Physik, Geist und Gott?

Gedanken über Unvorstellbares


Können wir uns etwas vorstellen, das sich so ganz außerhalb unserer Erfahrungswelt befindet und ganz anders ist, als alles was wir schon einmal gesehen haben? Man kann einfach »nein« sagen, nicht darüber nachdenken, das Ganze als Spinnerei, Träumerei und Phantasoie abtun, aber die Antwort ist nicht so leicht, wie es auf den ersten Blick erscheint.

Natürlich kann man durch Verknüpfung von Informationen neue Informationen erschaffen. Lassen sie sich nicht überprüfen, muss man dies objektiv Theorie oder Hypothese, mathematisch Extarpolation nennen, nach Überprüfung würde man es als gesichertes Wissen ablegen. Aber schon der Streit, in wie weit man dieses Wissen nur als Mathematischen Beweis, Empirischen Beweis, Regressiven Beweis, Induktiven Beweis oder Schwachen Beweis als gesichert ansehen soll, zeigt, wie schwierig die Abgrenzung ist. Und der Streit, wie weit die Erfahrungen der empirischen Wissenschaften Wahrheiten vermitteln können, ist Jahrtausende alt. Im Grunde kann nur die Mathematik echte Beweise liefern, rein durch Erfahrungen erlangtes Wissen ist eigentlich kein Beweis im engeren Sinn so oft man die Erfahrungen auch bestätigt findet. Die Beobachtungen der Physik liefern uns also keine Wahrheiten. Der Philosoph Ludwig Wittgenstein hat sich in seiner Logisch-philosophischen Abhandlung (Tractatus logico-philosophicus) ausführlich damit befasst, in wie weit wir Wahrheiten überhaupt erkennen können.

Platon's Höhlengleichnis

Von der Wirklichkeit sehen wir wohl nur verschwommene Schatten, die wir für die Wirklichkeit halten, wie die Menschen in Platon's Höhlengleichnis, das dieser schon über 3 Jahrhunderte vor Christus aufschrieb. In seiner Schriftenreihe Politeia lässt er es von seinem Lehrer  Sokrates erzählen. Damals glaubte man allerdings noch, dass man auf dem philosophischen Weg aus der Höhle der eingeschränkten sinnlichen Wahrnehmung der materiellen Welt zur Erkenntnis der geistigen Welt gelangen könnte. Diese Hoffnung haben wir heute wohl größtenteils aufgegeben, zumindest die Realisten. Wirklich verstehen werden wir die geistige Welt, und damit vielleicht Gott, auch mit zukünftigen modernsten Methoden wohl nie. Im Gegenteil: Je weiter wir ins Allerkleinste vordringen, um so komplizierter und unanschaulicher werden die Verhältnisse. Wirklich verstehen kann das niemand mehr. Beim CERN in Genf entstehen letztlich nur noch mathematische Konstrukte und jede Entdeckung macht sie noch komplizierter. Würde die Entwicklung einer Lösung zustreben, müssten sich die Formeln vereinfachen. Geniale Lösungen sind eigentlich immer einfach.

In der Literatur des 20. Jahrhunderts kommt mir dazu das Gedicht Der Panther von Rainer Maria Rilke in den Sinn, in dem er um 1903 eine Wildkatze in einem Käfig der Menagerie im Pariser Jardin des Plantes beschreibt, der wahrscheinlich in seinem Leben noch nichts anderes gesehen hat als Gitterstäbe eines Käfigs und dahinter einen ganz kleinen unerreichbaren Teil der Welt mit ein paar vorübergehenden Menschen:
Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe
so müd geworden, daß er nichts mehr hält.
Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
und hinter tausend Stäben keine Welt.
Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,
der sich im allerkleinsten Kreise dreht,
ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,
in der betäubt ein großer Wille steht.
Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille
sich lautlos auf – Dann geht ein Bild hinein,
geht durch der Glieder angespannte Stille –
und hört im Herzen auf zu sein.


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