Natürlich erleben wir nach dem Tod kein biologisches Leben, weder auf Erden noch im Paradies oder gar in der Hölle. Die Lösung und damit auchden Trost finde ich in einem anderen Satz: »Zeit und damit Vergänglichkeit gilt nur in unserer materiellen Welt, in diesem Kosmos. Die geistige Welt existiert außerhalb von Raum und Zeit. Und nach dem Tod des irdischen Körpers bleibt die Seele, bleibe ich, Teil dieser geistigen zeitlosen Welt, so wie es immer war, auch jetzt in diesem Moment.« Unser Gehirn kann sich ein Dasein ohne Zeit nicht vorstellen, aber wir können darauf vertrauen, dass alles einen Sinn hat. Wozu sonst der Aufwand? Die Drohung, dass bösen Menschen der Tod droht und gute in den Himmel kommen ist eine Erfindung der Religionsgemeinschaften, allen voran der frühen Kirche. Angst erleichtert Machtausübung! Trotzdem können Religionen auch einen Sinn haben, wenn sie den Menschen Trost und Zuversicht spenden und helfen, so wie es Jesus tat. In dem Sinn sind auch die Kirchen heute auf einem besseren Weg als vor tausend Jahren. Aber auch wer im weltlichen Leben Atheist war, ist Teil der geistigen Welt und wird es immer bleiben.
Angst vor dem Tod
Man muss den Kirchen vorwerfen, Angst vor dem Leben nach dem (irdischen) Tod geschürt zu haben, völlig überzeichnet im Inferno aus Dante's Göttlicher Komödie. Auf euch Sünder wartet das Fegefeuer und die Hölle, nur die Kirche kann euch erlösen. Das ist Machtmissbrauch, dem erst Martin Luther entgegentrat. Ein Wunder, dass er nicht umgebracht wurde. Mit seiner These, dass Gott grundsätzlich gnädig ist, hat er dem Ablasshandel ein Ende gesetzt und damit nebenbei auch die Finanzierung großer Kirchenbauten ins Wanken gebracht.
Die Angst vor dem Tod ist schädlich und hat vielfach Leid und Tod verursacht, gut beschrieben in dem Satz »And the soul afraid of dying that never learns to live! (Die Seele, die Angst hat zu sterben, lernt niemals zu leben!)« aus Amanda McBroom's Lied The Rose von 1979, unvergesslich gesungen von Bette Midler im gleichnamigen Spielfilm. Die Lösung ist ein Urvertrauen, dass nach dem Tod unseres Körpers auch alle Schmerzen und Angst verschwinden, sie werden ja in unserem Körper, in unserem Gehirn, erzeugt, und das beeinflusst uns dann nicht mehr. Keine Furcht, kein Schmerz, kein Fegefeuer und keine Hölle. Noch ein Lied fällt mir dazu ein: »Von guten Mächten wunderbar geborgen ... « dichtete Dietrich Bonhoeffer 1944 in einem Gefängnis der Gestapo. Er hatte offenbar das unerschütterliche Urvertrauen, um bis zuletzt als Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus zu argumentieren. Am 9. April 1945 wurde er dafür im KZ Flossenbürg hingerichtet.
Engelsblut - Seelengefängnis (Benjamin Luikenga)
Wiefast alles kann dieses Urvertrauen, mit dem man Leid und Schmerzen hinter sich lassen kann, auch überzeichnet und missbraucht werden. Es ist eben auch gefährlich, wenn Menschen diesen Körper und dieses irdische Leben nur noch als psychischen Kerker, als Seelengefängnis, empfinden. Ein Kerker der Verbitterung kann zu Depression und Selbstzerstörung führen. Wir sollten auch darauf vertrauen, dass dieses Leben einen Sinn hat, auch wenn wir nicht sicher sein können, welcher das ist. Urvertrauen als Quell der Kraft, nicht als Ausweg zur Flucht nach dem Motto: »Egal, mir kann ja nichts passieren!«
Trotzdem bin ich dafür, die Bestimmungen über Sterbehilfe zu lockern. Ein gesetzlich geregeltes Recht auf Suizid (Selbstmord, Freitod), ein selbstbestimmtes Sterben, könnte auch viel Leid ersparen.
Schutzengel: Bilder und Skulpturen
Sorgen, Angst und Glück
In dem Buch
Der Weg ins Glück von
Bernard Benson ,gibt es eine Geschichte über das Hier und Heute, ein Märchen:
Zwei neugierige Kinder gingen einen geheimen Pfad durch den Wald. Da sahen sie einen Wegweiser mit der Aufschrift "Glück". Sie folgten ihm. Da kam ihnen ein Ochsenkarren mit drei Männern entgegen. Einer schaute mit einem Fernrohr nach vorn, ein anderer ebenso nach hinten, und beide sahen sehr besorgt und unglücklich aus. Dazwischen saß ein kleiner fröhlicher Mann, der den Kindern anbot, sie mitzunehmen.
Sie fragten, was es denn mit den beiden anderen auf sich hätte, und sie erhielten die Auskunft, das seien der Herr Vorschau und der Herr Rückschau. Der Herr Vorschau blickt immer auf die Zukunft und macht sich Sorgen, was alles passieren könnte, der Herr Rückschau blickt nur auf die Vergangenheit und bereut verpasste Gelegenheiten und Fehler. Deshalb sind sie so unglücklich. Auf die Frage, was er denn mache, sagte der kleine Mann: »Ich lebe im Hier und Heute, sehe die Blumen auf den Wiesen und die Vögel in den Zweigen, und bin glücklich. Auch ich schaue ab und zu etwas voraus, um zu sehen, wohin ich fahre, und zurück, um meine Erfahrungen zu nutzen, aber ich lebe in der Gegenwart, im Augenblick, und bin dankbar für jeden Tag meines Lebens. Denkt immer daran: Die Frucht der Vergangenheit und der Samen der Zukunft ist die Gegenwart, das Hier und Jetzt!«