Siebtes Buch: 642 bis 656 ndFl

3. Kapitel:

Assyrien und Babylonien (2. Teil)


Die 17 Reihen in der nachstehenden Liste bedeuten nicht mehr und nicht weniger, als dass uns konventionell eine 17mal wiederholte assyrische Geschichte vorgegaukelt wird. Auf diese Weise werden die überflüssigen Jahrhunderte in der überdehnten Geschichte des Altertums "sinnvoll" ausgefüllt. Die Geschichte der Stadt Assur seit ihrer Befestigung durch Puzur-Assur ab etwa dem Jahre 335 ndFl bis zu ihrer Zerstörung durch Kyros den Älteren im Jahre 687 ndFl umfasst lediglich 352 Jahre und ist keinesfalls an die zweitausend Jahre lang.

Um nun weitere Indizien für die konventionelle Überdehnung der assyrischen und damit der gesamten Altertumsgeschichte beizubringen, werde ich anhand der richtigen Synchronismen nachweisen, dass auch die jeweilige Parallelgeschichte aus Wiederholungen besteht.

In der nachstehenden Auflistung bedeuten die Jahreszahlen in den Reihen 1 bis 17 selbstverständlich "v.Chr."

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ndFl    Herrscher in Assur|Reihe -1- |Reihe -2- |Reihe -3- |Reihe -4-
--------------------------+----------+----------+----------+---------
335-370 Puzur-Assur       |          |um   1900 |um   1600 |1493-1411
370-410 Iluschuma         |          |um   1850 |um   1550 |
410-426 Irischum          |          |um   1800 |          |
426-451 Ära Lugalzagisi   |um   2500 |          |          |
451-486 Akkader Sargon I  |2450-2300 |um   1800 |          |
--------------------------+----------+----------+----------+---------
486-517 Assur-Rim-Sin     |          |um   1750 |          |1411-1402
517-523 Assur-(Hammur)abi |          |um   1700 |          |
523-529 Tirigan-Gutäer    |2300-2200 |          |          |
529-546 Ischme-Dagan      |          |1750/1700 |          |
546-572 Urnammu-Hammurabi |um   2050 |1728-1686 |          |
--------------------------+----------+----------+----------+---------
572-590 Ära Persien       |          |          |          |
590-609 Ära Medien        |          |          |          |
609-610 Assur-Re-Isesi    |          |          |          |
610-625 Assur-nadin-ach   |          |          |          |
625-629 Zariku/Samsi-Adad |um   2000 |1750/1650 |um   1550*|
--------------------------+----------+----------+----------+---------
629-641 Ära Nebukadrezzur |          |          |ca.  1536*|um 1440*
641-648 Assur-Uballit     |          |          |          |
648-652 Semiramis         |          |          |          |
652-653 Assur-Uballit     |          |          |          |
653-656 Adad-narari       |          |          |1518-1493 |1402-1392
656-659 Assur-Uballit     |          |          |          |1365-1330
659-677 Nimrod-Sanherib   |um   1850 |          |          |1392-1366
==========================+==========+==========+==========+=========
ndFl    Herrscher in Assur|Reihe -5- |Reihe -6- |Reihe -7- |Reihe -8-
--------------------------+----------+----------+----------+---------
625-629 Zariku/Samsi-Adad |          |1315-1311 |1238-1233*|
629-641 Ära Nebukadrezzur |          |          |1232-1203*|1207-1203
...                       |          |          |          |
653-656 Adad-narari       |1330-1315 |1310-1281 |          |1213-1208
656-659 Assur-Uballit     |1365-1330 |          |          |
659-677 Nimrod-Sanherib   |          |          |1260-1232 |1202-1176
677-682 Salmanassar       |          |1280-1261 |1231-1214 |1175-1141
==========================+==========+==========+==========+=========
ndFl    Herrscher in Assur|Reihe -9- |Reihe -10-|Reihe -11-|Reihe -12
--------------------------+----------+----------+----------+---------
517-523 Assur-(Hammur)abi |          |          |          |1012-  ?
...                       |          |          |          |
609-610 Assur-Re-Isesi    |          |1127-1116 |          | ?  -967
625-629 Zariku/Samsi-Adad |     1174*|          |1055-1050 |
629-641 Ära Nebukadrezzur |1146-1123*|          |          | 996-991*
639-641 Mutakkil-Nusku    |1137-1128 |          |          |
...                       |          |          |          |
653-656 Adad-narari       |          |          |1018-1013 |
...                       |          |          |          |
659-677 Nimrod-Sanherib   |1140-1138 |1115-1083 |1061-1056 | 966-934
677-682 Salmanassar       |          |          |1030-1019 | 933-912
682-689 Sin-schar-ukin    |          |1082-1062 |1049-1031 |
--------------------------+----------+----------+----------+---------

========================+========+========+========+========+========
ndFl Herrscher in Assur |Reihe 13|Reihe 14|Reihe 15|Reihe 16|Reihe 17
------------------------+--------+--------+--------+--------+--------
625-629 Samsi-Adad      |        |823-811 |        |        |
...                     |        |        |        |        |
642-652 Semiramis       |        |810-806 |        |        |
...                     |        |        |        |        |
653-656 Adad-narari     |911-891 |805-782 |753-746 |        |
656-659 Assur-Uballit   |        |        |        |        |625-621
659-677 Nimrod-Sanherib |890-885 |769-761*|745-727 |704-681 |668-626
677-682 Salmanassar     |858-824 |781-754 |726-722 |680-669 |
682-689 Sin-schar-ukin  |884-859 |        |721-705 |        |619-612
689-691 Assur-Uballit   |        |        |        |        |611-606
------------------------+--------+--------+--------+--------+--------
Jahreszahlen mit * = Regierungszeit in Babylon bzw. Kisch
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Die Geschichte "Babyloniens" - das hatte ich schon in vorangegangenen Kapiteln gezeigt - war zu einem großen Teil die Geschichte des Meerlandes Karduniasch, dessen Name voreilig auf Babylonien übertragen worden ist. Babylon war erst nach dem Regierungsantritt Nebukadrezzurs Hauptstadt eines Reiches, da dieser als der Gründer der neuen Stadt Babylon aufzufassen ist. Vorher, das heißt zwischen der Sintflut (879 v.Chr.) und der Exoduskatastrophe (624 ndFl = 256 v.Chr.), floss der Euphrat an der Stadt Kisch vorbei und nicht an der Stelle, wo Alt-Babylon gestanden hatte und Neu-Babylon errichtet wurde. Daher kann Babylon nie die Hauptstadt Rim-Sins und danach der Amurru-Dynastie gewesen sein. Deren Residenzen waren Kisch oder Ur, zeitweise auch Susa in Elam-Persien, Mari, Ebla oder Haran.

Eine Synchronizität Assur-Babylon ist vor Nebukadrezzur daher gar nicht möglich. Die Dynastien von Isin, Meerland = Karduniasch, Bassu-Meerland (am Persischen Golf, daher mit "Chaldäa" zu identifizieren) und Kussara (= Kossäer) sind folglich nicht ausschließlich "babylonisch". Frühestens ab Nebukadrezzur (konventionell mit Nebukadnezar I bezeichnet) können Herrscher aus diesen Dynastien auch in Babylon regiert haben. Die bereinigte früh- bzw. mittelassyrische Periode (335-629 ndFl) kann deshalb keine Parallelgeschichte "Babyloniens" im engeren Sinne haben. Diese Epochen liegen synchron mit Uruk III bis V, Ur, Mari und Kisch, und zwar entweder als Konkurrenz-, Vasallen- oder auch als Suprematdynastien. Dazu kommen noch persische und medische Herrscher, die über Assur bestimmten. Wir konzentrieren uns daher auf die spätassyrischen Synchronismen mit Babylon, um zu belegen, dass sich auch hier wie in Assur die Geschichte in ihrer konventionellen Darstellung laufend wiederholt und dass alle Numerierungen der Herrscher überflüssig sind bis auf Ausnahmen.

In den nachfolgenden Besprechungen der Reihen aus obigem Zeitschema wird auf die richtige Einordnung der Personen und der mit ihnen verbundenen Ereignisse in die berichtigte Chronologie und Geschichte hingearbeitet. Ich mache den Leser auch darauf aufmerksam, dass ich die Könige in den Erläuterungstexten nicht immer mit den Namen dieser Könige in den Reihen (Spalte Herrscher in Assur) bezeichne, sondern mit den Namen, die sie im Zusammenhang mit den in Rede stehenden Ereignissen getragen haben.

Reihen 1 und 2

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Herrscher in Assur|Reihe -1- |Babylonien  |Hethiter    |Ägypten
------------------+----------+------------+------------+-------------
Ära Lugalzagisi   |um   2500 |Lugalzagisi |-           |Altes Reich
Akkader Sargon I  |2450-2300 |Akkader     |-           |(1. bis 6.
Tirigan-Gutäer    |2300-2200 |Gutäer      |-           |Dynastie)
Urnammu-Hammurabi |um   2050 |Ur III      |-           |Mittl.Reich
Zariku/Amar-Sin   |um   2000 |dto.        |-           |12. Dynastie
------------------+----------+------------+------------+-------------
Herrscher in Assur|Reihe -2- |Babylonien  |Hethiter    |Ägypten
------------------+----------+------------+------------+-------------
Puzur-Assur       |um   1900 |Isin-Larsa  |-           |12. Dynastie
Iluschuma         |um   1850 |dto.        |Pitchanas   |dto.(Chus-
Nimrod-Sanherib   |um   1850 |dto.+ Amurru|dto.        |Sesostris)
Irischum          |um   1800 |dto.+ dto.  |Anittas     |noch 12.
Akkader Sargon I  |um   1800 |dto.+ dto.  |dto.        |Dynastie
Assur-Rim-Sin     |um   1750 |dto.+ dto.  |Tudhaliyas I|13. Dynastie
Ischme-Dagan      |um   1750 |dto.+ dto.  |dto.        |dto.
Samsi-Adad        |um   1750 |dto.+ dto.  |dto.        |dto.
Assur-(Hammur)abi |1728-1686 |Amurru      |Pusarummas  |14.- 16.
Ischme-Dagan      |um   1700 |dto.        |dto.        |Dynastie
Samsi-Adad        |um   1650 |dto.        |Labarnas    |dto.
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Die Reihen 1 und 2 können wir im Hinblick auf Assyrien weitgehend außer Betracht lassen, da sie nicht oder nur geringfügig in die spätassyrische Epoche hineinragen.

Die Synchronismen mit Ägyptern sind in Reihe 1 nur schwach ausgeprägt bis überhaupt nicht vorhanden, und von einer nachgewiesenen gleichzeitigen Geschichte kann keine Rede sein. Echte Synchronizitäten, das heißt Korrespondenzen zwischen den einzelnen Machtgebilden oder textliche Erwähnungen eines Namens aus einem Bereich in einem anderen, sind konventionell nicht bekannt. Die Ägypter dieser Zeit werden in ihrem "Alten Reich" gesehen, das es bekanntlich in dieser Form nicht gegeben hat, und die Hethiter hatten zur Zeit der Reihe 1 noch keinen Einzug in die Geschichte gehalten.

Ähnliches gilt auch für die Reihe 2. Hier ist allerdings erwähnenswert die Mitteilung Herodots, dass die Kolcher von Soldaten aus dem Heer des Sesostris (= Chus) abstammten. Synchron wäre dieser Zug des Sesostris mit (seinem Sohn) Ellilbani, dem Gärtnerkönig aus der 1. Dynastie von Isin, der in der Spalte Nimrod-Sanherib in der Reihe 2 zu finden ist (um 1850 v.Chr.) und der später unter anderem Assurbanipal heißen wird.

Aufschlussreicher sind die folgenden Reihen, deren Schwerpunkt eindeutig in der spätassyrischen Epoche liegt, und zwar auffallend in der Zeit nach Typhon 4 (624 ndFl).

Reihe 3

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Herrscher in Assur|Reihe -3- |Babylonien |Hethiter  |Ägypten
------------------+----------+-----------+----------+----------------
Puzur-Assur       |um   1600 |Ende der   |Mursilis I|17. Dynastie
Iluschuma         |um   1550 |Amurru-Dyn.|Hantilis I|Neues Reich
Zariku/Samsi-Adad |um   1550*|Beginn der |Zidantas I|Amenophis I
Ära Nebukadrezzur |ca.  1536*|Kossäer-   |Huzziyas I|Thutmoses I
Adad-narari       |1518-1493 |Herrschaft |Telipinus |Hatsch.Thutm.III
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Assur-nirari (I), der erste bedeutende König in Assur nach (seinem Vater!) Samsi-Adad (III), dessen Bauten in Assur jedoch Samsi-Adad I zugeschrieben werden, kam zwölf Jahre nach der Eroberung Babylons durch Mursilis-Ulamburiasch (1530 v.Chr.; 641 ndFl)1 auf den assyrischen Thron (1518 v.Chr.; 653 ndFl). Tudhaliyas (= Mursilis, Ulamburiasch, Bur-Sin) hatte nicht den längst verstorbenen Vater Samsuditana = Samsi-Adad des Assur-nirari = Adad-narari abgesetzt, sondern den Nachfolger Nebukadrezzur (= Nabu-kudur-ussur) des Samsi-Adad (= Amraphel von Sinear = Amar-Sin), nämlich dessen Feldherrn Kedor-Laomor (= Kudur-Lach-Gumal = Ea-Gamil bzw. Gimil-Sin).

Die nach Mursilis I (hier ist die Numerierung gerechtfertigt) regierenden Kossäer waren teils die Uruk-Leute aus der so genannten "sichru"-Liste, teils aber auch Kussarer bzw. Hethiter, die in Babylon residierten. Die 36 Könige regierten auf gar keinen Fall alle hintereinander in Babylon. Es bleibt zu prüfen, ob ihre Anzahl nicht durch eine falsche Addition zustande gekommen ist, etwa in der Weise, dass Herrscher, die an verschiedenen Plätzen regierten, mehrmals in der Summe enthalten sind. Parallel zur Reihe 3 unternahm Thutmoses III seine Feldzüge (konventionell um 1500 v.Chr.). Dies ist auch in der berichtigten Geschichte so der Fall.

Reihen 4 und 5

Die Reihe 4 führt noch ein letztesmal zurück in die früheste Epoche bis hinauf zu Puzur-Assur. Es bedarf keines Hinweises mehr für den Leser, dass die mit römischen Zahlen unterschiedenen Herrscher gleichen Namens in den meisten Fällen miteinander identisch sind.

So ist auch Puzur-Assur zwar nicht konventionell, aber in der berichtigten Geschichte mit all seinen Unternummern (I-IV) lediglich eine einzige Person. Zu seiner Zeit können allerdings noch keine Kossäer in Babylon gesessen haben, da diese Stadt zu seiner Zeit nicht mehr bzw. noch nicht wieder existierte.

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Herrscher in Assur|Reihen 4+5|Babylonien   |Hethiter     |Ägypten
------------------+----------+-------------+-------------+-----------
Puzur-Assur       |1493-1411 |Kossäer:     |Tudhaliyas II|Thutmos.III
Assur-Rim-Sin     |1411-1402 |Kara-Indasch |Hattusilis II|Amenoph.II
Adad-narari       |1402-1392 |Kadaschman-  |Tudhaliy. III|Thutmos.IV
Nimrod-Sanherib   |1392-1366 |   Charbe I  |Arnuwandas II|Amenoph.III
Assur-Uballit     |1365-1330 |Burnabur. II |Suppilulium.I|Echnaton
Adad-narari       |1330-1315 |Kurigalzu III|Mursilis II  |Haremhab
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In Ägypten regierte synchron mit den Königen der Reihen 4 und 5 die 18. Dynastie; hauptsächlich fällt diese Zeit in die Regierungen von Feldherr Thutmoses III Men-cheper-Re, von Amenophis II Acheperure, des richtigen Vaters von Napchuria, von Pharao Thutmoses III/IV Men-cheperu-Re und von Amenophis III Neb-maat-Re sowie von dessen angeblichem Sohn Amenophis IV Echnaton. Letzteres ist die Quelle einer der größten Torsionen in der ägyptischen Geschichte, da Echnaton in Wirklichkeit schon vor Hatschepsut und ihrem Sohn Amenophis II Acheperure regierte und überhaupt nicht mit ihrem Enkel Napchuria-Taharka Neb-ch(er)u-Re nefer-tem identisch ist.

Die Verdrehung der Reihenfolgen in der konventionellen Darstellung wurde durch die irrige Ansicht ausgelöst, in Ägypten müsse Napchuria (angeblich Amenophis IV Echnaton) unbedingt nach Nimmuria (= Amenophis III; bei Amenophis I bis III ist diese Numerierung ebenfalls angebracht), seinem angeblichen Vater, Pharao in Achet-Aton gewesen sein. Aber erstens saßen beide nicht als (anerkannte) Pharaonen dort, zweitens war Nimmuria weder der richtige Vater Napchurias, der drittens auch gar nicht Echnaton Nefer-cheperu-Re war, noch war - viertens - Amenophis III (Nimmuria) der Vater des Echnaton (Kamose), und fünftens saß Napchuria in seiner Amtszeit A schon vor Nimmuria in Achet-Aton. Dank der Nichtbeachtung der Tatsache, dass Burnaburiasch schon vor Kadaschman-Ellil (= Kadaschman-Charbe) mit Napchuria korrespondiert haben muss, geriet die Reihenfolge dieser Kossäer-Kassiten durcheinander. Der erste Kossäer, der zwar nicht selbst in Babylon saß, der aber den Aufbau dieser Stadt als Zeitzeuge miterlebte, war der Statthalter des Nebukadrezzur in Uruk: Kara-Indasch. Assur-nirari II, ebenfalls noch ein Zeitgenosse der Kossäerherrschaft, ist natürlich auch Ellil-narari (Reihe 5). (Sanh-)Eriba-Adad I ist sein Halbbruder, der aber erst nach seinem Halbbruder Assur-Uballit I auf den Thron von Assur kam (659 ndFl). Zu den Verwandtschaftsverhältnissen dieser drei Halbbrüder verweise ich auf die nachstehende Tabelle:

===========================+===========================================================
Kinder der SEMIRAMIS       | und deren Väter
---------------------------+-----------------------------------------------------------
606-677  ARIOCH-NIMRUD     | Chus; Isesi; Assur-Re-Isesi; Assur-resch-ischi;
---------------------------+----------------+------------------------------------------
                           |                | Weit. Kinder d. TUDHALIYAS u. der. Mütter
                           |                +------------------------------------------
610-     ASSUR-UBALLIT     | Tudhaliyas =   |620-681  TYRSENOS            2. Ehe des
                           | Assur-nadin-ach|                             Tudhaliyas;
612-653  BURNABURIASCH     | Tudhaliyas =   |624-687  SUPPILULIUMAS       Nikalmati =
                           | Kurigalzu;     |                             Mandane;
                           |                |634-738  BELESYS             ?
                           |                |
---------------------------+----------------+------------------------------------------
                           |                | Weit. Kind.d. SAMSI-ADAD und deren Mütter
                           |                +------------------------------------------
615-656  ADAD-NARARI       | Samsi-Adad     |613-641  ADAD-SCHUM-NASSIR   Ex-Gemahlin
                           |                |         (= NABU-NASSIR?)    Urdunannas
617-     MARDUK-ZAKIR-SCHUM| Samsi-Adad     |
619-671  NABU-NASSIR (?)   | Samsi-Adad     |622-643  ARTA-SCHUM-ARA      Mutter des
620-675  NABU-SCHUM-UKIN   | Samsi-Adad     |                             Tuschratta
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Der Ellil-narari, der Kurigalzu III besiegte, den angeblichen (Ur-)Enkel des Assur-Uballit I, war derselbe, der als Adad-narari I (siehe dazu Reihe 6) die Hethiterfestung Karkemisch eroberte und Nazimaruttasch besiegte, mit dem er anschließend einen Vertrag schloss. Sowohl Kurigalzu als auch Nazimaruttasch sind der Kassite bzw. Hethiter Tudhaliyas. Einen Sieg über die Kossäer bzw. die Chatti schreiben sich auch Adad-narari II bzw. III zu (siehe die Reihen 13 und 14; beachte Prunkinschrift!).

Reihe 6

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Herrscher in Assur|Reihe -6- |Babylonien    |Hethiter     |Ägpten
------------------+----------+--------------+-------------+----------
Zariku/Samsi-Adad |1315-1311 |Nazimaruttasch|Mursilis II  |Ramses I
Adad-narari       |1310-1281 |Kad.-Turgu    |Muwatallis   |Sethos I
Salmanassar       |1280-1261 |div. Kossäer  |Hattusil.III*|Ramses II
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* = 1282-75: Urchi-Teschub; 1275-50: Hattusilis III

Die Reihe 6 ist mit den Reihen 4 und 5 eng verzahnt. So erscheint Arik-den-ilu, der mit Zariku von Assur (Souzerän des Amar-Sin = Samsi-Adad) und Arioch von Ellasar-Assur (Gefolgsmann des Amraphel von Sinear = Amar-Sin) identisch ist, zwischen Ellil-narari und Adad-narari I, die gleichfalls miteinander identisch sind.

Auf Adad-narari I folgte Salmanassar I nicht unmittelbar in seiner Eigenschaft als König von Assyrien; aber die Feldherrn-Annalen dieses Nimrod-Sohnes begannen in demselben Jahr, in dem sich Adad-narari von seiner Mutter Semiramis löste und alsbald nach Nuchasse ging (649 ndFl). Salmanassar errichtete ab 649 ndFl in Kalach sein "Fort Salmanassar".

Nicht in diese Zeit gehört Kadaschman-Turgu, der nur deshalb hierher geriet, weil er mit Hattusilis III korrespondierte, dessen Regierungszeit konventionell ebenfalls hier gesehen wird. Kadaschman-Turgu ist in Wirklichkeit ein Zeitgenosse des Ellil-nadin-ach (konv. 1173-1171 v.Chr.), des letzten Kossäers auf dem Thron von Babylon. Wegen dieser Angabe halte ich Ellil-nadin-ach nicht für ein Alterego des Assur- bzw. Marduk-nadin-ach, also des Tudhaliyas, sondern ich halte ihn für ein Alterego des Hattusilis III, für Nabonid = Nabu- nadin-ach, der auch Antiochos I/III ist. Ich nehme vorweg, dass es sich bei seinem Neffen Kadaschman-Turgu höchstwahrscheinlich um Kodoman-Tarjuscha = Darajawusch = Darius III handelt, der mit dem Hethiter Urchi-Teschub ebenso identisch ist wie mit dem Babylonier Labasch-Marduk (= Mursilis III). Hierauf wird jedoch erst in einem viel späteren Kapitel näher einzugehen sein (frühestens um 738 ndFl).

Den Vater des Kadaschman-Turgu, der folglich der Vater des Urchi-Teschub und des Labasch-Marduk sein muss, werden wir ebenfalls als "spätassyrischen" Zeitgenossen kennenlernen. Es ist Nergal-Muwatallis bzw. Neriglissar = Nergal-schar-ussur, der im AT Nergalscharezer heißt und dort genau in der richtigen Zeit auftaucht, nämlich als Gefolgsmann des Nebukadnezar (II). Auch dies ist eine Vorwegnahme später zu besprechender Personen und Ereignisse.

In Ägypten regieren zur Zeit der Reihe 6 die letzten Pharaonen der 18. und die ersten der 19. Dynastie. Auch hier wirkt sich die falsch eingeordnete Regierungszeit des Hattusilis III und seines Halbbruders Nergal-Muwatallis fatal aus; denn der Sieg des Nergal-Muwatallis über die Ägypter und der Vertrag seines viel jüngeren Halbbruders Hattusilis III mit Ramses von Ägypten liegen weit auseinander und betreffen spätere Zeiten; aber auch hierauf kann an dieser Stelle noch nicht näher eingegangen werden. Ich möchte aber an dieser Stelle schon darauf hinweisen, dass Velikovsky, der sich eingehend mit diesen Ereignissen und Personen auseinandersetzt, zwar Muwatallis richtig mit Neriglissar identifiziert hat, aber bei der Gleichsetzung von Hattusilis III mit Nebukadnezar in die Irre ging.

Reihe 7

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Herrscher in Assur|Reihe -7-|Babylonien      |Hethiter  |Ägypten
------------------+---------+----------------+----------+------------
Nimrod-Sanherib   |1260-1232|Kad.-Charbe II  |Hattus.III|Ramses II,
Samsi-Adad        |1238-1233|Adad-schum-idin |          |  der Große
Salmanassar       |1231-1214|Adad-schum-nass.|Tudhal. IV|Merenptah
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Ab hier verlagert sich das Schwergewicht in die Zeit des Nimrod, des bedeutendsten Herrschers Assyriens. Sein vollständiger Name ist

TUKULTI-NINURTA-ASSUR ARI-ACH-BANI APAL-EKUR
                bzw.  ERI-    BANI apil-escharra.

Aus Ari-ach-bani wurde teilweise, da ari, eri dem Mondgott Sin entspricht, Sin-ach-(eri)bani bzw. Sin-ach-Eriba bzw. Sanherib oder Sennacheribos. Dabei ist zu beachten, dass die Stadt seiner Herkunft offensichtlich in den Hauptnamen Eingang gefunden hat: Eriwan, das früher Irpuni = Eribani = "Stadt des Mondgottes" hieß. Alle Namen Nimrods lassen sich aus seinem obigen Thronnamen ableiten:

a) Tukulti-Ninurta (aus Ninurta wurde Nimrud, Nimrod);
b) Tukulti-apil-escharra = Tiglath-Pileser;
c) Ninurta-apal-ekur;
d) Ninurta-Tukulti-Assur;
e) Assur-bani-(a)pal bzw. Ellil-bani*;
f) Arioch, Arik-den-ilu, Zariku, "Sargon";
g) Sin-ach-Eriba, Eriba-Adad, Eriba-Marduk;
h) Lupakki bzw. Lupakku = "apal-ekur".

*: Nach dem Tode Samsi-Adads, des "Priesters des Gottes Adad", wurde der Gottesname Ellil-Adad durch Assur, den Namen des Gottes der Assyrer, ersetzt. Adad und Assur sind aber nur andere Namen für Teschub (Puzur-Assur, Iluschuma).

Die Bezeichnung apil-escharra bzw. apal-ekur deutet auf Nimrods Stiefvater Samsi-Adad hin, als dessen Sohn (= apal bzw. apil) er sich opportun auffasste. Dies erschien ihm günstiger, als sich als Sohn des Chus-Takelotis offen auszugeben, des Ägypters. Escharra oder Ekur war der Name des Enlil-Tempels in Nippur, dem sich Samsi-Adad sein Leben lang sehr verbunden fühlte. Hier, in dem mit Lapislazuli, dem "Stein des Nachthimmels", ausgekleideten Heiligtum, war der Lieblingsaufenthalt des Samsi-Adad. Er war fromm und nannte sich gern Priester des Gottes Adad. In dieser Zeit stand der indoarische Name Adad vielfach auch für den sumerischen Namen Enlil. Der Namensbestandteil Tukulti bedeutet "Beistand"; dennoch halte ich es für richtig, hierin die abgewandelte Form des Namens Takelotis (griechische Form des ägyptisch-libyschen Namens Taka-Re) für Ches-cheper-Re (= Ches-cha-nak, Chus-Scheschonk) aus der libyschen Dynastie zu sehen, die als Hinweis auf den wahren Vater Chus des Nimrod gelten kann:

Takelotis-Nimrod = Tukulti-Ninurta.

Das Wort kadaschman bedeutet ebenfalls "Beistand", kann aber kaum als Hinweis darauf angesehen werden, dass die Personen Tukulti-Ninurta und Kadaschman-Charbe identisch sein sollen; denn erstens trug auch Kadaschman-Turgu einen "Beistand"-Namen, und zweitens ist eine Identität Nimrods, des Sohnes von Chus, mit Kadaschman-Charbe, dem Sohn des Kara-Indasch, oder gar mit dem späteren Darius-Kodomanus in keiner Weise gegeben. Ich halte die Namensgebung mit "Beistand" für eine modische Erscheinung jener Zeit, und ich sehe eine Parallele - wenn auch keinerlei Verbindung - zu den Namen des David II in hebräischer wie hethitischer Sprache, auf Immanuel bzw. Teuwatti, welche ebenfalls die Bedeutung von (göttlichem) "Beistand" haben.

In der Reihe 7 wird ganz besonders die Identität von Sanherib mit Tukulti-Ninurta deutlich. Beide gelten nicht nur als Totalzerstörer von Babylon, sondern sie haben auch dieselben Zeitgenossen in Babylon bzw. Karduniasch. Außerdem wurden beide von einem Sohn und Nachfolger ermordet. Es war aber dem AT zufolge nicht Assur-nadin-apal = Salmanassar, Sardanapal, der seinen Vater ermordete, sondern es waren Sanheribs Söhne Adrammelech und Scharezer, "und Asarhaddon wurde König" (2. Könige 19, 37). Ob es sich bei Adrammelech um Salman-Asar-haddon handelt, ist unsicher; Scharezer jedenfalls war dessen jüngerer Halbbruder, den wir weiter unten kennenlernen werden. In der Tat folgte Sardanapal-Salmanassar-Asarhaddon auf seinen Vater, da der (oder die) Vatermörder nach Urartu floh(en). Erst fünf Jahre später kehrte Scharezer = Scharukin zurück, besiegte Sardanapal und stieg auf den assyrischen Thron. Adrammelech = Assur-bel-kala würde bedeuten, dass er mit Scharukin-Assurnasirpal identisch und irrtümlich als zweite Person neben ihm erwähnt worden wäre.

Es empfiehlt sich, auf die ausgeprägten Parallelen zu der Reihe 7 erst bei der Besprechung der Reihe 16 näher einzugehen.

Den "Babylonier" Adad-schum-idin (1238-1233 v.Chr.), der mit Zababa-schum-idin (1174 v.Chr.) identisch ist, kennen wir schon unter seinen Namen Ur-Zababa (von Kisch) und Samsi-Adad. Er war der Vater der "schum"-Söhne. Adad-schum -idin war bestenfalls ein Zeitgenosse des frühen Tukulti-Ninurta, als dieser noch Zariku, Arioch bzw. Arik-den-ilu hieß und sein Souzerän und Heerführer war. Am Ende der Regierungszeit Tukulti-Ninurtas (I; 1260-1232 v.Chr.) hat er nichts mehr verloren.

Zu Adad-schum-nassir und seinem Halbbruder Ellil-kudur-ussur wird unter "Reihe 8" mehr zu sagen sein.

Ägyptische Zeitgenossen der Reihe 7 waren die Pharaonen der 19. Dynastie, hauptsächlich jener "zusammengesetzte" Ramses II der Große. Dank der Tatsache, dass unter Tukulti -Sanherib-Assurbanipal keine Aufmerksamkeiten zwischen dem offiziellen Assyrien und Ägypten ausgetauscht wurden, können hier zwei total asynchrone Epochen Mesopotamiens und Ägyptens einträchtig und unauffällig nebeneinander liegen, ohne dass es zu Unverträglichkeiten kommt. Die Kämpfe des Sanherib-Assurbanipal mit den Ägyptern fallen bei Tukulti-Ninurta I, dem keinerlei Berührung mit Ägypten nachgesagt wird, einfach fort. Stattdessen werden die Schlacht bei Karkemisch zwischen Muwatallis und Ramses II sowie der Vertrag des letzteren mit Hattusilis III in die Zeit des Tukulti-Ninurta I verlegt, der sich - folgt man dem konventionellen Chronologie-Schema - hierum gar nicht gekümmert zu haben scheint. Was es mit Schlacht und Vertrag auf sich hatte, soll in einem späteren Kapitel erst erläutert werden. Beides gehört jedoch nicht in die Zeit Nimruds.

Es gehören aus der Sicht der AT-Chronologie in die Reihe 7 die Unterdrückung in und der Auszug der Kinder Israel aus Ägypten.

Reihe 8

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Herrscher in Assur|Reihe -8-|Babylonien  |Hethiter      |Ägypten
------------------+---------+------------+--------------+------------
Adad-narari       |1213-1208|Adad-schum- |Arnuwandas IV |20. Dynastie
Ära Nebukadrezzur |1207-1203|nassir      |dto.          |Ramses III
Nimrod-Sanherib   |1202-1176|Merodachb. I|Suppilulium.II|bis
Salmanassar       |1175-1141|2.Dyn.v.Isin|-             |Ramses VIII
==================+=========+============+==============+============

Wir befinden uns jetzt konventionell in der Zeit des Trojanischen Krieges, die in der berichtigten Chronologie dem Zeitalter Nebukadrezzurs entspricht. Als Ellil-kudur-ussur wird er konventionell etwas früher (1207-1203 v.Chr.) angesetzt, während er als Nebukadnezar I (= Nebukadrezzur) konventionell erst nach dem Trojanischen Krieg erscheint (siehe dazu "Reihe 9" !). Sein Halbbruder Adad-schum-nassir geht als Sieger aus dem Zweikampf mit ihm hervor und wird später als Nabu-nassir (Groß-)König von Babylon (657-671 ndFl).

Der Krieg soll kurz nach 1200 v.Chr. begonnen haben. In diese Zeit verlegt man auch den Phrygereinfall nach Kleinasien, der dem Hethiterreich den Todesstoß versetzt haben soll, das für die nächsten 500 Jahre in der Versenkung verschwand, um in der so genannten "späthethitischen Epoche" wie ein Phönix aus der Asche wieder aufzuerstehen. Diese "jüngere" Hethiterzeit wird durch dieselben Völker beendet, die auch den Untergang der "älteren" Hethiter herbeiführten. Dazu ist nicht mehr viel zu sagen, auch nicht zum Exodus und dem "Aufruhr des Usia" am Beginn des Olympiaden-Zeitalters (konvent. 776 v.Chr.) in den Tagen des Trojanischen Krieges. Diese vier- bis fünfhundertjährige "Luft" haben wir schon längst aus der Geschichte herausgelassen.

Voll abgedeckt wird die Zeit dieses Krieges konventionell auf assyrischer Seite durch die Regierungszeit des Begründers einer neuen Dynastie, des Ninurta-apal-ekur I, des "Gründers Assyriens und des Heeres". Sein mittelbarer Vorgänger (und Halbbruder) Assur-nirari III stand tatsächlich anfangs unter babylonischer Oberhoheit, jedoch nicht unter der des Adad-schum-nassir, der zunächst nur ganz kurz die Nachfolge seines Halbbruders Nebukadrezzur in Babylon antreten konnte. Letzterer war ja von dort nach Assur geflohen, wo er im Zweikampf gegen den ihn verfolgenden Bruder fiel, der ebenfalls auf der Walstatt geblieben sein soll, was er in Wirklichkeit jedoch nicht tat. 

Der babylonische Oberherr Assur-niraris (III) war hauptsächlich Kurigalzu-Tudhaliyas, dessen konventionell angegebenen Regierungsjahre (Tudhaliyas IV 1250-1220 v.Chr.) nicht mehr in die Reihe 8 hineinreichen. Sie sind ohnehin nur grob ermittelt, da es für die hethitischen Könige so gut wie gar keine genauen Angaben zu den Regierungszeiten gibt. Man taxiert sie meistens auf 30 Jahre.

Unter Nebukadrezzur gehört auch Melischipak II nach Babylon, und zwar nicht als Großkönig sondern als "Fürst über die Umgebung von Babylon". Er ist bekanntlich Daniel (I)-Beltsazar bzw. Marduk-balatsu-ikbi, der Sohn Davids I mit Abigail und Zwillingsbruder Josuas, den man seinerseits genau in dieser Zeit, nämlich um 1200 v.Chr., ansetzt, obgleich konventionell keinerlei verwandtschaftliche Beziehung zwischen den beiden gesehen wird. Ich erinnere auch daran, dass "der Schauer" (angeblich in der Bedeutung von "Prophet") Iddo(-Daniel) mit Adda-dani (Amarnabriefe) und mit Bel-iddin (= Baladan) identisch ist, dem Vater Merodachbaladans (= Nabopolassars), dessen Mutter eine Tochter Nebukadrezzurs gewesen sein könnte, die Daniel (I) heiratete.

Der in Ägypten angenommene "Pharao des Auszugs" (in biblischer Darstellung etwa 40-50 Jahre vor Josua) soll Merenptah gewesen sein, der Sohn und Nachfolger Ramses' II, der seinerseits konventionell als der "Pharao der Unterdrückung" gilt. Exakt in die Josua-Zeit gehört auf ägyptischer Seite konventionell der Übergang von der 19. zur 20. Dynastie. In der berichtigten Chronologie ist dies jedoch die Zeit der Typhon- bzw. Exodus-Katastrophe: Chus-Nechtseth und Anubis-Ramses III/VIII. Da auch um 1200 v.Chr. keine Berührungen zwischen Assyrien und Ägypten gesehen werden, fällt die Asynchronizität hier ebenfalls nicht auf.

Bezeichnend für die Verzerrung der konventionellen Chrononologie ist auch die Tatsache, dass im AT die "lichtdurchflutete Zeit" der 18. Dynastie völlig in der Dunkelzone zwischen Joseph und Josua verschwindet, nämlich in den fünf Jahrhunderten von 1700 bis 1200 v.Chr. etwa. Über die Zeit zwischen Joseph und Moses berichtet das AT mit keiner Silbe. Es sind viele Erklärungen dafür gefunden worden, die meistens mit dem Phantom der "Hyksos-Herrschaft" über Ägypten verbunden sind. Doch die Hyksos-Zeit ist selbst in der konventionellen Chronologie längst vorbei (1730-1580 v.Chr.), und trotzdem lässt das AT die Lichter in Kanaan noch lange nicht angehen.

Der Bruch, der sich im AT durch diese angebliche Dunkelzone bemerkbar macht, ist in Wirklichkeit der Übergang von der zwischenzeitlich in Kanaan etablierten El-Religion zum Jahwe-Glauben der Patriarchen. Zwar hatte dieser bereits vor der Epoche des El-Elyon in Kanaan Eingang gefunden, doch nach Isaak, in der frühen Richterzeit, verehrten die Bewohner des Landes wieder andere Gottheiten. Samuel musste schon Kompromisse eingehen, und David I, der Verehrer des Gottes El-Elyon, scheint von Jahwe bereits nichts mehr gewusst zu haben. Erst nach der Exodus-Katastrophe begann die Jahwe-Verehrung erneut, sich gegen die anderen Kulte durchzusetzen. Das "Loch" von 500 Jahren in der Geschichte Kanaans hat es nicht gegeben.

Assur-Dan I, der Sohn und Nachfolger Ninurta-apal-ekurs I, ist auch Assur-Dan II, der Sohn und Thronfolger Tiglath-Pilesers II. Er wird unter vielen Namen geführt, die sich alle von seinem Hauptnamen ableiten lassen. Zu dem Vater Ninurta-apal-ekur I und dem Sohn Assur-Dan I gehört der Hinweis in der Grundsteinurkunde des Anu-Adad-Tempels in Assur, den Samsi-Adad, der Sohn des Ischme-Dagan, gebaut hatte.

  Tarchunta-Zalma
          = Salmanu-ascharidu
          = Salmanassar
          =       Asar-haddon
          =       Assur - Dan
          =       Assur-nadin-apal
          =         Sar - dan-apal


Nachdem der Tempel "im Zeitlupentempo, im Laufe von 641 Jahren" eingestürzt war, hatte ihn Assur-Dan vollends eingerissen und für die Fundamente des neuen Tempels schon die Gräben ausheben lassen. Dann blieb der Bau stecken und ruhte 60 Jahre. Erst der vierte oder fünfte Nachkomme des Ninurta-apal-ekur baute den Tempel schließlich zu Ende und legte die Urkunde in den Grundstein. Dieser Nachkomme soll nun Tiglath-Pileser I gewesen sein, weshalb man die prismenförmige, tongebrannte Urkunde auch "Tiglath-Pileser-Prisma" nennt.

Zu den 641 Jahren habe ich schon in einem früheren Kapitel ausgeführt, dass es sich dabei um die Angabe "Jahr 641" des Sintflut-Kalenders handelt. Durch die falsche Interpretation geriet aber Samsi-Adad in eine Zeit, die mehr als 600 Jahre vor Assurdan I liegt (1175-1141 v.Chr. zu 1749-1717 v.Chr.), obwohl das Todesjahr des einen das Jahr der Geburt des anderen, des Assurdan-Salmanassar war.

Als Grundsteinleger für den neuen Anu-Adad-Tempel wird Tiglath-Pileser I angesehen und mithin vier bis fünf Generationen nach Ninurta-apal-ekur angesetzt, nämlich 1115 - 1093 v.Chr., wo er der unmittelbare Vorgänger des zweiten Ninurta-apal-ekur ist, mit dem er jedoch ebenso identisch ist wie mit dem ersten. Bezeichnenderweise ließ auch Sanherib ein sehr ähnliches Tonprisma (für seine Annalen) anfertigen, so dass der Verdacht aufkommt, dass Salmanassar-Assur-Dan zwar erst als König von Assyrien (677-682 ndFl) den Tempel abreißen ließ, aber die Grundsteinurkunde im Stile seines Vaters anfertigte. Einen Nachkommen, der den Tempel in vierter oder fünfter Generation nach den beiden Assyrern fertigstellte, kann es nicht gegeben haben; denn Assur wurde im Jahre 687 ndFl zerstört, und danach hat es dort keinen Aufbau mehr gegeben. Es sind offensichtlich falsche Übersetzungen vorgenommen worden unter der üblichen Voreingenommenheit.

Reihe 9
==================+=========+===============+========================
Herrscher in Assur|Reihe -9-|Babylonien     |Ägypten
------------------+---------+---------------+------------------------
Nimrod-Sanherib   |1140-1138|Nebukadnezar I |Die letzten Ramessiden
Mutakkil-Nusku    |1137-1128|= Nebukadrezzur|der 20. Dynastie
==================+=========+===============+========================


Am Beginn dieser Phase steht nach dem Ende der Herrschaft der Kossäer konventionell der Übergang zu der 2. Dynastie von Isin in Babylon, die natürlich immer noch mit der ersten identisch ist. In Wirklichkeit lag der Beginn der Kossäer-Herrschaft erst nach Nebukadrezzur (= Ea-Gamil), der aus der elamitischen Bassu-Meerland-Dynastie und nicht aus der von Isin-Meerland = Kleinasien-Karduniasch stammte. Die letztgenannte Dynastie war die des Kossäers Ulamburiasch (= Kurigalzu-Mursilis-Tudhaliyas-Nazimaruttasch), des Sohnes des Ischbierra-Hattusilis, des Begründers der Isin-Dynastie.

Es bedarf keiner Frage, dass Ninurta-Tukulti-Assur unter dem Einfluss von Nebukadnezar I stand, wie es gesagt wird. Doch betrifft dies nicht Arioch-Nimrods Jahre als Usurpator, sondern seine Zeit als Vogt Arioch in Babylon. Die Rückgabe der Mardukstatue kann nur bedeuten, dass er sie als Untergebener des Nebukadrezzur errichtete, und dass er sie später (!), nachdem er tatsächlich den assyrischen Thron usurpiert hatte, als Tukulti-Ninurta I nach Assur holte, und zwar im Zusammenhang mit der Zerstörung Babylons - wenn nicht sogar schon früher. Konventionell kann das natürlich nicht deutlich werden, da in dieser Sicht der Babylonzerstörer Tukulti-Ninurta I bereits seit längerer Zeit tot ist.

Die Niederlage Nebukadnezars I gegen Assur-resch-ischi I betrifft eine viel frühere Zeit, als ersterer noch Kedor-Laomor von Elam war. Als er nach Samsi-Adads Tod an die Macht kam, war Chus = Assur-Re-Isesi gerade in Ägypten gestorben. Insofern ist die Identität des Ninurta-Tukulti-Assur mit Tiglath-Pileser sehr plausibel; und zwar erstens wegen der Namensähnlichkeit, zweitens weil auch Ninurta-apal-ekur I und Tiglath-Pileser III Usurpatoren waren, und drittens weil Assur-resch-ischi gar nicht hierher gehört. Auf diese Weise kann nämlich Ninurta-Tukulti-Assur direkt in Tiglath-Pileser I übergehen.

Nur Mutakkil-Nusku ist noch ein Assyrer, der parallel zu dem Babylonier Nebukadrezzur richtig platziert ist. Er gehört aber in dessen letzte Jahre. Er war Nebukadrezzurs Statthalter in Assur (wegen seiner Geburt um 620 ndFl kaum vor 639 und vermutlich bis zum Tode Nebukadrezzurs im Jahre 641 ndFl). Somit gehört er vor den Assyrerkönig Nimrod, aber nach dessen Assurzeit, die noch unter Samsi-Adad lag. Verblüffend ist immer wieder die Halbrichtigkeit der konventionellen Angaben und die leichte Verständlichkeit, wie es dazu kommen konnte.

Mutakkil-Nusku erscheint unter mehreren Namen. Er ist der Vater des bereits erwähnten Nergal-(= Nusku-!)Muwatallis, der irrtümlich als Sohn des Hethiterkönigs Mursilis II angesehen wird. Velikovsky stellte jedoch schon die Identität des Muwatallis mit dem Babylonier Neriglissar fest, dessen Vater Bel-schum-ischkun inschriftlich nachgewiesen ist. Auf Vater und Sohn komme ich noch mehrmals wieder zurück. Zu bestätigen wäre noch die Angabe, Mutakkil-Nusku sei aus dem Geschlecht des Ninurta-apal-ekur hervorgegangen, was zutreffend ist; denn beide Halbbrüder waren Söhne der Semiramis, der Vater des Mutakkil-Nusku = Nabu-schum-ukin = Bel-schum-ischkun war Samsi-Adad.

In Ägypten regierten als konventionelle Zeitgenossen der Reihe 9 die letzten Ramessiden der 20. Dynastie, von denen einige in der Tat echte Zeitgenossen sind, während andere noch in die Zeit um die vierte Typhon-Katastrophe gehören. Ich habe schon in einem früheren Ägyptenkapitel eine diesbezügliche Aufstellung angefertigt.

Reihe 10

==================+==========+=====================+=================
Herrscher in Assur|Reihe -10-|Babylonien           |Ägypten
------------------+----------+---------------------+-----------------
Assur-Re-Isesi    |1127-1116 |Nebukadrezzur        |20. Dynastie; die  
Nimrod-Sanherib   |1115-1083 |Marduk-nadin-ach     |letzten Ramessid.
Sin-schar-ukin    |1082-1062 |Rest der 2.Dyn.v.Isin|21. Priest.-Dyn.
==================+==========+=====================+=================


So wie Ninurta-Tukulti-Assur in Tiglath-Pileser (I) übergeht, so ist dieser mit Ninurta-apal-ekur (II) identisch. Tiglath-Pileser I unternahm dieselben Feldzüge, die auch mit dem dritten Träger dieses Namens verbunden werden: nach Syrien und Phönizien. Außerdem unternahm er einen Feldzug nach Urartu bzw. - wie diese Gegend auch genannt wird - in die Naïri-Länder. Er war ein "großer Jäger vor dem Herrn", wie aus seiner Aufstellung der zur Strecke gebrachten Tiere hervorgeht. Schließlich besiegte er den zur 2. Isin-Dynastie gerechneten Marduk-nadin-ach, der im Kampf gefallen sein soll. Das allerdings bestreiten wir, da uns dessen Ermordung in zwei verschiedenen Quellen mitgeteilt wird: zu Mursilis I und zu Tudhaliyas, mit denen er identisch ist. Den Sieg über Mursilis-nadin-ach, der in der Tat zur Isin-Dynastie seines Vaters gehörte, erfocht Tiglath-Pileser jedoch nicht für seine eigene Machtergreifung, sondern im Dienste seines Halbbruders Adad-narari im Jahre 653 ndFl.

Der Nachfolger "Tiglath-Ninurta-Pilesers" war zunächst sein Sohn "Salman-Assur-Dan", und nach dessen fünfjähriger Regierungszeit kam erst der jüngere (Halb-)Bruder Assur-bel-kala auf den Thron, den das AT Adrammelech nennt, was Adad-schar bedeuten kann; denn hebräisch melech bedeutet wie assyrisch schar "König". Adrammelech-Assurbelkala ist mit Schar-ukin, Sin-schar-ischkun und Assurnasirpal identisch. Assur-bel-kala schloss mit den babylonischen Königen der Isin-Dynastie Verträge, woraus auf die Selbständigkeit der Babylonier geschlossen worden ist. Wir werden aber noch sehen, dass es nur ein einziger König von Babylon war, der außerdem zu der Zeit des Vertragsschlusses gar nicht selbständig war, der sich aber bald darauf selbständig machte. Dieser Babylonier hieß Merodachbaladan bzw. Nabopolassar. Die übrigen Verträge müssen an anderen Orten geschlossen worden sein.

Parallel zur Reihe 10 regierten in konventioneller Sicht in Ägypten die Priesterkönige der 21. Dynastie mit ihren beiden Ästen "Tanis" und "Theben". Inwieweit die Städte Tanis und Saïs identisch sind, wovon Immanuel Velikovsky ausgeht, sei zunächst dahingestellt. Der Tanit Smendes, der mit dem Thebaner Mencheperre identisch ist, ist der der Maunier-Stele zufolge im Jahre 25 äg.Kal. (= 628 + 24 = 652 ndFl) gekrönte Pharao Thutmoses III/IV, der vormalige Feldherr Manachpiria. Seine Vorgänger sind die Priester Herihor und dessen Sohn Pianchi, welcher letzterer in den Amarnabriefen Ianchamu heißt. Hierüber habe ich in früheren Kapiteln schon ausführlich berichtet.

Letzter Stand: 2. Sept. 2014

 


 

1 Bei dieser Form der Jahresangaben entsprechen die konventionellen Jahreszahlen v.Chr. verständlicherweise nicht bzw. nicht immer den nachsintflutlichen. Die richtig zugeordneten Zahlen ergeben sich ausnahmslos aus den Gleichungen: Jahr ndFl = 880 - Jahr v.Chr.; Jahr v.Chr. = 880 - Jahr ndFl.
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