Physik, Geist und Gott?

Ist Jesus ein Gott?

Jesus gehört eigentlich, wie z.B. Buddha Siddhartha Gautama, nicht zu den Göttern. Sie waren ja Menschen und gehören daher eher zu den Urhebern dieser Mythen. Jesus ist meiner Meinung nach nicht mehr und nicht weniger ein Gott oder ein Gottessohn wie wir alle. Wenn er von "seinem" Vater im Himmel spricht, meint er damit auch "unseren" Vater im Himmel. Deshalb beten wir ja auch das Vaterunser. Er selbst hat sich nie als Gott bezeichnet. Zum "Gott" hat ihn erst die Kirche gemacht mit ihrem Dogma der Dreieinigkeit, Dreifaltigkeit oder Trinität, die sich erst im 4. Jahrhundert in den Jahren nach dem Konzil von Nicäa durchsetzte, also eindeutig menschengemacht ist. Die Gegner der Dreieinigkeit und damit vor allem die Lehre der Arianer (Arianismus, genannt nach dem Theologen Arius), konnten sich nie gegen die konventionelle katholische Kirche durchsetzen. Ihre Vertreter wurden verfolgt und bekämpft.

Jesus sagt es in diesem Zusammenhang übrigens selbst:
Als er im Winter in Jerusalem zur Tempelweihe in der Halle Salomos umherging, warfen ihm die Juden Gotteslästerung vor, weil er sich als Gott bezeichnet hätte. Er weist sie darauf hin, dass schon in den alten Schriften steht: "Ich habe gesagt, ihr seid Götter" (Evangelium des Johannes 10, Vers 34).
Damit sagt er ganz eindeutig, dass er nicht mehr Gott oder Gottes Sohn ist, als wir alle!
Er bezieht sich dabei wahrscheinlich auf Asaf (Assaph), der schon 1000 Jahre früher schrieb "Ihr seid Götter und allzumal Kinder des Höchsten" (82. Psalm, Vers 6). In der griechischen Mythologie gibt es eine noch ältere Überlieferung: Von der mythischen Gestalt Hermes Trismegistos, einer Verschmelzung des griechischen Gottes Hermes mit dem ägyptischen Gott Thot, soll der Ausspruch kommen "Wisst ihr nicht, dass ihr Götter seid?".

Als gebildeter Mensch, der zumindest teilweise im damals fortschrittlichen  Ägypten aufwuchs, kannte Jesus sicher die Schriften der alten  Griechen und natürlich die Psalmen im Tanach (Tenach), der hebräischen Bibel. Auch die Gleichnisse sind keine Erfindung Jesu. Schon Sokrates und Platon nutzten dieses rhetorische Mittel zur Erklärung und Veranschaulichung, zum Beispiel im Sonnengleichnis, Liniengleichnis und dem bekannten Höhlengleichnis. Aristoteles setzte die Tradition fort, was schließlich zu einer Rhetorik mit Gleichnissen und Parabeln führte. So gesehen verehre ich Jesus auf jeden Fall als einen großen Philosophen.

Viele Aussagen Jesu klingen auch ähnlich den buddhistischen Weisheiten. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass Jesus auch Siddhartha Gautamas, des Buddhas, Lehren kannte, der schon 500 Jahre vor Christus lebte. Vielleicht konnte er in Ägypten in der Bibliothek von Alexandria schmökern. Wann sie zerstört wurde, weiß man nicht und der junge Jesus taucht in der Bibel nur als Kleinkind und einmal mit zwölf Jahren auf. Bei der nächsten Erwähnung in Kapernaum (Kafarnaum) am  See Genezareth war er schon Ende Zwanzig. Auch Parallelen zwischen Jesus und Sokrates kann man finden. Das Wissen über die griechischen Philosophen war vor allem in Ägypten verbreitet, dort hat Jesus es kennengelernt, nicht in Israel. Und so wie Sokrates trotz provokanter aber eigentlich harmloser Fragen und Thesen zum Selbstmord mit dem Schierlingsbecher gezwungen wurde, hat man ihn gekreuzigt. Irgendwie waren sie beide tragische friedliche Freiheitskämpfer mit dem Wort.

Die Verklärung Christi von Raphael (Transfiguration)
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Die Dreieinigkeit und mit ihr die Gottwerdung Jesu sind wohl einer der empfindlichsten Ansatzpunkte für Kirchenkritiker, nicht nur Atheisten, sondern auch gläubige Christen und sogar studierte Theologen. Neben der Auffassung, Jesus sei als Sohn Gottes von vornherein göttlich (zumindest göttlicher als alle anderen Menschen), entstanden viele Bibelauslegungen darüber, wann und wo Jesus zum Gott wurde. Alle wirken auf mich mehr oder weniger legendenhaft. Höhepunkt der Gottwerdung ist schließlich die Himmelfahrt, über welche die kritischen Meinungen von bewusster Lüge über die Raumfahrt eines Außerirdischen bis zum religiösen Wahn reichen. Viele apokryphen Evangelien enden auch schon mit der Kreuzigung.

Oft wird als Ort und Zeitpunkt die Verklärung Jesu auf einem Berg genannt. Bei Lukas, Kapitel 9, Vers 29 heißt es, dass sich das Gesicht Jesu veränderte, während er betete, und dass sein Kleid weiß wurde und glänzte. In außerbiblischen Überlieferungen wird das Geschehen auf den Berg Tabor im heutigen  Israel verlegt.

Auch im indischen Hinduismus gibt es die Manifestation eines Gottes oder des göttlichen Prinzips Brahman in einem besonderen gottgeweihten Menschen, eine Inkarnation des Göttlichen, wie bei Jesus. Sie wird dort als Avatara bezeichnet, ein Wort, das in der virtuellen Welt der Computer, des Internets und der Spielfilme als Avatar wieder in aller Munde ist, eine Art Stellvertreter in einer anderen Welt.

Die Apotheose

Diese sogenannte Apotheose, also die Erhebung eines Menschen zu einem Gott, eine Art Metamorphose, inspirierte auch viele Maler. Nicht nur Jesus, sondern auch Maria, andere Heilige und sogar Kriegshelden wurden dargestellt, wie sie mit einem überirdischen Licht leuchten. Für Maler natürlich eine Herausforderung und eine gute Möglichkeit, eindrucksvolle Bilder zu schaffen. Am bekanntesten ist wohl das Gemälde von Raphael: Die Verklaerung Christi. Man nennt den Vorgang auch Transfiguration. Sobald etwas einen griffigen, gelehrt klingenden Namen hat, wirkt es schon viel glaubhafter, ja selbstverständlicher. So haben Theologen schon immer die Welt erklärt. Man braucht etwas nur einen wissenschaftlich klingenden Namen geben und schon wird es Teil einer selbstverständlichen Wirklichkeit. 

Jesus war kein Gott, aber ein großer  Philosoph in der Nachfolge der antiken Griechen. Verehrungswürdig ist er auch als Philanthrop, als bedingungsloser Menschenfreund. Was wir persönlich glauben, ob Kirchenmitglied oder nicht, bleibt in unserer freiheitlichen Welt uns selbst überlassen. Wir brauchen keine Angst mehr zu haben, dass uns ein Inquisitor einkerkert und auf dem Scheiterhaufen verbrennen lässt.

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