Physik, Geist und Gott?

Religion heute

Glaube, Denken, Wissen, und Religionen?


Bin ich ein Ketzer?
Erfordert es auch in der heutigen Zeit noch Mut, als Kirchenmitglied von den Kirchen eine
Liberalisierung des Gottesbildes
zu fordern? Ein Glaubensbekenntnis, das man nicht nur so in jedem Gottesdienst vor sich hin sagt, weil es alle so machen, sondern das auch Raum lässt für persönliche Gottesvorstellungen denkender junger Menschen, mit Dreieinigkeit oder ohne. Warum ist in unserer Kirche kein Raum für Leute, die in Jesus nicht einen Gott, sondern einen großen Menschen und Philosophen sehen?
Auch wenn heute einem Kirchenkritiker nicht gleich die Exkommunikation droht, oder zumindest ein Ausschluss aus der Kirche nicht mehr die drastischen Folgen wie im Mittelalter hat, können solche Argumente und Äußerungen schnell zu sozialer Isolation oder sogar Angriffen führen. Freiheit ist immer die Freiheit des Andersdenkenden hat Rosa Luxemburg in einem ganz anderem Zusammenhang gesagt. Aber diese universelle Aussage der freien Meinungsäußerung, festgehalten auch in unserem deutschen Grundgesetz, Artikel 5, sollte auch und gerade für die persönlichen Glaubensgrundsätze gelten, auch für kritisch denkende Christen wie Lothar König, Dr. Manfred Lütz und viele andere in Vergangenheit und Zukunft.

Konservatives Festhalten an alten überkommenen Grundsätzen hat die Kirchen und andere Glaubensgemeinschaften seit dem Ende des Mittelalters gegenüber Humanismus und Aufklärung in eine defensive Lage gebracht, in der sie in jahrhundertelangen Rückzugsgefechten immer wieder die aussichtslose Verteidigung von Dogmen aufgeben mussten. Heute verstecken sich die Kirchen hinter Jesu Anweisungen der Nächstenliebe und des Gutmenschtums, zweifellos gut und richtig, aber was die mystische Seite der Religion betrifft, verharren sie noch immer bei alten (zweckorientiert menschengemachten) Vorstellungen der ersten Jahrhunderte nach Christus. Die evangelische Kirche ist stolz auf die Reformation Martin Luthers und übersieht dabei, dass auch sie längst wieder Reformationsbedarf hat. Seit 500 Jahren ruht sie sich auf den Thesen Luthers aus, statt diese als den Anfang von Erneuerungen zu begreifen. Statt dessen jahrhundertelange Stagnation und Abwehrhaltung, ein permanentes Rückzugsgefecht vor Aufklärung, Humanismus, Menschenrechten und freiheitlichem Denken.

Aber Menschen, die in einer Religionsgemeinschaft sehr aktiv sind, bewegen sich fast nur in Kreisen mit der gleichen Überzeugung. In einem Gottesdienst gibt es keine Diskussionen, in Bibelstunden und beim Kirchenchor auch nicht. Mit Kritikern befasst man sich besser nicht, das sind alles Ignoranten. Die Folge ist, dass diejenigen in einer, neudeutsch, Meinungsblase leben und nur die eigene Propaganda konsumieren. Diesen Effekt gibt es auf allen Gebieten, nicht nur bei Religionen, man findet ihn in allen Bereichen unserer Gesellschaft, und besonders durch das Internet wird dieses Verhalten bis zum Exzess gesteigert, von der sogenannten Lügenpresse bis zu den Fake News, Hoaxes und  Verschwörungstheorien.
 
»Wissen macht die Menschen blind und irre. Es kann ihr Herz verschlingen und sie in eine Bestie verwandeln.«
Heute nur ein reißerisches Filmzitat (aus Pakt der Wölfe ), bedeutete der Satz im Mittelalter und bis in die Neuzeit bittere Realität. Wer sich zu viele Gedanken machte und diese auch noch äußerte, lief Gefahr, auf dem Scheiterhaufen zu enden. Auch weltliche Herrscher handelten nach der Maxime: Keine Bildung für das gemeine Volk! Wer nachdenkt, lässt sich nicht beherrschen. Selbst nach Jahrhunderten Aufklärung und Humanismus haben solche Überzeugungen in manchen Ecken der Erde überlebt. Wie könnte es sonst sein, dass fundamentalistische Moslems Schulen zerstören, nur weil sie Mädchen aufnahmen, oder Mädchen töten, weil sie zur Schule gingen. Überraschend ist in diesem Zusammenhang der Trend zu christlichem Fundamentalismus in den USA. Die feste Gemeinschaft gibt den Menschen anscheinend Halt in Zeiten der Verunsicherung zwischen Glauben und Wissen. Aber religiöser Fundamentalismus, der gesicherte Erkenntnisse und Erfahrungen ignoriert, ist immer gefährlich, zu allen Zeiten und aus jeder Richtung!

Mit einem Papst, der zwar zu Reformen ermutigt, aber schon den gemäßigten Synodalen Weg als Anpassung an den Zeitgeist ablehnt, sind sinnvolle grundsätzliche Änderungen nicht möglich (Quelle: "An das pilgernde Volk Gottes in Deutschland", Papst Franziskus am 29. Juni 2019).

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