Physik, Geist und Gott?

Gehirn, Geist und Bewusstsein

Wozu gibt es ein Bewusstsein? Es entsteht nicht durch irgendwelche Nervenimpulse in unserem Gehirn, obwohl diese die Voraussetzung für unser bewusstes Empfinden sind. Ohne Verbindung zu einer geistigen Welt würde es, würden wir, genauso funktionieren. Dieses komplexe Organ unseres Körpers, das zentrale Nervensystem, erzeugt unser Verhalten, Egoismus genauso wie Liebe und alle Gefühle, was die Psychologie zu erklären versucht, jede kleine Entscheidung, jeden Handgriff, tausendfach jeden Tag. Der Fehler ist, psychologische Effekte mit dem Geist gleichzustellen, christlich-kirchlich ausgedrückt mit der Seele.

Die menschliche Schichtenlehre des Aristoteles

Die Schichtenlehre des Aristoteles

Schon im 4. Jahrhundert vor Christus versuchte der griechische Philosoph und Naturforscher Aristoteles, ein Schüler Platons, das Verhältnis zwischen Materie und Geist in seiner philosophischen Schichtenlehre zu beschreiben, in der er die fünf Schichten
  • Geist
  • Seele
  • Lebewesen
  • Dinge
  • Materie

unterschied. Die drei oberen Schichten dieser Schichtenlehre des Aristoteles werden leider gerade in der Gegenwart oft vermengt, vertauscht und falsch gebraucht. Es ist heute üblich, psychische Krankheiten als Geisteskrankheiten oder gar seelische Krankheiten zu bezeichnen. Oberflächlich mag das richtig klingen.

Meine Schichtenlehre

Meine Zwei-Schichten-Lehre Bei näherer Betrachtung und nach meiner Meinung ist das grundlegend falsch. Psychische Krankheiten sind körperlich, fehlerhafte Funktionen von Nervenzellen und chemischen Verbindungen, mit denen diese kommunizieren. Das Wort Geist muss neu definiert werden. Es wird völlig unterschiedlich gebraucht. Auch geistige Leistungen sind in Wirklichkeit nur Leistungen unseres Gehirns mit seinen Nervenzellen. Was bei sogenannten Geisteskrankheiten erkrankt, ist nicht der Geist oder die Seele, sondern unser Gehirn und sein Verhalten, unsere Psyche. Es gibt keine guten, schlechten oder gar bösen Seelen, nur schlecht oder fehlerhaft denkende Gehirne, diese verfaulen nach unserem Tod und mit ihnen Gut und Böse. Übrig bleibt nur der Geist in einer geistigen Welt jenseits von Zeit und Raum. Die Seele oder das Bewusstsein ist nur die Verbindung zwischen beiden. Sie braucht nach dem Tod des Körpers auch nirgendwo hinzureisen oder in den Himmel fliegen, denn die Geistwelt ist allgegenwärtig. Um diese Begriffsvermengung zwischen
  • dem Gehirn mit der dazugehörigen Psychologie
  • und Geist und Seele

zu beseitigen, müsste man für den eigentlichen transzendenten oder spirituellen Geist, der uns das Leben bewusst macht, und der nach unserem Tod übrig bleibt, eine neue eindeutigere Bezeichnung einführen. Alle vorhandenen Wörter dafür, wie Geist und Seele, wurden in der Geschichte von Religionen, Esoterik und Spiritualismus, von Priestern, Druiden, Schamanen, Esoterikern und auch Psychologen, so verschieden gebraucht, dass sie von jedem beliebig anders oder falsch verstanden und gebraucht werden.

Jean-Paul Sartre

Ähnlich äußert sich auch Jean-Paul Sartre in Die Transzendenz des Ego: Er behandelt das Ich und die Psyche als Objekte, die für das absolute unpersönliche Bewusstsein verbunden sind. »Es genügt, dass das Ich und die Welt existieren, damit sich das Bewusstsein als Verbindung bildet«.  Jean-Paul Sartre Bücher von und über Jean-Paul Sartre

Gottfried Wilhelm Leibniz

Schon 200 Jahre früher hat sich der deutsche Philosoph und Mathematiker Gottfried Wilhelm Leibniz Gedanken gemacht über den Unterschied zwischen unbemerkten Sinnesempfindungen und bewusster Wahrnehmung im individuellen Bewusstsein. Die Gesamtheit der Wahrnehmungen bezeichnet er als Perzeption, und nur einen kleinen Teil davon, die ins Bewusstsein erhoben Wahrnehmungen als Apperzeption.

Bemerkenswert ist, dass Leibniz schon damals eine dritte Möglichkeit in Betracht zog. Er nannte sie Kleine Wahrnehmungen (Petites perceptions), unmerkliche Empfindungen, die uns nicht bewusst werden, aber in ihrer Gesamtwirkung »Wie das Rauschen einer Welle durch die Bewegungen vieler einzelner Wassertropfen« eine Wirkung auf das Bewusstsein haben. Das klingt sehr modern und erinnert an das Unterbewusstsein, das von Sigmund Freud 200 Jahre später in seiner Psychoanalyse einführte.  Gottfried Wilhelm Leibniz Bücher: Gottfried Wilhelm Leibniz

Die Götter?

Auffällig ist, dass bei  Aristoteles in seiner Schichtenlehre die Götter nicht vorkommen. In unserer kirchlich-christlichen Welt würde über alledem ein allmächtiger Gott schweben und alles beherrschen, vielleicht sogar das seltsame Konstrukt der Dreieinigkeit.

Einen Hinweis auf eine wie auch immer beschaffene Geistige Welt liefert uns in den letzten 100 Jahren ausgerechnet die Physik. Das fängt an mit der Quantenphysik und der Quantenmechanik, die sogar Albert Einstein anfangs ablehnte und bekämpfte, und reicht bis zu den geheimnisvollen Kräften der Dunklen Materie und Dunklen Energie, und den völlig unverständlichen Forschungsergebnissen des Teilchenbeschleunigers am CERN mit dem sogenannten Standardmodell. Allerdings beschreiben sie alle immer noch materielle und stoffliche Bestandteile unseres Universums, sind aber physikalische Effekte, die auf Dinge zwischen Himmel und Erde deuten, von denen wir (noch) keine Ahnung haben. Wahrscheinlich dürfen wir nicht nach Dunkler Materie, Dunkler Energie oder überhaupt nach etwas Materiellem suchen, weil es einfach etwas ganz anderes ist: Eine Geistige Welt jenseits von Raum und Zeit, aber allgegenwärtig um uns und in uns!

Das Bewusstsein entsteht durch eine wie auch immer geartete Verbindung unseres Körpers, unseres Gehirns oder unserer Nervenzellen zu einer geistigen Welt außerhalb von Raum und Zeit, die nicht Teil dieses materiellen Universums ist, aber mit ihm, und dadurch mit uns, in Verbindung steht. Um diese geistige Welt zu beschreiben, müssten wir als erstes auf alle Raum- und Zeitbegriffe unserer Sprache verzichten, wie vorher - nachher, innerhalb - außerhalb. Von unserer Sprache und unserem verbalen und kausalen Denken bleibt dann nicht mehr viel. Statt "ewig" und "überall" wäre vielleicht "allgegenwärtig" ein guter Kompromiss. Dort ist unser eigentliches Dasein, der Tod unseres Körpers kappt nur die Verbindung. Der eigentliche Geist bleibt allgegenwärtig. Wir waren es immer, sind es jetzt in diesem Moment, und werden es immer sein: Ein Teil dieser geistigen Welt.

Man könnte diese geistige Welt auch "Gott" nennen. Die Bezeichnung Gott wurde jedoch von allen Religionen immer wieder personifiziert und vermenschlicht, um ihn sich besser vorstellen zu können. Sich "da oben" einen Gott vorzustellen, der auf uns aufpasst und uns nach unserem Tod empfängt hat auch etwas Tröstliches. Fasst man den Gottesbegriff weiter, so wird sicher auch ein Materialist wie Stephen Hawking die Möglichkeit einer geistigen, jenseitigen Welt, evtl. mit einer wie auch immer beschaffenen Gottheit zumindest nicht ausschließen können, auch wenn das Universum ganz gut ohne sie auskommt. Selbst wenn es uns gelingt, diese materielle Welt, dieses Universum und sogar den Urknall physikalisch zu erklären, bleiben doch Fragen, die völlig außerhalb der Physik und Mathematik stehen:
  • Warum ist dieses vollständig erklärte Universum ausgerechnet so, dass es Leben hervorbringt, welches sich selbst bewusst wahrnimmt? Dazu sind sehr viele aufeinander abgestimmte Faktoren nötig!
  • Im Zuge der Entstehung des Lebens und der Evolution entstanden körperliche Eigenschaften und psychische. Die psychischen Eigenschaften und unser Verhalten stammen nicht vom Geist, dem Bewusstsein, vielmehr entstehen sie durch elektrische und chemische Impulse in unserem Gehirn, sind also körperlich! Gehirnschäden durch Unfall, Schlaganfall etc. können zu völlig verändertem Verhalten führen und aus jemandem "einen ganz anderen Menschen" machen. Das Ich, der Geist ist aber immernoch der gleiche, er wurde nicht verletzt. Letzlich sind wir, als unser bewusstes Selbst, nur Zuschauer bei dem, was unser Gehirn macht. Ob wir darauf (auch) einen Einfluss haben, ist umstritten. Wer es einfach behauptet, erliegt seinem Wunschdenken. Auch eine Computer-Software kann man dazu bringen, psychisch zu reagieren, scheinbar gute oder schlechte Laune zu haben, traurig oder lustig zu antworten, deshalb hat sie noch lange keine Seele, oder vielleicht doch? Niemand weiß es.
  • Was bei der Entwicklung des Lebens in der Evolution keinen Vorteil brachte, verschwand wieder. Warum entstand und blieb dann das Bewusstsein? Es ist eigentlich nicht nötig! Die Lebewesen und auch die Menschen könnten auch ohne Bewusstsein aktiv und egoistisch handeln und sich fortentwickeln, einfach aufgrund von Nervenimpulsen, die das Verhalten steuern. Eine Pflanze strebt auch ohne Gehirn zum Licht und unterdrückt vielleicht schwächere um sich herum. Oder tut sie das doch "bewusst"? 
Bei Phänomenen wie den Naturgesetzen und Naturkonstanten, oder dem Bewusstsein lässt sich vor allem diese eine Frage nicht beantworten: Warum? Selbst die Religionen bieten dafür nur unzureichende Erklärungen. Aber die Tatsache, dass wir ein Bewusstsein haben, ist der Beweis für eine geistige Welt. Dass die Verbindung funktioniert, zeigt, dass die materielle Welt zu diesem Zweck genau so geschaffen wurde.

Materie und Geist - Das Leib-Seele-Problem

1. Dualismus

Im dualistischen Ansatz müsste man Leib und Seele als getrennt betrachten und es wäre eine Art bidirektionales Interface (Schnittstelle) erforderlich, möglicherweise angeordnet in den Nervenzellen. Oder das Gehirn im Ganzen wäre das Interface, wie es Rolf Oster beschreibt. Auch Science Fiction Autoren haben sich des Problems angenommen. In Star Wars zum Beispiel sind es lt. George Lucas die Midi-Chlorianer im Blut der Jedi-Ritter, die den Kontakt zur überirdischen Macht herstellen. Durch das Fehlen jeglicher objektiver Informationen entstehen die seltsamsten Phantasien. Gehören die Religionen auch zu diesen Phantasien?

2. Panpsychismus, beseelte Natur und Animismus

Das andere Extrem wäre der Panpsychismus, der eine Trennung von Geist und Materie ablehnt, was bedeuten würde, dass Grundstrukturen des Geistigen oder Mentalen von Anfang an in der Materie enthalten sind. Ähnlich wie Albert Einstein in seiner Relativitätstheorie die Trennung von Raum und Zeit zugunsten eines Raum-Zeit-Kontinuums aufhob, müssten wir die Welt als eine Art Geist-Materie-Gefüge sehen. Das muss nicht heißen, dass jedes Ding oder gar jedes Atom eine Seele hat, wie es radikale Panpsychisten und auch viele Natur-Religionen behaupten, sondern dass das Bewusstsein entsteht durch komplexe Wechselwirkungen dieses Geist-Materie-Gefüges in geeigneten Strukturen. Man darf unsere materielle Welt und die Welt des Geistes nicht als getrennt betrachten. Das Bewusstsein, unsere Seele, ist ja auch Teil unseres Körpers. Leib und Seele sind in einer Weise verbunden, die wir uns (noch) nicht im Entferntesten vorstellen können und nach dem Tod des Körpers, selbst nach dem Untergang des materiellen Universums kann der geistige Teil von uns erhalten bleiben und sich vielleicht sogar ein neues Universum schaffen.

. Erst vor kurzem hat wieder einer für Aufsehen gesorgt, indem er sogar Bäumen eine Leidensfähigkeit zuschreibt: Peter Wohlleben in Das geheime Leben der Bäume. Prompt kamen Gegenreaktionen und sogar Gegen-Bücher. Ein kranker Baum sieht tatsächlich leidend aus. Empfindet er das wirklich oder interpretieren wir das nur in ihn hinein, weil wir unser eigenes Empfinden auf ihn übertragen? . In Sofies Welt von Jostein Gaarder schreiben wir dem jungen Mädchen Sofie Amundsen auch automatisch ein Bewusstsein zu. Sie ist völlig real, bis wir nach mehr als dem halben Buch erfahren, dass alles ganz anders ist! Haben wir nicht sogar Gegenstände unseres Umfelds lieb gewonnen und tut es uns vielleicht leid, sie eines Tages wegschmeißen zu müssen. Haben wir nicht manchmal das Gefühl, wir täten diesen Gegenständen Unrecht, weil sie uns so lange Zeit gut gedient haben? Ist eine bestimmte Komplexität erforderlich, ab der materielle Strukturen so etwas wie eine Seele entwickeln? Wenn in nicht allzuferner Zukunft Computer die Intelligenz des Menschen übertreffen, werden sie sich ihrer Existenz bewusst sein? Auch wenn wir Schmerzen oder Wohltaten über unsere Nerven empfinden und Leiden oder Freude über unser Gehirn, muss das nicht bedeuten, dass nicht auch andere Strukturen Ähnliches hervorrufen können.

Wenn, wie es wahrscheinlich ist, diese Geistige Welt so allgegenwärtig ist, und die Verbindungen so intensiv sind, und so andersartig, dass sie unser Vorstellungsvermögen übersteigen, kann man auch Dualismus und Panpsychismus nicht mehr prinzipiell trennen. Der einzige Unterschied wäre, dass die materielle körperliche Welt Raum und Zeit unterliegt, also vergänglich ist, während die Geistige Welt zeitlos und allgegenwärtig ist.

Und schon wieder gibt es auf ganz andere Art zwei Möglichkeiten:
  • Entweder sind die wahren Zusammenhänge so andersartig als alles, was wir uns je vorstellen können, dass wir sie nie vollständig begreifen werden,
  • oder die Entwicklung des Lebens hat gerade dieses Begreifen zum Ziel, um eine neue höhere Bewusstseinsebene zu erreichen.

Ich halte es für extrem wahrscheinlich, wenn nicht gesichert, dass eine allgegenwärtige geistige Welt existiert, unabhängig von Raum und Zeit, und wenn sich eine geeignete materielle Struktur bildet oder gebildet wird, zum Beispiel ein Mensch, oder auch nur eine Nervenzelle, entsteht eine Verbindung. Als Zeitpunkt könnte man auch die Differenzierung der embryonalen Stammzellen in Nervenzellen anbieten, da vor allem Nervenzellen als "Interface" zur geistigen Welt geeignet erscheinen. Lebewesen ohne Nervenzellen hätten dann allerdings kein Bewusstsein. Man kann auch weiter gehen und allen Strukturen, die zu Wahrnehmung oder Aktionen fähig sind, eine Möglichkeit der geistigen Kontaktaufnahme zusprechen. Dann wären es nicht nur die Pflanzen, sondern sogar Maschinen wie Computer, oder ihr Auto, die ein Bewusstsein entwickeln könnten. Wissen können wir das nicht. Ich kann nicht mal wissen, ob Sie, lieber Leser, ein Bewusstsein haben, und Sie können's mir nicht beweisen.

Ein experimenteller Nachweis

Ebenso halte ich es für durchaus wahrscheinlich, dass die Menschheit in der Zukunft eine Versuchsanordnung ersinnen wird, die eine Kontaktaufnahme mit der Geistigen Welt ermöglicht, und die dafür einen empirischen Beweis erbringen wird. Alles was die Natur kann, kann vielleicht auch irgendwann wissenschaftlich experimentell genutzt und nachvollzogen werden. Wir werden's wahrscheinlich nicht mehr erleben, höchstens in einem unserer nächsten Leben, oder wir schauen vom Jenseits aus zu …

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Geist oder Gehirn? 

   
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