Physik, Geist und Gott?

Gibt es einen Gott?

Fangen wir beim Atheismus an, mit der Behauptung, es gäbe keinen Gott und kein Jenseits. Die Folge wäre, dass es ganz egal ist, was wir tun. Da mit dem Tod bei allen alles aus ist, ist es nicht mal von Belang, ob es uns in unserem Leben gut ging, oder ob wir gute oder schlechte Menschen waren! In hundert Jahren existiert die Welt ohne uns, genauso wie die Jahrmilliarden vor uns. Spätestens in tausend Jahren fragt keiner mehr nach uns und selbst die berühmtesten Persönlichkeiten sind in Jahrmillionen vergessen. Nach ein paar Milliarden Jahren wird die Sonne zum Roten Riesen und verschlingt selbst die letzten versteinerten Knochen von uns. Alles wäre dann einfach nur so da. Zufällig und ohne Sinn?

Ähnlich verhält es sich mit dem Nihilismus. Nehmen wir zum Beispiel die vielzitierte und vielleicht doch meist missverstandene Provokation von Friedrich Nietzsche, »Gott ist tot: Es existiert keine übergeordnete, ewige Instanz.«. Das kann leicht in der Feststellung gipfeln: »Das Leben hat keinen Sinn!« Ist das logisch oder wahrscheinlich?

Nach seiner Äußerung im Jahr 2010, dass »für die Entstehung des Universums kein Gott notwendig ist«, wird auch Stephen Hawking gerne in die Richtung nihilistischer Wahn gedrängt, was wohl grundfalsch ist. So einfach denkt er nicht, trotz, oder vielleicht gerade wegen seiner Krankheit. Vielmehr stürzen sich die modernen Medien auf solche Äußerungen und reißen sie aus ihrem Zusammenhang, was zu einer unzulässigen Verallgemeinerung führt, aber die Auflagen erhöht. Seine atheistisch interpretierten Veröffentlichungen richten sich meiner Meinung nach vor allem gegen eine Verballhornung des Gottesbegriffs als volkstümlicher Übervater auf Wolke 7. Natürlich wäre ein Universum mit Leben ohne einen Schöpfer oder eine geistige Welt möglich. Aber dann hätten wir kein Bewusstsein. Die Menschen wären seelenlose Zombies und könnten ihre Welt zwar sehen, aber nicht bewusst wahrnehmen. Die Wahrnehmung bedarf des Geistes, und der ist mit Physik (noch) nicht zu erfassen. Jeder von uns kann jedoch sein eigenes Bewusstsein wahrnehmen, was einem persönlichen Beweis zumindest sehr nahe kommt. 

Was überhaupt nicht erwähnt wird, ist, dass der Ausspruch, ein Gott sei nicht notwendig, ursprünglich garnicht von Hawking stammt. Schon im frühen 19. Jahrhundert, als der französische Astronom Pierre-Simon Laplace dem General Napoleon Bonaparte sein astronomisches Weltbild erklärte, und Napoleon fragte, wo darin Gott zu finden sei, soll Laplace gesagt haben: »Einer solchen Hypothese habe ich nicht bedurft!« Zweifellos eine zu extreme Folge der Aufklärung.

Warum muss es so etwas wie eine Geistwelt geben, die man evtl. auch Gott nennen kann?

Die Welt, und damit meine ich nicht nur unsere Erde, sondern den gesamten Kosmos und auch uns Lebewesen, ist ja ziemlich "aufwändig" beschaffen. Es gibt nicht nur die Materie, sondern vor allem auch die Naturgesetze. Und alles ist so eingerichtet, dass es nicht nur einfach so da ist, sondern dass es früher oder später so etwas wie Leben hervorbringt. Physiker nennen es die Feinabstimmung der Naturkonstanten, grundlegende Größen, die anscheinend im gesamten Kosmos gelten. Das ist nicht so selbstverständlich, wie wir es empfinden. Nehmen wir die Lichtgeschwindigkeit von 299 792 458 Meter/Sekunde, eine große Zahl und eine unvorstellbar hohe Geschwindigkeit. Im Gegensatz dazu zum Beispiel das Plancksche Wirkungsquantum, eine unvorstellbar kleine Zahl: 6,6 · 10 -34  (0,000000000000000000000000000000000662607) Js.

Auf diesen und weiteren Naturkonstanten baut das System der Natürlichen Einheiten auf, das eindeutig nicht menschengemacht und höchstwahrscheinlich nicht zufällig ist, im Gegensatz zum Kilogramm oder dem Meter, die Menschen festgelegt haben. Alle Natürlichen Einheiten und Naturgesetze wirken so zusammen, dass die Welt ist, wie sie ist. Wäre das Plancksche Wirkungsquantum nur an der 35. Stelle hinter dem Komma etwas anders, wäre unsere Welt und der geamte Kosmos überhaupt nicht möglich! Zufall? Wer hat diese Eigenschaften festgelegt? Und wozu? Für uns? Wozu der Aufwand? Ist die bloße Existenz einer solchen Welt schon ein Gottesbeweis?

Natürlich könnte ich jetzt sagen, da war so ein Gott, der hat sich gelangweilt, also hat er mal eben die Welt erschaffen, um zuzuschauen, was da alles so passiert. Durchaus möglich. Im Gegensatz dazu könnte ich sogar so weit gehen und behaupten, die Welt ist gar nicht da, das bilde ich mir nur ein, und wenn ich gestorben bin, hört die Welt auf zu existieren. Niemand könnte mir das Gegenteil beweisen. Und sollte ich mich für einen bestimmten Glauben entscheiden, zum Beispiel den christlichen, muss ich bedenken, dass ich damit behaupte, dass sich alle anders Glaubenden (Milliarden Menschen!) irren, wie vermessen! Selbst Nietzsche hat seine obige Aussage relativiert in »Gott ist eine viel zu extreme Hypothese!«.

Wir befinden uns in einer ähnlichen Lage wie Schrödingers Katze, wenn man das Gedankenexperiment des österreichischen Physikers Erwin Schrödinger von 1935 umdreht und vereinfacht:

In diesem Experiment, das eigentlich als Modell für die Quantenmechanik dient, befindet sich eine Katze in einem licht-, schall- und sonstwie dichten Raum ohne Luftzufuhr. Auch ohne die erdachten technischen Einrichtungen von Erwin Schrödinger stirbt sie früher oder später je nachdem ob sie sich bewegt oder schläft an Sauerstoffmangel. Sie kann aber auch schon durch den Schock des Einsperrens gestorben sein. Wir wissen es nicht. Natürlich ist sie objektiv zu einem bestimmten Zeitpunkt entweder tot oder lebendig. Versucht man dies jedoch festzustellen, muss man die Kiste öffnen, wodurch das Experiment beeinflusst wird. Entweder sie erholt sich durch die Sauerstoffzufuhr, oder sie stirbt vor lauter Schreck. In der Quantenmechanik wird nun behauptet, dass sich die Katze (das Elementarteilchen) in der Zeit bis zum Öffnen (bis zur Messung) in einem undefinierten Zustand zwischen Leben und Tod befindet, quasi in beiden Zuständen gleichzeitig. Erst zum Zeitpunkt der Messung "entscheidet" es sich für eine der beiden Möglichkeiten. Den Tierfreunden sei versichert, dass es keinen Sinn macht, das Experiment tatsächlich durchzuführen. Es ist eben nur ein Gedankenexperiment.

Zur Umkehrung muss man sich vorstellen, ein Mensch, z.B. ich, wäre in der dunklen Kiste und hätte keine andere Erinnerung, und ich hätte nie etwas anderes gesehen, gehört etc. Könnte ich mich fragen, ob es eine Welt "da draußen" gibt? Wenn sich bei mir in der Kiste eine kleine Kiste befände, könnte ich mir vielleicht vorstellen, dass es bei jeder Kiste ein Innen und Außen gibt. Da ich im Dunkeln nicht einmal mich selbst sehen kann, könnte ich mir trotzdem nicht vorstellen, dass da draußen ein anderer Mensch sitzt, der mit mir ein Experiment anstellt. Wäre es hell in der Kiste und wären vielleicht sogar mehrere Menschen darin, könnte ich mir schon vorstellen, dass "da draußen" auch andere Menschen sind. Die Vorstellungen bauen also immer auf Erfahrungen auf. Nun sitzen wir Schrödingers Menschen hier auf der Erde mit all unseren zivilisatorischen Errungenschaften und denken darüber nach, was sich außerhalb unserer Wahrnehmung befinden und abspielen könnte.

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