Sechstes Buch: Das Olympische Zeitalter von 624 bis 642 ndFl

6. Kapitel:

Die Chronik der Könige Teil I:
Von Rehabeam bis zum Ende des ersten babylonischen Exils
(1. Teil)


Allgemeine Vorbemerkungen

Das Geschichtsbild, das das Alte Testament (AT) vermittelt, ist eine entstellende Darstellung der wirklichen Geschichte. Hierüber kann es überhaupt keine Diskussion geben; denn die geschichtsbezogenen Angaben im AT sind weitgehend widersprüchlich und rechnerisch falsch. Insofern liegt der Beweis für die Behauptung, die Geschichte das Alten Testaments sei manipuliert, im geschichtlichen Teil des AT selbst. Im Klartext heißt das, dass die historisch relevanten Angaben der Ur-Chroniken bei der Kanonisierung der Bücher überarbeitet wurden. Wenn auch die mit dieser Geschichtsentstellung, die von den Redakteuren des AT vorgenommen wurde, verfolgte Absicht höchste Anerkennung verdient, so führt doch kein Weg daran vorbei, die AT-Geschichte wieder richtigzustellen, wenn sie sich in die berichtigte Altertumsgeschichte einfügen soll.

Wie ich im Persönlichen Vorwort zum Band 1 schon sagte, war es die offenkundige Absicht der an der Kanonisierung beteiligten Redakteure, eine einheitliche Geschichte für alle jene in Palästina lebenden Völker zu schaffen, die zu der neuen Volks- und Religionsgemeinschaft zusammengeführt werden sollten, die sich fortan "Juden" nannte.

Man wird natürlich einzuwenden versuchen, dass die richtige biblische Geschichte von mir auf meine Geschichtsdarstellung "hingebogen" werden musste, damit sie mit dieser übereinstimmen könne, und dass meine von der AT-Darstellung abweichende Sicht der Geschichte folglich falsch sei. Doch damit werden die Widersprüche und rechnerischen Unstimmigkeiten im AT nicht aus der Welt geschafft. Setzt doch die Schulwissenschaft selbst kein allzu großes Vertrauen in die historischen Angaben des AT.

Es ist schon von vielen Bibelfreunden und Historikern der Versuch gemacht worden, die rechnerischen Unverträglichkeiten in der AT-Chronologie zu erklären oder auszumerzen. Dabei waren die Autoren, die ihre Auslegungen anboten, auf eigene Interpretationen angewiesen, die zum Teil - je nach der Couleur des Verfassers - recht abenteuerlich waren. Ihre Ergebnisse waren schon deshalb unbefriedigend, weil sie innerhalb einer falschen Umfeldgeschichte auch wieder nur auf falschen Schlüssen beruhten. Einige wollten die Wahrheit der Bibel unangetastet lassen, obwohl Widersprüche und Rechenfehler nicht die "göttliche Wahrheit" sein können, andere wollten die Bibelchronologie in toto als Schwindel abtun, was ebenfalls nicht befriedigt. Ich nehme mir daher das Recht, da es ohne eigene Interpretationen offensichtlich nicht geht, eine Auslegung anzubieten, die nicht nur die an den Nahtstellen auftretenden Unstimmigkeiten eliminiert, sondern auch eine grundlegende Richtigstellung der gesamten AT-Geschichte ermöglicht.

Die Ursache für die Falschdarstellung der Umfeldgeschichte liegt hauptsächlich darin, dass sich die konventionelle Chronologie schon im 19. Jahrhundert in Ermangelung anderer Datierungsmittel an die AT-Chronologie angelehnt hat. Als damals die Altertums-Geschichtswissenschaft einen gehörigen Aufschwung nahm, ergaben sich bei den Ausgrabungsfunden ernste Probleme, wenn es um deren zeitliche Einordnung ging; denn sie waren, falls überhaupt, nicht in einem einheitlichen Kalender datiert.

Zu den Datierungen, die die Ausgrabungsfunde inschriftlich erkennen ließen, muss gesagt werden, dass sie keinesfalls in einem einheitlichen Weltkalender wie unserem heutigen Anno-Domini-Kalender vorgenommen worden waren. Mehr im Scherz als im Ernst erlaube ich mir die Bemerkung, dass es keine Urkunde oder Inschrift mit der Datumsangabe "Jahr X vor Christi Geburt" geben kann. Zwar gab es im Altertum schon den Sintflutkalender; dieser war aber in der Praxis derart ungebräuchlich, dass sich aus den Angaben in Jahren "nach der Flut" keine durchgehende Chronologie der Altertumsgeschichte aufstellen ließe. Die wenigen Beispiele, an denen eine Datierung im Sintflutkalender zu erkennen ist, habe ich schon in früheren Kapiteln zusammengetragen, und teilweise sogar aus den Texten des Alten Testaments. Es mag sein, dass es noch andere gibt, von denen mir nichts bekannt ist.

Der größte Teil der alten Urkunden und Inschriften ist in anderen Kalendersystemen datiert, z.B. in Regierungsjahren eines Herrschers. Diese Methode wird konventionell immer dann als gegeben angenommen, wenn keine anderen Angaben zu den Jahreszahlen gemacht wurden (z.B. Olympiadenjahre). In der Tat ist der Zusatz "nach der Flut" bei alten Datierungen so gut wie überhaupt nicht zu finden, und auch bei dem bereits besprochenen "ägyptischen Kalender", der mit dem Jahr 628 ndFl = Jahr 1 äg.Kal. begann, fehlt der entsprechende Hinweis, so dass man Regierungsjahre daraus gelesen hat, einmal sogar "Jahre eines ungenannten Herrschers". Auch der Usia-Kalender, auf den ich in diesem Kapitel noch zu sprechen komme, wird für ein Datierungsinstrument in Regierungsjahren gehalten.

Im AT werden an einigen Beispielen, die ich schon erwähnt habe, Sintflutdatierungen ganz deutlich: Tod Noahs (hier ist Lamgi-Mari gemeint), Tod Sems (hier ist Ischtup-Ilum = Manischtuschu gemeint) und das Geburtsjahr dessen Sohnes Arphachsad (hier ist Achaimenes-Perseus gemeint). Weit wichtiger als der Sintflut- oder der Usia-Kalender ist in der Königs-Chronik des AT die "synchronistische Datierung" in Regierungsjahren der Könige von Juda und Israel. Hierin liegen aber nicht nur die meisten, sondern vor allen Dingen die offensichtlichsten chronologischen Unstimmigkeiten und "Rechenfehler".

Die über weite Strecken homogen erscheinende biblische Geschichte bot sich den Forschern in der Neuzeit als chronologisches Rückgrat für die Altertumsgeschichte geradezu an. Auch die soeben aufgekommenen Alttestamentarier frohlockten, dass nun endlich die Beweise für die Richtigkeit der biblischen Geschichte ausgegraben würden, während die Stubengelehrten ihre Chronologie an diese erst noch zu beweisende AT-Geschichte schon anlehnten. Das Chaos, das daraus hervorging, wird erst mit der vorliegenden Neuen Sicht endgültig abgeschafft.

Ich behaupte, dass die Hauptursache für die Überdehnung der konventionellen Darstellung der Altertumsgeschichte deren voreilige Anbindung an die überdehnte Geschichte des Alten Testaments ist.

Wie meine Ergebnisse zeigen, ist es möglich, auch ohne das AT eine Chronologie der Altertumsgeschichte aufzustellen. Außerdem sind inzwischen so viele Fehler im AT aufgedeckt worden, dass es geradezu unwissenschaftlich wäre, wenn man darin ein Datierungsschema "erster Ordnung" sehen würde. Die Angaben im AT können bestenfalls eine Hilfestellung sein, und das auch nur bei richtiger Interpretation, die wiederum nur innerhalb einer schon weitgehend berichtigten Chronologie möglich ist.

Die "Chronik der Könige" reicht im AT von David bis zum zweiten babylonischen ExiI. Sie ist eine synchronistische Sicht der Könige von Israel und von Juda, die sich hauptsächlich darin voneinander unterscheiden, dass die Könige von Israel hartnäckig an ihren heidnischen Kulten festhalten, während die Könige von Juda dem Gott Jahwe die Treue halten und selbst dann noch von Gott um ihres Vaters David willen bevorzugt werden, wenn sie sich religiöse Verfehlungen leisteten. Sogar nach ihrer Deportation nach Babylon - ein Vorgang, der ganz anders gesehen werden muss als im AT beschrieben - kehrten die treuen Jahwe-Verehrer wieder in ihre Heimat zurück, wohingegen die nach Assyrien weggeführten zehn Stämme Israels für immer verschollen blieben. Dass in dieser Darstellung eine gehörige Portion Ideologie verborgen ist, liegt auf der Hand. Folglich sind die geschichtsrelevanten Angaben in der Königs-Chronik mit größter Vorsicht zu betrachten.

Als ich zum ersten Mal die Angaben in den Büchern Könige und Chronik im AT dazu verwenden wollte, eine synchronistische Geschichte Juda/Israel mit Ägypten, Assyrien, Babylonien, Persien usw. aufzustellen und dabei zu der Überzeugung gelangte, dass dies wegen der rechnerisch falschen Angaben bei den "Synchronismen" des AT unmöglich sei, da wunderte ich mich über die Sorglosigkeit, mit der die AT-Redakteure diese Geschichtsentstellung vorgenommen hatten, die auf so leichte Weise zu entlarven war. Warum waren diese Geschichts-"Fälscher" nicht darauf bedacht gewesen, eine rechnerisch stimmige Synchrongeschichte von Juda und Israel herzustellen, die auch sonst keine Widersprüche enthielt?

Nach einiger Zeit fand ich heraus, dass die Zahlenangaben, die zu den "unmöglichen" Synchronismen führten, aus gutem Grund stehengelassen worden waren, obwohl so die Angaben zu den Regierungslängen mit den angeblichen Synchronismen nicht mehr stimmen konnten. Da aber den alten jüdischen Priestern die Zahlen heilig waren, hatten sie diese nicht an die von ihnen vorgenommene Veränderung und Dehnung der Geschichte angepasst, was eigentlich angebracht gewesen wäre. Außerdem verbauten sie mit dieser Methode späteren Generationen nicht die Möglichkeit, den wahren Sachverhalt wieder herauszufinden, wie dies jetzt in der Neuen Sicht geschieht.

Viele Ereignisse, die im AT durch Jahrzehnte oder Generationen getrennt erscheinen, müssen in Wirklichkeit gleichzeitig gesehehen werden. Die Redakteure des AT hatten nebeneinander liegende Vorgänge zu hintereinander liegenden gemacht. Dies ist der "Haupttrick" der Zeitüberdehnung. Dabei hatten sie die Datierungsangaben ("im x-ten Jahre des...") nicht abgeändert, so dass sich zwangsläufig rechnerische Unstimmigkeiten ergeben mussten. Folglich ergibt sich eine Möglichkeit, das richtige Geschichtsbild zurückzugewinnen, wenn man die redaktionelle Konstruktion auseinanderbricht und sie nach Puzzleart neu zusammenfügt, bis die Zahlen wieder stimmen. Bei dieser Verfahrensweise sind die als falsch erscheinenden Zahlenangaben bei den Synchronismen unentbehrlich.

Diese vereinfachte Vorgehensweise kann nicht die gesamte Problematik der AT-Geschichte umreißen. Es müssen auch noch andere Wege beschritten werden, um die Antworten auf Fragen nach Personen, Geschehnissen und Datierungen zu finden. So hatte ich schon bei der Schilderung der Person David darauf hingewiesen, dass die Zeitgenossen des biblischen David nicht alle auch untereinander Zeitgenossen gewesen sein können. Ich hatte auch schon erwähnt, dass es ein israelisches Großreich unter einem König Salomo nicht gegeben haben kann. Dies ist nicht meine unmaßgebliche Privatüberzeugung, zu der ich mich gezwungen sehe, weil ein Großreich Salomos nicht in meine Geschichtsrekonstruktion passen würde, sondern diese Schlussfolgerung ergibt sich aus dem AT selbst. Dort sind einige Vorkommnisse, die unter David geschildert wurden, unter Salomo nochmals aufgeführt worden. Ähnliches beobachtet man bei Abraham und Isaak. Außerdem geben israelische Archäologen zu, keine Spuren eines Großreiches unter Salomo, ja nicht einmal Hinweise auf Salomo selbst, in Israel gefunden zu haben.

Der in den bisherigen Kapiteln behandelte Zeitraum der berichtigten Geschichte umfasst etwa sechseinhalb Jahrhunderte. In der biblischen Geschichte erscheint diese Zeitspanne natürlich länger. Allein von Abraham bis Salomo ergibt sich dort eine fast tausendjährige Epoche, in welcher der Siddimeinsturz, die Josefs-Zeit, der Exodus, die Landnahme, die Richterzeit und die Ära Samuel-Saul-David nacheinander Platz finden. Wie ich jedoch gezeigt habe, handelt es sich bei diesen Episoden überwiegend um gleichzeitige Ereignisse oder um solche, die in einer noch nicht einmal hundert Jahre umfassenden Zeitspanne unterzubringen sind. Die Geschichte Israels beginnt nicht tausend Jahre vor Jerobeam, sondern ist bei dessen Geburt gerade einmal 140 Jahre alt (von etwa 458 bis 598 ndFl).

Das erste Kapitel zum Thema Chronik der Könige enthält die Richtigstellung der Geschichte von Rehabeam bis zum ersten babylonischen Exil, der zweite Teil reicht von dort bis zum Tode Ahabs (Amarnazeit), und der dritte Teil befasst sich hauptsächlich mit David II und seinem Sohn  Hiskia. Der vierte Teil, der erst im Band 5 besprochen wird, reicht vom Tode Hiskias bis zum Beginn des zweiten babylonischen Exils. 

Als Grundlage für die Besprechungen in den Kapiteln Die Chronik der Könige dient das Herzstück der geschichtlichen Bücher des Alten Testaments, nämlich die Bücher 1. und 2. Könige und 1. und 2. Chronik. Von diesen sind die Königsbücher in chronologischer Hinsicht besonders interessant, da sie die synchronistische Geschichte Juda/Israel enthalten. In den Chronikbüchern werden zum Teil abweichende, zum Teil auch ergänzende Angaben gemacht. Synchronistisch bedeutet, dass der Regierungsantritt eines Königs in Juda mit einem bestimmten Regierungsjahr eines gleichzeitigen Königs in Israel datiert wird und umgekehrt. Das ist das beste, was sich ein Historiker wünschen kann; doch im AT beginnt hier die Schwierigkeit, von der oben die Rede war: Die Angaben können überwiegend gar nicht stimmen, da sie rechnerisch teilweise horrend falsch sind. Um dem Leser einen Überblick über die Inhalte dieser vier Geschichtsbücher zu verschaffen, nehme ich hier eine sehr kurzgefasste Besprechung vor:

1. KÖNIGE: Dieses Buch schließt unmittelbar an das 2. Buch Samuel an. Es beginnt mit dem Adonia-Aufstand, den ich ins Jahr 591 ndFl datiert habe. Der Bruder Ab(i)salom des Aufrührers wird durch den fiktiven David-Sohn Salomo ersetzt. Das 1. Buch der Könige endet mit dem Tode des Josaphat von Juda und des Ahab von Israel.

2. KÖNIGE: Die Zäsur zwischen beiden Büchern ist weder im Sinne der entstellten AT-Geschichte noch der berichtigten Geschichte logisch; denn die eigentliche Nahtstelle, an der dieselbe Geschichte, die zuletzt beschrieben wurde, wieder an sich selbst angehängt und nochmals beschrieben wird, folgt erst weiter unten. Es handelt sich dabei um die rechnerisch falsche Synchronisierung von Jerobeam (II) mit Usia. Das 2. Buch der Könige beginnt mit den beiden Nachfolgern Josaphats und Ahabs, mit der "Himmelfahrt" des Elias und mit Mescha von Moab, dem "Hammelkönig" und Sohn des Kamosch (= Kamose, Ka-Mose, Mose). In diesem Buch wird der Hauptteil der synchronistischen Geschichte Juda/Israel behandelt, wenn auch in entstellter Form. Es endet mit der Rehabilitierung des Jojachin, der - wie ich an einer früheren Stelle schon darlegte - im Buch Daniel mit dem Propheten Daniel zu einer einzigen Person verquickt wurde. Jojachin-Daniel II wurde im 37. Jahr (am 27. Tage des 12. Monats) seiner Deportation im 1. Jahr des Awil-Marduk (= Evil-Merodach) rehabilitiert, das entspricht 732 ndFl. Das zweite babylonische Exil begann demnach im Jahre 696 ndFl.

1. CHRONIK: Dieses Buch greift bis an den Anfang der AT-Geschichte zurück, bis zu Adam. Es folgen die Geschlechtsregister, dann werden Ereignisse wiederholt, die in den Büchern Samuel bereits eingehend erörtert wurden, sodann wird ausführlich über David berichtet, über die Tempelordnungen (die zum Teil natürlich den Salomo-Tempel zu der Zeit Davids II betreffen), über die Heerführer Davids und andere Amtsleute, und schließlich wird das Reich und das Leben Salomos geschildert. Mitten im Tempelbau des Salomo beginnt dann das Buch

2. CHRONIK: Dieses Buch handelt noch bis einschließlich Kapitel 9 von Salomo. Danach beginnt die Geschichte der Könige Judas, die nach der Reichsteilung Israel/Juda auf dem David-Thron in Jerusalem saßen. Selbstverständlich werden auch die Könige Israels an den gemeinsamen Berührungspunkten erwähnt; doch eine Synchronisierung wie in den Königsbüchern findet hier nicht statt. Dafür reicht das zweite Chronikbuch über das zweite Königsbuch zeitlich scheinbar etwas hinaus. Es enthält noch den Hinweis auf die Rückführung der nach Babylon Deportierten durch einen gewissen Kores, den König von Persien, der konventionell für Kyros den Großen gehalten wird. Wie ich aber zu gegebener Zeit zeigen werde, handelt es sich in Wirklichkeit bei "Kores" um Kyros den Jüngeren, den Enkel des vermeintlichen Kyros. Die Rückführung selbst fand im ersten Jahr dieses Kores statt, nämlich im Jahre 724 ndFl, also noch vor der Rehabilitierung des Jojachin.

Der Leser erkennt an diesem "Kores-Dilemma", wie völlig anders die Geschichte gesehen werden muss. Er wird aber auch mehr und mehr einsehen müssen, dass meine berichtigte Rekonstruktion der Geschichte in jeder Beziehung logisch, einleuchtend und befriedigend ist. Das gilt auch für die berichtigte Geschichte des AT.

Die Geschichte Israels findet inmitten der Geschichten der übrigen Völker statt und ist von Anfang an damit verwoben. Sie ist nicht die Geschichte eines Volkes, das sich - vom historischen Standpunkt gesehen - in einem Sonderstatus, in einer Art "Wolkenkuckucksheim" befindet; die biblische Geschichte steht mit beiden Beinen auf der Erde.

Die Vorgeschichte der Königs-Chroniken, des zentralen und wichtigsten Bestandteils der biblischen Geschichte Israels überhaupt, sei hier dem Leser noch einmal in einer kurzen Zusammenfassung vorgeführt, hauptsächlich um zu zeigen, wie nahtlos die Geschichte Israels von ihrem Beginn an bis zu ihrem Ende (im AT) rekonstruierbar ist.

Die Vorgeschichte

Kurz nach 450 ndFl (um 430 v.Chr.): Jaggid-Lim, Idi-ilum, = Tektamus, Tachtim, Tochu-Etam = Seth II, der "Isaak" (= Isakku, Statthalter) von Mari, dringt auf Weisung "des Herrn", seines Großkönigs Sargon von Akkad, in ein Gebiet ein, das bisher von der großen Politik relativ unbeachtet geblieben war, in das karisch-horitische Edom. Die Edomiter vertrieben ihn zunächst nach Magan (Ägypten), von wo Seth = Baal-Zephon schon bald ebenfalls wieder vertrieben wurde. Diesmal gelang es ihm jedoch, die Edomiter des Esau = Seir zu besiegen und mit ihnen (Heirats-)Verträge zu schließen. Nachdem Seths Söhne Judaios (= Sem-Juda) und Hierosolymos (= Samuel-Benjamin) geboren waren, begab sich "Isaak" wieder in seine Heimat Mari. Er ließ seine Schwiegermutter Debora als Richterin zurück. Seine aus Mesopotamien mitgebrachten Pa-Re-Zet-er (Pheresiter = Philister), die den altkanaanitischen Gott Dagan oder Dogon verehrten, blieben im Erzeth-Dagan (Re-zet-nu), und die aus Amalek = Vorderägypten mitgeführten Djed-ef-Ra-imiter (Ephraimiter) siedelten auf dem Gebirge Ephraim.

465 ndFl (415 v.Chr.): Deborah stirbt; Othniel, jüngster Bruder des "Isaak", übernimmt das Richteramt.

Kurz vor 480 ndFl (um 400 v.Chr.): Jachdun-Lim von Mari, "Isaaks" Sohn Jakob, unternimmt mit dem Kronprinzen Naram-Sin, dem Sohn von Sargon, einen Zug nach Magan, wo seit etwa 456 ndFl die Hamiten aus dem oberen Nilland (Nubien) herrschen. Ihr König Ham-Amun-Menes hatte das dynastische Ägypten gegründet. So wie sein Vater "Isaak" in Memphis getan hatte, so baute Jakob einen Jahwe-Tempel auf der Insel Elephantine an der Südgrenze Ägyptens. Hier war "der Ausländer" Jakob-cher wohnen geblieben, während Naram-Sin den Heimweg nach Akkad angetreten hatte. Von nun an sind unter den ägyptischen Königen auch "semitische" Nachfahren des Amun-Menes wie des Ja-kob = El-kab.

487 ndFl (393 v.Chr.): Auf der Viererkonferenz von Hebron wird die Welt nach dem Tode von Sargon und Naram-Sin neu aufgeteilt. Sumu-Abi = Sem-Juda-Manischtuschu wird König von Amurru (Mesopotamien und Edom-West), Pusarummas erhält Kleinasien und Elam, Aiolos-Poseidon-Seth III, der arische Sohn von Isaak-Seth II, wird der Statthalter von Aiolien-Ionien des Zeus-Pusarummas, und in Ägypten wird Amun-Menes bestätigt und in das Friedensbündnis aufgenommen.

500 ndFl (380 v.Chr.): Sem-Juda heiratet seine Schwiegertochter Tamara (= Naema, Danae, Diana, Hekate, Artemis), die Tochter des Pusarummas (= Zeus II, Perses, Lamech, Sallimachum) und der Asterie (= Zilla, Latona, Leto, Astyoche, Astarte, Ischtar). Beider Sohn Arphachsad (= Perez-Ussa, Perseus, Achaimenes) wird fünfhundert Jahre nach der Sintflut geboren.

502 ndFl (378 v.Chr.): Ischtup-Ilum (= Sem-Juda, Sumu-Abi) wird von Orion-Regu, dem Sohn des Titan-Poseidon, ermordet. Jaschmach-Adad (= Samuel-Benjamin, Sumu-la-il), der Bruder des Sem, tritt dessen Nachfolge in Amurru an. Nach seinem Sieg über die Titanen (das sind Poseidon und seine Familie) wird Zeus-Scharkalischarri Großkönig: "Gott".

505 ndFl (375 v.Chr.): Die Amoriter besiegen Terah-Orion, der von Ägypten aus versucht hat, in Rabbah-Edom (= Groß-Edom) einzudringen. Das Debora-Lied gehört prinzipiell hierher, betrifft aber nicht mehr Debora, sondern das Weib Jael des Heber = Barak(-Nunna) = Keret.

523-529 ndFl (357-351 v.Chr.): Tirigan-Zeit.

537 ndFl (343 v.Chr.): Samuel erhält von Rim-Sin das schon seinem Vater Isaak von seinem "Herrn" Sargon versprochene ("gelobte") Land zum Lehen für sich und seine Nachfahren. Er kommt als Samla von Masrecha (= Jerachmeel = Jaschmach-Adad von Mari) auf den Thron von Edom-Seirirot = Israel. Die Richterzeit ist damit noch keineswegs zu Ende.

551 ndFl (329 v.Chr.): Samuel krönt seinen Sohn Saul (= Sabu-lum) von Rechoboth (= Ebla) am Strom (Euphrat) zum ersten König von Israel. Saul führt Krieg gegen die Philister (Plethi), die von den Kretern (Krethi) und Kaphthoritern (von Kaph-Thera, "Atlantis") aus dem Erzeth-Dagan nach Ephraim abgedrängt worden sind. David (I), Feldherr (= da-u-dum) des Saul, wird in Hebron eingesetzt.

556-558 ndFl (324-322 v.Chr.): Isboseth wird König von Israel, nachdem sein Vater Saul mit seinem älteren Bruder Jonathan gegen die Philister gefallen war. David (I) setzt den Krieg gegen die Philister fort, muss aber auch gegen die Edomiter Krieg führen: Hadad flieht nach Ägypten.

558 ndFl (322 v.Chr.): Nach Ausschaltung des Thronfolgers Mephiboseth, des Sohnes von Jonathan, macht sich David (I) zum König von Israel: Seine Hauptstadt muss nicht unbedingt Jerusalem gewesen sein. Er gründet das Großreich Israel, das als mächtiger Pufferstaat zwischen den Giganten an Nil und Euphrat fungiert: Isolationsphase.

591 ndFl (289 v.Chr.): David I stirbt in der Revolte seines Sohnes Adonia. Mit Unterstützung der Ägypter, die von Chus-Sesostris, dem Bruder des Pharaos Amenophis-Djoser-Sesostris I, angeführt werden und das ganze Land bis zum Euphrat erobern, stürzt Ab(i)salom (= Salomo I) seinen Bruder Adonia und wird König über ein von Ägypten kontrolliertes Israel (592 ndFl). In die von dem Ägypter zerstörte Hauptstadt Gezer = Gerar = Sichem zieht Abisalom mit seiner neuen Frau, der Tochter des Pharaos, nach dem Neuaufbau wieder ein. Elimelech zieht mit seiner Familie nach Bethlehem-Juda, wie es im Buch Ruth geschildert wird. Auch darüber wurde in dem o.a. Kapitel bereits abgehandelt. In Edom wird Hadad (Hadar) von den Ägyptern als ihr Vasallenkönig eingesetzt; von hier aus soll er (Abi-?)Salomo das Leben schwer gemacht haben (1. Könige 11, 25).

Die Anfeindungen Hadads von Edom können sich jedoch eher gegen Elimelech gerichtet haben, der sich mit Hilfe der Hethiter, seiner entfernten Verwandten, um den Thron von Israel bemühte. Zu dieser Zeit war Chus, der Eroberer des David-Reiches, aus Ägypten abgereist und hatte seine Europareise angetreten, die ihn über Kolchis, Anatolien und Medien schließlich bis nach Assur führte. Begünstigt durch die fundamentalistischen Machenschaften des Pharaos Djoser und seines "weisen Beraters" Imhotep, wodurch die Ägypter Kanaan weitgehend aus den Augen verloren hatten, konnte sich Elimelech mit dem Begründer der Isin-Dynastie, mit Ischbierra-Hattusilis, über die Lösung Israels von Ägypten und die Hinwendung zu Chatti-Isin unterhalten. König der Amoriter war derzeit Schulgi-Dungi = Samsuiluna, der Sohn des Hammurabi. Die Macht dieses alternden Herrschers zerfiel jedoch rapide. Er stand kurz vor dem Tod, und sein Reich ging der großen Zerreißprobe entgegen, die es letztlich nicht bestand. Ohne Rücksicht auf Amurru nehmen zu müssen, konnten sich die Hethiter mit Aussicht auf Erfolg der Region Kanaan widmen. Als sie im Jahre

596 ndFl (284 v.Chr.) in Edom-West und Edom-Ost einfielen, konnten sie Elimelech gegen seinen Halbbruder Abisalom beistehen, der aber auch ebensogut eines natürlichen Todes in diesem Jahr gestorben sein kann. Der neue König von Israel hieß Elimelech und war ein Adoptivsohn Davids und Sohn von Michal.

599 ndFl (= 281 v.Chr.) kam der Amoriterkönig Samsuditana = Samsi-Adad im Zuge der Reichsteilung auf den Thron und verlegte seine Residenz von Ur, wo er als Unterkönig Amar-Sin residiert hatte, nach Kisch, der eigentlichen Amoriter-Hauptstadt. Er war ein Neffe des Schulgi, und ihm war bei der Reichsteilung das Nordreich Sinear zugefallen, während Schu-Sin, der Sohn des Schulgi-Dungi, das Südreich bekommen hatte. Samsi-Adad missfiel es, dass Israel unter der Herrschaft des abtrünnigen Hethiters stand. Deshalb sandte er nach dem Tode des Elimelech im Jahre

603 ndFl (277 v.Chr.) den aus der Hauptstadt Ur des Südreichs Chaldäa mitgekommenen Abraham als Diplomaten in geheimer Mission nach Kanaan, um die amoritischen Interessen zu sichern. Abraham begab sich in das politische Zentrum der Israeliten, nach Sichem-Gerar, wo Abimelech, der Sohn des Mephiboseth, in diesem Jahr zum König von Israel gekrönt worden war. Auch hierüber ist im Kapitel Die Rehistorifizierung des Buches Richter, Teil IV (558 bis 606 ndFl) ausführlich abgehandelt worden. Samsi-Adad (= Amraphel von Sinear, Amar-Sin) ist möglicherweise auch der "Hethiter" Mamre, von dem Abraham den Hain Mamre bei Hebron erwarb, wo er jedoch erst später einzog. Zunächst wurde Gezer-Gerar-Sichem seine Residenz: er suchte die Nähe des Königs. Samsi-Adad wollte durch die Mission des Abraham darauf vorbereitet sein, dass nach dem Tode des Ischbierra-Hattusilis die Mutter des Thronerben Tudhaliyas nicht ihren Anspruch auf Israel für ihren Sohn geltend machen könnte. Als im Jahre

606 ndFl (274 v.Chr.) Hattusilis verstarb, stand sein minderjähriger Sohn mit seiner Mutter Paduchipa vor der vollendeten Tatsache, dass Israel eine amoritische Provinz war. Von nun an konnte Abraham ganz offen als ein amoritischer Statthalter auftreten, und er, der an der Beseitigung der Herrschaft des Abimelech, des Sohnes Micha des Jerubbaal-Gideon-Mephiboseth, großen Anteil gehabt hatte, krönte in diesem Jahr Achija-Melchisedek zum König von Benjamin und Juda. Achija von Silo (= Machlon-Zadok und Melchisedek von Salem) war der Sohn des Elimelech. Seinen Namen finden wir überaus häufig in den Geschlechterfolgen der Leviten (siehe dazu die Tabellen im Anhang 1): Zadok, auch als Maheli, Malluch bzw. Malchia.

Die Mantelteilung dieses vom El-Elyon- zum Jahwe-Glauben bekehrten Propheten stellt den Beginn der Zweizügigkeit der Geschichte Juda/Israel dar. Machlon war in Moab aufgewachsen, wo sein Vater Elimelech, der Stiefsohn Davids I, Statthalterkönig gewesen war. Ab(i)salom, der Sohn Davids I, war vor seiner Krönung zum König von Israel Statthalterkönig in Ammon gewesen. Die Provinzen Ammon und Moab sollen erst nach dem Einsturz des Siddimtales entstanden sein (1. Mose 19). Ich möchte dies in der Weise auffassen, dass das Moab des Elimelech noch das Edom des Hadad war.

Abraham krönte einen anderen, der ebenfalls aus demselben amoriter- bzw. hethiter-freundlichen Hause hervorgegangen war, sogar zum (Vasallen-)König von Israel. Abrahams Mitwirkung bei der Krönung des

Rehabeam

in Sichem wurde im Band 2, Kapitel 14 (Die Rehistorifizierung des Richter-Buches, Teil IV), bereits ausführlich besprochen. Rehabeam war der Sohn des Elimelech und der Ammonitin Naema (Buch Ruth; 2. Chron. 12, 13), und nicht des Salomo. Er war der Schwiegersohn Abisaloms von Ammon, des Sohnes von David I und Michal. Über diese Familien und Abstammungen ist in früheren Kapiteln bereits abgehandelt worden.

MANOAH         SAUL      MOZA       SAUL    HUR
|              |         |          |       |
PHALTI-SIMSON  MICHAL    ACHIMAAZ   MICHAL  DAVID I
| * 515        | * 523   | * 522    | * 523 | * 521
+--------------+         |          +-------+
|                        |                  |
ELIMELECH ---- oo ------ ACHINOAM = NAEMA   ABISALOM
| * 538                  | * 545            | * 552
+--------------+---------+                  |
MACHLON-ZADOK, REHABEAM ------  oo  ------- MAACHA II
CHILJON-SILCHI * 565 ndFl                     * 572

Rehabeam soll 17 Jahre in Jerusalem regiert haben. Ich bin der Ansicht, dass dies seine Gesamtregierungszeit war, die sehr wahrscheinlich schon im Jahre 603 ndFl begann und folglich bis 620 ndFl reichte. Es kann davon ausgegangen werden, dass Rehabeam zunächst nur als König von Juda der Nachfolger seines Vaters Elimelech wurde, der selbst noch König von ganz Israel gewesen war (596-603 ndFl). In dieses Amt rückte Abimelech von Sichem-Gerar (603-606 ndFl) nach. Bei dieser Gelegenheit weise ich nochmals auf das Kapitel Die Rehistorifizierung des Buches Richter, Teil IV (558 bis 606 ndFl) im Band 2 hin.

Die Mantelteilung des Achija von Silo (= Machlon = Zadok = Melchisedek), die symbolisch für die Teilung des Reiches Israel steht, fand im vierten Jahr Rehabeams statt, also im Jahre 606 ndFl. Dennoch scheint Rehabeam in diesem Jahr zunächst als König von Israel in Sichem gekrönt worden zu sein, während die Aufteilung des Reiches erst in seinem fünften Jahr als König von Gesamt-Israel vorgenommen worden sein dürfte. Dieses fünfte Jahr (2. Chron. 12, 2) war eindeutig das Jahr 610 ndFl, so dass diese Zählung von seiner Krönung zum vorübergehenden König von Gesamt-Israel zu erklären wäre. Für die Chronologie des AT ergeben sich wiederholt solche scheinbaren Ungenauigkeiten, die auch konventionell nicht immer zu beseitigen sind. Was es mit diesem fünften Jahr auf sich hatte, werde ich weiter unten erläutern.

Die drei Jahre von 603 bis 606 ndFl, also von der Krönung Rehabeams zum König von Juda bis zu seiner Krönung zum König von Israel, könnten den drei Jahren entsprechen, die in 2. Chron. 11,17 erwähnt werden: Und stärkten das Königreich Juda und befestigten Rehabeam, den Sohn Salomos, drei Jahre lang; denn sie wandelten in dem Wege Davids und Salomos drei Jahre.

Diese dreijährige Wandelung im Geist der Religion Davids I entspräche der El-Periode im Leben des Königs Rehabeam, der folglich wie sein Bruder Melchisedek von Salem im Jahr 606 ndFl eine Bekehrung zum Jahwe-Glauben erfahren hätte. So wurde aus dem El-Priester Melchisedek, der drei Jahre vorher noch Abraham in den Kult des El-Elyon eingeführt hatte, der Jahwe-Prophet Achija. Welches Ereignis diese Bekehrung letztlich ausgelöst hat, ist nicht ersichtlich. Abraham, der von Hause aus ein Priester des Mondgottes Nammu-Nannar (in Ur) bzw. des Sin (in Haran) war, kommt zu dieser Zeit noch nicht als Jahwe-Verehrer in Frage; es sei denn, er wurde es durch dasselbe Ereignis wie die von ihm Gekrönten. Es ist überaus plausibel, dass Abraham, der jetzt offen als amoritischer Statthalter in Erscheinung treten konnte, die Krönung des Rehabeam zum König von Israel in Sichem, der Stadt des Abimelech, des letzten Königs von Israel, nur im Auftrage des Samsi-Adad durchgeführt haben kann. Rehabeam war den Amoritern ebenso zinspflichtig wie es schon sein Vater Elimelech gewesen war.

Stammtafel der "Keniter"
KENAS-KAIN-PITCHANAS von Kussara (ein Hethiter)
|   * ca. 380 ndFl
|
MAON-MEON-OTHNIEL-SEBULON        (ein Hethiter)
|   * ca. 430 ndFl
|   + 505 ndFl
|
MANOAH von Gallim zu Zora-Dan an der Küste;
"Laïs" = LUS                     (ein Hethiter)
|   * ca. 475 ndFl
|
"URIAS", Davids Feldherr1,        der Hethiter
identisch                (oo Bath-Sua = Malchi-Sua
mit:                                  = Michal !)
P(H)ALTI(EL) = ELIPHELET  oo 1) Michal, T.v.Saul
"SIMSON"                  oo 2) Delila, Philisterin
|   * ca. 515 ndFl
|   + 558 ndFl                      MAASEJA
|                                   ACHIMAAZ *ca. 522 ndFl
|   von 1)                          |
ELIMELECH von BETHLEHEM und MOAB oo ACHINOAM-NAEMI-NAAMA,
|   * 538 ndFl + 603 ndFl                    *ca. 545 ndFl
|
+-----------------+----------------------+
|                 |                      |
MACHLON-ZADOK     CHILJON-SILCHI         REHABEAM
MELCHI- SEDEK     * ca. 560 ndFl         * 562 ndFl
von SALEM         + 606 ndFl             + 623 ndFl
ACHIJA von SILO   |                      |
* ca. 559 ndFl    +-- oo ORPA (Moabitin) +-- oo MAACHA
+ ca. 635 ndFl    |      * ca. 575 ndFl  |  * ca. 571 ndFl
|                 |                      |
|                 |                 +----+------+
|                 |                 |           |
|                 |                 ASA-BAESA   ABIAM
+----------- oo - RUTH-ASUBA - oo - BOAS * 586  * 583
|                 * ca. 588 ndFl    |      ndFl | ndFl
|                 |                 |          oo Jecholja
| kinderlos ?     |                 |           |
| oder (?):       DODAWA            OBED-ELA    US(I)A
|                 * ca. 604         (JOSAPHAT?) * 607
aus früherer Ehe  |     ndFl        * 607/8 ndFl| ndFl
(etwa mit Tochter |                             |
Mephiboseths ?)   ELIESER                  EHUD-ACHICHUD
|                 * ca. 630 ndFl           * ca. 630 ndFl
JERUSA            (von Damaskus, "Knecht"  (tötet EGLON =
* ca. 593 ndFl    ABRAHAMS 1. Mose 15,2;   KAMOSCH von
oo                oder war DODAWA der      MOAB = MOSE!)
ABIAM             Sohn einer Tochter des
(siehe rechts!)   ABRAHAM?)

1: Die Geschichte in 2. Samuel 11 muss sich nicht tatsächlich so abgespielt haben.

Das Auftreten der Propheten Amos-Amoz und Jesaja könnte der Anstoß zu dieser Rückbesinnung auf Jahwe, den Gott des Isaak, gegeben haben. In dieser Hinsicht war Rehabeam dem AT zufolge allerdings keine Bereicherung des neuen Kultes und steht damit ganz im Gegensatz zu seinem Bruder Achija, der sich für die Könige von Israel stark machte. Das ist eine verblüffende Tatsache, wo doch das AT beständig Wert auf die Feststellung legt, dass Israel der "sündige" Teil ist, während in Juda derart "verblendete" Könige, die vom wahren Glauben abgefallen sind, nur ausnahmsweise auf dem Thron sitzen.

Im Krönungsjahr 606 ndFl des Rehabeam zum vorübergehenden König von Geamt-Israel wurde Nimrud, der Sohn von Chus und Semiramis, in Urartu geboren. Mit dem Auftreten des Chus in dieser Region kam für Samsi-Adad = Amraphel von Sinear (1. Mose 14) neue Unruhe auf. Im Jahre 608 ndFl verstarb Schu-Sin, und sein Sohn Ibi-Sin, der keine starke Persönlichkeit war, kam auf den Thron von Südmesopotamien (auch "Chaldäa") in Ur. Ägypten war in diesem Jahr ebenfalls in eine entscheidende innenpolitische Phase getreten:

Cheti-Achthoës = Re-Necht = Herakles, zu Hilfe gerufen von Urmai-Aaron-Potiphera, dem mit Acht und Bann belegten ehemaligen Priester von Heliopolis, tötete "den alle Fremden opfernden König Busiris", nämlich Djoser-Amenophis-Ramses, dessen Unterdrückung der "Unreinen" damit ein Ende hatte. Im selben Jahr wurden die "Obed -Zwillinge"  (= Obed-Ela  =  Pudu-ilu  und Obed-Edom = Abdi-Chiba = Josaphat ), die Söhne des Boas-Asa, des Sohnes des Rehabeam, geboren (Buch Ruth).

Die Massenhinrichtungen des tollwütigen Achthoës-Herakles, der die Familien des Djoser und ihres gemeinsamen Bruders Imhotep bis auf wenige Ausnahmen ausrottete und auch die Familie des Chus nicht verschonte, riefen Chus-Isesi auf den Plan, der als Assur-Re-Isesi (Assur-resch-ischi) derzeit in Assur auf dem Thron saß. Im Jahre 610 ndFl tötete Chus seinen Halbbruder Sahu-Re-Necht = Herakles und stieg als dritter Sohn der Frau des Priesters von Heliopolis auf den ägyptischen Thron: Kakai = Cha-kau-Re Sesostris. Damit begann sich auch die Oberherrschaft der Amoriter über Edom ihrem Ende entgegen zu neigen.

Rehabeam wurde in seinem fünften Jahr durch Sisak-Susakim = Se-sechem-Re Men-cheper-Re, Manachpiria, den Heerführer des Pharaos Chus-Sesostris, zu Tributleistungen herangezogen. Das war im fünften Jahr Rehabeams als König von ganz Israel der Fall: 610 ndFl. Zu den Tributen, die Sisak eintrieb, gehörten auch die goldenen Schilde aus dem Tempel, die Salomo hatte anfertigen lassen (2. Chron. 12). Semaja, der Prophet jener Zeit, sieht in der Tempel-Plünderung die gerechte Strafe des verratenen Gottes. Es kann davon ausgegangen werden, dass diese Schilde in dem Tempel hingen, den David I hatte bauen lassen. Sie sprechen nicht unbedingt dafür, dass der Tempel Davids I "eine Wohnstatt für Jahwe" war. Der Prophet Semaja, der ein Sohn des Elizaphan gewesen zu sein scheint (1. Chron. 15, 8-11), kann mit dem Propheten Jesaja identisch sein:

Die Jahwe-Propheten
SAMUEL   SEM-JUDA
|        | (?)
KALEB oo EPHRATA
|
+-------------+
MOZA          HUR
|             |
ACHIMAAZ      HEZRON, ZUR,
AMAZJA        KOZ, KUZUNA,
* 522         DAVID I
|             * 521
AMOS, AMOZ
AMAZJA, (= ELIZAPHAN, SAPHAN?)
* 555
|
JESAJA, ISAI, JESSE
= SEMAJA?
| 577
+-----------------------+
|                       |
JEHU, IMMANUEL,         SCHEAR-JASCHUB,
TEUWATTI,               SCHEARJA, SERAJA,
DAVID II                SERUBABEL, ESRA,
* 617                   ASRIKAM, ESEK,
                        SCHESCHAK, SASAK
                        * ca. 600 ndFl

Es liegt auf der Hand, dass mit dem Wechsel der Oberherrschaft über Groß-Edom (rechts und links des Jordan) auch das Ende der Herrschaft Rehabeams über Gesamt-Israel verbunden war. Wie aus den Worten des Propheten zu entnehmen ist, dürfte Rehabeam, nachdem er ein ägyptischer Vasall geworden und ihm ein großer Teil seines Reiches abgenommen worden war, wieder vom Jahwe-Glauben abgefallen und zum kanaanitischen Kult der Höhen und der Feldteufel zurückgekehrt sein. Auch zum Kälberkult, der an Ägypten erinnert, scheint er gefunden zu haben.

Unter dem Druck der Ägypter wurde der Staat Israel wieder zerschlagen, und Genubath wurde König von Groß-Edom. Somit stand er sowohl über Rehabeam, der nun König von Juda war, als auch über Achija von Silo, dem König von Benjamin. Rehabeam war zwar in Sichem zum König von Gesamt-Israel gekrönt worden, als welcher er bis zum Jahre 610 ndFl Tribut an Samsi-Adad gezahlt hatte; aber auf Geheiß der Ägypter musste er von nun an seine Herrschaft auf Juda mit der Hauptstadt Jerusalem beschränken. Insofern ist die Mantelteilung als das Ende der Herrschaft der David-Familie über Gesamt-Israel und Genubath als der neue "König von Israel" anzusehen. Das AT hat diese Phase der Geschichte geschickt überbrückt, indem es einen noch viel zu jungen Mann schon zum König von Israel machte: Jerobeam, den Sohn des Nebat = Genubath aus dem Edomiterhause.

Da die künftigen Könige von Israel zum Teil aus dem edomitischen Königshause stammen, so wird es unumgänglich, auf dieses Haus nochmals einen Blick zu werfen:

Stammtafel der Edomiter
SERACH von BOZRA    ELIHU-ELIPHAS-ZIBEON-ZUPH = ISAAK
SEIR    =  BOSOR    |
ESAU    =  BEOR  oo ANA * ca. 442 ndFl
|  ACH  -  BOR      +-------------------------+
|  * ca. 400 ndFl; reg. ca. 430-465 ndFl      |
+------------+-------------------+            |
JABIMAEL     LOTAN, Sohn Seirs   THIMNA       BAAL-HANAN,
JOBAB, Sohn         *ca. 423     *ca.440      Sohn Achbors
|      Serachs      |            oo           * ca. 458
| BILEAM ----- oo --T.*ca.445    ELIPHAS      reg. ca.
| BELA, Sohn Beors         |     = ISAAK      486-505 ndFl
| *ca. 422, reg.ca.465-486 |     |            oo
|                          |     AMALEK       BASMATH, T.
|  SETH II = ELIPHAS-ISAAK |     *ca.458      Lamechs,
|  |                       |                  * ca. 470
|  SAMUEL *457    oo    ABINOAM  *ca.465 ndFl |
|  |                                          |
|  BARAK(-NUNNA) = HEBER = KERET *ca. 483 oo  Jaël *ca.488
|
oo vermutlich Tochter LOTANs,             ISAAK
|  *ca. 445 (siehe oben!)                 |
|                                         JAKOB
THEMAN *ca. 460 ndFl  + 505 ?             |
|                                         Levi = MESAHAB
HUSAM  *ca. 482 ndFl, reg. 505-537 ndFl   = SEBEK-EM-SAF
|                                         |
BEDAD  *ca. 515 ndFl, reg. 537-558 ndFl   MATRED oo CHEOPS
|                                         |
HADAD  *ca. 548 ndFl   oo  (in Ägypten)   MEHE-TABE-EL,
HADAR                                     CHEN-CHENNET,
|                                         die Schwester  
GENUBATH *ca. 570 ndFl                    der Tachpanes
GIN--ATH
= NEBAT, NABOTH, NADAB
|
JEROBEAM = OMRI(MALJA) *ca. 598 ndFl
|
AHAB     = PEK-ACHABBU *ca. 620 ndFl

Die Geschlechterfolge der Edomiter (1. Mose 36) enthält - abgesehen von grundsätzlichen Fehlern, was die Reihenfolge der Könige angeht - den Namen Hadad, Sohn des Bedad, und den Namen Hadar, für den keine Vaterangabe erfolgt. Letzterer soll auf Baal-Hanan, den Sohn des Achbor (= Esau), gefolgt sein. Zwischen beiden Namen werden weitere Könige der Edomiter aufgeführt. Das ist in dieser Form nicht zu akzeptieren. Stattdessen gilt das vorstehende Schema, das bereits an einer früheren Stelle entwickelt worden ist.

Hadad = Hadar war der Sohn jenes Bedad aus Awith, der "die Midianiter auf der Moabiter Felde" geschlagen hatte, was ihm der Midianiterkönig Zur = Hez(u)ron, der Sohn des Hur, nämlich David I, nicht verziehen hatte. Nach der totalen Vernichtung Edoms durch David (1. Könige 11, 15ff.) konnte sich der etwa zehnjährige Hadad nach Ägypten an den Hof des Achmose retten, wo er (etwa im Jahre 570 ndFl) mit der Schwester der Tachpanes, der Ex-Gemahlin des Hapi-Achmose, verheiratet wurde. Diese Tachpan(ch)es = Ta-Hapi-Necht (= Alkmene, Thelkemina, Thelika, Ventiu, Antiope, Andromeda usw.) war mittlerweile vom Hofe verstoßen und mit Aaron-Potiphera verheiratet worden. In 1. Könige 11 wird zwar die Eheschließung zwischen Hadad und der Schwester der Tachpanes sowie die Geburt des gemeinsamen Sohnes Genubath überliefert, es werden aber nicht Name und Herkunft der Schwester der Tachpanes angegeben. Diese Mitteilung ist in 1. Mose 36, 39 enthalten:

Da Baal-Hanan, Achbors Sohn, starb, ward an seiner Statt König Hadar; und seine Stadt hieß Pagu, und sein Weib hieß Mehe-Tabe-El, eine Tochter Matreds, die Mesahabs Tochter war.

Wie in einem früheren Kapitel schon gezeigt worden ist, handelt es sich bei Mesahab um Levi = Chevi = User-chau-Sebek-em-saf (auch -me-saf oder -me-sab zu lesen). Dessen Tochter Matred muss Kepheus-Cheops geheiratet haben, damit die Tochter Mehetabeel der beiden eine (Halb-)Schwester der Andromeda-Necht-Alkmene-Tachpanes sein konnte, die von einer anderen Frau des Kepheus abstammte, von Kassiopeia. Wie ich an anderer Stelle schon sagte, kann die Mumie der Henhen.t (gelesen: Chenchen) aus der Zeit des Mentuhotep-Achmose die der Mehetabeel sein, die bei der Geburt ihres Sohnes starb, der dann von Tachpanes großgezogen wurde.

Möglicherweise kam bei der Thronbesteigung des Elimelech der ägyptentreue Hadad zu Tode, und sein Schemesch-Edom, das Ostjordanland, geriet ebenso wie der westjordanische Teil von Edom, nämlich Phönizien-Israel-Kanaan, in die Abhängigkeit der Hethiter. Es ist wenig wahrscheinlich, dass davon die Amoriterherrschaft des Schulgi profitierte.

Von Genubath ist nicht bekannt, ob er die Herrschaft über Edom unter hethitischer Oberhoheit angetreten hat. Es ist vielmehr denkbar, dass er zu den Ephraimitern ging; denn er heiratete eine Schwester des Abisalom, nämlich Zeruja, die vermutlich einzige Tochter von David I und Abigail, die er möglicherweise schon aus der Hand des Abisalom entgegengenommen hatte. Zeruja bekam von Ginath-Nebat = Genubath (um 596/8 ndFl) die Söhne Thibni und Jerobeam-Omri-Remalja, die an der Spitze der Liste der Könige von Israel stehen.

Jerobeam "I"

wird als Zeitgenosse des Rehabeam zwar richtig angegeben, er war aber wesentlich jünger als sein angeblicher Gegenspieler Rehabeam. Er wurde etwa im Jahre 598 ndFl geboren und wuchs zunächst in Zereda in Ephraim auf. Seine Mutter Zeruja (oder Zeruga) soll eine Witwe gewesen sein (1. Kön. 11, 26), was auf einen frühen Tod ihres Gemahls Genubath schließen lassen könnte, der aber erst im Jahre 630 ndFl verstarb bzw. getötet wurde.

Jerobeam kam vermutlich im Zuge der Reägyptisierung beider Edom im Jahre 610 ndFl, mithin im Alter von etwa zwölf Jahren, nach Ägypten. Es war damals üblich, die Söhne von Vasallenkönigen als Geiseln an die Höfe der Oberherrschaften zu holen, um die Väter zur Loyalität zu zwingen. Das AT stellt diesen Vorgang als eine Flucht Jerobeams vor dem König Salomo dar:

1. Könige 11: (40) Salomo aber trachtete, Jerobeam zu töten. Da machte sich Jerobeam auf und floh nach Ägypten zu Sisak, dem König von Ägypten, und blieb in Ägypten, bis dass Salomo starb.

Hieraus kann gefolgert werden, dass Genubath im Jahre 610 ndFl, als Sisak die goldenen Schilde aus dem Tempel des Rehabeam geholt haben soll, als ägyptischer Vasallenkönig über Rabbah- bzw. Groß-Edom eingesetzt wurde, also über West- wie Ostjordanland. Das ostjordanische Schemesch-Edom (Ägyptisch-Edom), das die Zentral- und Heimatprovinz des Genubath war, hieß seitdem Genebatiye und später Nabatäa.

Jerobeam war Icher-Nofret, der "einzige Zögling" am Hofe des Chus-Sesostris. Er kam erst im Jahre 628/629 ndFl aus Ägypten zurück, so dass er nicht gleichzeitig mit Rehabeam in dieser Region gelebt haben kann. Er muss in der berichtigten Geschichte folglich durch eine andere Person oder gar mehrere andere Personen ersetzt werden. Es bietet sich an, ihn einerseits durch seinen Vater Genubath und andererseits durch Achija von Silo zu ersetzen. Ebenso muss die "Mantelteilung", die letzterer vor Jerobeam vorgenommen haben soll, von diesem getrennt werden.

Jerobeam beanspruchte den größeren Teil des David-Reiches (2. Chron. 10, 17) für sich. Das AT hat damit ganz offensichtliche Erklärungsschwierigkeiten; denn worauf sollte sich ein derartiger "Anspruch", der völlig aus der Luft gegriffen zu sein scheint, anders gründen als auf ein göttliches Gebot? Die Mantelteilung, die auf eine sehr intelligente Weise mit diesem "Anspruch" verbunden wurde, steht für den Ausdruck göttlichen Willens.

In Wirklichkeit waren es die politischen Gegebenheiten, die zur Teilung des David-Reiches und den häufigen Wechseln auf den Thronen der Oberstatthalter führten. Jerobeam wurde erst nach seinem Vater König von Edom unter ägyptischer Oberherrschaft, und folglich wurde er dadurch auch "König von Israel". Dieser Vorgang gehört erst ins Jahr 630 ndFl. Es ist einleuchtend, dass die Ägypter zunächst ihren Favoriten Genubath, der mütterlicherseits ägyptische Vorfahren hatte, als Vasallen auf den Thron seines Vaters Hadad von Edom setzten und ihm die Aufsicht über Groß-Edom übertrugen, also auch über das Westjordanland Israel.

Angeblich nahmen die übrigen zehn Stämme den Namen Israel von nun an für sich allein in Anspruch. Hat es aber zur damaligen Zeit überhaupt schon ein Volk Israel gegeben, das sich als "Kinder Israel", als Nachfahren des Abraham, Isaak und Jakob-Israel, auffassen konnte?

Abgesehen davon, dass es die "Kinder Israel" als homogene Volksgruppe, die sich von einem einzigen Stammvater herleiten konnte, weder in dieser noch in einer späteren Zeit gab, kann auch in der in Rede stehenden Zeit davon ausgegangen werden, dass es sich bei den "zehn Stämmen Israels" um benachbarte Völker handelt, die durchaus als Kanaaniter angesprochen werden können; denn sie lebten in Kanaan. Die dem Leser des AT suggerierte Ansicht, die Kanaaniter seien die zwischen Jakob und Josua quasi illegitim ins Land eingewanderten Nicht-Israeliten, stößt in der berichtigten Geschichte auf Tatsachen, die für diese Ansicht keinerlei Rückhalt bieten. Die Geschichte der in Kanaan ansässigen Völkerschaften ist durchgehend belegbar, seit Isaak auf seinem Eroberungszug nach Edom kam. Schließlich wurde der Leser schon in früheren Kapiteln damit vertraut gemacht, dass es die zwölf Stämme in der vom AT vertretenen Form gar nicht gegeben haben kann.

Ein von Rehabeam durchgeführtes Plebiszit in der Art, wie es in der Frühzeit Sumers unter Enmerkar stattgefunden hatte, kann als gutes Argument für diese Ansicht herangezogen werden; denn der Wunsch nach Abspaltung vom Hause David ging hiernach vom Volke aus - oder besser: von den Völkern, die sich Rehabeam und Juda nicht unterordnen wollten, weil sie nach ihrer Meinung nichts mit dem Haus David zu schaffen hatten: Was haben wir für Teil an David oder Erbe am Sohn Isais? (1. Könige 12, 16). Eine solche Reaktion wäre von einem einheitlichen Volk, das zu der Zeit Davids als "Kinder Israel" in einem Großreich Israel wohnte, nicht zu erwarten gewesen. Der Vorgang selbst kann mit der Absetzung Rehabeams als König von Israel durch die Ägypter zusammenhängen, die im Jahre 610 ndFl stattfand.

Jerobeam soll auf Lebenszeit der Widersacher des Rehabeam gewesen sein, der seinerseits alles unternahm, um Israel für sich zurückzugewinnen (2. Chron. 11). Er befestigt die Städte in Juda und Benjamin; erwähnt werden: Bethlehem, Etam, Thekoa, Beth-Zur, Socho, Adullam, Gath, Maresa (= Moreseth, Areseth; siehe weiter unten!), Siph, Adoraim, Lachis, Aseka, Zora, Ajalon und Hebron. Diese Befestigungen können aber genausogut einem anderen Zweck gedient haben; denn die Zeiten waren insgesamt sehr unruhig. Und dass Jerobeam kein ernstzunehmender Widersacher Rehabeams gewesen sein kann, braucht kaum noch gesagt zu werden.

Schon im Jahre 615 ndFl eroberten die Amoriter erneut die beiden Edom. Der Elamiter Urdunanna (= Warad-Sin) war im Jahre 611 ndFl von Ibi-Sin abgefallen und zu Samsi-Adad = Amar-Sin, dem Amraphel von Sinear des AT (1. Mose 14), übergetreten. Er starb bereits zwei Jahre später. Sein Sohn Kedor-Laomor, der im Jahre 613 ndFl auf den elamitischen Thron gekommen war, stand ebenfalls als Gefolgsmann an der Seite Samsi-Adads, dessen Nachfolge er im Jahre 629 ndFl unter dem Namen Nabu-kudur-ussur (= Nebukadrezzur) antreten wird.

Dieser Nebukadnezar (I) - wie er fälschlich genannt wird - eroberte Phönizien und beide Edom. Achiram von Tyrus soll von ihm zu Tode gequält worden sein. In Gubla setzte er Zakar-Baal als amoritischen Vasallen ein, mit dem sich im Jahre 632 ndFl der Ägypter Wen-Amun herumärgern muss. Für Abraham begann jetzt wieder eine Zeit diplomatischer Aktivität, die ihm unter ägyptischer Oberhoheit kaum geblieben sein dürfte. Seine Stadt war noch oder wieder Sichem. Das Schicksal des Genubath war damit aber noch keineswegs besiegelt; denn er kam nach der Amoriterzeit abermals für kurze Zeit auf den Thron von Edom. Er floh vermutlich nach Ägypten.

Die seit eh und je mit der Familie des "Hethiters" Elimelech verbundenen Amoriter setzten dessen ältesten noch lebenden Sohn als Oberstatthalter in Groß-Edom ein: Achija von Silo. Sein jüngerer Bruder Rehabeam wurde von den Amoritern lediglich als König von Juda bestätigt und regierte noch bis zu seinem Tod im Jahre 620 ndFl in Jerusalem. Die Tatsache, dass dieser Machlon-Zadok-Melchisedek, mit dem Achija von Silo ja identisch ist, noch lebt, obwohl seine "Witwe" Ruth bereits seit 608 ndFl mit seinem Neffen Boas-Baesa = Ba'Asa = Asa liiert ist und den Sohn Obed hat, ist lediglich als Zeichen dafür anzusehen, dass Ruth "nur" ein Kebsweib des Machlon-Achija war, was ich auch schon in dem diesbezüglichen Richterbuch-Kapitel (Band 2, Kapitel 14) zum Ausdruck brachte. Wenn Machlon-Achija statt des anderen von mir angenommenen, nämlich des Rehabeam, auch noch "der Erbe" war, bei dem sich Boas die Genehmigung für seine Verbindung mit Ruth einholen muss, dann bekommt Achija-Machlon noch eine Frist. Sein Tod dürfte dann wesentlich später eingetreten sein als im Buch Ruth angegeben.

Achija von Silo ist insofern als König von Israel glaubwürdig, als sein (angeblicher) Sohn Baesa (sein Nachfolger als) König von Israel gewesen sein soll. Baesa ist jedoch mit Ba'asa = Asa, dem Sohn des Ruchubi = Rehabeam, identisch, der nach seinem Bruder Abia und seinem Neffen Usia-Asarja auf den Thron kam. Trotzdem kann Baesa-Boas-Asa als der Nachfolger des Achija aufgefasst werden; denn Asa wurde - wie weiter unten noch deutlich wird - im Jahre 628 ndFl König von Israel, und die Spanne von 22 Jahren, die mit der Regierungszeit Jerobeams verbunden wird, entspricht der Zeit, die Achija-Melchisedek regierte: von 606 bis 628 ndFl. Achija als König von Israel ergibt jedoch nur Sinn bis zu seinem Rückzug aus der Politik und seiner Hinwendung zum Prophetentum, also zur Glaubensverkündung. Dieser Rückzug fand nicht vor dem Jahre 626 ndFl statt, in dem das erste babylonische Exil begann.

Die Ägypter gaben keine Ruhe. Bereits im Jahre 617 ndFl entsandte Chus-Sesostris eine Expedition nach Syrien, die von Sisak-Manachpiria angeführt wurde und an der ein Urenkel des Aaron teilnahm: Chu-Sebek bzw. Se-Bek-chu(-Re), der unter dem Namen Bokchoris als Sohn des Tefnachte gilt, also des Sohnes Zaphenat von Josef und Asnat, der Tochter des Aaron = Potiphera. Diese Expedition war für die Ägypter wenig erfolgreich. Die spektalulärste Beute, die Chu-Sebek mit nach Ägypten brachte, war jener "wichtige Gefangene aus Sekmem", nämlich Abraham aus Sichem. Auf diese Weise kam der amoritische Oberstatthalter Abraham zum Pharao, wo er miterlebte, wie derselbe geplagt wurde (1. Mose 12, 17).

Rehabeam soll Mahalath, die Tochter des Jerimoth, des Sohnes von David, sowie Abihail, die Tochter des Eliab, des Sohnes von Isai, also dem angeblichen Vater von David (I), geheiratet haben. Von Abihail soll er drei Söhne bekommen haben: Jeus, Semarja und Saham. Jerimoth wird an keiner anderen Stelle als Sohn Davids aufgeführt, und Abihail ist Abigail, die letzte Gemahlin des David I. Isai ist der Vater Jesse oder Jesaja des David II. Jesaja kann zur Zeit Rehabeams noch keine heiratsfähige Enkelin gehabt haben. An diesen Eheschließungen sind also Zweifel angebracht.

Anders ist es bei der Lieblingsfrau des Rehabeam, bei der Tochter des David-Sohnes Ab(i)salom. Diese Frau, Maacha, war auch die Hauptfrau; denn Rehabeam setzte ihren Sohn Abia schon zu seinen Lebzeiten zum Haupt und Fürsten unter seinen Brüdern ein; denn er gedachte, ihn zum König zu machen (2. Chron. 11, 22). Nach seinem Tod wurde Rehabeam in der Stadt Davids beigesetzt, und sein Sohn Abia(m) wurde König.

Abia wird auch als Sohn Jerobeams erwähnt, was gewiss nicht in diese Zeit gehört; denn der hochbetagte und inzwischen erblindete Prophet Achija von Silo weissagt der Mutter des Abia, dass ihr und des Jerobeam unheilbar kranker Sohn bald sterben werde. Daraus ist zu entnehmen, dass Achija noch bis ins hohe Alter weissagte, mindestens bis um 635 ndFl, und folglich auch die ständigen Machtwechsel in dieser Region überlebt hatte.

Ist mit Abia(m) der Sohn des Rehabeam gemeint, der nur kurze Zeit regierte?

Abia(m)

Abia (2. Chronik) bzw. Abiam (1. Könige) war der bereits erwähnte Sohn der Hauptfrau Maacha, der Tochter des Ab(i)salom, des Sohnes von David I und Statthalters von Ammon und späteren Königs von Israel unter ägyptischer Oberherrschaft (592 bis 596 ndFl). Auch Abia(m) war keine Zierde des Jahwe-Glaubens. Seine Mutter behielt Einfluss in religiösen Dingen und führte den Kult fort, der unter Rehabeam schon maßgeblich war: Höhenheiligtümer und Aschera-Verehrung. Es ist vorstellbar, dass der Krieg zwischen Abiam und Jerobeam (zu lesen ist bestenfalls: Achija von Silo) sein Leben lang (1. Könige 15, 7; 2. Chron. 13) auch religiöse Hintergründe hatte, da Achija von Silo den heidnischen Kult, wie er zu dieser Zeit in Juda (und Benjamin?) betrieben wurde, verabscheute. Während der Regierungszeit des Abia(m) von Juda war Achija König von Israel.

In 2. Chronik 13, 2 wird Michaja, die Tochter des Uriel von Gibea, als Mutter des Abiam angegeben, was der Angabe in 1. Könige 15, 2 widerspricht, wonach Maacha, die Tochter Abisaloms, seine Mutter war. Dies ist ein weiterer Hinweis darauf, dass wir die Angaben des AT nicht allzu wörtlich nehmen dürfen. Allerdings kann hier argumentiert werden, dass der Name Michaja die jahweistische Form des Namens Maacha sei und Uriel (von Gibea in Benjamin) mithin der eloistische Name des Abisalom. Dies sei dahingestellt.

Die Angabe, Abia(m) sei im 18. Jahr Jerobeams, des Sohnes des Nebat, König von Juda geworden, ist nach allem, was bisher zu Jerobeam gesagt wurde, nicht wörtlich zu nehmen. Es ist selbstverständlich das 18. Jahr Rehabeams gemeint, der 17 Jahre regierte. (Diese Rechenweise ist richtig, wenn sie auch bisweilen zu Missverständnissen führt; aber vom ersten bis zum 18. Jahr vergehen 17 Jahre.)

Abia(m) soll nur drei Jahre regiert haben, das bedeutet von 620 bis 623 ndFl. Er wurde demnach nicht sehr alt. Da sein Vater mit 41 Jahren König geworden und nach 17jähriger Regierung gestorben war, war er bei seinem Tod 58 Jahre alt. Abia(m) kann als ältester Sohn des Rehabeam, der selbst im Jahre 562 ndFl geboren sein müsste, kaum vor dem Jahre 583 ndFl geboren sein. Abia(m) war bei seinem Tod also höchstens vierzig Jahre alt. In diesem Alter kann man durchaus 22 Söhne und 16 Töchter von 14 Ehefrauen haben, darunter auch einen 16jährigen Sohn; aber man kann nicht der Vater eines Boas-Asa sein, der schon im Jahre 608 ndFl von Ruth den Sohn Obed bekommen hatte. Den Sohn Asa soll Abia(m) obendrein noch von seiner eigenen Mutter bekommen haben, von Maacha. Der Sohn und Nachfolger des Abia(m) - so behaupte ich aus guten Gründen - war nicht Asa, sondern ein ganz anderer:

Letzter Stand: 26.10.2011
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