieder hergerichtet worden war.

Durch den Bestandteil Poti- = Pete- in seinem Namen weist sich Aaron auch als Bata aus, worauf ich schon im vorigen Band (8. Kapitel Apophis und das neue Ägypten) eingegangen bin. Ebenfalls habe ich dort erwähnt, dass Bata-User-Re der Thot-Priester von Hermopolis war, der sich uns unter dem Namen Petosiris auf seiner Grabstele vorstellt.

Re-User wurde der erste und - wie es scheint - zumindest für lange Zeit einzige Re-Priester von Heliopolis. In dieser Eigenschaft hatte er schon Mykerinos und dessen Sohn Schepseskaf gekrönt, und zuletzt natürlich auch seinen Stiefsohn Weserkaf, den Sohn der Frau des Priesters von Heliopolis. Potiphar-Potiphera wurde der Schwiegervater des Josef, von dem wir wiederum wissen, dass er der Bruder des Aaron war.

Der Grund für seine Amtsenthebung kann sowohl in seinem Engagement für die Chabiru gesehen werden als auch in seiner Hinwendung zu einem Gott, den Jakob mit nach Ägypten gebracht hatte und der von den Ägyptern nie ernsthaft als Autorität anerkannt worden ist. Möglicherweise beobachtete der ohnehin eifersüchtige Amenophis-Imhotep, der auch ganz zweifelsfrei als der Initiator der Kampagne gegen die Chabiru angesehen werden kann, die Umtriebe des Osarsiph mit größtem Misstrauen. Letztendlich haben gewiss alle Aktivitäten Aarons zu seiner Absetzung geführt.

Aus dem Klagebrief des Urmai (= Osarsiph-Moses, Aaron), des Sohnes von Chevi (= Chau-Sebekemsaf, Levi), geht hervor, dass er, der "Gottesvater", in Acht und Bann gesteckt wurde. Offenbar hatte Imhotep das Heft in der Hand und weniger der Pharao. Am Schluss seines Klagebriefes an einen gewissen Re-Necht von Herakleopolis, der niemand anderer als der schon längst wieder in Ägypten weilende Herakles ist, wird deutlich, dass dieser Urmai ein Jahwe-Verehrer sein muss, wenn er schreibt:

"Deine Macht, o Herr und Schöpfer, möge sich offenbaren."

Damit kann weder Re noch Amun gemeint sein, die beide von den Ägyptern nicht als Schöpfergötter angesehen wurden. In deren Auffassung war selbst Amun aus einem Ei erschaffen worden. Mit dieser Formulierung kann Urmai-Aaron nur den Gott Jakobs gemeint haben.

Auf dem Höhepunkt des Aufstandes, als die Ägypter nur noch mit brutaler Gewalt die Rebellen unterdrücken konnten, war Osarsiph noch nicht der Anführer der "Unreinen". Er hielt sich lediglich als Geächteter bei ihnen verborgen. Ich bin geneigt, dieses Versteck im Lande Gosen anzunehmen. Die Annahme, Aaron-Urmai liege gefangen in der Festung Auaris, erscheint mir weniger befriedigend, da dieser Ort eher geeignet ist, für die nächste Station der "Unreinen" unter ihrem neuen Anführer Pet(osir)seph zu gelten. Auaris lag nicht, wie Velikovsky schon herausfand, im Delta, sondern es war die von den "Hyksos" unter Saul-Salatis ausgebaute Grenzfestung am "Bach Ägyptens", das heutige el-Arish. Die Annahme, es handele sich bei Auaris um Bubastis im Delta, ist unbegründet. Da sich Pete-seph aber später Petu-bastis von Bu-bastis nannte, ist die Gleichsetzung wiederum verständlich, wenn auch falsch. In dieser Stadt im Delta zog er erst viel später ein. Hier wurde er von der Osorkonflut überrascht, die ihn fast das Leben gekostet hätte. In dieser Flut, die im Delta wie schon 86 Jahre zuvor die Flut des Ogyges wütete, kamen viele "Unreine" ums Leben. Das AT hat die Osorkonflut ins Rote Meer verlagert und das ägyptische Heer umkommen lassen, was jedoch zur Ogygesflut und ins Mittelmeer gehört, und zwar in die Sirbonische See, wo der "Titan Typhon" versunken sein soll. Er, der Pharao, der hier umkam, war zwar ein Titan, ein Sohn des Poseidon; aber er war nicht "Typhon" selbst, er war der Vater des Phrix-Typhon-Anubis-Ramses.

Der Klagebrief des Urmai, des ehemaligen Priesters von On = Heliopolis, veranlasste Re-Necht-Herakles zum Eingreifen, zumal der ehemalige Re-Priester mit seiner Mutter Alkmene verheiratet und somit sein Stiefvater war. Dies geschah im Jahre 608 ndFl, sechzehn Jahre vor Typhon Nr. 4 und achtundzwanzig Jahre nach dem Regierungsantritt Amenophis' I als Gaufürst unter Mykerinos und jetzigen Pharaos Djoser. Es heißt, dass Herakles gegen Ende seines Lebens in Ägypten den "alle Fremden opfernden König Busiris" tötete. Es fällt nicht schwer, in Busiris den Pharao (B)Usir-ka-Re zu entdecken, der die Fremdarbeiter (chabiru) abschlachtete, die sich gegen seine Unterdrückung auflehnten.

Die Ermordung des Djoser und seines Beraters Imhotep war der Beginn der Regentschaft des Sahu-Re bzw. des Sa-Necht oder Re-Necht-Herakles (Se-mer-ib-Re Achthoës = Cheti). Herakles, den das oben bereits besprochene Cheops-Märchen Sahure (Sahu-Re = Glanz des Re) nennt, fasste sich analaog zu der Vorgehensweise seiner Mutter und seines Stiefvaters als die Wiedergeburt seines Großvaters Re-Hara-Acha-Tetej bzw. Athotis auf, aus welchem Namen (für Poseidon) bei Manetho der Name Achthoës auch für den Enkel wurde, und nannte sich, indem er seine Mutter (Ta-Hapi-)Necht-Alkmene in seine Legitimation einband, Sa-Necht (= Sohn der Necht) bzw. Nacht-Tit. Er ist der Teti der 6. Dynastie, für den in anderen Listen der Name Othoës steht, der an den Namen Achthoës auffällig anklingt. Herakles Se-mer-ib-Re Cheti ist auch der Semerchet aus der 1. Dynastie.

Der Tod des Djoser-Amenophis-Sesostris (I) und seines weisen Beraters Amenophis-Imhotep, des Sohnes des Pa-apis = Hapi = Ptah, beendete auch die Knechtschaft der Chabiru und ermöglichte es ihnen, von der Stadt Auaris aus ein größeres Gebiet autonom zu bewirtschaften. Möglicherweise reichte dieser Distrikt über das Land Gosen hinaus bis ins Delta. Ihr offizieller Anführer war jetzt der von der neuen Obrigkeit rehabilitierte Expriester Aaron-Pet-Osarsiph.

SaHU-RE-Kles räumte gründlich mit den Chabiruverfolgern auf. Die gesamte Familie wurde mit Djoser-Amenophis umgebracht. Übrigens ist das Schicksal des Amenophis I Djoser-cheperu-ka-Re nie einwandfrei von der Ägyptologie geklärt worden. Er und seine Frau Naptera, die auch die Gemahlin Merenmut-Naftera (angeblich) des Ramses II war, sind in Nubien hoch verehrt worden. Naptera war eine der letzten Hauptfrauen Djosers nach Neferu-Re, deren Kinder bis auf Ese-Nofre von Herakles alle getötet wurden: Ese-nefer-renpet (= Ese-Nofre die Jüngere) war seine Gemahlin.

Ebenfalls Glück hatte auch der ungeborene Sohn des Djoser- Amenophis-Ramses I: Er war der Sethos-Ramses-Amenophis-Meren-Ptah, der in der erwähnten Höhle (von Abu Simbel) in Nubien als Sohn einer Nubierin geboren wurde. Seine Mutter war die spätere Pharaonin Hatschepsut Ka-maat-Re Meri-Re. Von Ameni, dem Sohn einer Nubierin, wurde gesagt, er habe Ägypten - wie jener Höhlen-Ramses bei Flavius Josephus bzw. Chairemon von Naukratis, der auch Sethos (II) hieß - befreit. Im AT führt Sethos-Ramses den Namen Serach, der Äthiopier, was aus dem Namen User-A-cheperu-Re leicht herzuleiten ist. Über seinen weiteren Lebenslauf werde ich den Leser auf dem laufenden halten.

Ebenfalls mit dem Leben davon kam der andere Berater des Pharaos Amenophis, den Chairemon Phritiphantes nennt. Wie schon gesagt, war dieser Phrix-Typhon der spätere Pharao Ramses-Anubis III/VIII, aber auch Echnaton I bzw. Painozem Echn-Amun, ein Priester aus der manethoschen 21. Dynastie. Möglicherweise arbeitete Herakles mit diesem Altmeister der Diplomatie zusammen, zumal Phritiphantes sein Halbbruder war (beider Vater war Seth IV = Schu-Thum-Atum-Aton), der obendrein auch noch in Amphion-Imhotep einen lästigen Konkurrenten gesehen haben könnte.

Das Massaker, das Herakles-Achthoës unter den Kindern seiner Tochter Niobe, der Gattin des Amphion, anrichtete, ist in der griechischen Mythologie den Zwillingen der Leto zugeschrieben worden: Artemis und Apollo. Leto fühlte sich beleidigt, da Niobe, die die Mutter von sieben Söhnen und sieben Töchtern gewesen sein soll, sie verspottet habe, da sie nur zwei Kinder hatte. Darauf habe sie ihre Zwillinge gebeten, die Kinder der Niobe zu töten. Der tatsächliche Grund für ihren Tod war jedoch, dass sie die Kinder des Amphion-Imhotep-Amenophis waren. Dieser war der Zwillingsbruder des Chus-Zethos (= Necht-Zed-ka-Re) und galt auch in der Mythologie als der Gemahl der Niobe.

In dem ausgeräumten, 1889 entdeckten Grab von Amenophis I in Deir-el-Bahari befand sich nur noch der Sarkophag aus rotem Sandstein. Seine Mumie, die mit gekreuzten Armen bandagiert war, fand sich in einem von Maspéro entdeckten "Massengrab", ebenfalls in Deir-el-Bahari. Sie ist die einzige bis heute nicht ausgewickelte Mumie (wegen ihres guten Zustandes). Sie wurde angeblich vom Hohenpriester Pinodjem (= Painozem; er ist Anubis-Phiops) aus der 21. Dynastie und ein weiteres Mal unter dem Pontifikat von Masaharte restauriert.

Wir werden sehen, dass die Priester der 21. Dynastie alle in der Zeit der Grabräuberprozesse, die einige Jahre nach Djosers Tod stattfanden, lebten und die Mumien neu wickelten. Zum Zeitpunkt seines Todes soll Amenophis I, wie man ohne Abnahme der Bandagen an der Mumie festgestellt hat, zwischen 40 und 50 Jahre alt gewesen sein. Das entspricht nicht ganz den historischen Tatsachen; denn er wurde 542 ndFl geboren und starb im Jahre 608 ndFl, was einem Sterbealter von 66 Jahren gleichkommt. An der Identität der Mumie mit Djoser-Amenophis kann indes nicht gezweifelt werden; denn seine rechte Hand und beide Füße waren von Grabräubern förmlich aus den Gelenken gerissen worden, und von der Mumie Djosers - falls man dieses Relikt überhaupt als solche ansehen kann - existiert nur noch ein einzelner Fuß. Die Hand hatten die Priester bei der Restaurierung der Mumie auf den Bauch des Pharaos gebunden, die Füße hatten sie aber offensichtlich nicht gefunden. Ich schlage daher vor, zumindest den einen Fuß des Djoser - wenn es denn seiner ist - wieder mit seiner Restmumie zu vereinen.

Die konventionelle Annahme, Amenophis I sei mit 30 Jahren gestorben, ist mit dem an der Mumie festgestellten Alter nicht zu vereinbaren - aber auch nicht mit der berichtigten Geschichte.

Wenn nun Djoser eine gewaltige Pyramide in Sakkara zu seiner letzten Ruhe errichtete - wieso ließ er dann noch ein 120 Ellen tiefes Grab im Tal der Könige in den Fels hauen? Konventionell wird man mir entgegnen, dass das der Beweis dafür sei, dass meine Sicht die falsche ist. Da nun der Fuß der Mumie Amenophis' I in Sakkara gefunden wurde, so liegt es nahe, dort seine erste Ruhestätte zu suchen. Vermutlich ließ Herakles seinen Halbbruder hier trotz der Bestrafung, die er an ihm vollzogen hatte, königlich beisetzen. In der "Zwischenzeit" unter dem (ob des verübten Massenmordes an der ganzen Familie des Busiris-Djoser?) wahnsinnig gewordenen Herakles-Achthoës geriet die Staatsordnung aus den Fugen, und es kam zu Grabplünderungen. Später fand man die zerstückelte Mumie Djoser-Amenophis', flickte sie wieder zusammen und setzte sie in Theben in einem Felsengrab bei, das schon unter Mykerinos von dem in Theben residierenden Amenophis-Userkare = Weserkaf gebaut worden war, bevor er daran denken konnte, jemals Pharao Amenophis I zu werden.

Wenn Herakles die Nachkommenschaft Djosers und Imhoteps, seiner Halbbrüder, zugleich mit diesen auslöschte, dann ist nicht anzunehmen, dass er die seines Halbbruders Chus verschonte. Tatsächlich weiß man nicht, wie Achmes, die Gemahlin von Thutmoses I, und ihre drei Kinder Uz-Mose, Amen-Mose und Bit-Nofru gestorben sind. Es liegt daher die Annahme nahe, dass Herakles in Abwesenheit des Chus-Thutmoses auch dessen Familie ausrottete. Was aber die Tochter Bit-Nofru angeht, so sind die Befürchtungen der Historiker zu pessimistisch; denn sie starb nicht als Kind, sondern als Mutter mehrerer Kinder. Sie ist nämlich die berühmte Nofretete.

Der Aufbruch des Chus-Isesi nach Ägypten, der weiter unten näher beschrieben wird, erscheint daher so unausweichlich wie seine Rache an Herakles. Allerdings ließ Chus noch bis 610 ndFl auf sich warten, so dass Herakles-Achthoës zwei Jahre unangefochten auf dem Pharaonenthron sitzen konnte.

In der griechischen Überlieferung tötet Herakles seine eigenen Kinder in dem von Hera geschickten Wahnsinn. Am Ende seines Lebens wird er durch das Nessusgift abermals wahnsinnig. Bekanntlich hatte er den Kentauren Nessus erschlagen, der ihn und seine Gemahlin Deïaneira über einen Fluss gesetzt und sich an der Frau vergangen hatte. Sterbend gab Nessus Deïaneira den Rat, das Hemd des Herakles mit seinem Blut zu tränken, was ihn unverwundbar machen würde. Herakles wurde, sobald er das von Deïaneira gutgläubig mit dem Nessusgift präparierte Hemd übergezogen hatte, wahnsinnig vor Schmerzen und starb. In Manethos Überlieferung fällt Achthoës, der König aus der Dynastie von Herakleopolis, in dem wir Herakles erkennen, ebenfalls in Wahnsinn, und in dieser Verfassung sei er dann von einem Krokodil getötet worden. Was es damit auf sich hat, werde ich weiter unten erläutern.

Herakles regierte von 608 bis 610 ndFl. Das ist mit Hilfe des oben bereits besprochenen WdG-Kalenders zu ermitteln. Obwohl er der älteste Sohn der Priesterfrau war, kam er erst als zweiter auf den Thron. Eigentlich war eine solche Thronfolge überhaupt nicht vorgesehen, da Djoser nicht nur als ältester noch lebender Sohn des Apophis-Achmose dessen rechtmäßiger Nachfolger auf dem Thron war, sondern auch als Vater mehrerer Kinder einen Sohn hatte, der sein Nachfolger werden konnte. Herakles sorgte unter dem Vorwand, er helfe den bedrängten Unreinen und seinem Stiefvater Aaron-Ourmai, für eine andere Thronfolge, nämlich für seine eigene.

Dass nach einer Zwischenzeit, in der die Nachfahren des Cheops regiert hatten, die sich mindestens ebenso thronberechtigt vorkamen wie die des Achmose, nun wieder dessen Nachkommen auf den Thron gekommen waren, war das Verdienst der "Frau des Priesters von Heliopolis", der mit Re-User = Ourmai-Aaron-Potiphera-Osarsiph verheirateten Tachpanes = Ta-Hapi-Necht-Alkmene, der Mutter von Djoser-Amenophis. Re-User hatte letzteren mit Sicherheit gekrönt wie auch schon seinen Gönner Mykerinos und dessen Sohn. Er war von keinem der drei Söhne seiner Frau der echte Vater, und insofern stand ihm keiner von ihnen besonders nahe. Dass er Herakles-Merops (= Se-mer-ib-Re) zum Pharao Sahu-Re-Necht-Teti krönte, möchte ich zwar angesichts der Tatsache, dass er ihm zu Dank verpflichtet war wegen seiner Rehabilitierung, gern annehmen; aber aus dem Re-Priester war inzwischen ein Jahwe-Anhänger geworden, und so ist es äußerst unwahrscheinlich, dass Aaron noch jemandem die Krone eines "heidnischen" Gottes aufsetzte.

Herakles ist als Teti oder Othoës in der 6. Dynastie ein Vorgänger des Phiops, was auch richtig ist. Er war mit Nefer-renpet (= die jüngere Nefer) verheiratet, die auch Ese-Nofre bzw. bei den Griechen Eos hieß und eine Tochter von Djoser und Neferu-Re war. Von Nefer-renpet hatte Herakles die Söhne Wen-Amun (= Una, Onnos, Yenes) und Memnon, der aber auch mit Wen-Amun identisch sein kann.

Wen-Amun sah sich als Thronfolger seines Vaters, dessen Güter er verwaltete. Da das nur in den Jahren von 608 bis 610 ndFl der Fall gewesen sein kann, müsste er spätestens im Jahre 590, besser noch im Jahre 588 ndFl geboren sein. Das wiederum bedeutet, dass Herakles kaum später als 588 in Ägypten wieder eingetroffen sein kann, um die Tochter des Halbbruders und Vizekönigs in Ägyptisch-Theben zu heiraten. Seine Tochter Niobe (* ca. 578 ndFl) verheiratete Herakles mit seinem Halbbruder Amphion-Imhotep, dem weisen Berater des Djoser-Amenophis.

Der zweite Sohn Memnon müsste spätestens im Jahre 590 ndFl geboren sein, wenn er nicht mit Wen-Amun identisch war. Er war unter Amenophis (II) = Sethos-Ramses Vizekönig von Nubien (= Äthiopien), in welcher Eigenschaft er am Trojanischen Krieg teilnahm und darin fiel. In der griechischen Überlieferung gilt er als Sohn des Tithonos (= Ach-Tit, Teti, Achthoës) und der Eos, der Schwester des Helios. Dies ist eine schöne Wortspielerei: Eos (= Morgenröte) war in der Tat die Halbschwester des Sonnengottes Helios = Amun-Re, des damaligen Pharaos Amenophis II = Sethos II nämlich.

Die beiden wichtigsten Töchter des Chus, die auch die Verfolgungen des Herakles überlebten, waren Seba (vgl. dazu 1. Mose 10, 7) und Bit-Nofru = Nofretete. Djoser war zum Zeitpunkt seines Todes bereits seit einiger Zeit mit Seba und vermutlich auch mit Bit-Nofru verheiratet. Seba ist unter dem Namen Hatschepsut Ka-maat-Re Meri-Re und als Tochter von Thutmoses I und der Achmes besser bekannt.

Hatschepsut Meri-Re gilt als die Mutter des Amenophis II (A-cheperu-Re), als welche sie konventionell nicht mit der "großen" Hatschepsut Ka-maat-Re identifiziert werden kann. In meiner berichtigtigten Geschichte ergibt sich dies ganz von selbst: Es hat nur eine Hatschepsut gegeben. Als Vater des Amenophis II gilt konventionell Thutmoses III, was jedoch auf einer typischen Verwechslung in der konventionellen Geschichte beruht: Thutmoses IV, der mit Thutmoses III identisch ist, war der Vater von Amenophis III, während der Vater von Amenophis-Sethos II, der nach seinem Vater auch Ramses hieß, nach den antiken Angaben nur Amenophis-Ramses I gewesen sein kann.

Thutmoses IV Men-cheperu-Re ist der zum Pharao avancierte Feldherr Thutmoses III Men-cheper-Re, der König von Unterägypten, der nach 42jähriger Dienstzeit, zuletzt unter dem Pharao Amenophis(-Sethos) II, endlich noch für elf Jahre auf den Pharaonenthron steigen konnte (652 ndFl). Auf die weiteren Namen der Hatschepsut komme ich wieder zurück. Wichtig ist an dieser Stelle, dass sie vor Herakles mit dem ungeborenen Sohn nach Nubien fliehen konnte.

Der Beschützer der Seba-Hatschepsut war vermutlich Senmut oder Senenmut, ein (wie sein Name sagt) Bruder der Mutter, vermutlich ein um 557 ndFl geborener Sohn von Achmose und Sebek-Nefru-Re. Sen(en)mut wurde später unter Hatschepsut Wesir bzw. Kanzler. Er begleitete seine Nichte und konnte sie vor Herakles in Nubien in der Höhle, von der in den Überlieferungen die Rede ist und die später von dem hier geborenen Ramses = Sethos-Amenophis zur Kultstätte erhoben wurde, verstecken: der Höhlentempel von Abu Simbel. Seine Errichtung wird dem großen Ramses, dem angeblich Zweiten, zugeschrieben, der jedoch aus mehreren Trägern des Namens Ramses zusammengesetzt worden ist. Vermutlich war Ramses-Amenophis I, der Vater des hier geborenen Sethos-Amenophis II, der Erbauer. Hierüber vermag ich dem Leser jetzt noch keine endgültige Klarheit zu geben.

Die um 583 ndFl geborene Nofretete wurde von ihrem Vater Chus nach dessen Rückkehr aus Asien mit dem ältesten Sohn Neferkare-Chaemuse-Kamose des Anubis-Phiops-Painozem = Echnaton I verheiratet, mit dem späteren Echnaton II. Konventionell gilt eine gewisse Mut-Nofret als die Mutter des Thutmoses II A-cheper-ne-Re, und da dieser hartnäckig als Sohn des Thutmoses I A-cheper-ka-Re aufgefasst wird, gilt Mut-Nofret als dessen Nebenfrau. Das ist jedoch nicht ganz richtig; denn sie war die erste Frau Neferkare-Echnatons.

Der Name A-cheper-ka-Re gehört zu einem jung verstorbenen Sohn des Achmose mit der Tochter Seni-seneb des Sebek-emsaf, der weder verheiratet war noch Kinder hatte. Seine Mumie wird als "die eines noch nicht ausgewachsenen jungen Mannes von etwa 18 Jahren" bezeichnet, der daher auf gar keinen Fall der Vater von Hatschepsut und Thutmoses II gewesen sein kann. Hier liegt ein massiver Verstoß gegen die Regeln der Wissenschaft vor! Mut-Nofret war außerdem nicht die Mutter des A-cheper-ne-Re, sondern dessen Großmutter. Sie ist meines Erachtens mit der Tochter Ragma des Chus aus dem AT identisch, von der die Kinder Saba und Dedan abstammen (1. Mose 10,7). Ragma war eine ältere Tochter des Chus. Saba ist die spätere Königin von Saba, und Dedan ist der angebliche Sohn Sabtha des Chus, in Wirklichkeit aber des Neferkare-Echnaton II mit Ragma, die ihrerseits zu den Opfern des Herakles gehören könnte. Sabtha ist Schabaka, der Vater des Sabthecha oder Schabataka.

==========================================================
Achmose  oo  Achmes-Nefertari = Sebek-Nefrure  oo  Anubis
|                                                  |
Achmes   oo  Chus-"Thutmoses I"                    |
|                                                  |
+-+                         +-----------+----------+
| |                         |           |
| Bit-Nofru = Nofretete  oo Echnaton    Thutmoses III(IV)
Mut-Nofret  = Ragma (AT) oo -Neferkare  Men-cheper(u)-Re
|                                       |
Thutmoses I  Djed-nefer-ka-Re --- oo -- Tochter aus 1. Ehe
|            Didumes-Schabaka,          |
|            Dedan-Sabtha (AT),         |
|   Thuti, Dudu (der König des          |
|   Kampfes der EA-Briefe) und          |
|   Bruder der Saba (AT)                |
|                                       |
Thutmoses II D(j)ed-kau-chetep-Re   =   Enkel Manachpirias
             Didumes-Schabataka,        (EA-Brief Nr. 51)
             Sabthecha (AT),
             A-cheper-ne-Re
             A-kenen-Re Apophis

Namen Didumes und Thutmoses sind gleichbedeutend:
Djed-(ch)uti-mes(se); Anubis-Phiops war dieser "Sohn des Seth-Schu".

==========================================================

A-cheper-ne-Re ist vermutlich mit dem A-kenen-Re Apophis aus der 16. Dynastie identisch. Als Ururenkel des Apophis-Achmose (über seine Großmutter Mut-Nofret) wäre dieser Name für ihn passend. Seine Mutter war eine Tochter von Thutmoses (III) Men-cheper-Re, wie weiter unten näher erläutert wird. Der angebliche Sohn des Thutmoses I und der Mut-Nofret war in Wirklichkeit der Enkel von Echnaton (II) = Neferkare-Kamose und Ragma = Mut-Nofret.

Der "Äthiopier" Schabaka Nefer-ka-Re aus der 25. Dynastie ist auch Didumes Djed-nefer-Re aus der 13./14. Dynastie. Sein Sohn Schabataka Ded-kau-Re ist wie sein Vater außer in der 25. auch in der 13./14. Dynastie vertreten, in der letzteren sogar mit demselben Hauptnamen Didumes, jedoch mit dem Zusatznamen Djed-chetep-Re. In dem letzterwähnten Namen steht (kau-)chetep für die Linie des Ptah-Apophis. Daraus habe ich geschlossen, dass der Name A-cheper-ne-Re = Akenere-Apophis zu ("Thutmoses"-)Didumes-Schabataka gehört. Die Ptah-Linie kommt über Chus in diese Nachkommenschaft hinein, und zwar nicht über Seba, sondern über ihre Schwester Mut-Nofret. Der Namensteil nefer bei dem ersten Didumes stünde sowohl für die väterliche als auch für die mütterliche Linie. Der Name "Thutmoses" bedeutet nicht etwa "Sohn des Thot", wie konventionell behauptet wird, sondern "Djed-chuti-messe" = "Sohn des Seth-Schu-Thum". Diese Bezeichnung kommt über Anubis-Phiops, den Sohn des Seth-Schu-Tem, in diese Familie (siehe obiges Schema!).

Seni-Seneb war zwar mit Achmose verheiratet, doch sie war nicht die Mutter von Chus-"Thutmoses I" in dessen Rolle als Vaters der Hatschepsut und des "Thutmoses II". Um dem konventionellen "Thutmoses-Wirrwarr" ein für allemal ein Ende zu machen, muss die konventionelle Reihenfolge teilweise sogar umgekehrt werden, wie das obige Schema zeigt.

Thutmoses-Didumes-Schabaka ist auch der Heerführer Thuti unter Thutmoses III Manachpiria in den Kriegen in Vorderasien und der Dudu der Amarnabriefe, der auch als Adad und als König des Kampfes (in den Rib-Addi-Briefen) angeredet wird. Seine Tochter wird die Gemahlin des Aziru, den wir in einem früheren Kapitel schon als "Gideon III" identifiziert haben. Aziru war der Sohn des David-Sohnes Jethream = Abdi-aschirta und folglich ein Enkel des großen David. Die generationsmäßige Einordnung bereitet uns auch hier keine Schwierigkeiten.

Wie ich weiter oben schon sagte, behauptet Manetho, der wahnsinnige Achthoës sei von einem Krokodil getötet worden, und ich versprach, dafür eine Erklärung anzubieten:

Fiel Herakles etwa in den Nil und beschloss sein Leben als Krokodilsmahlzeit? Man könnte die griechische Version zum Beispiel dahin gehend ausbauen, indem man Herakles mit dem Nessus-Hemd von Schmerzen getrieben in den Fluss stürzen lässt, über den ihn Nessus kurz zuvor getragen hatte. Doch gemeint ist etwas anderes. Chus-Sesostris Cha-kau-Re, den das Cheops-Märchen als dritten Sohn der Frau des Priesters von Heliopolis ansieht und ihn Kakai nennt, taucht in der 15. Dynastie unter dem Namen Sebek-hotep auf. Durch die konsonantische Lesung von Sebek = se-ib-ka entsteht Sobk, welches der Name des ägyptischen Krokodilgottes ist. Da nun Herakles-Achthoës von Chus-Sebekhotep getötet wurde, so tötete ihn folglich "ein Krokodil".

Die Mumie des Herakles ist möglicherweise die, die dem Djed-ka-Re Asosi zugewiesen wird, also Chus. Es ist möglich, dass Chus-Isesi bzw. Asosi die Mumie seines Halbbruders in seinem eigenen Grab in Sakkara unterbrachte, da er bereits mindestens zwei andere Gräber für sich ausgesucht hatte. Im 3. Kapitel (Ägyptische Königsmumien Teil I) werde ich dazu mehr vorzubringen haben.

Necht-Zed Chus-cha-kau-re oder Kakai bleibt als einziger der drei Brüder noch übrig, der das Märchen auf drei "von Gott Re selbst im Ei im Mutterleib gezeugte" Söhne, die nacheinander auf den Thron kamen, ausweiten konnte. Da nun Chus die Positionen im Reich neu besetzte, begannen alle Magnaten ihre Annalen ab einem neuen "Jahr 1" zu zählen. Das Jahr 19 WdG in dem von Djoser eingeführten Kalender "Die Wiederholung der Geburten" wurde somit zum Jahr 1 des neuen Kalenders, den ich als den "Kalender des Neubeginns" (KNB) bezeichnen möchte, da keine Bezeichnung hierfür aus der Frühzeit bekannt ist.

Djoser hatte sich als Wiedergeburt des Osiris (= As-ar, Misir, User) gesehen, Herakles als die des Titan-Poseidon und Chus wird sich als die Reinkarnation des Seth (Zethos; Zed-ka-Re) auffassen.

Chus ist natürlich ebenso durch die Dynastien versprengt wie die meisten anderen Pharaonen auch. Als Sebek-hotep müsste er entweder von Sebek-nefrure oder von deren Vater Sebek-emsaf abstammen. Das trifft für Chus-Sesostris nicht zu. Es ist aber bekannt, dass sich Sesostris Cha-kau-Re als der Schutzherr des Faiyum auffasste, das von Josef auf dem Reißbrett entworfen und von dem bauwütigen User-ka-Re = Djoser (Ne-maat-Re, angeblich Amenemhet III in der 12. Dynastie, auch Pramarres oder Lamares genannt) finanziert worden war. Der Gott aber, dem das Faiyum geweiht wurde, war der Krokodilgott Sobk.

Josef war ein Sohn des "Krokodils" Sebek-emsaf. Außerdem war er der Wesir En-chu-(tef) des Userkare-Chen-Zer, also des Chian-Djoser. Zum Bau des Faiyum und des Bahr Yussuf, des nach Josef benannten und heute noch erkennbaren Stichkanals, der das Wasser des Nil durch das westliche Ufergebirge in die das Faiyum genannte Senke leitete und dort einen See schuf, der als Moëris-See ebenfalls heute noch zu erkennen ist, wurde eine große Zahl von Arbeitskräften benötigt. Folglich kann man getrost davon ausgehen, dass auch hier Chabiru zu Fronarbeiten herangezogen wurden. Die Tatsache, dass sich Josef nicht - wie sein Bruder Aaron - für diese vermeintlichen Stammesgenossen einsetzte, hat die Redakteure des AT zu der unzutreffenden Formulierung verleitet, zu der Zeit der Unterdrückung sei ein neuer König in Ägypten aufgekommen, der wusste nichts von Josef (2. Mose, 1, 8). Hierauf gründet sich die ebenso verbreitete wie irrige Ansicht, Josef habe zu der Zeit der Hykso-Pharaonen in Ägypten gewirkt, und zwar runde 450 Jahre vor Moses (und Aaron). In Wirklichkeit war er jedoch ein Zeitgenosse sowohl des Aaron, also der Unterdrückung, als auch des Exodus, und nicht zuletzt auch des Abraham, der gemäß 1. Mose 12, 17 erlebte, wie während seines Aufenthaltes in Ägypten der Pharao geplagt wurde.

+========================================================+
|      Die Vorfahren Josefs und seiner Geschwister       |
+--------------------------------------------------------+
LILITH-MAHALALEEL oo ADAM-ILUSCHUMA oo (CH)EVA
|                                          |
ABEL-IRISCHUM-JARED-JAPETOS   ("JAPHET")   KAIN-SCHIUINI
oo MILKA von Haran/Sabäerland ("SEM")      oo HALMASCHTU
|                                          |
METHUSAEL-BETHUEL-PROMETHEUS-LAPIDOTH      |
          |                  oo DEBORA     |
AMUN-RE   LABAN und                        |
("HAM")   REBEKKA ---------- oo -----------ISAAK
|                                          |
Tochter -------------------- oo -----------JAKOB
                                           |
                            SEBEK-EM-SAF = LEVI
+----------------------+-------------------+
|                      |                   |
POTIPHAR-PETESEPH-     HERIOTEF-HERIHOR-   ANCH-NE(-ISI)S-
POTIPHERA-OSARSIPH     ENCHUTEF-HARCHUF    MERI-(AMUN-)RE
ARSA = AARON         =  JOSEF            = MIRIAM
==========================================================

Josef betrachtete die Chabiru nicht als "Stammesgenossen". Er war in Ägypten geboren als Nachfahre eines hochangesehenen arischen Herrschergeschlechts, in dessen Adern aber auch sabäisches (= semitisches) Blut floss, das von seiner Urururgroßmutter Milka stammte. Er war sogar ein Nachfahre des Ham-Amun-Menes, dessen Tochter seine Großmutter war. Josef wurde weder nach Ägypten verkauft, noch holte er seinen Vater und seine Brüder nach hier. Einer der Namen, die Josef auf dem Thron von Theben trug, verleitete zu der Geschichte vom verkauften Josef: Maat-cheru-Re wurde zu Machir (hebr. für der Verkaufte).

Josefs sabäisch-semitische Abstammung erweist sich in der Wahl des Namens für seinen Sohn von Asnat, der Tochter des Potiphar, seines Bruders, und der Necht-Alkmene:

(1. Mose 41, 45) Und (Pharao) nannte ihn den heimlichen Rat und gab ihm ein Weib, Asnath, die Tochter Potipheras, des Priesters zu On. Also zog Joseph aus, das Land Ägypten zu besehen.

Im Originaltext steht Zaphenat-Paneach an der Stelle, die Luther mit heimlicher Rat übersetzt hat.

(1. Mose 41, 50) Und Joseph wurden zwei Söhne geboren, ehe denn die teure Zeit kam, welche ihm gebar Asnath, Potipheras, des Priesters zu On, Tochter.

In Vers 51/52 werden die Namen der Söhne genannt; Manasse und Ephraim. Da wir aber wissen, dass diese Namen anderen Personen bzw. Landschaften gehören, ist die Frage erlaubt, wie denn die beiden Söhne der Asnat wirklich hießen. Hier hilft uns jener vielfach missgedeutete Ausdruck Zaphenat-Paneach weiter; denn darin stecken die beiden Namen der zwei Söhne, nämlich Tefnacht und Pianchi. Auf diese und andere Söhne komme ich noch zurück. Der Hinweis darauf, dass sie geboren worden, bevor die Teuerung ins Land kam, lässt den Schluss zu, dass die Teuerung erst in der Zeit des Djoser einsetzte, unter dem Josef ebenfalls das Wesiramt innehatte (En-chu-tef). Bedingt war diese Teuerung nicht zuletzt durch Djosers Baueifer.

Der Name Pianchi ist sabäischen Ursprungs. Er geht zurück auf die Namensform inchas, die dem in den Amarnabriefen für denselben Mann benutzten Namen Ianchamu zugrundeliegt, der ägyptisiert pa-Inchasi-Amun (= Si-Amun) lautet. Daraus entwickelten sich die Namen Pinchasi, Pianchi und Pinehas. Mit dem Träger all dieser Namen werden wir uns noch einige Jahrzehnte beschäftigen. Es sei hier jedoch schon festgehalten, dass Pinehas tatsächlich ein Enkel (Potiph-)Aarons war, dass aber der Sohn Eleasar des Aaron nicht der Vater des Pinehas war, wie im AT ausgesagt wird. Eleasar ist mit dem Propheten Elias identisch, der als Thisbiter bezeichnet wird, das heißt als der Thebaner; denn er wurde im ägyptischen Theben (= Thisbe) geboren. Diese ganze Passage ist zudem noch zeitlich verdreht:

(1. Mose 41, 46) Und er (Josef) war dreißig Jahre alt, da er vor Pharao stand, dem König in Ägypten; und fuhr aus von Pharao und zog durch ganz Ägyptenland.

Mit dreißig Jahren, im Jahre 570 ndFl, stand er vor einem ganz anderen Pharao als vor dem, der ihn mit Asnat verheiratete. Er zog tatsächlich zweimal "aus von Pharao durch ganz Ägypten, um es zu besehen". Als er aber Asnat heiratete, war er bereits vierzig Jahre alt. Pharao Nr. 1 war Se-chem-Re Djed-chu-taui (= Schedtawe), Pharao Nr. 2 war Mykerinos, der Potiphar in Heliopolis (= On) eingesetzt hatte. Folglich gehört der Vers 46 vor den Vers 45.

Während Djoser in Ägypten seine von Imhotep entworfene Stufenpyramide bei Sakkara baute, hielt sich sein Bruder Chus-Isesi in Europa und Vorderasien auf. Wie ich weiter oben schon sagte, begab sich Chus im Jahre 596 ndFl auf Reisen, nachdem er Ägypten bis an den Euphrat, wo er eine Grenzstele errichtete, ausgedehnt hatte. Zunächst kam er nach Knossos auf Kreta, um hier wieder einen ägyptenhörigen Vasallen einzusetzen: Deukalion, den Sohn des Katreus-Minotauros. Letzterer war von seinem Sohn Althaimenes getötet worden, der sich an Theseus angelehnt hatte und von Ägypten abgefallen war. Hierüber hatte ich im vorigen Band bereits abgehandelt.

Man ist bei Ausgrabungen im Knossos-Palast auf Gegenstände gestoßen, die den Namen des (Se-ne-user-Re-)Chian = Djoser tragen. Ein Abgesandter dieses Pharaos war demnach hier. Das kann sein Bruder Chus gewesen sein. Der hielt sich hier nicht lange auf, sondern setzte hinüber nach Hellas. Nachdem er griechischen Boden betreten hatte, begab er sich zunächst in die traditionell minoerfreundliche Stadt Argos, wo er mit einer Tochter des Statthalters Inachos den Sohn Pheidon zeugte, der bekanntlich ein Zeitzeuge der Katastrophe Typhon 4 war. Die Sage machte ihn zu Phaëton, dem Sohn des Sonnengottes Helios, der verbotenerweise den Sonnenwagen seines Vaters bestieg und, da die Pferde nicht die starke Hand des Gottes spürten und sich nicht bändigen ließen, in einer chaotischen Fahrt die Sonne im Zickzackkurs über den Himmel steuerte.

Die nächste Station des Chus-(I)Sisi-phos war Korinth(os), jene alte karische Hafenstadt (vergl. die karische Endung -nthos!), die durch ihn neuen Glanz bekam. Er baute in dieser Stadt, und zwar auf dem Burgberg Ephyra oder Akrokorinth, wo er mit Medea zusammengetroffen sein dürfte, den einzigen Helios-Tempel, den es auf griechischem Boden gab. Korinth war im Vergleich zu Sekyon, seiner Nachbarstadt, bisher recht unbedeutend für die Griechen gewesen. Es wurde jetzt nach Argos die zweitwichtigste Stadt für die Ägypter in Hellas.

Aus dem Namen I-sesi des Chus-Zedkare, der ohnehin schon mit dem griechischen Namen Seso-stris vergleichbar ist, machten die Korinther den Namen Sisi-phos, worin "phos" (griech. = Licht) zweifellos auf den Sonnengott "Helios" hinweisen soll, der bei den Ägyptern allerdings "Amun-Re" hieß. Sisiphos war noch lange der Stadtheros von Korinth, obwohl Chus-Isesi sich hier nicht allzu lange aufgehalten haben dürfte. Die Gründung des Tempels war aber bedeutend genug für die Zukunft der Stadt, so dass die Erinnerung an Sisiphos nicht nur lebendig blieb sondern auch ein intelligentes Sinnbild hervorbrachte, die Sisiphos-Arbeit.

Darunter versteht man eine vergebliche Anstrengung; denn wie es heißt, soll Sisiphos in der Unterwelt die Strafe auferlegt bekommen haben, einen großen Stein einen Berg hinaufzurollen, der dann auf der anderen Seite wieder herunterrollte, sobald Sisiphos den Gipfel erreicht hatte.

Die Ägypter sahen in dem Pillendreher oder Skarabäus, der auch geringschätzig von uns als Mistkäfer bezeichnet wird, den Motor, der die Sonne jeden Morgen am Himmel hochrollt, damit sie am Nachmittag auf der anderen Seite wieder hinabrollen kann. Dieser Käfer bildet auch die Hieroglyphe für den Dreifachkonsonanten "chpr", der für das ägyptische Wort "cheper" (= Käfer) steht. Der Skarabäus war den Ägyptern heilig, und die Gleichstellung mit dem Mistkäfer war für einen ägyptischen König keine Beleidigung; denn das Wort "cheper" kommt in vielen ägyptischen Königsnamen vor, so zum Beispiel in dem des derzeitigen Pharaos, im Namen des Djoser-cheperu-Re. Die Endung -u ist die Pluralform, die sich in Pharaonennamen findet, während die Namen der (Vize-)Könige in der Singularform stehen. Dies gilt auch für den Namen Ches-cheper-Re Cha-kau-Re = Ches-cha-nak = Scheschonk des Chus-Sesostris (II/III), solange er noch nicht Pharao war.

Als "Skarabäen" bezeichnet man die zu Tausenden gefundenen käferförmigen Orden, Ehrenzeichen und Gedenkmedaillen, die meistens eine brauchbare Datierungsangabe tragen, weshalb sie - wenn die Inschriften richtig gedeutet werden - auch als Datierungsinstrumente für eine Fundschicht verwendet werden können.

In Korinth hinterließ Chus-Isesi-phos den Sohn Kypselos, der zum Stammvater einer stark nach Ägypten orientierten Familie wurde und dessen Enkel, der Sohn seines Sohnes Peiriandros, den "ägyptischen" Namen Psammetich bekam. Ob Medeia die Mutter des Kypselos war, kann ich nicht mit Gewissheit sagen; aber sie wurde auf jeden Fall die Mutter der Kirke, was an anderer Stelle schon gesagt wurde.

Von Korinth bis zum Schwarzen Meer lässt sich der Weg des Chus nicht exakt verfolgen. Dass er an die großen Ströme der Ukraine und Russlands kam, dürfte hingegen feststehen. Anschließend treffen wir ihn dann in Kolchis-Punt wieder. Ich möchte die Erwähnung Punts hier zum Anlass nehmen, die geographische Lage dieses Landes endgültig festzulegen:

Es ist höchste Zeit, mit der unbegreiflichen Gleichsetzung von Punt mit Somalia aufzuräumen, die in den Geschichtsbüchern Fuß gefasst hat und sich hartnäckig dort festhält. Wie schon aus der Namensähnlichkeit hervorgeht, ist Punt identisch mit dem Land, das die Griechen Pontos nannten, einem Teilgebiet des antiken Kolchis. Nach Punt, ins "Land, aus dem die Götter kamen", führte der Weg durch "das Meer des umgekehrten Wassers", in das "der Nil des umgekehrten Wassers" mündete, dessen Wasser "bergauf" floss. Dieser Fluss heißt heute Dnjepr. Damals floss er in seinem Mündungsgebiet fast genau auf demselben Längengrad wie der Nil kurz vor seiner Mündung. Ihre Wasser kamen sich quasi entgegen, von Ägypten aus gesehen floss der Dnjepr andersherum als der Nil, also "umgekehrt" oder "bergauf". So lauten die antiken Angaben. Punt ist auch im weitesten Sinne das Land der "göttlichen" Vorfahren. Hier lebten Kain-Hephaistos und Prometheus, die "Stahlbarone" der Antike.

Das Schwarze Meer (griech.: Pontos Euxeinos) war "das Meer des umgekehrten Wassers". Hierher führte der Weg durch die Dardanellen (griech. Helles-Pontos), dann durch das Marmarameer (griech. Pro-Pontis) und durch den Bosporus. Wenn die Namen dreier Wasserwege auf Pontos = Punt hinweisen, was soll dann die Verlegung Punts an die Küste Ostafrikas für einen Sinn haben? Bestenfalls das Goldland Ophir kann hier gelegen haben.

Die Kolcher, so weiß Herodot zu berichten, waren die Nachfahren der Soldaten aus dem Heer des Sesostris. Sie hatten ägyptisches Aussehen - dunkelhäutig und kraushaarig - und unterschieden sich von ihren Nachbarn durch typisch ägyptische Gebräuche. Die Phasianer des Aietes waren folglich noch keine Kolcher, deren eigentliche Wohngegend ja auch Punt-Pontos war. Die Phasianer und die Kolcher gehörten zu der Vielzahl von Stämmen in der Gegend des Vansees, die mit ihren unterschiedlichen Verfassungen und Zugehörigkeiten auch Xenophon verwirrten, der im achten Jahrhundert ndFl durch diese Gegend kam.

Unter Sahu-Re und Isesi Zed-ka-Re sollen Fahrten nach Punt unternommen worden sein (5. Dynastie)4. Es liegt nahe, zum einen hierin die Reise des Chus-Isesi Necht-Zed-ka-Re zu sehen, die in großem Bogen über Punt-Kolchis führte, und zum anderen den Versuch des Sa-Hure-kles, in Punt des Chus habhaft zu werden, den er zu fürchten hatte. Die Nachricht von den schrecklichen Ereignissen erreichte Chus jedoch erst, nachdem er Punt schon wieder verlassen hatte. Von einem regelrechten Handelsverkehr mit Punt kann in den zwei Jahren unter Herakles keine Rede sein. Es hat die Historiker sehr verwundert, dass zu so früher Zeit schon Fahrten nach Punt unternommen worden sein sollen. Diese Verwunderung ist verständlich; sie datieren die 5. Dynastie mit Isesi und Sahure nämlich in die Mitte des dritten Jahrtausends v.Chr. In Wirklichkeit lebten diese Könige aber erst im vierten und dritten Jahrhundert v.Chr., also zweitausend Jahre später.

Unverständnis bringen die Historiker auch der Angabe Herodots entgegen, wonach Sesostris, ein Pharao aus der ins 20. Jahrhundert v.Chr. gelegten 12. Dynastie, in Kolchis aufgetreten sein soll, aus dessen Heer dann die Kolcher hervorgegangen sein sollen. Die modernen Historiker lehnen es ab, das zu glauben; deshalb versucht man, an die Stelle des Sesostris einen anderen Pharao zu setzen, der dadurch aber keineswegs glaubhafter wird. Wie wohltuend ist es dagegen, eine berichtigte Altertumsgeschichte zur Hand zu haben, in der dies alles leicht zu erklären ist; denn die Fehler liegen nicht bei Herodot und nicht in den altägyptischen Inschriften, sondern sie liegen eindeutig in der falschen konventionellen Chronologie.

Man ist in Kleinasien ebenfalls auf Gegenstände gestoßen, die - analog zu Knossos - den Namen des Chian tragen. Auch in diesem Falle sollte die Herkunft mit der Anwesenheit des Chus im Zusammenhang gesehen werden. Es müssen aber, um die Aktivitäten des Chus in Vorderasien richtig verstehen zu können, erst einmal einige Fakten aus der Umfeldgeschichte bekannt gemacht werden.

Die Isolationsphase der Großmächte an Nil und Euphrat war nach dem Tode des David I, des Reichsgründers von Israel, endgültig vorbei. In einer kurzen Zusammenfassung gebe ich einen Überblick über die Ereignisse, die seit Davids Tod (591 ndFl), der Niederlage des Teispes (Übersiedlung des Schulgi nach Elam 592 ndFl; siehe dazu Band 2, 9. Kapitel) und der Thronbesteigung des Djoser-Amenophis-Sesostris (I) im selben Jahr parallel abgelaufen sind:

592 ndFl besiegte Schulgi-Samsuiluna in seinem Elamfeldzug Untasch-Huban (= Teispes), den Sohn von Haban-Ummena (= Achaimenes) und wurde als Schilhak-Inschusinak auch noch König von Elam, wodurch das Persien des Perseus-Achaimenes so gut wie wiedererrichtet war. Da der neue "Perserkönig" seine Residenz in der Stadt seines Gottes Inschuschin, in Schuschin oder Schuschan oder Susa in Persien aufschlug, musste er in Ur einen Nachfolger einsetzen, und dabei fiel seine Wahl auf einen Verwandten, auf seinen Schwager, den Sohn seiner Schwiegermutter Kubau-Kybele mit Ischme-Dagan, auf Samsi-Adad bzw. Amar-Sin.

Amar-Sin sammelte anschließend Verbündete gegen den thronberechtigten Sohn des derzeitigen Großkönigs, gegen den Statthalter von Eschnunna (= Akschak), gegen Ilschuilija = Schu-Sin. Er erwartete, dass ihm nach dem Tode des Schulgi ganz Mesopotamien zufiele, während Schu-Sin Elam-Persien erhalten würde. Doch darin hatte er sich getäuscht; denn Schu-Sin vertrieb Amar-Sin nach dem Tode seines Vaters aus Ur und ließ sich selbst hier nieder.

Amraphel von Sinear bekam das Nordreich mit der Hauptstadt Kisch. Hier nannte er sich aus Tradition Ur-Zababa(-schum-iddin; Samsi-Adad; Adad-schum-iddin). Diese Reichsteilung (im AT: Peleg) fand im Jahre 599 ndFl statt.

Das Jahr 592 ndFl bezeichnet auch den Beginn des Aufstiegs des Mederreiches, das seit der Einsetzung des Kyaxares unter Perseus-Achaimenes zum Perserreich gehört hatte. Kyax-Ares (= Schauschattar) war nun, nachdem Teispes, der Sohn des Achaimenes, besiegt und zu einem medischen Vasallen geworden war, in Ekbatana (= Waschukanni) Herrscher über ein Reich, das neben dem Stammland Medien (= Gutiland) Teile Kleinasiens und ganz Urartu einschloss.

Als sich aber Ischbierra, der andere Sohn des Perseus-Hachaman-isch, in Isin (= Kleinasien) selbständig machte, überfiel Kyaxares dessen Land. Darüber und die anschließende so genannte erste Halysschlacht und deren Folgen habe ich ebenfalls schon im Band 2 (9. Kapitel: Amurru und Persien) abgehandelt. Nach dem Tode des Kyaxares-Schauschattar wurde sein ältester Sohn Artatama König von Medien-Mitanni in Ekbatana. Das müsste noch vor dem Eintreffen des Chus in Kleinasien der Fall gewesen sein.

Artatama setzte seinen jüngeren Bruder Astyages (= Ischtu-egu, Taku, Tages, Tuchi) in der Ararat-Region Urartu in der Stadt Irpuni (heute Eriwan) als Statthalter ein und den Sohn des Teispes-Ischpuini in der Vansee-Gegend (in Tuschpa = Teischebiaïni). Der Teispes-Sohn Ariaramanu war auch der Ischpuini-Sohn Erimena, Menua = Aramu, nach dem später das ganze Land benannt wurde: Land des Aramu (oder ägyptisch Irem) = Armenien. Es ist nicht auszuschließen, dass Artatama Ischbierra-Hattusilis besiegte und Hattusas zerstörte. Paduchipa, die Witwe des Hattusilis, betrauert in einem Brief die Zerstörung ihrer Stadt. Auf weitere Einzelheiten hierzu gehe ich im Kapitel 5 dieses Bandes ein (Medo-Perser, Teil I: vor 624 ndFl).

Mit dem Eintreffen des Chus in Kleinasien begann hier eine neue Ära. Der Einfluss Ägyptens blieb noch lange spürbar, und vor allen Dingen wurden Bindungen zwischen den Medern und den Ägyptern eingegangen. Unter anderem war ein Sohn des Aramu bzw. Irem in Ägypten. Astyages wurde der Favorit Ägyptens und blieb es bis zu seinem Tode im Jahre 643/644 ndFl. Die Begegnung der beiden Persönlichkeiten fand spätestens im Jahre 606 ndFl statt, vermutlich jedoch schon einige Jahre früher, kaum aber vor 600 ndFl. Chus heiratete eine 590 ndFl geborene Tochter des Astyages, die bei Herodot Amytis heißt, die unter ihrem Namen Semiramis (= Schamur-amytis, Schamuramat) jedoch besser bekannt sein dürfte. Mit ihr hatte er im Jahre 606 ndFl den Sohn Nimrod (1. Mose 10, 8 und 9): Chus aber zeugte den Nimrod. Der fing an, ein gewaltiger Herr zu sein auf Erden, und war ein gewaltiger Jäger vor dem Herrn.

Ich behaupte, dass Nimrod niemand anderer ist als der spätere assyrische König Assurbanipal, der in seinem Palast in Ninive als großer Jäger auf Löwenjagd dargestellt ist. Da ich nun Assurbanipal auch für identisch mit dem assyrischen König Tiglath-Pileser halte, und zwar mit allen drei "Ausgaben" (denn es gab in Wirklichkeit nur einen), müsste Chus auch mit dessen Vater Assur-resch-ischi identisch sein, was sogar leicht zu erklären ist; denn zum einen liegt dem assyrischen Namen das ägyptische Re-Isesi (= Re-Ischischi) zugrunde, und zum anderen kann es eine bessere Erklärung für den letzten Aufenthalt des Chus vor seiner Rückkehr nach Ägypten kaum geben, als ihn in Assur regieren zu lassen; denn sowohl seine verlassene Gemahlin Semiramis als auch sein Sohn haben mit dieser Stadt Zeit ihres Lebens zu tun gehabt.

Nimrod, der überwiegend für einen sagenhaften Babylonier gehalten wird, und Sargon, der als ein historisch echter Assyrer gilt, sind ein und dieselbe Person, wenn man davon absieht, dass Sargon I schon längst tot und der dritte noch gar nicht geboren ist. Der Leser ahnt schon, dass hier eine weitere Verwirrung in der Altertumsgeschichte aufgedeckt werden soll. Ich vertage diese Richtigstellung aber in den Band 4, da dies alles nichts mit der Reise des Chus in der Zeit des Pharaos Djoser zu tun hat.

Zwischen der Geburt des Nimrod (606 ndFl) und der Rückkehr des Chus nach Ägypten (610 ndFl) liegen noch einige wichtige Stationen des Chus, die er in Begleitung seiner neuen Familie durchreiste. Zunächst setzte er in Ekbatana Artatama ab und seinen Schwiegervater Astyages als neuen König von Medien ein. Herodot zufolge (I, 130) regierte Astyages 35 Jahre, und da er im Jahre 643/644 ndFl gestürzt wurde, müsste er im Jahre 608/609 ndFl in Ekbatana eingezogen und medischer König geworden sein. Das harmoniert sowohl mit dem Terminkalender des Chus als auch mit der Geburt der Mandane, der ersten Tochter des Astyages, die ihm in Ekbatana geboren worden sein muss; denn ihr vollständiger Name lautet:

Channig-alu-mitana
    Nik-al -mati
    Nak-     ita
            Medeia*
            Mandane.

* hier ist nicht die Tochter des Aietes gemeint

Der neue Mederkönig gab stolz und glücklich seinem ersten Kind, das ihm in seiner neuen Hauptstadt geboren worden war, den Namen dieser Stadt. Von Ekbatana (= Waschu-kannigalbat) aus fielen Chus und die Meder im Jahre 608/09 ndFl in Assyrien ein. Sie besiegten Kedor-Laomor, den Feldherrn des Samsi-Adad und späteren König Nebukadrezzur von Babylon, und Assur-resch-ischi = Assur-Re-Isesi stieg in Assur auf den Thron. Die Niederlage Nebukadnezars I gegen Assur-resch-ischi I wird als Sieg eines assyrischen Freiheitskämpfers gegen die babylonische Oberhoheit angesehen und ins zwölfte vorchristliche Jahrhundert gelegt. Aus einer schiefen Chronologie kann eben keine richtige Geschichtsbetrachtung kommen.

Der im Jahre 585 ndFl geborene Kedor-Laomor wird die in seinen jungen Jahren erlittene Niederlage nicht so bald verschmerzen. Während die Mitanni-Meder noch lange Verbündete der Ägypter sein werden, und zwar trotz der plötzlichen Abreise des Chus, wurde vor Assur die Feindschaft des elenden Fürsten von Naharina - so lautet die Bezeichnung für Nabu-Kedor-Laomor-ussur = Nebukadrezzur in ägyptischen Inschriften - auf Dauer begründet. Sie endete erst mit dem Tod Nebukadrezzurs vor Assur im Jahre 641 ndFl. Mit dieser Stadt hatte er zweimal Unglück.

Aufgeschreckt durch die Ereignisse in Ägypten, von denen Chus schon im Jahre 608 ndFl gehört haben dürfte, bereitete er seine Abreise vor, die dann doch überstürzt geschehen sein muss; denn er ließ Frau und Sohn in Assur zurück. Das haben ihm die beiden nie verziehen. Mit dem Regierungsantritt des Chus-Sesostris II/III (Ches-cheper-cha-kau-Re), der auch Isesi bzw. Necht-Zed-ka-Re hieß, begann in Ägypten eine neue Ära, die jedoch schon nach 14 Jahren abrupt wieder beendet wurde. Das folgende Kapitel wird sich mit dieser Zeit befassen.

Was wurde aus den Flüchtlingen, die sich vor Herakles in Sicherheit bringen konnten?

In Nubien, wohin sich die meisten Großen des Reiches in Sicherheit bringen konnten, trafen Echnaton, die Witwen Nofretete und Hatschepsut sowie die Kinder Saba und Dedan des Echnaton aus seiner Ehe mit (der verstorbenen?) Ragma mit der Familie der Mariannu zusammen, mit den "Wächtern des Südtores", die in dem "Bergland" um den ersten Nilkatarakt beheimatet waren und auf der Insel Elephantine ihr Zentrum hatten. Es handelt sich um die Familie des Jakob, dessen Sohn Levi = Chevi = Sebekemsaf, der auch Abscha, der Herrscher des Berglandes war und im AT außer dem Namen Levi auch noch die Namen Mes-ahab und Amram trägt, der Vater der hier lebenden Generation war. Hauptsächlich handelte es sich zu dieser Zeit um die Familie des Josef. Dessen Bruder Aaron lebte bekanntlich im Norden.

Djoser-Amenophis, der sich um Nubien sehr verdient gemacht hatte und hier göttlich verehrt wurde, hatte offenbar den Sohn Pianchi des Josef-Herihor zum Vizekönig von Nubien gemacht. Der Name des Pianchi taucht in der konventionellen ägyptischen Geschichte an zwei Stellen auf, die zeitlich zu weit auseinander liegen, als dass man die beiden Träger dieses Namens miteinander identifizieren könnte. Die ältere Angabe bezieht sich auf einen Priester der 21. Dynastie, der hier als ein Sohn des Priesters Herihor, also des Josef gilt. Der "jüngere" Pianchi wird als Äthiopier aus der 25. Dynastie angesehen, der als ein Widersacher des Deltakönigs Tefnachte geschildert wird, den wir bereits als seinen Bruder erkannt haben. Dass jedoch beide Pianchis miteinander identisch sind, braucht hier kaum noch gesagt zu werden.

Obwohl Breasted die Eroberung Ägyptens durch den Äthiopier Pianchi schildert, führt er ihn weder unter den Priestern der 21. noch unter den Äthiopiern der 25. Dynastie auf. Es sieht so aus, als sei ihm die Doppelrolle Pianchis nicht ganz geheuer vorgekommen.

Selbst die Mariannu von Elephantine fühlten sich offenbar in ihrem Bergland nicht sicher vor Herakles. Sie begaben sich deshalb mit den Flüchtlingen aus dem Norden hinter den ersten Katarakt und zogen nilaufwärts bis fast an den zweiten Katarakt, wo sie sich zusätzlich noch in einer Höhle verbargen: Abu Simbel. Hier wurde der Sohn Ramses-Sethos-Amenophis des Ramses-Djoser-Amenophis geboren, der Ägypten später befreien soll. Da diese Befreiung nichts mit der Flucht vor Herakles zu tun hat, aber trotzdem von den alten Schriftstellern durch Missdeutungen mit dem Exil unmittelbar nach der Unterdrückungszeit in einen Topf geworfen wurde, müssen wir zwischen der Flucht vor Herakles und der Flucht vor den Folgen der Katastrophe Typhon 4 - welche Folgen auch immer gemeint sind - unterscheiden.

Wer war die die Königin von Saba?

Es kann als sicher angesehen werden, dass nicht alle Magnaten des Reiches so weit in den Süden flohen, und wenn, dann sind einige schon bald wieder in den Norden zurückgekehrt. Im Süden geblieben ist mit Sicherheit eine Tochter von Echnaton II Neferkare-Kamose mit Ragma, seiner ersten Frau, mit Namen Saba: (1. Mose 10, 7) Aber die Kinder von Chus sind diese: Seba, Havila, Sabtha, Ragma und Sabthecha. Aber die Kinder von Ragma sind diese: Saba und Dedan.

Dieses letztgenannte Geschwisterpaar - ich halte Saba für weiblich und Dedan für männlich - erscheint ein zweites Mal in einem völlig anderen Zusammenhang:

(1. Chron. 1, 32) Die Kinder aber Keturas, des Kebsweibes Abrahams: die gebar ... Joksan,... Aber die Kinder Joksans sind: Saba und Dedan (vgl. auch 1. Mose 25, 3).

Wenn Abraham mit einer Ägypterin aus dem Pharaonenhause mit Namen Ketura den Sohn Joksan bzw. Joktan gehabt hätte, so müsste dieser um 620 ndFl geboren sein, als Abraham als Gefangener in Ägypten weilte (ab 617 ndFl); dann könnte dieser um 642 ndFl mit einer Chus-Enkelin (nicht Tochter) namens Ragma vermählt worden sein. Die Kinder von Joksan und Ragma, Saba und Dedan, wären dann um 643/44 ndFl geboren. Die Frage ist nur: war Joksan überhaupt der Vater von Saba und Dedan? Hierauf möchte ich mit "nein" antworten.

Die Identität der Ragma lässt sich nur spekulativ bestimmen. So halte ich Dedan mit Didumes = Ded-nefer-Re Schabaka identisch, mit dem um 596 ndFl geborenen Sohn von Kamose-Echnaton II. In dem Fall könnte die Chus-Tochter Ragma mit der Chus-Tochter Nofretete identisch sein, der Gemahlin des Echnaton.

Die Mutter Ragma von Saba und Dedan muss jedoch nicht mit Nofretete identisch sein; dagegen spricht die Tatsache, dass Saba und Dedan niemals als die Kinder des Paares Echnaton/ Nofretete abgebildet wurden. Ich halte daher die Mutter Ragma für eine Tochter des Chus (Mut-Nofret; siehe obiges Schema, geboren um 580 ndFl), die zwar älter war als Bit-Nofru = Nofretete, die aber entweder bei der Geburt ihres zweiten Kindes oder in der Abwesenheit ihres Vaters durch Herakles starb, während ihr Gemahl und ihre Kinder dessen Wüten überlebten. Auch das AT gibt nur zwei Kinder, Saba und Dedan, für diese Frau an. Kamose-Echnaton heiratete später eine weitere Tochter des Chus, nämlich Nofretete, von der die vielen Töchter Echnatons stammten. Auf die beiden Echnatons (I = Painozem-Phritiphantes; II = Kamose-Nefer-ka-Re, Cha-em-use) gehe ich im folgenden Kapitel ausführlich ein.

Die im AT an einer ganz anderen Stelle erwähnte Königin von Saba war nach einer äthiopischen Legende mit einem äthiopischen Fürsten verheiratet. Sie bekam nicht von ihm, sondern von dem biblischen König Salomo, den die Königin von Saba angeblich besucht hat (1. Könige 10), den Sohn Baïna-Lechem = Menelik.

Luther hat hier übersetzt: Königin von Reicharabien, und Velikowsky war der Ansicht, bei der Königin Saba handele es sich um (die Chus-Tochter) Seba = Chat-Schep-sut; denn die hebräische Bezeichnung für die Königin von Saba lautet Mal-chat Scheb-a (der Ausdruck malchat ist das hebräische Wort für Königin). Somit wäre nach Ansicht Velikovskys die Königin (von) Saba auch die Königin S(ch)eba. S(ch)eba ist die Tochter Hatschepsut des Chus (1. Mose 10, 7); aber sie ist nicht die Königin von Saba. Sie unternahm (635 ndFl) eine Punt-Reise (nach Kolchis), die Velikovsky irrtümlich mit der Reise zu König Salomo gleichsetzt. Punt-Kolchis ist aber nicht Israel!

Saba, deren Name erst in der zweiten Generation nach Chus erscheint, ist mit allergrößter Wahrscheinlichkeit die Zabibe Arabai (= von Arabien; vgl. Luthers Reicharabien!) in den assyrischen Tributlisten. Geboren 595 ndFl wäre sie im Jahre 653 ndFl, aus dem die Tributliste stammen dürfte, in der sie erwähnt wird, 58 Jahre alt gewesen, und zu der Zeit des "Königs" Salomo, der aber bekanntlich nur der Hohepriester Asarja-Usia unter König David II war, war sie etwa 65 Jahre alt.

Die in besagter assyrischen Tributliste aus der Zeit des Tiglath-Pileser ("III"; konventionell dem Jahr 738 v.Chr. zugeordnet) als zahlungspflichtige Zabibe, die Königin von Arabien, erscheinende historische Person hat konventionell nicht die geringste Chance, mit der Königin von Saba = Reicharabien identifiziert zu werden. In der konventionellen Chronologie liegen zwischen beiden etwa dreihundert Jahre. Noch weniger kann Seba = (Mal-)Chat-Scheps-ut mit der Saba-Königin aus der Zeit Salomos identisch sein, weil zwischen diesen beiden Frauen konventionell etwa fünfhundert Jahre liegen. In der wirklichen Geschichte sind sie allerdings beide nicht nur Zeitgenossinnen, sondern sogar Tante und Nichte, die außerdem nur wenige Jahre auseinander waren: die Tante war ca. 590 ndFl, die Nichte etwa 595 ndFl geboren.

Seba-Hatschepsut ist weder die Königin von Saba, die den biblischen König Salomo besucht hat, noch ist sie die Frau des athiopischen Königs und Mutter des Baïna-Lechem bzw. Menelik. Die oben erwähnte Tributliste Tiglath-Pilesers gehört nicht in sein achtes, sondern in sein dreizehntes Feldherrnjahr, wie ich zu gegebener Zeit erläutern werde, mithin in das Jahr 653 ndFl. Schon aus diesem Grund kann S(ch)eba-Hatschepsut nicht mit Saba-Zabibe von (Reich-)Arabien identisch sein; denn zu dieser Zeit war Hatschepsut vermutlich schon tot, und dass sie - falls sie zu dieser Zeit noch lebte - Tribut an Assyrien leistete, ist völlig ausgeschlossen. Auf jeden Fall war die Königin Saba, die Salomo in Jerusalem besuchte, Zabibe von Araba, die an Assyrien Tribut zahlte.

Wenn wir uns zurückerinnern an die vorsintflutliche Zeit, in der die Frühkanaaniter aus (Reich-)Arabien = Saba nach Mesopotamien einwanderten, wo sie sich später auf das Land der Sabäer, auf Zabalam, zurückzogen, dann leuchtet uns der Ursprung dieses Namens ein: Von Saba kamen die Sabäer.

Das Wortspiel (mal)chat-scheb(a) und die Tatsache, dass Hatschepsut eine Reise nach Punt unternahm, haben Velikovsky dazu verleitet, die Geschichte von der Liebesbeziehung zwischen Salomo und einer Äthiopierin, die ihn besuchte und aus der der Sohn Baïna-Lechem hervorging, der seinem Vater Salomo später die Bundeslade raubte und diese auf einem fliegenden Teppich in seine Heimat entführte, mit der Pharaonin Hatschepsut zu verknüpfen. Diese Legende ist tendenziös; denn damit wollten die Äthiopier ausdrücken, dass die Bundeslade in Jerusalem nur eine Kopie der echten sei, während sich das Original in ihrem Lande befinde. Mit der Ägypterin Hatschepsut hatten sie nichts im Sinn.

Wenn die Königin von Saba also nicht Hatschepsut, sondern jene Chus-Enkelin Saba war, dann kann die obige Geschichte getrost nach Jerusalem verlegt werden, wohin Hatschepsut auch niemals gekommen ist. Ein Besuch der Saba-Zabibe in Jerusalem ist dagegen nicht unwahrscheinlich. Saba war zwar die Mutter des Baïna-Lechem, aber Salomo war nicht dessen Vater. Sein richtiger Vater war jener Äthiopier, mit dem die Königin von Saba nach äthiopischer Tradition auch tatsächlich verheiratet war.

Bei diesem Äthiopier handelt es sich um den Vizekönig von Nubien mit Namen Pianchi, den um 582 ndFl geborenen Sohn des Herihor-Josef. Er war der Vater dieses Baïna-Lechem, der uns noch ausgiebig beschäftigen wird. Baïna-Lechem = Menelik ist identisch mit dem Biëneches aus der 1. manethoschen Dynastie, und mit Paionech, den einige Historiker (völlig korrekt) für einen Sohn des Priesters Pianchi ansehen. Das Geburtsjahr des Baïna-Lechem dürfte 610 ndFl gewesen sein. Er war demnach ein Jahr jünger als der andere bedeutende Äthiopier, als Serach = Amenophis-Sethos II.

Paionech ist der Äthiopier Necho aus der 26. Dynastie, der mit Menelik = Lagos, dem Stammvater der Ptolemäer, ebenso identisch ist wie mit Psammetich I, dem Ptah-Ra-Messe I, dem unüberhörbaren Stammvater der Pto-le-mäer. Der Name des Pharaos Necho lautete: Men-tem-chat Ne-kau-chem-ib-Re und womöglich noch Meren-Ptah Ra-Messe. Er regierte von 683 bis 695 ndFl als Unterkönig und Feldherr des Pharaos Haremhab über Unterägypten und nach dessen Absetzung als Pharao; er starb 90-jährig im Jahre 699 ndFl. Der Namensteil "Tem" weist auf seine Abstammung von Tem, dem "großen Gott von Heliopolis und ersten Gottmenschen auf Erden" hin, auf seinen Ururgroßvater Seth IV.

Die endgültige "Heimkehr" der meisten Magnaten des Reiches nach (Unter-)Ägypten fand erst im Jahre 628 ndFl statt, nachdem sich die Lage nach der Typhon-Katastrophe merklich entspannt hatte. Zu gegebener Zeit komme ich darauf natürlich zu sprechen.

Letzter Stand: 25. Juli 2014


1 J. H. Breasted, Geschichte Ägyptens, Parkland Verlag Stuttgart; die angebliche 4. Dynastie fand erst 2000 Jahre nach der konventionell hierfür angegebenen Zeit statt! Daher handelt es sich bei der vermeintlichen Abschrift möglicherweise um das Original.
2 Hans Georg Asmussen, Sonne, stehe still...!, Selbstverlag, Heide in Holstein, 1980
3 Knudtzon-Weber, Die El-Amarna-Tafeln, Otto Zeller Verlagsbuchhandlung, Aalen, 1964
4 J. H. Breasted, Geschichte Ägyptens, Parkland Verlag Stuttgart
Die Geschichte des Altertums in neuer Sicht Band 1 bis 3 der Geschichte des Altertums in neuer Sicht
gibt es inzwischen auch gedruckt.

Sie können sie hier beim Lulu-Marktplatz bestellen:
 Band 1
 Band 2
 Band 3 (einschließlich 6. Buch)

Oder bei Amazon:
 Band 1
 Band 2
 Band 3 (einschließlich 6. Buch)



Zurück zum Inhaltsverzeichnis   Weiter